Num. 741.
Wiennerisches Diarium,
Enthaltend alles das jenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zu getragen; Als auch / was der gleichen nachrichtlich allda eingeloffen /
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich
per Posta
allhier
Ankommenden; Zweytens aller in=und vor der Stadt getauffter Kindern;
Drittens aller verehlichter / und vierdtens aller verstorbenen
Personen.
Mit Jhrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio .
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 6. biß 9. September 1710.
SAmstag / den 6. September. Heute / Abends spatt / ware dahier Jhro
Röm. Kayserl. Majestät Kammer=Herr / Titl. Herr Johann
Jo=
seph / Graf von Waldstein ꝛc. von Bethune / auß Artesien / ange=
langt / und hatte dem Kayserl. Hof die erfreuliche Nachricht mitgebracht:
wie nemlich / nachdeme man davor / jüngstgedachter Massen / alles / um
den Sturm auff das Revelin und Contregard zuthun / fertig gemacht /
der Frantzösische Commendant besagter Festung /
Mr. de Puy=Vauban
, den
28. Augusti die Schamada geschlagen / und den 29. Dito einen Accord
getroffen / Vermög dessen / selbiger den 30. darauff mit seiner Besatzung
nach
Arras
, oder Attrecht / begleitet worden; worauff die Kayserl. und hohe
Alliirte mehrgedachtes Bethune in Besitz genommen / und der Befehl von
der hohen Generalität ergangen / die Volckreiche feste Gräntz=Stadt
ge=
gen Franckreich / St. Omer / an dem Wasser Ha / oder Aa gelegen / unver=
züglich zu berennen / folglich auch zu belagern / sofort unter den Kayserl.
und hohen Alliirten Gewalt zubringen.
Sonntag / den 7. Septemb. Heute wurde bey gesamten Kayserl. Hoff
Jhro Majest. der Königin in Portugall / Maria Anna / Ertz=Hertzogin von
Oesterreich / ꝛc. ꝛc. Geburts=Tag in prächtigster Galla begangen und
deswe=
gen die gewönliche Glückwünschungen abgelegt.
Eben selben Tag haben Jhro Maj. die verwittibte Kayserin / samt
Dero Durchl. jungen Herrschafft / in Begleitung Dero Hoffstatt / vormit=
tags nach der Kayserl. Favorita sich verfüget / und daselbsten die
Besuchun=
gen bey Jhro Regierenden Kayserl. Maj. abgelegt / und nachdem / zu
Mittag allda gespeyset; Unter welcher Zeit ein Currier / in 4. Tag von May=
land reütend / eingelauffen / so Brieffe von Barcellona / unterm 25. August.
an Titl
Don Gironimo Capece
,
Marchese di Roffrano
Sr. Catholischen
Maj. Kammer=Herrn / und Dero General=Post=Maistern zu Wasser und
Land / mitgebracht; des Jnhalts: daß / nachdem Jhro Catholische Majest.
seithero des jüngst erhaltenen Sieg der feindlichen Armee unter dem Hertzogen
von Anjou / biß einen Marsch von
Saragossa
nachgesetzet / und an dieselbe sich
weder hangen / noch sie zum schlagen bringen können / höchst=gedachte
Catho=
lische Maj. sich entschlossen / über den Fluß Ebro / in der Gegend von Osera / ei=
ne Bruck zuschlagen / so dann den Hertzogen von Anjou / ungeachtet er eine
Verstärckung erhalten / auch sich vortheilhaftig postiret / ingleichem zu
sei=
nem grossen Behuff die Stuck gepflantzet gehalten / hertzhafft anzugreiffen;
Dabey es dann den 20. August. zwischen 11. und 12 Uhr / Mittags / zu einer
Schlacht kommen / in welcher unsere Generalen und gemeine Soldaten so
tapffer gefochten / daß gegen 3. Uhr / Nachmittags / das völlig=feindliche
La=
ger überwältiget / und die Wahlstatt behauptet / dann der glorreiche Sieg
von Jhro Catholischen Maj. mit unsterblichem Helden=Ruhm erhalten
worden; bey welchem Sieg das feindliche Fuß=Volck völlig zertrennet /
biß 4000. Mann getödtet (unter welchen der General Duc de Havre) samt
6000. Mann / darunter 600. Officierer / auch hiernchäst in einem Schloß / der
Frantzösische General Mahone / nebst noch 300. Mann / gefangen / und die
übrige Mannschafft / biß auff 3000. Mann zu Fuß / und etwas Reuterey /
zerstreuet: dann 22. Stuck / 15. Standarten / 72. Fahnen und alle
Ba=
gaschy / mit des Hertzogen von Anjou Zelt / darinn Jhro Catholische
Maj. zu Nachts gespeyset / und nachdeme in Saragossa eingezogen / auch
allda ein stattliches Danck=Fest halten lassen / erobert worden; wie solches
alles ausführlich in beygehendem Auszug=Schreiben zu ersehen.
Eodem
kame mit einer Staffeta / unterm 5. September / auß
Hun=
garn / von Gran / die Nachricht / daß der commandirende
Kay=
serl. General Feld=Marschall / Herr Graf von Heysser / sich vom Fieber
völlig befreyet / und wolauff zu gedachtem Gran befinde; allda eben
selbi=
gen Tag das schwere Geschütz von Ofen zu Wasser angelanget / und
wie=
der weiter hinauff geführet worden; wie dann gleichfals das
an=
dere von Presburg / Raab und Commorn beordrete Geschütz an dem
be=
stimten Ort der Außschiffung erwartet werde / um so fort Neuhäußel mit
Gewalt anzugreiffen und zubezwingen; sonsten habe der Herr General Feld=
Marschall=Lieutenant / Graf von Virmond / berichtet / daß der Herr
Obrist
du Jardin
ein Rebellische Partey unweit Rossenau angetroffen /
selbe biß an dem Schlagbaum von dem Schloß Krasna Horka verfolget /
und / nebst Erlegung vieler Rebellen / 250. Pferd zur Beut eingebracht
habe; so wäre auch vom Herrn General=Wacht=Maister / Grafen von
Croix / die Nachricht eingeloffen / daß der Capitain Kortickz / so die
Sec=
ziner Hussaren Compagnie commandire / von seiner gegen Hattwan
ge=
machter Partey zuruck kommen seye; welcher unweit Potnock auff ein
Rebellische Partey gestossen / diese völlig geschlagen / daß der Obrist=Lieu=
tenant von denen Ragoctzischen Carabiner=Reuteren / samt viel andern
Officieren / und Gemeinen / mehrentheils getödet / auch einige gefangen
genommen / und 57. Pferd erbeutet worden.
Montag / den 8. September. Heute haben Jhro Kayserl. Majestät /
Vormittags / nach der St. Stephans Dom=Kirchen / im Gefolg des
Ve=
netianischen Herrn Bottschaffters / und derer Rittern des guldenen Vließ /
wie auch vieler anderen Jnn=und Außländischen Ministern Sich erhoben /
und daselbsten wegen des angestelten Danck=Fest / der von denen
Fran=
tzosen durch die glorreiche Kayserl. und Alliirte Waffen eroberten Festung
Bethune halber / der Predig / welche Jhro Hochwürden /
P.
Reiffenstul
,
S. J. Ordinari=
Dom=Prediger / auß Gelegenheit des Fest über die Wort
derer Priesterlichen Tag=Zeiten:
Corde & animo Christo canamus glo=
riam in hac Sacra Solennitate præcelsæ Genitricis Mariæ
; und dem
Ambro=
sianischen Lob=Gesang / wie auch übrigen GOttes=Dienst / so Jhro
Hoch=
fürstl. Gnaden / der Herr Bischoff zu Wienn / unter 3. maliger Lösung des
kleinen Gewehrs und groben Geschütz / gehalten / samtlich beygewohnet /
sodann das Mittagmal bey Jhro Majestät / der Verwittibten Kayserin /
in der Kayserl. Burck eingenommen / des Abends aber in der Kirchen des
Kayserlichen Profeß=Hauß / und auff dem Hof bey der Saulen der
An=
dacht / welche Jhro Bischöffliche Gnaden von Neutra / Titl. Herr Graf
Erdödi / verrichtet / abgewartet / und nachdeme wieder in die Kayserl. Favo=
rita zuruck gekehret.
Dito ware Jhro Röm. Kayserl. Majestät würcklich geheimer Rath=
und Bischoff zu Fünff=Kirchen / Titl. Herr Wilhelm Frantz / Graf von
Nesselrod / in Kayserl. wichtigen Geschäfften nach verschiedenen Churfürstl.
Höfen in das Reich mit einem kleinen Gefolg abgangen.
Eodem
ware auß dem Alliirten Feld=Lager / bey
Rebreuve
, in
Ar=
tesien / von denen / unter Commando der Römischen Kayserl. Majestät
General=Lieutenant / Jhro Hochfürstl. Durchl. Printzen Eugeni von
Sa=
voyen ꝛc. und der Groß=Brittannischen Majestät General
Capitain,
Mi=
lord Duc de Marleborough &c
. stehenden Alliirten Armeen
hierbeykommen=
de
Continuation Diarii
, von dem 24. biß 26. Augusti / dahier eingeloffen;
darinn unter andern zusehen / was beede Kayserl. General Wacht=Maistere /
Printz Lobkowitz / und Herr Graf von Schönborn / gegen den Villars /
jüngst für Vortheil erhalten.
Jtem ware von der / unter Commando des Kayserl. Generalen Feld=
Marschalln / Herrn Graffen von Gronsfeld ꝛc. an dem Obern Rheinstrom
stehenden Kayserlichen und Reichs=Armee hierbeygesetzte
Continuation
Diarii
, von dem 30. Augusti biß 1. Septemb. auß dem Kayserl. Haupt=
Quartier / Rhein=Zabern / dahier eingelangt.
Ferner ware von der in Piemont / unter Commando des Kays Gen.
Feld=Marschalln / Herrn Wyrrich / Graffen von und zu Dhaun / und
Für=
sten zu Thiani / ꝛc. stehenden Kayserl. und Alliirten Armee auß dem
Kay=
serl. Haupt=Quartier / bey Susa / hierbeyfolgende
Continuation Diarii
,
von dem 18. biß 24. Augusti dahier einkommen.
Dienstag / den 9. Septemb. Heute haben Jhro Käyserl. Majestät /
sich mit Jagen in der Gegend von Laxenburg belustiget / sodann allda das
Mittagmal eingenommen / und nachdeme ware selbige des Abends wieder
in die Favorita zuruck gekehret.
Eodem
Nachmittags / hatten Jhro Majestät die Verwittibte
Kayse=
rin samt dero Durchl. jungen Herrschafft / mit einem Gefolg dero
gewöhn=
lichen Hoffstadt / nach der Favorita sich begeben / und daselbst bey Jhro
Majestät der Regierenden Kayserin / die Besuchung abgelegt / und des
A=
bends wieder in die Käyserliche Burck zuruck gekehrt.
Dito seynd allhier zwey verheuratete Manns Personen / welche
zuwi=
der den allergnädigst außgegangenen Contagions=Patenten / gehand=
let / andern zum Exempel und Abscheu / vor das Wiennerberg=Linien Thor
hinauß=und alldort um den vor demselben auffgerichten Contagions=Gal=
gen 3. mal umgeführet / und jedesmal mit einem Ruthenstreich beleget / so=
dann gegen abgeschworner Urphed / des Lands Oesterreich auff ewig
ver=
wiesen worden.
Auß Polen / von dem 31. August. Daß auß Lieffland verlauten
wolle / ob solten die beede Schwedische Festungen Pernau / und Reval / auch
in Zügen liegen / so / daß derer Ubergab mit nächsten zuvernemmen seyn
dörffte. Von Petersburg werde berichtet / daß der Fürst Menzikoff von
dar nach
Narva
abgereyset. Der Littauische Feld=Herr habe von Jhro
Königl. Polnischen Majestät Ordre erhalten / mit seinen Truppen sich unter
Brzesze zu begeben.
Auß Neapel / von dem 19. August. Daß man alldort / wegen des
in Catalonien / den 27. Juli / von Jhro Catholischen Majestät über den
Her=
tzogen von Anjou befochtenen herrlichen Siegs / ein stattliches Danck=Fest /
in Anwesenheit vieler Hoch=und Niedern Stands=Personen / gehalten.
Auß Livorno / von dem 23. August. Daß man mit einem
Schwedi=
schen Schiff / so von Lissabon kommen / die Nachricht erhalten / daß die
Brassilische Flotta in der Rhede / bey allen Heiligen genannt / jüngstens
gestanden; des Vorhabens / nach Fermanbuc fortzuseeglen.
Auß Rom / von dem 23. August. Daß von Jhro Päbstlichen
Heilig=
keit der
Monsignor Mattei
/ als Päbstlicher
Nuntius
nach Venedig
zuge=
hen / erkläret: und ihme das Ertzbistum Nazareth beygeleget: auch der
P. Pietro dà Sico, Ord. Fran. Mission.
und
Vicar. Apostol.
in denen
Türcki=
schen Landen / zum Ertz=Bischoffen zu Siro ernennet worden.
Auß Genua / von dem 23. August. Daß allda auß Sardinnien die
Nachricht kommen / daß die alldort jüngst eingeloffene 4. Kriegs=und 26.
Uberfuhr=Schiffe Pferd und Leute eingeladen / und demnach fertig stünden /
nacher Catalonien zu seeglen.
Auß Venedig / von dem 29. August. Daß der Herr
Marini Zorzi
ernennet worden / als Bottschaffter von dasiger Republic nach Rom
abzu=
gehen; der Herr General Capitain derer Schiffen wäre nach Romania
ge=
seeglet.
Auß Spannien / von den 11. August. Daß zu Madrit der
Marquis
de Bay
den 9. dito auß Portugall / nachdeme er alldorten dem
Marquis de
Risbourg
, um die Stadt Braganza zu belageren / das Commando
auffge=
tragen / zwar angelangt / aber des andern Tags zu dem Hertzogen von
An=
jou nacher Arragonien abgereyset.
Auß Groß=Britannien / von dem 19. August. Daß mit ehestem der
Graf von Anglesa nacher Jrrland: um allda die Schatz=Maister=Stelle
zuvertretten / und der Milord Archibald Hamilton nach Jamaica zu seiner
Statthalterschafft sich erheben werde; sonsten verlaute / ob hätten einige
Englische Kriegs=Schiffe und Seeländische Kappers 7. Frantzösische
Kauf=
fartey=Schiffe / so nach Constantinopel und andern Türckischen Häfen
gewol=
let / nachdeme ihre Begleitung / so in einem Kriegs=Schiff bestanden / ge=
strandet / glücklich erobert hätten.
Auß Holland / von dem 29. August. Daß man in dem Haag den
28. Dito ein Danckfest / unter Lösung derer Stucken / gehalten / wegen des
herrlichen Siegs; welchen jüngst Jhro Catholische Majestät / über den
Hertzogen von Anjou in Catalonien erfochten.
Auß Flandern / von dem 29. Augusti. Daß der Anschlag / welchen
die Frantzosen zu Yppern vorgehabt / auff die Festung Menin gemüntzet
gewesen; allein es habe der Frantzösische General Lieutenant
Villars
, Bru=
der des Marschalln
Villars
, mit seiner Mannschafft unverrichteter Sachen
wieder abziehen müssen; weilen der
Gouverneur,
Mr.
van der Linden / mit
der Besatzung in völliger Bereitschafft gestanden / um die Frantzosen wol
zu empfangen. Zu
Dovay
werde die Burgerschafft 150. Mann / und sollen
diese auch allezeit von derselben unterhalten werden.
Auß Brabant / von dem 29. August. Daß man zu Brüssel einen
Frantzösischen Partey Gänger / samt 22. Mann von seiner Partey / gefan=
gen eingebracht; welcher wider den gemachten Vergleich geraubet; dahero
gedachter Partey=Gänger also gleich auffgehencket: die 22. Mann aber
nach Namur mit dem Urtl und aller Nachricht zuruck geschicket worden.
Von dem Maesstrom / vom 30. August. Daß zwar der Hr. General=
Wacht=Maister / Grovestein / mit seinen Truppen / aus dem Luxenburgischen
zuruck kommen; Es solle aber solcher schon wieder Ordre erhalten haben /
anderwertshin einen Marsch zunemmen.
Von dem Moselstrom / vom 31. August. Daß zu Trier 600. Mann
Kayserl. Reuter alle Thor besetzet / und die Frantzosen im Fort St. Martin
eingesperret hielten.
Auß der Schweitz / von dem 1. September. Daß / Zufolg Brieffen
von Pariß / unterm 29. August. allda schon vorläuffig des Königs
Na=
mens=Tag ohne Freudens=Zeichen und Pracht begangen worden; weilen
gleich darauff auß Spannien die traurige Post eingeloffen / daß der
Her=
tzog von Anjou / den 20. Dito / abermalen / und zwar auff das Haupt
ge=
schlagen / worden; dergestalten / daß der
Duc die Vendôme
, so den 24.
Dito zu Roses angelangt / nichts mehr zu commandiren gefunden. Nach
welcher unglücklichen Schlacht gantz Arragonien / mit Fraga und
Mequi=
nenza / alsobald vor Jhro Catholische Maj. sich erkläret hätte; dieses alles /
wie auch daß Bethune verlohren gangen / habe den König dermassen
verstö=
ret; daß er solle hierauff dem Villars die Ordre gegeben haben / eine Schlacht
zu wagen / um auff ein / oder andern Weeg dem Krieg ein End zu machen.
Von dem Elb=Strom / vom 31. August. Daß der Königl. Rath
zu Stockholm / im Namen des Königs auß Schweden / von denen
Abge=
ordneten derer Reichs=Ständen ein neuen Verbindnuß=Eyd abgefordert.
Zu Koppenhagen erwarte man mit Verlangen auß Norwegen von der
Anlandung der Dännischen Squadra / und Bewegung dasiger Armee
et=
was gewisses zu vernemmen. Der Moscowittische Fürst Gurackin habe
sich bey dem Churfürstl. Hoff zu Hannover beurlaubet / um / als Groß=
Czaarischer Gesandter / nach Londen zu gehen.
NB
. Bey Johann Jacob Schubard /
Chyrurg
. am Freysinger Hof / ist zuhaben
das zu Halle / in Sachsen / zubereitete Zahn=Schmerzen stillende
Experi=
ment
; das Gläßlein für 24. Kreutzer.
Ankunfft derer Hoch=und niedern Stands=Personen.
Den 6. September. 1710.
-
Kärntner=Thor. Herr Graf von Waldstein /
komt von Bethune / geht gleich nach Hof. -
Stuben=Thor. Herr von Gillig / Commen=
dant des Schloß Preßburg / komt von
dannen / loß. im guldnen Bärn.
Den 7. Dito.
-
Kärntner=Thor. Ein Currier / komt aus
Mayland / log. beym Marchese Rofterano .
Den 8. Dito.
-
Herr Dreyling / Kays. Hof=Currier / komt
aus Engelland / log. im Gundlis. Hauß.
Den 9. Dito.
-
Schotten=Thor. Jhro Fürstl. Gnaden / Herr
Bischoff zu Gurck / kommen aus Kärnten /
logiren in der Schullerstrassen / im grün
- Baum bey dem Herrn von Burger.
-
Kärntner=Thor. Herr Graf von
Rosen=
berg / komt aus Mähren / log. in seinem
Hauß.
Lista deren Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 26. Julii 1710.
-
Dem Johann Georg Köstler / und Eva sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna Sophia. -
Dem Paul Gottfried Standl / und Brigitta
sein. Ehew. ihr T. Anna Justina.
Den 27. Dito.
-
Dem Simon Falseith / und Juliana sein.
Ehew. ihr S. Johann Michael. -
Dem Johann Paul Hädinger / und Maria
Magdalena sein. Ehew. ihr T. Polixena
Francisca.
-
Dem Wolffgang Kornfail / und Theresia
Sophia sein. Ehew. ihr T. Maria Anna
Catharina. -
Dem Herrn Peter Johann Bertl / und
Bar=
bara sein. Ehefr. ihr S. Johann Jgnatz
Peter. -
Dem Paul Lidl / und Maria sein. Ehew.
ihr T. Anna Maria. -
Dem Johann Jacob Holl / und Maria
Judith sein. Ehew. ihr T. Maria Anna
Francisca.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 6. September 1710. starb
-
Dem Herrn Caspar Ellenbaur / Secretari /
im Rascherischen Hauß / in der obern
Beckerstrassen / sein K. Anna / alt 7. W. -
Dem Abraham Tenckman / Burgerl. Gold=
schmid / im Wäscherischen Erben Hauß /
in der Naglergassen / sein Kind Jgnatz /
alt 3. Jahr. -
Dem Jacob Kamger / Herrn Taffeldecker /
beym Lindwurm / im Haarhof / sein
Weib Ursula / alt 76. Jahr. -
Dem Georg Umistatt / Mahler / im Färbris.
Hauß / im Sauwinckl / sein Kind Do=
minicus / alt 1. Jahr. -
Dem Killian Spingo / Bruderschafft
An=
sager beyn obern Jesuitern / im Zeitzi=
schen Hauß / bey unserm Herrn / sein
Kind Anna / alt 1. halb Jahr. -
Dem Thomas Schweiger / Haußmaister /
im Rotalischen Hauß / in der Singer=
strassen / seine Zwilling Jgnatz / und An=
na / alt 5. Wochen. -
Dem Anton Reith / Gardi=Soldat / auff
der Münch=Pastey / sein Weib Anna /
alt 33. Jahr. -
Philipp Brem / Herrnkoch / am Liechten=
Thal / alt 63. Jahr.
-
Adam Birckenfelt / Jhro Majest. der
Ver=
wittibten Kayserin / Hartschier / zu Nickl=
storff / alt 57. Jahr. -
Dem Bernhard Bentzer / Burgerl. Schnei=
der / in der Leopoldstadt / sein Kind An=
na / alt 4. Jahr. -
Dem Jacob Staudinger / Burgerl. Kuchl=
gartner / zu Erdberg / sein Kind Frantz /
alt 2. Jahr. -
Sophia Gartnerin / Wittib / in der
Alster=
gassen / alt 52. Jahr. -
Der Regina Strauchin / Wittib / am
Liech=
ten=Thal / ihr K. Maria / alt 1. halb J. -
Ferdinand Batzer / Zimmergsell / zu
Matzl=
storff / alt 39. Jahr. -
Der Margareth Schärffin / Wittib / ausser
Maria=Hülff / ihr Kind Johann / alt 6. J. -
Daniel Hinterreither / Zimmergsell / in der
Währingergassen / alt 50. Jahr.
Den 7. Dito.
-
Dem Herrn Gabriel Maltheser / Gmainer
Stadt=Grund=Buchshandler / beym ro=
then Engel / in der Wolzeil / sein Kind
Gerhard / alt 3. viertl Jahr. -
Dem Johann Bruner / Sesseltrager / im
Spitalhauß / am Neuenmarckt / sein
Kind Rosina / alt 6. viertl Jahr.
-
Johann Oberleitner / Haußknecht / im
Gaymanischen Hauß / auff der Hochen=
Brucken / welcher gestern vom Boden=
auffzug erschlagen / ist allda vom Kays.
Stadt=Gericht beschaut worden / alt
28. alt -
Gertraud N. Wittib / im Wagneris. Hauß /
am Saltzgrieß / alt 69. Jahr. -
Der Anna N. ledigem Menschen / am
ro=
then Thurn / ihr Kind Maria / alt 5. W. -
Dem Ludwig Bernand / Laggey / in der
Josephstadt / sein K. Bernhard / alt 1. J. -
Dem Caspar Rommer / Schneider / bey St.
Ulrich / sein K. Sebastian / alt 3. viertl J. -
Anton Rehner / Schnürmachers=Jung /
auff der Wyden / alt 15. Jahr. -
Dem Johann Bärnkopff / Kutscher / in der
Leopoldstadt / sein Kind Maria / alt 6. J. -
Dem Georg Herr / Rumor=Soldat / am
Neüstifft / sein Kind Simon / alt 2. J. -
Dem Andre Dallinger / Tagwercker / am
Lerchenfeld / sein W. Regina / alt 44. J. -
Martin Hußlmayr / Tagwercker / welcher
vorgestern von einer Sand=Gstätten er=
schlagen / im Tischlerischen Hauß / am
Lerchenfeld / vom Kays. Stadt=Gericht
beschaut worden / alt 36. Jahr. -
Der Anna N. ledigem Menschen / am
Neü=
stifft / ihr Kind Barbara / alt 6. Wochen. -
Latzarus Hirsch / ein Jud / im Grineris.
Hauß / am alten Baurenmarckt ist gebö=
gert / alt 35. Jahr.
Den 8. Dito.
-
Dem Herrn Joseph Strauß / Burgerlichen
Handlsmann / im Neüwirtis. Hauß /
am Hüchenmarckt / sein Frau Rebecca /
alt 37. Jahr. -
Eva Hauerin / Mutter im Kayserl. Hof=
Spital / alt 70. Jahr. -
Dem Caspar Hay / Haußknecht / im
Brie=
schenckis. Hauß / am alten Fleischmarckt /
sein Kind Frantz / alt 2 Jahr. -
Dem Martin Vellech / in der Leopoldstadt /
sein Kind Clara / alt 11. Wochen. -
Dem Andre Mohr / Zimmergselln / in der
Roßau / sein Kind Dominicus / alt 4. J.
-
Dem Conrad Wind / Haußknecht / bey St.
Ulrich / sein K. Michael / alt 1. viertl J. -
Der Anna Gotwitzin / Wittib / am
Neü=
stifft / ihr Kind Maria / alt 1. viertl J. -
Dem Michael Sollfried / Tagwercker / zu
Matzlstorff / sein Kind Ursula / alt 7. W. -
Margareth Stotterin / armes Weib / am
Neübau / alt 74. Jahr. -
Johann Röthausser / im Krancken=Hauß /
alt 42. Jahr.
Den 9. Dito.
-
Camilly Baion / Kayserl. Trabant / im
Schusterischen Hauß / in der Kotgassen /
alt 90. Jahr. -
Wolffgang Bald / Hauer / im Baad / in der
Himmelpfortgassen / alt 85. Jahr. -
Dem Martin Mohler / Burgerl. Schnei=
der / am Neüstifft / sein Kind Maria /
alt 3. viertl Jahr. -
Dem Mathias Dobler / Burgerl. Leinwe=
ber / in der Leopoldstadt / sein Kind
Frantz / alt 3. und 1. halb Jahr. -
Dem Johann Keesatell / Lustgartner / auff
der Wyden / sein Kind Frantz / alt 3.
viertl Jahr. -
Dem Johann Riegler / Sporer / in der
Jo=
sephstadt / sein Kind Philipp / alt 1.
viertl Jahr. -
Dem Johann Hiffer / Huff=Schmid / bey
St. Ulrich / sein Kind Elisabeth / alt 5.
viertl Jahr. -
Dem Georg Feigt / Schuster / am
Lerchen=
feld / sein Kind Agnes / alt 4. Jahr. -
Dem Georg Heß / Gardi=Soldat / auff der
Wyden / sein Kind Maria / alt 3. Jahr. -
Dem Michael Pfannholtz / Hünerkrammer /
in der Leopoldstadt / sein Kind Joseph /
alt 1. Jahr. -
Dem Paul Gangl / Haußknecht / am
Neü=
bau / sein Kind Gabriel / alt 1. viertl J. -
Barbara Oxenbäyrin / lediges Mensch / in
der Leopoldstadt / alt 22. Jahr. -
Dem Georg Kolstaub / Tagwercker / zu
Gundendorff / sein Kind Frantz / alt 6. W. -
Theresia Schwartzin / im Krancken=Hauß /
alt 35. Jahr.
Außzug eines Schreibens /
Welches an Jhro Catholischen Majestät Kammer=Herrn /
und in Jtalien General=Post=Maistern zu Wasser und Land /
Titl.
Don Gironimo Capece, Marchese di Roffrano &c
. aus
Barcellona,
in
Catalonien,
unterm 25. August. 1710. abgelassen worden; betreffend
den Herrlichen Sieg / welchen Jhro Catholische Majestät den 20. Dito /
unweit
Saragossa,
über den Hertzog von Anjou erhalten; da dessen
völ=
lige Armee / biß auff 3000. Mann zu Fuß / und etwas Reuterey / zertren=
net / davon bey 4000. Mann getödtet / und über 6000. Mann gefangen / auch das
völlige Lager / Bagaschy / 22. Stuck / 15. Standarten /
dan 72. Fahnen / samt des Hertzogen von Anjou
eigenen Zelt / erobert worden.
NAchdeme unsere Armee der Feindlichen / um sie zu verfolgen / biß auff einen Marsch
weit von
Saragossa
nachgesetzet; ohne / daß man an die Feindliche Armee
sich=
hangen / noch diese zum schlagen bringen können; obwolen selbige an viel=vortheil=
hafftigern Orten / als unsere / sich befunden; so hatte man hierauff einen neuen Marsch /
vermög dessen wir nach
Saragossa
gelangen kunten / unvermutet gewonnen / und
so=
gleich die Anstalt vorgekehret /
Den 18. Augusti / eine Bruck über den
Ebro
=Fluß / in der Gegend Osera, zu=
schlagen / und /
Den 19. Dito / ware unser völlige Armee darüber passiret; in der beständigen
Einbildung und Verlangen / zu einem Haupt=Treffen zukommen; eben diesen Tag
ware die Nachricht eingeloffen / auch durch Kundschaffter bestättiget: daß der Feind
selbigen Morgen verschiedene Verstärckung an Truppen erhalten / und sich auff dem
Berg
Torero
postiret habe / die Stadt
Saragossa
lincker Hand: den Fluß
Guera
vor
sich: und den
Ebro
=
Fluß am Rucken habend; der
Marquis de Bay
führe bey solcher
das Commando; welches der Hertzog von
Anjou
zwey Tag vorhero dem
Marchese de
Villadarias
genommen habe.
Jhro Catholische Majest. fasten hierauf den Schluß / ohne Verlust der Zeit den
Feind anzugreiffen; und wurde darauff unseren Generals=Personen noch selbigen
Abend der gemessene Befehl gegeben / um folgenden Tag / frühe / die
Vorkeh=
rung zu einer Schlacht zuveranstalten.
Welchemnach man die Nacht mit dergleichen Veranstaltung zubrachte / sich
de=
rer Pässen zuversicheren / und gegen den Feind anzurucken; So in seiner
vortheil=
hafftiger Postirung fest stunde / und in solcher Gegend die Stuck zu grossem Behuff
ge=
pflantzet hielte; ungeachtet nun der Feind unabläßlich feurte; So waren doch Jhro
Catholische Majestät demselben vorbey marschiret / und mithin /
Den 20. Dito / zwischen 11. und 12. Uhr / Mittags / zu einer Schlacht kommen;
in welcher unsere Generalen und Soldaten mit einer solchen Tapfferkeit / Standhafftig=
und Behutsamkeit gefochten / daß gegen 3. Uhr / Nachmittags / das völlige
Feindli=
che Lager überwältiget / und die Wahlstadt behauptet / dann der glorreiche Sieg von
Jhro Catholischen Majestät / unserm gnädigsten Herrn / samt allen Umständen / die man
nur immer wünschen / und hoffen können / mit unsterblichen Helden=Ruhm erhalten
worden.
Das Feindliche Fuß=Volck wurde dabey völlig zertrennet / also / daß keine
Mann=
schafft mehr zum Stand gebracht werden kunte;
Man eroberte alles Feindliche Geschütz und Bagaschy / und bekame 6000. Gefan=
gene / darunter 600. Officierer sich befinden.
Mit dieser Nachricht des so glorreichen Siegs hatten Jhro Catholische Majestät /
unser gnädigster Herr / an Jhro Majestät / die Königin / den Herrn Graffen von
Oro=
pesa
, um 5. Uhr / des Abends / abgesendet.
Unserseits seynd wenig todt und verwundet / man weyß aber noch nicht / ob was
von Generalen darunter seyn mögte.
Feindlicher Seits kan man anjetzo allein so viel melden / daß der
Duc
von
Ha=
vrè
todt / samt anderen vornehmen Personen mehr; derer Namen mit nächstem folgen
sollen.
Brieffe / so von dem 21. Dito eingeloffen / haben obiges nicht allein bestättiget /
sondern auch dieses hinzugesetzet: daß der Hertzog von
Anjou,
mit 300. Pferden / gegen
Navarra
sich flüchtig gerettet / seine Generalen aber nach Arragonien sich gewendet
hät=
ten; von der gantzen feindlichen Armee stünden noch 3000. Mann / Fuß=Volck / bey=
sammen / nebst etwas weniges von der Reuterey / mit welcher Mannschafft sich
ge=
dachte Generalen dorthin begeben. Ubrigens habe zwar der General
Mahone
/ nach
dem bey
Sarragossa
gelegenem Schloß /
Alfagiera
genannt / samt dem in der Eyl und
Unordnung auß der Zertrennung zusammengebrachten Fuß=Volck / sich geflüchtet;
jedoch aber / nebst aller dieser Mannschafft / zu Kriegs=Gefangenen sich ergeben
müs=
sen.
P. S.
Sonsten erhellet auß anderen Brieffen / daß / über alle Bagaschy / man
dem Feind 22. Stuck / 15. Standarten und 72. Fahnen abgenommen / auch des
Hertzo=
gen von
Anjou
eigenen Zelt erobert habe; unter welchem Jhro Catholische Majestät
selbe Nacht noch gespeyset / und folgends in
Saragossa
eingezogen / sodann den
Ambro=
sianischen Lobgesang allda absingen lassen; mit dem Beysatz / daß der Hertzog von
Anjou,
in der Flucht von unserer Reuterey noch verfolget werde; dahero der Außgang zu
er=
warten stehe.
Continuatio Diarii
von denen beyden Alliirten Armeen / unter
Jhro Röm. Kays. Maj. General Lieutenant / Jhro Hochfürstl. Durchl.
Printzen Eugeni von Savoyen ꝛc. und Jhro Groß=Brittannischen Majestät
General=
Capitain
,
Milord Duc de Marleborough, &c.
Auß dem Feld=Lager / bey Rebreuve, vom 24. biß 26. August. 1710.
DEn 24. August. Als von dem rechten Flügel der Armee des Kayserl. Herrn General=
Lieutenants die Kayserl. wie auch zwey Königl. Spannische Regimenter / item Chur=
Pfaltz=und Würtembergische noch vor Tags auff die Furragirung gegen St. Paul
auß=
giengen; welche zu bedecken der Kays. General=Wachtmaister / Printz von Lobkowitz / mit
400. Mann / zu Pferd / unter einem Obristen / dann 1000. Mann / zu Fuß / unter
ei=
nem Obrist=Lieutenant / von gedachtem Flügel beordret waren; liesse sich gegen 8. Uhr
et=
was vom Feind sehen; Eben / als ersagter Printz von Lobkowitz seine 400. Pferd
postir=
te / und man absteigen / sodann die Furragirung anfangen wolte; weilen aber die
Furragirer von dem Fuß=Volck etwas vorauß gelauffen / so fiele der Feind in dieselbe /
und brache samt 15. biß 18. Squadronen mit grosser Hitz auff unser samtliche Furragirer
loß / liesse auch / gedachte Squadronen zu unterstützen / die Bereitschafft und mehr
ande=
re Truppen / unter Trompeten und Paucken / von seinem lincken Flügel anrucken.
Als nunmehro wiederholter Printz von Lobkowitz von seinen Commandirten 400.
Pferden / da der mehriste Theil um die Furragirer herum bereits postiret ware / etwann
250. Pferd in der Eyl zusammen bringen kunte / und die Officierer derer von jedem
Re=
giment die Obrist Lieutenants / und Obrist=Wacht=Maistere / mit allen Haupt=Leuten /
mit waren / ihre Furragirer auch ohne Sättl / wie der meiste Theil ware / in Ordnung
stellen kunten / wurde man in etwas zuweichen gezwungen; bey dieser Anstalt aber
gienge es auff den Feind so tapffer loß / daß er bald wieder zuruck getrieben wurde /
und / da selbiger unter Einsten auch an das Fuß=Volck kame / um dieses übern
Hauf=
fen zu werffen / inzwischen aber im Lager Lärmen worden / und der Kayserl. General
Wacht=Maister / Herr Graf von Schönborn / mit einer gar geringen in der Eyl zusammen
gezogenen Anzahl Pferden hinauß jagte / ware er eben zu rechter Zeit gemeldtem
Fuß=Volck / welches sich trefflich wehrete / zur Hülff kommen / und hatte mit solcher
Tapfferkeit auff den Feind getroffen / daß dieser auch dort abgewiesen / und endlich
al=
lenthalben solcher gestalten übern Hauffen geworffen wurde / daß man ihn sowol durch
die Commandirte / als Furragirer biß 3. Viertlstund verfolget.
Es wurde zwar / bey eingelangter Nachricht / auch unser lincker Flügel besagter
Armee auffzusitzen und anzurucken beordret; die Sach aber ware schon gethan / und
der Feind hinwiederum verjaget worden.
Wir hatten hierbey einen Hauptmann vom Felsischen Regiment / und zwey
Hus=
saren Ritt=Maistere verlohren / können aber nicht wissen / ob sie getödtet / oder
verwun=
det worden; an Gemeinen mögten wir ungefehr bey 40. Todten / Verwundten und
Gefangenen haben.
Wir können zwar eigentlich nicht wissen / was der Feind hierbey verlohren; ge=
wiß ist es aber / daß er viel eingebüsset haben müsse; nachdeme man / nebst 7. oder
8. Officieren / über hundert Köpff gefangen / und gegen 200. Pferd von ihme
einge=
bracht habe.
Diese Feindliche 15. biß 18. Squadronen waren mehrern Theils in Frantzösischen
und Bayrischen Carabiner=Reuteren bestanden / und sagen die Gefangene / daß der
Vil=
lars
selbsten gegenwärtig / und Vorhabens gewesen seye / auff Kundschafft zugehen /
nachmals aber / da er gesehen / daß von uns eine Furragirung vorhanden / habe
selbi=
ger sein Vorhaben geendret / und dieselbe angreiffen lassen; wie dann der
Villars
selb=
sten mit dem Bayrischen Feld=Marschalln / Grafen von
Arco,
zuruck getrieben
wor=
den wäre; von welchem letztern sein Kammer=Diener verwundet / und gefangen
ein=
gebracht worden; obwolen hingegen auch andere melden / jener seye etwas zuruck bey
de=
nen auß ihrem Lager angeruckten Truppen gewesen.
Den 25. Dito. Der Kayserl. Herr General Lieutenant begabe sich mit dem
Milord
Duc de Marleborough
zur Belagerung / und kame diesen Nachmittag wieder zuruck.
An Seiten des Herrn General von Schulenburg fange man diese Nacht an / den
Graben gegen einem dort liegenden Revelin zufüttern / und an Seiten des Herrn
Ge=
neral Fagel hätte man auch an dem andern herauß gehenden Winckel sich logiret / und
seye nun im Werck / die Batterien auff der Contresarp zubauen.
Der Marschall
de Villars
solle heut abermalen unter starcker Bedeckung / das Land
in Augenschein zunehmen / außgewesen seyn / um eine Gegend zusuchen / wo er sich lagern
könte / fals man unserseits eine Bewegung machen solte; Die Kundschafften sagen /
daß derselbe gestern / als die bey sich gehabte 15. biß 18. Squadronen übern Hauffen ge=
worffen und zuruck getrieben worden / noch weiters den meisten Theil seines lincken
Flügels habe kommen und anrucken lassen / es wären aber unsere Leut damal schon
zuruck gekehret / sonsten es zu einem rechten Treffen hätte kommen können; inzwischen
wird bestättiget / daß der Feind viel Leut verlohren habe.
Den 26. Dito. Heute hatten wir eine grosse Furragirung gemacht / und auch solche
ohne weiterm / oder sonderlichen Schaden verrichtet; sonsten aber hat man nichts
Merck=
würdiges zu berichten / und ist alles in seinem vorigen Stand sowol unser=als
Feind=
licher Seits.
Continuatio Diarii
von der / unter Commando des Kayserl.
General Feld=Marschalln / Herrn Grafen von Gronsfeld ꝛc. an dem
Obern Rheinstrom stehenden Kayserlichen und Reichs=Armee.
Auß dem Haupt Quartier / zu Rhein=Zabern / vom 30. Aug. biß 1. Septem. 1710.
DEn 30. und 31. Augusti. Bey jüngster abgeloffenen Post ware gemeldet worden /
daß der Feind einige Mannschafft von Reuterey über Fischbach gegen die Mosel
abgeschicket haben solle; und wie nun immittels solcher eigends nachgeschicket worden /
um hiervon mehrere Verläßlichkeit zu überkommen; also ware auch folgende / aber
gantz anders beschaffene Nachricht eingeloffen: daß / nemlich der Marschall
de Bezons
zwar mit einer starcken Begleitung nacher Fischbach abgangen seye / aber davon nichts
abgeschicket habe / sondern allein selbigen Ort genugsam besetzet / und / auff allda
ge=
machte Besorgungs=Anstalt / wieder zuruck gekehret.
Den 1. September. Weilen der Feind hinter seinen Linien (ohne einen Mann
herauß zu lassen) noch immerfort sitzen bleibet; Als falt auch vor heute nichts mehrers
zu berichten vor.
Continuatio Diarii
von der / unter dem commandirenden Kayserl.
General Feld=Marschalln / Herrn Wyrich / Grafen von und zu Dhaun /
Fürsten von
Thiani, &c
. stehenden Kayserl. und Alliirten Armee in Piemont.
Auß dem Kays. Haupt=Quartier / bey Susa , vom 18. biß 24. Augusti 1710.
DEr commandirende Herr General Feld=Marschall hatte sich hiehero vorauß
bege=
ben / mit dem Piemontesischen General Feld=Zeug=Maister / Herrn Baron von
Rehe=
binder / vor Ankunfft der Armee ein=und anders abzureden; welche inzwischen den Marsch /
Den 18. August. nacher Caraglio,
Den 19. Dito / nacher
Costigliole
(allwo das diese Zeit über auf dem Gebürg
de Lonquet
gestandene Corpo / unter Commando des Königl. Preussischen General Wacht=Maistern /
Herrn von Kanitz / bey derselben eingerucket ware) und darauffhin /
Den 20. Dito / nacher Gardè fortgesetzet / allhier aber /
Den 21. Dito / einen Rastag gemacht / und folgends /
Den 22. 23. und 24. Dito / den Zug wiederum über
Pignerol
nacher
Fenestrelle
ange=
tretten; und da nun die Armee solcher Gestalten in stäter Bewegung begriffen / so ist auch
ausser deme nichts anders zu berichten vorgefallen; als / daß die jüngstens mit dem
Pie=
montesischen General Wacht=Maister / Herrn
Marquis d’Andourn
, von
Fogliose
über
das Gebürg abgeschickte 10. Bataillonen den 17. dieses in dem Thal von
Exilles
bey
dem Rehebinderischen Corpo angelanget seyen; worbey gedachter Herr General
d’An -
dourn
meldet / daß / ungeachtet erwehnte Bataillonen jedesmal ihren Marsch gleich
nach Mitternacht angetretten / sie dannoch das neue Lager / wegen derer ungemein
ho=
hen Bergen / und mit darunter gewesenen engen Weegen / folgsam allenthalben sehr
be=
schwerlichen Marsch / niemalen vor Eingang der Nacht erreichet hätten.