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Wiennerisches Diarium

Nr. 535, 15.–18. September 1708

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[1]

Wienn / vom 15. biß 18. September 1708.

SAmbstag / den 15. September. Jhro Kayserl. Majestät haben dero
Cammerern / und Hungarischen Hof=Cammer=Rath / (Titl.) Herrn
Johann Georg / Freyherrn von Suneck und Jassenitz / Erbherrn der
Herrschafften Bathedin / Arva / Lethava / Roy / und Bettrovitz / ꝛc. in An=
sehung
so wohl dessen von drey hundert Jahren her grossen Adelichen Familia
stattlichen Verdiensten / als seiner durch 19. Jahr treu=geleisteten Cammer=
und anderer treuen Diensten / in den Graffen=Stand / sambt allen seinen De-
scendent
en
/ allergnädigst erhoben / auch ihme / Herrn Graffen / das gewöhn=
liche
Diploma deßwegen außfertigen lassen.

Heute Frühe haben abermahlen Jhro Kayserl. Majestät / in Begleitung
dero Obrist Stallmeistern / Jhro Hochfürstl. Gnaden von Lamberg / und des
neu ernenten Obrist=Jägermeistern / Hrn. Joseph / Graffen von Paar / mit einer
Hirsch=Bürst sich erlustiget / sodann in der Kirchen bey der schmertzhafften
Gnaden=Mutter zu Lantzendorff derer WW. EE. PP. Franciscanern der
Andacht abgewartet und nachdeme in alldasigem Closter die Hirschen zuwä=
gen
/ auch alldorten das Frühmahl einzunehmen sich Allergnädigst belieben
lassen.

Dito wurde von Arrath / mit Brieffen / unterm 30. Augusti / gemeldet /
was Gestalten der Rebell Karoli / nachdeme er / jüngst=gedachter massen / mit
seiner Rebellischen Mannschafft / auff Annäherung des Kayserl. General=
Wachtmeistern / Herrn de Graven, über Halß und Kopff durchgangen / seine
Flucht in die Halmad genommen / allda mit Brod und hartes Futter /
auff 8. Tag / wie auch 2000. Baurn / nebst ihren Hacken und Krampen / sich
versehen / sodann seinen Marsch Gönö vorbey / und bis 2. Meil von Arrath /

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nemblich auff Vilagos / fortgesetzet; des Vorhabens Arrath zu überrumpeln /
weilen aber allda viele Tschaicken mit teutschen Mußquetierer und Grenadie=
rer
von Segedin ankommen / auch der Orth mit allem wohl versehen; als
habe man sich deßwegen nichts zu beförchten. Sonsten habe alldorten / aus=
ser
zu Giula und Macko / das Sterben völlig nachgelassen.

Sonntag / den 16. September. Heute wurde allhier ein statt=
liches
Danck=Fest / wegen deren bißhero durch Jhro Königl. Hochheit /
dem regierenden Herrn Hertzogen zu Savoyen / über die in dem Delphinat
befindliche Frantzösische Armee erhaltenen stattlichen Vortheilen / und in Dero
Gegenwart eroberten Vestungen / Exilles, Perousa, und anderer Plätzen /
sonderlich aber der höchst=wichtigen Vestung und Haubt Paß / Fenestrelle /
ein herrliches Danck=Fest begangen; zu welchem Ende Jhre regierende Kay=
serl
Majestäten / im Gefolg vieler Cavalliern und Damen / Vormittags in
der Kayserl. Hof=Kirchen derer WW. EE. PP. Augustiner Barfüssern dem
Ambrosianischen Lobgesang / unter dreymahliger Lösung des kleinen Ge=
wehrs
von der vor der Kirchen gestandenen Stadt=Gardi / und deren auff
denen allhiesigen Pasteyen gepflantzten Stucken / wie auch dem von Jhro Bi=
schöffl
. Gnaden von Neutra / gebohrnen Graffen Oerdedi / gehaltenen Got=
tes
=Dienst beygewohnt / sodann bey Jhro Majestät / der verwittibten Kayse=
rin
/ nebst denen Durchleuchtigsten Ertz=Hertzoginnen / in der Käyserl. Burck
das Mittagmahl eingenommen.

Dito hat heute der geweste Käyserl. Obrist=Hof=und Land=Jäger=
meister
/ und nunmehro Obrist=Stallmeister / Jhro Hochfürstl. Gnaden
von Lamberg / in dero Behausung den von Jhro Röm. Käyserl. Majestät
allergnädigst ernennten neuen Obrist=Hof=und Land=Jägermeistern (Titl)
Herrn Joseph / Grafen von Paar ꝛc. der Käyserl. Jägerey vorgestellt; wel=
chemnach
hochgedachter Herr Graf diese sogleich gewöhnlichermassen über=
nommen
/ und darauff sambtlich nacher Hof sich verfüget / umb allda bey
Jhro Käyserl. Majestät die Dancksagung abzustatten.

Montag / den 17. September. Heute Vormittags / haben Jhre Ma=
jestät
/ die verwittibte Kayserin / sambt Dero Durchleuchtigsten jungen Herr=
schafft
/ in der Kirchen des Königlichen Stiffts St. Clara=Ordens dem
GOttes=Dienst / wie auch der Einkleydung einer alldasigen Closter=Frauen /
welches alles der alldasige Commissarius, Jhro Hochwürden P. Plöckner,
Ord. S. Franc. verrichtet / beygewohnt / sodann daselbsten des Mittags ge=
speiset
.

Dito ist Jhrer Königl. Majestät zu Dännemarck General=Wachtmei=
ster
/ Herr Baron von Wedel / von Coppenhagen dahier angelangt / umb
ferners nacher Hungarn sich zu begeben / und allda das Königl. Dähnische
Fuß=Volck zu commandiren.

[3]

Eodem ist des Kayserl. General=Lieutenant / Jhrer Hochfürstl. Durchl.
Printzen Eugeny von Savoyen / Continuatio Diarii von der Belagerung
Ryssel / auß Flandern / von dem 29. Augusti bis 4. September / dahier einge=
loffen
; darauß / so wohl der gute Fortgang besagter Belagerung / als auch
die Löbl. Anstalten / den zum Entsatz anmarschirenden Feind zu empfangen /
abzunehmen.

Jtem wurde auß Schlesien / mit Brieffen von dem 13. Septemb. be=
richtet
/ daß zu Breslau / allda jüngstens des Herrn Cammer=Præsiden-
ten

/ Grafen von Neythard / Frau Gemahlin mit Todt abgangen / der Kay=
serl
. Abgesandte / Herr Graf von Zinzendorff / ankommen.

Ferner wurde auß Ofen / mit Brieffen / von dem 10. September / berich=
tet
/ daß jüngstens eine Parthey von Pest bis gegen Hatvan gestreiffet / und
unweit davon eine Heerd Vieh angetroffen / auch solche hinweg getriben /
nebst deme / weilen die Rebellen gedachter Parthey nachgesetzet / von jenen
etliche niedergehauen 4. gefangen / und solche / sambt 8. Pferden / und allem
Vieh / glücklich eingebracht.

Dienstag / den 18. September. Heute / haben bey Jhro Röm. Käyserl.
Majestät / geheimben Rath und Obrist=Cammerern / (Titl.) Herrn Johann
Leopold Donat Trauthson / Grafen zu Falckenstein / Rittern des guldenen
Vlies / ꝛc. Jhrer Hochfürstl. Eminentz / des Herrn Johann Philipp / Car=
dinaln
von Lamberg / Bischoffen / und des Heil. Römischen Reichs Fürsten
zu Passau / ꝛc. ꝛc. Obrister Stallmeister (Titl.) Herr Johann Philipp / Graf
von Lamberg / ꝛc. und (Titl) Herr Otto Hartmann / Graf von Hochen=
feld
/ ꝛc. des Löbl. Kriechbaumischen Regiments Hauptmann / ꝛc. als Kay=
serl
. würckliche Cammer=Herren den Eyd abgelegt / auch nachdeme die Gnad
gehabt zu dem Allergnädigsten Kayserl. Hand=Kuß gelassen zu werden.

Dito ist der Kays. General=Feld=Zeugmeister Hr. Graf von Thierheim /
wieder von hier nach der Kayserl. Armee an den Obern=Rheinstrom abge=
fertiget
worden; von dannen / mit Brieffen vom 10. September / die
Nachricht eingeloffen / daß die Frantzosen zu Langen Kandel / welchen die
Kayserliche Hussaren jüngsthin abermahlen 200. Pferde hinweggenommen /
auff Vermerckung / daß der Herr General / Graf de la Tour, mit einigen Re=
gimentern
zu Landau ankommen / das Furagiren dahinwärts eingestellt;
indessen aber müsten die Dörffer / welche gegen dem Gebürg liegen / zimb=
lich
herhalten.

Eodem ist der Kayserl. General=Feld=Marschall=Lieutenant / Herr Graff
von Harrach / von Fenestrelle dahier angekommen; von dar sogleich hier=
bey
kommende Continuation Diarii; von dem 23. bis 31. Augusti dahier ein=
geloffen
(darauß die Bestättigung der Eroberung besagter Vestung / und
Haubt=Paß in Franckreich zu ersehen) nebst der Nachricht / daß man darinn

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784. Gemeine / 76. Officiers / und viele Commissarien / zu Kriegs=Gefangenen
gemacht / auch 47. Stuck / nebst 16. Mörser / sambt einer grossen Menge
Kugeln / und andern Kriegs=Gezeug / nicht weniger Lebens=Mittl / gefunden.

Dito ware / mit Brieffen für den Kayserl. Hoff / von denen Catholischen
Majestäten / der Kayserl. Currier / Herr Jacquier, von Barcellona / auß Ca=
talonien
/ dahier angelangt / und hatte sogleich die angenehme Bestättigung /
wegen Eroberung des Königreichs Sardinnien / mitgebracht / sambt denen
Umbständen; was massen 4. Tag vor seiner Abreiß / so den 26. Augusti be=
schehen
/ zu erwehntem Barcellona ein Engelländischer Cavallier mit der er=
freulichen
Zeitung eingeloffen / wie daß nehmlichen berührtes Königreich
Sardinnien / nachdeme davon die Alliirte Flotta / unter dem Admiral Lea=
cke
/ mit dem alldasigen Vice=König / Herrn Graffen di Zifuentes,
erschienen / den 16. besagten Monaths / unter den Gehorsam ihres rechtmässi=
gen
Spannischen Monarchen gebracht / und dabey der ehemahlig so genannte
Frantzösische Vice=König / Vittore, sambt 500. Frantzösischen Spanniern / zu
Kriegs=Gefangene gemacht worden. So habe sich auch eine andere Squa=
dra
zu Barcellona eingefunden / welche zu Denia vieles Volck ans Land ge=
setzet
/ und vor selbiges einigen Vorrath von Kriegs=und Lebens=Mitteln in
Catalonien zu laden beschäfftiget gewesen; sonsten hätten Jhro Catholische
Majestät / König CARL der Dritte / besagten Currier bey dessen Abgang / in
Ansehung seiner vielen und mühesam=verrichteten Reisen / auch andern treu=
geleisten
Diensten / mit einer jährlichen Pension von 100. Doppien, zu seinem
und derer Seinigen nicht geringen Trost / auß angebohrner Königl. Milde
begnadet.

Auß Pohlen / von dem 6. September. Daß die Pest alldorten noch
immer viele Leuthe hinraffe / und täglich mehrers umb sich greiffe; vermög
derer Brieffen von Wilda / werde bestättiget / daß die Moscowitter über den
Fluß Borysthenes ihr Lager dermassen im Angesicht derer Schweden ver=
schantzet
/ daß es mehr einer Vestung / als Lager gleich sehe; sonsten aber solle
nichts daran seyn / daß Jhre Czaarische Majestät einem derer vornehmsten
Generalen das Commando / und Fürstenthumb / wie auch seine Güter ge=
nommen
haben: sondern von dessen Feinden solches erdicht seyn solle; indes=
dessen
erwarte der König auß Schweden noch immer den General Löwen=
haubt
/ umb sein Vorhaben / wo möglich / gegen die Moscowitter fort=
zusetzen
.

Auß Neapel / von dem 28. Augusti. Daß alldorten der Vice-König /
Jhre Eminentz / der Herr Cardinal Grimani / ein stattliches Danckfest in
alldasiger Carmeliter=Kirchen / wegen des jüngst von dem commandiren=
den
General=Feld=Marschall / Herrn Sybert / Grafen von Heyster / über
die Rebellen in Hungarn erfochtenen grossen Siegs / gehalten. Nach Gaeta

[5]

habe man ein neugebaute Galeern abgesendet / alldortigen Guberna-
tor
abzuhohlen; wie dann / wegen der entdeckten Zusammenschwörung / die
meiste Stellen derer Verwaltungen verändert werden sollen.

Auß Livorno / von dem 31. Augusti. Daß allda auß Marsilien ein
Schiff eingeloffen; mit der Nachricht / daß alldorten die Galeeren / nebst
vielen anderen Schiffen / fertig wären / umb die auß Avignon und anderwär=
tig
ankommende Päbstliche Völcker nach Cività Vecchia überzuführen.

Auß Rom / von dem 1. September. Daß der General dela Motte, so /
nebst andern Rittern / jüngst auß Malta kommen / umb nicht unter dem Ab-
bate
Marsigli zu stehen / die Päbstliche Dienste wieder verlassen / und gesinnet
nacher Hungarn zu gehen / allda denen Rebellen zu dienen / und den Todt sei=
nes
jüngst alldort getötdeteten Brudern zu rächen; und scheine / daß noch meh=
rere
denen Päbstlichen Diensten abschlagen dörfften; weilen jene Bedencken tra=
gen
/ unter dem Marsilius, welcher durch Buchstaben=Wechsel Mars vilis heisset /
die Päbstliche Truppen anzuführen.

Auß Venedig / von dem 8. September. Daß nach der grossen Armee /
so auß denen 3. Jnsulen / unter dem Herrn Mocenigo, gegen Neapoli di Roma-
nia
abgeführet worden / abermahlen viele Soldaten eingeschifft werden.
Sonsten wäre der Vetter ihrer Churfürstl. Gnaden zu Mayntz / von Rom zu=
ruck
kommen / umb ferner nacher Teutschland zu gehen.

Auß Spannien / von dem 20. Augusti. Daß man an dem Hof des
Hertzogen von Anjou / allda die Traur / wegen des gewesten Hertzogen
von Mantua / angelegt worden / noch etwas bekümmert wäre; indeme der
Kayserl. General=Feld=Marschall / Herr Guido Graf und Herr von Stah=
renberg
/ trachte dem Hertzogen von Orleans eines anzuhencken; und da=
hero
dieser bemühet worden / seine Truppen von allen Orthen zusammen
zu ziehen.

Auß Groß=Britannien / von dem 31. Augusti. Daß / vermög einge=
langter
Nachricht zu Londen / der Milord Dursley / mit einem Theil von
des Admiral Bings Flotta / nachdem selbe die Frantzösische Küsten zimb=
lich
beunruhiget / zu Torbay zuruck kommen; besagte Flotta aber solle sich
noch bey Havre de Grace befinden.

Auß Holland / von dem 7. Septemb. Daß Jhre Portugesische Ma=
jest
noch immer in dem Haag auff guten Wind warteten; allda bey der=
selben
/ unter andern / jüngstens der Moscowitische Gesandte Audientz ge=
habt
/ und seine Anrede Lateinisch abgelegt; welche auch in gleicher Sprach
höchstbesagte Königliche Majestät gnädigst beantwortet; in erwehntem
Haag wäre man sehr begierig / den glücklichen Außgang der Belaagerung
Ryssel zu vernehmen; als welcher Jhro Hochfürstl. Durchl. Printzen Euge=
nio
von Savoyen / eine neue Glory gebähren würde.

[6]

Von dem Nieder=Rheinstrohm / vom 9. September. Daß / obschon
beede Armeen in Flandern so nahe zusammen gerathen / daß die Vortrup=
pen
einander sehen können / glaube man doch / daß die Frantzosen schwärlich
den Angrieff thun würden; Ungeachtet selbe vorgeben / Ordre zu haben Rys=
sel
zu entsetzen; Aber man vermuthe / die Königl. Ordre die Clausul zu haben:
wanns ohne Verlust eines Manns geschehen könte / und nicht so viel Frantzös.
Blut / als die Turiner Entsetzung / den 7. Sept. 1706. kosten möge. Jn dem
Alliirten Lager solle man den 4. dieses eine Tauben / so auß Dornick geflogen /
geschossen haben / welche einen Zettel an dem Halß gehabt / des Jnnhalts;
Der grosse Baum ist abgehauen / der Wirth ist nicht zu Hauß. Son=
sten
gehe die Belagerung vor Ryssel / davon nunmehro die Contrescarpe ge=
stürmet
seyn solle / trefflich von statten; und wann denen Ubergehern / darun=
ter
ein Jngenieur sich befinde / welcher ein und andere Feindliche Mine entde=
cket
haben solle / zu glauben; So habe bereits der Bouffleur das schwäreste
und beste Geschütz in die Cittadell in Sicherheit bringen lassen.

Von dem Maynstrohm / vom 10. September. Daß der Königl. Däh=
nische
Gesandte / Herr von Weyhberg / von der Kayserl. Armee am Obern=
Rheinstrohm zu Franckfurt zuruck kommen / umb von dar ferner nacher Cop=
penhagen
zu gehen.

Auß der Schweitz / von dem 9. Sept. Daß der Frantzösische Hof sich
bemühe einen Anhang zu gewinnen / umb denen Römischen Hülff zu leisten /
mit Versprechung guldener Bergen / und Anweisung auff den Rest der Sil=
ber
=Flotta; mit welcher Mr. du Casse von Havana auff denen Küsten von
Biscayen solle bereits angelangt seyn. Jndessen aber förchte man sich
Frantzösischer Seithen / daß / gleichwie Fenestrelle im Gesicht des Villars
mit seiner ganzen Armee / also auch Ryssel / in Gegenwart derer Hertzogen
von Burgund / Berry und Vendosme / verlohren gehen dörffte.

Von dem Elbstrohm / vom 10. Septemb. Daß man zu Dresden habe
ein Tax=Ordnung angeschlagen / darnach sich alle Wirthe / wegen derer
Mahlzeiten / Herbergen und Fütterungen / der Bezahlung halber / richten
sollen.


Ankunfft derer Hoch=und nideren Stands=Persohnen.

Den 16. September.

  • Carntner=Thor. Herr Obrist=Lieutenant
    von Boh / kombt auß Tyrol / logirt
    bey dero Frau Mutter.

Den 17. Dito.

  • Rothen=Thurn. Herr General Wedel /
    kombt auß Dennenmarck / logirt im
    Steyrhof.

Den 18. Dito.

  • Schotten=Thor. Herr Graf von Harrach /
  • kombt auß Fenestrelle / logirt im Har=
    rachis
    . Hauß.
  • Stuben=Thor. Herr Jacquier / Kayserl.
    Currier / kombt auß Catalonien / logirt
    im rothen Engel / in der Wollzeill.
  • Herr Vizter / Lieutenant vom Nehmis. Re=
    giment
    / kombt auß Hungarn / logirt im
    guldenen Hirschen.
[7]

Lista deren Verehelichten in und vor der Stadt.

Den 5. Augusti.

  • Herr Johann Adam Fischer / Würcklicher
    Hof=Cammerdiener / mit Jungfr. Ma=
    ria
    Elisabetha Böningin.
  • Herr Adam Worell / Beruquenmacher un=
    ter
    der schwartzen Piquen / mit Jungfr.
    Magdalena Sophia Heyeggin.
  • Jacob Fesmair/ Burgerl. Haringer Wit=
    tiber
    / mit Jungfrau Anna Barbara
    Küpfferlingin.
  • Wentzl Parsch / Schneider / mit Anna Ma=
    ria
    Fischerin.
  • Sebastian Baumberger / Herren=Diener /
    mit Anna Maria Hoferin.
  • Frantz Dominicus Ostermair / Buchbin=
    dergesell
    / mit Anna Maria Krenesper=
    gerin
    .
  • Jacob Jgnati Wltaffsky / Mahler=Wit=
    tiber
    / mit Magdalena Petzingerin Wittib.
  • Michael Sorger / abgedanckter Soldat /
    mit Magdalena Zebaskin.
  • Joseph Schaffinger / Riemer / mit Anna
    Hauserin.
  • Mathias Bachmair / Fischhandler / mit
    Elisabetha Richterin.
  • Caspar Grafft / Kutscher / mit Magdalena
    Mannerin.
  • Georg Lentz / Tagwercker / mit Maria Eli=
    sabetha
    Reiterin.
  • Paul Praschinger / Kellner / mit Maria
    Baumgartnerin.
  • Mathias Koyet / Granadierer des Löbl.
    Nehmischen Regiments / mit Maria
    Prastchin.

Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 15. September 1708. starb

  • Dem Herrn Marco Abondio / Hofbefreyten
    Handelsmann / im Wagelis. Hauß im
    Ofenloch / sein Zwilling Joseph und Carl /
    beede / alt 1. halb Jahr.
  • Dem Johann Bader / Burgerl. Bierleuth=
    geb
    / im Stegeris. Hauß am Hochen=
    marckt
    / sein Kind Barbara / alt 7. viertl J.
  • Georg Peter / Wachter / im Kayserl. Arse=
    nal
    / alt 50. Jahr.
  • Dem Jacob Braitenbucher / Bruderschaffts=
    Ansager beyn Schotten / im Schotten=
    Hoff / sein Kind Jacob / alt 7. Wochen.
  • Dem Mathias Helmb / Haußknecht / im
    Zangonis. Hauß am Kohlmarckt / sein
    Kind Rosina / alt 3. Wochen.
  • Philipp Tropt / im Burger=Spittal / alt
    60. Jahr.
  • Dem Leopold Miller / Burgerl. Kartenma=
    cher
    / auff der Laimbgruben / sein Kind
    Joseph / alt 2. Jahr.
  • Dem Joseph Wilto / Peruquenmacher / am
    Spittlberg / sein K. Andre / alt 1. halb J.
  • Dem Peter Neoville / Zuckerbacher / auff der
    Widen / sein Kind Anna / alt 11. Wochen.
  • Der Johanna Sonnerin / einer Wittib in
    ihrem Hauß am Magdalena=Grund / ihr
    Kind Anna / alt 1. viertl Jahr.
  • Maria Ederin / Wittib / am Lerchenfeld /
    alt 60. Jahr.
  • Dem Georg Hauber / Gardi=Soldat / auff
    der Widen / sein K. Joh. alt 1. viertl Jahr.
  • Dem Johann Anesberger / Gardi=Soldat /
    am Neustifft / s. K. Christian / alt 3. viertl J.
  • Dem Frantz Zaunegg / Kutscher / in der Al
    stergassen / sein Weib Maria / alt 43. Jahr.
  • Dem Caspar Elßner / Kutscher / in der Leo=
    poldstadt
    / sein Kind Eva / alt 2. Jahr.
  • Stephan Eisenknopf / Reitknecht / auff der
    Laimbgruben / alt 62. Jahr.
  • Dem Thomas Gallowitsch / Tagwercker /
    am Liechtenthal / sein K. Maria / alt 8. T.
  • Der Magdalena N. ledigem Menschen / bey
    Maria Hülff / ihr K. Frantz / alt 1. halb J.

Den 16. Dito.

  • A. R. P. Johann Adolph / der Gesellschafft
    JEsu Priester bey St. Anna / alt 52. J.
  • Die Ehrwürdige Chorschwester / Alexia Ord.
    der H. Clara in der Königin=Closter /
    alt 25. Jahr.
  • Dem Herrn Johann von Hollenberg / Kay=
[8]
  • serl. Currier / beym schwartzen Adler / sein
    Kind Henrich / alt 3. Wochen.
  • Fr. Catharina Maraffin / Burgerl. Wittib / in
    ihrem Hauß im Schultergäßl / alt 78. J.
  • Frantz Antoni / Page / im Fürst Lambergis.
    Hauß beyn Schotten / alt 16. Jahr.
  • Johann N. Waiß / im Burger=Spittal /
    alt 9. Tag.
  • Joseph Lachner / Bestand=Würth / ausser
    der Widen / alt 49. Jahr.
  • Dem Joseph Hartl / Mahler / bey St. Ulrich /
    sein Kind Bernhard / alt 4. Wochen.
  • Dem Johann Vorster / Lust=Gartner / in der
    Roßau / sein Kind Rosalia / alt 2. Jahr.
  • Dem Johann Siner / Schuhmacher / un=
    tern
    Felbern / sein K. Lorentz / alt 3. Jahr.

Den 17. Dito.

  • Herr Lorentz von Volland / Kayserl. Nieder=
    lags
    =Verwandter und Burger in seinem
    Hauß in der Carntnerstraß / alt 83. J.
  • Dem Herrn Frantz Spaun / J. U. Dr. im =
    nigsackeris
    . Hauß beym Stock am Eysen /
    sein Töchterl Maria / alt 3. Jahr.
  • Dem Herrn Achati Gülln / Kayserl. Nieder=
    lags
    =Verwandten / im Weberis. Hauß
    am alten Fleischmarckt / sein Kind Maria /
    alt 2. und 1. halb Jahr.
  • Jungfrau Theresia Ranglin / im Kayserl.
    Saltz=Ambt / alt 17. Jahr.
  • Frantz Bartel / Burgerl. Schulmeister /
    bey der schwartzen Bürsten am alten
    Kienmarckt / alt 45. Jahr.
  • Dem Sebastian Christ / Haußmeister / im
    Oettingis. Hauß im Strohgäßl / sein
    Kind Anna / alt 1. viertl Jahr.
  • Jacob Be / Lehenkutscher / in der kleinen
    Lands=Cron / alt 54. Jahr.
  • Johann Lezelter / Zimmergesell / im Gar=
    beris
    . Hauß auff der hochen Brucken /
    alt 50. Jahr.
  • Magdalena Schuesterin / im Kranckenhauß
    im tieffen Graben / alt 40. Jahr.
  • Philipp Münchsdorffer / auch allda / alt
    35. Jahr.
  • Dem Johann Graff / Burgerl. Mahler / in
    seinem Hauß in der Josephstadt / sein
    Kind Frantz / alt 4. Tag.
  • Elisabetha Zimmermanin / Burgerl. Wit.
    tib / in ihrem Hauß in der Leopoldstadt /
    alt 66. Jahr.
  • Dem Georg Betz / Mahler / in der Joseph=
    stadt
    / sein Kind Maria / alt 1. Tag.
  • Pancratz Hueber / Taffeldecker / am Spitl=
    berg
    / alt 45. Jahr.
  • Dem Mathias Ringler / Herren=Koch / bey
    St. Ulrich/sein K. Joseph / alt 3. viertl J.
  • Dem Peter Rabel / Kuchlgartner / untern
    Weißgärbern / sein W. Anna / alt 53. J.
  • Dem Frantz Weinand / Schneider / auff der
    Windmühl / sein K. Magd. alt 12. Wo.
  • Dem Georg Wohner / Leinweber / am Thury /
    sein Weib Clara / alt 30. Jahr.
  • Michael Rasinger / Schiffknecht / in der
    Leopoldstadt / alt 41. Jahr.
  • Christian Winterspacher / Tagwercker / aus=
    ser
    Maria Hülff / alt 60. Jahr.

Den 18. Dito.

  • Dem Johann Boatschein / Handlsmann /
    im Becker=Hauß am grünen Anger / sein
    Kind Juliana / alt 1. halb Jahr.
  • Rosina Schlegelhofferin / Wittib / in einem
    Quartierhäußl am Rothenthurn / alt 78. J.
  • Elisabetha Schramerin / im Burger=Spit=
    tal
    / alt 19. Jahr.
  • Dem Herrn Johann Kauß / gewesten Haupt=
    mann
    / auff der Landstraß / sein Kind
    Maria / alt 5. Jahr.
  • Sebastian Burckstaller / Würth / welcher
    vorgestern in seinem Hauß auff der
    Windmühl über ein Stiegen herunter
    gefallen / gestern darauff gestorben / ist
    allda vom Kayserl. Stadt=Gericht be=
    schaut
    / alt 50 Jahr.
  • Dem Johann Werner / Schneider / auff der
    Widen / sein Kind Barbara / alt 8. Tag
  • Dem Mathias Jungman / Hafner / in sei=
    nem
    Hauß am Thury / sein Kind Frantz /
    alt 7. Jahr.
  • Andre Krauß / Laggey / in der Josephstadt /
    alt 35. Jahr.
  • Dem Adam Lang / Gardi=Soldat / in der
    Leopoldstadt / s. K. Maria / alt 5. viertl J.
  • Sebastian Moser / Tagwercker / am Thury /
    alt 36. Jahr.
[9]

Jhrer Königl. Hochheit / des regierenden Herrn
Hertzogen zu Savoyen / Victoris Amadei, &c.
Auß dem Kayserlichen Feld=Laager zu Balbotte, bey Fenestrelle,
von dem 23. biß 31. Augusti / 1708.

DEn 23. Augusti berichtete der Kayserl. General Feldmarschall=Lieutenant / Herr Ba=
ron
von Regall: wasmassen der Frantzösische General / Herr von Medavi / von
seinen Truppen eine starcke Mannschafft gegen den Posten Arpon abgeschicket; welche
die daselbst gestandene Schulenburgische Bataillon angegriffen / diese aber / nach 5.
bis 6. Todten und Verwundten / sich gegen 1000. Schritt zuruck auff eine vortheilhaffte
Anhöhe gezogen / folgends aber / als der Feind / mit diesem vergnügt / nicht weiter fort
geruckt / sondern gar abgewichen ware / den vorigen Posten wiederumb besetzet hätte.

Nachmittags liesse man auß unserem Laager / unter Anführung des General=Wacht=
meisters
/ Herrn Grafen von Dhaun / 2000. Mann / Commandirte zu Fuß / auff die an=
dere
Seite von Fenestrelle fortrucken / umb hiemit der Belaagerung nicht allein den
Anfang zu machen / sondern / sowohl die Redout / Castell Arneaux / als andere hin und
wieder angelegte Werck hinweg zu nehmen; gestalten darauff /

Den 24. Dito / der Hertzogliche Herr General=Feldzeugmeister / Conte de la Rocca,
nebst dem Kayserl. Feldmarschall=Lieutenant / Herrn Baron Zumjungen / zu denen gestern
abmarschierten 2000. Mann abgeschicket / und von seiner Königl. Hochheit diesem die
Obsicht von der Belaagerung Fenestrelle aufgetragen wurde; nachdeme man nun obbemeld=
te
Redout Castell Arneaux / auß 2. schweren Stucken von Morgens an beschiessen / auch
gegen dem Abend einige Mannschafft dahinwärts anrucken liesse; hatte der Feind solche /
nebst zweyen andern angeheugten Redouten / eylfertig verlassen / und sich in den Platz zu=
ruck
gezogen; diesemnach man auff solcher Anhöhe / von welcher berührtes Fenestrelle
übersehen und entdecket werden können / alsobald eine Batterie anlegen / und zur Hin=
aufbeförderung
derer Stucken alles Eyfers die Weeg durch Sprengung bequem machen
liesse; unbeschreiblich aber ware die Gäbe und Gelegensamkeit dasigen Felsens / also zwar /
daß es fast unmöglich scheinen solte / einen brauchbaren Weeg zu Ausführung der groben
Geschütz außarbeiten zukönnen.

Auff die Nacht wurde in dem Stättl Fenestrelle / so unter der Musqueterie der Ve=
stung
lieget / mit 200. Mann Posten gefasset.

Den 25. und 26. Dito ware nichts vorgefallen / als daß man / unsere Batterie auff
gedachter Höhe in Vollkommenheit zu bringen / eylfertig fortgefahren / und heute solche im
Stand ware / daß 12. Stuck gepflantzet / und bereits auß 2. kleinen Mörser / Hau=
bitzen
Grenaden geworffen: auch an dem Fuß gedachter Anhöhe ein neue Batterie
von 4. Stucken / nicht weniger ein Kessel auff 8. grosse Mörser angelegt wurde; weil
man aber jenseits des Fluß Cluson ein gleiches vornehmen wolte; hingegen daselbst
ebenfalls 3. angehengte Redouten waren / so dieses hinderten / einfolglich nothwendig
hinweg genommen werden musten; als wurde /

Den 27. Dito / eine dererselben von denen Dragonern zu Fuß / des Regiments von Sa=
voyen
/ die andere 2. aber von dem Obristen Giulay / mit seinen Heyducken / eingenommen / und
kunte der Feind aus diesen letzteren sich nicht so geschwind flüchten / daß nicht die Heydu=
cken
denselben einholeten / davon einige niedermachten / und 7. Gefangene zuruck brachten.

[10]

Sonsten / obschon unsere Batterie auff der Anhöhe des Castell Arneaux bereits verferti=
get
worden / hatte man doch / wegen übler Beschaffenheit der Gelegensambkeit / heut bis
auff den Abend erstens 2. halbe Carthaunen / ungeachtet über tausend Mann darbey ar=
beiten
/ und mit Winden sowohl / als mit anderm Gezeug / solche ziehen müssen / hinauff
bringen können.

Den 28. Dito thäte man schon auß 4. grossen Mörsern Bomben werffen / wovon auch
alsobald eine so glücklich gefallen / daß das feindliche Zeughauß / und was daran angebauet
ware / in die Flamme gesetzet worden / und / wie man nachgehends von denen Uberlauf=
fern
vernommen / solle der Feind durch diese Brunst fast allen seinen Vorrath an kleinem
Gewöhr verlohren haben.

Heute Morgens hatten Se. Königl. Hoheit auff die andere Seiten von Fenestrelle
sich begeben; darauff / bey dero Zuruckkunfft / der Kayserl. General=Feldmarschall / Herr
Graf von Dhaun / sich gleichfalls /

Den 29. Dito / dahin verfügte / umb bey dem Angriff ein=und anderes zu veranstalten;
wie man dann auß unserer Batterie mit anbrechendem Tag durch fünff halbe Carthau=
nen
/ nebst denen jenigen zweyen / womit man die Redoute / Castell Arneaux / beschossen hat=
te
/ auff die Streich=Wöhren der Vestung zu spielen anfienge / welche bereits so gut gewür=
cket
/ daß die feindliche Batterie in dem Platz dergestalt zerschüttert wurde / daß selbe gegen
den Abend keinen Schuß mehr herauß thun / unserseits aber zu Schüssung der Bresch
man schon würcklich anfangen können; und weil man auch auß 8. grossen Böllern stäts
Bomben eingeworffen / so ware der Platz zimblich geängstiget / und hin und wieder sei=
ne
kleine Pulver=Magazinen angezündet.

Jndessen hielte der Marschall de Villars mit seiner Armee eine halbe Stund von uns
noch in voriger Stellung / und nahme gestern Abends, auff dem rechten Flügel so genaue Kund=
schafft
ein / daß seine Begleitung und unsere Vorwachten auff einander Feuer gaben; ob
nun schon der Gen. von Medavi bald gegen Exilles / bald gegen dem Berg Cen⟨r⟩s verschiedene
Bewegungen machte / so hatte doch solcher / weil er aller Orthen unsere Truppen wohl bestelt
auch genugsame Gegenverfassungen angetroffen / bißhero nichts andern außrichten
können / als an dem Thaal von Lantzee einige Kriegs=Steuren einzuforderen / auch ein=und
anderes Dorff außzuplünderen.

Den 30. Dito liesse man mit anbrechendem Tag auß unserer obern Batterie / mit 9.
auß der untern am Fuß selbiger Anhöhe / mit 4. und jenseits des Fluß Cluson / auß 2. an=
dern
/ mit 6. Nachmittag aber zusammen / mit 22. Stucken / unauffhörlich spielen / welche auch mit
Legung der Bresch umb so viel grössere Würckung machten; weil die Maur an dem ange=
griffenen
Polligon gantz neu / folgsamb auch desto leichter niederzulegen ware; wie man
dann auch auff den Abend gar wohl sehen kunte / daß gedachte Bresch bald zugänglich
gemacht seyn werde; damit aber der Feind solche bey der Nacht nicht butzen könte / liesse
man / so wohl auß groß=als kleinem Geschütz immerfort dahinwärts feuren / auch bestän=
dig
Bomben und Steiner werffen.

Den 31. Dito fuhre man fort / wie gestern / auß allen Stucken unaußsetzlich Bresch
zu schiessen / und alles / was zu einem Sturm erforderlich / sambt der Mannschafft / in ferti=
ger
Bereitschafft zu halten; allein es wolte der darinnige Commendant diese äusserste Noth
nicht erwarten / sondern liesse umb 6. Uhr Frühe die Chiamada schlagen / und verlangte
darauff hin zu accordiren: Als man aber unserseits von dem Accord nichts hören
wolte / ergabe sich jener / sambt seiner Besatzung / zu Kriegs=Gefangene; und ist nun also
dem Allerhöchsten Danck zu sagen / daß man sich dieses so vortrefflichen Platzes / und zwar /
was das meiste ist / im Angesicht der feindlichen Armee / welche diese Belaagerten allstäts

[11]

vor Augen hatten / in so geschwinder Zeit bemächtiget habe; welches man auch umb so lieber
gesehen / als unsere Truppen / und absonderlich die Posten auff der Höhe de la Valette und
Albergeant / welche vom Wind / Regen / Schnee und Eyß sehr hart waren mitgenommen
worden / nunmehro befreyet werden können; und muß man auch hiebey den Eyfer anrüh=
men
/ so bey diesem Angriff der Hertzogl. Hr. Gen. Feld=Zeugmeister / Conte de la Rocca,
nebst dem Kays. Gen. Feldmarschall=Lieutenant / Herrn Baron Zumjungen / und dem Hrn.
Gen. Wachtmeister / Graffen von Dhaun / forderist aber dem Kays. Artiglerie=Obristen / Hrn.
von Steinberg / sambt dem Hertzogl. Castell al Fiere, erwiesen hatte; indem fast nicht zu glau=
ben
/ mit was vor einer Geschwindigkeit die Batterien gespielet hatten; also zwar / daß es
den gantzen Tag durch gleichsamb nur ein Feuer geschienen.

Nachmittag hatten Se. Königl. Hoheit / nebst der hohen Generalität / sich selbsten
in die Vestung begeben / und nicht nur allein ein=und andere Veranstaltungen darinn ge=
machet
/ sondern auch zugleich das Geschütz nacher Pignerol zuruck bringen / nicht weniger
unsere Batterien und Arbeit einwerffen lassen; und / gleichwie es nunmehro scheinet / daß
man / wegen des rauhen und unbeständigen Wetter / in diesem Gebürg / weder unserer /
noch feindlicher Seiten / was Haubtsächliches vornehmen werde können.

So thut man auch hiemit das Diarium schlüssen / anbey aber bedeuten / daß / im Fall
sich noch was Berichtwürdiges ereignen solte / man solches durch besondere Blättl hinauß
geben werde.


Accords=Buncten /
So / bey der Ubergab der Vestung Exilles. Jhrer Königl.
Hochheit / des regierenden Herrn Hertzogen zu Savoyen / General /
Mr. S. Remy, denen Frantzosen den 12. Augusti /
1708. eingegangen.

  • I. DJe Besatzung begehrt / mit ihrem Gewöhr und Fahrnussen / wie auch allen an=
    deren
    Ehren=Zeichen / auß dem Platz zu ziehen / umb innerhalb 2. Tagen durch
    den kürtzesten Weeg nach Briançon geführet zu werden,
  • Abgeschlagen. Die Besatzung solle sich zu Kriegs=Gefangene ergeben;
    Jnzwischen aber erlaubt seyn / ihre Fahrnussen zu bewahren.
  • II. Die Besatzung will zwey Stuck / sambt denen Lavetten / außsuchen / und solche /
    nebst dem nöthigen Pulver / nemblich für jedes 16. Schuß / mit führen.
  • Abgeschlagen.
  • III. Man solle der Besatzung die nöthige Fuhren verschaffen / umb die Fahrnus=
    sen
    und Verwundte darmit abführen zu können.
  • Bewilliget.
  • IV. Die jenige / welche nicht gleich können mitgeführt werden / sollen mit ein=
    und anderem Feldscherer / umb jene zu heylen / in dem Platz von Exilles verbleiben.
  • Bewilliget.
  • V. Die jenige Haabschafften / so in dem Platz für besondere Persohnen sich
    befinden / sollen ihnen wieder eingehändiget werden; und die Commissarien / welch
    man bestellen wird / umb von des Königs seinen Sachen eine Verzeichnuß zu machen /
    sollen derer besonderen Persohnen Haabschafften nicht mit hinein setzen.
  • Abgeschlagen.
[12]
  • VI. Niemand solle in den Platz sich begeben / biß er gänzlich außgeraumbt.
  • Bewilliget. Und man wird vor dem Thor des Platz eine Wacht setzen /
    umb alle Unordnung und Ungelegenheit zu vermeyden / welche sich wider den
    Accord ereignen mögte; biß die Besatzung das Gewöhr niedergelegt.
  • VII. Die Besatzung solle ehender nicht / als 24. Stund / nach unterzeichnetem
    Accord / außziehen.
  • Abgeschlagen. Und solle erlaubt seyn / 50. Gemeine / und so viel Offi=
    ciers
    / als man nöthig erachtet / bey denen Fahrnussen zu verbleiben; die Be=
    satzung
    aber solle morgen außziehen / nachdem man das Thor des Platzes
    besetzet.
  • VIII. Man soll allen denen jenigen / welche nicht in Königlicher Besoldung stehen /
    und wieder in Franckreich ziehen wollen / sichere Geleits=Brieff ertheilen.
  • Bewilliget.
  • IX. Denen Officieren solle man auch sichere Geleits=Brieff behändigen lassen /
    auff daß sie ihre Fahrnussen nacher Franckreich übersenden können: denen aber so
    keine haben / solle zugelassen seyn / wann es ihnen gefällig wäre / ihre Fahrnussen her=
    beyzuschaffen
    .
  • Man bewilliget denen Officiers / daß sie mit dem Seithen=Gewöhr =
    gen
    abziehen; und die Commissarien sollen ihrerseiths denen Uberwinderen
    alles fleissig anzeigen und behändigen / was von Lebens=Mitteln oder Kriegs=
    Gezeug und anderem dem König zuständig=gewestem Vorrath in dem Platz
    befindlich.

Jm Laager vor Exilles, den 12. Augusti / 1708.

S. Remy.

La Borlay.


CONTINUATIO DIARII

Des Käyserl. General=Lieutenants / Jhrer Hochfürstl.
Durchleucht / Printzen Eugenii von Savoyen / ꝛc.

Auß dem Käyserl. und Alliirten Feld=Laager vor Ryssel / vom 29. Augusti
biß 4. September / 1708.

Den 29. Augusti. Gleich wie man / durch jüngst gethanes Versprechen / nebst der von
denen Feindlichen Armeen beygeruckten Kundschafft / bedeutet hatte / daß man /
über die in der abgewichenen Nacht weggenommene feindliche Mühl / das weitere er=
inneren
werde; als berichtet man auch hiemit / daß / nach Eroberung ersagter Mühl /
darinnen zwar Posten gefasset worden seye; nachdeme aber der Angriff derselben / erst /
nach Mitternacht / hatte beschehen können / und mithin die Zeit biß an Tag zu kurtz
worden / daß man darvon die Gemeinschafft an unseren Lauff Gräben hätte verferti=
gen
mögen; so wurde die darinnen festgesetzte Mannschafft wieder zuruck gezogen. Die
Uberläuffer bestättigen / daß der Feind bey dem hierbey gethanen Außfall viele Leuthe
und verschiedene Officiers verlohren habe; welches umb so leichter zu glauben / als die

[13]

auff jenen loßgegangene jüngst=gemeldte 2. Chur=Pfältzische Bataillonen sich mit dem
Feind vermenget / und selben biß in die Contrescarpe verfolget hatten; Unserseiths
waren darbey verlohren gangen 1. Major / und 5. Gemeine; verwundet aber wurden 1.
Obrist=Lieutenant / 2. Majors / 3. Hauptleuthe / 1. Lieutenant und 26. Gemeine. Son=
sten
hatte man die Arbeit an unserem Angriff / rechts und lincks / starck fortgesetzet; dar=
bey
aber / nebst verschiedenen Gemeinen / auch 2. Hauptleuthe eingebüsset. Die Kund=
schafften
sagen / daß der Duc de Vendôme zu Gramont, der Duc de Berwick aber zu
Enghien ankommen seye.

Den 30. Dito Nachdeme wir / auß der gestern erinnerten Ursach / die in die er=
oberte
Mühl gelegte Mannschafft zuruck gezogen / hatte sich vom Feind bey Tag hin=
wiederumb
etwas Mannschafft hinein geschlichen / in der Nacht aber solche wieder ver=
lassen
und verbrennt; Hingegen hatten wir von denen Lauff=Gräben unsere Linie vor
ersagter Mühl fortgesetzet / und rechts und lincks eine Paralell, oder gerade Linie / nächst
an der Contrescarpe gezogen / auch 3. neue Batterien angelegt; derer eine für die Mör=
ser
/ die andere zwey für die Stuck dienen sollen / umd / weilen die Bresch / gedachter
massen / au Corp de la Place gelegt / an denen Vorwercken die Streichwöhr zu
zernichten / und hiernächst die Zubereitungen anzuordnen / die Contrescarpe anzu=
greiffen
. Durch einen von dem Fürsten zu Mindelheim und Hertzogen von Marle=
boroug
besonders Abgeschickten hatte man / daß der Duc de Vendôme zu Gramont
stehen geblieben / und der Duc de Berwick allda zu ihme gestossen seye; jener künte
aber weiters nichts eigentliches erinneren / ob der Feind über den Denderstrohm gan=
gen
seye / oder nicht; hoffte aber durch eine Convoy / so er von Ath an sich gezogen /
und von welcher diesen Vormittag umd 10. Uhr bereits der Vortrapp anzulangen an=
gefangen
habe / außführlichere Kundschafft einzuziehen; inzwischen gedencke besagter
Fürst diesen Nachmittag über den Scheld=Strohm wieder zuruck zu gehen / und sich zu
Pont d'Espieres zu laageren. Bey der Parola wurde befohlen / daß ein grosser Theil
von der Reutterey sich Marschfertig halten solle.

Den 31. Dito. Die gestern erwehnte Batterien kamen diese Nacht zu ihrer Voll=
kommenheit
/ und wurde lincker Hand gegen die Streichwöhr derer Vorwercken noch
eine andere angelegt. Man hatte auch etwas von Schantz=Körben / unweith der Con-
trescarpe
, fortgerucket; darbey aber / weilen es sehr Mondhell ware / einige Leuthe
verlohren; Sonsten fahret man fort / sowohl die Bresch mehrers zu legen / als die
Streichwöhr von denen Vorwercken zu Grund zu richten; Der Englische General=Ma=
jor
von Codagan langte bey uns im Laager an; er berichtete / daß der Feind zu Les-
sines
gestanden / und heut gegen Dornick marschiren solle; auff welchen Fall der Fürst
zu Mindelheim und Hertzog von Marleboroug mit seiner Armee nacher Templeuve
anrucken würde / umb nach denen ferneren feindlichen Bewegungen sich richten /
und weiters gegen den Marq=Strohm annäheren zu können.

Den 1. September. Der Feind hatte / nach dem gestrigen Bericht / seinen Marsch
nacher Dornick fortgesetzet / und wir haben hierauff 300. Pferdt vom rechten Flügel
von Pont à Tressin rechter Hand hinauff gegen denselben / umb Kundschafft von ihme
einzuhohlen / außgeschickt und nicht weniger von dem lincken Flügel an den Marq=
Strohm hinunterwerts ein gleiches thun lassen; man kan aber bißhero nicht wissen /
ob jener über den Scheld=Strohm gangen seye; inzwischen ware der Fürst zu Min=
delheim
und Hertzog von Marleboroug / nach der gestrigen Erinnerung / gleichfalls
auffgebrochen; er gienge über den Marq=Strohm / und laagerte sich solchergestalt /
daß er denselben vor seiner behalte / und dessen lincker Flügel sich an gedachtes Pont à Tressin

[14]

anschliesse, wormit er in der Nähe von uns stehe / daß man einander / auff den er=
forderenden
Fall / die Hand biethen könne; also / daß / wann der Feind / wie er durch das
gantze Land vorgiebet / Ryssel zu entsetzen suchen solte / beede unsere Armeen / was diß=
falls
zu thun / mit einander weiters absehen / und es zu verhinderen suchen würden. An
unserem Angriff hatten wir auch angefangen / das Hornwerck zu beschiessen / und wei=
ters
unsere Paralell, oder gerade Linie / in vollkommenen Stand gebracht / auch von neuem aber=
mahlen
andere Schantz=Körbe gegen der Contrescarpe fortgerucket / und mehr andere
Arbeiten vollkommen außgemacht / umb ersagte Contrescarpe nächstens angreiffen zu
können; Sonsten hatten wir die abgewichene Nacht / und heute wenig Leuthe verlohren.

Den 2. Dito. Des Käyserl. Herrn General=Lieutenant Hochfürstl. Durchleucht
begaben sich heute gar frühe zu dem Hertzogen von Marleboroug nacher Peronne, und
ritten mit demselben darauff von dem Land den Augenschein einzunehmen / umb ein Orth
außzusehen / wo man den Feind / nachdeme er fortan vorgeben / daß selbiger Ryssel entsetzen
wolte / erwarten könte; Dieser solle gestern über die Scheld gangen seyn / man weiß
aber noch nicht / was dann eigentlich sein Vornehmen seye. An unserer Arbeit fahret
man fort gegen die Contrescarpe anzurucken / und eine Anzahl Faschinen und Schantz=
Körben in die Lauff=Gräben zu führen / umb zu dem Angriff ersagter Contrescarpe sich de=
rer
gebrauchen zu können; man hatte auch einige Batterien verändert.

Den 3. Dito. Der Feind ware / gestern erinnertermassen / über den Scheld=Strohm
gegangen / und hatte sich unweith darvon gelaagert; wo derselbe sich anstellete / als ob
er von seiner rechten Hand den Marsch weiter fortsetzen wolte / wie selber dann vor Tags
den Auffbruch zu diesem Ende schlagen / jedoch erst gegen 6. Uhr marschiren liesse / und
seinen Zug auff Orchies zunahme; indessen hatten / nach der gestrigen Besichtigung / des
Käyserl. Herrn General=Lieutenant Hochfürstl. Durchl. mit dem Fürsten zu Mindelheim
und Hertzogen von Marleboroug die Veranstaltung gemacht / und das Orth außgeste=
cket
/ wo man den Feind erwarten solle / zum Fall derselbe sich hieherwerts wenden
wurde, als wie man dann auch einige Truppen zu marschfertiger Bereitschafft eben=
falls
beordert hatte / die auff diesen Fall auß hiesigem Laager marschiren / und hinauß
rucken solten. Es muß sich alles innerhalb etlichen Tagen zeigen / was der Feind zu thun
gesinnet seye; Der General Fagel / so das Holländische Flandern zu bedecken beordert
ware / solle mit 11. Bataillons und 6. Escadrons heut zu Oudenarde ankommen; deme
Befelch zugeschicket worden / daß er seinen Marsch weiter hieher fortsetzen / und etwas
von seinen Truppen zuruck lassen solle / umb eine Convoy von Brüssel anhero zu be=
gleiten
. Bey unserer Arbeit ware nichts anderes Neues / als daß man mit Vorkeh=
rung
derer Anstalten zum Angrieff der Contrescarpe fortfahre.

Den 4. Dito. Wir waren nun mit unseren Lauff=Gräben bis etliche wenige Schritt
von dem Spitz der Contrescarpe und dem Hornwerck ankommen. Der Feind unter=
nahme
zwar einen kleinen Außfall / und zündete unsere Schantz=Körbe an / er wurde
aber zuruck getrieben / und der Posten behauptet. Man hätte zwar noch gestern / oder
heute besagte Contrescarpe angegriffen / müste es aber unterlassen; weilen man mit der
Armee in Bewegung ware / und heute den gantzen Tag dem Feind entgegen ruckte /
welcher fortan außsprengen lasset / daß er Ryssel entsetzen wurde; es dörffte aber seyn /
daß es ehistens was zu thun geben mögte / zu welchem Ende unser Armee an dem je=
nigen
Orth in Schlacht=Ordnung stehen geblieben / so man derselben vorhin außgesteckt
hatte. Von hier / auß dem Laager / ruckte unsere Reutterey ebenmässig hinauß / daß
Fuß=Volck aber bliebe annoch stehen; weilen es in einer Zeit von 2. Stunden an Orth
und End seyn könne.

»