Num. 536.
CUM PRIV.
Wiennerisches Diarium,
S. CÆS. MAY.
Enthaltend alles das jenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen /
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhier
Ankommenden: Zweytens aller in=und vor der Statt getauffter Kindern:
Drittens aller verehelichter / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio.
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 19. biß 21. September 1708.
MJttwoch / den 19. September. Dieser Tagen kame von Regenspurg
die Nachricht / wasmassen jüngstens von dar der Kays. würcklich
gehei=
me Rath / und bey alldasiger gegenwärtigen Reichs=Versamblung
ge=
vollmächtigte Principal=Commissarius / Jhro Hochf. Eminentz / der Hr. Cardi=
nal von Lamberg / abgereyset / um die Baad=Cur zu gebrauchen; auch würden
sich noch verschiedene vornehme Gesandschafften gleichfalls von besagtem
Re=
genspurg auff einige Zeit hinweg begeben; nachdeme alldorten / wegen der
Chur=Böhmischen Readmissions=und Chur=Braunschweigischen
Jntrodu=
ctions=Sache / alles sein völlige Richtigkeit erlanget / sodann die Chur=Böh=
mische und Chur=Braunschweigische Gesandte / als Herr Graf Kinsky /
und Herr Baron von Limbach / Jhre Legitimationes durch dero Secretarien
bey dem Chur=Mayntzischen Directorio insinuiren: dieses aber denenselben
darauff zu Rath ansagen lassen; zu welchem auch gedachte Herren Gesandte
in ihren mit 6. Pferden bespannten Wägen auffgefahren; nach welchem
al=
lem auf dem alldortigen Re- und Correlations=Saal die Glückwünschungs=
Complimenten abgelegt / und alles glücklich vollzogen worden.
Eodem vernahme man auß dem Kayserl. Feldlaager / unweit
Neuhäu=
sel / daß allda der commandirende Kayserl. General=Feldmarschall / Herr
Sy=
bert Graf von Heyster / den 16. dieses Monaths / ankommen / und unter
drey=
mahliger Lösung des Gewöhrs stattlichst empfangen worden.
Sonsten folget hiebey / nebst dem Bericht von der Beglückten
Unterneh=
mung / und offentlichen Erklärung der Haubt=Statt in Sardinnien / Cag=
liari genannt / für Jhro Catholische Majestät / CARL dem Dritten / König in
Spannien / die Continuation Diarii Jhrer Catholischen Majestät / der Span=
nischen Königin / von dem 12. Julii bis 3. Augusti; darißen Dero Abfahrt von
Genua / und glückliche Anlandung zu Mataro / auch Einzug in
Barcello=
na außführlich zu lesen; mit dem Anhang / daß weder die Vergnügung Jhrer
Catholis. Majestät / CARL des Dritten / Königs in Spannien / wegen Dero
so holdseeligst und liebreichesten Königl. Gemahlin / noch auch die geschöpffte
Freude aller treu gesinnten Spanniern / vom Höchsten bis zum Niedrigsten /
über ihre schönste und gnädigste Königin / unmöglich zu beschreiben.
Donnerstag / den 20. September. Heute / Vormittags / haben sich
Jhre Majestät / die Verwittibte Kayserin / nebst denen allerseithigen
jun=
gen Herrschafften / in Begleitung Dero gewöhnlichen Hoffstatt / in die
Kirchen derer WW. EE. Closter=Frauen / des Ordens derer Carmeliter
Barfüsserinnen / zu St. Joseph / erhoben / und daselbsten dero Andacht
abge=
wartet / auch in alldasigem Closter zu Mittags und Nachts gespeyset / so=
dann des Abends wieder in die Kayserl. Burck zuruck gekehret.
Dito langte / mit Brieffen für den Kayserl. Hoff / von dem Kayserl.
Herrn General Bonneval ein Officier auß dem Ferraresischen dahier an;
von dannen man sogleich die Nachricht erhalten / daß / nach allem
An=
sehen / scheine / ob wolte der Römische Hoff es zur Thätlichkeit kommen
lassen.
Freytag / den 21. September. Heute haben Jhro Majestät / die
Ver=
wittibte Kayserin / nebst Dero Durchleuchtigsten Jungen Herrschafften / in
Gefolge vieler Cavallieren und Damen / nach der Favorita sich verfüget /
und daselbsten bey beeden Kayserl. Majestäten die Besuchung abgelegt / so
dann alldorten das Mittagmahl eingenommen / und nachdem wieder in die
Kayserl. Burck zuruck gekehrt.
Dito ist hiebeygefügte Continuation Diarii des Kayserl. General=Lieu=
tenants / Jhrer Hochfürstlichen Durchleucht / Printzen Eugenii von
Sa=
voyen / auß der Kayserl. und Alliirten Belaagerung der Haupt=Vestung
Ryssel / in Flandern / von dem 5. biß 8. September / dahier eingeloffen; da=
rauß die Gewißheit zu ersehen / daß vor besagter Vestung eben den Tag die
Contrescarpe bestürmbt und behauptet worden / als vor zwey Jahren auff
selbigem Höchst=besagter Printz die Frantzosen vor Turin hinweg geschlagen /
diese Vestung entsetzet / und nachgehends / nicht allein gantz Piemont / sondern
auch den völligen Staat von Mayland / und Hertzogthumb Mantua /
sambt anderen Fürstenthumen / von dem Frantzösischen Joch befreyet.
Eodem wurde auß dem Kayserl. Feld=Laager zu Mantoue / in Piemont /
mit Brieffen von dem 6. dieses / berichtet / daß der Villars / nachdem die
von denen Frantzosen für unüberwindlich gehaltene Vestung Fenestrelle sich
unter den Gewalt Jhro Königlichen Hoheit legen / und die darinn gewesene
Besatzung / sambt dem Commendanten / zu Kriegs=Gefangene sich ergeben
müssen / den 1. Dito auß seinem Laager auffgebrochen / und von dar den 2.
darauff nach Sezane gangen / allem Ansehen nach / auf dem Berg Genevre
sich vest zu setzen; die Kayserl. Mannschafft hingegen wäre von Albergeant
und la Valette zuruck berufen / sodann mit der gantzen Armee der Marsch
nach obbesagtem Mantoue fortgesetzet worden; gedachter Villars habe zwar
in dem Tarantaischen einige Truppen versamblet / umb in das Augst=
Thaal einzufallen; allein Jhre Königliche Hoheit / der regierende
Her=
tzog zu Savoyen / hätten bereits 3. Regimenter Dragoner und 2. Bat=
taillons Fuß=Volck dahin abgeschickt / das Feindliche Vorhaben zu
ver=
hindern; sonsten seyen in Fenestrelle / welches man / sambt Exilles / wieder
außzubessern bemühet / über jüngst erwehntes Geschütz / noch 1000. Do=
nen Pulffer und 600. Säck mit Mehl gefunden worden.
Dito wurde auß Ober=Hungarn / mit Brieffen von dem 4. September /
gemeldet / daß bey dem Ragoczi die Kundschafft jüngsthin eingeloffen /
als ob der Dragoli / des Caroli bester Ober=Capitain / an seinen Wunden
(die er unweit Deva bekommen / da er eine Heerd Viehe / und dabey sechs
Teutsche Musquetierer angetroffen / so sich in ein altes Gemäuer gerettet /
und auff den Dragoli tapffer gefeuret) gestorben / und darauff in das
Tür=
ckische gebracht worden seye; andern Nachrichten aber zu Folg / solle er zwar
noch leben / jedoch / seines Auffkommens wegen / in grosser Gefahr seyn; weilen die
Teutsche Musquetierer ihme in den Bauch und mithin die Därme herauß
ge=
schossen hätten. Von Köczskemmet werde bestättiget / daß der Ragoczi nur
alles / was immer reutten könne / in Ober=Hungarn auffsitzen lasse / und mache
derselbe denen armen Leuten weis / sobald er eine ansehnliche Mannschafft wider
beysammen haben werde / auff den Herrn General Heyster loßzugehen / und
sich / wegen des neulichen grossen Schaden / zu rächen; allein es wäre / seithero
der letzten Schlacht / und darauff gefolgten Verlust der Vestung Neutra / al=
les noch immer in grossen Forchten und Schröcken.
Auß Pohlen / von dem 12. September. Daß der König Stanislaus
dermahlen zu Dantzig sich befinde; dazumahlen die Pest im Pohlnischen
Preussen sich auch hervor blicken lassen wolle. Vermög Königsberger
Brieffen / solle der General Löwenhaupt zu seinem König gestossen / sodann
der Marsch gesambter Hand nach Smolensko gericht seyn; von Reval
hingegen verlauthe / daß eine Moßcowittis. Mannschafft 1300. Schwe=
den / jenseiths Weisenburg auff denen Fuischen Feldern / überfallen / solche
geschlagen / und theils getödtet / theis aber gefangen genommen habe.
Auß Neapel / von dem 28. Augusti. Daß von dar 6. außgerüstete
Tartanen gegen den Faro di Messina fortgeloffen / umb die Vorraths=Noth=
durfften auß Calabria in Sicherheit zu stellen; von dar verlauthe / daß
jüngstens einige Frantzösis. Galeeren Reggio / und die in dasigem Hafen li=
gende Schiffe einige Stund lang mit Feuer zwar beängstiget / aber den
ge=
ringsten Schaden nicht zugefüget.
Auß Rom / von dem 1. September. Daß der Romanische Adel so
wenig / als der gemeine Mann zufrieden / daß Jhro Päbstl. Heiligkeit mit
so vielen Frantzosen Dero Macht zu vermehren gedencken; anerwogen /
daß diese nur lauther Unheyl in das Land zubringen pflegen; wie dann
solches die beede geweste Churfürsten von Cölln und Bayrn / wie auch der
geweste Hertzog von Mantua / sambt vielen andern / mit ihrem grösten
Scha=
den / leyder! bezeugen / allein wäre jenen bedeutet worden; daß man
derentwegen sich derer Frantzosen bedienen müsse; weilen die Wälsche
Sol=
daten des Kriegs=Leben nicht so gewohnet; immassen bereits diese alle /
welche man nach denen See=Küsten / und sonderbahr auff Terracina
abge=
schickt / ohne einen Feind zu sehen / in das Graß gebissen.
Auß Genua / von dem 1. Septemb. Daß ein auß Spannien
angelang=
tes Schiff mitgebracht / daß in dem Frantzösischen Laager eine grosse
Kranck=
heit unter Menschen und Pferdt eingerissen; von denen täglich viele
ver=
lohren giengen; auch / daß jüngstens 500. Frantzösische Reutter / Fütte=
rey einzuhohlen / außgeritten; welche von einer starcken Alliirten Parthey
überfallen / und sambtlich zu Kriegs=Gefangene gemacht worden. Wegen
Tortosa habe es das Ansehen / als ob die Frantzosen solchen Orth ehender
verlassen: als den Gewalt abwarten wolten.
Auß Venedig / von dem 8. Septemb. Daß die Schiffe / welche für
Algier bestimbt gewesen / wieder außgeladen worden; vermuthlich auß
Ursachen / weilen Nachricht eingeloffen / daß die Tripoliner Capitana / zwi=
schen Zante und Cefalonia / das Venetianische Schiff / Justina / zu Grund
geschossen.
Auß Portugall / von dem 20. Augusti. Daß der Herr Methwin /
Groß=Britannischer Gesandter / vermittels einer grossen Kauffarthey=Flot=
ta / nacher Engelland abgeseeglet; von dannen man hingegen die
Mann=
schafft / so mit Jhro Portugesischen Majestät überkommen solle / sehnlich
erwarte; auff daß man den instehenden Feldzug mit desto grösserm Nachdruck
eröffnen könne. Wie dann auch Jhro Majestät / der König in Portugall / be=
schlossen / noch etliche Regimenter anzuwerben; als dazu bereits die
Offi=
ciers ernennt worden.
Auß Spannien / von den 24. Augusti. Daß der Hertzog von Anjou
den Vice=König von Andalusien / Duca de Ossuna, wegen seiner üblen
Ver=
haltung / ab=und den Marchese de Bedmar an seine Stelle gesetzet / auch
son=
sten einige Veränderungen / so wol in Staats=als Kriegs=Sachen / vorgenom=
men; und empfinde man zu Madrit hoch / daß auff dem dahin Weeg von Cadix
85000. Stuck von Achten sollen durch 20. unbekannte Persohnen hinweg
genommen worden seyn.
Auß Groß=Britannien / von dem 4. September. Daß die Flotta des
Admiral Bings zu St. Helena zuruck kommen; nachdeme selbe die
Frantzö=
sische Küsten von Calais bis Havre de Grace beunruhiget.
Auß Holland / von dem 11. September. Daß der Milord Raby /
Groß=Britannischer Gesandter an dem Königl. Preussischen Hoff / nach
Berlin auß dem Haag abgangen; hingegen allda der Graf von Guiscard
auß Engelland ankommen / umb ferner zu dem Fürsten von Mindelheim
und Hertzog von Marlboroug nacher Flandern sich zubegeben; von
dan=
nen ein Abgeschickter angelangt; mit der erfreulichen Zeitung / daß den 7.
dieses die Contrescarpe vor Ryssel gestürmt und behauptet worden. Sonsten
befinde sich noch in besagtem Haag Jhro Portuges. Majestät / als dero
Ge=
burtstag daselbsten jüngstens herrlichst begangen / und deswegen sowohl
von dero / als von allen außwärtigen Ministern / die Glückwünschungen
abgelegt worden.
Von dem Nieder=Rheinstrohm / von dem 12. September. Daß die
Frantzösische Armee bey Orchies noch gantz still liege / unwissend dero
Abse=
hen; einiger Meynung nach / vermuthe man / daß solche etwan von dem
Bouffleur verläßlich vernommen / mit dem Entsatz sich nicht zu übereylen / wei=
len dieser noch lang sich zu halten gedencke; obschon die Contrescarpe den 7.
dieses von denen Kayserl. und Alliirten behauptet worden / auch das
Reve=
lin den 9. oder 10. gestürmet werden solle. Bey besagter Contrescarpe
Be=
stürmung / zu welcher die Losung mit drey Stuck=Schuß geschehen /
und darauff eine Mine gesprungen / auch zugleich 60. Bomben und über 400.
Grenaden / die man alldorten Rebhünel nennet / geworffen worden; wäre
der Kayserl. Herr Obrister Taston / Herr Obrist=Wachtmeister Milloto / 2.
Hauptleuthe / 4. Lieutenant und 2. Fendrichs verwundet / ein Hauptmann
aber / so viel man noch wisse / getödtet worden; und habe mehr erwehnte
Bestürmung 4. Stund lang unter einem solchen starcken Feuer gedauret /
daß der älteste Soldat nicht sich erinnern könne / dergleichen erlebt zu
haben.
Von dem Obern=Rheinstrohm / vom 15. September. Daß / die
Frantzosen / welche / in Abwesenheit des gewesten Churfürsten von Bayrn /
der Comte du Bourg commandire / hinter ihre Lauterburger Linien sich
be=
geben; allda das Fuß=Volck Brigaden=weiß stehe / die Reutterey aber in
denen nechsten Dörffern liege; indessen werde das Corpo bey Landau
un=
ter dem Herrn Generaln / Graffen de la Tour, welcher denen Frantzosen
eines anzuhencken sich sehr bemühe / täglich mehrers verstärcket.
Von dem Donaustrohm / vom 8. Septemb. Daß man jüngstens zu
Ulm 2. vornehme Persohnen / so auff der Post auß Jtalien kommen / und
von Barcellona biß gedachtes Ulm / als Spionen / verfolgt worden / an=
gehalten / und gefänglich / unter einer starcken Wacht / eingezogen; von
welchen beeden / so scharff verwachtet werden / mit nächstem was mehrers
zu berichten vorfallen dörffte.
Ankunfft derer Hoch=und nideren Stands=Persohnen.
Den 19. September
- Carntner=Thor. Herr Ferdinand
Thol=
ler / kombt von der Kayserl. Armee auß
Ungarn / logirt gegen der Post über.
Den 20. Dito.
- Stuben=Thor. Ein Officer / kombt auß
- dem Ferraresischen / logirt im wilden
Mann.
Den 21. Dito.
- Herr Baurnfeind / Königl. Dähnis. Lieu=
tenant / kombt auß Ungarn / logirt im
Regenspurger Hoff.
Lista deren Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 4. Augusti.
- Dem Philipp Kriegler / Kutscher / und
Elisabetha sein. Ehew. ihr S. Dominicus
Mathias. - Dem Veit Schneider / Burgerl. Tischler / und
Maria seiner Ehew. ihr S. Dominicus. - Dem Lorentz Strixner und Anna Elisabetha
sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabetha. - Dem Mathias Mittermair und Maria sein.
Ehew. ihr S. Simon Mathias Christoph. - Dem Mathias Mollner und Sophia seiner
Ehew. ihr T. Eva Ursula. - Dem Johann Georg Besing und Maria
Eva sein. Ehew. ihr S. Joh. Bernhard.
Den 5. Dito.
- Dem Herrn Ferdinand Knitlmayr und
Ma=
ria Magdalena seiner Ehefr. ihr S. Jo=
hann Carl. - Dem Martin Frantz Harrburger / Bur=
gerlicher Koch / und Anna Catharina
sein. Ehefr. ihr S. Ferdinand. - Dem Johann Leopold Gschmeidl und Anna
Maria Catharina seiner Ehew. ihr T.
Maria Susanna. - Dem Johann Christoph Raab und
Susan=
na sein. Ehew. ihr T. Anna Barbara. - Dem Caspar Kregsammer und Maria sein.
Ehew. ihr T. Maria Rosina. - Dem Michael Ressel und Maria
Magdale=
na sein. Ehew. ihr S. Dominicus Joh. - Dem Sigmund Nadler und Maria
Elisa=
betha seiner Ehew. ihr S. Dominicus
Maria.
Den 6. Dito.
- Dem Johann Lehofsky und Susanna
Ca=
tharina seiner Ehew. ihr Zwilling Joh.
Christoph Friderich und Susanna Ca=
tharina. - Dem Christian Gold / Burgerl. Kürschner /
und Anna Catharina sein. Ehew. ihr T.
Anna Catharina. - Dem Mathias Haan / Kutscher / und
Apol=
lonia sein. Ehew. ihr S. Frantz Mathias. - Dem Thomas Thaller / Tagwercker / und
Barbara seiner Ehew. ihr T. Susanna
Catharina. - Dem Simon Spitzbart und Apollonia sein.
Ehew. ihr S. Frantz Joseph - Ein armes Kind / Maria Catharina Agnes.
- Dem Barthlme Kniebeiß und Regina sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Frantz Ulram und Maria Anna sein.
Ehew. ihr S. Joseph Tobias. - Dem Johann Nuzani und Maria
Doro=
thea sein. Ehew. ihr T. Anna Maria
Den 7. Dito.
- Dem Johann Joseph Huetler / Burgerl.
Käßstecher / und Martha seiner Ehew.
ihr S. Christoph Andre Cajetan. - Dem Anton Lenck / Kirchen=Diener bey St.
Stephan / und Eva Theresia sein Ehew.
ihr S. Johann Leopold Gregori Cajetan. - Dem Leopold Stöckl und Rosina seiner
Ehew. ihr S. Leopold Donat. - Dem Herrn Gaudentz Pedrossi und Barbara
sein. Haußfr. ihr T. Maria Anna Sophia.
- Dem Caspar Brunner und Elisabetha sein.
Ehew. ihr S. Carl Joseph. - Dem Niclas Geiger und Christina seiner
Ehew. ihr S. Lorentz Cajetan. - Dem Gregori Trost und Magdalena seiner
Ehew. ihr S. Martin Albert.
Den 8. Dito
- Des (Titl) Herrn / Herrn Joh. Ludwig von
Waffenberg / Freyherrn / Herrn der Herr=
schafft Mödling und Vesten=Liechtenstein /
Frau Gemahlin (Titl) Frau / Frau
Maria Johanna / gebohrne Freyin
von Hochburg / Frau der Herrschafft
Mitterau / wurde einer Freyln Töchterl
glücklich entbunden / welcher die Nah=
men Maria Anna Josepha Theresia in
der Heil. Tauff gegeben worden / die
Bathen waren arme Leuth - Dem Max Theobald / Schreiber / und
Ma=
ria seiner Ehew. ihr T. Anna Johanna
Sophia. - Dem Johann Jacob Matt / Burgerl. Schnei=
der / und Regina seiner Ehew. ihr S.
Johann Lorentz Joseph. - Dem Peter Joh. Perl / Burgerl. Kirschner /
und Barbara seiner Ehew. ihr T.
Anna Catharina Ursula. - Dem Johann Heyman und Maria
Mag=
dalena sein. Ehew. ihr Zwilling Ferdi=
nand Thomas und Anna Maria Theresia. - Dem Urban Walthier und Ursula seiner
Ehew. ihr T. Anna Catharina. - Dem Gall Jatsgo und Maria Anna sein.
Ehew. ihr T. Elisabetha Margaretha. - Dem Adam Kellner und Gertraud seiner
Ehew. ihr T. Maria Susanna. - Dem Niclas Mann und Catharina seiner
Ehew. ihr S. Frantz Xaveri Joh. Jacob.
Den 9. Dito.
- Dem Johann Georg Wederer / Tagwercker /
- und Catharina sein. Ehew. ihr S. Jo=
seph Lorentz. - Dem Johann Rauscher / Burgerl. Zucker=
bacher und Rosalia sein. Ehew. ihr S
Joseph Frantz Anton. - Dem Sebastian Lemel / Kayserl. Stiffelwi=
scher und Anna Maria seiner Ehew. ihr
Maria Anna Susanna. - Dem Georg Schütz / Burgerl. Tischler und
Anna Margaretha sein. Ehew. ihr S.
Frantz Jacob. - Dem Lorentz Hammer / Tagwercker / und
Margaretha seiner Ehew. ihr T. Anna
Susanna. - Dem Simon Wimmer / Kayserl. Kutscher /
und Anna Maria sein. Ehew. ihr T. An=
na Maria Susanna. - Dem Anton Ficker / Geiger / und Maria
sein. Ehew. ihr S. Martin Christian. - Dem Anton Sewalt und Sabina seiner
Ehew. ihr T. Maria Clara. - Dem Barthlme Winckler und Ursula sein.
Ehew. ihr T. Maria Ursula Apollonia. - Dem Johann Georg Peter und Anna
Re=
gina sein. Ehew. ihr S. Johann Lorentz. - Dem Johann Weiß und Barbara seiner
Ehew. ihr S. Johann Michael. - Dem Lorentz Wagner und Anna Dorothea
sein. Ehew. ihr T. Anna Eleonora Susanna. - Dem Johann Dengnitzky und Adelgund
sein. Ehew. ihr T. Maria Sabina.
Den 10. Dito.
- Dem Herrn Jacob Augustin Ballestrazzi /
Röm. Kayserl. Majestät Cammer=Die=
ner / Hof=und Kriegs=Raths=Agent
und Anna Catharina seiner Haußfrauen
ihr T. Maria Susanna Theresia Clara. - Dem Herrn Cajetan Mazzarella und Anna
Barbara sein. Haußfr. ihr S. Michael
Leopold Thomas.
Lista deren Verehelichten in und vor der Stadt.
Den 5. Augusti.
- Wentzl Heindl / Schlosser / mit Regina
Kargerin.
Den 6. Dito.
- Herr Jgnati von Lohr / Fenderich des Löbl.
Neubergis. Regiments / mit Frauen Anna
Maria Donauin von Zanzin Wittib.
- Simon Rieger / Burgerl. Kräutler / mit
Eleonora Gastgebin.
Den 7. Dito.
- Herr Michael Krauß / Leiblaggey Wittiber /
mit Jungfr. Brigita Binderin.
- Herr Johann Jacob Hagl / Burgerlicher
Apotecker / mit Jungfr. Franciska Jo=
sepha Ludovica Kürnerin. - Johann Gegorg Häckl Schmidgesell / mit
Eva Rosina Thomanin.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 19. September 1708. starb
- Lorentz Kisel / Jhro Majestät / der
Verwit=
tibten Kayserin / Trabanten=Rottmeister /
beym grünen Hirschen im tieffen Gra=
ben / alt 67. Jahr. - Dem Adam Hameter / Burgerl. Bierleuth=
geb / im Schmidis. Hauß am Kohlmarckt /
sein Weib Magdalena / alt 28. Jahr. - Catharina Rupfin / im Burger Spittal /
alt 85. Jahr. - Jacob Hader / Burgerl. Handelsmann / in
der Roßau / alt 38. Jahr. - Salome Schramlin / im armen Hauß
vorm Schotten=Thor / alt 64. Jahr. - Dem Ruprecht Lehrer / Tagwercker / auff der
Windmühl / sein Weib Maria / alt 50. J. - Dem Andre Schmid / Tagwercker / in der
Rothgassen / sein K. Wolffgang / alt 2. J. - Dem Georg Hauer / Tagwercker / zu
Gun=
dendorff / sein K. Benedict / alt 5. viertl J. - Der Theresia Preßpaulin / armen Wittib /
auff der Windmühl / ihr Kind Polixena /
alt 10. Jahr. - Der Maria N. ledigem Menschen / auff der
Wendlstatt / ihr K. Joseph / alt 3. viertl J.
Den 20. Dito.
- Dem (Titl) Herrn Michael Wenighofer /
Kayserl. Hof=Cammer=Secretario / im
Wenighoferis. Hauß am Judenplatz /
sein Söhnl Johann / alt 17. Wochen. - Anton Faistenberger / Kunstmahler / beym
Küssenpfening am Rothen=Thurn / alt
45. Jahr. - Dem Niclas Demmitsch / Soldat im Feld /
am Stephansfreythof / sein Kind Anton /
alt 1. viertl Jahr. - Valentin Bruner / im Krancken=Hauß im
tieffen Graben / alt 22. Jahr. - Maria Langin / Waiß / im Burger=Spittal /
alt 3. viertl Jahr.
- Dem Mathias Schaffweiter / Müllner / zu
Gundendorf / sein Kind Caspar / alt 7. W. - Dem Johann Oelinger / Baßzieher / am
Neu=
bau / sein Kind Blasi / alt 6. viertl Jahr. - Carl N. Waiß / auff der Windmühl / alt 1.
halb Jahr. - Dem Mathias Wagner / Tagwercker / am
Liechtenthal / sein W. Elisabetha / alt 43. J. - Magdalena N. arme Wittib / beym grünen
Tächl am Neustifft / alt 38. Jahr. - Rosina Aichingerin / zu St. Marx / alt 30. J.
Den 21. Dito.
- (Titl) Herr / Herr Paul Medgyansky / Frey=
herr von Medgyes / der Röm. Kayserl.
Majestät Hof=Rath / Königl. Hunga=
rischer Cammer=Rath und geheimber
Referendarius / im Königsackeris. Hauß
am alten Fleischmarckt / alt 68. Jahr. - (Titl) Herr Gottfrid Zöppel / Kayserl. Stadt=
Gardi=Hauptmann / im Kueffsteinis.
Hauß am alten Baurenmarckt / alt 56. J. - Dem Georg Grockes / Jhro Majestät / der
Verwittibten Kayserin / Hartschier / im
Färberis. Hauß im Sauwinckl / sein
Weib Regina / alt 54. Jahr. - Dem Balthasar Schön / Kayserl. Hof=
Koch / im Hartlis. Hauß in der Klue=
gerstraß / sein W. Margaretha / alt 46. J. - Ludwig Perger / Waiß / im Burger=Spi=
tal / alt 6. viertl Jahr - Thomas Thurmayr / Kayserl. Reitknecht /
in der Unger. Gassen / alt 48. Jahr. - Dem Niclas Gering / Lederer / am
Liech=
tenthal / sein Kind Tobias / alt 8. Tag. - Frantz Fingerl / Gardi=Soldat / in der
Leopoldstadt / alt 42. Jahr. - Dem Paul Etlinger / Schneider / am
Thury / sein Kind Anna / alt 6. Tag. - Dem Georg Darffner/ Maurergeselln /
am Liechtenthal / sein K. Maria / alt 1 J.
CONTINUATIO DIARII,
Jhrer Catholischen Majestät /
Elisabetha Christina /
Königin in Spannien.
Darinnen Dero Abfahrt von Genua / und
Anlan=
dung zu Mataro / wie auch Einzug in Barcellona
enthalten.
Von dem 12. Julii / bis 3. Augusti / 1708.
DEn 12. Julii. Nachdeme heute / Vormittags / Jhro Catholische Majestät / Elisa=
betha Christina / Königin in Spannien / mit Dero meisten Hofstatt / durch
Ver=
richtung der Andacht / und sonderlich mit Ablegung der Heil. Beicht und
Empfan=
gung des Hochwürdigsten Altars=Sacraments / zu einer glücklichen Schifffahrt Sich
höchst=aufferbäulich bereitet hatten; waren Dieselbe / im Gefolge Jhrer Hochfürstl.
Durchleucht / Printz Carl von Lothringen / Bischoffen zu Oßnabrügg und Ollmütz / ꝛc.
wie auch Groß=Priorn von Castillien / ꝛc. sambt allen anderen anwesenden Teutschen
und Mayländischen Cavallieren / Nachmittags / gegen 5. Uhr / auff einer schönen
Genue=
sischen Felucca zu Dero Leib=Schiff / so mit 9. anderen Kriegs=Schiffen ausser dem Haven
anckerte / abgefahren; Jhro Catholische Majestät hatten zwar auff dem Meer gleich
etwas übel / jedoch ohne böse Folge / sich befunden / und da Selbe in das Leib=Schiff /
welches den Nahmen Catharine Royale, und 120. Stuck / wie auch über tausend
Per=
sohnen führte / eingetretten / waren von diesem und denen anderen Schiffen die Stucke
gelöst worden; hierauff wurden höchstbesagte Königl. Majestät / Dero Obrist=Hofmei=
stern / Herrn Grafen von Cordona / mittels einer zierlichen Anrede / von Jhro Hochfürstl.
Durchl. Printz Carl von Lothringen / übergeben; welcher sodann /
Den 13. Dito / bey Jhro Catholischen Majestät / nebst dem bißhero angesetzten
Kö=
nigl. Spannischen Obrist=Stallmeistern / Herrn Ferdinand Ernst / Grafen von Mollarth / ꝛc.
Jhro Röm. Käyserl. Majestät geheimben Rath / wie auch Jhrer verwittibten Käyserl.
Majestät Obrist=Kuchelmeistern / und dem Käyserl. Spesirungs=Commissario / Herrn
Otto / Grafen Volckra / Käyserl. Hof=Cammer=Rath / ꝛc. die Urlaubs=Audientz
genom=
men; in welcher von Jhro Catholischen Majestät jeder / zum Zeichen des gnädigsten
Königl. Wohlgefallens / wegen aller / währender Reyß von Wienn, auß biß anhero /
gehabten grossen Bemühung / und erwiesenen Sorgfältigkeit / mit einem kostbaren Ring
beschencket worden.
Jndessen / als man heute mit Einschiffung aller bey sich gehabten
Nothwendigkei=
ten / Fahrnussen und Geräthschafften beschäfftiget ware (davon manches / wegen der
Unordnung / verlohren gangen) wurde von dem Königl. Obrist=Hofmeistern / Herrn Gra=
fen von Cordona / der Königl. Contralor nacher Genua / allda ein=und anderes noch
einzulauffen / wieder abgeschickt; des Abends begabe sich ein unglücklicher Zufall / in=
deme das Träh=Holtz / damit der Ancker solte auffgewunden werden / durch
Zerspren=
gung eines Strick / lauffend worden ware / und 4. Boots=Knechte gleich an der Stell
erschlagen / verschiedene verwundet / auch die Häfen / mit denen bereits gekochten
Spei=
sen / von dem Härd hinweg geschnellet hatte; der Königl. Mund=Koch und ein Dienst=
Mensch waren noch so glücklich / daß sie ihr Leben / jedoch mit gröster Noth / errettet.
Sonsten ware diese Nacht der Wind zimblich gut; und hatte man / biß
Den 14. Dito / durch den gantzen Tag / auff dem Meer hin und her gekreutzet.
Den 15. Dito. Jhro Catholische Majestät hatten heute den gewöhnlichen GOttes=
Dienst in dem Zimmer halten lassen; gegen Mittags ware die gantze Flotta von Vado
zu unseren Schiffen gestossen / und hatte Jhro Majestät mit Stucken begrüsset; der Groß=
Britannische Herr Admiral Leacke wurde sogleich zur Königlichen Audientz gelassen /
und / nachdeme er darinn seine Dienste angebotten hatte / führte er das Commando in
dem Königl. Leib=Schiff über die völlige Flotta / welche in 142. Segeln bestunde;
demnach ware man / weile auch vor=erwehnter Königl. Contralor / sambt denen zu
Ge=
nua eingekaufften Sachen / immittels zuruck kommen / im Nahmen GOttes / mit einem
etwas schwachen Wind fortgeseeglet. Diese Nacht traffe ein Schneyders=Bürschl der
Unstern /daß er auß einem Stuck Fenster / nächst deme selbiger geschlaffen / ins Meer
ge=
fallen; welcher jedoch / weil er nichts bey sich hatte / und folglich gantz leicht ware / mit
Durchschwimmen und Ruffen sich viel geholffen / daß man ihn mit Stricken aufffangen /
und noch beym Leben erhalten können.
Den 16. Dito seeglete man Final de Espagna vorbey / und wurde darauß mit vielen
Stucken begrüsset.
Den 17. Dito ware es fast Windstill; dabey langte eine Felucca von Barcellona
an; welche Brieffe für Jhro Catholische Majest. und nach Wienn überbrachte. Ubri=
gens waren biß 13. Pferdte von der Königl. Leib=Wacht in denen Schiffen
umbgestan=
den.
Den 18. Dito wurde von Jhro Catholischen Majest. der Königl. Cammerer / Herr
Graf von Hamilton / mit Schreiben nacher Barcellona abgefertiget. Des Abends
er=
regte sich ein Sturmwind / und zerbrach drey Mast=Bäume / hielte auch noch /
Den 19. Dito / also hefftig an; daß sich / wegen starcker Bewegung des Schiffs /
Jhre Catholische Majestät / sambt Dero Hoffstatt / ein wenig unpäßlich befanden.
Den 20. Dito hatte sich gedachter Wind zwar etwas / aber noch nicht zu unserem
Vortheil / geleget. Ein Genuesisches Schiff / das bey 12. unserer Reutter / sambt
ih=
ren Pferdten / und vielen Geräthschafften / auff sich hatte / wurde durch etliche Stuck=
Schuß eines unsrigen Kriegs=Schiff / von denen Frantzösischen Küsten / dahin jenes sich
gewendet / abgehalten / jedoch / nachdeme selbiges wieder hinauß geruckt / von einem
Frantzösischen See=Räuber nach Porto Mahone gefänglich eingebracht. Es
lies=
sen sich zwar noch andere dergleichen See=Räuber sehen / selbe hatten sich aber nicht
ge=
trauet / unserer Flotta sich zu nähern. Des Königl. Tafeldecker=Jung und Gehülff
hat=
ten heute auß Unvorsichtigkeit glüende Kohlen nächst der Pulffer=Cammer / St. Barba=
ra genannt / außgeschüttet / darvon die Thür dieser Pulffer=Cammer zu brennen
ange=
fangen; und wurden / das Feuer zu löschen / deswegen 3. Vaß Wasser geleeret / auch
nach deme der Jung / sambt dem Gehülff / abgestraffet.
Den 21. Dito hatte man mit schlechtem Wind den Golfo di Lione erreichet.
Den 22. Dito / als am Sonntag / und Fest Maria Magdalena / Jhrer Majestät /
der verwittibten Kayserin (welche der Allerhöchste noch lang erhalten wolle) Nahmens=
Tag / kunte man / des grossen Winds / und immerwährender Bewegung des Schiffs
hal=
ber / den gewöhnlichen GOttes=Dienst nicht begehen; jedoch / umb diesen heutigen Tag zu
heiligen / hatten es Jhro Catholische Majestät gnädigst beliebet / in Dero Zimmer sich
vor=
betten zu lassen.
Den 23. Dito. Heut hatte man / ungeacht des widrigen Winds die Jnsulen
For=
mentera und Majorca entdecket.
Den 24. Dito / als am Festag der Heil. Christina / hatte der Wind sich etwas
gewen=
det; welches die Meer=Schweine bedeutet / so gegen Abends von jener Seithen / von
dan=
nen der Wind nachgehends geblasen / hergeschwummen. Umb den Mittag ware von
Jhro Catholischen Majestät der Königl. Spannische Cammerer / Herr Graff von Galbes /
mit Brieffen nacher Barcellona abgeschickt. Sonsten hatte sich diese und vergangene
Nacht zugetragen / daß alle Schlösser von denen Küsten und Kästen / so in dem Königl.
Leib=Schiff ausser denen Verschlägen und Cabineten herumb in grosser Anzahl gestanden /
ohne zu wissen durch welche Kunst / und obschon die Schildwacht / da und dort / umb
Obsicht zu haben / außgesetzet gewesen / eröffnet / mithin alles offen gefunden / jedoch /
welches verwunderlich / kein Diebstahl dabey vermercket worden.
Den 25. Dito / als am Tag des Heil. Apostels Jacobi / des Königreichs Spannien
grossen Schutz=Patrons / sahe man früh die Catalonische Küsten / und / umb Mittag=
Zeit / kame man nächst Mataro an / einer 3. Meyl von Barcellona gelegenen Stadt;
allda brachte ein Holländisches Schiff die Nachricht / daß Tortosa schon vor etlichen
Tagen mit Accord an die Frantzosen übergangen; Unter dem Mittagmahl aber langte
von Jhro Catholischen Majestät der Königl. Obrist=Cammerer / Herr Graf von
Sintzen=
dorff / nebst dem Herrn Grafen von Althan / und Herrn Grafen von Kollonitsch / wie auch
anderen Königl. Cammerern / mit Bewillkommungs=Brieffen für Jhro Majestät / die
Königin / an / auch hatten bey Deroselben einige Edelleuthe von erwehntem Mataro
sich eingefunden / umb Jhre gnädigste Königin und Frau in die Stadt einzuladen;
und gegen 4. Uhr kame mit etlichen Königl. kostbarst außgezierten Galeeren der
Kö=
nigliche Obrist=Hofmeister / Jhro Hochfürstl. Gnaden von Liechtenstein / so Jhro
Maje=
stät / die Königin / umb 5. Uhr / unter Lösung derer Stucken / von der gantzen Flotta nach
Mataro abgeführet; allda beschahe der Einzug nachfolgender Gestalten:
Erstlichen wurden 3. Riesen=Bildnussen von einigen darunter verdeckten Leuthen
vorgetragen; sodann /
Zweytens / vieles Volck / und nachdeme
Drittens / Jhrer Majestät / der Königin / Bediente zu Fuß folgten; nächst diese
liessen sich /
Vierdtens / der gemeinen Stadt Pfeiffer und Posaunisten hören; dann kamen
Fünfftens / die Königl Cammer=Herren / sambt denen Königlichen Edel=Knaben /
alle zu Fuß; sofort waren zusehen /
Sechstens / etliche paar kleiner Mägdlein / die in Silbertock schön gekleydet / und
mit ihren fliegenden zuruck gebundenen Haaren artlich gezieret gewesen.
Siebendens / Jhro Majestät / die Königin / in einem Trag=Sessel; über welchen
ein mit Gold und Silber gestückter Himmel gewesen / den der Herr Burgermeister / in
langer rothen Kleydung / mit einem klein=gefältleten Kräsel umb den Hals / sambt
an=
deren auf eben diese Art gekleydeten Raths=Herren / getragen; zur Lincken des Sessels
gienge der Herr Graf von Cordona / als Obrist Hofmeister.
Achtens / folgte Jhro Catholischen Majestät / des Königs / Leib=Wagen / mit 6.
Pferdten / und drey andere Hof=Wägen; darinnen das Königl. Frauen=Zimmer
geses=
sen; die Cammer=Diennerinnen / sambt anderen Frauen / musten zu Fuß von dem Ufer
des Meers bis ins Königl Quartier gehen; weilen in solcher Zeit nicht genügsame
Wägen und anderes von Barcellona hatte können beygebracht werden.
Letztlichen machte diesen Einzug so viel ansehnlicher; ⟨zu⟩deme selben die Burgerschafft
mit ihrem Gewöhr zu beeden Seithen begleitet. Nachdeme nun Jhro Catholische
Maje=
stät in der Stadt angelangt / begaben sich Dieselbe in dasige Pfarr Kirchen / und / nach
dem Ambrosianischen Lobgesang / in das Königl. Quartier / welches / obwohlen es kein
sonderliches Gebäu geschienen / doch auff das herrlichste außgezieret ware. Gegen spaten
Abend kame eine Anzahl Königl. Hartschiern an / so bey Jhro Majestät / der Königin / die
innere Wachten zu versehen anfiengen / dann vor dem Königl. Quartier hatten 2. Fah=
nen von der Burgerschafft die Wacht. Durch 3. gantze Täg wurde auß dem Rath=Hauß
nichts / als Schalmeyen / Posaunen und Trompeten / auff Spannische Manier / blasen
gehört / 3. Nächt hindurch aber die gantze Stadt mit Fackeln und Liechter beleuchtet / auch
ein künstliches Feuerwerck angezündet.
Den 26. Dito hatten Jhro Majestät / die Königin / bey sehr grossem Zulauff des
Volcks / welches alldorten / auch sonsten / so offt sich Jhro Majestät nur sehen lassen / eyf=
ferigst zugeruffen: Es lebe der König und die Königin? in der Pfarr=Kirch dem GOttes=
Dienst beygewohnet. Mataro wurde von Jhro Catholischen Majestät / unserm König / zu
einer Stadt gemacht; anerwogen selbes zur Belagerung Barcellona mit grossem Fleiß
die Lebens=Mitteln und andere Nothwendigkeiten höchst=erwehnter Catholischen Majestät
beygebracht; dieser Orth ist ziemblich groß / doch ohne sonderbahre Gebäu / allda tragen
sich die Manns=Bilder / wie die Mönch geschoren / mit grossen Blatten auff dem Haubt;
die Weiber und Jungfrauen seynd mit einem Weyhl bedecket / als wie die Closter=Frauen;
anbey ist sehr theuer allda zu zehren / wie es dann lächerlich / daß eine Wirthin vors
äus=
serste von Füß und Flügl / sambt der Leber und Magen einer Hänne / nebst etwas Köhl
und Rueben / so ein teutscher Trompeter zur Mahlzeit bekommen / aber die Hänne auch
verlangt / und die Wirthin zu verstehen geben / daß er von so viel Speisen kranck werden
möchte / auch weiter nichts reichen wollen / dannoch vors Mittagmahl 4. fl. gefordert.
Nachmittag ertheilten Jhro Majestät / die Königin / dem Herrn Admiral Leacke / und dem
Herrn Capitain von Dero Leib=Schiff Audientz / beschenckten beede mit kostbahren Ringen:
Sahen auch von dem Balcon herab / als eine Compagnie Miqueletten vorbey zoge / und
ihre Feld Music hören liesse; welche in dem bestunde / daß sie / nebst der Trummel / auß
grossen Meer=Schnecken starck geblasen.
Den 27. Dito hatte die auß Barcellona abgesandte Geistlichkeit bey Jhro Majestät /
der Königin / Audientz / welche bey denen Carmelitern dem GOttes=Dienst beygewohnet.
Den 28. Dito waren Jhro Catholische Majestät / der König / zu Mataro / vermit=
tels eines wohlgeordneten Post=Ritt / angelangt / und begaben sich auß dero Quartier zu Fuß
mit vielen Cavalliern / welche alle in schönstem Scharlach mit reich verbrambten
Kleydern erschienen / zu Jhro Majestät / der Königin / auch wolten Derselben / gleich denen
an=
dern Cavalliers / zu Füssen fallen; Jhro Catholische Majestät wurden aber von Jhro
Ma=
jestät / der Königin / in solchem Unternehmen gleich erkannt / und jener von dieser
vorgekom=
men / da selbe sich zu Füssen werffend die Händ küssen wolte; Jhro Catholische Majestät
aber hatten Jhro Majestät / die Königin / alsobald auffgehoben / und den Kuß erwideret.
Nach einem 4. stündigen Gespräch / unter welchem verschiedene Erfrischungen auffgetragen /
auch von Jhro Majest. der Königin / eine durch eigene Hand abgegossene Mandl=Milch Jhro
Catholischen Majestät in das Quartier überschicket wurde / setzten sich höchst=gedachte Ma=
jestät wieder zu Pferd / und ritten abermahl mit Dero Gefolge bis zu Jhro Majestät / der
Königin / welche von dem Balcon herab sahe / und Dero Jhro Catholische Majestät eine
Neigung machte / allda Selbe noch einmahl von Jhro Majestät / der Königin / sich in Dero
Zimmer beurlaubten / sodann auffs Pferd Sich begaben / und nach Barcellona zuruck
keh=
reten.
Den 29. Dito hatten Jhro Majestät / die Königin / theils in ihrer Hauß=Capellen /
theils bey denen Carmelitern: und Nachmittag bey denen Closterfrauen Dero Andacht
verrichtet.
Den 30. Dito waren Jhro Catholische Majestät gegen 6. Uhr / Fruhe / hier angelangt /
und umb 7. Uhr zu Jhro Majestät / der Königin / kommen; es wurden von Fruh=Mor=
gens viele Andachten angestellet / auch waren beede Majestäten dem GOttes=Dienst
ge=
genwärtig; Jhro Catholische Majestät hatten in Dero eigenem Quartier / doch auß Jhro
Majestät / der Königin / Kuchel / das Mittagmahl eingenommen / nachmahls sich biß gegen
6. Uhr verweilet / und dabey jedesmahlen gröstes Vergnügen und Hochschätzung / Jhro
Majestät / der Königin / Lieb=werthesten Persohn halber / bezeuget / sodann wieder nach
Barcellona sich verfüget.
Den 31. Dito begaben sich Jhro Majestät / die Königin / Fruhe nach St. Andre / und
hatten / nach gepflogener Andacht / Jhro Catholische Majestät zu Mittag bewürthet / auch
viele Audientzen denen auß Barcellona ankommenden Ständen / Cavallieren und Damen
ertheilet: Abends wurde hier ein Feuerwerck gehalten / und die Fenster beleuchtet; nach
eingenommenem Nachtmahl / kehreten Jhro Catholische Majestät wieder nach Barcellona.
Den 1. Augusti. Nach verrichteter Andacht / und genossenem Mittagsmahl / erhu=
ben Sich Jhro Majestät / die Königin / gegen Barcellona / vor welcher Haupt=Stadt eine
viertl Meyl=Weegs Selbe von Jhro Catholischen Majestät bey einem köstlichen Zelt / so
von Jhro Portugesischen Majstät verehret worden in Beyseyn und Bedienung aller
Stände des Lands und der Stadt / denen Jhro Majestät auch wiederumb Audientz
er=
theilet / auff das bündlichste empfangen / unterdessen auch von denen Stadt=Mauren
die Stuck gelöset worden. Gegen 6. Uhr wurde der Königl. Einzug angefangen; vor
auß kamen die Doctores von der hiesigen Universität auff Maulthieren geritten / in
ih=
ren kleinen Doctor- Mäntlen von grüner / blauer / gelber und weisser Farb; hatten vor
sich Schallmeyen und zwey paar Paucken; die Paucker sassen auff denen Maulthieren
zur Seithen / wie die Weiber zu Pferdt sitzen / und schluge jeder nur auff eine Paucken;
nach einer langen Zeit hernach kame zu Pferdt die Königl. Rothe mit Silber
ver=
brambte Leib Wacht; vor dero die Paucken und Trompeten schalleten / hernach die
Stadt=und Landschaffts=Trompeter mit ihren Paucken / auff hieroben beschriebene Art;
nach diesen folgten unterschiedliche Edelleuthe zu Pferdt / hierauff die Land=Ständ / und
das Braccio Ecclesiastico, Politico, Militare auff wohl=mundirten Pferdten / in
Beglei=
tung ihrer Bedienten / so theils in rothen / theils grünen Kleydern / zu Fuß erschinen /
und grosse silbene Scepter getragen, nach diesem kamen viel vornehme Cavalliers mit
prächtigen Kleydungen / und wohlgezierten Pferdten / hernach die Königl. Trompeter
und Paucker / sofort die Königl. Edel=Knaben zu Pferdt; und dann Jhro Fürstliche
Gnaden von Liechtenstein / als Herr Obrist. Hofmeister / und andere Grandes wie auch
Cammer=Herren / sodann folgten die Cammer=Laggeyen / Heyducken / Trabanten / in
gel=
ber reich mit Silber gezierten Liverey / womit andere Königl. Bediente / und die
Hart=
schiern auch gepranget; nach diesen ritten Jhro Cathol. Majestät in kostbarster Kleydung /
so mit Silber durchauß gestückt / unter einem mit Gold gestücktem Himmel / den hiesige
Rathsherrn getragen; das Pferdt wurde von denen verordneten Rathsherrn an ei=
ner roth=seidenen langen Schnur beederseits geführet / und andere fünff Verordnete /
so in langen rothen Röcken gangen / hatten vor der Brust die Königl. grosse Wappen
mit Gold gestückt; Auff Jhro Catholische Majestät folgeten gleich Jhro Majestät / die
Köni=
gin / sitzend in einem künstlich=geschnitzten / und von aussen vergoldten / von innen aber mit Gold
reichlich gestückten Wagen / der von 8. weiß=rothlichten Neapolitanischen Pferdten
gezogen worden; ruckwerts sassen bey Jhro Majestät Dero Obrist=Hofmeisterin /
die Frau Gräfin von Oettingen / und nach dem Wagen ritte der Herr Graf von Cordona /
Königl. Obrist=Hofmeister; dann machten den Schluß die Königl. Hartschieren mit
Paucken und Trompetten / und 6. Hof=Wägen / jeder mit 6. Pferden bespannet / darinnen
das Königl. Frauenzimmer geführet wurde; beederseits Gassen / durch welche der Einzug
geschahe / waren mit schönen Tapezereyen behenget / und stunden daselbsten 4000. gewaff=
nete Burger / jede Compagnie in gleichfärbigen Kleydern; alles Volck rüffe unabläßlich:
Es lebe der König und die Königin! auch wurden die Stuck immer um die Statt gelöset;
die Freud ware dessentwegen noch vermehrt worden / weilen eben diesen Tag die glückliche
Zeitung von dem von denen Alliirten über die Frantzosen den 11. Julii erhaltenen grossen
Sieg bey Oudenard in Flandern eingeloffen. Beede Königl. Majestäten begaben sich
zu End des Einzugs in St. Maria Kirchen / so nächst dem Königl. Pallast gelegen; Hier
wurde die Litaney gesungen / und nachdeme man Jhro Catholischen Majestät die
Stiffel abgelegt / tratten dieselbe mit Jhro Majestät / der Königin / vor den Hoch=Al=
tar / allda der Ertz=Bischoff von Tarragona beede Majestäten mit einem Schleyr
umbhü=
lete / und ihre Ehe=Verlobnus segnete / darauff der Ambrosianische Lob Gesang
gesun=
gen / und die Stuck wiederumb gelöset / auch endlichen beede Königl. Majestäten in ihren
Pallast begleitet worden; darinn die Zimmer herrlich außtapezieret / forderist selbe / so
Jhro Majestät / die Königin / bezogen; des Nachts speiseten beede Königliche Majestäten
in einem offentlichen Saal / bey einer fürtrefflichen Taffel=Music / und ware das
Nacht=
mahl sehr kostbar und prächtig; nach geendter Taffel wurde Jhro Majestät / die Königin /
mit vielen Facklen in Jhr Schlaff=Zimmer geführet.
Den 2. Augusti hatten beede Königl. Majestäten gebeicht / und in St. Maria
Kir=
chen auß des obgedachten Herrn Ertz=Bischoffen Händen das Hochwürdige Sacrament
empfangen / hernach öffentlich wiederumb / bey einer annehmlichen Taffel=Music das
Mittagmahl eingenommen / und Abends einer Welschen Comœdie beygewohnet.
Den 3. Augusti wurden wieder / wie gestern / die Stuck abgefeuret / und ware auch
die=
se 3. Täg hindurch Abends die Statt beleuchtet / und künstliches Feuerwerck gehalten
worden. Unaußsprechlich ware die Freud / Lieb und Hochschätzung / so jederman so wohl
groß / als klein von ihrer Majestät / der Königin / liebreichesten Schönheit / und
unvergleich=
lichen Tugenden geschöpffet; der Allerhöchste lasse Jhme selbe forderist gefallen / und
ge=
be beeden Königl. Majestäten seinen reichen himmlischen Seegen.
Bericht /
Welcher den 23. Augusti zu Barcellona eingeloffen / von
Erklä=
rung Cagliari / der Haupt=Stadt in Sardinnien / für Jhro Cathol.
Majestät / CARL dem III. König in Spannien.
Durch des Herrn Graffen von Zifuentes vom 13. bis 15. Augusti 1708. an den König /
unsern Herrn / (GOtt erhalte ihn) geschribenen Brieff erhielte man heut den 23. dis
die erfreuliche Nachricht / wegen Ubergab Cagliari / der Haubt=Stadt des Königreichs Sardi=
nien / mit allgemeinen Verlangen / und Erwarten aller Land Jnsassen; gleichwie es die
Vornehmste dererselben beglauben machen / mit widerholten an Jhro Majestät
abgelas=
senen Brieffen; auß welchen man zugleich auch vernimbt / daß den 13. desselbigen Monaths
umb 6. Uhr Morgends bemeldter Platz Cagliari sich in Gehorsamb ergeben / mit solchen
Freuden Zeichen und Frolocken / daß der grosse Pövel / gleich frölichen Obsiegern sich nit
ent=
halten können / die Stadt=Pforten mit Gewalt auffzusprengen / umb mit grosser
Eylfertig=
keit den gebührenden Gehorsamb dem Herrn Admiral Leacke zu erweisen; welchen sie in
Nahmen Jhrer Königlichen Majestät / empfiengen: mit Auffsetzung einiger der Lieb
sol=
cher Unterthanen best=gleichständigen Vergleichs=Puncten / ohne / daß die Stadt / oder
die Land=Ständ etwas wider den Dienst Sr. Majestät / sondern nur begehrten / daß sie bey
ihren Freyheiten und Rechten auff eben die Weis erhalten werden solten / gleichwie sie
sol=
che biß an den Tag des Hinscheidens Jhro Cathol. Majest. Carl II. besessen hätten.
Jn Ansehung dieser Bezeugungen / und daß man sehr viel Volcks unter ihrem
Haubt Galora in das Feld stellen kan / verhoffet man in kurtzer Zeit die Außführliche
Nach=
richten selbiges gantze Königreich unter den Gehorsamb des Königs völlig gebracht zu
se=
hen. Der Marques Vittore de Jamayca, so bißhero Vice-König in dasigem Reich ware /
ein Sohn des Hertzogen von Veraguas / ist zum Staats=Gefangenen gemacht / und wird
in eigener Persohn in dasige Haupt=Statt anhero gelieffert werden. Der Herr Graf
, welcher nun die Aembter / als Vice-König / Statthalter und General=Land=
Obrister dasigen Königreichs / übernommen / hatte mit denen Ministern des Reichs / so
wohl als von der Cammer und Land=Ständ eine Zusammenkunfft gehalten / bey welcher alle
zu Bezeugung dero angebohrnen Treu / (vor dißmal) 30. tausend Kübl Trayd bewilliget.
Der Herr Admiral Leacke und alle die Oberhäupter und Officiers / auß welchen die See=
Armee bestanden / hatten in dieser Verrichtung eine unbeschreibliche Klugheit / Eyfer und
Lieb gegen dem allgemeinen Weesen und Jhrer Catholischen Majestät Angelegenheiten
erwiesen.
CONINUATIO DIARII
Des Käyserl. General=Lieutenants / Jhrer Hochfürstl.
Durchleucht / Printzen Eugenii von Savoyen / ꝛc.
Auß dem Käyserlichen und Alliirten Feld=Laager vor Ryssel /
vom 5. biß 8. September / 1708.
DEn 5. Septemb. Des Kayserl. Herrn General Lieutenants Hochfürstl. Durchl. bega=
ben sich heute vor Tags zur Armee / und weilen man glaubte / der Feind wurde uns
heut / wie er allenthalben außgesprengt / unfehlbar angreiffen / und den Entsatz von
Ryssel unternehmen; da er gantz nahe an uns stunde; so liesse man auch von hierauß
einen guten Theil von Fuß=Volck hinauß rucken / und erwartete seiner in voller
Be=
reitschaft; nachdeme es aber gegen 12. Uhr / Mittags / noch kein Ansehen hatte / daß
der Feind angreiffen wolte / liesse man obgemeldtes Fuß=Volck / mit der Helffte von
der hierauß geruckten Reutterey / wiederumb ins Laager zuruck marschiren / und
ent=
schlosse sich anbey; damit die Armee umb so weniger abgemattet werde / und nicht auff
ein jede feindliche Bewegung aufsitzen und außrucken solte / auch sonsten die hiesige
Belaagerung / woran wir solcher gestalt sehr gehindert wurden / mit mehrerem Ernst
fortgeführet werden könte / neue Linien vor der Armee des Milord Duc de
Marl-
boroug auffzuwerffen; alswie man dann auch heute noch dieselbe zu ziehen anfangen
liesse; An unserem Angriff hatten wir uns / sowohl rechts / als lincks / mehrers an die
genähert.
Den 6. Dito. Wir stunden auch heut noch auff unserer Hut; weilen wir
geglau=
bet / daß der Feind uns eine Schlacht gestern zu lieffern darumben unterlassen hätte;
weilen er seine Leuth nicht völlig beysammen / mithin nur gewartet habe / biß sie sich
versamblet / und ihme auch sonsten an ein und anderer Veranstaltung gemanglet
hat=
te; derohalben wir / denselben zu verkundschafften / unterschiedliche Partheyen
außschick=
ten; weilen man sich nicht einbilden kunte / daß der Feind in Angesicht seiner sich die
Stadt solte wegnehmen lassen; da es aber auch diesen Tag kein Ansehen mehr darzu
hatte / liesse man an unseren gestern außgezeichneten Linien zu arbeiten anfangen / und
auch sonsten allenthalben solche gute Vorsorg thun / daß man dem Feind / wann er
sich anderwertshin wenden solte / allezeit nach Kräfften begegnen könte. An unserem
Angriff hatten wir einige Schantz=Körbe gegen der Contrescarpe angelegt; welche
mor=
gen angegriffen werden solle.
Den 7. Dito. Die feindliche Armee befindet sich in ihrem alten Stand / und
wei=
len die angefangene Linien vor der Armee des Milord Duc de Marlboroug zu ihrer
Vollkommenheit gebracht worden; liesse man auch den Rest unserer auß hiesigem
Laa=
ger außgeruckten Reutterey ebenfalls zuruck marschiren. Sonsten machten wir die
vollkommene Veranstaltung / heut eine Stund vor Tags die feindliche Contrescarpe an
hiesiger belaagerten Vestung anzugreiffen; zu welchem Ende 4. biß 5000 Grenadiers
und Flintiniers / nebst vier tausend Arbeitern / commandirt worden.
Den 8. Dito. Der gestern gemeldete Angrieff der Contrescarpe ware zwar / aber
et=
was später vor sich gangen / und nachdeme unsere Grenadiers mit grosser Tapfferkeit
angeruckt / und über die Pallisaden hinein gesprungen / wurde der Feind auch von
sel=
bigen verjagt / und darauff Posto gefast; man liesse zwar an dem Graben versuchen /
ob man nicht weiter gehen könte / befande aber / daß das Wasser gar zu tieff / auch / we=
gen der Flanquen der feindlichen Vorwercken / nichts weiters mehr unternommen
wer=
den möchte; solchemnach fienge man an sich zu verarbeiten / kunte es aber diese Nacht
nicht vollkommen außführen / weilen man zwischen unsern beyden Angrieffen / unter
ei=
nem grossen Feur / etliche tausend Schritt zu arbeiten gehabt hatte; man brachte aber
sothane Arbeit nichts desto weniger an den nöthigsten Orthen in Vollkommenheit / und
hatte den Uberrest angefangen / welchen man suchen wird heute Nacht vollends
außzu=
machen; der Feind sprengte zwar unter währendem Angrieff an unserer lincken Hand
etliche Minen / machte uns aber keinen sonderbahren Schaden. Heut gegen 10. Uhr
Mittags liesse derselbe an unserer rechten Hand abermahlen 2. Minen sprengen / so
aber kein andere Würckung gemacht / als daß 4. biß 5. Mann von uns verschüttet
wor=
den / die man hinwieder außgegraben. Verlohren hatten wir bey dem Sturm eine
zimbliche Anzahl Leuthe / so man noch nicht eygentlich sagen kan / weilen das Feuer
auß groß und kleinem Geschütz über die massen starck ware / der mehriste
Theil aber wurde verwundet.