Num. 526.
CUM PRIV.
Wiennerisches Diarium,
S. CÆS. MAY.
Enthaltend alles das jenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen /
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhier
Ankommenden: Zweytens aller in=und vor der Stadt getauffter Kindern;
Drittens aller verehelichter / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Ihrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 15. biß 17. Augusti 1708.
MJttwoch / den 15. Augusti. Jhro Röm. Kayserl Majestät haben
Dero Rath / und Abbten zu Admont in Steyrmarck / Jhro
Hoch=
würden / (Titl.) Herrn Anselm / Ord. S. Benedicti, in Ansehung
des=
sen bißhero löblich geführten Wandels / und beywohnenden fürtrefflichen
Eigenschaften / auch stattlich=geleisteten Diensten / mithin erworbenen
gros=
sen Verdiensten / mit einem kostbahren guldenen Creutz allergnädigst
beschen=
cket.
Dito haben heute / Nachmittags / beede Regierende Kayserl. Majestä=
ten / in Begleitung vieler Cavallieren und Damen / in das Kayserl. Profeß=
Hauß derer WW. EE. PP. S. Jesu, Sich erhoben / und sowohl in daselbstiger
Kirchen / als auff dem Hof dem gewöhnlichen GOttes=Dienst / welchen
Jh=
ro Hochwürden / (Titl) Herr Antonius / Abbt des Kayserl. Stiffts und
Closter de Monte Serrato, Ord. S. Benedicti, versehen / andächtig
beyge=
wohnet / sodann in der Kayserl. Burck / bey Jhro Majestät / der
Verwittib=
ten Kayserin / nebst der Durchleuchtigsten jungen Herrschafft / zu Nachts
gespeisset / und nachdeme in die Favorita zuruck gekehret.
Eodem seynd heute die jüngst erwehnte 2. Dähnische Regimenter zu
Fuß / und das Dragoner Regiment / vermittels guten Wind / nacher Hungarn
abgefahren; von danen verlauthet / daß die Bestürtzung bey denen Rebellen /
seithero ihrer jüngsten Niederlag / noch immer grösser werde / und habe bey
denselben kurtz vor der Schlacht der Ragoczy das Kupffer=Geld verbotten;
weilen dieser in Erfahrung gebracht / daß die Pohlnische Juden für viel
tausend Gulden Kupffer=Müntz einige Zeit machen lassen / und mit selbiger
lauter Ungarischen Wein erkauffet / sodann diesen nachgehends gegen Silber=
Geld anderwertshin verhandlet / mithin denen armen Leuthen grossen
Scha=
den zugefügt.
Donnerstag / den 16. Augusti. Heute / Vormittags / haben die
Re=
gierende Kayserl. Majestäten / bey denen WW. EE. PP. Ord. Eremit. S.
P. Augustini, auff der Landstrassen / wegen des Fests des H. Beichtigers /
eines selbiger Kirchen / und wieder die Pest grossen Patron / St. Rochus /
dem GOttes=Dienst / welchen Jhro Hochw. (Titl.) Herr Ferdinand Probst
zu St. Dorothea / Ord. Can. Regul. S. P. Augustini, gehalten / beygewoh=
net / und nachdeme wieder in die Favorita gekehret.
Dito haben heute Jhrer Majestät / der Verwittibten Kayserin / beede
Durchleuchtigste Ertz=Hertzoginnen / mit einem gewöhnlichen Gefolg / in
den schönen Oettingischen Garten sich verfüget / und daselbsten sich etwas
belustiget / sodann nach der Kayserl. Burck sich zuruck begeben.
Jtem wurde / mit Brieffen / unterm 6. Augusti / auß dem Reich / von
Landau / jüngst erwehntes / einig=gefangene feindliche Hussaren (so die
Kayserliche auch Corrutzen / wie die Rebellen in Ungarn nennen) und
ver=
schiedene Frantzosen / ingleichem auch viele Bayern / nicht weniger eine
Anzahl eroberter Pferden betreffend / bestättiget / mit den Umbständen /
daß / nachdem / den 28. Julii / der Kayserl. Hussarn=Obrist / Herr Martin
Lehozky / mit seinem Regiment zu besagtem Landau ankommen / wäre
der=
selbe gleich Theils auf Fouragiren / Theils auff Kundschafften / mas=
sen die Feinde biß unter die alldasige Stucke gestreiffet / mit einiger
Mann=
schafft außgangen; da jener dann anfänglich auf eine feindliche Trupp
gestos=
sen / und 30. Frantzösische Hussaren niedergemacht / auch 28. so sich auff
Gnad und Ungnad ergeben / gefangen genommen; deß andernmahls aber
habe es besagtem Herrn Obrist dermassen geglücket / daß er bis 300. Fran=
tzosen getödtet / und 40. darunter verschiedene Officiers / gefangen / sambt
70. Pferden / zur Beuth eingebracht / und / wann ein starcker Regen /
währendem Scharmützel / nicht eingefallen / die Kayserl. Hussaren über
die Feinde / von welchen biß 700. Verwundte / deren Gefangenen Aussag
nach / auff Cron=Weissenburg von dem gewesenen Churfürsten von Bayern
abgeschickt worden / noch grössern Vortheil erhalten hätten.
Eodem langte mit Brieffen für den Kayserl. Hof / von Jhro Majestät / der
Königin von Portugall / der Herr Postmeister von St. Pölten auß Wesel
dahier an; mit der Nachricht / daß / nachdeme höchstbesagte Königl. Majest.
den 5. dieses zu Wesel / unter Lösung des Geschütz / und andern Ehren=Be=
zeugungen / angelangt; Dieselbe / den 10. Dito / auff einer Jacht /
mit einem grossen Gefolg / nacher Rotterdam ferners abgefahren.
Freytag / den 17. Augusti. Heute / Vormittags / haben zuforderist
Jhro Majestät / die Verwittibte Kayserin / nebst Dero Durchleuchtigsten
Jungen Herrschafft / und nachdeme beede Regierende Kayserl. Majestäten
in der Kirchen des Kayserl. Profeß=Hauß derer WW. EE. PP. S. J. dem
Anfang der neuntägigen Xaverianischen Andacht abgewartet; dabey den
ersten GOttes=Dienst Jhro Hochw. (Titl.) Herr Abbt zun Schotten: den
andern aber Jhro. Hochw. (Titl.) Herr Abbt de Monte Serrato, beede
Ord. S. Bened. versehen.
Dito ist von der / unter Commando Jhrer Churfürstl. Durchleucht zu
Braunschweig=Lüneburg / am Obern=Rhein stehenden Kayserl. und Reichs=
Armee hierbey gehende Continuation Diarii, vom 6. biß 10. Augusti / dahier
eingeloffen.
Eodem lieffe / mit Brieffen von dem 6. Augusti / auß der Alliirten
Feld=Laager in Flandern / von Werwick / die Nachricht ein / daß in besagtem
Laager der Graf Tilly auß der Piccardie und Artois mit vielen Gefangenen
wieder eingeruckt; hingegen der Kayserl. General=Lieutenant / Printz
Euge=
nius von Savoyen / auß besagtem Laager auffgebrochen / umb zu dem
Nas=
sauischen Corpo sich zu begeben / und des Feinds Absehen auff das Alliirte
Geschütz / so von Brüssel erwartet werde / zu hintertreiben.
Ferner vernahme man / mit Brieffen / vom 17. dieses / auß Presburg /
daß / als jüngstens einige Kayserl. Reutterey von Sommerein die Gegend
und Uffer des Wasser verkundschafftet / selbe in Durchsuchung des Gebüsch
etliche Rebellen zu Pferdt sitzende angetroffen / diese gleich in die Flucht
ge=
schlagen / und einige davon gefangen genommen. Den 15. dieses wäre der
Herr General von Weyller / sambt dem übrigen Geschütz / von Somerein in
das Laager bey Presburg marschiret / allda auch die übrige Königliche
Dähnis. Truppen glücklich ankommen / mithin der Schiffmeister von Lintz /
Herr Coppenjäger / seine Liefferung wohl und rühmlich vollbracht. Den 16.
Dito habe man mehrmahlen 64. Rebellen gefänglich eingebracht / derer
sambt=
lichen Aussage in deme bestanden / daß die Rebellen noch immer in grosser
Forcht / wegen jüngster Schlacht / stünden.
Jtem erhielt man auß Hermanstatt mit Brieffen / vom 24. Julii / die
Nachricht / daß allda die Kundschafft eingeloffen / daß sich die Rebellen über
Halß und Kopf zusammen gezogen / und davon 5000. Mann den Marsch
bey Egeth über die Maros genommen; wohin aber das Absehen gericht /
könne man noch nicht eigentlich wissen; Jnzwischen wären 4. Kayserl. Regi=
menter von der Reutterey auff guter Hut / und / falls die Unpäßlichkeit des
allda commandirenden Herrn General / Baron von Kriechbaum / zulassen
werde / solle dieser Willens seyn / in das Feld sich zubegeben.
Auch wurde auß Arrath / mit Briefen / unterm 30. Julii / erwehnet /
daß zwar allda die bißherige Seuche wieder nachgelassen / allein in dem
Türckischen solle selbige noch viele Leuthe hinweg reissen; Jedoch diesem ab=
zuhelffen / wäre ein Arabischer Doctor zu Temeswar ankommen / welcher
vorgeben / so lange man ihme nicht 90. Christen=Köpffe / so viel Hertze und
rechte Hände / wie auch einen Geistlichen / nebst einem Vaß Wein / lieffern
wurde / umb darauß ein Mittel für die Pest zu machen / selbe nicht
auffhö=
ren dörffte; dahero man auch 4. dergleichen gestümelte Cörper bereits
gefun=
den; und / über das / wären noch mehrere Leuthe abgangen; wie dann die
Jnwohner umb Caransebes bey zwey Türcken 7. Christen=Köpff gefunden;
auch hätten die Türcken in der Jnsul allerhand Ungelegenheit verursachet /
und / unter andern / zwey Häuser außgeplündert.
Ferner wurde von Szegedin / mit Brieffen / unterm 2. Augusti / be=
richtet / daß die Rebellen einige Täg hero alldorten mit Verbrennung der
Früchten im Feld wieder übel gehauset; hielten aber darmit etwas
still / deme die Ursach beygemessen werde; weilen man denen Rebellen
an=
deuten lassen / wann sie ferners fortfahren solten / denen Köcskemetern
und andern Orthen durch die Raitzen eben desgleichen geschehen werde;
Zu Szenta habe jüngstens eine Rebellische Parthey einen Angriff gewaget /
sie wäre hingegen nit allein tapffer abgewiesen worden / sondern es habe auch
dasiger Capitain mit 20. Wägen Heyducken und seinen Hussaren denen
Rebel=
len nachgesetztet / und selbe in die Flucht geschlagen / über 30. davon erlegt /
auch einige gefangen eingebracht; bey diesen Streich wären derer Szentauer
nur 6. Mann verlohren gangen / der Capitan aber tödtlich verwundet worden.
Daß durch die gifftige Seuche in dem Türckis. noch viele Leuthe hinfallen /
seye gewiß / jedoch wolle ein in Temeswar angekommener Arabier selbige
ver=
treiben / wann er eine gewisse Anzahl Christen=Köpffe habe / und das
die=
ses keine erdichte Sache; wäre darauß abzunehmen / daß man / unweit
Tür=
ckis. Lippa / etliche Christen=Cörper ohne Köpff angetroffen; Jngleichem die
Raitzen bey einem Türcken zu Caransebes 7.Christen=Köpff gefunden hätten.
Dito wurde auß Constantinopel / unterm 9. Julii gemeldet; daß allda
ohnlängst des Kays. Residenten / Herrn Thalman / Frau Gemahlin / eine
ge=
bohrne Marescotin / mit todt abgangen; auch wären des Groß=Sultan
sei=
ne zwey eintzige Printzen / als der Murad den 1. April: und der Selim den
4. May / beede an der hinfallenden Kranckheit gestorben; darüber jener sich
dergestalt bestürtzet / daß er selbsten den 19. May in eine gefährliche
Kranck=
heit gefallen; welche anfänglich von seinem Leib=Medicus für ein hitziges
Fieber gehalten worden / hernach aber in die Kinder Blatern mit grosser
Le=
bens=Gefahr außgeschlagen. Den 3. May wäre der Capitain Pascia mit
der Türckischen Flotta / welche in 8. Kriegs=Schiffen und 22. Galeeren
be=
standen / auß dasigem Haven auß=und in das weisse Meer geseeglet. Die
Arabische Rebellen sollen die Stadt Basra völlig eingeschlossen / und in
all=
dortiger Gegend grossen Vortheil gemacht haben. Sonsten müsten die
Frantzosen und deren Gesandten Leuthe von denen Türcken nicht wenig
ley=
den; immassen jüngstens der Groß=Vezier einem Frantzösischen Medicus /
weilen dieser zu Pferd in Constantinopel angetroffen worden / 80. Prügel
auff die Füß geben lassen; ingleichem wären kürtzlich 2. Frantzösische
Schif=
fe von dem vorgedachten Capitain Pascia hinweg genommen / und die
da=
rauff gewesene Frantzosen auff die Galeeren geschickt worden; eben diese
Ge=
fährlichkeiten hätten auch die PP. Missionarien / als welchen sehr nachgestellt
werde / außzustehen; Sonsten seye alldorten eine unleydentliche Hitz / und
ein grosser Abgang des siessen Wassers.
Auß Pohln / von dem 9. Augusti. Daß der König Stanislaus / bey
welchem der Frantzösische Gesandte / Mr. Bonac, sich starck sehen lasse / dermah=
len noch zu Marienburg sich befinde / und nicht ehender aufbrechen
dörff=
te / bis die erwartende Schwedisch=und Littauische Truppen werden bey
ihme angelangt seyn; wie dann schon in Posen für 6000. Schweden / die man
auß Pommern gewärtig / vieles Proviant herbeygeschafft werde. Auß
Mo=
scau wäre zwar nichts Gewisses eingeloffen; dem Ruff nach / aber / solle
an dasigen Gräntzen mehrmahlen ein scharffes Gefecht vorgangen seyn /
und dabey beede Theil eine grosse Niderlag erlitten haben.
Auß Neapel / von dem 24. Julii. Daß der Printz di Montesarchio
zum General über die Galeeren / und Marchese Faletti zum Cammer=Præsi-
denten ernennet / der Printz di Masciagna aber / wegen gewisser Ursachen / in
Versicherung genommen worden. Belangend dasigen Vice=König / lasse
derselbe sich noch / wie vor / alles Ernsts die Regierung angelegen seyn / umb
selbige auff erwünschten Fuß einzurichten.
Auß Livorno / von dem 26. Julii. Daß alldorten kaum 6. Galeeren des
Duca di Tursis auß Marsilien eingeloffen / so wären gleich 4. davon gegen
Palermo, und 2. andere nach Longone, zu Dienst daselbigen
Commendan=
tens / abgangen.
Auß Rom / von dem 28. Julii. Daß allda ein Currier auß Avignon
vom selbigen Vice-Legat die Nachricht gebracht / wasmassen alldorten / auff
Päbstl. Befehl / wohl biß 3000. Mann zusammen gebracht werden könten;
aber / wie der Nuntius auß der Schweitz berichtet / dörffte es mit denen
ange=
suchten viertausend Mann schwer hergehen.
Auß Genua / von dem 28. Julii. Daß allda der Marchese di Monte
Leone des Hertzogen von Anjou Gesandter / von Antibo, und eine Tartana
auß Marsilien ankommen / welche gemeldet / daß alldorten 10. Galeeren / und
so viel andere Schiffe mit 20. biß 30. Stucken außgerüstet würden / umb
die Posten von Provence mit Volck / und anderen Nothwendigkeiten
versehen zu können. Von Oneglia wäre die Nachricht eingeloffen / Zei=
tung zu haben / daß Jhre Catholische Majestät / die Spannische Königin / den
21. Julii zu Barcellona glücklich angeländet.
Auß Ferrara / von dem 29. Julii. Daß nach Lago Scuro, welches
mit 2000. Päbstl. Soldaten besetzet worden / auch einiges grobe Geschütz
geführt werden solle; Jndessen streiffeten die Hussaren biß an die
Bologne=
sische Gräntzen.
Auß Venedig / von dem 4. Augusti. Daß die Fahrzeuge von
Senega-
glia zuruck kommen / mit denen man vernommen / daß der alldasige Jahr=
Marckt etwas schlecht abgeloffen; weilen alldorten die Soldaten Kauffer
und Verkauffer abgeben; auch sowohl die Kayserl. als Päbstl. Soldaten an
dasigen Gräntzen in Bewegung begriffen.
Auß Groß=Britannien / von dem 31. Julii. Daß bey Jhro Groß=
Britannischen Majestät der Moscowitische Gesandte die Abschieds=und
der Modenesische seine erste Audientz gehabt. Von der Jnsul Wicht
ver=
lauthe / daß allda die eingeschiffte 12. Regimenter zu Fuß / sambt einem
Dra=
goner Regiment / ohne noch 1200 Mann auß Jrrland zu erwarten / mit dem
General Earle und Ritter Bings / vermittels guten Wind / abseeglen
wer=
den; diese letztere hätten verschlossene Ordre / mit dem Befehl / selbige nicht
ehender zu eröffnen / biß bey einer gewissen Höhe; die Flotta habe für 4. Mo=
nath Lebens=Mittel / und vieles Geschütz / auch eine grosse Menge Kriegs=
Gezeug bey sich.
Auß Holland / von dem 7. Augusti. Daß die Herren Abgeordnete
auß dem Haag bereits abgangen / umb an denen Gräntzen Jhro Majest. die
Königin von Portugall / im Nahmen derer General Staaten zu
empfan=
gen. Jn besagtem Haag habe man die Nachricht erhalten / daß die Feinde
das Land von Waes wieder verlassen / und zu ihrer Armee / zwischen Gend
und Brügg / sich zuruck begeben.
Auß Brabant / von dem 7. Augusti. Daß das schwere Geschütz / in
150. halben Carthaunen und 50. Mörsern bestehend / nebst einer grossen
Menge Bomben / Kuglen / Grenaden / Pulffer und anderen Kriegs=Gezeug /
unter Begleitung des Hessischen Corpo / nach der grossen Armee abgeführt
werde; allda in wenig Tägen eine solche Anzahl grobes Geschütz zusammen
kommen solle / daß man etliche Belaagerungen zugleich damit vornehmen
könne; und weilen man zu Rüssel deswegen sehr bekümmert / als wäre der
geweste Chur=Fürst von Cölln / sambt vielen andern Persohnen / von dar
hinweg / und tieffer in Franckreich gangen.
Auß Schwaben / vom 13. Augusti. Daß eben selbigen Tag die Bagage
Jhrer Hochfürstl. Durchl. des Herrn Bischoffen zu Osnabruck und Ollmütz /
welche sich dermahlen / nebst dem Herrn Abbten von Stablo / bey Dero Herrn
Brudern / dem regierenden Hrn. Hertzogen / zu Lüneville befinden / auß Jtalien
zuruck kommend / durch Augspurg nacher Osnabrück ferners abgangen.
Auß der Schweiz / von dem 9. Augusti. Daß man alldorten auß
Franckreich die Nachricht habe / daß / gleichwie die Alliirte Partheyen durch
Flandern biß gegen Pariß gestreiffet / eben ein solches die Alliirte durch
Sa=
voyen biß Lyon zuthun sich unterstanden / mithin so wohl am Königl. Hof / als
in dem gantzen Reich eine grosse Bestürtzung verursachet; und / damit Jhre
Kö=
nigl. Hoheit / der regierende Hertzog zu Savoyen / nicht weiters
durchdrin=
gen möchten / habe der König / auff Ersuchung des Villars / und
Einra=
thung des Cattinats / auch Gutbefindung der Madame de Maintenon, un=
verzüglich durch eygends Abgeschickte den ermessenen Befehl ergehen lassen /
daß unverweilt 12. Battaillons von dem Obern=Rheinstrohm: 10. auß
Roussillon: 6. auß Provence: und 6. auß Languedoc nach dem Delphinat
marschieren solten / umb besagten Villars zu verstärcken; welcher aller Orthen
vor dem Hertzogen von Savoyen / von dessen Truppen ein Theil zwischen
Morienne und Chambery stehe / ein anderer Theil aber das veste Berg=
Schloß Exilles berennet habe / in höchster Eyl weichen müssen. Vermög
der Nachricht von Tortosa vom 21. Juli / waren die Frantzosen in die
Er=
frischungs=Quartieren gangen / die Alliirte Armee aber / unter dem Herrn
General Feld=Marschalln / Graffen von Stahrenberg / sich noch unweith
Tarragona befinden solle.
Von dem Elbstrohm / vom 10. Augusti. Daß jüngstens der König
in Preussen seine vorgehabte Reiß wieder eingestellet; hingegen der König
Augustus seine auß Sachsen nach denen Niderlanden / mit einem kleinen
Gefolg / angetretten / und damit solche glücklich von statten gehe / werde
in gantz Sachsen deswegen gebettet.
Ankunfft derer Hoch=und nideren Stands=Persohnen.
Den 15. Augusti.
- Carntner=Thor. Herr Bellin / vom
Wolffskellischen Regiment / kombt auß
Ungarn / logirt im wilden Mann. - Herr von Neptsperg / Landman / und Herr
von Tömpach Lieutenant in Steyer /
kommen von dannen / logiren im gul=
denen Greifen. - Herr Hauptmann Cameller vom
Teutsch=
meisteris. Regiment / kombt von Pres=
burg / logirt in der guldenen Ganß.
Den 16. Dito.
- Herr General Baron von Sickingen /
- kombt von Stockerau / logirt in seinem
Hauß. - Herr Onelli / Hauptmann vom
Teutsch=
meisteris. Regiment / kombt auß dem
Reich / logirt in der guldenen Anten. - Stuben=Thor. Herr Postmeister von St.
Pölten / kombt von Wesel / logirt im
Post=Ambt.
Den 17. Dito.
- Carntner=Thor. Herr Cariglo
Haupt=
mann vom Thaunis. Regiment / kombt
auß Neapel / geht gleich zum Herrn
Vice=Kriges=Præsident.
Lista deren Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 5. Julii.
- Dem Andre Grill / Gürtler / und Susanna
sein. Ehew. ihr T. Maria Anna.
- Dem Stephan Joseph Näglmair und
Ma=
ria Theresia sein. Ehew. ihr T. Bar=
bara Theresia.
- Dem Niclas Poschinger und Eva seiner
Ehew. ihr T. Maria Elisabetha. - Dem Philipp Kellner und Maria seiner
Ehew. ihr S. David Adam. - Dem Philipp Anderer und Elisabetha sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Leonhard Voilhard und Anna
Ma=
ria sein Ehew. ihr T. Anna Catharina. - Zwey arme Kinder Anna Maria und
Ma=
ria Magdalena. - Dem Georg Pirnbaum und Elisabetha
sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabetha. - Dem Lorentz Löw und Ursula sein. Ehew.
ihr T. Maria Magdalena. - Dem Georg Griger und Anna Maria sein.
Ehew. ihr T. Joh. Theresia Cunigund. - Dem Christian Huber und Barbara seiner
Ehew. ihr S. Adam Anton Joseph.
Den 6. Dito.
- Dem (Titl) Herrn Peter Anton
Hille=
brand von Brandau / Kays. Hof. Cammer=
Rath / und (Titl) Frauen Maria Anna
Antonia / gebohrner von Prambs / seiner
- Frau Gemahlin / ihr Herr Söhnl Joseph
Baptist Barthlme Peter Joseph. - Dem Anton Kren und Martha sein. Ehew.
ihr T. Maria Anna Antonia. - Dem Christian Zorn und Barbara seiner
Ehew. ihr S. Joseph. - Dem Philipp Schöckel und Maria seiner
Ehew. ihr S. Peter Paul. - Dem Johann Lederer und Maria seiner
Ehew. ihr S. Englhart Octavian. - Dem Georg Grieser und Maria sein Ehew.
ihr S. Lorentz. - Dem Andre Moser und Eleonora seiner
Ehew. ihr T. Johanna Barbara. - Dem Henrich Gibirsch und Theresia seiner
Ehew. ihr T. Maria Anna Antonia.
Den 7. Dito.
- Dem Johann Redl und Regina sein Ehew.
ihr T. Johanna Catharina. - Dem Kilian Rheinhard und Maria
Christi=
na sein. Ehew. ihr S. Jos. Anton Kilian. - Dem Zacharias Weber und Maria Anna
sein. Ehew. ihr S. Jgnati Mathias.
Lista derer Verehelichten in und vor der Stadt.
Den 1. Julii.
- Johann Brändl / Kutscher / mit
Catha=
rina Archettin. - Mathias Lohmüller / Schneider / mit
Ma=
ria Elisabeth Glaserin. - Herr Johann Baptist Perdonasco / Herren=
Koch / mit Frauen Catharina Lamperthin. - Jakob Holländer / Maurer Wittiber / mit
Margaretha Sencklerin. - Simon Pontal / Schneider / mit
Catha=
rina Crainerin. - Georg Hell / mit Rosina Wenigerin
Wittib. - Jakob Schmid / Tischler / mit
Marga=
retha Millingerin. - Thomas Kayser / Gartner / mit Salome
Böcklerin. - Herr Johann Spiglbauer / Marcktrichter
Wittiber / mit Jungfr. Maria Händlin. - Johann Kneiter / mit Eva Elisabetha
Schmidin.
- Gregori Andre Fridmann / Gardi=Soldat /
mit Anna Maria Görzin. - Caspar Weschhofer / mit Eva Halmerin.
- Wolffgang Kaltenmarker / mit Maria
Elisabetha Hochbauerin. - Johann Paul Pürstinger / Hafnergsell /
mit Maria Aschingerin. - Thomas Teuffel / Kayserl. Obrist=Schiff=
Ambts=Haußknecht / mit Maria Mag=
dalena Silberbaurin.
Den 2. Dito.
- Stephan Jacon / Kutscher / mit Helena
Bohamin. - Johann Dünsel / Schneider / mit Maria
Wisiackin. - Anton Schwätzer / Deckenmacher / mit Eva
Rosina Haberkornin Wittib. - Johann Jacob Spath / Tischler / mit
Ur=
sula Baumanin. - Anton Mitschonzky / Musicus / mit Agnes
Benz⟨er⟩in,
Den 3. Dito.
- Mathias Pointner / Tasseldecker / mit
Magdalena Bergmanin Wittib. - ⟨A⟩lbert Zeller / Burgerl. Lebzelter / mit
Maria Regina Reisserin Wittib. - ⟨A⟩nton Eberl / Burgerl. Schiffmeister
Wit=
tiber / mit Eva Rosina Leimerin. - Joseph Deissenhofer / mit Maria Catha=
- rina Nußdorferin.
- Johann Georg Fill / mit Maria Anna
Loiblin Wittib.
Den 4. Dito.
- Michael Koffler / Schneider / mit
Mar=
garetha Mayerin. - Leopold Joseph Löw / Gardi=Soldat / mit
Susanna Ederin.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 15. Augusti 1708. starb
- 〈…〉 D. Johann Heussinger / Levit auff
der Bischofflichen Chur bey St.Stephan /
alt 36. Jahr. - Dem Georg Wolffsmüller / Hofbefreyten
Schuester / beyn 3. ⟨Lilt⟩en am alten Kien=
marckt / sein Kind Tobias / alt 4. Jahr. - Dem Johann Ott / Laggey / im
Jacober=
stadl in der Annagassen / sein Kind Ro=
sina / alt 5. Jahr. - Justina Pletlerin / Soldaten=Wittib / auff
der Biber=Pastey / alt 80. Jahr. - Wentzl Stämpel / Jhro Majestät / der
Ver=
wittibten Kayserin / Hartschier / am
Spitlberg / alt 60. Jahr. - Dem Martin Millegg / Burgerl. Schuester /
auff der Widen / sein W. Mar. alt 30. J. - Dem Paul Lehner / Laggey / am Spitlberg /
sein Kind Thomas / alt 4. Wochen. - Dem Lorentz Kirchmair / Maurergeselln /
in der Leopoldstadt / sein Kind Christian /
alt 1. Tag.
Den 16. Dito.
- Dem (Titl) Herrn Ludwig Beaulaincourt /
Baron von Golnee / Kayserl. Obrist=
Lieutenant / beym guldenen Bärn am
alten Fleischmarckt / sein Freyle Töchterl
Maria Josepha / alt 14. Tag. - Herr Samuel Berterman / Wechsel=Herr /
im Löwenstockis. Hauß in der Obern=
Beckerstraß / alt 56. Jahr. - Georg Frisch / Postknecht / beym rothen
Engl in der Wollzeil / alt 49. Jahr. - Dem Thomas Peschl / Gardi=Soldat / auff
der Münchpastey / sein Kind Johann / alt
1 viertl Jahr. - Maria Wincklerin / Waiß / im Burger=
Spital / alt 14 Jahr.
- Frantz Berckhammer / im Kranckenhauß /
alt 43. Jahr. - Dem Herrn Joseph Reisner / Proviant=
Officier / auff der Landstraß / sein Frau
Regina / alt 37. Jahr. - Dem Jacob Bangruber / Zimmergeselln /
in der Roßau / sein Kind Wolfgang / alt
7. viertl Jahr. - Dem Johann Zimmerman / Zimmergeselln /
ausser Maria Hülff / sein Kind Veroni=
ca / alt 6. viertl. Jahr.
Den 17. Dito.
- Dem Herrn Johann Frantz Hertzog / Fürst
Schwartzenbergis. Secretarius / bey der
Ungaris. Cron in der Himmelportgassen /
sein Söhnl Carl / alt 9. Jahr. - Dem Johann Auer / Burger / in seinem
Hauß in der Waringergassen / sein Weib
Helena / alt 35. Jahr. - Berdolt Fux / Schreiber / bey St. Ulrich /
alt 22. Jahr. - Dem Dominicus Egner / Bestandwürth /
in der Josephstadt / sein Kind Maria /
alt 6 Wochen. - Simon Pfleger / Laggey / in der
Joseph=
stadt / alt 30. Jahr. - Dem Georg Hainl / Gardi=Soldat / am
Spitlberg / sein Weib Anna / alt 32. J. - Dem Lorentz Hofstetter / Schuehmacher /
untern Felbern / sein Weib Martha / alt
96. Jahr. - Jacob Köberl / Anstreicher / in der
Wa=
ringergassen / alt 36. Jahr. - Dem Martin Wäscher Brodsitzer / am
Neu=
stifft / sein K. Ursula / alt 4. Jahr. - Der Eva N. ledigem Menschen / zu Erdberg
ihr Kind Franz / alt 11. Wochen.
Von der /
Unter Ihro Churfürstlichen Durchleucht zu
Braunschweig Lüneburg ꝛc.
Am obern Rhein stehenden Kayserl. und Reichs=
Armee.
Auß dem Kayserl. Hauptquartier / bey Mühlberg / vom 6. biß 10. Augusti
1708.
Den 6. Augusti. Der Kayserl. General=Feldmarschall / Freyherr von Thüngen /
ware / wiewohl noch nicht völlig von dessen Unpäßlichkeit befreyet / in dem
Haupt=Quartier wieder angelangt; so ware auch des Kayserl. General=Feldmarschal=
len / Herrn Graffen von Cronsfeld / Bagage in besagtem Haupt=Quartier
einge=
ruckt / daselbsten man gedachten Herrn General in wenig Tägen auch gewärtig.
Den 7. Dito. Die feindliche Schiff=Brucke / dazu 94. Schiffe dem Rhein herunter
kommen / ist noch nicht zum völligen Stand gebracht; weilen noch etliche wenige
Schif=
fe abgehen / welche darzu gestossen werden sollen; Bey selber Fertigung / sich derer Feinden
Vorhaben / welche 40. Stuck bey sich führen / und 26000. Mann starck seyn sollen / äus=
sern dörffte.
Den 8. Dito. Heute hatten die Feinde eine General=Furragierung biß gegen
Kling=
münster und Pelican gethan / wie sie dann auch schier täglich von Langenkandl
herab=
werths ein gleiches thun / und dabey grosse Unordnung verüben / auch keiner eintzigen
Frucht verschonen.
Den 9. Dito. Alldieweilen das Vorhaben / so der Kayserl. General / Herr Graff
Mercy / bewerckstelligen sollen / bey denen Frantzosen kundbahr geworden / also / daß selbige
gute Gegen=Veranstaltungen vorzukehren das Geringste nicht erwinden lassen; So
hat=
ten Jhro Churfürstl. Durchl. zu Braunschweig=Lüneburg / gedachten Herrn General /
Graff Mercy / mit seiner unterhabenen Mannschafft / so sich biß auff 9000. Mann
erstre=
cket / auß dem Schwartz=Wald zuruck und wieder anhero beordret / umb demnach
hie=
siger Orthen gesamter Hand etwas vorzunehmen; welches sich umb so leichter wird
thun lassen / weilen von allen Orthen und Enden die Kundschafft einlauffen / daß der
ge=
wesene Churfürst von Bayern eine starcke Mannschaft von vielen Bataillonen nach dem
Delphinat / den Villars damit zuverstärcken / abgeschicket habe.
Den 10. Dito. Das Ubergehen derer Frantzosen ist unaußsprechlich groß / der=
gestalten / daß alle Tag zwölff / und noch mehr / die meiste aber auff Landau kommen; wie
dann / vermög dasigen Commandanten Bericht / in wenig Tägen / alldorten biß 400.
Reutter und Hussaren angelangt; ohne was über das Gebürg auff Kayserslauthern /
und nach andern besetzten Posten sich begiebet; und wolten die feindliche Hussaren / derer
Vorgestern 2. Partheyen zu erwehntem Landau ankommen / versichern, daß
nech=
stens noch mehrere folgen würden.