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Wiennerisches Diarium

Nr. 877, 26.–29. Dezember 1711

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[1]

Wienn / vom 26. biß 29. December / 1711.

SAmstag / den 26. Decemb. Heut haben Jhre Majestät / die Verwit=
tibt
=Römische Kaiserin / und gekrönte Königin zu Hungarn /
Dalmatien / Kroatien und Sclavonien ꝛc. Ertz=Hertzogin zu Oesterreich /
unser Allergnädigste Frau Regentin / nebst Dem Durchleuchtigsten Ertz=
Hertzoginnen / in Begleitung des Päbstlichen Nuntius, Monsignor Piazza ,
wie auch vieler anderen hohen Stands=Personen / beyderley Geschlechts /
Vormittags in der St. Stephans Dom=Kirchen / wegen des Fest dieses
Heil. Ertz=Martyrs / dem GOttes=Dienst Jhrer Hochfürstl. Gnaden /
des Herrn Bischofen zu Wienn / und der vorhergehenden Predig A. R. P.
Ignat. Reiffenstul, S. J. gewönlichen Dom=Predigers: des Nachmittags
aber in der Kirchen deren WW. EE. PP. Capucinern / auff dem Neuen=
Marckt / den Beschluß der alldasig 40. stündigen Andacht / so Jhre
Hochwürden / Titl. Herr Ignat. de Lovigna , Abt zu Aiska / und Bischof
von Sibenico, die Predig aber A. R. P. Martianus Tyrolensis , Sonntags=
Prediger allda / verrichtet / höchstandächtigst abgewartet.

Dito ist Jhrer Römisch=Kaiserlich=und Catholischen Majestät =
niglich
=Chur=Böheimischer Gesandter / Titl. Herr Frantz Carl / Graf
von Wratislaw ꝛc. Königl. Appellations =Rath ob dem Prager=Schloß /
von hier wieder nachher Regenspurg abgangen.

Sonsten würde mit Brieffen / unterm 16. Dieses / von Donauwörth
berichtet / was gestalten man daselbsten dem 13. Dieses ein herrliches
Danck=Fest gehalten / um nicht allein GOTT zudancken / daß dieselbe /
unter andern / auch die höchste Gnad gehabt / Jhre Kaiserliche Maje=


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stät den 9. Dieses zubewirthen / sondern auch den Allerhöchsten zubitten /
daß Selbiger Jhre Kais. Majestät / zu Trost des Röm. Reich und Wachs=
tum
des Ertz=Hauß Oesterreich / lange Jahr erhalten wolle; übrigens aber
hätte etwas sonderliches Denck=und Lobwürdigst sich zugetragen / daß
nemlich Allerhöchstgedachter Kaiserlichen Majestät in einem unweit besag=
tem
Donauwörth gelegenem Dorff / Fünffstätt genant / der dasige Pfarrer
mit dem Hochwürdigsten Gut Processions=Weyß vor ermeldtes Dorf
heraus entgegen gangen; wie nun solches Jhrer Kaiserlichen Majestät
hinterbracht worden / hätten Selbte alsobald anzuhalten befohlen / und
wären darauff gantz eylfertigst ausgestiegen / sodan gleich auf die blosse
ziemlich kottige Erden niedergekniet / auch / nach empfangenem Seegen /
das Hochwürdigste Gut / nicht ohne gröste Aufferbaülichkeit einer gros=
sen
Menge derer Zuseheren / welchen allen diese ungewönliche Andachts=
Ubung eines solchen Monarchen die haüffige Zäher aus den Augen ge=
trieben
/ mit aufgehobenen Händen / zu Fuß / vermög angestamten Ru=
dolphinisch
=Oesterreischen Andachts=Eyfer / biß in die ungefehr einen
Büchsen=Schuß von dem Dorf gelegene Kapellen begleitet; allda Jh=
re
Kaiserliche Majestät abermalen Mitten / in der Kirchen / und zwar ne=
ben
dem zubereiteten Stul / auff den blossen Boden gekniet / und den H.
Seegen nachmalen empfangen; von dannen Dieselbe auch nicht ehender
auffgestanden / biß der Pfarrer von dem Altar hinweggangen; und hät=
ten
offt allerhöchstgemeldte Kaiserliche Majestät es dergestalten Allergnä=
digst
aufgenommen / daß Sie gemeldet / dergleichen Jhro auff der gan=
tzen
Reyß unterm freyen Himmel nicht wiederfahren zuseyn; wie dan
Dieselbe den Pfarrer dessentwegen zu begnädigen Sich Allergnädigst ent=
schlossen
; über welches man Nachfolgendes schreiben sollen:

QUà tibi Romanas tervat Franconia Lauros
Coenosô properas tempore, Cæsar, iter.

Obvius egreditur Pagô tibi fortè Sacerdos,
Coelestem, inclusam Pyxide, fertque Dapem,

Defilis ex rhedâ; coeno genu=flectis, & inde
Is illi pedibus, quò redit ipse, comes.

Omen habes faustum, Pietas tua quale mèretur,
Obvius ipse DEI nam tibi Natus adest.

I, quò Fata vocent, CONSTANS ET FORTIS: ubique
Omine te tali, non nisi fausta manent.

Sonntag / den 27. December. Heute / Vormittags / haben Jhre
Verwittibt=Kaiserliche Majestät / unser Allergnädigste Frau Regentin /

[3]

nebst Dero Durchleuchtigsten Ertz=Hertzoginnen / in gewönlicher Beglei=
tung
/ Sich abermalen nach der Stephans Dom=Kirchen erhoben / und
daselbsten / wegen der von Jhro Päbstlichen Heiligkeit angestelten An=
dacht
/ zu beglückten Antritt der Kaiserlichen Regierung Jhrer Kaiserl.
Majestät / unsers Allergnädigsten Herrn / bey dem GOttes=Dienst Jhrer
Hochfürstl. Gnaden / des Herrn Bischoffen zu Wienn / und bey der vor=
hergehenden
Predig A. R. P. Reiffenstul, S. J. Sich eingefunden.

Montag / den 28. Decemb. Heut ware von der Königlich=Dän=
nisch
=und Polnischen Armee / in Pommern / aus dem Lager vor Stral=
sund
/ hierbeygehende Continuation Diarii , von dem 9. biß 10. December /
dahier eingelauffen; samt anderwärtiger Nachricht / daß die Schwedische
Schiffe / so jüngst bey der Jnsul Rieden angelanget / wegen grosen
Sturm sich wieder in die See begeben; hingegen wäre die Dännische
Flotta wiederum ausgelaufen.

Dienstag / den 29. December. Heüte / Vormittags / haben Jhre
Verwittibte Kaiserl. Majestät / unser Allergnädigste Frau Regentin /
samt dero Durchleuchtigsten Ertz=Hertzoginnen / nacher Maria Hietzing /
derer W. W. E. E. Canon. S. August: Sich verfüget / und daselbsten dero
Andacht gepflogen / sodan zu Schönbrunn Mittags gespeyset / und
nachdeme Sich wieder in die Kaiserl. Burck zuruck begeben.

Eben Heute ware von Jhro Römisch=Kaiserlich=und Catholischen
Majestät aus Franckfurt bey beeden Verwittibt=Kaiserlichen Majestä=
ten
der Kaiserl. Kammer=Diener / Herr Maximilian de Baussart , mit 2. bla=
senden
Postillionen / dahier angelanget / und hatte die höchsterfreuliche
Nachricht mitgebracht / wie daß in besagter Jhrer Kaiserlichen Majestät /
und des H. Römischen Reichs Stadt Franckfurt / nachdeme Dieselbe den
19. dieses Monats allda Dero prächtigsten Einzug gehalten / (wie aus
hierbeygehender Beschreibung zusehen) Dero Römische Königl. Krö=
nung
/ zur Allgemeinen Frolockung des in unaussprechlicher Anzahl ver=
samleten
Volcks / in alldasiger St. Bartholomæus Dom=Kirchen / so
glücklichst / als erwünscht / den 22. Dito / vollzogen worden; als an wel=
chem
Tag daselbst zugleich aus Flandern die gute Zeitung eingelauffen /
daß nemlich der Gouverneur von Dornick / Herr Comte d’Albermarle mit
seinen aus verschiedenen Besatzungen gezogenen Truppen / den Frantzö=
sischen
Marschall de Montesquiou , und Marquis de Goesbriand , welche bey
Bouchain sich mit einer kleinen Armee postiret gehabt / tapfer angegrie=
fen
/ und / mit Hinterlassung vieler Todten und Gefangenen / auch Stu=
cken
/ in die Flucht geschlagen / und biß Arras verfolget habe.

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Nichtweniger haben Jhre Römische Kaiserl. und Catholische Ma=
jestät
/ zu Bezeigung dero gegen dene Hochlöbl. N. Oe. Herren Landstän=
den
tragender Mild=und Lands=Vätterlichen Zuneigung / mit einem unter
dero Allergnädigsten eigen Hands=Signatur, vom 23. Dito / erlassenen /
und durch den Graf=Sinzendorfischen Stall=Maistern / Herrn Jo=
seph
Brunier / eigends überbrachte Notifications -Schreiben / den
vorgegangenen Krönungs= Actum , zu dererselben höchsten Trost / Aller=
gnädigst
bedeüten / und selbige dero Kaiserl. Hulden und Gnaden ver=
sichern
lassen; welche Kaiserl. und Lands=Vätterl. Zuneigung auch denen
Ober Enserischen Herren Land=Ständen ebenmässig wiederfahren.

Eodem ist von dem / unter Commando des Kaiserl. Feldmarschallen /
Herrn Guidobald Grafen von Stahremberg / in Catalonien / bey Prats del
Rey , stehenden Allijrten Armee / hierbeygehende Continuation Diarii ,
von dem 2. biß 5. November dahier eingelanget.

Aus Polen / von dem 21. Decemb. Daß zu Lemberg die Polnische
Magnaten sich noch versamlet befinden / und mit Ausmachung ein=und an=
derer
Sachen / zum Vortheil der Republic / eyfrigst beschäfftiget; Aus
der Wallachey wäre Kundschafft kommen / ob wolte der König aus
Schweden nächstens von Bender auffbrechen.

Aus Neapel / von dem 8. December. Daß alldasiger Vice =König
den Befehl ergehen lassen; Zufolg dessen / alle Obrigkeiten sich versamm=
len
sollen / um / zu Jhrer Kaiserlichen Majestät Dienst / und des gemei=
nen
Weesens Bestem / Ein=und Anders herbeyzuschaffen / und auffzu=
bringen
.

Aus Rom / von dem 12. Decemb. Daß man daselbsten jüngstens
die Jahr=Begängnus Jhrer Päbstlichen Heiligkeit Stul=Besteigung ge=
wöhnlicher
Massen auffs Prächtigst gehalten. Monsignor Caffarelli ,
Gubernator dasiger Stadt / seye mit Tod abgangen; an desselben Stell
Monsignor Scoti kommen.

Aus Livorno / von dem 11. Decemb. Daß allda 4. Seeländische
Kapper eingelauffen; welche 4. erbeutete Frantzösische Schiffe mitge=
bracht
; davon eines mit Baumwoll und Trayd / das andre mit Karten
und Geld / das dritte mit Oel / und 17. Ballen Seiden / das vierdte aber
mit Concheneglia beladen gewesen.

Aus Genua / von dem 12. Decemb. Daß allda der Groß=Brit=
tannische
Extraordinari Gesandter / Herr von Sciatum, sein offentlichen
Einzug gehalten / welchen der Herr Stefano Doria , nebst den anwesenden
Engell=und Holländern / mit einem prächtigen Gefolg / biß nach den

[5]

Pallast des Doge , und dan wieder nach Hauß begleitet. Aus dem To=
scani
schen
werde berichtet / daß alldorten die Truppen ihren ruhigen
Marsch gegen das Meer=Gestat fortsetzen / und in der Stadt Masca Quar=
tier
nemmen sollen.

Aus Mailand / von dem 16. Decemb. Daß die in dem Toscanischen
jüngstangelangte Teutsche Truppen von Jhro Königl. Hoheit / dem Regi=
renden
Herrn Hertzogen zu Florentz / auffs Beste verpfleget würden;
aldahin sich zuerheben / von Jhrer Kaiserlichen Majestät der Herr Col=
menero
den Befehl erhalten.

Aus Venedig / von dem 19. Decemb. Daß von dar Monsignor Al=
bani
, nachdeme selbiger alles Merckwürdige besichtiget / und grosse Ehr
empfangen / die Reyß wieder auff Ravena , und ferners nacher Urbino ,
seinem Vatterland / angetretten / von dorten aus den Weeg nach Rom
zuruck zunemmen.

Aus Portugall / von dem 20. Novemb. Daß zu Lisabon ein Schif
von dem Gouverneur aus Fernambuc angelanget / so mitgebracht / daß be=
sagter
Gouverneur durch ein Engell. Fahrzeug die Nachricht erhalten /
welcher gestalten ein Frantzösis. Squadra dorthin seeglen wollen; dahe=
ro
derselbe all gute Anstalten vorgekehret / gedachte Squadra wol zuem=
pfangen
.

Aus Spannien / von dem 23. Novemb. Daß der Hertzog von Anjou
dem Duc de Vendôme die Ordre geschicket / um das Volck zusparen / dem
Feldzug ein End zumachen / und dasselbe in die Winter=Quartier zuver=
legen
/ ohne Prats del Rey zu erobern; als welcher Ort / obschon er von
keiner Haltbarkeit / denen Frantzosen schon vieles gekostet / und doch kein
Hoffnung vorhanden / solchen zuerobern.

Aus Groß=Brittannien / von dem 11. December. Daß der Extra=
ordinari
Kaiserl. Gesandter / Herr Graf von Gallasch / den 9. Dito mit
einem Kriegs=Schiff / von Londen abgeseeglet; allda das Friedens=
Weesen scheine / ein wunderliches Aussehen zubekommen; Jndeme man
wieder anfange / die Anstalten zum Krieg vorzukehren; wie dan der
Groß=Schatz=Maister / Herr Graf von Oxford / die Gelder schon aus=
zahlen
lassen / um neues Volck anzuwerben / die Armeen darmit zuverstär=
cken
/ auch den Befehl gegeben / alle Müssiggänger / und Spieler auf den
offenen Plätzen mit Gewalt zu dem Kriegs=Dienst zunemmen.

Aus Holland / von dem 18. Decemb. Daß in dem Haag / den 17.
Dito / des Nachts 2. Currierer angekommen / und mitgebracht / wie
nemlich der Gouverneur von Dornick / Herr Comte d’Albermarle , die Fran=

[6]

tzosen bey Bouchain, allda selbe eine Linie zuziehen angefangen / Tapffer
angegriffen / und selbe mit Hinterlassung vieler Todt=und Gefangenen /
dan aller Stucken / wie auch Schantzzeug in die Flucht geschlagen / und
biß vor Arras verfolget.

Von dem Maesstrom / vom 19. December. Daß zu Namur das
Cittadel von den Frantzosen geraumet / hingegen mit Bayrischen Trup=
pen
besetzet worden.

Von dem Nider=Rheinstrom / vom 20. December. Daß die Chur=
Trierische Bedeckung / welche Jhre Durchleucht / Printz Eugeni / jungst
biß Kaiserslautern begleitet / glücklich zu Cobolentz wieder eingelaufen.

Aus der Schweitz / von dem 17. December. Daß / vermög Parißer
Brieffen / der König alle Geistliche Güter von dem zehenden Pfenning
befreyet. Die nach der Friedens=Handlung bestimte Frantzösische Ge=
vollmächtigte
Gesandte stünden noch stäts Reyßfertig; und ware des=
sen
die Königl. Verordnung ferners ergangen / daß der neue Comte de
S. Jean täglich offene Frey=Tafel halten / der Marquis d’Uxelles aber nur
jene Personen zu seiner einladen lassen solle / welche ihme beliebig. Son=
sten
seye in Xaintonge ein Schiffer gestorben / welcher 112. Jahr alt ge=
wesen
/ hinterlassend sein 109. Jahr altes Ehe=Weib / mit welcher der=
selbe
88. Jahr und 10. Monat im Ehestand gelebet. Ubrigens seye man
am Frantzösischen Hoff nicht allerdings zufrieden; und werde geförchtet /
daß das Friedenswerck in Stecken gerathen dörffte.

Von dem Elbstrom / vom 24. December. Daß Jhre Majestät die
Polnische Königin / aus Torgau wieder zu Dresden Sich eingefunden.
Von Berlin werde berichtet / daß Jhre Hoheit / der Herr Marggraf
Philipp / mit Todt abgangen.

Ankunfft derer Hoh=und Niederen Stands=Personen.

Den 27. December / 1711.

  • Kärntner=Thor. Herr von Rappach / der
    jüngere / komt von Brün / log. bey sei=
    nem
    Herrn Vatter.

Den 28. Dito.

  • Schotten=Thor. Herr Auditor / und Herr
    Secretari von Savois. Regiment / kom=
    men
    von Crembs / logiren in der Lands=
    Kron.

Den 29. Dito.

  • Kärntner=Thor. Herr Graf Delona,
    komt aus Spannien / log. im Spannis.
    Hauß.
  • Herr Graf Niemtsch / komt von Brün / log.
    in der Dorothe=Gassen / im Hackelber=
    gischen
    Hauß.
  • Stuben=Thor. Herr de Bauffart Kais. Kam=
    mer
    =Diener / komt mit 2. Postillionen
    von Franckfurt / gehet gleich nach Hof.
  • Herr Schicker / Ober=Einnemmer zu Pres=
    burg
    / komt von dannen / log. im wil=
    den
    Mann.
  • Schatten=Thor. Herr Brunier, Stall=
    Maister / von Herrn Grafen von Sin=
    zendorf
    / komt auß Franckfurt / log. im
    Sinzendorfis. Hauß.

[7]

Lista derer Getaufften in=und vor der Stadt.

Den 25. November / 1711.

  • Dem Martin Lintner / und Barbara sein.
    Ehew. ihr T. Anna Barbara.
  • Dem Mathias Zailler / und Apollonia sein.
    Ehew. ihr S. Johann Andre.
  • Dem Sylvester Tenner / und Elisabeth sein.
    Ehew. ihr S. Andre Paul.
  • Dem Martin Grammer / und Maria Eleo=
    nora
    sein. Ehew. ihr T. Maria Cathari=
    na
    Barbara.

Den 26. Dito.

  • Dem Johann Jacob Bizmann / und Ca=
    tharina
    sein. Ehew. ihr T. Margareth
    Ursula.
  • Dem Valentin Rumlek / und Rosina sein.
    Ehew. ihr S. Joseph Jgnatz Conrad.
  • Dem Wolfgang Schilthofer / und Elisabeth
    sein. Ehew. ihr S. Andre Joseph Con=
    rad
    .
  • Dem Barthlme Becker / und Maria sein.
    Ehew. ihr S. Michael Joseph Barthlme.
  • Dem Lorentz Geßler / und Maria sein. Ehew.
    ihr S. Caspar Christoph.
  • Dem Jacob Glück / und Maria Francisca
    sein. Ehew. ihr S. Johann Peter Andre.
  • Arme Zwilling / Eva Barbara / und Maria
    Theresia.
  • Ein armes Kind / Vincentz.

Den 27. Dito.

  • Dem Herrn Johann Georg Scherribl / und
    Maria Regina sein. Ehefr. ihr T. Maria
    Anna Regina Barbara.
  • Dem Herrn Johann Augustin Frölich / und
  • Maria Barbara sein. Ehefr. ihr T. Ma=
    ria
    Barbara.
  • Dem Coloman Weißhapp / und Susanna
    sein. Ehew. ihr S. Johann Coloman.
  • Dem Johann Jordan / und Maria Elisa=
    beth
    sein. Ehew. ihr T. Maria Rosalia
    Barbara.
  • Dem Paul Kober / und Catharina sein.
    Ehew. ihr S. Johann Paul.
  • Dem Frantz Baumgartner / und Theresia
    sein. Ehew. ihr T. Eva Maria Juliana.
  • Ein armes Kind / Maria Agnes.
  • Dem Johann Michael Schörnnoch / und
    Maria Magdalena sein. Ehew. ihr T.
    Maria Barbara.
  • Dem Georg Tipel / und Anna Maria sein.
    Ehew. ihr S. Johann Adam.
  • Dem Gotthard Kästlederer / und Cathari=
    na
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna Bar=
    bara
    .
  • Dem Jacob Heinrich Lintner / und Mag=
    dalena
    sein. ihr T. Eva Theresia.

Den 28. Dito.

  • Dem Titl. Herrn Frantz Jacob / Edlen von
    Plötneren / des Heil. Römis. Reichs=
    Ritter / Jhre Weiland Römischen Kai=
    serlichen
    Majestät Hof=Kammer=Rath /
    und sein. Frau Gemalin Titl. Frauen
    Anna Catharina / geborner von Mayer=
    stein
    / ihr Herr S. Frantz Carl Joseph
    Ernest Eraßmus.
  • Dem Mathias Schiffer / und Maria sein.
    Ehew. ihr T. Maria Clara.

Lista aller Verstorbenen / in=und vor der Stadt.

Den 26. December / 1711. starb

  • Dem Titl. Herrn Frantz / Grafen de Gondo=
    la
    , sein Frau Gemalin / Maria Anna /
    geborne Gräfin von Sereni / im Gund=
    lis
    . Hauß in der Renngassen / alt 26. J.
  • Frau Justina Gärbin / Wittib / im Böh=
    mis
    . Hauß / am Kolmarckt / alt 72. Jahr.
  • Herr Marx Hunheuser / Verwalter / im
    Chaosis. Stifft / in der Kärntnerstrassen /
    alt 51. Jahr.
  • Dem Herrn Dominicus Zigini / Burgerl.
    Handlsmann / in der Himmelpfort=Gassen /
    sein Kind Marx / alt 5. Wochen.
  • Dem Johann Löw / Herrn=Koch / im Kai=
    serl
    . Post=Amt / sein Kind Michael / alt
    9. Wochen.
  • Georg Widmann / Bruderschaffts=Ansager /
    beyn Augustinern / beyn 7. Körben / im
    Seiller=Gäßl / alt 60. Jahr.
  • Michael Gorneck / Maurer=Gesell / in der

[8]
  • untern Beckerstrassen / sein Kind Maria /
    alt 14. Tag.
  • Dem Caspar Aigmann / Haußknecht / beym
    grünen Kleblat / beym schönen Brunn /
    sein Kind Eva / alt 7. Tag.
  • Dem Dominicus Zenadi / Comoedianten /
    zu Nicklstorff / sein Kind Margareth /
    alt 6. viertl Jahr.
  • Der Clara Burgraberin / Wittib / in der
    Ungar=Gassen / ihr Kind Anna / alt 6.
    viertl Jahr.

Den 27. Dito.

  • Dem Herrn Johann Frantz Bosch / Bur=
    gern
    / und gewesten Hauptmañ / in seinem
    Hauß / am Saltzgrieß / sein Sohn Carl
    Joseph / alt 20. Jahr.
  • Dem Frantz Oßler / Hofbefr. Schneider /
    beym weissen Häsl / am Hof / sein S.
    Frantz / alt 13. Jahr.
  • Dem Johann Danleitner / im Orgelma=
    cheris
    . Hauß / im tieffen Graben. / sein
    Kind Johann / alt 22. Wochen.
  • Clara Bertzlin / lediges Mensch / alt 22.
    Jahr; Frantz Breitenlatner / alt 1. Jahr;
    und der Barbara Partin / ihr Kind Su=
    sanna
    / alt 5. Wochen / alle 3. im Bur=
    ger
    =Spital.
  • Dem Mathias Schuster / Schreiber / am
    Lerchenfeld / sein Kind Anna / alt 12. W.
  • Dem Clement Trieter / Maurer=Gesell / zu
    Erdberg / sein Kind Jacob / alt 1. halb
    Jahr.
  • Dem Rupert Lehrer / Tagwercker / im Bet=
    ler
    =Gäßl / sein Kind Johann / alt 2. Tag.
  • Hanß Lobkowitz / armer Mann / im Contu=
    matz
    =Hauß / alt 65. Jahr.
  • Der Magdalena Magdin / arme Wittib /
    in der Josephstadt / ihr Kind Johann /
    alt 9. Jahr.

Den 28. Dito.

  • Dem Johann Bernhard Burckhard / Auf=
    warter
    / im Wenighofferis. Hauß / am Ju=
    denplatz
    / sein Kind Christoph / alt 4.
    Jahr.
  • Dem Joseph Hauptmann / Täntler / am
    roten Thurn / sein Kind Anna / alt 6.
    Wochen.
  • Thomas Geigler / alt 76. Jahr; und Mar=
    garetha
    Fritzin / alt 69. Jahr / beyde im
    Burger=Spital.
  • Dem Ferdinand Hoysecker / Gardi=Soldat /
    am Neustifft / sein Kind Caspar / alt 7.
    Wochen.
  • Dem Simon Laysinger / bey St. Ulrich /
    sein Kind Mathias / alt 9. Jahr.
  • Dem Adam Jell / Maurer=Gesellen / in der
    Leopoldstadt / sein Kind Barbara / alt
    17. Wochen.
  • Dem Peter Jones / Tagwercker / zu Erd=
    berg
    / sein Kind Anna / alt 3. Wochen.
  • Margaretha N. lediges Mensch / auf der
    Landstrassen / alt 65. Jahr.
  • Der Catharina N. ledigem Menschen / in
    der Leopoldstadt / ihr Kind Anna / alt 1.
    halb Jahr.

Den 29. Dito.

  • Herr Johann Schmid / Kaiserl. Saal=Thür=
    Hüter / im Götzisch. Hauß / im tieffen
    Graben / alt 58. Jahr.
  • R. F. Albert de Beata Virgine, Ord. S. Do=
    minici
    , im Prediger=Kloster / alt 73. J.
  • Dem Johann Georg Gagstatter / Burgerl.
    Glaser / im Bechmanis. Hauß / beym
    Waag=Hauß über / sein Kind Anton /
    alt 6. und 1. halb Jahr.
  • Dem Georg Raff / Mülner zu Mödling /
    sein Weib Anna / im Kameringis. Hauß /
    auf der hohen Brucken / alt 37. Jahr.
  • Christina Strackin / Wittib / auf der Biber=
    Pastey / alt 64. Jahr.
  • Dem Georg Grauß / Kaiserl. Sänfften=
    Knecht / in der Leopoldstadt / sein Kind
    Rosina / alt 4. Wochen.
  • Catharina Hueberin / lediges Mensch / bey
    denen Elisabethinerinen / auf der Land=
    strassen
    / alt 30 Jahr.
  • Dem Johann Fischer / Seßltrager / untern
    Felbern / sein Kind Simon / alt 5. Jahr.
  • Dem Philipp Knoz / Kutscher / in der Un=
    gar
    =Gassen / sein Kind Christian / alt 1.
    halb Jahr.
  • Dem Joseph Kletzl / armen Mann / auf der
    Wind=Mühl / sein Weib Elisabeth / alt
    42. Jahr.
[9]

Beschreibung
Des herrlichsten Einzug / welchen Jhre
Kaiserliche Majestät /
CAROLUS VI.
Den 19. Decemb. 1711. in der Stadt Franck=
furt
gehalten.

NAchdeme zu Jhrer Römischen Kaiserl. und Catholischen Majestät prächtigsten
Einzug in der Kaiserl. freyen Wahl=und Handel=Stadt Franckfurt / am Mayn /
alles veranstaltet gewesen / und die zuverläßliche Nachricht eingelauffen / daß Aller=
höchstgedachte
Kaiserl. Majestät den 19. Decemb. gegen 12. Uhr / Mittags / ein halbe
Stund von dieser Stadt unfehlbar anlangen würden;

Als wurde diesen Morgen / bey anbrechendem Tag / so wol denen 3. Burger=Com=
pagnien
zu Pferd geblasen / als auch die völlige Burgerschafft und Militz mit Tromm=
len
zum Aufzug gerufen;

Wie nun sich ein jeder auff seinem behörigen Platz eingefunden; marschirten die
3. Burger=Compagnien zu Pferd / alle in gleicher Mundirung / so wol mit ihren / als
der Stadt Hand=Pferden / unter Anführung vier Herren Deputirten des Raths / zum
Allerheiligen Thor hinauß (welches mit der Stadt=Gardi starck / und sonderlich der
Wafen=Platz / mit einer Bataillon / samt dem Stadt=Obrist / Obrist=Lieutenant und
Obrist=Wacht=Maistern / nebst allen zugehörigen Officierern / mit der Fahnen / besetzet
ware) biß an den nächsten Wart=Thurn / und stelten sich daselbst in schöner Ordnung;

Diesen ware der gantze Stadt=Rath in Kutschen gefolget / und hatte sich gleichfals
an gedachtem Ort / bey den allda aufgeschlagenen Zelten / verweilet / um Jhre Röm. Kais.
und Catholische Majestät zuerwarten.

Darauff fuhren alle Anwesende Herren Churfürsten / und derer Abwesenden Herren
Churfürsten Gesandten / in Begleitung derer samtlichen Hofstat und Gardi / in eben sol=
cher
Ordnung / als wie bey der vorher gegangenen Wahl beobachtet worden / ein Stuck
Weegs über der Stadt Franckfurt Gebiet; daselbsten abermalen einige Zelten aufge=
schlagen
gewesen; Dieser hatten sich die Herren Churfürsten / und die Herren Churfürstl.
Gesandten / samt denen bey sich gehabten Cavallieren / alsobald bedienet / und waren darin biß
zu Jhrer Kaiserl. und Catholis. Majestät Ankunfft verharret; bey welcher Jhro die Herren
Churfürsten und Churfürstliche Herren Gesandten entgegen gangen waren / und Diese be
ehrerbietigste / unter Trompeten und Paucken / bewillkommet hatten; nach verrichteter
Bewillkommung / namen Jhre Majestät dero Weeg ferners fort biß auf das Franck=
furter
Gebiet; alda auch bey dem vorgedachten Ort Jhre Majestät von dem samtlichen
Stadt=Rath / nebst der von dem Aeltesten Herrn Burger=Maister auf einem rotsam=
meten
Polster beschehener Uberreichung derer Stadt=Schlüßeln / unterthänigst em=
pfangen
/ und zugleich das erstemal die Stuck um die gantze Stadt abgefeuret wurden.

Darauf beschahe der Einzug in folgender prächtigsten und schönsten Ordnung /
als:

[10]
  • 1. Ritte ein Officier von der Stadt Franck=
    furt
    / und nach ihm neun Hand=Pferd in
    blauer Liverey mit gelben Schnüren.
  • 2. Fünff Hand=Pferd in roter Franck=
    furter
    Liverey.
  • 3. Drey Compagnien der Stadt Franck=
    furt
    zu Pferd / mit 3. Standarten und
    Paucken / in blauen Röcken und roten mit
    Gold verbramten Vesten.
  • 4. Der Reichs=Profos mit dem Regi=
    ments
    =Stab mit Silber beschlagen.
  • 5. Zwey Furrier / samt zwey Trabanten
    zu Fuß / mit ihren Partisan.
  • 6. Des Herrn Grafen von Pappen=
    heims
    Wagen / darin sasse sein Herr Bru=
    der
    / hatte bey sich die Scheid des Reichs=
    Schwerd.
  • 7. Neun Wägen von Chur=Hannover.
    Herrn Gesandten / in Trüsteminfarber Li=
    verey
    / die Borten mit silbern Börtl.
  • 8. Etliche Wägen vom Chur=Branden=
    burgischen
    Herrn Gesandten.
  • 9. Sechs Hand=Pferd des Chur=Säch=
    sischen
    Herrn Gesandten mit gelber Liverey
    und blauen Borten die Ende mit Silber.
  • 11. Fünf Wägen von Chur Pfältzischem
    Herrn Gesandten / in blau mit Silber ver=
    brämter
    Liverey.
  • 12. Vier Wägen vom Böhmischen
    Herrn Gesandten / alle in der Klag.
  • 13. Eilff Wagen derer Chur=Trierischen
    Herren Cavallieren / so auch darin sassen.
  • 14. Zwölff Chur=Trierische Hand=Pferd /
    samt grünen mit Gold verbrämten Decken.
  • 15. Sechs dessen Trompeter und Bau=
    cker
    .
  • 16. Zehen Wägen alle in obgemeldter
    Liverey.
  • 17. Von Chur=Mayntz / 2. Officier.
  • 18. Zwölff Chur=Mayntzische Hand=
    Pferd / samt braun mit Silber verbramten
    Decken.
  • 19. Sechs Trompeter / samt dem Baucker.
  • 20. Eilff Wägen der Mayntzischen Herren
    Cavallieren und Ministern.
  • 21. Zehen Wägen in Chur=Mayntzischer
    Liverey.
  • 10. Dito. 5. solche Wägen.
  • 22. Sechs Hand=Pferd von dem Herrn
    Reichs= Vice Kantzlern / Grafen von Schön=
    born
    .
  • 23. Kayserl. Kammer=Herren Wägen.
  • 24. Derer Kayserl. Herren Minister==
    gen
    / und die Herren Ministri darin.
  • 25. Zwey Kayserl. Einspänniger.
  • 26. Der Kaiserl. Oberbereüter / Herr von
    Regenthal.
  • 27. Sechzehen Kaiserl. Hand=Pferd in der
    Klag.
  • 28. Zwey Kaiserl. Hof und 1. Ministers
    Wagen.
  • 29. Die Kaiserl. Trompeter und Baucker.
  • 30. Fünff Herolden mit ihrem Auffzug.
  • 31. Ein Kaiserl. Wagen.
  • 32. Chur=Hannoverischer Gesandter / in
    seinem eygenen Wagen.
  • 33. Chur=Brandenburgischer Gesand=
    ter
    .
  • 34. Chur=Sächsischer Gesandter.
  • 35. Jtem Chur=Pfältzischer Gesandter.
  • 36. Gesandter von Böhmen / Herr Graf
    Kinski / im Klag=Wagen.
  • 37. Churfürst von Trier in seinem Leib=
    Wagen.
  • 38. Churfürst von Mayntz in seinem
    Leib=Wagen.
  • 39. Kaiserl. Sattel=Knecht.
  • 40. Graf von Pappenheim zu Pferd / mit
    blosem Reichs=Schwerd.
  • 41. Jhre Majestät / der Kaiser / im Klag=
    Leib=Wagen / bey Jhn sasse Herr Obrister
    Stall=Maister / Graf Philipp von Die=
    trichstein
    .
  • 42. Kaiserl. Edel Knaben / und andere
    Officierer.
  • 43. Kaiserl. Hartschieren=Gardi.
  • 44. Kaiserl. Schwimmerl in der Klag.
  • 45. Chur=Mayntz. Gardi zu Pferd / mit
    Baucken und Standarten.
  • 46. Chur=Trierische Gardi.
  • 47. Chur=Pfältzische Gardi.
  • 48. Vier Wägen von dem Magistrat der
    Stadt Franckfurt mit 2. Pferden bespant.
  • 49. Etlich andere dergleichen Wägen.
[11]

Als Jhre Kaiserl. und Catholische Majestät unter vorgemeldtes so genantes Aller=
Heiligen Thor angelanget / wurden die Stucke zum andernmal abgefeuret / und mit
Läutung derer Glocken der Anfang gemacht / auch damit angehalten / biß Jhre Kaiserl.
Majestät durch die Fahr=und Kann=Giesser Gassen / bey der zu St. Bartholmæus Dom=
Kirchen angelanget.

Jn besagten Gassen / von dem Allerheiligen Thor biß an gemeldte Dom=Kirchen / ware
zu beeden Seiten die Burgerschaft / mit ihren Fahnen / im Gewehr gestanden / und hatte
die Freude derer Hertzen / um ihren allergnädigsten Monarch zusehen / in deme mit Gewalt
außgestossen; Da die gedachte Burgerschaft / aus eyffrigster Liebes=Brunst / Jhrer Kaiserl.
Majestät / im Vorbeyfahren / unaufhörlich zugeruffen: Es lebe! Es lebe dieser
grosse CARL!

Bey Absteigung und Betrettung der Dom=Kirchen / alda Sich auch Jhre Churfürstl.
Durchleucht zu Pfaltz eingefunden; als welche wegen noch anhaltender Schwachheit /
diesem gegenwärtigen Einzug nicht beywohnen können / wurden Jhre Kaiserl. Majestät
von denen Herren Churfürsten / und derer Abwesenden Herren Churfürsten Gesandten / Mi=
nistern
/ Cavallieren / und andern hohen Stands=Personen / hineingeführet; wo dan das
Ambrosianische Danck=Lied angestimmet / und der übrige GOttesdienst / nachdeme zuvor
den Eyd über die verfaste Capitulation Jhre Kaiserl. Majestät abgeleget / unter mehr
maliger Lösung derer Stucken / verrichtet worden;

Endlich begaben Sich Jhre Kaiserl. Majestät wieder in dero Leib=Wagen / und
fuhren gantz allein / mit Vorhergehung obgedachter Begleitung zu Fuß / nach dero Quartier /
auf unser lieben Frauen Berg / der Braunenfels genant / aldahin Dieselbe die Herren Chur=
fürsten
in einer Chur=Mayntzis. Leib=Kutschen / und die Herren Churfürstl. Gesandte in einer
andern Kutschen gefolget / auch daselbsten bey Jhro Kaiserl. Majestät zum Theil gespey=
set
/ mithin diesen prächtigsten Einzug in aller Zufriedenheit beschlossen; welchen ge=
dachten
Einzug die dabey gesehene unschätzbare Edelgestein / wie auch vieles Gold und
Silber / womit man geglaubt / die Ost=und West=Jndische Schätze auff einem Ort ver=
sammlet
zuseyn / nicht so wolbeherrlichet / als auch gezieret die guldene Treu und das silberne
Alter derer Kaiserl. Ministern / welche anjetzo die höchste Gnad geniessen / den dritten Kaiser
zu bedienen; und ihre dreyfach=treue Dienste zu leisten; Nachdem dieselbe beeden Kai=
serlichen
Majestäten / Leopold und Joseph dem Ersten / glorwürdigster Gedächtnuß / als
Allerhöchstgedachter Kaiserl. Majestät gewesten Herrn Vattern und Herrn Brudern / dero
treugehorsamste Dienste Löblichst erwiesen.

QVeM DeVs eLegIt, Leges Coronant.
Te DEUS elegit, te leges atque coronant,
CAROLE, nil actum Sanctius esse potest.

CONTINUATIO DIARII

Von der / unter dem commandirenden Kais. Feld=Marschallen / Herrn
Guidobald / Grafen von Stahremberg / stehenden Alliirten Armee
in Catalonien / bey Prats del Rey , vom 2. biß 5. Novemb. 1711.

DEn 2. Novemb. Heut / am spaten Abend / liesse der Feind 2. Minen / woran er so
lang gearbeitet / springen; weilen aber der völlige Gewalt gegen sein eigene Ver=
schantzung
außgebrochen / thaten sie uns gantz keinen Schaden; so gar / daß an der auff
der Bresch gemachten neuen Brust=Wehr nicht einmal ein Stein verucket: noch weniger



[12]

ein Mann verwundet: sondern vielmehr des Feinds eigen=offene Gallerie angezündet:
solche auch über Nacht durch unsere Leute noch mehr angestecket: und völlig verbrennet
worden.

Den 3. Dito wurde der Herr General=Wacht=Maister / Graf von Eck / nacher Car=
dona
abgeschicket / allwo mit stäter Arbeit fleissig angehalten wird: welche dan zu be=
schleunigen
/ auch unsre Dragoner zu Fuß dorthin geschicket wroden.

Eben diesen Tag liefe die Nachricht ein / daß 8. schwere Stuck und 3. Mörser von
Lerida zu Calaff angelanget; die Frantzösische Mannschafft zu Fuß aber / so dieselbe biß
halben Weeg begleitet / und in 2. biß 300. Mann bestanden / lincker Hand gegen
Pons fortgerucket wäre.

Den 4. Dito. Heut / in der Fruh / sprunge auff des Feinds rechter Hand gegen
der Maur von Prats , sein alldort gemachte Gallerie / oder bedeckter Gang / ohne
aber uns den geringsten Schaden abermalen zuzufügen; ausserhalben / daß ein=eintzigem
Grenadierer durch einem Stein ein Arm in Stücken geschlagen wurde; weilen man nun die
Ursach / zu was Ende solches geschehen / gar nicht absehen kan / als glaubet man die Mi=
ne
seye von ungefehr angegangen von dem verborgenen Feur / so von der noch seithero
vorgestern brennenden Gallerie (oder Gang) sich etwo hin / und wieder aufgehalten ha=
ben
mag; welches um desto mehr zu mutmassen; indeme der Feind nicht / wie vorgestern /
seine Leute vorhero auß der Linie zuruck gezogen hatte.

Nach Verlaut derer heutigen Kundschafften / waren die feindliche Stuck und Mörser
von Calaff auf Espinosa bereits abgeschicket / wie auch 6. Grenadierer=Compagnien und
4. Mann auß jeder Compagnie Flintinierern nacher Cardona vom Feind ebenfals ab=
geordnet
worden.

Den 5. Dito fiele nichts sonderliches vor / als / daß von Miquelleten einige auf=
gefangene
feindliche Brieffe: und von denen Freywilligen ein feindlicher Hauptmann
vom Regiment Macauli, samt einem Lieutenant von Regiment Artois und 8. Gemeinen /
Gefangen eingebracht wurden.

CONTINUATIO DIARII

Auß der Königl=Dänis. und Polnis. Armee / in Pommern /
vor Stralsund / vom 9. biß 10. Decemb. 1711.

DEn 9. Decemb. Heut / in der Nacht / wurden so wol unser=als Dänischer Seits / einige
Reduten etwas näher gegen der Stadt zu angeleget / auch aneinander gehenget / wo=
durch
wir so viel Nutzen schaffen / daß / wann das Dännische schwere Geschütz und Zuge=
hörungen
nachkommeten / wir bereits ein ziemliche Postirung an der Stadt haben; Diese
Arbeit nun wurde die Nacht hindurch auff unserer Seiten gutes Theils fortgeführet / wei=
len
die Feinde dargegen nichts unternommen; also wir dermalen keinen Verlust hatten.

Man redet noch immer von einer Schwedischen Uberfahrt / wovon doch nichts gewis=
ses
zuerfahren / ausser / daß einige grosse Kriegs=Schiffe bey der Jnsul Rüden liegen / da=
bey
auch 40. Uberfuhr Schiffe seyn solten; Um nun eigentliche Gewißheit hiervon zuer=
langen
/ hatte man etwelche Kundschaffter ausgeschicket / die aber noch nicht zuruckkommen.

Den 10. Dito wurde unser Arbeit auch des Tags über / unter Behuff eines dicken
Nebels gleichfalls mit gutem Erfolg fortgesetzet; und ungeachtet die Feinde nach ge=
fallenen
Nebel aus der Stadt gar hefftig mit Stucken spielten / hatten wir doch bey allen
deme mehr nicht als nur einen Verwundten / in einer andern unsrigen schon vormals ver=
fertigten
Reduten / die etwas weiters von der Stadt entlegen / wurde ein Mann von einer
Feindlichen Stuck=Kugel todtgeschossen.


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