Num. 918.
Wienerisches Diarium,
Enthaltend alles das jenige / was von Tag zu Tag sowol
in dieser Residenz=Stadt Wien Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtiglich allda eingeloffen
samt einem Anhang / jedermaliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per posta, allhier
Ankommenden; Zweytens aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern;
Drittens aller Verehlichter / und Vierdtens aller verstorbenen
Personen.
Mit Jhrer Römisch=Kaiserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio.
Zufinden im rothen Ygel.
Wien / vom 18. biß 20. Maj / Anno 1712.
MJttwoch / den 18. Maj. Nachdeme bei Jhro Röm. Kaiserl. auch
in Germanien / zu Hispanien / Hungarn und Böheim Königl.
Majestät / Erz=Herzogen zu Oesterreich / beede verwittibte Kaiserliche
Majestäten / und Dero Durchleuchtigste Erz=Herzoginnen / Sich auf das
Zartlichste beurlaubet; als haben Heute Morgens / um halber 9. Uhr / al=
lerhöchstgedachte Kaiserl. Majest. Dero Reis nacher Presburg zu dem
alldasigen Land=Tag / und instehender Königl. Hungarischen Krönung /
mit einem stattlichen Gefolg / unter dem mächtigsten Schuz des Aller=
höchsten / von hier angetretten.
Dito ist der Röm. Kaiserl. Maj. Kammerer / Hof=Kriegs=Raht /
General=Feld=Marschall=Lieutenant / und Commendant der Vestung
Spielberg / ob Brün / Titl. Hr. Graf von Welzeck / dahin von hier ab=
gangen; so hatte auch / nebst vielen anderen Cavallieren / und Vorneh=
men Personen / Herr Christoph Franz / Baron Ura⟨govich⟩, und Herr
Johann von Anto⟨s⟩chich, Supremus Tricesimator in Croatia, die Reis
nacher Presburg fortgesetzt; wie dan ingleichem der Herr General /
Baron von Erlach / von hier nach dem Reich wieder abgereyset.
Eodem, nachdeme Jhre Röm. Kaiserlich=und Königliche Majest.
Dero würklichen Ober=Amts=Raht im Herzogthum / Ober=und Nie=
der=Schlesien / wie auch weiland deren in GOtt höchst seeligst abgelebten
Kaiserlichen Majestäten / Leopold / und Joseph des Ersten / nachgelas=
senen Kammerern / Titl. Herrn Franz Wilhelm / Grafen Praschma /
Freihern von Bylkau / Erb=Herrn der freien Herrschaft Friedek / in
Ansehung dessen aus einem uralt Adelich=und Gräflichen Geschlecht
bekäntlicher Herstammung / nicht weniger seiner zu dem Durchleuchtig=
sten Erz=Haus Oesterreich rühmlichst tragend=allerunterthänigster
De-
votion, ihme beiwohnend=ungemeinen Eigenschaften / und zu allerhöch=
stem Kaiserlichen Wolgefallen gereichender Aufführung / auch bereits
Deroselben glorwürdigsten Herren Vorfahrern so wol in der Kammer / als
bei dem Königlichen Ober=Amt geleisteter treu=eifrigst / und ersprießli=
cher Diensten / und dahero zu ihme tragend allergnädigster Zuneigung /
die / durch Absterben des Titl. Hn. Johann Ludwig / Graffen von Nostiz /
deren vor=höchst=gedachten abgelebten beeden Kaiserl. Majestäten würk=
lich=geheimen Raths / und Kammerern / wie auch Lands=Hauptmann
des Erb=Fürstentums Wohlau / erledigte Lands=Hauptmans=Stelle /
allermildest verliehen; als ist solcher zu der allerunterthänigsten Danksa=
gungs=Audienz / und dem Kaiserlichen Hand=Kuß gelassen: ihme auch
das gewönliche Decret zugestellet worden; und stehet selbiger in Bereit=
schaft / nach abgelegter dißfälliger Eids=Pflicht / sich von hier zu bege=
ben / um von dieser hohen Ehren=Stelle den Besiz zu nehmen.
Donnerstag / den 19. May. Heut wurde in der Kirchen des Kaiser=
lichen Stifts und Jungfrauen Klosters / St. Clara Ordens / bei St. Ni=
clas / des Titl. Herr Johann David von Palm / Kaiserl. Hof=Kammer=
Raths / und der Titl. Frauen Anna Maria / gebohrener Mundentzin / jün=
gere Fraüle Tochter / Maria Antonia / nachdem selbe von Jhro Hoch=
fürstlichen Gnaden / Titl. Frauen / Frauen Elisabetha / einer gebohrnen=und
verwittibten Fürstin zu Liechtenstein / zu Troppau und Jägerndorf Her=
zogin / in dero Wohnung auf das köstlichst geschmuket / sodan in einem
mit 6. Pferden bespanten Wagen / in Begleitung des Titl. Herrn Joseph /
Graffen von Martiniz ꝛc. und Ttl. Herrn Franz / Graffen von Salm ꝛc.
als Geistlichen Herrn Braut=Führern / zu Pferd reitenden / wie auch der
Titl. Fraülen Märia Theresia / Gräffin von Wahl / als Kranzl=Fraülen /
zu besagter Kirchen geführet worden / von A R P. Emeric Pfendner Ord.
Franc. Provincial. so den Gottes=Dienst / unter einer fürtreflichen Music /
gehalten / mit gewönlichen Ceremonien eingekleidet, welchem GOttes=
Dienst und Einkleidung Jhre Majestät / die Verwittibt=Römische Kaise=
rin / wie auch zu Hungarn und Böheim Königin / Eleonora Magdalena
Theresia ꝛc. nebst Dero Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / mit dem ge=
wönlichen Gefolg dero Hofstatt / nicht allein beigewohnet / sondern auch
allda zu Mittag und Abend gespeisset / so dan wieder nach Dero Kaiser=
lichen Burk zurukgekehret.
Dito ist Titl. Herr Sigmund Franz / Graf von Wagensperg ꝛc. Ob=
rister Erb=Marschall in Karnten / Weil. beeder Kaiserl. Majestäten / Leo=
pold / und Joseph des Ersten / Glorwürdigster Gedächtnus / hinterlasse=
ner / wie auch Jhrer Majestät / der Verwittibten Kaiserin / Eleonora Mag=
dalena Theresia / würklicher Kammerer / dan Titl. Herr Johann Adolph /
Graf von Metsch / Jhrer Weiland Kaiserl. Majestät / Joseph des Ersten /
hinterlassener Kammerer / und Jhro Regierenden Kaiserl. Majestät
Reichs=Hof=Rath / auch Jhrer Majestät der Verwittibten Kaiserin / Wil=
helmina Ama⟨l⟩ia / Obrist=Silber Kammerer / von Jhro Kaiserl. Majest.
von ⟨Wolfs⟩=Thal dahier zuruk kommen; als zu Welcher von den höchst=
gedachten beeden Verwittibten Kaiserl. Majestäten mit einigen Kaiserl.
Hand=Schreiben Dieselbe abgeschiket gewesen; Hingegen ware der
Päbstl. Hr. Nuntius, und Venetianis. Herr Bottschafter / Herr Reichs=Vice-
Kanzler / Graf von Schönborn / und Hr. Marches Romero samt vielen an=
dern vornehmen Stands=Personen / von hier auf der Post nach Presburg
abgefahren.
Freitag / den 20. Mai. Heüt ware der Kaiserl. Hauptman von
dem Löbl. Zumjungischen Regiment / Hr. Baron d'Albon, wieder von
hier nacher Jtalien zurukgekehret; so waren auch Heüte mehrmalen ver=
schiedene hohe Stands=Personen / von hier nacher Presburg abgangen;
von dannen die höchst angenehme Nachricht eingelauffen / daß Jhre Kais.
und Königl. Maj. allda gestern glüklich angelanget / und Dero prächtig=
sten Einzug / bei Zuschauung einer fast unbeschreiblichen Menge Volks /
wie hierbei zusehen / unter dreimaliger Lösung derer Stuken / gehalten.
Sonsten ware auch mit Brieffen / unterm 5. dieses / aus Flandern /
von der Alliirten Armee / der Bericht eingelanget; daß die Franzosen /
wegen der jüngsten Unternehmung einiger Alliirten Truppen an der
Scheld / sich allerhand Gedanken machten; förchtende / daß solche /
bei Anlangung derer noch erwartenden Kaiserl. Truppen / ein böse Fol=
ge F⟨ranzösi⟩scher Seiten nach sich ziehen mögte; als dazu Jhre Durchl.
Prinz Eugenius, so sich noch zu Dornik befinden / grosse Anstalten ver=
fügen sollen.
Aus Polen / von dem 1. Mai. Daß der Königl. Polnische Feld=
Marschall und Kron=Zeüg=Maister / Herr Graf von Flemming / von
Warschau nach Dresden zuruk gangen; aldahin der Kron=Marschall
Bielinski nachstens zufolgen gedenke; Sonsten wäre über Kamminiek
Nachricht eingelauffen; daß der Woiwoda Kiowski von der Ortoman=
nischen Pforten abermalen scharffen Befehl erhalten / alle Feindseeligkei=
ten gegen der Republic Polen einzustellen; widrigen Fals derselbe des
Schuz von gedachter Pforten verlustig seyn solle.
Aus Neapel / vom 26. April. Daß die Tripoliner 2. Fahr=Zeug er=
beutet; deren eines bei Ottranto, zu Batiselo, durch Ungewitter / ans
Land getriben / von daselbstigen Leuten wieder angehalten / und die von
denen Räuberen zur Sicherheit darein gesezte 14. Turken und 6. Abgefal=
lene in Verwahr gesetzet worden.
Aus Rom /vom 30. April. Daß der Hr. Cardinal Albani zum erstenmal
die Erledigung der Kirch von Teropoli für den Hn. Weih=Bischofen
von Weis=Reüssen in der Ulmaischen Diocœs, wie auch die Kirch von
Warmien vorgetragen.
Aus Livorno / von dem 29. April. Daß der ohne Beut eingelangte
See=Ländische Kapper / die Perl genannt / abermalen sich fertig mache /
mit zweyen anderen / die Freiheit und Einträchtigkeit benamset / ins Meer
auszulauffen.
Aus Genua / von dem 30. April. Daß die Kundschafften bestättig=
ten / was grossen Schaden die Französische Handelschafften durch die En=
gel=und Holländische Kappers und andere Schiffe erlitten; jedoch wäre
der Preiß des Getraids sehr gefallen; weilen Frankreich das Verbot /
keine Früchten aus Languedoc nacher Provenz zuverführen / aufgehoben.
Aus Venedig / vom 7. Maj. Daß man allhiesiger Orten das aus dem
platten Land beruffene Regiment zu Fuß / Rossi genannt / an dem Meer=
Gestatt besichtigen lassen. Ubrigens erhielte man durch unser einge=
lauffenes Kriegs=Schif / der Sieg benamset / die Nachricht / daß unser
Schif=Almirant fleissig durch den Golfo kreuze / wie dan auch ein an=
deres Fahr=Zeug bestättigte / daß der Capitan Capello die Dulcignoti=
sche Raub=Galeotta zu Grund geschossen hätte.
Aus Spanien / von dem 20. April. Daß man zu Madrit / den 17.
dieses / des vor einem Jahr gestorbenen Dauphins, Vattern des Herzo=
gen von Anjou, Jahr=Tag gehalten; von gedachtem Madrit wären /
auf lezten Befehl / alle Officierer / theils nacher Catalonien / und theils
nacher Estremadura abgangen; alldahin noch 4. Regimenter zu Pferd /
so aus gemeldtem/ Catalonien kommen / auch aufgebrochen / um dadurch
den Marquis de Bay in Stand zu setzen / etwas Hauptsächliches gegen die
Portugesen auszuführen.
Aus Gros=Britannien / vom 3. May. Daß Jhre Gros=Britannis.
Majestät den Befehl ergehen lassen / daß alle Dero gefangene Officierer /
so auf Parol aus Frankreich nach Londen kommen / von dar unverzüg=
lich zurukkehren müssen; obschon man versichern wolle / daß die Aus=
wechslung derer beederseits Gefangenen seine Richtigkeit haben / und
deswegen der Herr General Stanhoppe nächstens erwartet werden solle;
indessen stehe der Admiral Walker / so mit seiner Squadra den Duc d'Or-
mond nach Holland begleitet; seegelfertig / um nach Spithead abzugehen.
Aus Holland / von dem 10. Mai. Daß von Utracht verschiedene
Alliirte Gevollmächtigte in dem Haag wieder zuruk⟨komm⟩en / mit dem
Vorhaben solang daselbsten zuverweilen; bis die Französis. Gevollmäch=
tigte den Tag benennet / wan sie eigentlich ihre schriftliche Antwort den
Alliirten aushändigen werden.
Aus Flandern / von dem 9. Maj. Daß von Ostende verlauten
wolle / wie nemlichen allda verschiedene Engelländische Schiffe ange=
kommen / und von dar wieder abgeseeglet; zwey Holländische Schiffe
aber hätten das Unglük zwar gehabt / von Französischen Kappern auf=
gefangen zuwerden; allein dieselbe wären / samt den Kappern / zu
Ostende wieder glüklich eingebracht worden.
Aus Brabant / von dem 10. Maj. Daß die jüngstgedachte Kai=
serl. Regimenter von Brüssel / alda ein Bayrischer Currier nach Namur
passiret / wieder nach Flandern aufgebrochen; so seye auch der Gros=
Brittannische General / Duc d'Ormond, von Gent / nachdem er in da=
siges Schlos 600. Engelländer verleget / ferners nach der Armee abgan=
gen; bei welcher nächstens die Engelländische Truppen auch einruken
sollen.
Von dem Nieder=Rheinstrom / vom 12. Maj. Daß nunmehro
dasiger Orten / wegen des nach den Niederlanden bestimten Marsch de=
rer Kaiserl. Regimenter / beginne ruhiger zuwerden; indeme gedachte
Regimenter schon fast alle die Maes erreichet / und nunmehro zum Theil
in Flandern und Brabant angelanget.
Von dem Ober=Rheinstrom / vom 14. Maj. Daß Jhre Durch=
leucht der Regierende Herr Herzog zu Würtemberg / den Befehl ergehen
lassen daß / nebst Dero Gardi zu Pferd / und Grenadierer / alle Schwäb=
und Fränkische Kreyß=Regimenter in dem Lager bei Ettlingen den 12.
Dieses sich versamlen / und allda die Kaiserlich=und andere Truppen er=
warten sollen.
Aus der Schweitz / von dem 12. Maj. Daß / zufolg Pariser=
Brieffen / die jüngst gedachte Verzicht des Herzogen von Anjou auf
Frankreich / zu Dienst des Duc de Berry, fals der junge Dauphin bald
sterben werde / an dem Französischen Hof schon aus Madrit angelan=
get / um dadurch die Allirte desto besser herumzuführen. Jnzwischen
wären zu Pariß von dem Villars aus Flandern schon Klagen über die
Alliirte angekommen; weilen selbe bereits einige vortheihafte Posten
über der Schelde besetzet.
Ankunft derer Hoh=und Niedern Stands=Personen.
Den 18. Maj / 1712.
- Roten Thurn. Herr Graf Wenzl von Alt=
han / komt von Brün / log. in der obern
Beckerstrassen / im Fünfkircherischen
Hauß. - Kärntner=Thor. Herr Melon / Parmischer
Currier / komt von Presburg / logirt im
Krapfischen Hauß. - Herr Baron Hornstein / Haupt=Mann / vom
Virmondischen Regiment / komt aus
Siebenbürgen / log. im goldnen Ochsen.
Den 19. Dito.
- Herr Graf von Wagensperg / und Herr
- Graf von Me⟨rsch⟩ / kommen von Wolfs=
thal / gehen gleich nach Hof. - Herr Lentulus / H⟨aup⟩t=Mann / vom Bai=
reutischen Regiment / komt von Fünfkir=
chen / log. im Gudenischen Hauß. - Ein Currier / komt von Czakaturn / log. im
Post=Amt.
Den 20 Dito.
- Herr Graf Bruay / komt von Presburg / log.
auf der Meelgruben. - Roten=Thurn. Herr Graf Reversari / kom⟨t⟩
von Neapel / log. beim Herrn Labrun.
Lista derer Verehelichten / in=und vor der Stadt.
Den 11. April / 1712.
- Herr Mathias Nast / mit Jungfrau Maria
Elisabeth Reschbacherin. - Johann Oßler / Schuster / mit Ursula Weis=
sin. - Andre Reuman / mit Catharina Schar=
nerin - Michael Hirschenhuber / mit Catharina
Winklerin. - Herr Joseph Anton Appel / mit Jungfrau
Maria Eva Gangin. - Wolang Huber / mit Regina Hochhau=
serin. - Philipp Aigner / mit Maria Eleonora He=
benreichin. - Johann Georg Düringer / mit Anna Bar=
bara Nepp⟨erin⟩. - Johann Friderich Temel / Schneider / mit
Maria Renata Elisabeth Peringerin. - Joseph Po⟨prt⟩ / Schneider / mit Elisabeth
Schwarzin. - Ch⟨r⟩istoph Renner / mit Rosina Jllingerin.
- Niclas Ferdinand Lambl / mit Barbara
Sagmeisterin.
Den 12. Dito.
- Titl. Herr Carl Joseph von Ru〈…〉nerskirchen /
mit Titl. Frl. Maria Elisabetha von
Waltering. - Herr Andre Grafenhuber / Wittiber / mit
Jungfrau Maria Kochnerin. - Stephan Böhm / mit Theresia Beüerin.
- Johann Rieß / mit Maria Elisab. Siessin.
- Rubolph Schiermann / mit Maria Anna
Mitzin. - Johann Dostal / mit Catharina Hromo=
wazkin. - Herr Albin Schannberger / mit Frauen
Anna Maria Hofhauserin / Wittib. - Johann Wolfgang Baur / mit Anna Mar=
tha Fischknechtin.
Den 13. Dito.
- Michael Heben⟨streitt⟩ / mit Barbara Poppin.
Den 14. Dito.
- Mathias Damisch / mit Anna Börmin.
Den 17. Dito.
- Herr Caspar Tenzl / mit Jungfrau Anna
Elisabeth Luckin. - Mathias Moser mit Susanna Bichlerin.
Lista derer Getauften / in / und vor der Stadt.
Den 23. April / 1712.
- Dem Herrn Joseph Anton Thalhammer /
und Maria Margareth Victoria seiner
Haußfr. ihr T. Maria Anna Ursula. - Dem Simon Eger / und Maria sein Ehew.
ihr T. Maria Catharina. - Dem Jacob Freier / und Anna Rosina sein.
Ehew. ihr S. Johann Georg. - Dem Johann Michael Klein / und Ursula
sein. Ehew. ihr S. Johann Franz. - Dem Franz Bierthaler / und Ursula sein.
Ehew. ihr T. Ursula Catharina. - Dem Mathias Radinger / und Anna Justi=
na sein. Ehew. ihr S. Georg Wolfgang. - Ein armes Kind / Georg Franz.
Den 24. Dito.
- Dem Thomas Remel / und Elisabeth sein.
Ehew. ihr T. Maria Regina. - Dem Michael Lorenz / und Dorothea sein.
Ehew. ihr S. Anton Joseph. - Dem Johann Georg Cent / und Rosalia
sein. Ehew. ihr T. Anna Claudia. - Dem Georg Pößl / und Ursula sein. Ehew.
ihr T. Anna Maria. - Dem Niclas Raubert / und Regina sein.
Ehew. ihr S. Johann Georg Matthæus. - Dem Georg Pfeiffer / und Elizabeth Cæci=
lia sein. Ehew. ihr T. Maria Barbara
Cæcilia. - Dem Johann Christoph. Keill / und Cathari=
na sein. Ehew. ihr S. Franz Carl. - Dem Philipp Greill und Ursula sein. Ehew.
ihr S. Niclas Georg Michael.
Den 25. Dito.
- Dem Titl Herrn, Herrn F⟨r⟩anz Anton / Gra=
fen von Liechtenstein / ꝛc. und sein. Fr.
Gemalin / T⟨i⟩tl. Frauen / Frauen Maria
Anna/ gebohrne Gräfin von Halleweil /
wurde ein ⟨Fi⟩le. Tochter getauft / und die=
ser die Namen Maria Carolina Anna
- Theresia gegeben; die Paten waren ar=
me Leute. - Dem Herrn Paul Joseph Buchmasser / und
Maria Susanna sein. Ehefrau / ihr T.
Maria Cæcilia Catharina. - Dem Johann Georg Wilfinger / und Anna
Rosina sein. Ehew. ihr T. Anna Maria. - Dem Andre Gotthard. Federl / und Maria
sein. Ehew. ihr T. Margareth Charlotta
Francisca. - Dem Johann Piegler / und Christina sein.
Ehew ihr S. Lorenz. - Dem Leopold Memmer / und Maria Fran=
cisca sein. Ehew. ihr T. Maria Barbara. - Dem Joseph Riedt / und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Maria Anaa. - Dem Johann Michael Käpel / und Christi=
na sein. Ehew. ihr S. Johann Georg
Gregori. - Dem Anton Millmeyer / und Salome sein.
Ehew. ihr S. Andre Jacob.
Den 26. Dito.
- Dem Johann Führer / und Barbara sein.
Ehew. ihr S. Johann Michael. - Dem Adam Assenbaum / uud Anna Eva
sein. Ehew. ihr T. Maria Catharina. - Dem Johann Thomas Reiter / und Fran=
cisca sein. Ehew. ihr T. Maria Juliana
Sabina. - Dem Johann Georg Glöckenstein / und
Maria sein. Ehew. ihr T. Anna Maria
Agatha. - Dem Anton Obeneck / und Eva sein. Ehew.
ihr T. Maria Eva. - Dem Johann Peter Krauker/ und Anna
Catharina sein. Ehew. ihr S. Franz Pe=
ter Christian. - Dem Johann Jacob Widmann / und Anna
Sophia sein. Ehew. ihr T. Maria Re=
gina.
Lista aller Verstorbenen / in=und vor der Stadt.
Den 18. Maj / 1712. starb.
- Titl. Herr Johann Franz He〈…〉gl / Hochfl. Aich=
stä⟨tti⟩scher Hof=und Regirungs=Rath /
auf der Mee⟨l⟩gruben / alt 35. Jahr.
- Dem Franz Wendt / Maler / im Beneficiats=
Hauß in der Riemmerstrassen / sein Kind
Anna / alt 6. viertel Jahr.
- Gottfrid Pischel / Handels=Diener / bei
der Heil. Dreifaltigkeit / am alten Kien=
markt / alt 26. Jahr. - Dem Peter Schwader / Arsenal=Wachter /
im Brasicanischen Hauß / in der Herren=
gassen / sein Kind Elisabeth / alt 7. viertl
Jahr. - Dem Franz Reichard / Verwalter / in der
Josephstadt / sein Kind Anna / alt 15.
Tag. - Hannß Fischer / Zimmergsell / am Lerchen=
feld / alt 40. Jahr. - Dem Hannß Pigler / Kutscher / in der Jo=
sephstadt / sein Kind Lorenz / alt 3. Wo=
chen. - Dem Mathias Baur / Tagwerker / in der
Leopoldstadt / sein Kind Lorenz / alt 14.
Tag. - Hannß Weidenberger / armer Mann / in
der Hungargassen / alt 80. Jahr. - Georg Pix / alt 24. Jahr / und Caspar
Baumann / alt 2⟨9⟩. Jahr; beede in der
Leopoldstadt. - Johann Rieder alt 75. Jahr / und Andre
Kramper / alt 22. Jahr; beede im Kran=
ken=Hauß. - Philipp N. zu St. Marx / alt 37. Jahr.
Den 19. Dito.
- Jordan Harting / im Burger=Spital / alt
68. Jahr. - Dem Rochus Eidlsperger / Burgerl. Fleisch=
hacker / auf der Landstrassen / sein Kind
Rosina / alt 18. Wochen. - Dem Joseph Baumaister / Bildhauer / ausser
Maria=Hülf / sein Kind Susanna/ alt 3.
viertl Jahr. - Der Anna Widmannin / Wittib / in der Al=
stergassen / ihr Kind Anton / alt 4. Wo=
chen. - Michael Dilbacher / Schumacher / welcher
den 16. dises gestochen worden / und vor=
gestern bei St. Ulrich drauf gestorben /
ist allda vom Kaiserl. Stadt=Gericht be=
schaut / alt 42. Jahr.
- Dem Michael Drossesdorfer / Tagwerker /
am Lichtenthal / sein Kind Anna / alt 4.
Jahr. - Dem Georg Rostner / Tagwerker / am Reu=
bau / sein Kind Theresia / alt 5. Jahr. - Dem Mathias Lechner / Tagwerker / am
Liechtenthal / sein Weib Maria / alt 34.
Jahr. - Dem Barthlme Beck / Tagwerker / in der
Alstergassen / sein Kind Alexander / alt 5.
Jahr. - Valentin Schilling / alt 50. Jahr / und
Georg Riros / alt 22. Jahr; beede
im Kranken=Hauß.
Den 20. Dito.
- Carl Grienthaler / gewest. Verwalter / beim
guldnen Brunn / am Kolmarkt / alt 44.
Jahr. - Dem Mathias Lechner / Haußmaister / im
Volandischen Hauß / in der Kärntnerstras=
sen / sein Weib Susanna / alt 78. Jahr. - R. D. Jacob Halßga / alt 45. Jahr / und
Niclas Schrutz / alt 46. Jahr; beede in
der Leopoldstadt. - Dem Georg Wolfsmüllner / Hofbefr. Schu=
macher / in der Rosau / sein Kind Mathi=
as alt drithalb Jahr. - Dem Andre Maier / Kaiserl. Reitknecht /
auf der Wyden / sein Kind Franz / alt 9.
Wochen. - Carl Fritsch / Schneidergesell / welcher den
16. dieses in der Leopoldstadt gestochen
worden / und Vorgestern darauf gestor=
ben / ist alda vom Kaiserl. Stadt=Gericht
beschaut / alt 26. Jahr. - Dem Mathias Fux / Laggei / in der Alster=
gassen / sein Kind Jacob / alt 2. Monat. - Dem Gregori Peffering / Stöcklschneider
bei St. Ulrich / sein Kind Johann / alt 1.
Jahr. - Leonhard Bolzer / armer Waiß / am Spitl=
berg / alt 5. Jahr. - Georg Sebald / im Kranken=Hauß / alt 40.
Jahr.
Beschreibung
Des
Prächtigsten Einzugs /
Welchen
Jhre Röm. Kaiserl. und Königl.
Majestät /
Carl der Sechste /
Jn dero freyen Königl. Hungarischen Reichs=
Stadt Presburg / den 19. Mai / 1712.
Unter Lösung derer Stuken / und Laütung derer Gloken / wie
auch im Gewehr stehenden Burgerschaft / und Miliz / bei Zuschauung
einer ungemeinen Menge des frolokenden Volks / gehalten.
NAchdeme bei Jhro Röm. Kaiserl. auch in Germanien / zu Hispanien / Hungarn und
Böheim Königl. Majestät die beede verwittibte Kaiserliche Majestäten / nebst Dero
Durchleuchtigsten Erz=Herzoginnen / Sich auf das Zartlichste beurlaubet / und Dero=
selben nicht allein zu Dero antrettenden Reiß / sondern auch instehenden Königlich=
Hungarischen Krönung Glük gewünschet; Als waren /
Den 18. Mai / Morgens / um halber 9. Uhr / Allerhöchstgedachte Kaiserlich=und
Königliche Majestät / im Gefolg Dero noch übrigen Hofstatt / massen der meiste Theil
schon voraus abgangen / und Begleitung Dero Hartschieren / nach dero Königl. Hun=
garisch=freyen Reichs=Stadt Presburg in einem kostbaren Wagen / darinnen unten
an / gegen Jhro Kaiserl. Majest. dero Obrist=Stall=Maister / Titl. Herr Graf Phi=
lipp Sigmund von Dietrichstein ⁊c. gesessen / unter dem Schuz des Allerhöchsten / von
Wien abgefahren;
Sodan hatten Jhre Kaiserl. und Königl. Majestät in dem Markt Fischa / allda zu
Dero Bedekung etliche hundert Mann vom Rabutinischen Dragoner=Regiment angekom=
men / das Mittagmahl eingenommen / das Nacht=Lager aber in dem schönen dem Herrn
Ni. Oe. Land=Marschallen / Graffen von Abensberg und Traun / gehörigem Schloß / Pe=
tronell / bezogen / darauf des andern Tags / als
Den 19. Dito / des Morgens / ferners nacher Wolfsthal fortgeruket / und allda
zu Mittag gespeiset; wehrenden dessen der Herr Erz=Bischof von Colocza / Graf Czacki /
mit denen noch übrigen Hungarischen Herren Abgeordneten auß den samtlichen vier
Ständen / sich eingefunden / und Jhro Kaiserlich=und Königlichen Majestät / bei einer
allergnädigsten Audienz / mittels einer fürtreflich=Lateinischen Anrede / im Namen aller
versamlenden Hungarischen Ständen / wegen Dero Kaiserl. und Königl. Annäherung /
die Bewillkomm=und Glükwünschung allerunterthänigst abgestattet / demnächst / auf
erhaltene allergnädigste Kaiserl. und Königl. Antwort / auch allergnädigst=gestattete
Kaiserl. und Königl. Hand=Kuß / sich zuruk begeben / und denen an den Hungarischen
Gränzen / unweit deß Brükels / verharrend=übrigen Hungarischen Ständen / welche
bis daher entgegen kommen / die baldiste Anlangung Jhrer Kaiserl. und Königl. Maje=
stät kundgemacht.
Kurz hierauf / gegen 1. Uhr / langten Jhre Kaiserlich=und Königliche Majestät Selb=
sten auf den Hungarischen Gränzen an; Dero bis an den Kaiserlichen Leib=Wagen Jhre
Durchleucht. Eminenz, der Herr Cardinal von Sachsenzeizs / Erz=Bischof zu Gran / und
des Königreichs Hungarn Primas, wie auch der Hungarische Palatinus, Titl. Herr
Paul / Fürst. Esterhasy von Galantha / mit den übrigen Herren Prælaten / Magnaten /
Ständen und Orden / so in hochansehnlicher Menge allda gewesen / sich genähret /
und Jhre Kaiserlich=und Königliche Majestät bis in das für Selbe aufgeschlagene
grosse Gezelt / unweit dessen das Kais. Rabutin. Dragoner=Regiment gestanden / begleitet
hatten; wie nun Jhre Kaiserlich=und Königlich. Majestät in Dero Zelt getretten / in wel=
chem für Dieselbe ein Sammeter Sessel gestanden / bewillkommeten Selbige Jhre Durch=
leucht. Eminenz, Namens derer sammentlichen Hungarischen Reichs=Ständen / mit ei=
ner stattlich=verfasten kurzen Rede; welche ebenfals Jhre Kaiserlich=und Königliche Maj.
kürzlich gnädigst beantworteten / und Dero gegen dieses Königreich högende vätterliche
Sorgfalt / Gnaden und Hulden mildreichst zuvernehnen gaben / ferners den samtlichen
Ständen des Kaiserl. und Königlichen Hand=Kuß gnädigst gestatteten.
Diesemnach waren Jhre Kaiserl. und Königl. Majestät wieder aus dem Zelt getretten /
und zu Pferd gesessen / um die Reiß ferners fortzusetzen; darauf zum erstenmal das Salve
gegeben / auch aus dem Schlos zu Presburg so wol / als von der Stadt die Stuk losge=
brennet / ingleichem mit allen Gloken zu laüten angefangen worden; Jhre Durchleucht.
Eminenz, der Herr Cardinal von Sachsenzeizs / aber fuhren / samt dem Herrn Erz=Bi=
schoffen von Colocza / in Begleitung 20. meistens mit 6. und 4. Pferden bespannten Wä=
gen / darinnen die Herren Bischöffe / Prælaten und Pröbsten sich befunden / voraus
nachdem Schloß / um allda mit dem Pluvial und Jnful Jhre Kaiserl. und Königl. Ma=
jestät zuerwarten; und waren übrigens Jhre Durchl. Eminenz in einem rothen kostba=
ren Langen Belz / und dergleichen Belz=Mützen / der Herr Erz=Bischof von Colocza aber in
einem blausammeten Belz / auch mit solcher Belz=Mützen / die übrige Herren Bischöffe /
Prælaten und Pröbsten aber theils mit blauen / theils mit schwarzen Belzen / auch
Mantlen gefahren;
Der Kaiserl. Einzug beschahe hierauf in folgender Ordnung zu Pferd.
- 1. Der Herr Ober=Hof=Ouartier=Maister.
- 2. Vier Kaiserliche Einspännier.
- 3. Aller vornehmen Ministern und Caval=
lieren / von Teutschen und Hungarn /
Stallmaister / Aufwarter / und andere
Officierer / samt denen Bages, zu Pferd. - 4. Die Kaiserliche Sattel=Knecht / und Un=
ter=Bereüter. - 5. Zwölf Kaiserliche Trompetter / mit dem
Heer=Paucker. - 6. Die Hungarische Stände / Hof=Cavalliers
und Kammer=Herren / untereinander. - 7. Der N. O. Land=Marschall / Herr Graf
von Abendsberg und Traun. - 8. Die Herren geheime Räthe mit denen
hohen Hof=und vornemsten Lands=
Aemtern des Königreichs Hungarn. - 9. Der Herr Palatinus Fürst Esterhasy.
- 10. Der Kaiserl. Obrist=Hof=Maister / Herr
Anton Florian / Fürst von und zu Liech=
tenstein. - 11. Der Kaiserl. Herr Obrist=Stall=Mai=
ster / Graf Philipp Sigmund von Die=
trichstein.
- 12. Jhre Römisch=Kaiserlich=und
Königliche Majestät in Hun=
garischer Kleidung / mit einem
ungarischen Manté und Mü=
tzen; darauf ein sehr prächtiger
Reiger=Busch / mit kostbar=
sten Steinen besetzet / von der=
gleichen Kostbarkeit auch der
Säbel und all=anders gewesen. - 13. Der Kaiserl. Herr Obrist=Kammerer /
Herr Graf Rudolph. Sigmund von
Sinzendorf / und der Kaiserl. Tra=
banten=Hauptmann / Herr Leopold /
Graf von Herberstein. - 14. Der Kaiserl. Herr Ober=Bereüter / Ed=
ler von Regenthal; so von der Bru=
ken an bis an das Weterizer=Thor
neben dem Kaiserl. Leib=Pferd linker
Hand zu Fus gangen / nachmalen aber
sich wieder zu Pferd begeben.
- 15. Die Kaiserliche Edel=Knaben.
- 16. Die Tompeter und Paucker der Kai=
serliche Hartschieren=Gardi. - 17. Der Kaiserl. Hartschieren=Hauptmann /
Herr Graf von Uhlenfeld.
- 18. Die Kaiserl. Hartschieren=Compagnie.
- 19. Der Kaiserliche Leib=Wagen und an=
dere Wägen. - 20. Und leztlich etlich hundert Mann von
dem Rabutinis. Dragoner=Regiment.
Als Jhre Kaiserl. und Königl. Majestät über die Schifbruken / welche mit vielen
weiß=rot=und grünen Fahnen gezieret gewesen / geritten kamen / stunden zu beeden Sei=
ten die Kaiserliche Trabanten / so Jhre Majestät bis in das Schlos begleiteten; Jnglei=
gleiche stunde von gedachter Bruken bis an dem Weterizer=und ferners an dem Mi=
chaeler=Thor die Burgerschaft zu beeden Seiten im Gewehr / mit ihren weiß=rot=und
grün=neuen Fahnen;
Bei gedachtem Weterizer Thor / vor der Aufzieh=Bruken / befande sich der Stadt=
Raht / theils in Teutscher / theils in Hungarischer Kleidung / und überreichte / nach einer
von dem Herrn Notari abgelegten unterthänigsten Bewillkommung / die Stadt=Schlüssel;
welche Jhre Kaiserl. Majestät allergnädigst zwar berühret / aber sogleich dem Stadt=
Raht wieder anvertrauet; darauf Jhre Kaiserl. und Königl. Majestät derselbe ferners
zu Fuß auf beeden Seiten bis in das Schlos begleitete / und geschahe so fort das anderte
Salve mit Loßbrennung derer Stuken / unter Laütung aller Gloken; so wurden auch
unaufhörlich auf dem Stadt=Thurn / welcher oben mit vielen weiß=rot=und grünen
Fahnen gezieret gewesen / die Trompeten und Pauken / und andere Freuden / Spiel ge=
höret; dabei hatte man beobachtet / daß Jhre Kaiserlich=und Königliche Majestät / in
Passirung derer vornehmen Officierern von der Burgerschaft und Miliz / wie auch son=
sten bei der Wacht / Dero kostbare Hungarische Mützen abgenommen
Vor dem Michaeler=Thor ware zusehen in schöner Ordnung eine ansehenliche
Mannschaft von dem Kaiserl. Althanischen Dragoner=Regiment; auch stunden zu bee=
den Seiten die Grenadirer=und andere Compagnien von dem Kaiserl. Neupergischen
Regiment bis an das Schlos; in welchem Jhre Durchl. Eminenz, der Herr Cardinal
von Sachsenzeizs / und der Herr Erz=Bischof von Colocza / mit den übrigen Herren Bi=
schöffen / Prælaten und Pröbsten / wie auch der übrigen Geistlichkeit / Jhre Kaiserl. und
Königl. Majestät erwarteten / dan ferners in die Schlos=Kapellen begleiteten; allda das
Ambrosianische Lob=Gesang von Jhro Durchl. Eminenz angestimmet / und von der Kais.
Hof=Music / unter Trompeten=und Pauken=Schall / wie auch dem drittmaligen Salve
derer samtlichen Stuken vollendet / mithin dieser Königl. Einzug / dabei sowol die Teut=
sche / als Hungarische Cavalliers / mit ihren Pferden / in nichts / als lauter Gold und Sil=
ber / wie auch mit vielen Steinen gezieret zusehen gewesen / zu unbeschreiblicher Freud al=
ler hoher und niedriger Personen / so sich in grosser Menge aus diesem Königreich einge=
funden / um Dero gnädigsten Erb=König und Herrn / so wol S⟨e⟩ine höchste Person / als
in der Jhme sehr wol anständigen Hungarischen Kleidung ansichtig zu werden / in guter
Ordnung / und ohne geringste Ungelegenheit vollendet worden.
Jhre Kaiserlich=und Königliche Majestät erhuben Sich hierauf in Dero Retirada,
und gaben / nach einer kleinen Verweilung / denen anwesenden hohen Stands=Perso=
nen Audienz, ertheilten auch sogleich den gnädigsten Befehl / daß Morgen / als /
Den 20. Dito / die samentlich=Hungarische Herren Stände Vormittags / zur be=
stimten Zeit / in dem Schlos sich versamlen sollen / um / nach dem gewönlichen GOttes=
Dienst / welchen Jhre Durchleucht. Eminenz verrichten werden / den Königlichen
Vor=
⟨t⟩rag zuvernehmen.
INSCRIPTIONES
AD
Epulas Hungarico-Regias.
Sinn=Schrifften
Zu den Hungarisch=Königlichen
Schau=Speisen /
Welche
An Jhrer Römisch=Kaiserlich=und
Königlichen Majestät /
CAROLI VI.
Glorreichst=Hungarisch=Königlichen
Krönungs=Tag / den 22. Mai 1712. in der Stadt
Presburg / zu Dero mehrmalen gekrönten Welt=herrschen=
den Majestät / und derer hohen Herren Magnaten Tafeln / auf
die prächtigst=herrlichst=Sinn=und Kunstreichste Art /
zu allerunterthänigsten Ehren
Von
Maria Susanna Beckerin /
schön und kostbar zugerichtet worden.
Erstes Schau=Gericht.
Auf Jhro Röm. Kaiserl. und Königl. Majestät Mund=Tafel ware
gesetzet ein überauß ansehnliches Schau=Essen / auf einer grossen
Maschin, fünff Werk=Schuhe erhoben / welches mit 8. grossen
Massiv-Zukernen Hercules Saulen / so der Architectur den Anfang mach=
ten / künstlich unterstützet / den Tempel des Friedens vorstellte: wurde
mit vier Triumph=Portalen / 8. Schnergelen / und vier Reichs=Adlern /
samt der Kaiserl. Kron / geendiget. Auf den Portalen sassen 8. Nymphen,
oder Wasser=Göttinnen / welche durch Oliven=und Lorber=Kränzen / auch
Palmen=Zweigen / den Frieden und Sieg anzeigten.
Jn den untergebenen Palustraden stunden vier aus pur=fein=und
reinem Zuker gegossene Statuen / mit 4. Wappen; anzudeuten die vier
Reiche: das Römische / Spanische / Hungarische / und Böhmische.
Unter denen Palustraden / inwendig / ware die Königl. Hungarische
Kron / in dem Glori=Schein und Herrlichkeit / auf einem Triumph=Wa=
gen / mit fünf Lerchen bespannet / zusehen; andeutend / wie selbe Hungari=
sche Kron durch Auf=und Niedergang / Mittag und Mitternacht / nach
vielen Kriegen / hin=und wieder übersetzet / endlichen an sein gehöriges Ge=
statt durch sein rechtmässigen Erb=Herrn / CAROLUM VI. gesezt / durch
Oesterreichische Lerchen behaubtet und erhalten worden.
Am Vor=Theil des Frieden=Tempels ware diese Uberschrift:
Bellaria pacis.
CAROLO VI.
Rom. Imp. semp. August. Germ. Hisp. Hung. Bohem. Regi, Archid. Austr. &c. &c.
Vind. Vict. Detriumphat. Constantia & Fortitudine inclytiss.
Patriæ Patri, pacifico, pio
Justo, felici
pos.
Uber die Pforten des Frieden=Tempels ware zu lesen:
Pannoniæ octo innixa viret pax inclyta fulcris.
Der Friedens=Tempel schützet
Von acht Säuln unterstützet.
Bei denen vier Adlern mit der Kron stunde dieser hinzu geschribener
Jnhalt:
Alarum protegit Umbra.
Dieser Adler Flügels=Schatten
Alle Sicherheit erstatten.
Dem ersten Nymphen-Schild ware zugesezt der Jubel=Freud=und
Friedens=Ruff:
Divinæ Nuncia Pacis.
Meine Friedens=Post allein /
Soll die liebste Zeitung seyn.
Jm andern Schild waren die Trost=volle Wort:
En clausa est Janua Jani.
Nun du beide Welt solst wissen /
CARL thut Janus-Tempel schlissen.
Beym dritten Schild ware zu lesen nachstehende Anmerkung:
Nutrit Oliva jubar.
Jm Fried besteht die Majestät.
Der Vierte Schild hielte in sich die Jnschrift:
Dabit hæc concordia fruƈtum.
Sie macht / daß man löset und meydt /
Gniest der Frucht und Friedens=Freud.
Nechst dem Lorber (so die Nymphen, zum Sieg=und Friedens=
Zeichen / in ihren Händen hielten) ware die Freudenreiche Zuschrift:
Succrevit Ramus Olivæ.
Dieser Zweig macht Frieden=reich.
Bei den vier Wappen derer 4. Reichen ware zu beobachten / wie fol=
get; bei dem Römischen ware die Deut=Schrift:
Martis & Artis Honos.
Diß ist der Glanz / so die Gesalbten ziert /
Diß ist der Helm und Schild / so unser Kaiser führt.
Bei dem Spanischen war eine Schrift / welche auf das erste Caroli=
nische Sinn=Bild weisete:
Pretium Virtutis avitæ.
Der Ahnen Treu und Fleiß
Erringt den Ehren=Preiß.
Dem Hungarischen lase man beigeschrieben folgenden Begriff:
In fulcrum pacis abundat.
Soll der Fried im Frieden sitzen
Müssen ihn die Waffen schützen.
Das Böhmische Wappen ware mit dieser Uberschrift erkläret:
De forti dulcedo leone.
Dieser süsse Löwen=Saft
Stärkt den Krieg / gibt Friedens=Kraft.
Jnwendig hatte die Triumphirende Hungarische Kron folgende
Beischrift:
Toties agitata quiescit.
Hin=und her fuhr / wies Meer /
Jezt hat sein Port und stäten Ort.
Bei denen fünf Lerchen / so den Triumph=Wagen mit der Kron ge=
zogen / wurde gesehen folgende Sinn=Schrift:
Hac quina remige felix!
Diß allein thut mir gelingen /
Daß mich in die Höh' las schwingen.
Zweytes Schau=Gericht.
DAs anderte Schau=Essen / auf einer Maschin, 4. bis 5. Schuhe em=
por erhoben / stellte vor die Herrlichkeit und den Thron Salomonis:
ware mit zukernen Saulen / Alla Carmel, bestens aus=und aufgeziert.
Jn der Höhe endigte sich die Koppel mit dem Römischen Adler / so /
mit Zepter geziert / und mit Schwerd bewafnet / ein Sinnbild der Weiß=
heit und Gerechtigkeit beibrachte. Unten prangete der glanzreiche Thron
in schönsten Zieraten und Kostbarkeiten: hinter sich ware ein Scotische
Pyramid, worauff die Glori siegprangte; der Thron ware zum Schutz
und Nutz des Königl. Sitz und Reichs von 6. Römischen Kriegs=Män=
nern umringet; inwendig sasse der König Salomon, unter einem herrlichen
Baldakin / auf dem Majestätischen Ruh=Sessel.
Jtem auf beeden Seiten derer 6. Staffeln stunden 12. Löwen mit den
12. Wappen der fürnemsten Königreichen und Provinzen:
Bulgaria.
Ein Gelber Löw im roten Feld.
Cumania.
Ein weisser Wolf im roten Feld / samt 2. gelben Balken.
Servia.
Ein weisses Kreuz im roten Feld mit 4. gelben Zeichen.
Lodomeria.
Rote und weisse Schachsteine im blauen Feld.
Gallitia.
Weisse Huff=Eysen im blauen Feld.
Rama.
Ein roter Löw im gelben Feld.
Bosnia.
Schwarze Köpf auf einem roten Kreuz im gelben Feld.
Transylvania.
7. Thürne auf 7. Bergen / samt einem halben Adler / Sonn und Mond.
Dalmatia.
Gekrönte Löwen=Köpffe im blauen Feld.
Sclavonia.
Ein Fuchs im roten Feld mit Wasser=Wellen.
Croatia.
Rote Schachsteine im weissen Feld.
Hungaria.
Ein doppeltes weisses Kreuz im roten Feld.
Unten auf denen Staffeln wurde ersehen die berühmte Königin von
Sabba, welche den König Salomon in seiner Herrlichkeit / Pracht / Macht
und Gewalt zusehen verlangte.
Auf der Stirn des Königl. Throns lase man:
Ornatur & Ornat.
CARL / der Grosse Götter=Sohn /
Zieret den hohen Weisheit=Thron.
Beim Zepter des Adlers ware zur Rechten die Beischrift:
Hoc præside nitor.
Hier auf dich verlaß Jch mich.
Beim Schwerd / zur linken gegen über / ware zu lesen:
Hoc vindice regno.
Hier durch dich herrsche Jch.
Auf der Saulen / worauf die Glori ruhete / stunde:
Majestate quieta.
Mein Majestät in Ruh besteht.
Bei denen Kriegs=Männern ware zu lesen diese Zuschrift:
Tutamina pacis.
Was ergriffen durch die Waffen /
Soll jezt Friedens=Nahrung schaffen.
Die Königin von Sabba hielte ein Bitschrift dieses Jnnhalts:
Non est mortale, quod opto.
Mein einziges Begehren /
Die Weisheit zu verehren.
Neben der Königin stunde ein Schild / samt der Uberschrift:
Cæsar & Imperium, pax & concordia, proles.
GOtt wolle dem Kaiser geben
Erben / Glük / Fried / langes Leben.
Drittes Schau=Gericht.
DAs dritte / auf eine Maschin, gleich denen vorigen / mit 12. gewun=
denen Masiv-zukernen Saulen auß=und aufgearbeitetes Schau=
Essen ware mit einer Koppel / und etlichen Schnergelen auf das kostbarste
verfertiget und zugericht: wurde oben mit drey Adlern / unterschiedlichen
Wasser=Göttinnen / Art=Geisteren und Geschirren mit allerhand=farbigen
Zuker=Blumen ausgeziert; stelte anbei den Thron vor des Heiligen Ste=
phans / ersten Königs in Hungarn.
Rings herum ware zusehen eine Palustrad, und zwey Culien mit
Festo-
nen umgeben: Jtem 6. Nymphen, oder Wasser=Göttinnen / derer eine mit
dem Horn des Uberfluß begabet ware; woraus hervorflosse Oel / Wasser /
Wein / Blumen / Früchten und Getraid / zum Zeichen der Hungarischen
Menge und Fruchtbarkeit. Auf dem hohen Thron wurde sitzend gese=
hen Stephanus, der Erste König in Hungarn / welcher die Apostolische
Kron und Kreutz von zwey Englen empfienge. Etwan drey Staffel he=
runter / stunde die Glüks=Göttin mit ihrem Reichtums=Horn / aus wel=
chem herabfiele Gold / Silber / Ketten / Edel=Gestein / Perlen / Zepter /
Kron / und allerhand Uberflüß / den Majestätischen Pracht und Macht
darmit anzudeuten des grossen König=Reichs Hungarn.
Beiderseits wurden vermerket 12. Art=Geister / so die mächtigste
Königreichen und Provinzen Dero Gekrönt=Geheiligt=und Eingesalbten
Carolinischen Majestät anzeigten. Unten endlich kunte man abnemmen
ein zahlbare Menge des Gethiers / ja alles / was zur Ehr / Zierd und
Herrlichket mögte erfordert werden.
Vor dem Königlichen Thron stunde die Jnschrift:
Reducis tutela quietis.
Der Fried begabte Thron
Erhält die Hungar=Kron.
Auf der Seiten der Uberfluß=Göttin ware einem Schild eingetragen
folgende Beischrift:
Bellorum damna reponam.
Jch will mit meinen Schätzen
Den Schad des Kriegs ersezen.
Dem Schild der Fortuna, oder Glüks=Göttin / hatte ein Sinnreicher
Poët folgenden Begriff eingeschrieben:
Majestatis præsidia ipsa refundam.
Jm Glük / Heyl / Majestät / O CARL / immer regier /
So weit die runde Welt getheilet ist in Vier.
Dan
Fried machen ist / so hier aus Fürsten Götter macht /
Fried machen hat bei Dir uns Ruh zuwegen bracht:
Dein ausgesöntes Hertz gibst Du uns zuerkennen /
Wer wolte Dich dan nicht / O Kaiser / Göttlich nennen?
Drum
Glüklich ist / durch den das Hungarn glüklich wird /
O Kaiser / das bist Du / dir hatt die Ehr gebührt /
Den anderen wurd versagt / den Friden uns zu weisen /
Diß Lob soll ewig Dein bei aller Nachwelt heisen.
Hör /
Zween der Augsten seynd / die Janus-Tempel schlissen:
Octavius zu Rom: im Hungarn / solst du wissen /
O Nach=Welt / hats gethan die grosse CARLS=Hand /
Dem langes Leben wünscht das friedbegabte Land.
Sinnschrifften zu denen Schau=Speißen und Galanterie-
Essen / welche auf die 14. Tafeln derer hohen Herren
Ministe-
ren / Magnaten und Ständen des Apostolischen Reichs
auf das Zierlichste wurden aufgetragen:
BEi der ersten Tafel / auf dem Schau=Gericht / ware zu lesen nachste=
hender Reim:
Gaudet ovans tantô dignata hæc Hospite Mensa.
Uber diese hohe Gäst
Freud der Tisch verspühren läst.
Bei der anderten Tafel ware dem Schau=Essen zugesezt:
Divorum vescimur escâ.
Um die Götter zubedienen
Seynd wir an dem Tisch erschienen.
Auf der dritten Tafel hat das Schau=Gericht diese Jnschrifft:
Pacis Amatores ut sidera celsa micahunt.
Wer den Fried gönnt unsern Gränzen
Soll wie liechte Sterne glänzen.
Zur vierten Tafel ware der Schau=Tragt hinzugeschrieben:
Decorat sociabilis Ordo.
So schön es alles sihet /
Wo Eintrachts=Ordnung blühet.
Das Galanterie-Tractement der fünften Tafel ware mit diesem Lob=
Vers ausgeziert:
Non simplex Virtutis opus post Lauream Oliva.
Kriegen / und dan Frieden machen /
Seynd gezweyte Tugend=Sachen.
Die Sechste Tafel hatte ein Schau=Essen mit beigeseztem Schrei=
ben:
Magnus sæclorum nascitur ordo.
Von nun an wird man ohne Fehlen /
Viel Freuden=volle Jahre z⟨ä⟩hlen.
Zum Siebenden Tisch ware die Schau=Auftragt ausgefertiget /
mit dieser Verfassung:
Bellaria dulcia bella.
Last uns (weil die Waffen liegen)
Diese Freündinnen bekriegen.
Bei denen Schau=Speißen / so auf dem achten Tisch gestellet wur=
den / ware zu lesen:
Dulcedine pascit.
Was kan mehr die Sinnen weyden /
Als die süsse Friedens Freuden /
Es wurde auf dem Neunten Tisch gesetzet / ein Ergözungs=Essen /
samt der Beischrift:
Tandem dulcescit amarum.
Diß ist die Frucht des lang=bedaurten Kriegs /
Diß ist die süsse Blum / die Einigkeit des Siegs.
Das Refect-Essen / so der Zehenden Tafel aufgetragen wurde / hatte
die Trost=Schrift:
Pro lachrymis nunc vina refundar⟨it⟩.
Die T⟨o⟩ckaier Weinstok=⟨R⟩eben
Wein für Thränen wieder geben.
Auf der Eylften Tafel stund ein Confeƈtur Essen / mit der Sinn=
Schrift:
Furiis in poste repostis.
Kunst / und klug bedachter Raht
Den Gewalt bezwungen hat.
Der Zwölffte Tisch prangete mit einer Schau=Tragt / mit nachste=
hender Beischrift:
Hoc Sors intermina nexu.
Nimmer reisse dieses Band /
So wohnt Glük und Heyl im Land.
Der Dreyzehende Tisch hatte ein Schau=Gericht / welchem ein ge=
lehrte Feder den kurtz verfasten Hungarischen Lob=Spruch zugeeignet:
Pannonicis, Vos, viribus Alpes.
O Helden=reiches Land! welches die Christen=Welt
Für ihren Schuz und Schild für ihr Vor=Maur hält.
An der Vierzehenden Tafel endlich / hatte man dem Gallanterie-Essen
folgenden Wunsch und Schluß=Spruch hinbei geschrieben:
Hoc Regnum cum hoc Rege perenne!
Der König und das Reich
Soll leben all=zugleich.