CUM PRIV
S CÆS MAY
Wienn / vom 7. biß 10. December / 1709.
SAmstag / den 7. December. Heute haben Sich Jhro Regierende
Kay=
serliche Majestät unweit Kloster=Neuburg mit Jagen belustiget / so=
dann in alldasigem Fürstl. Stifft / O. C. R. S. A. das Mittagmal
eingenommen / und seynd nachdeme des Abends wieder in die Kayserliche
Burck zuruck kommen.
Dito haben sich Jhro Majestät / die Verwittibte Käyserin / samt Dero
Durchleuchtigsten jungen Herrschafft / in Begleitung gewöhnlicher
Hoff=
statt / in die Kirchen des Käyserlichen Profeß=Hauß am S. J. Hoff erhoben /
und / wegen des Jahr=Tags der Weyland Röm. Käyserin / Eleonora / Stiff=
terien der Hoch=adelichen Versamlung derer Stern=Kreutz=Ordens=Frau=
en / bey einem kostbaren Ehren=Gerüst / dem GOttes=Dienst / welchen
Jhre Bischöfliche Gnaden / die Herren Bischoffen zu Neutra und Arbien /
beede Herren Brüder / und Grafen von Erdödi / gehalten / höchst
andäch=
tigst abgewartet.
Eodem wurde auß der Liptau / mit Brieffen / unterm 20. November /
geschrieben / daß / nachdeme der commandirende Käyserliche General Feld=
Marschall / Herr Graf von Heyster / jüngstens vor Leitschau gerucket / den
Ort aufgefordert / und solchen / auff abschlägige Antwort / zu bombardiren
angefangen / dadurch auch gleich 200. Häuser abgebrennt / der rebellischen
Commendant / Urban Zeller / nebst dem Andreassi, heraußgeschicket; samt
der Bitt: der Herr General=Feld=Marschall mögte doch biß andern Tags
fruhe mit dem Feuer=Einwerffen einhalten; weilen ein grosse Adelschafft
da=
rinnen / die nicht eines Sinns wäre / so auch beschehen; unterdessen die
Re=
bellen die Nacht hindurch die noch vom Brand übergebliebene Häuser ab=
gedecket / und in der fruh dem Herrn General Feld=Marschallen sagen lassen /
daß dieselbe sich biß auff den letzten Bluts=Tropfen wehren wolten; wie sie
dann auch zugleich einen Außfall gewaget; welcher ihnen aber schlecht
gelun=
gen; immassen selbe alsobald zuruck gejaget / und dabey ein rebellischer
Li=
eutenant und Fänderich gefangen worden; den ersten habe der Herr
Gene=
neral=Feld=Marschall unverzüglich vors Thor hencken / den andern aber
todt schiessen lassen; darauff wäre / Käyserl. Seiten / dem Ort starck
zu=
gesetzet / auch endlich / mit grossem Verlust derer Rebellen / zum vorigen
Ge=
horsam gebracht / sodann mit Kayserlichen Mannschafft versehen worden.
Ferner wurde mit Brieffen / unterm 6. November / von Constantinopel
gemeldet; daß / obschon dorten die Kriegs=Anstalten zu Wasser und Land
sehr groß / und man bereits biß 40000. Tartarn / und so viel Janitscharen
und Spahi in Kurtzem gedencke zusammen zubringen / auch an den Kriegs=
Schiffen Tag und Nacht gearbeitet werde / wollen es doch einige nicht
glau=
ben / daß es auff Moscau angesehen; Zumalen die Ottomannische Pfort
dergestalten behutsam gehe / daß sie nicht für gut befinde / den König auß
Schweden nach Constantinopel kommen zulassen; welchen jüngstens der
Tartar=Haan auff das herrlichst beschencket / und das Geschenck auff 4. Wä=
gen / davon jeder mit 4. weisen Pferden bespannet ware / nebst 12. schö=
nen Reit=Pferden / so gleich / den Zug=Pferden und Wägen mit kostbaren
Decken bezieret gewesen / nach Bendar geschicket.
Sonntag / den 8. December. Heute / Vormittags / haben Sich Jhro
Röm. Käyserliche Majestät / in Begleitung des Venetianischen Herrn
Bott=
schaffters / und derer Rittern des guldenen Vließ / wie auch vieler anderen
hohen Stands=Personen / nach der St. Stephans Dom=Kirchen
ver=
füget / und daselbst / des Fest der Unbefleckten Empfängnuß der Mutter
GOttes und Jungfrauen Maria halber / dem von Jhro Hochfürstlichen
Gnaden / dem Herrn Bischoffen zu Wienn / verrichteten GOttes=Dienst /
(darunter / im Namen der allhiesigen Universität / der neuerwählte Rector
Magnificus, (Titl) Herr Frantz Adolph von Braitenbuch / Phil. Dr. der
Römischen Kayserl. Majestät Hof=Kammer=und deren drey Reservirten
Schlesischen Erb=Fürstenthumen Secretari, mit den auch neuen Herren
Decanen / wegen Lehr=und Verthätigung obgedachter Unbefleckten
Em=
pfängnuß / den jährlich=üblichen Eyd bey dem allhiesigen Dom Probst /
Jhro Hochwürden / (Titl) Herrn von Braitenbuch / als gemeldter
Uni=
versität Kanzlern / offentlich abgelegt) wie auch einer gewöhnlichen
Latei=
nischen Rede / so / unter dem dermaligen Decan, der Theolog. Facultät / Jhro
Hochwürd. (Titl) Herrn Ernst / Probsten bey U. L. Fr. zu Kloster=Neu=
burg / O. Can. Reg. S. A. der Römis. Kayserl. Majestät Rath ꝛc. S. S.
Theolog. Doctorn, ein Geistlicher auß der S. J. Namens R. M. Franciscus
Peickard, in Tertium annum S. S. Theolog. Auditor, gehalten / samtlich
bey=
gewohnet; Des Abends aber in der Kirchen des vorberührten Käyserlichen
Profeß=Hauß / und nachdeme auff dem Hoff bey der Säulen / in
aberma=
ligem Beyweesen des Herrn Rectoris Magnifici, und derer 4. Herren
Decan=
en der Andacht / welche Jhro Bischöffliche Gnaden von Neutra / (Titl)
Herr Ladislaus / Graf Erdödi / versehen / aufferbäulichst abgewartet.
Eben heute ware auch eingefallen Jhrer regierenden Kayserl. Maje=
stäten ältern Ertz=Hertzogin / der Durchleuchtigsten Frauen / Frauen
Ma=
ria / Geburts=Tag / in welchem dieselbe das Zwölffte Jahr angetretten;
So mit gewöhnlicher Galla / und Glückwünschung zwar begangen / die
üblichen Speyssung derer gewissen armen Mägdlein / wegen des grossen Fest /
aber verschoben worden.
Eodem, alldieweilen heute acht Tag / als an Jhro Päbstlichen
Hei=
ligkeit Erwählungs=Tag ein gewester Jud / Mändl genannt / von
Stampf=
fen / auß Hungarn / gebürtig / seines Alters im 20. Jahr / nach vorhero
von dem gewesten Prior / dermalen aber Pfarrern / A. R. P. Leopold Rauscher /
O. S. Ben. in dem Kloster U. L Frauen zun Schotten allhier Profeß / und in
Oesterreich/ Steyrmarck und Kärnten / Ordens=Missionario, beschehener
Un=
terrichtung / in der Schott Pfarrkirchen hieselbst / bey Gegenwart eines grossen
Volcks / von obgemeldten Pater Leopold getaufft / und ihme die Namen /
Clemens Joseph, geschöpffet wurde / (wobey zu Paten / Jhro Durchl. Emi=
nentz / Herr Herr Christianus Augustus / der H. Römischen Kirchen
Cardi=
nal auß denen Hertzogen von Sachenzeitz / ꝛc. Monsignor Hannibal Albani /
Jhro Päbstlichen Heiligkeit naher Anverwandten ꝛc. und Titl. Frau Frau
Maria Theresia / Gräfin von Waldstein / gebohrne Gräfin von Lossenstein ꝛc.
wie auch Frau Frau Maria Eleonora / verwittibte Gräfin von Budiani/
eine gebohrne Gräfin von Strattman ꝛc. samtlich gestanden) als ware
auch heute in der Octav von höchstgedachter Durchleucht. Eminentz in
bey=
seyn hochbesagten Monsignor Albani / der neue Christ gefirmet / sodann
unter Deroselben H. Meß=Opfer bey denen W. W. E. E. P. P. Cler. Regul.
S. Cajetani mit dem H. Sacrament des Altars zum erstenmal versehen
worden.
Dito langte ein Kriegs=Kanzley Verwandter auß Neapel dahier an;
von dann man mit Brieffen / von dem 19. November / vernahme; daß / weilen
der Frantzösische Vice=König in Sicilien auß Palermo nach Messina / un=
längstens / schon bekandter massen / sich verfüget / alldasige Truppen
ver=
stärket / und andere Vorsehungen gethan; man davor halten wolle / als ob
solches auff eine Ubersetz und Landung derer gegen=überliegenden See=Kü=
sten in Calabrien angesehen seye / und derohalben habe der alldorten
com=
mandirende Herr General Caraffa durch eine eigends abgeschickte Felucca
dasigem Vice=König / Jhro Eminentz / dem Herrn Cardinal Grimani / die
Nachricht mittheilen / und um Hülff ansuchen lassen; weßwegen dann auch
so gleich der Befehl ergangen / noch etlich hundert Mann unverzüglich nach
Reggio zu überschiffen / auch ein gleiche Mannschafft gegen Orbitello zu
sen=
den / um gleichfals allda sich in guten Wehrstand zusetzen; falls die
Frantzö=
sische Besatzungen in Porto Longone und Ercole etwas dagegen zu
un=
ternemmen bedacht.
Montag / den 9. December. Heute / Nachmittag / ware der Kayserl.
General=Lieutenant / Jhro Hochfürstl. Durchl. Printz Eugenius von
Sa=
voyen / auß dero glorreichen Feldzug in Niederland / nachdeme man
all=
dorten / unter deroselben Heldenmüthigen Anführung / die berühmte Stadt
und Cittadel von Dornick erobert / sodan die Frantzosen in Hennegau /
unweit Bavais / auß ihrem drey / ja theils vierfachen verschanzten Laager /
tapffer hinauß / und in die Flucht geschlagen / darauff die Haupt=Stadt
und Vestung Mons / oder Bergen / nach einer kurtzen Belaagerung / gleich=
falls zur Ubergab bezwungen / in Begleitung des Kayserl. Kammerern / und
General=Adjutanten / wie auch des Königreichs Hungarn Obristen
Traban=
ten=Hauptmann / Herrn Marcus / Grafen Zober / glücklich dahier angelangt /
und hatte so gleich bey Jhro Kayserl. Majestät von ein=und anderm
mündli=
chen Bericht abgestattet.
Dito langte mit Brieffen für dem Kayserl. Hoff / von dem Herrn
Ge=
neral Baron von Globitz / ein Currier / welcher unweit Bregentz
abgeferti=
get worden / dahier an; von dannen man mit Brieffen vernommen / daß
be=
sagte Stadt / um von Verpflegung der ihr diesen Winter über bestimten
Mi=
litz verschonet zubleiben / eine Summa Gelds darfür zuerlegen sich erbotten.
Eodem ware auß Schonen hierbeykommende Continuation Diarii Jhro
Majestät / Friderich IV. Königs zu Dännemarck und Norwegen ꝛc. von
dem 16. biß den 20. November dahier eingeloffen / samt der Nachricht / daß
diese weiter keine Belaagerung alldorten vorgenommen / sondern erst
künfti=
gen Frühling mit Lands=Kron der Anfang gemacht: indessen aber von der
Dänischen Armee die Winter=Quartier / unter genugsamer Postirung / gegen
die Schweden / so nur 6000. Mann starck wären / bezohen werden sollen.
Dienstag / den 10. December. Heute / Vormittag / und Abends / wur=
de in Jhrer Majestät / der verwittibten Kayserin / Kapellen / wegen des
Schluß der Xaverianischen Andacht / der GOttes=Dienst auff das
herr=
lichst gehalten; welchem jedesmalen allerhöchst=besagte verwittibte Kayserl.
Majestät / nebst dero Durchleuchtigsten Jungen Herrschafft / des Abends
aber Jhro regierende Kayserl. Majestät beygewohnt.
Dito wurde von Karpffen / auß denen Bergstätten / mit Brieffen /
unterm 26. November / gemeldet; daß alldort die Kundschafft eingeloffen;
was massen der commandirende Kayserliche General Feld=Marschall / Herr
Graf von Heyster / nicht allein jüngstens die Rebellen bey Rosenau
ge=
schlagen / sondern auch Leitschau / Eperies und Kaßmarck erobert / und
alldasiger Orten die Postirungen gefast haben / nichtweniger / noch fernere
glückliche Vortheile zuerhalten / im Begriff seyn solle; dabey hätte
hoch=
gedachter Herr General an alle jenseitigen Gespannschafften scharffen Befehl
gegeben / bey Hencken und Spissen auffzusitzen / und die in denen Wäldern
annoch befindliche Räuber aufzusuchen / auch ohne alle Gnad
niederzu=
machen.
Eodem ist allhier ein verwittibte Weibs=Person / Namens Elisabetha / N.
31. Jahr alt / auß Ober=Oesterreich von Lintz gebürtig / um willen selbige
schon vorhin offt und vielmal im Arrest gelegen / mit dem Zucht=Hauß und
gantzen Schilling abgestrafft / nichtweniger dreymal des Lands Oesterreich
verwiesen / nachgehends auch mit dem Schwerd hingerichtet werden sollen /
von Jhro Kayserlichen Majestät aber / auß angebohrner Güte und Milde /
auff eine Zeit in das allhiesige Zucht=Hauß verschafft / allda gedachte Weibs=
Person / wegen Uberdrüssigkeit ihres Lebens / und länge der Straff / ein
Crucifix von einem Altärl genommen / und solches zerschlagen / mithin
verun=
ehret / andern zum Beyspiel und Abscheu / mit dem Schwerd hingericht /
auch zugleich die rechte Hand abgehauen worden.
Auß Pohlen / von dem 3. December. Daß Jhro Majestät König
Au=
gustus / Dero Abreyß von Thorn nach Sachsen dem Primas Regni und
den Kron=Feldherren / welche mit Dero Armee bey Wisnokle / unweit der
Weichsel / stehen sollen / zuwissen gemacht; mit der Versicherung / bey
be=
stimter Zeit zu Warschau sich wieder einzufinden. Der Fürst Menzikoff habe
indessen von Jaroslauauß den Wießnieowsky zu Kiow wieder freygelassen. Der
Fürst Gallitzin stünde mit seiner Mannschafft noch in Lieffland / Jhro Groß=
Czaarische Majestät nach Moscau zu begleiten; von Wilda aber wäre der
Rest derer Moscowittischen Truppen nach Polocka auffgebrochen / mit sich
nemmend 40. Juden / so denenselben 20000. Thaler erlegen sollen.
Auß Rom / von dem 23. November. Daß Jhro Päbstliche
Heilig=
keit / welche an Dero Geburts=Tag der Cardinal Acciaioli / als Vice Dechant /
im Namen des S. Collegii Glück gewünschet / dero Wohnung in dem
Vati-
can bezohen / um die Lufft zu ändern; dem Don Oratio aber wolle sehr
unbe=
quem fallen / auß dem Pallast des Cardinal Nerli bey den 4. Brunnen täglich
nach Hoff zukommen; weilen jener fast 3. welche Meyl davon abgelegen;
indessen erholle sich derselbe / samt der gantzen Verwandschafft / des Trosts
über die Nachricht auß Teutschland / daß Monsignor Albani durch sein
gute Aufführung am Kayserlichen Hof sich in grosses Ansehen setze / mit der
Hoffnung / dessen Verrichtungen zu einem guten Ende zuführen.
Auß Mayland / von dem 27. November. Daß allda der Marches d'
Ariberti auß Genua angelangt / um den Raths=Versammlungen mit
beyzu=
wohnen; nach welchen der commandirende Kayserl. General Feld=Mar=
schall / Herr Graff von Dhaun / sich nach Wienn erheben werde; indessen
wären die Truppen noch immerhin beschäfftiget / ihre Winter=Quartier in
dem Mantuanisch=Guastallisch=Bozolisch=Cremonesisch=Piazenti=
nisch=Parmesanisch=und Modenesischen zu beziehen.
Auß Spannien / von dem 5. November. Daß der Marches
d'Agui-
lar del Campo, Comte de Castagneda und Grand von Spannien / wie
auch Don Caspar de Pinedo, Secretari des Raths von Jndien / mit Todt
abgangen. Von Lerida habe verlauten wollen / daß man das Schloß von
Arbera sprengen / und die Besatzung nach Lerida verlegen lassen; Jndes=
sen wäre der Kayserlich General Feld=Marschall / Herr Graf von
Stahren=
berg / nachdeme er die meiste Truppen zu Fuß in die Ebene von Vick
einquar=
tiret / auch nach Barcellona abgangen / mithin ein End dem Feldzug gemacht;
welchen man / Frantzösischer Seiten / sobald die 32. neue Bataillonen und 20.
Squadronen angeworben / um die Stellen derer Abgängigen Frantzosen
da=
mit zuersetzen / wieder zu eröffnen gedencke.
Auß Groß=Brittannien / von dem 22. November. Daß jüngstens der
Königliche Dähnische extraordinari Gesandter / Herr von Rosenkrantz / und
verschiedene andere vornemme Personen zu Londen angelangt; so seye
auch / vermög eingeloffener Nachricht von Pleymuth / der Milord Dursley
der auff einer gewissen höhe des Meers zu kreutzen beordert worden / jüngstens
zuruck kommen / mitbringend ein erbeutetes Frantzösisches Schiff / dessen
Ladung über hundert tausend Livres / Frantzösischen Gelds geschätzet werde.
Von Portsmut hingegen habe verlauten wollen / daß allda der Gesandte
von Marocco sich zu Schiff begeben / um / unter Begleitung des Admiral
No=
ris / nach Africa zukehren.
Auß Holland / von dem 29. November. Daß man in dem Haag den
Herrn von Pettekum täglich wieder auß Franckreich erwarte / immassen
das Frieden=Werck mehrmalen in stecken gerathen; Jndessen hätten die
Herren Eschenbrenner und Solemacher ihr Schreiben / als extraordinari
Gesandte von dem Churfürstenthum Cölln / in besagtem Haag überliefert;
alldort der General Fagel das Commando diesen Winter über in
Hollän=
dische Flandern erhalten; auch wäre beschlossen worden / den in der
Citta=
del von Dornick Kriegs=Gefangenen Französischen General Lieutenant
de Surville gegen den Portugesischen General de St Jean außzuwechslen.
Auß Brabant / von dem 29. November. Daß man alldorten die
Besatzungen hin=und wieder verändert. Zu Namur solle der geweste Chur=
Fürst auß Bayrn täglich auß Franckreich zuruck kommen; dessen Brudern
aber dörffte der Paß verlegt werden. Das Cittadel zu Namur habe man
nun mit Frantzosen besetzet; weilen die Spannische Truppen nach ihrem
Vatterland kehren sollen.
Von dem Nieder=Rheinstrom / vom 1. December Daß der
jüngst=
gedachte Türckische Aga / nachdeme er zu Cölln alles Sehenswürdige
besich=
tiget / seine Reyß nach dem Haag zu Land fortgesetzet.
Auß der Schweitz / von dem 1. December. Daß über Franckreich noch
bestättiget werde / was jüngstens / wegen der von dem Cardinal Portocarero
beschehenen Wiederruffung des Carolinischen Testament / gemeldet worden;
und wolle von dem Frantzösischen Hof / verlauten / daß selbiger / anstatt
de=
ren zu künftigen Feldzug nöthigen 20. Millionen / Silber=Müntz/ lauter
Kupf=
fer=Geld für 20. Millionen zu müntzen bedacht; um sich dieses Kupffer=
Gelds / gleich denen Hungarischen Rebellen / zubedienen; zu Lyon besorgt man
wieder grosse Banquerotten; und wäre Mr. Bernhard gefangen gesetzet
worden. Jm Hertzogtum Burgund wäre die Pest / und stürben die
Leute in 24. Stunden / nach gewissen aufffahrenden Blattern.
Den 7. December 1709.
- Karntner=Thor Herr Johann Henrich von
Palm / Abgeordneten von Eslingen /
komt von dahen / log. beym Hn. von Palm. - Herr von Böhmenstein / Jhro Durchl. Bi=
schoffen zu Oßnabruck / Leib=Medicus,
komt von Jnspruck / log. im guldnen
Ochsen. - Herr Johann von Vorsteren / komt von
Venedig / log. im weissen Haan. - Herr Johann Troschet, Kays. Ingenieur,
komt von Preßburg / log. in seinem Hauß.
Den 8. Dito.
- Herr Daniel Kalo, Fähndrich zu Triest / komt
von dannen / log. im Gundlischen Hauß. - Herr Baumersperger Kriegs=Kantzelist/ komt
aus Neapel / log. im Kullmayrischen
Hauß.
Den 9. Dito.
- Rothen=Thurn. Jhro Durchl. Printz
Eu=
genius / kommen aus Niederland / log. in
dero Hauß. - Herr Joseph / Baron von Gastheim / komt
- aus Böhmen / log. beym weissen Ochsen.
- Schotten=Thor. Herr Graf Ferdinand von
Lamberg / und Herr Baron von Hacken=
berg / komen von Lintz log. im Lambergi=
schen Hauß. - Karntner=Thor. Herr General Graf Rabata /
komt von Grätz / log. am grün Anger /
in Fröschlischen Hauß. - Herr Obrist von Ufflen / und Herr Graf
Tschernin / Obrist=Lieutenant vom Grons=
feldischen Regiment / kommen von Poden=
dorff / log. im Wilden Mann. - Stuben=Thor. Herr Dörny Currier / komt
vom Herrn General Globitz unweit
Bregentz / log. im Sailerischen Hauß
nächst der Post.
Den 10. Dito.
- Karntner=Thor. Herr Baron Bondely /
komt aus der Schweitz / log. im wilden
Mann. - Herr Lätzelsperger / Kayserl. Currier / komt
von Bregentz / gehet gleich zum Herrn
General Grafen Schlick.
Den 15. November. 1709.
- Dem Gregor Hueber / und Gertraud sein
Ehew. ihr S. Anton Joseph Leopold. - Dem Sebastian Böhm / und Magdalena.
sein. Ehew. ihr T. Theresia Elisabeth.
Den 16. Dito.
- Dem Herrn Anton Bormastini, R. K. M
Edelknaben Sprachmeister / und Anna.
Maria sein. Haußfr. ihr T. Juliana
Clara. - Dem Herrn Frantz Marian Luvrier / und Eva
Catharina Susanna seiner Ehew. ihr
S. Frantz Joachim Ludwig. - Dem Georg Hofer / Binder / und Eva sein.
Ehew. ihr T. Maria Elisabeth. - Dem Leopold Schrick / und Cunegund /
sein. Ehew. ihr T. Maria Sophia. - Dem Herrn Johann Friderich Schmid / und
Dominica sein. Haußfr. ihr. T. Eva Leo=
poldina. - Dem Johann Georg Hesel / und Elisabeth
sein. Ehew. ihr S. Philipp Mathias.
Den 17. Dito.
- Dem Marx Schwaiger / Saliter=Läuterer /
und Anna Maria sein. Ehew. ihr S.
Wolffgang Andre. - Dem Herrn Johann Caspar Meikhel / und
Maria Barbara / sein. Haußfr. ihr T.
Maria Elisabeth.
- Dem Johann Georg Geyer / Schuster /
und Helena sein. Ehew. ihr T. Anna
Elisabetha. - Dem Johann Georg Weber / Gartner / und
Elisabetha sein. Ehew. ihr T. Eva Eli=
sabetha. - Ein armes in einem Zöger gefundenes Kind
Maria Catharina. - Dem Thomas Scholler / und Clara sein.
Ehew. ihr S. Joachim Andre.
Den 18. Dito.
- Dem (Titl) Herrn / Herrn Johann Adam /
Grafen von Questenberg / Herrn der
Stadt und Herrschafften Pötschau / Ga=
horn / Pirten / Mies ꝛc. Freyherren auff
Jacobau ꝛc. Jhro R. K. M. Kamerern und
Reichs=Hof=Raht ꝛc. und seiner Frauen
Gemahlin / (Titl) Frauen / Frauen Ma=
ria Antonia Ferdinand Rosa / Gebohr=
ner Reichs=Erbtrucksässin und Gra=
fin von Fridberg zu Scherer / wurde ein
Junger Herr getaufft / und diesem die
Namen Eugenius Jgnatzi Adam Anton
Joseph Leopold gegeben; Die Pathen
waren Arme Leuth. - Dem Johann Hirt / Sailler / und Eva
Ro=
sina sein. Ehew. ihr S. Johann Tho=
mas Frantz. - Ein Armes Kind / Erhard Joseph.
Den 17. November 1709.
- Johann Eder / Bindergesell / mit Anna
Maria Blanckin.
- Johann Klauser / Bindergesell / mit
Ma=
ria Reisserin. - Johann Anton Kärner / Schneider / mit
Apollonia Schieglin. - Herr Ferdinand Sigmund Härber / mit
Jungfrau Eva Maria Dietmayrin.
- Andreas Kraus / Kays. Hof Kriegs=Cantz
ley=Haitzer / mit Maria Charlotta Fiern=
steinin.
- Marx Fischer / Tagwercker / mit Elisabetha
Neünerin.
- Johann Carl Lostopod / Laggey / mit Anna
Catharina Kinachin. - Barthlme Losner / Maurer=Meister / mit
Anna Maria Heringerin. - Christian Leopold Böheim / mit Anna Maria
Reiserin. - Joseph Sinthofer / mit Anna Maria
Wein=
gartnerin. - Johann Benkh / Rumor=Soldat / mit
Elisa=
beth Mutnerin.
Den 18. Dito.
- Philipp Koberhierd / mit Barbara
Baad=
erin.
- Johann Stapff / Lederzurichter / Gardi=
Soldat Wittiber / mit Regina Männ=
lin. - Urban Prem / Würth mit Catharina Hellmin.
Den 19. Nov.
- Herr Johann Frantz Carl Widureck U. J.
D. mit Jungfr. Barbara Köglin. - Frantz Ulrich Lackner / Schneidergesell /
- mit Maria Anna Krausammin.
- Herr Mathias Joseph Voigt / Gewürtz=
Handler / mit J. Elisabetha Stadlerin. - Herr Christian Leopold Lechner / Solicitator,
mit Jungfr. Regina Catharina Riedlin. - Joseph Benedict / Hartrall / Kays. Vor=
reuter / mit Maria Elisabetha Fliesse=
rin / Wittib.
Den 7. December 1709.
- R. D. Emanuel Alfarani, im
Pfaidleris=
schen Hauß / im Jacobergäßl / alt 71.
Jahr. - Herr Carl Christoph Prammer / im
Dämpf=
finger Hof / alt 27. Jahr. - Herr Frantz Labrun / im Fürst Portzyschen
Hauß in der Herrengassen / alt 53. Jahr. - Dem Herrn Christoph Fantini / Hofbefreyten
Handlsmann / im Donischen Hauß /
am Juden=Platz / sein Kind Joseph / alt
11. Wochen. - Dem Friderich Schmid / Burgerl. Stücker /
im Fickterischen Hauß am Juden=Platz /
sein Kind Johann / alt 3. Jahr. - Dem Johann Enters / Lampengiesser / am
Spitlberg / sein Kind Mathias / alt 12.
Wochen. - Dem Tobias Reissinger / Stöcklschneider /
bey Maria=Hülff / sein Kind Ferdinand /
alt 1. halb Jahr. - Friderich Miltner / Kutscher / auff der
Widen / alt 62. Jahr - Urban Demminger / Tagwercker / am
Liech=
ten=Thal / alt 81. Jahr.
Den 8. Dito.
- Dem Johann Posch / Burgerl. Sattler / im
Johannes=Hof / sein Weib Barbara / alt
29. Jahr. - Dem Herrn Mathias Schober / Med. Dr.
in der Josephstadt / sein S. Carl / alt
5. Jahr. - Dem Wolff Eder / Gardi=Soldat / in der
Rossau / sein Kind Eva / alt 2. Jahr. - Hannß Wally / alt 62. Jahr. und Rosina
Reisingerin / alt 19. Jahr. beede im Kran=
cken Hauß.
- Maria Schwingenbrodin / im armen Hauß /
alt 56. Jahr.
Den 9. Dito.
- Thomas Schilck / Burgerl. Steinmetz /
in sein. Hauß / am Saltzgrieß / alt 50. J. - Dem Johann Millach / Schneider / im
Heudenreychischen Hauß / am alten
Fleischmarckt / sein Kind Barbara / alt
10. Tag. - Dem Michael Ungar / Kays. Reütknecht /
auff der Widen / sein Kind Barbara /
alt 5. Tag. - Adam Märckel / Kutscher / in der
Leopold=
stadt / alt 50. Jahr. - Dem Leopold Hermann / armen Mann / am
Neubau / sein Kind Maria / alt 8. W. - Maria N. armes Mensch / am Liechten=
Thal / alt bey 28. Jahr.
Den 10. Dito.
- (Titl/ Frau Maria Constantia / Verwittib=
te Freyin von Oppl / Gebohrne von der
Ehr / in ihrer Behausung beyn Francis=
canern / alt 78. Jahr. - Dem Herr Ferdinand Selliè, Stallmeister /
im Herbersteinischen H. in der Wallner=
strassen / sein. Kind Ferdinand / alt 4. T. - Adam Lettenmüllner / alt 43. Jahr. und
Anton Primm / alt 1. halb Jahr. beede im
Burger=Spittal. - (Titl) Herr Frantz Zintzl von Grienau / auff
der Windmühl / alt 75. Jahr. - Catharina N. armer Waiß / untern
Weiß=
gärbern / alt 3. viertl Jahr. - Margaretha Rothbaüerin / im Krancken=
Hauß / alt 65. Jahr. - Maria Hagnoderin / im Zucht=Hauß / alt
40. Jahr.
CONTINUATIO DIARII
Jhro Majestät / Friderich IV. Königs zu Dännemarck und
Norwegen ꝛc. auß dem Königlichen Haupt=Quartier in
Schonen / zu Helsingburg / von dem 16. biß den
20. November / 1709.
DEn 16. November. Heute hatte an Jhro Königl. Majestät zu Dännemarck ꝛc.
Der Königliche Schwedische General Steinbeck einen Trompeter mit einem
ge=
wissen Anbringen abgesendet; so man gleich darauff wieder abgefertiget.
Bey der Armee wird der scharffe Obsicht auff die Soldaten aller massen
gehand=
habet; wie dann niemand einem im Lande ein Hänne kräncken / noch jemand einiger
massen etwas entwenden darf; derohalben auch /
Den 17. Dito / ein Unter=Officier harquebusirt worden; weilen er einem
Bau=
ren einige Pfund Fleisch mit Gewalt abgenommen; drey Soldaten aber wurden
auff=
gehenckt; auß Ursachen / daß sie durchgehen wollen; da sie die geringste Veranlassung
nicht gehabt; zumalen selbe wol / gleich wie alle andere / verpfleget worden.
Eodem waren 7 Schwedische Reuter mit voller Mundirung im
Königli=
chen Haupt Quartier ankommen; so einhellig bey ihrem Eyd betheuret / daß die gantze
Schwedische Reuterey nicht mehr / dann 3000. Mann / starck wäre; welche bey
Chri=
stian=Stadt stünde / um / wie jene vermeinten / Bleckingen zu bedecken / und hätten die
Schweden gar kein Fuß=Volck / als das in denen Vestungen liege; jedoch wäre man in
Schweden im Werck begrieffen / tausend Mann zu Pferd auffzubringen; welche man auch
bey Christian Stadt erwarte. Sonsten ist im Laager alles wolfeil / und geschihet von
allem ein überflüssige Zufuhr: Anbey ware /
Dem 18. Dito / laut Königlichem Befehl / auch allen und jeden verbotten / auß
diesen Provintzen an die Schwedische Gräntzen / oder Vestungen / allda eine Schwedische
Besatzung sich möchte auff halten / Saltz / Taback / Brand=Wein / Vieh / Korn / oder
andere dergleichen Waaren zuführen;
Ebenfalls wurde anbefohlen / daß ein jeder / so im Laager / oder Haupt=Quar=
tier etwas möge zu handlen gehabt haben / unter scharffen Straff sich gleich nach seinem
Heymat / und gar nicht von dannen nach denen Vestungen hier / in diesen Landen / ver=
fügen solle.
Den 19. Dito. Jhro Majestät / die Königin / fuhren / samt der übrigen Königl.
Herrschafft / jüngst von Cronenburg in einer Schaluppe anhero nach Helsingburg; alldorten
und in vielen Orten dieselbe mit denen Stucken begrüsset wurden; nach abgelegter
Besu=
chung aber beurlaubte sich höchst=besagte Königin von dero Majestät / und kehrete
wieder zuruck; auch waren ingleichem die fremde Ministri nach Koppenhagen
gan=
gen; allda der in 30. Jahren geweste Königliche Schwedische Gesandter / Herr von
Löwenklau / ein Paß=Brieff erhalten / um sich dessen auff seiner Reyß nach Hamburg
zu bedienen.
Den 20. Dito. Man hat allhier / zu Helsingburg / da das Königliche
Hauptquar=
tier ist / und Jhro Königliche Majestät zu Dännemarck und Norwegen / nebst dero
Ge=
heimen Rath und Königlichen Hofstatt / sich biß anhero befinden / auff denen
Helsingbur=
gischen Thürnen die Dännische Fahnen auffstecken lassen; und ist man dermalen
be=
schäfftiget / die auff daselbstigen Thurn von denen Schweden vernaglete 8. Stucken
wieder zurecht zu bringen.