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Wiennerisches Diarium

Nr. 876, 23.–25. Dezember 1711

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[1]

Wienn / vom 23. biß 25. December / 1711.

MJttwoch / den 23. December. Heut hatte Titl. Herr Carl Ernst /
des H. Römischen Reichs Graf von Waldstein / Ritter des gul=
denen
Vließ / Jhrer Weiland Kaiserl. Majestät / Joseph des Ersten /
glorwürdigster Gedächtnus / hinterlassener Obrist=Kammerer ꝛc. und Titl.
Herr Ernst Fridrich / des H. Römis. Reichs Graf von Windischgrätz ꝛc.
Ritter des guldenen Vließ / bey jüngst zu Franckfurt vorgewester Römi=
schen
Königs=Wahl gewesener Königl. Chur=Böhmisch=Gevollmächtig=
ter
Bottschaffter und Gesandter / in der allhiesigen geheimen Raths=Ver=
samlung
/ bey Allerhöchster Gegenwart Jhrer Verwittibt=Kaiserlichen
Majestät / und gekrönten Königin zu Hungarn / Dalmatien / Kroatien und
Sclavonien ꝛc. Ertz=Hertzogin zu Oesterreich ꝛc. Eleonora Magdalena
Theresia ꝛc. unser Allergnädigsten Frau Regentin / den Eyd / als würckli=
che
geheime Räth / abgestatet / und von dieser hohen Ehren=Würde den
Besitz genommen.

Donnerstag / den 24. Decemb. Heut hat der Königl. Polnische
Printz Jacob / aus Welschland kommend / seine Reyß nacher Schlesien
auff der Post / mit einem grossen Gefolg / von hier wieder fortsetzet.

Dito wurde in der Kirchen des Kaiserlichen Profeß=Hauß derer
WW. EE. PP. S. J. am Hof ein=jung=vermögliche Judin / ihres Alters
im 18. Jahr / und aus Böhmen gebürtig / nachdeme sie von A. R. P. Francis.
Passöcker , S. J. in dem Christlichen Catholischen Glauben genugsam un=
terwiesen
worden / von Jhro Hochwürden / Herrn Dr. Lamprecht , Chor=
Maistern zu St. Stephan / getauffet / und ihr die Namen: Maria Mag=


[2]

dalena Eva / gegeben worden; ihr Tauf=Patin ware gewesen Jhre
Majestät / unser Allergnädigste Frau Regentin; Dero Stell aber die ge=
weste
Königliche Portugesische Obrist=Hofmaisterin / Titl. Frau Gräfin
von Thurn / allerhöchstgedachter Frau Regentin Herrn Obrist=Hof=
Maistern Frau Gemalin vertretten.

Freytag / den 25. December. Diese H. Nacht / und Heut / am Heil.
Christ=Fest / wie auch des Abends / haben Jhre beede Verwittibte Kai=
serliche
Majestäten / samt dero DurchleuchtigstenErtz=⟨Hertzogin=⟩en / mit
dem gewönlichenGefolg/ in dero besonderen Hoff=Kirchen dem GOt=
tesdienst
höchst=erbäulichst abgewartet; davon den einen bey Jhrer
Majestät / unserer gnädigsten Frauen Regentin / Vormittags der Päbstl.
Nuntius, Monsignor Piazza , den andern aber / als des Abends / Jhro Bi=
schoffliche
Gnaden / Herr Graf Leslie, verrichtet.

Eben Heute hat dieses hohe Fest in der St. Stephans Dom=Kir=
chen
die allhiesig=Löbliche Universität feyerlichst begangen; dabey Vor=
mittags
Jhre Hochfürstl. Gnaden / der Herr Bischoff zu Wienn / und
Nachmittags Jhre Hochwürden Titl. Herr Joseph Braitenbücher / Dom=
Probst allhier / den GOttesdienst; die Lateinische Lob=und Ehren=Rede
aber / auff Antragung dermalig Decan der Theolog Facultät / A. R. ac
Claris. P. Francis. Xaver. Stadler. S. J. SS. Theol. Doct. ac Profess. Ordinar.
ein Geistlicher aus der Gesellschaft JEsu mit aller Vortrefflichkeit ge=
halten
.

Dito ware von der Königl. Dänisch=und Polnischen Armee / in
Pommern / auß dem Lager vor Stralsund / hierbeygehende Continua=
tion
Diarij , vom dem 2. biß 8. December dahier eingelauffen; daraus aber=
malen
zuersehen / wie daß in gedachtem Lager bey Jhro Königl. Däni=
schen
Majestät von dem vor Wismar Commandirenden Herrn General=
Lieutenant Ranzau ein Currier den 6. Dieses angelanget; mit der Nach=
richt
/ wie jüngstgedacht / daß der den 5. Dito in besagtem Wismar
Commandirend General Schultz mit dem grösten Theil seiner Besatzung /
und bey sich führenden 12. Stucken einen Ausfall gewaget; er wär aber
so übel gelungen / daß gemeldter General Schultz / mit Hinterlassung über
dritthalb tausend Mann / 12. Stucken und 40. Pferden / auch 2. Karren / in
mehrgemeldtes Wismar sich kümmerlich zuruck begeben müssen. Ubri=
gens
solle bey der Jnsul Rügen verschiedene Schwedische Schiffe mit fri=
schem
Volck angelanget seyn; dahero man in dem Alliirten Lager all=
möglichste
Veranstaltung mache / um den Schweden / fals sie einen Ent=
satz
wagen solten / mit gutem Mut entgegen zugehen.

[3]

Eodem wurde aus Franckfurt / unterm 19. Decemb. berichtet / wie daß
Jhre Röm. und Catholische Majestät / nachdeme Sie / wie jüngst
gemeldt / den 14. dieses zu Aschaffenburg glücklich angelanget / und in dasi=
gem
schönen Chur=Mayntzischen Schloß / allda allerhöchst=besagte Maje=
stät
Jhre Churfürstliche Gnaden von Mayntz / in Begleitung vieler vor=
nemmen
Standes=Personen / bey dem Außsteigen deroselben Post=Kal=
lesch
/ auf das verbündligste empfangen / dero Einkehrung genommen /
auch den 15. und 16. Dito daselbsten verweilet / dan den 17. darauff / mit
dero samtlichen Hoffstatt wieder aufgebrochen / und selbigen Abend noch /
unter dreymaliger Lösung derer Stucken / und im Gewehr stehender Bur=
gerschaft
/ wie auch Militz / in dem Schloß in der Stadt Hanau angekom=
men
; daselbsten allerhöchst gemeldte Kaiserliche Majestät von dortig=re=
gierendem
Herrn Grafen auf das ehrerbietigste bewillkommet / und be=
dienet
worden; Von dar endlich den 19. Dito / mit vorige Ehren Gepräng /
ferner nach der Kaiserl. freyen Reichs=Stadt Franckfurt / unter des Aller=
höchsten
GOttes Geleite / Sich erhoben / und allda dero herrlichsten Ein=
zug
gehalten; welcher prächtigst anzusehen gewesen; wie dan die anwe=
sende
Herren Churfürsten und Churfürstl. Gesandte / mit dero gantzen
Gefolg / wie auch dortigem Stadt=Rath / ein gutes Stuck Weg vor der
Stadt entgegen kommen / sofort Allerhöchst berührte Majestät / unter
der im Gewehr stehenden Burgerschafft / und Lösung derer Stucken / hin=
ein
begleitet; demnach ehester Tagen die Krönung vorsich gehen solle;
als zu welcher bereits von denen Reichs=Städten / Achen und Nürnberg /
die Herren Deputirte mit denen erforderlichen Insignien / Tags vorhero /
unter gewönlicher Bedeckung / sich auch eingefunden.

Aus Polen / von dem 18. Decemb. Daß man zu Posen den Czaa=
rischen
Kron=Printzen täglich erwarte / als welcher Seiner Frauen Ge=
malin
biß gegen die Polnische Gräntzen entgegen gehen wolle. Für die
aus Pommern jüngst angekommene 6000. Moskowittische Reüter habe
man inzwischen die Winter=Quartieren eingerichtet; So in der Posni=
schen
und Kalischischen Woywodschafft seyn solle; wobey die Stanis=
laische
Güter das Meiste leyden dörfften.

Aus Neapel / von dem 1. Decemb. Daß in dasiger Haupt=Stadt /
(allda jüngstens der General derer Galeeren / Sohn des Duc di Mon=
teleone
/ nebst vielen anderen Vornemmen Stands=Personen / aus Mai=
land
zuruckkommen) in dem Collegio derer PP. S. J. zu Ehren Jhrer Kai=
serlichen
Majestät / in Beyseyn des Vice -Königs / derer Gerichts=Stel=
len
/ und samtlichen hohen Adels / ein stattliches Fest gehalten werden.

[4]

Aus Livorno / vom 4. December. Daß allda 2. Päbstl. Galeeren /
so den Herrn Cardinalen lmperiali unbekandter Weys nach Rom über=
führen
/ in aller Still aus Genua angelanget; Hingegen wären verschie=
dene
Engelländische Fahrzeüge nacher Londen / und gegen Auffgang ab=
geseeglet
.

Aus Rom / vom 5. December. Daß allda Jhre Päbstl. Heiligkeit
ein allgemeines Gebett in der Paulina -Kapellen angefangen; mit welchem
durch alle Kirchen fortgefahren werden solle. Der schon etlichmalen ge=
dachte
Jud Jsac stelle sich in dem Hauß deren Neu=Bekehrten fleissig
ein / und erweise sich dessen andertgeborener Sohn / so ehdessen gantz ver=
stockt
gewesen / vor allen am eyffrigsten; nachdem ihme die Geistliche
bey St. Balbina das 53. Kapitl Jsaias: Sihe / er trug unsere Kranck=
heit
/ und lud auff sich unsere Schmertzen ꝛc. samt dem 22. Psalm Davids /
ausführlich erkläret / und erwiesen / daß / da die Ruthe Jesse auffgangen / der
Scepter von Juda hinweggenommen / und das Judentum unter die =
mer
gebracht worden; mit dem Beysatz / daß der versprochene Messias in
die Welt vorlängst unter das ehemals ausserwählte Volck GOttes ge=
kommen
/ jedoch von demselben nicht angenommen worden; Wie Jsaias
von den Juden geweissaget: Wir sahen Jhn / aber da war kein Gestalt /
noch Schönheit / die uns gefallen ꝛc. ; und wie die Juden mit Blindheit ge=
schlagen
worden / daß sie den warhafften Messias / den Heyland der
Welt / gekreütziget und getödtet / auch / dessen Blut über sich und ihre Kin=
der
zukommen / begehret.

Aus Genua / von dem 5. Decemb. Daß bey dasigem Doge, und
andern Vornemmen der Groß=Britannische Gesandter / Herr von
Sciatum, Audientz gehabt. Aus Marsillien wäre versichert worden;
daß aldortige Kappern abermalen scharffen Befehl gehabt / kein Genue=
ser
Schiff ins Künfftige zubeunruhigen.

Aus Mayland / von dem 9. Decemb. Daß die unlängst in das To=
scanische
abgeschickte Truppen gegen das Pisaner=Gebiet gezogen / um
dasiger Orten die ihnen angewisene Quartier zugeniessen.

Auß Venedig / von dem 12. Decemb. Daß bey dem Hohen=Rath
der Herr Marco Loderano , nachdeme die Zeit seiner Außklüfftung zum E⟨nde⟩
gelauffen / das obgehabte Amt / als General - Proveditor , gewönlicher
massen abgeleget. Aus dem platten Land habe man verschiedene Trup=
pen
an das Meer=Gestatt geliefert / und nacher Morea eingeschiffet. Von
Brescia verlaute / daß alda der Herr Cardinal Prioli durch=und nacher
Bergamo zu seiner Kirchen abgereyset.

[5]

Aus Spannien / von dem 23. November. Daß der Hertzog von An=
jou
den P. Augustinus de Barcelona aus dem Orden derer Trinitariern /
und Professor Theologiæ von der Universität zu Salmantica, zum Bischof=
fen
von Urgel ernennet. Aus Catalonien verlaute / daß das grobe Ge=
schütz
/ so zur Belagerung des Schloß Cardona bestimmet / zu Pinnos an=
gelanget
/ und von dar ferners / samt einer grossen Menge Kriegs=Gezeug /
abgeführet worden / um die Belagerung fortsetzen zukönnen; als welche
der Comte de Muret commandiren solle; Jn Erwartung auch noch 18.
Bataillonen und 20. Squadronen Frantzösischer Truppen / welche aus
dem Rousilonischen in Catalonien eingerucket. Zu Maniesa sollen die Alliir-
te
ein Magazin auffrichten / und viele Backöfen verfertigen lassen.

Aus Groß=Brittannien / von dem 8. Decemb. Daß der jüngstge=
dachte
Bischoff von Bristol, als einer von den Gevollmächtigten Mini=
stern
zur Friedens=Handlung / an seiner Bagaschi starck arbeiten lasse /
um nächstens seine Reyß nacher Holland anzutretten; alldort er 4. Ba=
schi
und 12. Laggeyen haben werde; so seye auch der Befehl ergangen /
ihme ein stattliches Service von dem Königl. Silber zukommen zulassen;
Zu Londen / (allda eben diesen Tag das Parlement sich versamlet / aber
ohne Jhrer Groß=Britannis. Majestät Gegenwart / als welche gedach=
tes
Parlement wieder biß auff den 18. dieses verschoben) seye der Comte
de Rivers von Hannover / und der Comte d’Orrery von Brüssel zuruckkom=
men
; hingen stehe der Kaiserl. extraordinari Gesandter / Herr Graf
von Gallasch / reißfertig / mittels einer Königl. Jacht / und ersten gu=
ten
Wind / nacher Holland zukehren; ingleichem solle Milord Duc de
Marleborough , bey welchem viele Grosse die Besuchung abgeleget / ent=
schlossen
seyn / nach seinem Gut Bleinheim / in der Grafschaft Oxford /
sich zuerheben / und daselbst eine Zeitlang sich auffzuhalten / ohne in ge=
genwärtiges
Friedens=Werck viel sich einzumischen; als dagegen ver=
schiedene
Pairs sich beschweren wollen.

Aus Holland / von dem 15. December. Daß in dem Haag der =
niglich
=Preussische Minister / Herr Marschall von Bieberstein / angekom=
men
/ um ferners nacher Engelland zukehren; Hingegen wäre aus ge=
dachtem
Haag der Herr Baron von Heems abgereyset / Jhrer Hochfürstl.
Durchl. Printzen Eugeni von Savoyen ꝛc. entgegen zugehen; als für welche
eine Jacht nacher Nimwegen bereits abgeschicket worden.

Aus Flandern / vom 14. Decemb. Daß / so bald der Ruff erschollen /
wie nemlich die Frantzösische Truppen / zu Fuß und Pferd / sich vor denen
Posten / Mortagne, St. Amand , und Hannon, so nahe sehen lassen / daß

[6]

man mit Stucken gegen dieselbe gefeüret / habe der Herr General / Graf
von Albermale, 50. Mann von jeder Bataillon seiner Besatzung / unter
dem Obrist=Lieutenant Mortagne, beordret / um gedachtem Paß zur Hülff
zukommen; über das wäre auch die Warnung nach Marchienne und Bou=
chain
ergangen / sich alda wol zuversehen; weilen ein starcke Frantzösische
Mannschafft von Maubeuge und Avesne gegen Quesnoy im Marsch be=
griffen
; Ein andere Frantzösische Mannschafft aber schon den Paß Lillers
mit dem Degen in der Faust bemächtiget / und den Paß Ponta à Vendin
verheeret. Nicht weniger habe ein Frantzösische Mannschafft auff der
Höhe von Mortagne angefangen / in aldasigem Scarp=Fluß einige Schiff
mit Stein zuversencken / auch sonsten diesen Fluß mit grossen Bäumern /
Faschinen und Steiner anzufüllen; Ob nun solches angesehen / wie die
Frantzosen vorgeben / ein neue Linie bey Bouchain zuziehen / und obge=
dachten
Fluß unschiffbar zumachen; solches dörffte sich nächstens weisen.
Jnzwischen seye vorgemeldter Herr General / Graf von Albermale, mit
dem Herrn General=Wacht=Maistern Ivoy, den 12. dieses nacher Ryssel
abgangen / um zu denen auß den Besatzungen herauß gezogenen Truppen
sich zuverfügen / sodann gesamter Hand grad nach Douay zumarschiren /
dem Feindlichen Vorhaben vorzubiegen; zu welchem End auch aus
Dornick eben selbigen Tag 150. Mann von jeder Bataillon / unter dem
Herrn de Bear , Obristen von dem Regiment von Lillemarais, samt einigen
Feld=Stucken / abgangen / zu obigen Truppen zustossen / und mithin ein
kleine Armee zuversammlen.

Aus Brabant / von dem 15. December. Daß / ungeachtet man von
einem Frantzösischen Frieden rede / die Frantzosen an den Gräntzen in vol=
ler
Bewegung / um ein und anders vor der instehenden Friedens=Hand=
lung
zubewerkstelligen; Man wäre aber Alliirter Seiten auf guter Hut /
die Feinde wol zuempfangen.

Von dem Obern=Rheinstrom / vom 14. Decemb. Daß auß dem
Elsaß versichert werde; wie nemlichen die Frantzosen unter der Hand sol=
che
Anstalten machten; als wan der Krieg erst recht anfangen solte;
wie dan von allen Orten die Kriegs=und Lebens=Mitteln in die Maga=
zinen
geführet würden / um selbige mit allem Uberfluß anzu⟨stell⟩en.

Ankunfft derer Hoh=und Niederen Stands=Personen.

Den 23. December / 1711.

  • Kärntner=Thor. Herr Baron Gilani /
    komt von Preßburg / log. im wilden Mañ.

Den 24. Dito.

  • Herr Graf von Trautson / komt von St.
    Pölten / log. im Gariboldis. Hauß.
  • Herr Baron Lang / komt von Oedenburg,
    log. im Plötnerischen Hauß.

Den 25. Dito.

  • Herr Braun / Kaiserl. Currier / komt aus
    Mailand / gehet gleich zum Herrn Vice=
    Kriegs=Præsident.
[7]

Lista derer Getaufften in=und vor der Stadt.

Den 19. November / 1711.

  • Dem Herrn Dominicus Ler / und Maria
    Elisabeth sein. Ehefr. ihr S. Jgnatz
    Frantz Xaveri.
  • Dem Herrn Andre Zeißlmayr / und Maria
    Elisabeth sein. Ehefr. ihr T. Maria Eli=
    sabeth
    .
  • Dem Herrn Martin Johann Schöbelauer /
    und Maria Catharina sein. Ehefr. ihr T.
    Maria Francisca Elisabeth Josepha.
  • Dem Johann Peter Fischer / und Anna
    Maria sein. Ehew. ihr S. Johann Wil=
    helm
    Amade.
  • Dem Johann Schnap / und Jsabella sein.
    Ehew. ihr S. Johann Georg Jenewin.
  • Dem Martin Piegler / und Anna sein.
    Ehew. ihr T. Anna Elisabeth.
  • Dem Mathias Fraudorfer / und Barbara
    sein. Ehew. ihr T. Rosalia Elisabeth
    Margaretha.
  • Ein armes Kind / Catharina Elisabeth.
  • Dem Andre Pischel / und Eva Rosina sein.
    Ehew. ihr T. Maria Elisabeth.

Den 20. Dito.

  • Dem Herrn Johann Georg Neck / und Ca=
    tharina
    sein. Ehefr. ihr T. Juliana Eli=
    sabeth
    .
  • Dem Martin Hirschbell / und Anna sein.
    Ehew. ihr S. Thomas Wolfgang.
  • Dem Wilhelm Klein / und Margareth sein.
    Ehew. ihr T. Anna Maria.
  • Dem Maximilian Thebald / und Maria
    Theresia sein. Ehew. ihr S. Adam Fer=
    dinand
    .
  • Dem Frantz Postmayr / und Anna Clara
    sein. Ehew. ihr S. Ambroß Simon.
  • Dem Johann Michael Hohreüter / und
    Barbara sein. Ehew. ihr S. Joh. Georg.
  • Dem Wilhelm Jacob / und Eva sein. Ehew.
    ihr S. Anton Johann Georg.
  • Ein armes Kind / Joseph Anton.
  • Dem Wenzl Graman / und Maria sein.
    Ehew. ihr T. Maria Apollonia.
  • Dem Johann Prokopf / und Maria The=
    resia
    sein. Ehew. ihr S. Carl Joseph An=
    ton
    .

Den 21. Dito.

  • Dem Herrn Leopold Jgnatz von Ham / und
    Maria Anna sein. Haußfr. ihr S. Carl
    Joseph.
  • Dem Johann Wolfgang Forschter / und
    Anna Maria sein. Ehew. ihr T. Maria
    Anna Walburg.
  • Ein armes Kind / Maria Elisabeth.
  • Dem Peter Ruß / und Maria Magdalena
    sein. Ehew. ihr T. Maria Catharina.
  • Ein armes Kind / Maria Magdalena.
  • Dem Johann Sebatti / und Gertraud sein.
    Ehew. ihr S. Frantz Jgnatz Andre.
  • Dem Carl Binino / und Eva sein. Ehew.
    ihr S. Anton Sigmund.

Den 22. Dito.

  • Dem Herrn Anton de Loigk, Medic. Dr.
    und Maria Anna sein. Haußfr. ihr T.
    Rosina Juliana.
  • Dem Englbert Lang / und Maria Catha=
    rina
    sein. Ehew. ihr S. Johann Adam.
  • Dem Marx Weiß / und Ursula sein. Ehew.
    ihr S. Frantz Georg.
  • Dem Urban Forster / und Anna Maria sein.
    Ehew. ihr S. Johann Andre.
  • Dem Thomas Luf / und Magdalena sein.
    Ehew. ihr S. Arnold Joseph.
  • Dem Frantz Joseph Pästler. / und Maria
    Francisca sein. Ehew. ihr S. Bernhard
    Philipp.
  • Dem Sebastian Hueber / und Maria sein.
    Ehew. ihr S. Peter Sebastian.
  • Dem Frantz Lintner / und Maria sein.
    Ehew. ihr S. Johann Adam.
  • Dem Sebastian Leberbauer / und Martin
    sein. Ehew. ihr S. Friderich Frantz.
  • Dem Georg Seelinger / und Regina sein.
    Ehew. ihr T. Regina Barbara.
  • Dem Peter Gradt / und Elisabeth sein.
    Ehew. ihr T. Barbara Catharina.
  • Dem Mathias Stirzl / und Theresia sein.
    Ehew. ihr S. Frantz Heinrich Johann.

Den 23. Dito.

  • Dem Herrn Johann Christoph Faßmann /
    und Anna Rosina sein. Ehefr. ihr T. An=
    na
    Rosina Christina.
[8]
  • Dem Johann Georg Moser / und Anna
    Catharina sein. Ehew. ihr T. Catharina
    Sabina.
  • Dem Ehrnhold Peinig / und Barbara sein.
    Ehew. ihr T. Eva Ursula.
  • Dem Johann Weyrä / und Margareth sein.
    Ehew. ihr S. Michael.
  • Ein armes Kind / Jacob Wolfgang.
  • Dem Johann Owitz / und Anna Eva sein.
    Ehew. ihr S. Johann Sebastian.
  • Dem Caspar Seyrenbauer / und Eva Ma=
    ria
    sein. Ehefr. ihr T. Catharina Sophia.

Den 24. Dito.

  • Dem Johann Berlinger / und Eva Barba=
    ra
    sein. Ehew. ihr S. Johann Michael.
  • Dem Johann Däber / und Anna Maria
    sein. Ehew. ihr T. Maria Catharina.
  • Dem Herrn Rudolph Eyß / und Juliana
    Barbara sein. Ehefr. ihr S. Johann Jg=
    natz
    Joseph.
  • Dem Frantz Rechthaler / und Catharina
    sein. Ehew. ihr T. Maria Elisabetha Ca=
    tharina
    .
  • Dem Lorentz Sigmund Elbrechtinger / und
    Magdalena sein. Ehew. ihr S. Heinrich
    Gotthard.
  • Dem Johann Streitner / und Magdalena
    sein. Ehew. ihr T. Anna Catharina.

Den 25. Dito.

  • Dem Joseph Fitschner / und Elisabeth sein.
    Ehew. ihr S. Andre Georg.
  • Dem Jacob Graß / und Anna Catharina
    sein. Ehefr. ihr S. Johann Georg.
  • Dem Johann Rigler / und Kunegund sein.
    Ehew. ihr T. Eva Catharina.
  • Dem Anton Pichler / und Sybilla sein.
    Ehew. ihr T. Catharina Elisabeth.
  • Dem Johann Tobelhammer / und Bar=
    bara
    sein. Ehew. ihr S. Joseph Michael
    Johann.
  • Ein armes Kind / Johann Leonhard.

Lista aller Verstorbenen / in=und vor der Stadt.

Den 23. December / 1711. starb

  • Frantz Mantscheck / Student / im Glaße=
    ris
    . Hauß / in der neuen Welt / alt 27.
    Jahr.
  • Dem Simon Kirchstetter / Burgerl. Ku=
    chel
    =Gartner / zu Erdberg / sein Weib
    Eva / alt 36. Jahr.
  • Dem Valentin Brandner / Kaiserl. Reit=
    Knecht / vor dem Schotten=Thor / sein
    Kind Apollonia / alt 14. Tag.
  • Eva Böckin / lediges Mensch / welche Vor=
    gestern
    am Spitlberg / wegen genomm=
    ner
    Medicin ⟨verstor⟩ben / alda von dem
    Stadt=Gerichtbeschaut worden / alt
    24. Jahr.
  • Dem Stephan G⟨old⟩berger / Maurer=Ge=
    sellen
    / in der Leopoldstadt / sein Kind
    Dominicus / alt 1. Jahr.
  • Dem Christian Mörzbach / Reit=Knecht / am
    Neubau / sein Weib Barbara / alt 36.
    Jahr.
  • Dem Gregori Schmenck / Ziegler / am Liech=
    ten
    =Thal / sein S. Simon / alt 14. Jahr.
  • Dem Christoph Aigner / im Armen=Hauß /
    alt 31. Jahr.
  • Adam N. armer Mann / bey Maria=Hülff /
    alt 40. Jahr.

Den 24. und 25. Dito.

  • Dem Herrn Friderich Müllner / von Frey=
    burg
    / J. O. geheimen Hof=Kanzley
    Concepisten / im Mondeusis. Hauß am
    Graben / sein Kind Cæcilia / alt 1. Jahr.
  • Die Wol=Ehrwürdige Chor=Schwester /
    Maria Radigunda von der Hand / im
    Kloster bey der Himmel=Pforten / alt
    49. Jahr.
  • Dem Georg Kirchberger / Burgerl. Was=
    ser
    =Brenner / im Albrechtsburgis. Hauß /
    beym Hof=Ball=Hauß über / sein Weib
    Elisabeth / alt 25. Jahr.
  • Dem Johann Ohler / Handls=Diener / im
    Binauis. Hauß / im Haarhof / sein Kind
    Jacob / alt 5. Tag.
  • Dem Mathias Schmid / Burgerl. Würth=
    Ansager / beym Kühfuß / beym schönen
    Brunn / sein Kind Ursula / alt 6. viertl J.

[9]
  • Dem Thomas Staudinger / Gardi=Pfeif=
    fer
    / unterm neuen Thor / sein S. Jo=
    hann
    / alt 11. Jahr.
  • Dem Jacob Würinger / Kutscher / im Be=
    neficiaten
    =Hauß / in der Himmelpfort=Gas=
    sen
    / sein Kind Joseph / alt 5. viertl Jahr.
  • Peter Pirchner / Bugerl. Bestand=Würth /
    am Reñ=Weeg / alt 36. Jahr.
  • Dem Ulrich Widmann / Bestand=Würth / am
    Neubau / sein K. Rosina / alt 3. viertl J.
  • Dem Johann Kerler / Schnürmacher / am
    Neustifft / sein Kind Frantz / alt 1. Jahr.
  • Dem Christoph Scharpf / Schulmaister / am
    Neustifft / sein Kind Carl / alt 1. Jahr.
  • Dem Sebastian Gängl / Schneider / bey
    St. Ulrich / sein Weib Susanna / alt
    44. Jahr.
  • Dem Thomas Lunck / Kaiserl. Kutscher / in
    der Währinger=Gassen / sein Kind Jo=
    seph
    / alt 4. Wochen
  • Der Maria Grienerin / Wittib / bey Ma=
    ria
    =Hülff / ihr Kind Anna / alt 10. Tag.
  • Heinrich N. abgedanckter Soldat / aussers
    Klagbaum / alt 34. Jahr.
  • Michael Rueff / im Krancken=Hauß / alt
    64. Jahr.
  • Der Anna N. ledigem Menschen / bey St.
    Ulrich / ihr Kind Barbara / alt 4. Woch.

CONTINUATIO DIARII

Auß der Königl=Dänis. und Polnis. Armee / in Pommern /
vor Stralsund / vom 2. biß 8. Decemb. 1711.

DEn 2. Decemb. waren bey uns mehrmalen einige Schwedische Reuter mit ihren
Pferden bey uns im Lager angelanget.

Den 3. Dito / des Abends / wurde auch nahe an der Moskowitischen Feld=Wacht /
vor dem rechten Flügel ihres Lagers / angefangen / eine Redut auffzuwerffen; mit welcher Ar=
beit
man dan die Nacht über dergestalten fortkommen / daß man /

Den 4. Dito / mit anbrechendem Tage / schon halb verdeckt in der Erden ware; den gan=
zen
Tag über wurde mit der Arbeit angehalten / und / ungeachtet des Schwedischen unauff=
hörlichen
Schiessens aus ihren Verschantzungen / doch denen Arbeitern kein weiterer Scha=
de
zugefüget / als / das einem Moskowiter ein Bein entzwey geschossen / einem andern aber
die Hand ein wenig gestreiffet wurde; Abends / gegen 6. Uhr / hatten sich beede Königl.
Majestäten von Greifswald wieder in dero Haupt=Quartier eingefunden / um welche
Zeit an einer andern Redut bey der Moskowitischen Feldwacht vor ihrem lincken Flü=
gel
zuarbeiten angefangen worden.

Den 5. Dito ware die den 29. October angefangene Redut an der See / gegen
⟨B⟩randeshagen zu / in völligen Stand gekommen.

Den 6. Dito / des Abends / liessen Jhre Königl. Maiestät von Dännemark Jhro
Königlichen Maiestät von Polen zu wissen thun / daß Sie von dem Hn. General=Lieutenant
〈…〉 anzau / welcher das vor Wismar stehende Dänische Corpo commandiret / durch einen
Currier die erfreuliche Nachricht erhalten / wie der in vorgedachtem Wismar commandi=
rende
Schwedische General Schultz / mit dem grösten Theil seiner Besatzung / auß der
Stadt ihm entgegen gerucket / in Meinung / das damalige Corpo desto eher übern Hauf=
en
zu werffen; deswegen solches damals durch unterschiedliche Mannschafft / so nach Fur=
schy
außgeschickt worden / zimlich geschwächet gewesen; allein der Streich habe mißlun=
gen
; indeme die Schwede von denen Dänen dermassen empfangen wurden; daß bey 400.
von ihnen auff dem Platz geblieben; und / nachdeme sie von der Stadt abgeschnitten /
der 2000. gefangen / auch 12. Stuck / Dänischer Seits / vom Feind erobert worden; wie
solches die Verzeichnuß mit mehrerem außweiset. Unter denen Gefangenen aber befin=
de
sich kein höhere Officierer / als Obrist=Lieutenants; Weilen in Wismar nicht mehr / als ein


[10]

Obrister verhanden / welcher unter dem Schwedischen General Schultz commandiret;
und / da dieser den Außfall selbst angeführet / in der Stadt bliebe; Gedachter General
Schultz habe sich noch kümmerlich in die Stadt gerettet / von dem Fuß=Volck aber wäre
kein eintziger Mann mehr zuruck hinein kommen; Jndeme der übrig fliehende Schwe=
dische
Rest von den Dänen bis auff die Vestungs=Bruck verfolget / und / da diese auff=
gezogen
gewesen / ins Wasser gejaget / so dann samtlich darinn erträncket worden; über
dieses wäre die Dänische Reuterey bey zwey Stunden in der Contrescarp gestanden /
daß also selbige / wann Mörser und Stucke bey Handen gewesen / sich Maister von der
Stadt gemacht hätten; Nach diesem Scharmützel hätten auch die Dänen im Land Pöhl
noch einen Hauptmann / samt 60. Gemeinen / gefangen / und 6. metallene Stuck erbeutet.

Den 7. Dito waren die am 3. und 4. Dito angefangene Reduten vor dem
Moskowitischen Lager zur Vollkommenheit gebracht / und also mit Stucken besetzet
worden.

Den 8. Dito bekamen wir wiederum drey Schwedische Uberläuffer; Ubrigens
hatte man alles in der Welt in Bereitschafft / um auff die Jnsul Rügen eine Außsteigung
vorzunemmen; allein biß diese Stund kunte man von Königl. Dänischer Seiten mit de=
nen
Uberfahrt=Schiffen noch nicht zum Stand kommen. Jndessen verstreichet die Zeit /
und spricht man jetzo von einer Schwedischen Ubersetzung / so auff Rügen angekommen
seyn solle; deme seye nun / wie ihm wolle; Seynd die Truppen schwach / so haben wir desto
weniger zu besorgen: seynd sie starck / so werden sie wegen Unterhalt desto mehrers
zuthun haben; hingegen wird Unserseits all möglichste Veranstaltung gemacht / um diesel=
be
/ wan sie etwas vorzunemmen sich unterstehen wolten / gehöriger massen zu empfan=
gen
; da selbe vielleicht mit GOttes Hülff das Glück treffen könte / welches jüngsthin die
Besatzung auß Wismar gehabt; von welcher kurtz zuvor Streiff=Parteyen außgegan=
gen
; zu denen sich Dänische Uberläuffer gesellet / wodurch die Weege unsicher gemacht
worden; wie sie dan jüngsthin die 2. Polnische Herren Grafen Szembeck und Mniszeck
hinweggenommen; allein / da die Wismarische Besatzung geschlagen / so wird ihnen nun
mehro das Zuruckkehren auch schwer gemacht werden; und wurden von hierauß Leut ab=
geschicket
/ welche die Weege rein halten solten; zudeme so hatte der Hertzog von Stre=
litz
ein Mandat ergehen lassen / dergleichen verloffene Leute anzuhalten; daß also die Wee=
ge
bald sicher seyn werden; wie dan auch der General=Major Goltze bereits durchgekom=
men
/ und allhier angelanget.

Verzeichnuß deren gefangenen / verwundten und getödten
Schweden / wie auch deren eroberten Stucken.

Obrist=Lieutenants 2.
Obrist=Wacht=Maisters 2.
Hauptleute 10.
Lieutenants 12.
Fändrichs 15.
Adjutans 1.
Wall=Maister 1.
Sergeant von der Artillerie 1.
Unter=Officierer 128.
Constabler 7.
Gemeine 1428.
Verwundte 470.
Tode 478.
Summa 2555.
Stuck / so erobert worden 12.
Samt den dazu gehörigen Pferden / de=
rer biß 40. gewesen.
Jtem 2. Karren.

NB. Noch hat der Herr General Rantzal
12. Officierer / darunter der Obrist Wrange
gewesen / auff parol nach Wismar füh=
ren
lassen / um allda geheilet zuwerden.


NB. Noch hat der Herr General Rantzal
12. Officierer / darunter der Obrist Wrange
gewesen / auff parol nach Wismar füh=
ren
lassen / um allda geheilet zuwerden.

[11]

Beschreibung

Der Römisch=Königlichen Krönung Jhrer Kaiserlichen
Majestät / Carl des Sechsten; so den 22. December 1711. in der
kaiserl. freyen Reichs=Wahl=und Handel=Stadt Franckfurt
am Mayn / bey einem unaussprechlichen Zulauff des frolo=
ckenden
Volcks / glücklichst vollzogen worden.

ALdieweilen Jhr Römische Kaiserl. und Catholische Majestät / nach Dero bisherig
höchstbeschwerlichen Reyß / welche Sie so wol zu Wasser / als zu Land verrichten müsse /
in Franckfurt glücklichst angelanget / und in selbe Stadt / wie schon gemeldet worden /
Dero prächtigsten Einzug den 19. Decemb. gehalten / dan in dasiger St. Bartholo=
maue
Dom=Kirchen / daselbst sowol den Empfang / als den GOttes=Dienst Jhre Bischofl.
Gnaden von der Wiennerischen Neustadt versehen / die Wahl= Capitulation beschworen.

So wurde / den 20. und 21. Dito / diese beyde Täge / meistens mit den Beratschla=
gung
=und Veranstaltungen zu der bevorstehenden Krönung zugebracht / und dem=
nächst
denen Herren Churfürsten / und denen Churfürstlichen Herren Gesandten / wie auch
den andern Hohen Stands=Personen / so zur Beywohnung der Krönung nötig / durch den
Herrn Reichs=Marschallen / Grafen von Pappenheim / angesaget / um dabey den 22. Dito
zuerscheinen; welchemnach / als dieser höchsterwünschte Tag kaum angebrochen /
das vorige am Einzug gebräuchliche Zeichen mit Trommlen und Trompeten gegeben /
und alles dazu fertig gemacht worden; der sogenante Lieb=Frauen Berg / wie auch der
Römer=Berg / und die Gassen / unter den Neuen Kräm genannt / dan der Marckt biß
zur Dom=Kirchen waren zu beeden Seiten mit Burgerlichen Wachten besetzet / inglei=
chem
stunden auff dem Römer=Berg / unter unauffhörlichem Trompeten und Paucken=
Schall / die 3. Burger=Compagnien zu Pferd.

Mitlerzeit hatten sich die beyde Herren Churfürsten / Mayntz und Trier / samt den
Herren Bischöfen / Aebten und Prælaten / in vorgedachte Dom=Kirchen erhoben / und
daselbsten der Herr Ertz=Bischof und Churfürst von Mayntz / als Consecrator , nebst denen
vornemsten Herren Assistenten / von den Nürnbergisch=und Aachischen Herren Abge=
ordneten
die bey sich gehabte Pontificalia und Ornat / wie auch Reichs=Kleynodien /
als von der Reichs=Stadt Nürnberg des Carolus Magnus guldene / und mit kostbaren
Edelgestein und Perlen besetzte Kron / so einer klein halben Ehlen hoch / und 14. Pfund
schwer ist / dan des Carolus Magnus guldenen Ring und Schwerd / mit der dazu gehörig=
von
Perlen in gewisse Figuren eingelegten silbernen Scheiden / Reichs=Zepter / und Apfel
von purem Gold / drey Dalmaticken / oder Pontificalia von Viol=Brauner=weiß=
und schwarzer Farb / samt denen Gürtelen / wie auch Sandalien &c. von der Reichs=
Stadt Aachen aber des Carolus Magnus Säbel / mit dem Gehäng / und das mit guldenen
Buchstaben geschriebene Evangeli=Buch / dan 1. Kästlein / darin von des Heil. Stephans
Blut / ꝛc. überlieffert bekommen; welches alles auff ein besonders / und mit rotem Sammet
überzogenes Tischlein geleget / dan zum Theil / als die Kron / Schwerd / Reichs=Apfel und
Zepter / von dar mit grossem Pomp in das Kaiserl. Quartier / zum Braunenfels / gebracht /
so fort auff rotsammeten Küssen Jhrer Maiestät überreichet worden.

Wehrenden dessen hatte Sich Chur=Pfaltz von dem Rathauß / dem so benamsten
Römer / als dahin Sich dieser gegen 9. Uhr verfüget / nach dem Kaiserl. Quar=
tier
/ in seinem Churfürstl. Habit reitend / erhoben; dahin denselben der Königl. Chur=

[12]

Böhmische zur Rechten / und der Chur=Sächsische Gesandter / zur Lincken / in Folgung
des Chur=Brandenburg=und Chur=Hañoverischen Gesandten / samtlich zu Pferd / in reich
von Goldstuckenen Mantel=Kleydern / mit hohen Federn auff den Hüten / begleitet hatten;
in Vorhergehung derer Heyducken / Laggeyen und Baschi.

Als nun hierauff die Reichs=Aemter / Ständen / Ministern und Cavallieren sich
versamlet; (so von 7. Uhr / fruhe / biß halber Eilf / Vormittags / gedauret) wurden
vorgemeldte Reichs= Insignia denen Reichs=Erb=Aemtern in dem Kaiserl. Quartier auß=
getheilet
/ und der Zug nach der Dom=Kirch in folgender Ordnung / so der Reichs=Quar=
tier
=Maister / und 2. Furrirer / angeführet / vorgenommen:

  • 1. Zwölff Laggeyer / samt 4. Heyducken des
    Chur=Hannoverischen Herrn Gesandten / in ⟨Trü=
    ⟨stemin⟩farber
    Liverey / alle paarweiß.
  • 2. Achtzehen Laggeyen der Chur=Brandeburgi=
    schen
    Herrn Gesandten.
  • 3. Sechzehen Laggeyen / samt 4. Heyducken /
    des Chur=Sächsischen Herrn Gesandten / in Gelber
    Liverey.
  • 4. 17. Chur=Pfältzi. Laggeyen / samt 9. Heydu=
    cken
    / in blauer Liverey mit Silber.
  • 5. Zwölff Laggeyen / mit 2. Heyducken / in grü=
    ner
    Liverey / des Chur=Böhmischen Herrn Gesand=
    ten
    .
  • 6. Zwey Hannoverische / 6. Brandenburgische /
    6. Sächsische / 12. Pfältzische Baschi; diese letztere
    waren in langen Mänteln / auf Spannische Art /
    wie Edl=Knaben gekleydet / blau mit Silber.
  • 7. Biß 200. Cavaliers und Edl=Leute.
  • 8. Verschiedene Cavalierer / als Kammerherren
    und Ministern / Laggeyen und Heyducken / darunter
    des Fürsten von Liechtenstein / Kaiserl. Herrn Ob=
    rist
    Hof=Maistern / und Herrn Grafen von Sinzen=
    dorf
    / Obrist=Hof=Kantzlern / am prächtigsten
    zu sehen waren.
  • 9. Verschiedene Baschi derer Kammerherren /
    und Ministern.
  • 10. Sechs Kaiserliche Lauffer.
  • 14. Fürst Adam Frantz von Schwartzenberg /
    mit dem Hof=Marschall=Staab.
  • 11. Zehen Kaiserliche Leib=Laggeyen.
  • 12. Vierzehen Kaiserliche Edl=Knaben / mit
    Jhrem Hof=Maister und Præceptor .
  • 13. 300. Kaiserl. Cavaliers und Edl=Leute / alle
    in schönster Galla.
  • 15. Darauf folgeten die Kammer=Herren / Reichs=
    Grafen und Ministern / durcheinander / alle in
    prächtigster Galla.
  • 16. Zwölff Kaiserliche Trompeter und Paucker.
  • 17. Sechs Herolden / 1. der Oesterreichische /
  • 2. der Böhmische und Hungarische miteinander /
    3. der Spannische allein / 4. die 2. Kaiserl. allein.
  • 18. Die 4. Churfürstl. Herren Gesandte zu Pferd.
  • 19. Herr Philipp Ludwig / Erb=Schatz=Maister /
    Graf von Sinzendorf / mit der Reichs=Kron / (des=
    sen
    Herr Vetter / Joachim / Graf von Sinzendorf /
    gieng lincker Hand mit dem Küssen) und Herr Ernst /
    Erb=Truchses Graf von Zeyl / mit dem Reichs=Zepter /
    beyde in Mantl=Kleidern von Goldstuck / zu Pferd.
  • 20. Dan folgte zu Pferd der Churfürst von Pfaltz
    in seinem Churhabit und Hütel auf dem Kopf /
    den Reichs=Apfel in der Hand empor haltend / dem
    gienge sein Marschall vor / jedoch mit eingesteck=
    tem
    Schwerd.
  • 21. Herr Graf von Papenheim / zu Pferd / in ei=
    nem
    goldstückenen Mantl=Kleid das bloße Schwerd
    führend vor dem Himmel;
  • 22. Welcher von 10. Raths=Herren von Franck=
    furt
    in schwartzen Mantl=Kleidern getragen wur=
    de
    ; unter solchem ritten Jhre Kaiserliche Ma=
    jestät
    auf einem sehr reich geschmückten Rappen;
    Jhre Majestät waren mit einem Carmesin=roten
    langen Unter=Rock angekleidet / darüber gienge ein
    Goldstuckener Habit mit Harmelin ausgeschlagen /
    über welchem die guldene Vließ Ketten hienge /
    auf dem Kopf ein schon Spannische Peruquen /
    worauf die Hauß=Kron von kostbarsten Steinen wa=
    re
    ; neben gienge auf der Rechten Seiten Dero
    Obrist=Stall=Maister / Herr Graf Philipp Sigmund
    von Dietrichstein / auf der Lincken Dero Bereüter /
    Herr von Regental; nach Jhro Majestät gienge
    Dero Obrist=Hof=Maister / Fürst Anton von Liech=
    tenstein
    / nebst dem Obrist Kammerern / Herrn Grafen
    Rudolph von Sinzendorf; den gantzen Himmel und
    lang voraus schliesten einer Seits die Hartschiren /
    ander Seits die Trabanten / mit dero Herren
    Haupt=Leuten / zum Ende gienge die Pfältzis. Gar=
    di
    zu Fuß / und verhinderte den Zulauff des Volcks.

Bey dem Eintritt der Kirchen hatten Jhre Majestät die zwey Geistliche Herren
Churfürsten / Mayntz und Trier / und zwar der Erste in einem neuen von einigen Klo=
ster
=Frauen eigends von Gold / Perlen / und Edelgestein sehr kostbar ausgezierten Ertz=
Bischöflichen Ornat / samt dem assistirenden Herrn Bischofen von der Wiennerischen
Neüstadt / dan anderen Herren Bischöfen / Herren Aebten / und Herren Prælaten /

[13]

wie auch Kapellanen / und anderen Geistlichen / mit einem grossen Silber=und Goldenen
Kreutz / Rauch=Faß / Evangeli=Buch / einem Silbernen Stab / und Königlichen Jusi=
geln
/ geziemend empfangen / so dan in die Kirch begleitet;

Als nun Jhre Majestät alda etwas stehen geblieben; hatte Chur=Mayntz / den
Bischöflichen Stab in der Hand haltend / in Lateinischer Sprach folgender Gestalt zubet=
ten
angefangen:

Unsere Hülff stehet im Namen des HERRN;

Darauf die anwesende Geistlichkeit geantwortet:

Der Himmel und Erden erschaffen.

Chur=Mayntz ferners:

Gelobet seye der Namen des HERRN.

Die Anwesende:

Von nun an bis in Ewigkeit.

Nächstdem fuhre Chur=Mayntz fort:

Allmächtiger / Ewiger GOTT / der Du deinen Diener Carl gewürdiget hast / auf den Reichs=
Thron zuerheben / wir bitten Dich / verleihe demselben / daß er in dem Lauf dieser Zeit ins gemein ein
jeden also regiere / damit selbiger vom Weeg deiner Warheit nicht abweiche / durch unsern HERRN
JESUM Christum ꝛc. Amen.

Nach volbracht=diesem Gebett / gienge Chur=Mayntz / mitels Vortragung gedach=
ter
Jnsignien / ferner zu dem Kreutz=Altar vor dem Chor / da die Krönung beschehen sol=
te
: dahin Jhre Majestät auch folgten / und ferners Sich / wehrenden dessen / da die
Musicanten Lateinisch gesungen:

Sihe ch sende meinen Engel / welcher vor dir hergehe ꝛc.

Zu dem Bettstul verfügten / so drey mit rotem Tuch überzogene Staffel hoch / darauf
ein Bettschammel / mit einem Goldstuck bedecket / und ein hoher Lehnstul / auch mit einem
Goldstuck gezieret gewesen; darüber von Oben ein freyer Himmel von Gold und Silber=
stuck
mit goldenen Frantzen gehangen.

Chur=Pfaltz legte inzwischen auch den Reichs=Apfel auff das unweit des Altars
stehende Tischlein / und nahmen die Herren Churfürsten / nebst den Churfürstlichen Herren
Gesandten / ihre angeordnete Stül; ingleichem stelten sich die Reichs=Aemter / und die
Herolden in ihre gehörige Stände; jene stunden auff der Evangeli=Seiten / diese aber
zu der Epistel=Seiten / unweit gedachtem Bettstul; von deme Jhre Majestät kurtz her=
nach
wieder zu dem Altar / auff welchem ein silbernes Krutzifix / und 6. silberne Leuchter
zusehen gewesen / Sich genahet / und daselbst auff einem goldstuckenen Polster / so auff einer
goldstuckenen Decken gelegen / niedergekniet; da dan Chur=Mayntz über Jhre Majestät
Folgendes gesprochen:

Herr / Hülff dem König;

Dazu die umstehende Geistliche geantwortet:

Und erhöre uns in der Zeit / da wir dich anruffen.

Uber das hatte Chur=Mayntz weiters fortgefahren:

GOtt! der du weist / daß das Menschliche Geschlecht durch keinerley Krafft bestehen kan / verleyhe
gnädiglich / daß dein Diener Carl / welchen du über dein Volck hast setzen wollen / durch deine Hülff also
gestärcket werde / damit selbiger denen / so er verstehen wird / auch könne behülfflich seyn / durch un=
sern
Herrn ꝛc.

Allmächtiger / ewiger GOtt / Du Regierer dessen / was im Himmel und auf Erden ist / der Du dei=
nen
Diener gewürdiget hast / auff den Reichs=Thron zu erheben / wir bitten Dich / verleyhe / daß er von
allen Widerwärtigkeiten befreyet / und mit der Gabe des Kirchen=Frieden beschützet / auch durch deine
Verleyhung zu der Freud des ewigen Friedens zugelangen würdig werden möge / durch denselben un=
sern
HErrn ꝛc.

[14]

Nach diesem verrichten Gebett stunden Jhre Majestät wiederum auff / und wurden
von denen Herren Assistenten in vorigen Betstul geführet; über das fienge Chur=Mayntz
das Hoch=Amt an / mit einem solchen Eingang / wie am Heil. Drey König=Tag geschi=
het
/ und waren die Collecten:

GOtt! der Du heutiges Tags deinen eingebohrnen Sohn denen Heyden durch den führenden
Stern geoffenbaret hast / verleyhe gnädiglich / daß wir / als die schon durch den Glauben Dich erkennet ha=
ben
/ zur Anschauung der Gestalt deiner Herrlichkeit geführet werden mögen.

GOtt! der du durch die wunderbare Ordnung derer Engelen alles bestellet / und auf unaussprechliche
Weise regierest / wir bitten dich / verleyhe / daß dieser dein Diener Carl / den dufestwollen zum König
aufnemmen / alles richtig verordne / wie die Gerechtigkeit dieser Welt zuvollziehen seye; damit er dir
in Ewigkeit gefallen möge / in dem Land der Lebendigen / durch unsern Herrn ꝛc.

Nach solchen Collecten wurde die Epistel verlesen / das Gradual, Alleluia und
Sequenz gesungen / eben / als wie am Heil. Drey König=Tag; auf geendigte Sequenz,
ehe sich das Evangelium angefangen / wurden Jhre Kaiserliche Majestät von denen Herren
Assistenten wiederum vor den Altar geführet / woselbsten Dieselbe / nebst Chur=Mayntz
und allen Assistenten / niederknieten / und sich so lang zur Erden hielten / biß die Geist=
lichkeit
/ so inzwischen die Litaney für Jhro Majestät kniend gebettet / an den Vers:

Daß Du uns gnädiglich erhören wollest ꝛc.

Gekommen; da erstlich Chur=Mayntz auffgestanden / den Bischofs=Stab in die
Hand genommen / und also gebettet:

Daß du deinen Diener Carl zum König erwählen wollest.

Darauff der Chor geantwortet:

Wir bitten dich erhöre uns!

Chur=Mayntz abermalen:

Daß Du ihn auff den Thron des Königreichs und Kaisertums glücklich hinaufführen wollest.

Der Chor wieder geantwortet:

Wir bitten Dich erhöre uns!

Wie nun die Geistlichkeit die Litaney geendet; waren alsdan Jhre Majestät / nebst al=
len
Anwesenden / auch wiederum auffgestanden / und von Chur=Mayntz / mit der Jnful
auf dem Haupt / und den Stab in der Hand / folgender Gestalt mit deutlichen Worten / in
Lateinischer Sprach / weiters angeredet worden:

1. Wollet Jhr den heiligen Catholisch=Apostolischen Glauben halten / und denselben durch gerech=
te
Wercke bewahren? Darauff Jhre Majestät geantwortet: ich will;

2. Wollet ihr ein getreuer Vormund und Beschützer seyn über die Heilige Kirchen / und derer Diener?
ich will.

3. Wollet ihr das Reich / so Euch von GOtt verliehen wird / nach der Gerechtigkeit euerer Vorfah=
rern
regieren / und kräfftiglich beschützen? ich will.

4. Wollet Jhr die Gerechtsame des Königreichs / und die Güter des Kaisertums / die unrechtmässiger
Weise zertrennet worden / wieder herzubringen / erhalten / und zum Nutzen des Königreichs und Kaisertums
getreulich verwalten? ich will.

5. Wollet Jhr ein gerechter Richter seyn über Arme und Reiche / und ein frommer Beschützer / über
Wittwen und Waisen? ich will.

6. Wollet Jhr dem Allerheiligsten Vatter / in Christo und Herrn / dem Röm. Pabst / und der Heil. Röm.
Kirchen gezimend gewärtig leben / und ehrerbietig Folg leisten? ich will.

Auff dieses wurden Jhre Majestät etwas näher zum Altar geführet / allda Sie die vor=
gehaltene
Puncten / mit auf das Evangeli=Buch gelegten zweyen Fingern / folgender
Weyse Endlichen bestättiget; Alles Verheissene / was mir vorgesaget worden / will ich ge=
treulich
halten / sofern mir GOtt seine Hülff verleyhet / ꝛc.

So fort hatte Sich Chur=Mayntz gegen die Anwesende gewendet / und Selbe mit hel=
ler
Stimm gefraget:

[15]

Wollet ihr ein=solchem Fürsten und Regenten euch unterwerffen? sein Königreich bestättigen?
Treu und Glauben erhalten? und seinem Befehl / gehorsamen? nach denen Worten des Heil. Apostels:
Ein jeder seye der Obrigkeit unterthan auch dem König / als einem Vortrefflichern.

Welches die Anwesende dreymal beantworteten / und rieffen / auf Lateinisch:

Fiat ! Es solle geschehen! Es solle geschehen! Es solle geschehen!

Solchem nach / als Jhre Majestät wieder zuruck getretten / und vor dem Altar ge=
kniet
/ hatte Chur=Mayntz nachfolgenden Seegen über Dieselbe gesprochen:

HErr! der du alle Königreiche von Anbegin her regierest / seegne diesen unsern König Carl / und mache
Jhn durch deinen Segen so groß / daß er seinen Zepter so hoch bringe / wie David / und sich so verdienet
mache / und herrlich werde / wie derselbe: Verleihe ihm durch dein Eingeben / daß Er das Volck mit Sanfft=
mut
regiere / gleich wie du den Salomon hast lassen ein friedfertiges Königreich haben; Laß ihn allezeit /
und allenthalben für dich mit Ehren Krieg führen / jedoch in Unterthänigkeit: Laß Jhn bedeckt seyn mit
dem Schild der Ruhe / damit er / nebst denen Ständen / und allenthalben durch deine Gnad den Sieg er=
halte
; Laß Jhn geehret seyn über alle König und Völcker; Laß Jhn glückseelig über das Volck herrschen /
und die Länder müssen ihme nach Wunsch die Ehre bezeugen; Er müsse leben unter dem Hauffen derer
Völckern / Großmütig seyn im Gericht / und sich sonderbar der Billigkeit befleissen; Beschere Jhm viel =
ter
/ und laß Jhn durch deine Hand mit grossem Reichtum in einem fruchtbaren Lande wonen: Gib
seinen Kinderen alles / was ihnen Nutz ist; Gold Jhm ein langes Leben / viel Zeit nacheinander; Es müsse
zu seiner Zeit die Gerechtigkeit herfürbrechen / und der Stul seines Reichs müsse durch dich vest stehen; und
laß Jhn mit Gerechtigkeit und Frieden in dem ewigen Reich frolocken; O GOtt! du unaußsprechlicher
Schöpffer der Welt / und des Menschlichen Geschlechts / du Beherrscher des Reichs / und Erhalter derer =
nigreichen
/ der du aus dem Leib deines getreuen Freundes / unsers Patriarchen Abrahams / der Welt zum
Besten / Könige erwählet hast; Beschüte diesen gegenwärtigen Carl / nebst seinen Leuten / mit reichem
Seegen / und verbinde den Thron seines Königreichs mit vester Beständigkeit; Komme zu Jhm / wie zu
Moyses beym roten Meer; Zu Josue in der Schlacht; Zu Gedeon auff dem Feld / und zu Samuel in
dem Tempel; und befeuchte ihn mit dem himmlischen Seegen / und dem Thau der Weißheit / dessen
David bey der wiederholten Verheissung / und Salomon / sein Sohn / aus deiner Hand genossen;
Sey du ihm vom Himmel herab wider derer Feinden Kriegs=Macht ein Pantzer / in Widerwärtigkeit ein
Helm / im Glück seine Macht / und zur Beschützung sein ewiger Schild: Verleyhe auch / daß die Völcker
ihm treu verbleiben / und seine Stände Fried haben; Laß Jhn Lust haben zur Lieb / und sich enthalten
vom Geitz; Laß Jhn reden / was Recht ist und die Warheit behaupten; damit dieses Volck unter sei=
ner
Regierung wolzunemme / und durch den ewigen Seegen dergestalt ernähret werde / damit es immer
voll Freuden bleiben / und im Frieden obsiegen möge: Das verleyhe der jenige / der da lebet / und regieret
wahrer GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Nach Vollendung dieses Seegen / wurden Jhre Majestät zur Salbung entblösset;
zu dem Ende Chur=Mayntz das Heil. Oel ergriffen / und gesprochen:

Der Fried seye mit Euch.

Hierauff geantwortet worden: und mit deinem Geist.

Nächst dem waren erstlichen / Jhre Majestät auff die Scheitel des Haupts Kreutzweyß:
andertens zwischen den Schultern: drittens im Nacken: vierdtens auff der Brust: fünff=
tens
am rechten Arm / wie auch zwischen der Hand: und dem Gelenck des Arms gesal=
bet
worden; mit Sprechung jedesmalen:

Jch salbe Euch zu einem König mit dem Heil. Oel / im Namen des Vatters / des Sohns und des
Heil. Geistes;

Darunter indessen die Music die Antiph . Sie haben Salomon gesalbet ꝛc. gesungen;
letzlichen wurden Sie in der flachen rechten Hand gesalbet; mit nachfolgenden Worten:

Diese Hände müssen gesalbet werden mit demselben Heil. Oel / damit die Könige und Propheten
seynd gesalbet worden; Und / gleich wie Samuel den David zum König gesalbet hat / damit Jhr geseegnet
seyet / und König werdet in diesem Königreich über das Volck / welches der HErr / Euer GOtt / Euch zube=
herrschen
und zu regieren übergeben wird / welches der HErr verleyhen wolle / der da lebet und regieret / von
Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Die Kaiserl. Musicanten sungen abermalen die Antiphon. GOtt hat dich gesal=
bet
ꝛc. bey welcher jeden Salbung das Oel alsobald mit der allerreinesten Baumwolle und
andern wieder abgewischt wurde.

[16]

Darauff die Gesalbte Majestät von den Herren Churfürsten und Churfürstl. Herren
Gesandten / samt der vorigen Begleitung / in die Neben=Kapellen geführet / und mit den
alt Kaiserlichen von Nürnberg hergebrachten Pontificalien / nemlich einer langen Alb / und
darüber einer langen Stol kreutzweiß vorn über die Brust hinab / dem Dalmadick / dan den
Sandalien gekleidet / folglich also wieder zu dem Altar gebracht worden; allda / als Jhre
Majestät niedergekniet / über Selbige Chur=Mayntz Nachfolgendes gebettet:

Allmächtiger ewiger GOTT / sihe mit freundlichen Blicken an diesen glorwürdigen König CARL /
und / gleichwie du geseegnet hast Abraham / Jsaac / und Jacob / also wollest Du diesen mit mildem Seegen
Geistlicher Gnaden / und aller Fülle deiner Macht befeuchten und begiessen: Gib ihm von dem Thau des
Himmels und der Fette der Erden / mit Uberfluß Getrayd / Wein und Oel / und allerley Früchten
reichlich / und dein Göttlich milde Gaaben auf lange Zeit / damit unter seiner Regierung gesunde Zeit
im Land / und Fried in dem Königreich / und Hoheit und Herrlichkeit am Königlichen Hof seye; Laß Jhn
den höchsten Glanz des Königl. Gewalt jedermann in die Augen stralen; Laß Jhn gläntzen / wie das helle=
ste
Licht / und mit dem höchsten Stral / gleich dem allerdurchtringsten Blitz / überschütet seyn; Verleyhe Jhm /
Allmächtiger GOTT / daß er sey ein Tapferer Beschützer des Vatterlands / und die Kirchen / und Heilige
Stiffter mit Hoher Gottseelig=Königl. Freygebigkeit ergötze; Gib / daß er sey der Tapferste unter den Köni=
gen
/ und über die Feinde triumphire / die Unfriedliche und Un=Christliche Nationen unterzutrucken;
Laß Jhn in der höchsten Stärcke des Königlichen Gewalt erschröcklich genug wider seine Feinde / hoch er=
hoben
über alle Hohe Stände / und gegen all andere Getreue seines Königreichs in grossem Ansehen /
doch auch holdselig und freundlich seyn; damit er von jedermann geförchtet und geliebt werde! Laß auch
von seinen Lenden Könige hervor kommen / die in künfftigen Zeiten Jhm in der Regierung folgen können;
Laß Jhn dieses Königreich gantz regieren und würdig werden / nach der rümlich=und glückseeligen Zeit des
gegenwärtigen Lebens / die ewige Freud in immerwehrender Glückseeligkeit zubewonen / welches Der
verleyhen wolle / Der da lebet und regieret wahrer GOTT von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Die Gnad des Heiligen Geistes fliesse von unserer Wenigkeit häuffig auf Euch / daß / gleich wie Jhr
von unseren unwürdigen Händen mit leiblichem Oel gesalbet / und außwendig fett gemacht worden / Jhr also
inwendig seit werden möget von seiner unsichtbarem Salbe / dessen Geistl. Salbung auch immerdar vollkom=
lich
auff Euch bleibe / damit Jhr / was Unrecht / von gantzen Hertzen meyden und / was Euer Seelen Nutz=
lich
ist / jederzeit gedencken / wünschen und thun lernet und möget / mit Beystand unsers HERRN
JESU Christi / welcher mit GOtt dem Vatter und demselben Heiligen Geist lebt und regiert wahrer
GOTT von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

O GOtt / der Du bist die Herrlichkeit derer Gerechten / und die Barmhertzigkeit für die Sünder /
der Du deinen Sohn gesendet hast / mit sein=theurem Blut das Menschliche Geschlecht zuerlösen / der
Du den Kriegen wehrest / und ein Beschützer bist Derer / die auf Dich hoffen / und unter dessen Regierung
die Macht aller Königreichen begriffen ist: Wir bitten Dich demütiglich / daß Du gegenwärtigen deinen
Diener CARL / Der Sich auf deine Barmhertzigkeit verläst / seegnen / und Jhm gnadig beystehen wollest;
damit Derselbe / weilen er Verlangen traget / durch deinen Seegen beschützen zuwerden / stärcker seye / als
alle Feinde: Laß Jhn / O GOtt! so glücklich werden / daß er ein Uberwinder seiner Feinden seye: Kröne Jhn
mit der Kron der Gerechtigkeit und Gottseeligkeit / damit Er von gantzem Hertzen und Gemüt an Dich glau=
be
/ Dir diene / Dein Heil. Kirch beschütze und erhebe / das Volck / so Du Jhm anvertrauet hast / mit Gerech=
tigkeit
regiere; und durch die listige Nachstellung des Bösen zu keiner Ungerechtigkeit abgekehret werde.
Enzünde / O HErr! sein Hertz zu der Lieb deiner Gnade durch dieses Salb=Oel / womit Du Priester / =
nige
und Propheten gesalbet hast / damit er die Gerechtigkeit liebe / und auf derselben Weeg auch das
Volck führe / und / wan er die Jahre / die Du Jhm verordnet hast / an Königlicher Hoheit wird vollbracht
haben / wollen Du Jhn lassen würdig seyn / zu der ewigen Freud zugelangen / durch ꝛc.

Hiernächst hatte Chur=Mayntz die Præfation, per omnia tecula &c . wie gebräuchig
bey der Krönung / gesungen / dergestalt: Veré dignum &c.

Jn Wahrheit / es gebühret sich / und ist recht billich und heilsam / daß wir dir allezeit
und allenthalben dancksagen / O HErr! Du heiliger Vatter / Du Allmächtiger ewiger
GOtt / Du Schöpfer aller Dingen / Du Herrscher über die Engel / Du König aller
Königen / und HErr aller HErren / der Du Abraham / deinen Knecht / hast lassen über
die Feinde triumphiren; der Du den Moyses und Josue dem Volck vorgesetzet / und ih=
nen
mancherley Sieg verliehen / der Du den niedrigen David / deinen Knecht / auff

[17]

den Thron des Königreichs erhoben / und den Salomon mit der Gab der Weißheit
und des Friedens begabet hast; wir bitten dich / siehe an unser demütiges Gebett /
und diesen deinen Diener Carl / welchen wir mit unterthänigen Ehrerbietigkeit zum
König erwählet haben; vermehre über ihn die Gaben deines Seegens / und umgebe
ihn allezeit und überall mit der rechten Hand deiner Macht / damit er in dem Glauben
desvorgenannten Abrahams treulich gestärcket / in der Sanfftmut Moyses bekräffti=
get
/ mit der Tapfferkeit Josue befestiget / durch die Demut Davids erhöhet / mit der
Weißheit Salomons gezieret / dir in allen Dingen wolgefalle / und auff der Bahn der
Gerechtigkeit das Volck / so ihm anhanget / also lencke / lehre und unterrichte / und
das Regiment deiner Krafft wider alle sichtbar=und unsichtbare Feinde müthig
und Königlich zuführen wisse / auch durch deine Hülff ihre Hertzen in der Einigkeit des
wahren Glaubens und Friedens bringe: Lasse auch diese Völcker mit schuldiger Un=
terthänigkeit
ihm untergeben seyn / daß er durch rechtschaffene Liebe gegen sie erhoben /
und würdig werden möge / durch deine Barmhertzigkeit gebührend auff den Regenten=
Stul
zusteigen: Laß ihn auch mit dem Helm deines Schutzes beschirmet / mit einem
unüberwindlichen Schild allezeit bedecket / und mit himmlischen Waffen umgeben
seyn / damit er mit gutem Glück nach Wunsch obsiege und triumphire / den Unglaubi=
gen
durch seine Macht ein Schröcken einjagen / und denen / die für dich Krieg führen /
den frölichen Frieden erwerbe / durch unsern HErrn / welcher durch die Krafft des hei=
ligen
Kreutzes die Hölle zerstöret hat / und / nach eingenommenem Reich des Satans /
als ein Siegs=Fürst / gen Himmel gefahren ist / in dessen Hand aller Gewalt und aller
Sieg der Königen bestehet / welcher die Ehre der Demütigen / und das Leben und
Heyl der Völcker ist / der mit dir lebet und regieret ꝛc.

Darauff folgte der dritte Seegen also: GOtt / der Sohn GOttes / JEsus Christus / unser
HErr / welcher von dem Vatter mit dem Oel der Freyheit gesalbet ist / wolle durch diese heilige Salbung
den Seegen des Heil. Geistes des Fürsprechers über euer Haupt ausschüten / und diese Salven biß in
das Jnnerste euers Hertzens dringen lassen / damit ihr / durch diese sichtbare und greiffliche Gabe / das /
was unsichtbar ist / erlanget / und / nach vollendeter und in gebührender Ordnung vollbrachter zeitlichen
Regierung würdig seyet / ewig mit dem zu regieren / der allein ohne Sünde / als König / lebet und re=
gieret
/ und Herrlich ist / mit GOtt dem Vatter in Einigkeit ꝛc.

Nach geendigtem diesen Seegen name man das von Aachen überbrachte Schwerd /
Kaisers Carl / des Grossen / von dem Tisch / und gabe solches Sr. Kaiserl. Majestät bloß
in die Hand / und sprache Chur=Mayntz wiederum darauff folgende Wort:

Nemmet hin das Schwerd durch die zwar unwürdige / jedoch durch die Verwaltung
der Heil. Aposteln geweyhete Hände / und braucht dasselbige / krafft unsers See=
gens
/ zu der Beschützung der Heil. Kirchen GOttes / worzu es von GOtt verordnet
ist / und erinnert Euch dessen / was David geweissaget hat / wan er spricht: Gürte dein
Schwerd / (da wurde des Kaiser Carls Schwerd von den Herren Assistenten in die Schei=
den
gestecket / und von den Herren Churfürsten der Gesalbten Majestät umgürtet)
um deine Hüfften / du Held; damit Jhr durch dasselbe der Billichkeit mit Gewalt nachse=
tzet
und der Unbillichkeit mit Macht begegnet / die H. Kirche Gottes / und ihre Glaubiger
beschützet und beschirmet / auch solches nicht minder gegen die Falsch=Glaubige / als
gegen die Feinde des Christlichen Namens gebrauchet / Wittwen und Waysen gnä=
diglich
helffet / und sie beschirmet; was verödet ist / wieder auffrichtet / und dasselbe
auch erhaltet; was unrecht / straffet / und / was recht gehet / bekräfftiget; damit Jhr
bey dem allen durch den Triumph der Tugenden herrlich / und durch die Ubung der Ge=
rechtigkeit
berümt / auch würdig werdet / mit dem Heyland der Welt / dessen Ebenbild
Jhr / dem Namen nach / führet / ohne End zu regieren; der mit GOtt ꝛc.

[18]

Hiernächst reichten Chur=Mayntz die Herren Assistenten den Ring / welchen dieser
Jhre Majestät mit folgenden Worten an den Finger gestecket: Nemet hin diesen Ring / als
ein Zeugnuß Königlicher Würde / der seye Euch zur Erinnerung / daß Jhr mit dem
wahren Glauben versiglet seyet / und / gleichwie Jhr heute zu einem Haupt und Fürsten
über ein Königreich und Volck gesetzt werdet / also lasset Euch angelegen seyn / die Chri=
stenheit
und Christlichen Glauben zu vermehren und zuerhalten / so werdet Jhr Glück=
seelig
seyn in all=Eurem Thun / und mit dem König aller Königen in aller Ehre le=
ben
/ welchem Ehr und Herrlichkeit gebühret / von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Folgends wurde Chur=Maintz von denen Herren Assistenten der Zepter und Reichs=
Apfel auch hinterbracht / welcher Jhro Majestät den Zepter in die Rechte und den
Reichs=Apfel in die Lincke Hand gegeben / mit diesen Worten:

Nemmet hin den Stab der Billichkeit und der Tugend / und bemühet Euch mit dem=
selben
den Frommen gütlich zu thun / und die Bösen zuschröcken / den irrenden den Weeg
zuweisen / und den Gefallenen die Hand zubieten: Zerstreuet die Hoffärtigen / und
erhebet die Demütigen: und unser Herr JEsus Christus thue Euch die Thür auff /
welcher von Sich selber spricht: Jch bin die Thür / wer durch mich eingehen wird /
wird seelig werden; Er ist selber der Schlüssel Davids / und der Zepter des Hauses
Jsrael / der da auffthut / das niemand zuschliesset / und zuschliesset / das niemand auf=
thut
: Der sey Euer Führer / der den Gefangenen auß der Gefängnuß heraußführet /
der da sitzt in der Finsternuß und im Schatten des Tods: Damit Jhr in allen Dingen
demselben nachfolget / von welchem David also gesungen hat: HERR! dein Stul
bleibt immer und ewiglich / der Stab deines Reichs ist ein Stab der Billichkeit; auff
daß Jhr demselben nachfolget / und liebet Gerechtigkeit / und hasset gottloses Wee=
sen
; dan darum hat Euch GOtt / Euer GOtt / gesalbet / nach dem Exempel dessen / den
Er vor der Welt gesalbet hat mit dem Oel der Höhe / mehr als seine Gesellen / nem=
lich
unsers HErrn ꝛc.

Hierauff gaben Jhre Majestät den Zepter / Reichs=Apfel / und das Schwerd
den jenigen Herren Churfürsten / oder denen Herren Gesandten / die solche Reichs=
Jnsignien sonsten zuführen pflegen / zu halten / und bekleideten die Nürnbergische Herren
Deputirte Dieselbe mit dem von dannen gebrachten Dalmatick und Kaiserlichen O=
ber
=Mantel / Chur=Maintz aber / nebst den Herren Assistenten / namen die Kaiserliche Kron
vom Altar / und setzten solche samtlich Jhro Majestät auff das Haupt / und sprache Chur=
Maintz nachfolgendes darüber:

Nemethin die Reichs=Kron / welche Euch / obwolen von unwürdigen / jedoch Bi=
schöflichen
Händen / alter Gewonheit nach / auff das Haupt gesetzet wird: und wisset
daß diese ausdrücklich bedeute ein herrliche Herrlichkeit / und würckliche Tapferkeit / ja /
daß Jhr dadurch auch unsers Geistlichen Dienstes theilhafftig werdet; daß / gleich
wie wir / dem Jnwendigen nach / Hirten und Regenten der Seelen seynd; also auch Jhr
in außwendigen Sachen ein wahrer Diener GOttes / und bey aller Widerwärtigkeit
ein tapferer Beschützer der Kirchen Christi / und des von GOtt verliehenen Reichs seyn
sollet; auch durch das Amt unsers Seegens / so wir an statt der Apostel verrichten /
mit Zustimmung aller Heiligen / allezeit geneigt verbleibet zu ersprießlicher Handha=
bung
des anvertrauten Regiments / und zu nutzlicher Regierung; damit ihr unter
den berühmten Kämpfern mit den Edelgesteinen der Tugend gezieret / und mit der Belo=
nung
der ewigen Glückseeligkeit gekrönet / mit unserm HErrn / Erlöser und See=
lichmacher
JEsu Christ / dessen Namen und Stell Jhr vertrettet / ohne Ende frolo=
cken
möget / der da lebet / regieret und herrschet / als ein HErr / mit ꝛc.

Worauff die Umstehenden gesprochen: Amen.

[19]

Nach vollbracht=solcher Krönung / wurden Jhre Römisch=Kaiserl. Majestät von
denen Herren Churfürsten etwas näher zum Altar begleitet / und von Deroselben nach=
gesetzter
zweyte Eyd / mit auffgelegten Fingern auff das Evangeli=Buch / Leiblichen
abgeleget.

Jch gelebe und verspreche vor GOtt und seinen Englen / daß ich jetzt und hinführo das
Gesätz und die Gerechtigkeit / auch den Frieden der Heiligen Kirchen GOttes will hal=
ten
und Handhaben / dan dem Volck / so mir unterworffen ist / will Nutz seyn / und Jhm
die Gerechtigkeit verschaffen und mitheilen; daß ich des Reichs Recht mit gebüh=
render
Betrachtung Göttlicher Barmhertzigkeit will erhalten / wie ich solches mit Rath
derer Fürsten / auch des Reichs und meiner Getreuen Besten erfinden kan: Jch will
auch dem Allerheiligsten Römischen Bischof / und der Römischen Kirch / auch anderen
Bischofen und Dienern GOttes gebührende Ehr erzeigen / und diese Dinge / welche
von Kaisern und Königen der Kirchen und den Geistlichen Männern gesammlet und
gegeben seynd / will ich ihnen ungeschwächt erhalten / und erhalten zuwerden ver=
schaffen
/ auch denen Prælaten / Ständen und Lehen=Leuten des Reichs gebühren=
de
Ehr tragen und beweisen: soviel mir unser HErr JEsus Christus Hülff / Stärck
und Gnad verleyhet ꝛc.

Als dieses auch verrichtet / wurden Jhre Kais. Majest. von denen Herren Assistenten
aufs Neue in Dero Bet=Stul geführet / Welcher die jenige / so vorhin die Reichs= Jnsignien
von Jhro Kais. Majestät empfangen / vorangiengen / und mit solchen Sich wieder in ihr
voriges Ort stellten.

Jndessen / das angefangene Amt vollends zuendigen / schrite Chur=Mayntz also fort
zu dem Evangelium / wie am Heiligen Drey König=Fest / worauf das Credo gesungen /
und das Offertorium verrichtet worden; da immittelst Jhre Kaiserl. Majestät / mit dem
Zepter und Reichs=Apfel / allein zum Opffer giengen / Dero von Chur=Mayntz die Paten
zuküssen dargereichet / und nachdeme von Deroselben ein Goldstuck geopffert wurde.

Endlichen empfiengen Jhro Kaiserl. Majestät mit abgenommener Kron (welches
auch bey der Wandlung / und so offt Jhre Kaiserl. Majestät zum Altar Sich genahet /
allezeit geschehen) von Chur=Mayntz das Heilige Abendmahl / mit der dem Durchleuch=
tigsten
Ertz=Hauß Oesterreich löblichst angeflamter Andacht / wobey Dieselbe so lang kni=
en
verblieben / biß nachfolgender Seegen geendiget wurde:

Der HErr segne Euch und behüte Euch / und / wie Er Euch über sein Volck hat
wollen zum König setzen / also lasse Er Euch in dieser Zeit glückseelig / und darnach der
ewigen Glückseeligkeit theilhafftig seyn / Amen.

Antiph . Er lasse / was Geist=und Weltlich / und durch seine Gnad bey Eurer Krö=
nung
versamlet ist / unter Eurem Schutz und Eurer Regierung lange Zeit glücklich
beherrschet werden / damit sie denen Geboten GOttes gehorchen: keiner Widerwär=
tigkeit
unterworffen seyn und alles Gutes voll auff haben: dan sowol in dieser Welt
der zeitlichen Ruhe / als auch mit Euch der Gesellschafft derer ewigen Bürgern im
Himmel geniessen mögen; das wolle Der verleihen / Dessen Reich ohn Ende währet von
Ewigkeit zu Ewigkeit ꝛc. Amen.

Der Seegen GOttes des Allmächtigen Vatters / und des Sohns und des
Heil. Geistes komme herab / und bleibe allezeit über Euch / und sein Fried sey allzeit
mit Euch. Amen.

Sodan wurden Jhre Majestät fernerhin / mit auffgesetzter Kron / wieder in dero Bet=
Stul zuruck begleitet / und die Heilige Meß vollendet; nach welcher Jhre Majestät /
auff den beyseits zubereiteten Stul / der / anstat des Carolus Magnus Aachischen König=

[20]

Stuls / verordnet ware / in schöner Ordnung geführet / und alda installiret; wobey Chur=
Maintz diese Wort gesprochen hatte:

Nemmet ein / und behaltet die Königliche Stelle / welche euch nicht durch Erb=
Recht
/ noch durch Vätterliche Nachfolg / sondern durch die Stimmen derer Churfürsten
des Teutschen Reichs / sonderlich aber / durch Verordnung des Allmächtigen GOttes /
und unsere / auch aller Bischöfen / und anderer Dienern GOttes Ubergebung / eingerau=
met
wird; um soviel ihr aber sehet / daß die Geistlichkeit denen heiligen Altären näher
stehet / soviel mehr Ehre solt ihr an gehörigen Orten derselben zuerweysen auch
ingedenck seyn. So wolle der Mittler zwischen GOtt und dem Menschen Euch / als einen
Mittler zwischen der Geistlichkeit und dem Volck / auf diesem Reichs=Stul bekräff=
tigen
/ und in dem ewigen Reich mit sich regiren lassen; nemlich JEsus Christus / un=
ser
HErr / der König aller Königen / und HErr aller HEren / welcher mit GOtt / dem
Vatter / und heiligen Geist lebet und regieret wahrer GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit /
Amen.

Letztlichem wurde das Ambrosianische Danck=Lied / unter Trompeten und Pau=
cken
=Schall / Läutung aller Glocken / und Lösung des gros und kleinen Geschütz / an=
gestimmet
; wobey die erstere Glückwünschungen Jhro Römisch=Kaiserlichen Majestät /
alsoauff dem Thron sitzend / die samtliche Herren Churfürsten abzustatten / die Geistliche
Herren Churfürsten in die Sacristey / um den Geistlichen Habit ab=und den Churfürstl=
chen
wieder anzulegen / sich verfügten; Chur=Pfaltz aber / nebst den Churfürstlichen
Herren Gesandten / bey Deroselben / biß etliche Grafen / Frey=Herren und andere Ca=
valiers
beruffen / und alda mit Carl / des Grossen / Schwerd zu Ritteren geschlagen wor=
den
/ so verblieben da Jhre Kaiserliche Majestät / nach solcher Vollbringung / das Schwerd
dem Herrn Erb=Marschallen alsdan wieder zustelleten / und Sich herab in dero vorigen Bet=
Stul begaben;

Und waren nachstehende Stands=Personen / denen das Schwerd Kaiser Carls / des
Grossen / dreymal über den Rucken gezogen / und also zu Ritteren geschlagen
worden.

  • 1. Herr Fridrich / Freyherr von Dalberg / welcher /
    als Kammerer von Worms / vermög uralten
    Privilegien / die Ober=Stell hat.
  • 2. Herr Christoph Ernst / Graf von Pappen=
    heim
    / Reichs=Erb=Marschall.
  • 3. Herr Graf Gundacker von Dietrichstein.
  • 4. Herr Ferdinand / Graf von Mollart.
  • 5. Herr Graf Franz Khevenhüller.
  • 6. Herr Graf Frantz von Weissenwolff.
  • 7. Herr Graf Carl von Kueffstein.
  • 8. Herr Graf Anselm Frantz von Schönborn.
  • 9. Herr Graf Albrecht von St. Julian.
  • 10. Herr Graf Frantz von Sternberg.
  • 11. Herr Graf Julius von Hamilton.
  • 12. Herr Graf Sereni.
  • 13. Herr Graf Frantz von Schönborn.
  • 14. Herr Max / Freyherr von Sensheim.
  • 15. Herr Johann Eberhard / Freyherr von der Ley.
  • 16. Herr Johann Wilhelm von Stauffenberg.
  • 17. Herr Johann Frantz von Onstein Freyh.
  • 18. Herr Freyherr Ehrwein von Greiffenklau.
  • 19. Herr Christoph / Baron von Osten.
  • 20. Herr Friedrich / Baron von Bettendorf.
  • 21. Herr Carl Lotharius / Baron von Horst.
  • 22. Herr Damian / Baron von Breitenbach.
  • 23. Herr Wilhelm Anton / Baron Schenck /
    von Schmidberg.
  • 24. Herr Wilhelm August von Lenar.
  • 25. Herr Adolff von Seiffertitz.
  • 26. Herr Hilmest von Eillen.
  • 27. Herr Adam Otto von Viereck.

Nach welchem allen waren zwey Canonici / und der Kapituls=Syndicus / nebst den Ab=
geordneten
der Stadt Aachen / vor Jhrer Kaiserl. Majestät Bet=Stul getretten / mit der
Anzeigung: Herkommen gemäß zu seyn / daß ein jeder neuer=Römischer Kaiser / zu derer
selben Mit=Canonicus auffgenommen werde; Des unterthänigsten Ersuchens / die

[21]

alt=Gewonheit zuüben / den Ayd deswegen abzulegen / und die Kirchen in allergnädig=
sten
Schutz zunemmen / auch alles bey wolhergebrachter Gerechtigkeit bewenden zulassen;
Welche Annemmung des Canonicats Jhre Kaiserliche Majestät alsdan mit Leistung
des Eyds in Lateinischer Sprach nachfolgender massen verrichtet:

Wir Carl / von GOttes Gnaden / Römischer Kaiser / unserer Kirchen / bey unser
Lieben Frauen zu Aachen Dom=Herr / schwören bey diesem H. Evangelium / derselben Kirchen
treu zuseyn / ihre Gerechtigkeit und Güter vor allem Unrecht und Gewalt zubeschützen /
und beschützen zu lassen; Wie wir dan auch all und jede ihre Freyheiten und Gewon=
heiten
gutheissen und bestättigen / auch auffs Neue bekräfftigen.

Nachdeme nun alles in der Kirchen / der Löbl. Gewonheit nach / was zu einer Krö=
nung
eines Römischen Königs erforderlich / nach Wunsch verrichtet worden; So hatte
man Jhro Kaiserl Majest. die Sandalien und Dalmatick wieder abgenommen / den
Ober=Mantel aber an=und die Reichs=Kron auffgelassen; Jnzwischen dan auch bey
Jhro Kaiserl. Majestät die beyde Geistliche Herren Churfürsten sich wieder eingefunden;
wornächst der Zug aus der öfters gedachten von Kaiser CARL / dem Grossen / gestiffte=
ten
St. Bartholomæus Dom=Kirchen / (welche auf das fürtrefflichste ausspalliert / auch /
wie der Königliche Stul / darauf Jhr Kaiserliche Majestät die Ritter geschlagen / mit
rot Sammet und guldenen Borden / und Frantzen gezieret / die Bett=Stüle der Herren
Churfürsten / und Churfürstl. Herren Gesandten fast gleichfals aufgemacht gewesen) in
schönster Ordnung / zu Fuß / über die mit schwartz=gelb=und weissem Tuch überzogene
Bretter / unter abermaliger Laütung aller Glocken / Lösung derer Stucken und Gewehrs /
wie auch unauffhörlichem Jubel=Geschrey: Es lebe Kaiser CARL! nach dem so ge=
nanntem
Römer angetretten wurde; biß dahin auch Jhre Kaiserliche Majestät Chur=
Mayntz zur rechten und Chur=Trier zur lincken Hand begleitet hatten / unter dem Ein=
gangs
gemeldten / mit einem kostbar gelb=schwartz=und weissen Reichs=Adler gestücktem
Himmel; welchen die vorige zehen Raths=Herren / so meistens Junckern / und zwar zur
rechten Hand der jetzig=ältere Burger=Maister / Herr Ort / dan Herr Backhausen / Herr
von Holtzhausen / Herr Dr. Werlin / und Herr Dr. Eberhard: lincker Hand aber / der
jüngere Burger=Maister / Herr von Biergden / Herr Fleckhammer von Aystätten / Herr
Stephan von Cronstätten / Herr Kellner / und Herr von Syvertes getragen.

Jhre Römis. Kaiserl. Majestät waren kaum / und noch nicht gar mit der schliessenden
Gardi auf dem Römer eingetroffen; da hatte schon das in fast unzählicher Menge anwe=
sende
Volck das über die Bretter gedeckte schwartz=gelb=und weisse Tuch in Million=Stuck
zerschnitten / und unter sich zerteilet.

Welches auch dem auf dem Römer=Berg hoch auffgeschüteten Haber wiederfah=
ren
; da solchen / nachdeme unter Trompeten=und Paucken=Schall / auch gewönlicher
Begleitung / der Reichs=Erb=Marschall / Herr Graf von Papenheim / durchritten /
und mit dem silbernen Maas davon gemässen / dan mit der silbernen Streiche abgestri=
chen
/ wieder außgeschüttet / und folgends Preis gegeben.

Ein gleiche Begebenheit hatte sich zugetragen / als Chur=Pfaltz / Jhrer Majestät /
der Verwittibten Kaiserin / und dermalig Gnädigsten Regentin derer Kaiserl. Erb=König=
reichen
/ Fürstentum=und Landen / Eleonora Magdalena Theresia ꝛc. Herr Bruder /
unter Trompeten=und Paucken=Schall / zu der auf dem Römer=Berg eigends auffge=
schlagenen
grossen Kuchel geritten / und von dem darin gebrattenen mit Haasen und der=
gleichen
Wildprät gespickten / inwendig aber mit allerhand Geflügl=Werck angefüllten
gantzen Ochsen ein Stuck / in silbernen Schüßlen verdecket / auf die Kaiserl. Tafel gebracht /
nachgehends diesen Ochsen dem Volck Preys gelassen;

[22]

Vor allem aber ware ein unaußsprechliches Ringen / Rauffen / und Stossen entstan=
den
; wie / in Abwesenheit Chur=Braunschweig=und Lüneburg / des Reichs Ertz=Schatz=
Maistern / dessen Vicarius, der Reichs=Erb=Schatz=Maister / Hr. Philipp Ludwig / Graf von
Sinzendorf / Jhrer Kaiserl. Majestät würcklich=geheimer Rath / und Obr. Hof=Kantzler /
zu Pferd gesessen / und / unter ebenmässigem Trompeten=und Paucken=Schall /
auch Begleitung derer Kaiserl. Hartschiern / die gulden=und silberne Krönungs=Müntz /
auf welcher einer Seits / wie hierbey in Kupffer gestochen zusehen / eine mit Wolcken umge=
bene
Welt=Kugel / samt der Umschrift: Constantiâ & Fortitudine , auf der andern Sei=
ten
die Römische Reichs=Kron / mit der Unterschrifft: CAROLUS Hispaniarum, Hungariæ
& Bohemiæ Rex, Archi=Dux Austriæ &c. Electus in Regem Romanorum, Coronatus
Francofurti, 22. Decemb . 1711. gewesen) unter das Volck in grosser Menge außge=
worffen
.

Es hatte sich auch der Brand. Gesandter / Herr Christoph Burckgraf von Dhona ꝛc. zu Pferd
gesetzet / und / unter schon berührter Begleitung / wie auch Trompeten und Paucken=Schall /
das Silberne Gieß=Beck und Kannen mit Wasser auff die Kaiserl. Credentz=Tafel gebracht;

Darauff hatte man auf eben gedachtem Römerberg aus einem wol ausgezierten
Brunnen rot=und weissen Wein springen / und mehrmal dem Volck solchen frey rinnen
lassen; So dabey unauffhörlich / es lebe Kaiser CARL / der Sechste! geruffen.

Welchem allen Jhre Röm. Kaiserl. Majestät aus einem für Selbe zu bereitetem
Fenster / wie auch die Herren Churfürsten / und Churfürstl. Herren Gesandten aus ihren
besonderen Fenstern zugeschauet; Nachdeme diese Verrichtungen vorbey gewesen / hat=
ten
auff dem Römer die Herren Reichs=Grafen die Speisen auff die Kayserl. Tafel / so
3. Stafel hoch unter einem goldstückenen Himmel gestanden / in Vorhergehung des Reichs=
Erb=Marschallen / Herrn Grafen von Pappenheim / unter immerwehrenden Trompeten
und Paucken=Schall / und gewönlicher Begleitung derer Kayserl. Trabanten / getragen;
darauff Jhre Röm. Kayserl. Majest. von denen Herren Churfürsten zur Tafel begleitet:
und Deroselben das Hand=Wasser gereichet: dan / als Jhre Kaiserliche Majestät sich ni=
der
zulassen geruheten / von Chur=Mayntz / so aus dem Reichs=Gräflichen Hauß Schön=
born
/ das / bekandter massen / sich bey dem Römis. Reich schon von einigen Jahr=Hun=
dert
höchst=verdient gemacht / das Tisch=Gebett gesprochen: auch von denen anderen
Herren Churfürsten beantwortet wurde; dabey abermalen sowol von der Burgerschafft
das kleine Gewehr / als die Stucken rings um die Stadt gelöset worden.

Nachmals tratten dieselbe vor den Chur Mayntzischen Tisch / und namen den Chur=
fürstlichen
silbernen Stab / daran die Königliche Sigel waren / brachten selbige vor Jhre
Kaiserl. Majestät / als auff Dero Tafel Chur=Mayntz besagte Sigel legte / welche Jhre
Majest. nach gethaner Zusag ihre Privilegien in gnädigster Obacht zuhalten / Chur=
Mayntz zuruckstellten;

Jndessen machte der Kaiserl. Herr General / Hertzog Alexander von Würtem=
berg
/ auf der Kaiserl. Tafel den Anfang mit Vorschneiden / welches der Herr Ferdinand
Ernst Graf von Mollart / als Kaiserl. Obrist=Kuchl=Maister / auch verrichtet / Jhro
Majestät aber hatte Dero geheime Rath / Herr Ludwig / Graf von Harrach ꝛc. den Trunk
gereichet / und den Vorzug gehabt.

Die Herren Churfürsten verfügten sich auch sofort / in ihrem Churhabit und Chur=
Hütlen / an Jhre ebenfals eigene Tafeln / welche durchgehends / sowol der An=als Abwe=
senden
ein Staffel hoch / unter besonderen / meistens rotsammeten / theils mit Gold / und
theils mit Silber gestückten / zum theil mit Frantzen und Borden bebramten / auch / wegen
Kostbarkeit / recht um den Vorzug streitenden Himmelen / gestanden; bey jeder Tafel waren 2.

[23]

herrlichst auffgerichtete Tisch / als einer zum Vorschneiden / der andre zum Credentzen / und
befande sich bey jeder Tafel derer gegenwärtig gewesenen Herren Churfürsten ihr Erb=Mar=
schall
/ mit dem Chur=Schwerd / die Spitze unterwärts haltend.

Auch wurden die Churfürstliche Tafelen / welche zu beeden Seiten des prächtigster
massen ausgezierten Saals ohne des Chur=Triers (so in der Mitten mit dem Gesicht ge=
gen
Jhre Kaiserliche Majestät gewesen) samtlich gestanden / von derer Herren Churfür=
sten
eigenen Cavalieren bedienet / und waren derer Hof=Marschallen mit Jhren Stäben
vorgangen; ausser / daß der Kaiserl. Mundschenck / Herr Baron von Arnold / ihnen al=
len
mit dem Stab / anstatt des Kaiserl. Obrist=Stabl=Maistern / vorgetreten / dieselbe in
die Kais. Kuchel / zur Credentz / und so zuruck mit den warmen Speisen zu derer Herren
Churfürsten Tafel geführet; auch hatte Herr Leopold Hieronymus / Freyherr von Russen=
stein
/ Kaiserl. Vorschneider und N. O. Regiments=Rath / die Obrist Stabl=Maister=
Stell / bey dem Schaalen=Tragen versehen.

Die Churfürstliche Böhm=Sächsis. Brandenburg=und Hannovrische Herren Ge=
sandten
fuhren nach Hauß; auf jeder ihrer Herren Principalen Tafel aber gleichwolen
frey verdeckte Schüsseln gestanden; auch hatte man nur auf die Reichs=Fürsten Tafel
(so eben in der Mitten des Saals / etwas weiter hinab von der Chur=Trierischen Tafel /
langwerts / und ohne Erhöhung / auf 12. Fürstliche Personen bedecket gewesen) die erste
Speisen getragen / und darauf stehen lassen; weilen niemand dazu gekommen.

Wehrender Speisung wurde ein fürtrefliche Tafel=Music / unter Trompeten und
Paucken / von denen Herren Hof=Musicanten / für welche ein eigenes Ort indem Saal auf=
gerichtet
worden / mit aller Vergnügenheit gehöret.

Die Tafel derer Kaiserl. Herren Ministern / Grandes von Spannien / und dan derer
Herren Reichs=Grafen wie auch / Kammer=Herren und anderer Tafel waren in besonde=
ren
schön austaffirten grossen Zimmer;

Nach eingenommener Malzeit fienge man erstlich an / derer Herren Churfürsten Ta=
feln
aufzuheben / als die sich gleich vor die Kaiserl. Tafel begeben; dabey Chur=Mayntz
das Danck=Gebett verrichtet; darauff / nach einer kleinen Weil / Jhre Röm. Kaiserl. Ma=
jestät
aufgestanden / sodan in ihrem Kaiserl. und Königlichen Ornat / womit Sie an der
Tafel gesessen / ausser der Kronen / welche indessen auf besondere kostbare Tische /
nächst der Kaiserl. Tafel / geleget worden / in Begleitung derer Herren Churfürsten / mit
ihrem Churfürstl. Habit und Hütlen / nach dem Kais. Ouartier gefahren; von dar Sel=
bige
ferners / nachdeme Jhre Röm. Kaiserliche Majestät Dieselbe von Sich gnädigst er=
massen
/ auch in Jhre besondere Quartieren gekehret.

Womit also diese herrlichste Verrichtung der Königlichen Krönung eines höchsten
Ober=Haupts des Römisch=Teutschen Reichs so glücklichst / als erwünscht / mit gäntzlicher Zu=
friedenheit
aller redlich=Teutschen Patrioten / sonderlich derer Kaiserl. Erb=Königreich=
und Landen / bey unaussprechlicher Menge des Volcks / welches theils die Gassen und
Häuser / theils die Dächer angefüllet / ohne Verhängnuß eines Unglücks / mit all erdenckli=
cher
Freude beschlossen worden; Samt dem hertzinniglichsten Wunsch; Daß / gleichwie
ihre Kaiserl. Majestät Aller Hertzen / so Selbe nur mit einem eintzigen Blick ersehen / an sich
ziehen und gewinnen / der Allerhöchste auch aller Vasallen und Unterthanen Hertzen erleuch=
ten
: und all samtliche im unterthänigsten Gehorsam / unverruckter Treu und beständi=
ger
Lieb bestättigen: vor allem aber Jhre Kayserl. Majestät dergestalten mit erwünschten
Erben und Siegen: dan endlich mit einem für gantz Europa rühmlich=und gedeilichen Frie=
den
gnädiglich seegnen wolle; damit man unter dem Schutz dieses Kronenwertesten Haupts
in stilles und ruhsames Leben einsmals geniessen möge.

[24]

Zum Beschluß folgen etliche Denck=Müntzen / welche auf Jhrer Kaiserlich=und Catho=
lischen
Majestät glückliche Ankunfft in Teutschland / und Erwählung zum =
mischen
König erfunden worden.

Als auf die Ankunfft:

AUff der einen Seiten stunde Jhrer Kaiserl. Majestät Bildnuß / mit der Umschrifft: Carolus VI.
D. G. Rom. lmp. S. A. Germ. Hisp. Hung. & Bohem. Rex . Zu Teutsch: Von Gottes Gnaden /
Carl der Sechste Röm. Kaiser / auch zu Germanien / Hispanien / Hungarn und Böhmen / ꝛc. =
nig
/ Ertz=Hertzog zu Oesterreich / ꝛc.

2. Auff der andern Seiten ware vorgestellet ein gedoppelter Röm. Adler / wie Er von dem Niedergang ge=
gen
dem Auffgang zufliehet / auf dem Haupt / gegen dem Niedergang / hat er die Spannische Kron /
und führet den Degen / gegen Aufgang aber hat Er die Kaiserliche Kron auf dem andern Haupt / und
führet den Zepter; anzudeuten / daß / ob Er gleich vom Niedergang herkomme / und / unerachtet Sel=
biger
nunmehro gegen Aufgang / um daselbst des Röm. Reichs Kron und Zepter zuführen / sich wende /
nichts desto weniger mit dem andern Kopf gegen dem Niedergang zusehe / und denen Feinden das
Schwerdt entgegen halte; Die Uberschrift ist:

Venit ab Occasu Victor, nune tendit ad Ortum.
Der Uberwinder bricht von Occident herfür /
Daß mit dem Zepter Er in Orient regier.
Unten her: Ingressui felici in Germaniam 1711.
Auf den glücklichen Eintritt in Teutschland 1711.

Auf die Erwählung zum Römischen König.

AUf der einen Seiten ist die Bildnus Jhrer Kaiserl. Majestät / mit der Umschrifft: CAROLUS VI. D.
G. Rom. lmp. S. A. Germ. Hisp. Hung. & Boh. Rex. Zu Teutsch: Von Gottes Gnaden / CARL der
Sechste Römis. Kaiser / auch zu Germanien / Hispanien / Hungarn und Böhmen König / Ertz=
Hertzog zu Oesterreich / ꝛc.

Auf der andern Seiten befindet sich der Reichs=Apfel / wie selbiger zu Nürnberg verwahret wird /
die Umschrifft heisset:

Divorum CAROLO dedit hoc concordia pomum.
Secht diesen Apfel gab / ohn Zwitracht / oder Streit /
Jn König CAROLS Hand der Götter Einigkeit.

Nun ist aus denen Poeten bekannt / wie die Göttin der Zwitracht bey ein=gehaltenem Götter=Ma⟨i=
den
Pomum Eridis , oder einen guldenen Apfel ausgeworffen / darüber die Götter und Göttinen sich nicht
vergleichen können / weme eigentlich derselbe zukommen solte / welcher aber dahero den Namen des Ap=
fels
der Zwitracht erhalten / und zu vielem Ungemach / absonderlich aber zu dem Untergang der Stadt
Troja / Anlaß gegeben; da hingegen diesen Reichs=Apfel nicht Eridis, sondern Eros, das ist: nicht die Zwi=
tracht
/ sondern die Liebe der Götter / oder / deutlicher zusagen / der im Götter=Rath zu Franckfurt ver=
sammleten
Churfürsten des Heiligen Römischen Reichs Jhro Majestät / dem Kaiser CARL / übergeben
habe; unterher stehet: Electus, oder Erwählt / 1711. Ein Andre.

AUf der einen Seite ist die Bildnus Jhrer Kaiserl. Majestät / mit der Umschrifft: CAROLUS VI. D
G. Rom. Imp. S. A. Germ. Hisp. Hung. & Boh. Rex. Zu Teutsch: CARL der Sechste / Röm. Kai=
ser
/ auch zu Germanien / Hispanien / Hungarn und Böhmen König / Ertz=Herzog zu Oesterreich.
Auf der andern Seiten aber stehet der doppelte Reichs=Adler / zur Rechten den Donner=Keul
des Jupiters / zur Lincken aber den Reichs=Zepter führend / über demselbigen befindet sich der die dreyeini=
ge
GOttheit vorstellende Triangel / rings um dem Adler herum aber die Wappen derer / so bey dieser Wahl
entweder in Höchster Person / oder durch höchst=ansehnlichste Gesandtschafften des Heiligen Römischen
Reichs Churfürsten erschienen; mit der Uberschrifft:

A Jove & Imperio Fatis Votisque petitus,

Von GOTT und Reich / Erwählt zugleich.

ANzudeuten / daß / gleich wie der ehmalige GOtt der Heyden / Jupiter / den Adler sonderlich ausersehen /
und ihm den Donner=Keul / als das gröste Zeichen seiner Majestät / anvertrauet / auch nicht nur
ehedem die alte Römer / sonderlich auch noch heut zu Tag / das Heil. Röm. Reich / den Adler zu
dessen Wappen=Schild / mithin zu einem Heerführer in Kriegs=und Friedens Begebenheiten erwählet;
also seye auch Jhre Majestät / Carl der Sechste / nicht allein von GOtt / dem Allmächtigen / und dessen
gantz unverhoffter Schickung / sondern auch durch die Stimmen derer des Heil. Röm. Reichs Churfürsten /
und einhellige Wünschungen des gesamten teutschen Vatterlands / zu einem Römischen Kaiser erwählet
worden. Untenher stehet die Jahr=Zahl dessen Wahl: MDCCXI.

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