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Wiennerisches Diarium

Nr. 832, 22.–24. Juli 1711

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[1]

Wienn / vom 22. biß 24. July / 1711.

MJttwoch / den 22. July. Heut / als am Fest der Heiligen Mag=
dalena
/ wurde bey dem gesamten Kayserl. Hof Jhrer Majestät /
der Verwittibten Römischen Kayserin / auch gekrönten Königin zu
Hungarn / Dalmatien / Croatien und Sclavonien ꝛc. Eleonora Magda=
lena
Theresia / unser allergnädigsten Frauen Regentin / Namens=Tag
in schwartzer Galla / mit den kostbarsten Diamanten / und anderm Ge=
schmuck
/ auf das prächtigst begangen / darbey sowol von denen höchsten
Herrschafften / als auch von denen Jnn=und Ausländischen Ministern /
und hochadelichen Frauenzimmer / die Glückwünschung abgeleget; Sel=
bigen
Tag haben allerhöchstgedachte Kayserliche Majestät / nebst Dero
Durchleuchtigsten Jungen Herrschafft / mit einem stattl. Gefolg / Vor=
mittags
in der Kayserl. Hoff=Kapellen dem GOttes=Dienst Jhrer
Hochfürstl. Gnaden / des Herrn Bischoffen zu Wienn / wie auch der
vorhergehenden Predig Dero Hoff=Predigers / A. R. P. Georg Zunham=
mer
, S. J. abgewartet / so dan das Mittagmal / wobey der in GOtt see=
ligst
=ruhenden Kayserlichen Majestät / JOSEPH des Ersten / glor=
würdigster
Gedächtnuß / Durchleuchtigste Ertz=Hertzoginnen / sich eben=
fals
eingefunden / in der Kayserl. Burck eingenommen.

Sonsten ware / den 19. Dieses / des Titl. Herrn Johann Anton Er=
nest
/ Grafen von Gurland / Freyherrn auf Fuglstein / Herrn der Herr=
schafft
Sirndorff / Walchen / und Wildenhag ꝛc. Fraüle Tochter / Clau=
dia
Josepha Leopoldina , zu gedachtem Sirndorff / zu grossem Leydwee=
sen
dero Hochgräflichen Elteren / aus dieser Zergänglichkeit in die ewige
Ruhe abgangen.


[2]

Donnerstag / den 23. July. Heut ware der hinterlassene Kayserl.
Spesirungs Commissarius , Herr von Harenna , und der Hoff=Dollmetsch /
Herr Schmid / nachdeme sie / bekannter Massen / den unlängst von hier
abgangenen Türckischen Aga, biß an die Gräntzen der Ottomannischen
Pforten begleitet / und daselbsten wieder überlieffert / dahier glücklich
zuruck kommen.

Freytag / den 24. July. Heute / Vormittags / haben Sich Jhre
Majestät / die Verwittibte Kayserin / Eleonora Magdalena Theresia ,
unser Allergnädigste Frau Regentin / nebst Dero Durchleuchtigsten jungen
Herrschafft / im Gefolg vieler hochadelichen Stands=Personen / beyder=
ley
Geschlechts / in die Kirchen des Kayserlich=und Academischen Col=
leg
der Gesellschafft JESU , (in welcher Kirchen / nachdeme sie / unter
ehmaligem löblichen Rectorat A. R. P. Gabriel Hevennesi, S. J. S. S. Theol.
Dr. und jetzigen Provincialis, von dem künstlichen Pemsel des vor eini=
gen
Jahren verstorbenen Tyrolerischen Mahlers / F. Andreas Pozzo, S J.
erneuret / und mit andern Kostbarkeiten beherrlichet / dan mit den schönsten
Altären / und Kantzel / ingleichem mit den saübersten Beicht=und an=
deren
Stühlen gezieret / mithin zu der höchsten Ehre GOttes in den
nunmehro völligen von Kunst=und Kostbarkeit berühmten Stand ge=
bracht
worden / Jhre Hochfürstl. Gnaden / der Herr Bischoff zu Wienn /
gedachte Altar / derer Neun an der Zahl / gewönlicher Massen zwey=
hen
/ sich gestern belieben lassen) erhoben / und daselbsten / wegen der
jüngst angefangenen jährlich=gewönlichen Xaverianischen Freytags=
Andacht / zu Beglückung derer gerechten Waffen / dem GOttes=Dienst /
welchen Jhre Hochwürden / Titl. Herr Anton / Abt zu St. Lamprecht und
Maria=Zell / in Steürmarkt / Benedict. Ord. verrichtet / des Abends aber
in der Kayserl. Hoff=Kapellen / in Anwesenheit derer Rittern des gulde=
nen
Vließ / dem Abend=GOttes=Dienst / so Jhro Bischoffliche Gnaden /
Herr Graf Leslie, versehen / höchstandächtigst abgewartet.

Eodem hatte der hinterlassene Kayserliche Rath / und Landes=Haupt=
mann
des Fürstentums Brieg / und zugehöriger Weichbilder / wie auch
Weichbildes Olau / Titl. Herr Baron von Hoffmann / aus Schlesien /
dahier sich eingefunden; von dannen man mit Brieffen / unterm 20. dieses
die Nachricht empfangen / wie daß den 16. Dito / Jhre Hochfürstliche
Durchleucht / der Herr Hoch=und Teutsch=Maister / auch Coadjutor zu
Mayntz ꝛc. als Obrister Hauptmann des Hertzogtums Ober=und Nieder=
Schlesien / samt dem Hochlöbl. Königlichen Ober=Amts Colleg. auf das
Rath=Haus zu Breslau sich verfüget; daselbst in dem Mittel derer

[3]

hochlöblichen respective Herren Fürsten und Ständen der Fürsten Tags=
Schluß verkündet / und so fort nach allhiesigem Hof abgefertiget worden.

Dito ist die / unterm 21. dieses / durch die Lintzerische Schiff=Mai=
stere
/ Michael und Mathias Scheibenbogen / auf 17. Schiffen anhero
gebrachte / zu denen Löbl. Cusani=und Montecucolischen Regimentern
gehörige ausserlesen=neugeworbene Mannschafft / mit den schönen Ri=
monta
Pferden / gegen Hungarn weiter abgeführet worden; auch wer=
den
täglich auß hiesig=Obristem Schiff=Amt viele Regimenter=Mundu=
ren
/ und Vestungs=Nothwendigkeiten / ingleichem ein grosse Menge Meel
gegen besagtem Hungarn abgeschicket.

Jtem ware von der / unter Commando Jhrer Durchleucht / Printzen
Eugeni von Savoyen / und Milord Duc de Marleborough , in Artesien /
bey Lentz / stehenden Alliirten Armee hierbey gefügte Continuation Diarij ,
von dem 8. biß 12. July / dahier eingelauffen.

Ferner ware von der / unter Commando des hinterlassenen Kay=
serlichen
Feld=Marschallen / und dermaligen Reichs=Generalen von der
Reuterey / Jhrer Hochfürstl. Durchleucht / Herrn / Herrn Eberhard Lud=
wig
/ Regierenden Hertzogen zu Würtemberg / ꝛc. am Obern=Rhein / bey
Mülberg / stehenden Reichs=Armee / die Nachricht eingelauffen / daß
bey selbiger die auß denen Niederlanden erwartende Mannschafft / unter
dem Herrn Generalen / Grafen von Vehlen / täglich erwartet werde.

Auß Polen / von dem 16. July. Daß man aldorten Nachricht ha=
be
/ wie daß die Türckische Armee von der Donau sich zuruck gezogen /
auff Vernemmen / daß verschiedene vornemme Fürsten / mit Dero gan=
tzen
Ländern / und samtlichen Volck / in den Moskowittischen Schutz und
Dienst begeben / die Moskowittische Armee auch / unter dem Generalen
Czeremetow, derer beyden Flüssen / Bruth und Dniester / sich bemäch=
tiget
; besagte Türckische Armee gebe nicht allein Bender / sondern auch
Budziack verlohren / und förchte man Türckischer Seiten / daß noch meh=
rere
Fürsten und Landschaften vor die Moskowitter sich in Kurtzem er=
klären
dörfften; der Groß=Vezier wäre mit dem Woywoda Kyows=
ky
und andern gar übel zufriden / daß die um Mitten des May zustellen
versprochene Armee so lang außbleibe; und würde es ihme Kiows=
ky
sehr übel gangen seyn / wan man nicht Briefe / ihme / Groß=Vezier /
vorgezeiget / des Jnnhalts / daß gemeldte Armee schon zu marschiren fer=
tig
stehe; sonsten werde der Czaar von Bracklau / über Serocka / zu Jassy
nächstens erwartet; als welche Stadt den Moskowittern eingeraumet
worden.

[4]

Auß Neapel / von dem 30. Juny. Daß der Capitan Alfano bey
dem Canal von Malta 2. Frantzösische mit Oel beladene Pincken / und
nachdeme 2. Tarpanesische Tartanen / so nach Palermo gehen wollen /
auffgebracht; ingleichem hätte ein Maltesische Tartana eine mit Sey=
den
und andern Waaren beladene Türckische Polacka: und 4. Maltesi=
sche
Schiffe an denen Spañischen Kisten 2. Algierinische Schiffe hinweg=
genommen
.

Auß Livorno / vom 3. July. Daß man die Nachricht erhalten /
wie daß auß Cività Vecchia die Zahlreiche Genuesische Zufuhr zu Porto
Ferrajo glücklich eingelauffen / so ein Lipparoter Jahr=Zeug / als gute
Beut / mitgebracht.

Auß Rom / von dem 4. July. Daß von dar der Prencipe di St.
Buono nacher Spannien wieder auffgebrochen / und solle ingleichem
Monsignor Spinola , als Päbstl. Nuntius / mit Nachstem / samt denen Päbstl.
Galeeren / nach Barcellona die Reyß antretten. Sonsten hätten
abermalen 2. Gebrüder / so vornemme Handels=Leute gewesen / und
unterschiedliche Verpachtungen im Bestand gehabt / unvermutlich fal=
liret
/ und in der Still sich davon gemacht.

Auß Genua / vom 4. July. Daß allda ein Schiff=Capitan auff
Parol auß Marsillien angelangt / nebst dem Bericht; daß er auß Barcellona
den 14. Juny mit seiner Neapolitanischen Fregatta / St. Joseph genannt /
abgeseeglet / unter weegs aber von einem Frantzösischen Kapper / den 16.
Dito / mit anbrechendem Tag / verfolget worden; dannoch / ob schon der
Wind sehr schwach / nach außgelegten 12. Rudern / dergestalten fortgeylet /
daß der Kapper erst gegen 3. Uhr / Nachmittags / ihn auff einen Canon=
Schuß eingeholet / und noch 3. Stund / biß 6. Uhr / Abends / gefochten;
weilen nun der Kapper / so 44. Stuck / 300. Mann / auch 30. Ruder:
der Neapolitaner aber nur 24. Stuck / 125. Mann starck / und jener
diesem weit überlegen gewesen / schon die Seiten gewonnen hatte; als habe
er dem Kapper / so sich Capitain l’Allemande , und sein Schiff Faulcon
nennte / sich ergeben müssen; darauff das Schiff / samt einigen nach Teutsch=
und Engelland reysenden Personen / in Marsillien eingebracht worden.

Auß Venedig / vom 11. July. Daß allda des im Haag verstorbenen
Venetianischen Gesandten / Foscarini , Leichnam in die Grufft seiner Vor=
Eltern beygesetzet worden. Von Brescia verlaute / daß alldort 3. Cur=
rierer
auß Teutschland nach Barcellona fortgeeylet.

Auß Portugall / von dem 17. Juny. Daß nicht allein an dem =
niglichen
Hof / zu Lissabonn / sondern auch in dem gantzen Königreich

[5]

ein grosse Freude verspüret werde; weilen Jhre Majestät / die Königin /
schon etliche Monat gesegneten Leibs Sich befinden. Ubrigens wäre
der alldortige Frühlings=Feldzug so gut / als geendiget / und hätten bee=
de
Armeen / die Portugesisch=und Feindliche / die Erfrischungs=Quartie=
ren
bezogen; die jüngstgedachte Alliirte Squadra / so in vielen Kriegs=
und Uberfuhr=wie auch Kauffartey=Schiffen bestehe / habe den 14. die=
ses
den Lauff nach Barcellona von gedachtem Lissabonn mit gutem Wind
fortgesetzet; und weilen der Ruff kommen / daß ein Frantzösis. Squadra
nacher Brassillien abgeseeglet; als habe man eine Jacht nach Rio de Ja=
neiro
abgeschicket / um zuberichten / daß die Brassillianische Flotta näch=
sten
Monat auch dorthin folgen werde.

Auß Groß=Brittannien / von dem 7. July. Daß zu Londen der
Milord Peterborough angelanget / und sogleich bey Jhrer Groß=Brit=
tannischen
Majestät Audientz gehabt; Hingegen wäre der Moskowitti=
sche
Gesandter / Printz von Kourakin, nach dem Haag zuruck gekehret /
hinterlassend zu gedachtem Londen biß 40. junge Moskowitter / um allda /
auf Czaarische Unkosten / in der Englischen Sprach / Schiffahrt / und
andern Wissenschafften unterrichtet zuwerden. Von Fallmouth wäre
die Nachricht kommen / daß von dorten der Admiral Leacke mit seiner
Squadra wieder abgeseeglet.

Auß Holland / von dem 14. July. Daß in dem Haag der Printz
von Orannien / Statthalter von Ost=Frießland / angelanget / um / wegen
der bekandten Erbschafft / die Sach mit Jhro Königlichen Preussischen
Majestät / Dero Geburts=Tag zu Honslaerdyck herrlichst begangen
worden / in der Güte auszumachen; so wäre auch in gedachtem Haag
der Herr Newton, gewester Groß=Brittannischer Gesandter / bey dem
Groß=Hertzogen von Florentz / und der Moskowittische Printz von Kou=
rakin
aus Londen angekommen; Der Hertzog von Mecklenburg aber sei=
ne
Reyß wieder nach Londen angetretten.

Auß Brabant / von dem 14. July. Daß der geweste Churfürst
von Bayern / dessen Geburts=Tag zu Namur den 11. dieses prächtigst
gefeüret worden / die Reyß nach Luxemburg fortgesetzet; dessen Bruder
aber seinen Weeg nach Dinant / und ferners nach Valenciennes in al=
ler
Still genommen.

Von dem Nieder=Rheinstrom / von dem 16. July. Daß die auß
Brabant zum Andermal nach dem Obern Rhein abgangene Mann=
schafft
/ unter dem Herrn Generalen / Grafen von Felß / zwischen Cöllen
und Bonn angerucket / um den Marsch über die darzu bereit ligende
Schiff=Brucken fortzusetzen.

[6]

Von dem Mosel=Strom / vom 16. July. Daß die Alliirte Mann=
schafft
/ welche unter dem Herrn Generalen / Grafen von Vehlen / nach
dem Obern Rhein marschire / den 11. Dito unweit Cobolentz zuste=
hen
kommen; welche auserlesene Mannschafft Jhre Churfürstl. Durch=
leucht
zu Trier selbsten besichtiget / und nachdeme die samtliche Generali=
tät
auf das herrlichst gastiret; gedachte Mannschafft habe hierauff des
andern Tags den Marsch über das Wasser fortgesetzet; Höchstgedachte
Churfürstl. Durchleucht hätten sich auch entschlossen / in Kurtzem nacher
der Kayserl. Wahl mit grossem Gefolg abzugehen.

Von dem Mayn=Strom / von dem 18. July. Daß derer Herren
General=Staaten Gesandter / Herr Graf Rechtern Almelo / nachdeme
er seine Verrichtung bey Jhro Churfürstl. Gnaden zu Mayntz abgeleget /
von dar wieder abgereyset; wie dan ingleichem Selbige ehestens nacher
Franckfurt sich zuerhebe / und ihren prächtigen Einzug zuhalten gedencken.
Zu gedachtem Mayntz wären alle Schiffe auff dem Rhein angehalten
worden / um das von unten erwartende Fuß=Volck herauffzuführen.

Auß der Schweitz / von dem 16. July. Daß man daselbst aus Sa=
voyen
die Nachricht empfangen; daß die Vor=Truppen von der Alliir=
ten
Armee den Berg Cenis passiret / um in Morienne einzutringen; wie
dan auch schon einige Mannschafft davon zu Modana gesehen worden;
Vermög Pariser=Brieffen / solle der junge Dauphin / mit dem Mr. Des=
marets
, das Kammer=Weesen auff alle Weyß in guten Stand zubringen
befliessen seyn; und solle der Letztere bey Pariß ein Gold=Mine entde=
cket
haben / darauß man von 100. Pfund Gewicht 5. Pfund des feinsten
Golds haben könne.

Von dem Elb=Strom / vom 19. July. Daß / zufolg Brieffen
von Koppenhagen / die Königl. Dännische Flotta seegelfertig gelegen /
um stündlich auszulauffen; Jngleichem wären Jhre Königl. Dännische
Majestät im Begrieff gewesen / Dero Reyß anzutretten; in welcher
der Königlich=Polnische General / Herr Graf Legnasco, so zu gedachtem
Koppenhagen angelanget / dieselbe begleiten werde. Besagte Reyß und
der Marsch derer Königl. Dännischen Völckern / mit sich führend ein
Menge grobes Geschütz solle bey einigen grosses Nachdencken erwecken;
wie von Altona verlaute / wäre daselbst der Hr. Feld=Marschall Wedel
angekommen; Von Berlin werde berichtet / daß alldort / in Anwesenheit
Jhrer Majestät / der Königin / Jhrer Hoheit / des Kron=Printzen / Dero
Gemalin / und samtl. Königlichen Herren Brüdern / den 12. dieses / Jhrer
Majestät / des Königs / Geburts=Tag / mit Laütung aller Glocken / und
dreymaliger Lösung des Geschütz / in schönster Galla begangen worden.

[7]

Ankunfft derer hoch=und niederen Stands=Personen.

Den 23. July / 1711.

  • Kärntner=Thor. Herr Graf Joseph von
    Halleweil / komt von Praag / log. in
    dem Thierheimischen Hauß.
  • Herr von Oelberg / allhiesiger Stadt=Gar=
    di
    =Hauptmann / komt von Oedenburg /
    log. in seinem Quartier.
  • Herr Frantz Wräne / komt von Bonn / log.
    im Souchesischen Hauß.
  • Stuben=Thor. Herr Spesirungs= Commis=
    sarius
    , von Harenna, und Herr Hof=
    Dollmetsch Schmid / kommen auß Hun=
    garn
    / log. in ihrem Quartier.

Den 24. Dito.

  • Kärntner=Thor. Herr Graf Carl Zi⟨n⟩,
    komt auß Jtalien / log. im wilden
    Mann.
  • Herr Carl Joseph Zechentner / Freyherr von
    Zechentgrue⟨b⟩ / Jnsulirter Abt zu St.
    Martin de Vuska / und Herr Leopold
    Specker / Kayserl. Hof=und Kriegs=
    Agent / kommen von Oedenburg / log.
    im Deimlischen Hauß.
  • Schotten=Thor. Herr Baron Hoffmañ /
    komt auß Schlesien / log. in Scalvioni=
    schen
    Garten.

Lista derer Getaufften / in=und vor der Stadt.

Den 22. Juny / 1711.

  • Dem Johann Würtzinger / und Maria Aña
    sein. Ehew. ihr S. Johann.
  • Dem Johann Christoph Kaißler / und
    Theresia sein. Ehew. ihr T. Eva Maria.
  • Dem Johann Liesconick / und Maria Ro=
    salia
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna
    Beatrix.
  • Dem Ferdinand Ludwig Adler / und Anna
    Regina sein. Ehew. ihr T. Maria Sa=
    lome
    Magdalena.
  • Dem Michael Winter / und Maria Elisa=
    beth
    sein. Ehew. ihr S. Stephan Math.
  • Dem Johann Georg Grillenberger / und
    Maria sein. Ehew. ihr S. Joseph Georg.
  • Dem Johann Draxl / und Anna Elisabeth
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Michael Bachholtz / und Susanna
    sein. Ehew. ihr T. Magdalena Anna.
  • Dem Johann Seemann / und Catharina
    sein. Ehew. ihr T. Maria Margaretha.
  • Dem Johann Georg Reichard / und Aña
    Clara Francis. sein. Haußfr. ihr S. Frantz
    Anton Johann.
  • Dem Georg Thillner / und Maria Anna
    sein. Ehew. ihr S. Johann Michael.

Den 23. Dito.

  • Dem Herrn Johann Paul Sigmund Ben=
    kard
    / und Maria Salome sein. Haußfr.
    ihr T. Anna Maria Eleonora Philip=
    pina
    Josepha.
  • Dem Hn. Reichard Raiffensieder / und
    Anna Catharina sein. Ehefr. ihr T. Ma=
    ria
    Anna Rosina.
  • Dem Bonaventura Wotzy / und Maria
    sein. Ehew. ihr T. Maria Barbara.
  • Dem Johann Harbetck / und Sabina sein.
    Ehew. ihr S. Johann Paul.
  • Dem Mathias Teufel / und Elisabeth sein.
    Ehew. ihr S. Johann Baptist Lorentz.
  • Dem Lorentz Staudinger / und Maria
    Magd. sein. Ehew. ihr T. Maria Magd.
  • Dem Augustin Greilberger / und Eva Ro=
    sina
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Philipp Wilffling / und Barbara
    sein. Ehew. ihr S. Phil. Georg Cajetan.
  • Dem Frantz Paul Rheinbühl / und Maria
    Elisabeth seiner Ehew. ihr S. Franz
    Joseph.
  • Dem Herrn Wentzl Anton Herb / und
    Maria Dorothea sein. Ehefr. ihr T. Ma=
    ria
    Johanna Susanna.
  • Dem Johann Wisser / und Elisabeth sein.
    Ehew. ihr S. Joseph Gabriel.
  • Ein armes Kind / Maria Theresia.

Den 24. Dito.

  • Dem Herrn Wilhelm Schütz / und Maria
    Anna sein. Haußfr. ihr Zwilling / Jo=
    hann
    Anton und Anna Eleonora.
  • Dem Herrn Andre Mayer / und Maria
    Antonia sein. Haußfr. ihr T. Michaela
    Antonia Regina.

[8]
  • Dem Matthæus Anton Mantl / und An=
    na
    Catharina sein. Ehew. ihr S. Johañ
    Carl.
  • Dem Johann Anton Lackner / und Maria
    Clara sein. Ehew. ihr T. Juliana Eva.
  • Dem Frantz Philipp Knor / und Eva Ro=
    sina
    seiner Ehew. ihr T. Anna Clara.
  • Dem Christoph Taugmann / und Eva
    Maria sein. Ehew. ihr S. Peter Paul.
  • Dem Johann Andre Jglauer / und Maria
    sein. Ehew. ihr T. Anna Johanna.

Den 25. Dito.

  • Dem Hn. Johann Baptista Sautter / und
    Rosina sein. Ehefr. ihr S. Mathias
    Johann Georg.
  • Dem Michael Brändl / und Theresia sein.
    Ehew. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Joseph Lagler / und Anna Maria
    sein. Ehew. ihr S. Johann.
  • Ein armes Kind / Johann Mathias.
  • Dem Herrn Simon Häßl / Handlsmann /
    und Maria Catharina sein. Ehefr. ihr
    S. Johann Georg.
  • Dem Hn. Christoph Joseph Schmider /
    und Anna sein. Ehefr. ihr S. Wilhelm
    Peter.

Den 26. Dito.

  • Dem Paul Träpel / und Magdalena sein.
    Ehew. ihr S. Mathias Niclas.
  • Dem Peter Paul Gassner / und Theresia
    sein. Ehew. ihr S. Frantz Joseph.
  • Dem Johann Michael Steinmauer / und
    Maria Anna sein. Ehew. ihr T. Maria
    Cæcilia.
  • Ein armes Kind / Johann Joseph Math.
  • Dem Christoph Porreiter / und Sabina
    sein. Ehew. ihr S. Frantz Simon.
  • Ein armes Kind / Maria Anna Francis.
  • Dem Andre Hochbauer / und Maria sein.
    Ehew. ihr S. Joseph.
  • Dem Georg Beer / und Anna sein. Ehew.
    ihr T. Anna Maria Barbara.
  • Dem Andre Titl / und Sophia sein. Ehew.
    ihr S. Bernhard Georg.

Den 27. Dito.

  • Dem Herrn Mathias Hengsberger / und
    Maria Lucia sein. Haußfr. ihr T. Ma=
    ria
    Cæcilia.
  • Dem Johann Mayr / und Anna Maria
    sein. Ehew. ihr T. Anna Maria Cathar.
  • Dem Herrn Johann Georg Kling / und
    Theresia sein. Ehefr. ihr S. Frantz Jgnatz
    Barthlme.
  • Dem Andre Schwemer / und Maria Mar=
    gareth
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna
    Margareth.
  • Dem Johann Hettinger / und Sara sein.
    Ehew. ihr T. Maria Justina.
  • Ein armes Kind / Anna Christina.

Den 28. Dito.

  • Dem Herrn Wolffgang Joseph Anton
    Hofmann / und Maria Anna seiner
    Haußfr. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Herrn Johann Adam von Thau / und
    Anna Magdalena sein. Haußfr. ihr T.
    Maria Catharina Theresia.
  • Dem Herrn Peter Niclas / und Anna Ca=
    tharina
    sein. Ehefr. ihr S. Johann Bap=
    tist
    Peter Niclas.
  • Ein armes Kind / Catharina Sophia.
  • Dem Herrn Johann Baptist Enneberger /
    und Maria Ludmilla sein. Haußfr. ihr
    T. Maria Johanna Catharina.
  • Dem Johann Friderich Niderle / und
    Eleonora sein. Ehew. ihr T. Anna Chri=
    stina
    Catharina.

Lista aller Verstorbenen / in=und vor der Stadt.

Den 22. July / 1711. starb

  • Der Wohl=Ehrw. Hr. Johann Götz / Kays.
    Hof Jägerey Kapellan / im Boschischen
    Hauß auff der Fischerstiegen / alt 52.
    Jahr.
  • Clara Kautzhammerin / lediges Mensch /
  • im Hofmaisterischen Hauß in der Nagler=
    Gassen / alt 23. Jahr.
  • Johann Dybold / Burgerl. Becker / in
    der Leopoldstadt / alt 40. Jahr.
  • Dem Adam Krepß / Burgerl. Wagner /
    in der Leopoldstadt / sein Kind Agatha /
    alt 2. Jahr.

[9]
  • Dem Georg Berdolt / Schneider / in der
    Josephstadt / sein Kind Andre / alt 14.
    Tag.
  • Dem Mathias Spitzenreiter / Maurer /
    bey Maria Hülff / sein Weib Elisabeth /
    alt 54. Jahr.
  • Anna Miernerin / Wittib / zu klein Mar=
    garethen
    / alt 20. Jahr.
  • Dem Lorentz Schiesser / Tagwercker / in
    der Leopoldstadt / sein Kind Marx / alt
    3. und 1. halb Jahr.
  • Dem Jacob Sachler / Tagwercker / am
    Thury / sein Weib Ursula / alt 40. Jahr.
  • Der Eleonora N. ledigem Menschen / auf
    der Laimgruben / ihr Kind Maria / alt
    11. Wochen.

Den 23. July 1711.

  • Dem Michael Neydeffel / Burgerl. Füt=
    terer
    / im Schnürmacherischen Hauß /
    im Roth=Gässel / sein Weib Anna / alt
    45. Jahr.
  • Dem Simon Schwartz / Gardi=Soldat /
    auff der Elend=Pastey / sein Weib Clara /
    alt 30. Jahr.
  • Dem Friderich Strauß / Laggey / am
    Neubau / sein Kind Rosina / alt 11.
    Wochen.
  • Dem Johann Reitter / Kayserl. Reitknecht /
    in der Alstergassen=Gassen / sein Kind
    Anna / alt 6. Jahr.
  • Der Barbara Därbeckin / Wittib / auf
    der Wyden / ihr Kind Anna / alt 1. J.
  • Dem Joseph Jaiß / Schneider / am Neu=
    stifft
    / sein Kind Mathias / alt 2. Jahr.
  • Dem Anton Waschell / Schneider / am
    Neustifft / sein Kind Ferdinand / alt 10.
    Wochen.
  • Dem Martin Steymayr / Gardi=Soldat /
    in der Josephstadt / sein Kind Anna /
    alt 8. Wochen
  • Dem Johann Wagner / Gardi=Soldat /
    am Neubau / sein Kind Mathias / alt
    11. Wochen.
  • Dem Frantz Kerchl / Gardi=Soldat / am
    Neubau / sein Kind Anna / alt 8. Wo=
    chen
    .
  • Thomas Hertz / in der Leopoldstadt / alt
    27. Jahr.

Den 24. Dito.

  • Dem Herrn Jacob Schwartzel Gemeiner=
    Stadt Ober=Kammer Amts Remanen=
    tzer
    / in Gemeiner Stadt Hauß im tieffen
    Graben / sein Söhnl Joseph / welcher
    sich gestern auß Unverstand an einem
    Halß=Tuch erstecket / ist allda vom Stadt=
    Gericht beschaut / alt 11. Jahr.
  • Elisabeth Lacknerin lediges Mensch / im
    Steyrer=Hof / alt 19. Jahr.
  • Dem Philipp Harttin / Trager / in
    der Johannes=Gassen / sein Kind Georg /
    alt 2. Jahr.
  • Der Catharina Fischerin / ihr Kind Sa=
    bina
    / alt 1. viertl Jahr / und Philipp
    N. alt 8. Jahr / beede im Burger=Spital.
  • Dem Herrn Joseph Runggier / Kayserl.
    Hof=Kammer=Diener / bey Maria Hülff /
    sein Kind Frantz / alt 3. viertl Jahr.
  • Dem Christoph Schueh / Schreiber / am
    Spitlberg / sein Weib Eva / alt 36.
    Jahr.
  • Dem Lorentz Mierthelb / Goldschmid / am
    Spitlberg / sein Kind Jacob / alt 5.
    viertl Jahr.
  • Dem Wolff Rab / Glasser / zu Nicklstorff /
    sein Kind Maria / alt 3. viertl Jahr.
  • Dorothea Schirmbeckin / Wittib / in der
    Josephstadt / alt 69. Jahr.
  • Dem Wentzl Schieß / Laggey / am Spitl=
    berg
    / sein Weib Anna / alt 55. Jahr.
  • Dem Thomas Höfel / Schneider / auff
    der Wendlstadt / sein Kind Mathias /
    alt 1. halb Jahr.
  • Dem Stephan Eble / Brodsitzer / bey
    St. Ulrich / sein Kind Lorentz / alt 1.
    Jahr.
  • Dem Michael Hirschenberger / Tagwercker /
    am Liechtenthal / sein Kind Philipp /
    alt 1. viertel Jahr.
  • Dem Martin Katzwinckler / Tagwercker /
    am Liechtenthal / sein Kind Ferdinand /
    alt 1. halb Jahr.
  • Marx Schnitzer / armer Jung / auff der
    Landstrassen / alt 14. Jahr.
  • Der Elisabeth N. ledigem Menschen / am
    Neustifft / ihr Kind Georg / alt 12. W.
[10]

DEn 8. July. Heute waren zu Douay 100. Wägen mit Meel / unter Bedeckung
200. Reuter / und 300. Mann zu Fuß / von Dornick angekommen. Auß dem
feindlichen Lager hatte man Kundschafft erhalten / daß die zweyte Mannschafft / so mit
den Generalen de Bouzolles nach dem Obern Rhein gehen solle / von Giver dorthin
auffgebrochen / die dritte Mannschafft aber müste zu Maubeuge noch Halt machen;
Jndessen habe der Villars / nach Eroberung Arleux, die Ordre ergehen lassen / daß die
Regimenter zu Fuß / und das Königl. Hauß / so bey Oisy gestanden / der Armee sich
näheren solle.

Den 9. Dito. Heut / frühe / hatte man 300. Mann zu Fuß / und 100. Reuter auß=
geschicket
/ welche in dem Gebüsch de Corrin, d’Epinois und in andern Orten auff die
Frantzösische Parteyen passen sollen; von dorten dieselbe dan auch heut / Abends / glück=
lich
zuruck kommen / und verschiedene gefangene Frantzosen mitgebracht.

Den 10. Dito. Gestern Abends kam im Lager die Kundschafft / daß der Villars / die Veran=
staltung
zumachen / scheine; ob wäre er Willens / den Platz Arleux wieder hinweg zu
nemmen; auff welches der Milord Duc de Marleburough die Ordre ertheilet / auff der
ersten Stuck=Schuß sich Marschfertig zu machen / um auff das anderte Zeichen von 3.
Stuck=Schussen marschiren zukönnen.

Den 11. Dito. Heute / Nachmittag / ware der Printz von Orannien / Statthalter
von Friesland und Groeningen / auß dem Lager nach dem Haag abgangen.

Den 12. Dito. Diese Nacht waren / mittels der Finsterung / vor der äussersten
Wacht unsers Lagers 30. Frantzösische Squadronen / unter Anführung derer Ge=
neralen
de Bourbon, Luxemburg , und Coignie, vorbey marschiret / und hatten unser
fliegendes Lager bey Arleux, davon die Reuterey der General=Wacht=Maister / Herr Ba=
ron
von Bothmar, und der Brigadier / Graf von Benthem, das Fuß=Volck aber der
Herr General=Wacht=Maister Sternfelß / und der Herr Brigadier Berghoffer commandiret
unversehens überfallen / und 4. Squadronen / nemlich von Westerlo / ein Englisch⟨ =/
ein Preussisch=und ein Hannoverische / ubel zugerichtet / die andere aber / weilen sie Zeit ge=
habt
/ die Waffen zuergreiffen / hatten die 30. Frantzösische Squadronen wieder zuruck
getrieben.

Eleonora MagDaLena Theresla lVstltiâ, aC pletate reglt.
Tu, cui dat nomen Magdali Diua, remoto
Plura Tioi à Nato credita Regna regis.

Justitia , o pietas quòd sunt tibi norma regendi,
A Te regnandi quiliber error abest.

Ni conferre veras, Te cum Magdalide confer,
Felicem Te ipsâ noveris esse magis.

Tu, quia non erras, Orbi es notissima, Nota,
Si non erràsset , quàm foret illa minus.

[11]

DIARIUM

Von der / unter Commando Jhrer Königlichen
Hoheit / des Regierenden Herrn Hertzogen zu Savoyen / und
General=Feld=Marschallen / Herrn Wirrich Lorentz / Grafen von
Daunn und Fürsten zu Thiano &c. stehenden Allijrten Armee in Piemont,
vom 29. Juny / biß 11. July 1711.

DEn 20. Juny hatte man / nach allerseits außgestellte nöhtigen Veranstaltungen zu Er=
öffnung
disseitig=heurigen Feld=Zuges / das gesamte Fuß=Volck / nebst etlich hundert
Pferden / auß ihrem Sammel=Platz in Piemont gegen Susa, im Namen GOttes / auffbre=
chen
: zu gleicher Zeit aber ein so wol von Fuß=Volck / als Reuterey zusammen gesetzte Mann=
schafft
/ samt einem Theil des Feld=Geschützes / unter dem Hertzoglichen Feld=Marschall=
Lieutenant / Herrn Baron von Schullenburg / nebst denen beeden Königl. Spannischen
General=Feld=Wacht=Maisteren / Herrn Baron von Wachtendonck / und Herrn Grafen
von Hautois, gegen das Val d’Aouste abmarschiren und auff dieses den Generale von der
Reuterey / Herrn Marches Visconti , mit dem mehresten Theil der Reuterey nachrucken las=
sen
; samt dem Befelch / jedoch / daß der erste bey Città d’Aouste : der andere aber besser zu=
ruck
bey Banchette anhalten: und weiteren Verhaltens halber die fernere Ordre erwar=
ten
solle; und / nachdeme /

Den 4. July / nicht nur allein die Armee / sondern zugleich auch des Regierenden
Herrn Hertzogens zu Savoyen Königl. Hoheit / nebst dem Königl. Spannischen Gene=
ral
=Feld=Marschallen / Herrn Grafen von Daun / zu Susa angelanget waren / wurde dar=
auff
hin verordnet. .

Den 5. Dito / daselbst zu rasten / und /

Den 6. Dito / den Mont Cenis zu besteigen / um Mitternacht aber den Königl.
Spannischen Feld=Marschall=Lieutenant / Herrn Baron von Regal / nebst dem Gene=
ral
=Wacht=Maistern / Herrn Grafen von Dauñ / mit einer starcken Mannschafft zu Fuß
vorauß zu schicken; und zwar solcher gestalten / daß selbiger seinen Zug also einrichten sol=
te
; damit er der Nachfolgenden Armee jedesmalen einen Marsch voraus seyn mögte;
gleich wie inzwischen ebenfals nicht nur besagtem Generale von der Reuterey / Herrn Mar=
chese
Visconti : sondern auch dem Feld=Marschall=Lieutenant / Herrn Baron von Schullen=
burg
/ der Befehl zugeschicket wurde / wie und welcher Gestalt ein jedweder seinen Marsch
durch das Val d’Aouste weiters fort setzen müste; also ware hingegen der Hertzogliche
Feld=Zeug=Maister / Herr Conte de la Rocca , und General der Reuterey / Herr Conte
Prelà , befelchet / daß der Erstere / samt dem Königl. Preussis. General=Majorn / Herrn von
Caniz / mit einem gewachsenen Corpo Fuß=Volck zu Versicherung der Linien und Plätzen /
Susa, Exilles , und Fenestrelle , zuruck verbleiben; auch der andere / nebst dem Königl. Span=
nischen
General=Feld=Wacht=Maistern / Herrn Grafen von Walmerode / ebenfals mit dem
Rest der Reuterey und dem Feld=Geschütz in dem flachen Land von Piemont biß auf fer=
nere
Verordnung anhalten solle; und da nun heute das erstere Lager auff gedachtem
Berg Cenis, â la Grand Croix , oder bey dem grossen Kreutz genant / geschlagen wurde; so
liesse man auch /

Den 7. Dito / den Marsch weiters nacher Termignon fortsetzen / und /

Den 8. Dito / einen Rast=Tag machen; von dem Feind erhielte man zwar vor 8.
Tagen die Nachricht / daß der Duc de Bervvick mit dem mehristen Theil seiner Truppen
sich nacher Quillestie gezogen hätte; es waren aber seit deme andere Kundschafften ein=

[12]

gelauffen; daß solcher den ersten dieses Monats / samt denen mehristen Völckern / von dor=
ten
mit gröster Ubereylung zu Brianzon angelanget wäre.

Heute / Nachmittags / liesse man die samtliche Grenadiers=Compagnien von der
Armee auff die Regalische Mannschafft nachrucken / und darauff hin /

Den 9. Dito / die Armee wieder von Termignon auffbrechen / welche das Lager
zu Entredeux Aiques geschlagen; wo diesen Morgen gedachte Grenadier=Compagnien
solches auffgehoben / und sich vor heut zu Pralorgan gelagert; die Regalische Mannschafft
aber den Marsch biß Bossel fortgesetzet hätte; und / da Seine Königl. Hoheit / nebst dem
General=Feld=Marschallen / Herrn Grafen von Dauñ / nach ersagtem Pralorgan voraus
sich erhoben / erhielten Sie durch einen eigends Abgeschickten von dero Feld=Marschall=
Lieutenant / Herrn Baron von Schullenburg / die Nachricht / was massen selbiger gestern /
vermög seines gehabten Befelchs / den kleinen St. Bernhards=Berg bestiegen; die feind=
liche
Truppen aber in St. Maurice, welche in 2. Bataillonen / nebst einem Regiment zu
Pferd und einem Dragoner=Regiment / bestanden / solchen nicht erwartet; sondern / so bald
sie ihn dahin anrucken gesehen / in gröster Verwirrung und Eilfertigkeit sich gegen Mon=
stiers
zuruck gezogen; und / obschon unsere Hussaren dieselbe zimlich weit verfolget / auch
auf die Dragoner in dem Nachtrab öffters loßgangen / so hatten sie darum nichts beson=
ders
außrichten köñen; weilen jene in sothaner Zuruckkehrung allzeit von ihrem Fuß=Volck
unterstützet worden; Unserseits wäre hierbey ein Hussaren=Cornet verwundet / und 1.
Pferd todt geschossen worden; was aber vom Feind geblieben / könne man eigentlich nicht
wissen. Gleichwie nun hierauff besagter Feld=Marschall=Lieutenant / Herr Baron von
Schullenburg / auff eingeholte Nachricht / daß der Feind in der Nacht auch Monstiers
verlassen / mit seinem Corpo den Marsch heute früh alldahin fortgesetzet habe; also be=
schleunigte
ebenfals der Feld=Marschall=Lieutenant / Herr Baron von Regal /

Den 10. Dito / seinen Zug dergestalten / daß solcher mit gemeldtem Herrn Baron
von Schullenburg / veranlaster massen / in gedachtem Monstiers zeitlich zusammen stos=
sen
künte; allwohin auch gegen Mittag höchstgedachte Se. Königl. Hoheit / nebst dem
General=Feld=Marschallen / Herrn Grafen von Dauñ / angelanget ware; da immittels
der Gestern von Se. Maurice durch den General=Wacht=Maister / Herrn Grafen von
Hautois , auff Kundschafft außgeschickte Hussaren=Ritt=Maister / mit seiner Partey zuruck
kame / welcher herwerts Conflans bey einer Brucken ein feindliche Wacht / von 18.
Pferden / unter einem Lieutenant und Cornet / angetroffen / solche gleich angegriffen /
und alle / ausser des Lieutenants (welcher sich mit der Flucht gerettet) theils niedergehauen /
und theils gefangen eingebracht hatte; Nebst deme gegen Abend ein andere Hussaren=Partey
in dem Lager anlangte / welche gleichfalls biß Conflans gestreiffet / und / da von einer da=
selbst
angelegten Redut sich etwas Fußvolck heraussen sehen liesse / auff dieses loßgangen /
auch 4. gefangen bekommen.

Heut hatte die Armee das hart=und fast unbesteigliche Gebürg / Venois , überzogen /
mithin zu Pralorgan sich gelagert / und / obschon Se. Königl. Hoheit durch etlich hundert
Bauren über gedachtes Gebürg / sonderlich durch den Schnee / den Weeg / soviel mög=
lich
/ außhauen und zurichten liessen / so kunte doch gleichwolen nicht verhindert werden /
daß nicht ein=und anders Unglück bey der Bagaschy erfolgte; worbey es auch derge=
stalten
witterte / daß die Truppen / sowol wegen Frosts / als kalt=und nassen Wetters / sehr
viel ausstehen müsten / und ob zwar / nach so lang angehaltenen starcken und müh=
samen
Marschen / die Truppen in etwas außrasten zulassen / wol nöhtig: hingegen aber
auch erforderlich ware / dem Feind keine Zeit gewinnen zulassen; sondern vielmehr von
Conflans, so bald möglich / sich zuversichern; so wurde bey der Parola befohlen / daß die
beede Corpi, von dem Feld=Marschall=Lieutenant / Herrn Baron von Regal / und
Herrn Baron von Schullenburg / von Monstiers wiederum aufbrechen sollen / welche
dann auch / zu folge dessen /

[13]

Den 11. Dito / sich zwischen la Roche Sevin und la Bastie gesetzet; Se. Königl. Ho=
heit
/ nebst dem General Feld=Marschallen / Herrn Grafen von Daumn / aber / unter einer
Bedeckung von Grenadirern und etwas zu Pferd / sich gar nach besagtem Conflans vor=
auß
begeben; da inzwischen drey Feindliche Regimenter Reiter und Dragoner / nebst
einigen zu Fuß / erstbemeldtes Conflans auff unser Annäherung verlassen / und sich aber
Arly auff die andere Seiten gezogen / auch die Brucken hinter sich abgeworffen; Unsere
Hussaren hingegen / von ungefehr 120. Pferden / so einen Ort gefunden / wo sie durch das
Wasser des Fluß Arly setzen kunten / hatten in den Feindlichen Nachtrab dermassen ge=
trungen
/ daß dieser nicht nur in Verwirrung und übereylte Flucht gebracht / sondern auch
biß etlich und viertzig Gefangene (worunter ein Obrist=Wacht=Maister und zween
Cornets sich befunden dann gegen 60. Pferde in das Lager zuruck geführet / noch
mehrere aber nidergehauet worden; Unserseits ware darbey ein Wacht=Maister / nebst 2.
gemeinen Hussaren / geblieben / auch biß 7. Mann / und so viel Pferd verwundet worden.
Hierauf hatte man in wiederholtem Conflans Posto gefasset / zugleich den Befelch in das
Val d’Aouste abgeschicket; daß / sowol die / unter dem Generalen von der Reuterey / Herrn
Marchese Visconti , daselbst zuruck geblibene Regimenter zu Pferd / als auch das mit dem
Schulienburgischen Corpo dahinwerts marschirte Feld=Geschütz anhero / zu der Armee /
(welche heute zu Bossel, und morgen zu Monstiers im Feld stehen wird) den Zug fort=
setzen
solte.

Vom Feind hatte man sonst kein andere Nachricht / als / daß selbiger / denen mehre=
sten
Kundschafften nach / seine Truppen zu Montmeillan zusammenziehe / und ein Theil
selbiger / sowol zu Pferd / als zu Fuß / schon angelangt seyn solle.

CONTINUATIO DIARII

Von der / unter Commando Jhrer Durchleucht / Printzen
Eugeni von Savoyen / und Milord Duc de Marleborough , &c.
stehenden Alliirten Armee / in Artesien / bey Lentz /
vom 13. biß 15. July / 1711.

DEn 13. July. Heute waren die Deputirte derer Herren General Staaten auß dem
Lager nacher Douay abgangen / um näheren Bericht von dem gestern / zwischen dem
unweit davon / zu Bedeckung des Paß Arleux, stehendem fliegenden Lager / so 10.
Bataillonen und 12. Squadronen außgemacht / und 32. Feindlichen Squadronen / vor=
gangenen
Scharmützel / einzunemmen; Mittlerweil hatte man auch nach gedachtem
fliegenden Lager 4. frische Squadronen abgesendet / um die jenige abzulösen / so das
meiste gelitten; welcher Verlust zu beyden Seiten auff etlich hundert Mann und Pferd
gerechnet werde; Sonsten hatte man auch vernommen / daß eben / als gemeldter Schar=
mützel
vorgangen / der Villars mit dem grösten Theil seiner Armee auff einer Anhöhe ge=
standen
/ um besagten 32. Squadronen zur Hülffe zukommen; wehrenden dessen der
Villars dem Commendanten zu Arleux, Herrn Obrist Savaire, bedeuten lassen: wann
er einen Accord verlange / sich geschwind ergeben müste; allein dieser Commendant hätte
ihme geantwortet / daß er seinen Posten / welcher mit allem wol versehen / auff das äus=
serste
verthädigen werde; darauff der Villars, ohne was weiters zuunternemmen /
sich wieder in sein Lager gezogen.

Den 14. Dito, Heute hat unser gantze Armee souragiret; und weilen die Kund=
schafft
kommen / daß im Feindlichen Lager rechter Seits eine Bewegung gethan worden;
Als ware die Ordre gegeben / daß alles diese Nacht über bey seinem Gewehr verbleiben


[14]

solle; wie man jedoch nachgehends Bericht erhalten / solle der Villars einen Anschlag auff
den Posten Wimmi gehabt haben / aber wieder abgewiesen worden seyn.

Den 15. Dito. Diesen Morgen ware der Herr General=Lieutenant Cadogan mit
800. Pferden außgangen / um bey St. Pol ein neues Lager außzusuchen / und abstechen
zulassen.

CONTINUATIO DIARII

Von der / unter Commando des hinterlassenen Kayserl.
Feld=Marschallen / und Reichs=Generalen von der Reute=
terey
/ Jhrer=Hochfürstl. Durchl. Herrn / Herrn Eberhard Ludwig /
regirenden Hertzogen zu Würtemberg / stehenden Reichs=Armee /
bey Mülberg / vom 13. July / 1711.

AUß Landau wurde berichtet / daß unsere Hussaren nicht nur die Frantzösische Armee
in der Gegend Rheinzabern gesehen / sondern auch unweit derselben etlich=Frantzösis.
Dragoner / im Angesicht derer ihrigen / außgezogen hätten / weilen jene nicht Zeit gehabt /
selbige mit sich fortzubringen. Denen Kundschafften nach / geben die Feinde vor / daß
sobald ihr erste Hülffs=Truppen werden angekommen seyn / dieselbe sich gegen Speyer ziehen
wolten; welchenfals die Parteyen auß Landau nicht uneben dieselbe beunruhigen werden.

So erhielte man auch Nachricht / daß jenseit des Rheins ein starcke Mannschafft zu
Pferd nacher Werd kommen / welche die Gegend über die zwey Bächer: Ottenbach und
Thierbach / außgekundschafftet / auch die Bauren genötiget hätte / ihr das Verlangte
anzuzeigen. Von denen St. Fremontischen Truppen wäre ein Theil zu Weissenburg
würcklich ankommen / welcher mit denen übrigen Truppen künfftigen Dienstag in die
Gegend Steinfelden anrucken werde. Laut des Commandanten zu Lautern seines Be=
richts
/ wäre besagte Mannschafft nacher Saar=Bockenheim kommen; Von dannen sel=
be
über Lützelstein zur Frantzösischen Armee marschiren werde; Sein außgeschickter
Hussaren Wacht=Maister habe von Saar - Louis mitgebracht / daß die zweyte feindliche
Truppen allererst in 6. Tagen allda anlangen: von darauß aber den Zug ändern / und ihn
über St. Wendel nemmen dörfften / um zwischen Mayntz und unser hier=obigen Armee
eine Ungelegenheit zu machen, Zwey Uberlaüffer vom Regiment Poitou, so zu Lautern
ankommen / bekräfftigen alles / was von dem feindl. Marsch bereits gemeldet worden.

Jn unserem Lager ware alles still / und mit der Schantz=Arbeit an der Linie eyf=
rig
fortgefahren / davon des Commandirenden Herrn Generals Hochfürstl. Durchl. öff=
ters
den Augenschein genommen. Auff der Furragierung / welche dieser Orten wol zu
haben / gehet auch alles ohne Hinderung von statten. Von denen Feinden geben die
Nachrichten / daß sie die Weege von Alt=Stadt und Bön=Walds=Mühl an der Lauten
außbessern hätten lassen / um auff 2. Reyhen mit einer Armee marschiren zu können; wel=
che
Vorkehrungen die Frantzosen mit neuen Fantaseyen zu begleiten nicht ermanglen /
mit dem Vorgeben / sie wolten nunmehro Landau belagern; welches der dasige Comman=
dant
dermalen gantz nicht fürchtet / jedoch nicht unzeitig besorget; selbe dörfften / wan ihr
Marsch / wie sie es vorhaben / auff Speyer vor sich gehen solte / im Vorbey=Zug trach=
ten
/ die Vestung zu bombardiren / und dardurch die Vorraths=Häuser in Brand zu
bringen; bey welcher Unterfangung dieselbe sich doch gleichfals nicht geringer Gefahr auß=
setzen
müsten. Von Weissenburg auß sollen zu dieser Bewerckung 20. Stuck / einige Mörser
und biß 500. mit Bomben beladene Wägen genommen werden.


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