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Wiennerisches DIARIUM

Nr. 447, 12.–15. November 1707

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[1]

Wienn / vom 12. biß 15. November / 1707.

SAmbstag / den 12. November. Heute vernahme man auß Arrath /
mit Brieffen von dem 28. October / daß der alldasige Herr Commen=
dant
/ Obrist de Wilson beschäfftiget / eine Menge Holtz für den Win=
ter
in die Vestung zu schaffen / welches umb so viel mehr von statten gehe;
als seithero eines Monaths von einem Rebell / zwischen der Theyß / Ma=
ros
und Körös / nichts zu sehen; wie dann daselbst / den 27. besagten Monaths
October / ein eigens Abgeschickter auß Siebenbürgen jenseits der Maros
über Totvaradia und Lippa / ohne Anstoß / ankommen / mitbringend / daß
die Käyserliche bey Weissenburg etliche tausend Rebellen verjaget; deswe=
gen
von denen zu Arrad befindlichen Raitzen / unter dem Ober=Capitain
Teckely / in 1000 Mann starck / zu Pferd und Fuß / gegen der Hallmad auß=
gangen
/ umb zu sehen / ob von besagten aufeinander verjagten Rebellen
was anzutreffen.

Dito wurde mit Brieffen / unterm 7. November / von Peterwardein ge=
meldet
/ daß man daselbsten Zeitung erhalten / ob habe die gifftige Seuche
in dem Türckischen wieder aufgehöret / mithin der Handel und Wandel / so
etwas gesperret gewesen / sich wieder eröffnet.

Eodem wurde man mit Brieffen / unterm 9. November / von Offen
benachrichtiget / daß man zwar alldorten mit der Wein=Lösung in grösten
Sorgen gestanden / umb nicht von denen Rebellen / so sich sonst täglich umb
die Vestung aufgehalten / überfallen zuwerden; nach dem aber Selbe erfah=
ren
/ daß der Herr Ertz=Bischoff von Gran / wegen des Zehend sich mit
dem Collozienser verstanden / wäre nicht allein gedachter Zehend durch
sein allda Angestelte / ohne Hindernuß / sondern auch das gantze Lösen von
kleinem biß zum grossen also eingebracht worden.

[2]

Sonntag / den 13. November. Heute haben bey Jhro Kayserl Maj.
die dahier anwesende Hochfl. Hessische Herren Gesandte / welche jüngstens / im
Nahmen Jhrer Hochen Principalen / die Reichs=Lehen empfangen / die Ur=
laubs
=Audientz genommen; demnach dieselbe sich ehestens wieder von hier
begeben werden.

Montag / den 14. Nov. Nachdeme Jhro Kays. Maj Dero Hoff=Kriegs=
Rath / und letzt an der Ottomanis. Porten gewesenen Extra - Ordinari Abge=
sandten
/ (Titl) Herrn Christoph Jgnati / Edlen Herrn von Guarient und
Raal / allergnädigst benennet / umb abermahlen nacher Sclavonien und
Sirmien abzugehen / alldort nicht allein der von der gesambter Rätzischen
Nation allerunterthänigst gebettener Wahl eines neuen Metropoliten ,
oder der Orientalischen Kirchen=Haupts / als Kayserl. Hoff=Deputirter /
beyzuwohnen / sondern auch Dero Privilegien / und andere allergehorsambst
ansuchende Petita , sowohl in Geistlichen / als Kriegs=Sachen / zuvernehmen /
und folglich / dessen beywohnenden guten Eigenschaft und habender voll=
ständigen
Erfahrenheit nach / mit disem Volck abzuhandlen / auch das meh=
rere
in Sachen vorzukehren; Als ist zu solchem Ende wohlgedachter Herr
Kriegs=Rath heute bereits dahin abgereyst; vor welcher Abreyß aber
haben allerhöchsternandte Kayserl. Majestät denselben / in allergnädig=
ster
Erwegung seiner in schon verschidenen offentlichen Staats=Vertrettun=
gen
/ und obgehabten Extra - Ordinari Abgesandschafften erzeigten Lobwürdi=
gen
Verrichtungen / mit Dero Kayserl. von kostbahren Diamanten versetzten
Bildnuß beschencket / und annebenst bey dessen Zuruckkunfft deren Kayserl.
Gnadens=Bezeugungen in mehrerem allergnädigist versichert.

Dienstag / den 15. November Heute / als auff dem Fest des H. Leopold /
Marggrafen und Patron des Erzherzogthum Oesterreich / haben beede Re=
gierende
Kayserl. Majestäten / nebens Jhro Hochfürstl. Durchl. der Printzessin /
Elisabetha Christina / Hertzogin von Braunschweig=Wolffenbüttel / zu Clo=
ster
Neuburg / dahin Sich dieselbe gestern in Begleitung vieler Cavallieren
und Damen erhoben / in alldasigem Fürstl. Stifft deren WW. EE. regulirten
Chor=Herren S. P. August. der Andacht beygewohnet / sodann / nach daselbst
eingenommenem Mittagmahl / zu Wasser dahier wieder angelangt; Nach
welcher glücklichen Zuruckkunfft / allerhöchstgedachte Kayserl. Majestät dero
mit Diamanten und anderen kostbahren Steinen besetzten Hirschfänger von
der Seithen genommen / und mit solchen dero Obristen=Hof und Land==
germeistern
/ Jhro Hochfürstl. Gnaden von Lamberg / als dero Nahmens=Tag
heute gewesen / zu Bezeigung dero besonders zu deroselben tragenden Kay=
serl
. Zuneygung und Wohlgewogenheit / allergnädigst beschencket.

Eodem hat eine Löbliche Oesterreichische Nation hiesiger uhralten Uni-
versi
tät
das Fest ihres Schutz=Patron in allhiesiger St. Stephans Dom=

[3]

Kirchen auff das Feyerlichst begangen; dabey den Gottes=Dienst / unter ei=
ner
fürtrefflichen Music und doppelten Chor Trompeten und Paucken / Jhre
Hochfürstliche Gnaden / der Herr Bischoff zu Wienn / verrichtet / die Ehren=
Rede aber / auff Antragung dermahligen Oesterreichischen Nation Procura-
toris
, Jhrer Hochwürden / P. Gabrielis Frölich, Soc. JESU, SS. Theologiæ
Doctoris , ein 15. jähriger Eloquentiæ Studiosus , Nahmens Johann Caspar /
de Duelli , des Königreichs Ungarn Ritter / mit grossem Ruhm gehalten.

Dito seynd heute Jhre Durchleuchtigste Eminentz / der Herr Cardinal
und Hertzog von Sachsen=Zeitz / wie auch Ertz=Bischoff zu Gran / mit ei=
nem
kleinen Gefolg von hier wieder nacher Presburg abgereyst; hingegen
ist der bey dem König auß Schweden geweste Käyserl. Hoff=Kriegs=Rath
und Gesandte / Herr Ludwig / Graff von Zintzendorff und Wasserburg / auß
Schlesien dahier angekommen.

Ferner ist von der an dem Obern Rhein / unter Commando Jhrer Chur=
fürstlichen
Durchl. zu Braunschweig=Lüneburg / stehenden Kayserlichen und
Reichs Armee hierbeykommende Continuation - Diarii , von dem 4. biß 7. No=
vember
: und eine von der / unter dem Fürsten zu Mindelheim und Hertzogen
von Marlboroug / wie auch Herrn General Feld=Marschallen / Graffen von
Nassau und Herrn von Oberkirchen / stehenden Alliirten Armee in Nieder=
land
/ von dem 28. biß 31. October / dahier eingeloffen; darauß zu ersehen /
daß besagte Kayserl. Armee nechstens den Feldzug schliessen / und die Win=
ter
=Quartier beziehen werde / die Alliirte in Niederland aber solches bereits
vollzogen habe.

Auß Pohlen / von dem 6. Novemb. Daß eines Theils dasiges Land
die Armeen völlig außgesauget / und andern Theils alldorten die böse Seu=
che
täglich mehrers umb sich greiffe. Jhre Czaarische Majestät haben Sich
mit Dero Erb=Printzen von Wilna nach Merecz erhoben / allda sich mit dem
Fürsten Menzikov / wegen jetzigen Begebenheiten / zu unterreden. Auch
sollen sich viele Moscowittische Truppen bey Osterlengo / unweit Grodno:
die Pohlnische Cron=Armee / unter dem Bischoffen von Cujavien und Cron=
Feld=Herrn Sieniawsky / in Wolhinien / und der Mazeppa in Kyow be=
finden
/ dessen Kossacken aber an dem Uffer der Weichsel herumb streiffen;
über welchen Fluß die zwey Brucken / unweith Warschau / abgebrochen;
und die Schiffe verbrennt worden. Der Primas Regni wäre / sambt dem
Cron=Unter=Cantzlern / nach Reisch=Lemberg abgangen / umb nechstens
die grosse Raths=Versamblung wieder vorzunehmen.

Auß Florentz / von dem 22. October. Daß allda der Abbt Salviati
von Rom ankommen / umb ferner nacher Franckreich und Spanien zu ge=
hen
/ die für dem Printzen von Bretagne / und dem sogenandten Printzen
von Asturien gewöhnliche Windelen zu überreichen.

[4]

Auß Neapel / von dem 23. Octob. Daß man daselbsten / wegen jüngster
Eroberung der berühmten Vestung und See=Haven Gaeta / ein herrliches
Danck=Fest begangen; dabey der Cardinal und Ertz=Bischoff / in Anwesenheit
des Kayserl. Plenipotentiarii, Herrn Grafen von Martinitz / den GOttes=
Dienst gehalten.

Auß Turin / von dem 27. Octob. Daß Jhre Königl. Hochheit die
Bündnuß deren hochen Alliirten wieder erneuert / mithin denen jenigen / wel=
che
sich was anders eingebildet / alle Hoffnung eines besondern Vortheils
benommen.

Auß Livorno / von dem 28. October. Daß der zu Rom befindli=
che
Minister des Hertzogen von Anjou, Duca d'Uceda , dem Duca di Tur-
sis
die Ordre gesandt / sambt seinen Neapolitanischen Galeeren / nacher
Messina abzustossen; dieser aber lieber nacher Marsillien seeglen wolte;
und habe solcher den Commendanten deren Galeeren / welche jüngstens von
Civita Vecchia ankommen / in Verhaft nehmen lassen; weilen selbiger /
bey Uberbringung einiger Lebens=Mittel / nicht länger zu Gaeta geblieben /
und den Duca d'Escalona , nebst andern Frantzösisch=Gesinnten / von der
Gefangenschafft erretten helffen.

Auß Rom / von dem 29. Octob. Daß alldorten eine Staffetta die
Nachricht gebracht / welcher Gestalten man zu Civita Vecchia 20. grosse
Schiffe sehe / ohne solche zu kennen / und wohin ihr Lauff gerichtet. Auch =
re
der Printz d'Elboeuf von Neapel / umb ferner nacher Barcellona zu reisen /
zu Rom ankommen / welchen Jhro Päbstl. Heiligkeit in der Beurlaubungs=
Audientz mit vielen kostbaren Sachen beschencket.

Auß Genua / von dem 29. October. Daß / von denen daselbst liegen=
den
Englischen Kriegs=Schiffen / einige geschwind die Ancker gehoben / und
in wenig Stunden auß dem Gesicht sich verlohren / umb etliche vornehme
Neapolitaner nacher Catalonien zu Jhro Catholis. Majestät / König CARL
dem Dritten / überzuführen; hingegen aber wären von des Duca di Tursis
Galeeren zwey zu Genua von Livorno angeländet.

Auß Mayland / von dem 2. November. Daß alldorten schon viele
vornehme Generalen und Officiers ankommen / auch werde Jhre Hochfürstl.
Durchl. Printz Eugenius von Savoyen stündlich erwartet; Jndessen bezie=
heten
die Völcker nach und nach ihre Winter=Quartieren / die Pfältzische aber
setzten ihren Marsch nach dem bestimbten Sammel=Platz fort / umb nach Cata=
lonien
eingeschifft zu werden / denen noch etliche Kayserl. Regimenter fol=
gen
solten.

Auß Venedig / vom 5. November. Daß allda der zu Rom gewe=
sene
Bottschaffter / Herr Gio. Battista Nani , angelangt / und von deme / was da=
selbsten
vorgangen / Bericht abgestattet; und weilen man den Hn. Giustiniani

[5]

von seiner Bottschaft an der Ottomannischen Pforten ablösen werde;
als solle mit nächstem auch die Wahl vorgenommen werden. Son=
sten
wäre der Hertzog von Mantua jüngstens sehr unpäßlich gewesen / so /
daß man an seinem Aufkommen schier gezweifflet.

Auß Spanien / von dem 17. Octob. Daß zu Madrit ein von Lerida
besonders abgeschikter die Nachricht überbracht / was massen der Hertzog
von Orleans sich gedachter Stadt bemächtiget / sodann selbe / weilen
ihrem rechtmässigen König / CARL dem III. treu gewesen / den 13. dieses
außplündern lassen; und wäre letztgedachter Hertzog beschäfftiget / das
Schloß ebenfals anzugreiffen / und zwar von der Seithen / auff welcher solches
1647. der Frantzös. Printz de Condé belagert / nachmals aber von des Königs
Philippi IV . Truppen hinweg geschlagen worden; Jndessen seye der Mr. Maho-
ni
, sambt seiner Mannschafft / gegen Alicante gangen / auff die Nachricht / daß
ein Theil von dieser Besatzung herauß gezogen und dem Milord Galloway
gesandt worden; Der Marquis de Bay aber habe sich nacher Badajos begeben /
alldorten auff den Portugesischen Grafen de St. Jean ein wachtsames Aug
zu haben / und zu verhüten / auff daß selbiger mit seinem Corpo nicht in Estre-
madura
einfallen möge. Von Cadix habe verlauthen wollen / daß der Rit=
ter
Hardy mit seiner Escadre auß Engelland zu Lissabon eingeloffen / und
die jüngst zu Gibraltar von Barcellona angelangte Kriegs=Schiffe ihren
Lauff ferner durch die Strassen fortgesetzet.

Auß Engelland / von dem 28. October. Daß bey dem zu Londen be=
findlichen
Churfürstl. Hannoverischen Gesandten so wohl die in=als außlän=
dische
Ministern die Glückwünschungen abgelegt / wegen des jüngst / bey an=
getrettenen
Commando Jhrer Churfürstl. Durchl. zu Braunschweig=Lünen=
burg
ꝛc. über die Kayserl. und Reichs=Armee am Obern=Rhein / von dem
Kayserl. General / Graffen Mercy / denen Frantzosen bey Offenburg beyge=
brachten
empfindlichen Streichs / und dadurch erhaltenen grossen Vortheils.
Von Portsmuth wäre Nachricht kommen / daß von dar 1000. Pferde / un=
ter
sicherer Begleitung / nacher Lissabon abgefahren / denen nechstens die
4. Regimenter / so auff der Jnsul Wicht fertig stehen / folgen werden; auch
gehe die Rede / daß noch solle ein anderer Succurs dahin seeglen / und dar=
zu
3. Grenadiers und ein Mann von jeder Compagnie der in dem gantzen
Königreich liegenden Militz genommen werden. Uber das werde versichert /
daß Jhre Majestät / die Königin von Groß=Britannien / die Macht zu Land
und See umb ein merkliches vergrössern / und deswegen der Schluß /
bey Anlangung des Fürsten zu Mindelheimb und Hertzogen von Marl=
boroug
/ sich äussern werde. Zu Guidhal solle ein Mann verurtheilt werden /
welcher angeklagt worden / 18. Weiber geheurathet zu haben / davon 2. zu
Londen und 16. in Jrland noch leben.

[6]

Auß Holland / von dem 4. November. Daß in dem Haag der Fürst
zu Mindelheim und Hertzog von Marlboroug / sambt dem Kayserl. Mini=
ster
/ Herrn Graffen von Wratislaw / den 3. Dito / von der zu Franckfurt an=
gestellten
Versamblung angelangt; und gedencke höchstbesagter Fürst / so=
balden
der Ritter Jennings mit seinen Kriegs=Schiffen und denen Jagten in
der Maaß eingeloffen seyn werde / nacher Londen abzufahren; als allda dessen
Gegenwarth höchst nöthig / indeme das Parlement den 3. dieses zu sitzen an=
fangen
sollen.

Auß der Schweitz / von dem 6. November. Daß durch Schaffhausen
der junge Graff von Metternich / den 5. Dito / nacher Berlin gangen / dem
König auß Preussen die Post zu bringen / daß derselbe / den 3 dieses Abends /
gegen 4. Uhr / von denen Ständen zu Neuburg und Valangin für einen
Fürsten dieses Hertzogthumb erkläret worden. Zu folg Pariser=Brieffen /
habe man allda von fernerer Belagerung des Schloß Lerida keine Zeitung /
wohl aber die Nachricht / ob hielte der Hertzog dasselbe nur bloquiret / umb
sich / wegen des annäherenden Succurs deren Allirten / wohl vorzusehen. Zu
Fontainebleau / allda sich anjetzo der Frantzösische Hoff befinde / wären aber=
mahlen
etliche Rebellische Ungarn ankommen / so von denen Häuptern
abgeschickt worden / umb Geld / Gewehr und Volck anzuhalten; Widri=
genfals
unmöglich denselben fallen werde / den gemeinen Mann bey der Re=
bellion
/ zu Frankreichs Diensten / länger zu erhalten; welche aber schlechtes
Gehör finden; Auch wolle besagter Hoff nichts von der Außwechslung der
Besatzung zu Susa hören / und habe beschlossen / ins künftige allen Gou=
verneurs
und Commendanten den Proceß machen zu lassen / welche sich /
als Kriegs=Gefangene / mehr ergeben würden.

Hoche Geburt.

Den 15. November brachte des (Titl) Herrn Christoph Carl / des Heil. Römis.
Reichs=Grafen von und zu Heyssenstein / der Römis. Kayserl. Majestät Cammerern /
deren Ni. Oe. Landen Regiments=Rath / und des Churfürstenthumb Mayntz Erb Marschal=
len
/ Herrn deren Herrschafften Sternberg / Oberwaltersdorff / Emerberg / Carlstein / und
Thoma / ꝛc. Frau Gemahlin (Titl) Frau Maria Anna Jsabella / gebohrne Freyfrau
von Gilleiß / eine Freyle Tochter glücklich zur Welt; welche noch disen Tag getaufft / und
Jhro die Nahmen Maria Leopoldina Catharina gegeben worden; dero Hochen Pathen
waren (Titl) Herr Johann Henrich / Graf Kokorschowitz von Stialoff ꝛc. und dessen
Frau Gemahlin (Titl) Frau Maria Catharina / gebohrne Gräffin von Heyssenstein ꝛc. in
deren Abwesenheit aber (Titl) Herr Graff Hubert Sigmund von Althan zu Zisserstorff ꝛc.
und seine Frau Gemahlin (Titl) Frau Maria Juliana gebohrne Gräffin von Trucksess ꝛc.

Ankunfft aller Hoch=und nidrigen Stands=Persohnen.

Den 13. November.

Rothen=Thurn. Herr Baron Neßlroth
Obrist=Lieutenant vom Virmondischen

Regiment / kombt auß dem Reich / log.
im Steurer=Hof.

Cärntner=Thor. Herr Reitzenstein / Haupt=

[7]

man von Raab / log. im wilden Mann.

Herr Jacob von Ballestratzi / Kayserl.
Cammer=Diener / kombt von Lintz / log.
in seinem Quartier.

Den 14. Dito.

Ein Cornet / vom Hohenzollneris. Regiment /
kombt von Tyrnau / log. am guldenen Pfauen

Stuben=Thor. Herr Obrist von Lambruch /
kombt auß Ungarn / logirt in der gulde=
nen
Sonn.

Rothen=Thurn. Herr Baron Merfeld /
kombt von Breslau / logirt im guldenen
Hirschen.

Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.

Den 3. October 1707.

Dem Herrn Frantz Joseph Entzbaum und
Maria Regina sein. Haußfr. ihr T. An=
na
Christina Clara.

Dem Herrn Wentzl Ungerman und Maria
Anna sein. Ehefr. ihr S. Christian Jo=
seph
Jacob.

Dem Herrn Simon Druckenbreun und
Judith sein. Ehefr. ihr T. Christ. Barbara.

Dem Lorentz Planck und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna.

Dem Philipp Stantzl und Maria sein. Ehew.
ihr S. Johann Georg.

Dem Carl Kastner und Barbara sein. Ehew.
ihr T. Maria Catharina.

Dem Friderich Khern und Maria Anna
sein. Ehew. ihr T. Susanna Eva.

Dem Joseph Hugl und Helena Theresia
sein Ehew. ihr S. Frantz Anton Jgnatz.

Den 4. Dito.

Dem Herrn Veit Millnitsch und Maria
Magdal. sein. Haußfr. ihr T. Anna Ther.

Dem Jacob Hugenhofer und Ursula sein.
Ehew. ihr T. Maria Elisab. Charlotta.

Dem Wolffgang Lob⟨o⟩mayr und Anna sein.
Ehew. ihr S. Frantz Johann Wolffgang.

Dem Johann Decoro und Margareth sein.
Ehew. ihr T. Maria Francisca Elisab.

Dem Johann Caspar Rein und Maria
Magdalena sein. Ehew. ihr S. Frantz.

Dem Mathias Hirschauer und Maria
sein. Ehew. ihr S. Frantz Simon.

Dem Tobias Grundner und Catharina
sein. Ehew. ihr S. Martin Joseph Frantz.

Dem Johann Märtz und Sabina sein.
Ehew. ihr S. Johann Frantz.

Dem Martin Khar und Theresia sein. Ehew.
ihr S. Frantz Joseph.

Dem Jacob Cameller und Barbara sein.
Ehew. ihr T. Johanna Eva.

Dem Henrich Richter und Anna Rosalia
sein. Ehew. ihr T. Johann Margaretha.

Dem Joseph Damagno und Margareth
sein Ehew. ihr S. Peter Anton.

Den 5. Dito.

Dem (Titl) Herrn Wolffgang Bernhard
von Schirmthall ꝛc. einer Löbl. N. O.
Landschaft bestellten Secretari / und
Anna Francisca gebohrnen Petronin von
Treuenfels seiner Frauen / ihr S. Jo=
hann
Baptist Dominicus Joseph.

Dem (Titl) Herrn Johann Christoph Mil=
ford
von Weghof und Anna Maria E=
leonora
sein. Haußfrauen ihr S. Frantz
Christoph Wentzl.

Dem Sebastian Stangel und Ursula sein.
Ehew ihr S. Frantz Albin.

Dem Philipp Schütz und Maria sein. Ehew.
ihr T. Anna Maria.

Dem Herrn Michael Schötz und Magdale=
na
sein. Ehefr. ihr S Johann Jgnatz.

Dem Johann Baptist Eninger und An=
na
Catharina sein. Ehew. ihr T. Bar=
bara
Eleonora.

Dem Frantz Löcher und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Frantz Anton.

Dem Johann Martin Winterleiter und
Maria sein. Ehew. ihr T. Maria Bar=
bara
.

Dem Herrn Georg Christoph Escherich
Kayserl. Proviant=Commissarius und
Maria Anna sein. Ehefr. ihr S. Jo=
hann
Melchior Damian.

Dem Peter Lackner und Brigita sein. Ehew.
ihre Zwilling Johann Jacob und Ma=
ria
Theresia.

[8]

Dem Augustin Lang und Maria sein Ehew.
ihr S. Frantz Jgnati.

Dem Johann Michael Habl und Anna Ma=
ria
sein. Ehew. ihr S. Hugo Adam.

Den 6. Dito.

Dem Mathias Deuffel und Eva sein. Ehew.
ihr S. Hieronymus Mathias=

Dem Mathias Sper und Johanna sein.
Ehew. ihr T. Maria Catharina.

Dem Joseph Frateglitz und Susanna sein.
Ehew. ihr S. Peter.

Dem Zacharias Linck und Anna Maria
sein. Ehew. ihr S. Georg Mathias.

Dem Paul Knauth und Sophia sein Ehew.
ihr T. Anna Maria Theresia.

Ein armes K. Maria Magdalena Sophia.

Den 7. Dito.

Dem (Titl) Herrn Johann Mathias von
Vorstern / Kayserl. Obrist Kriegs Commis=
sari
und Fr. Sidonia Theres. sein. Gemah=
lin
ihr S. Joseph Frantz Christoph.

Dem Hrn. Frantz Balthasar Nußdorfer und
Maria Dorothea. sein. Ehew. ihr T.
Eva Johanna.

Dem Balthasar Klinger und Catharina
sein. Ehew. ihr S. Joh. Christ. Thom.

Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 12. November 1707.

Dem Herrn Johann Georg Neck / Sub=
cantor
bey St. Stephan im gemeinen
Stadt=Hauß am Stephans=Freythof /
sein Kind Paul / alt dritt halb Jahr.

Dem Mathias Gstatter / Kayserl. Hoff=
Dames Thürhüter im Cornelis. Hauß
am Hof / sein Kind Mathias / alt 4. J.

Dem Carl Baumberger / Burgerl. Strümpf=
Stricker im Managetis. Hauß am grünen
Anger / sein Kind Anna / alt vierdt halb J.

Dem Michael Gangel / Bestand=Würth /
auff der Windmühl / sein Kind Frantz /
alt 5. Jahr.

Dem Mathias Löw / Schneider / am Neu=
stifft
/ sein Kind Joseph / alt 1. Jahr.

Dem Mathias Niderberger / Zimmer=
Gesell / auff der Landstraß / sein Kind
Anna / alt dritt halb Jahr.

Dem Johann Philipp / Linie=Wachter / am
Liechtenthal / sein Kind Sabina / alt
2. Jahr.

Dem Andre Samerstorffer / Kutscher / am
Neustifft / sein Kind Sigmund / alt 5.
viertl Jahr.

Dem Andre Moritz / Tagwercker / auff der
Widen / sein Kind Margareth / alt 8. J.

Dem Wolff. Thier / armer Mann / am Neu=
stifft
/ sein Kind Sophia / alt 4. Jahr.

Den 13. Dito.

Die (Titl Fräule Maria Anna von Ette⟨n=
nau
/ im Bondis. Hauß im Juden=Gäs=
sel
/ alt 26. Jahr.

Dem Michael Neuhold / Kayserl. Trabant /
im Huteris. Hauß in der Riemerstraß /
sein Kind Joseph / alt vierdt halb Jahr.

Dem Christian Windter / Burgerl. Schnei=
der
/ sein Kind Sophia / alt 1. viertl J.

Ferdinand Zechl / Gardi=Soldat / auff
der Schotten=Pastey / alt 64. Jahr.

Dem Herrn Jgnati Heger / untern Felbern /
sein Kind Dionysi / alt 3. viertl Jahr.

Antoni Kallowitzky / Kayserl. Hartschier /
in der Josephstadt / alt 70. Jahr.

Dem Lorentz Paucker / Burgerl. Gartner /
zu Baaden / auff der Landstraß / sein
Weib Eleonora / alt 28. Jahr.

Dem Johann Vorholtzer / Schreiber / am
Spitlberg / sein Kind Jacob / alt 1. J.

Dem Caspar Schraller / Schnürmacher /
am Liechtenthal / sein Kind Jacob / alt 2. J.

Dem Frantz Track / Tischler / bey St. Ul=
rich
/ sein Kind Maria / alt 7. viertl J.

Dem Peter Achhamer / Tischler / auff der
Wendlstatt sein Kind Elisabeth / alt 4. J.

Dem Johann Decker / Kutscher / sein Kind
Barbara / alt 4. Jahr.

Dem Veit Cuechmayr / abgedancktem Sol=
daten
/ auff der Landstraß / sein Kind
Mathias / alt 2. Jahr.

Dem Lorentz Haaß / Haußknecht / in der Al=
stergassen
/ sein Kind Barbara / alt 3.
viertl Jahr.

Der Maria N. einem ledigem Menschen /
auff der Landstrassen ihr Kind / alt 3.
viertl Jahr. . Den

[9]

Den 14. Novemb.

Dem Herrn Leopold Preissinger / Burgerl.
Leinwad=Handlern / in Karchis. Hauß
beym Waag=Hauß über / alt 3. Jahr.

Dem Johann Kreffel / Burgerl. Pf⟨aidl⟩er /
beym guldenen Löwen in der Kluger=
strassen
/ sein Kind Maria / alt 1. Jahr.

Dem Sebastian König / Burgerl. Wein=
leuthgeb
/ im Holtzeris. Hauß untern
Tuchläden / sein Kind Ursula / alt 5.
viertl Jahr.

Dem Thoma Gruber / Musico / in seinem
Hauß auff der Windmühl / sein Kind An=
na
/ alt 6. viertl Jahr.

Dem Frantz Stösel / Burgerl. Binder /
in seinem Hauß in der Josephstadt / sein
Kind Frantz / alt 5. viertl Jahr.

Dem Leonhard Baischel / Mahler / bey
Maria=Hülff / sein Kind Bernhard /
alt 3. viertl Jahr.

Dem Johann Lie⟨b⟩stöckl / Herrn=Gartner /
in der Leopoldstadt / sein Kind Antoni /
alt 6. viertl Jahr.

Dem Antoni Oehl / Bierleuthgeb / in
der Josephstadt / sein Kind Mathias /
alt 6. Jahr.

Dem Antoni Wahl / Laggey / im Peter
Marr Hauß am Spitlberg / sein Kind
Maria / alt 5. viertl Jahr.

Der Sophia Schamberlin / Wittib / auff
der Widen / ihr Kind Ursula / alt 3. v. J.

Den 15. Dito.

Dem Gandino Bussy / Burgerl. Stocko=

torer / im alten Fueter=Ambt auff der
hochen Brucken / sein Kind Frantz / alt
vierthalb Jahr.

Der Anna Stollhartin / Burgerl. Wittib
im Dämpffinger=Hof / ihr Kind Ma=
ria
/ alt viert halb Jahr.

Dem Mathias Siger / Burgerl. Glaß=
Schneider / auff der Widen / sein Kind
Ursula / alt 6 viertl Jahr.

Dem Georg Troian / Gardi=Soldat / bey
Maria=Hülff / sein Kind Anna / alt 1. J.

Dem Peter Achhamer / Tischler / auff der
Wendlstadt / sein Kind Eleonora / alt
5. viertl Jahr.

Dem Christoph Stowasser / Schneider /
am Neustifft / sein Kind Georg / alt 7.
viertl Jahr.

Dem Caspar Rohrmoser / Schneider / am
Neubau / sein Kind Elisabeth / alt 1.
halb Jahr.

Dem Stephan Sigl / Zimmer=Gesell / im
Villgrafischen Hauß in der Währinger=
Gassen / sein Kind Maria / alt 7. viertl J.

Martin Schuster / Tagwercker / welcher
den 12 dises in einer Stätten am Thu=
ry
gearbeitet / welche aber eingefallen
und ihn erschlagen / sodann ins Knöllis.
Hauß gebracht / und allda vom Kays.
Stadt=Gericht beschauet worden / alt
50. Jahr.

Dem Veit Lipp / Tagwercker / am Neu=
stifft
/ sein Kind Justina / alt dritt halb J.

CONTINUATIO DIARII,

Von der / unter Commando Jhrer Churfürstl. Durchl. zu Braaunschweig=
Lünenburg / im Reich stehenden Kayserl. Armee bey Ettlingen / von dem 4. biß
7. Novemb. 1707.

DEn 4. November ware Nachricht eingelauffen / es hätte damahlen / als die Feindli=
che
Armee von dieser Seiten abmarschiret / die Merode den Orth Schwartzach / bis
auff das kaum verschonte Closter / völlig außgeplündert / und wären die hinübergegangene
Frantzösische Truppen / ausser / was in ihren Linien / wo diesen Winter über der General
Pe⟨r⟩y Commandiren solle / verbleibet / in Ober=und Unter=Elsaß solchergestalt in die Quar=
tier
vertheilet / daß sie nicht allein / in bald erforderendem Fall / gleich beysammen / sondern /
hauptsächlich absehend künftiges Früh=Jahr den Feld=Zug zeitlich zueröffnen / desto

[10]

näher zur Hand seyn mögen; und solle auch der Marschall de Villars zu dem Ende das
Haupt=Quartier zu Straßburg / allda seine Gemahlin angelangt / genommen haben.

Den 5. Dito hatten Jhro Churfürstl. Durchl. über die jüngstgemeldte Außtheilungs=
Anstalt schon einige Regimenter Reutterey von dieser Armee abgehen: und thun sonsten
mit mehr zugebenden Commandirten und freywilligen Leuthen die ehistens gar zum
Stand kommende Linien=Arbeit auffs eyffrigste fortführen lassen; waren nicht weniger
ferners beschäfftiget / vor dero nächstens geschehenden Abreyß alles und jedes auffs beste
anzuordnen; wie selbe dann /

Den 6. Dito / zu dem Herrn General=Feld=Marschallen / Freyherrn von Thüngen /
welcher / Unpäßlichkeit halber / selbsten nicht außgehen können / sich verfüget / und / wegen
des in Dero Abwesenheit führenden Commando / eine lange Unterredung zusammen ge=
pflogen
.

Den 7. Dito ware schon ein Theil der Churfürstl. Hofstatt und Bagage von hinnen
voran abgangen / auff welche Seine Churfürstl. Durchl. Selbsten in höchster Persohn
mit Dero Herrn Ministern morgen zu folgen Willens seyn.

CONTINUATIO DIARII,

Von der / unter Commando des Fürsten zu Mindelheim
und Hertzogen von Marlboroug / wie auch des General Feld=
Marschallen / Graffen von Nassau und Hrn. von Overkirchen / stehenden und
Alliirten Armee in Niederland / bey Brüssel / vom 28.
biß 31. Octob. / 1707.

DEn 28. October. Nachdeme man einige Reutterey gegen unterschidliche Posten
auff dem Weeg nacher Mechlen und noch weiters / den Fürst zu Mindelheimb und Her=
tzogen
von Marlboroug zuruck zu begleiten / abgeschicket hatte / bekame man Nachricht /
daß derselbe nicht zu der Armee könne zuruck kommen / weilen er genöthiget worden /
sich länger zu Franckfurt aufzuhalten / als selber vermeinet / und daß er Willens wäre /
geraden Weegs nach dem Haag zuruck zu gehen / umb von dannen nacher Engelland
überzufahren / weilen seine Gegenwart allda nöthig wäre.

Den 29. Dito schickte man 4. Bataillons nacher Brüssel / ingleichem auch das Re=
giment
zu Pferdt des Fürsten von Nassau / Erb=Statthaltern von Frißland / und das
Regiment von Gralingen.

Den 30. Dito. Der General Lieutenant Heukelon gienge anheute von hier mit
dem Uberrest der Besatzung von Brüssel / außgenommen 2. Regimenter Dragoner /
2. Bataillons von dem Leib=Regiment und einer Schottischen. Alle Königl. Preussische
Truppen / so bey uns waren / begaben sich auch auff den Marsch nach denen Winter=
Quartieren / welche ihnen zwischen der Maaß und dem Rhein angewiesen worden; der
General Lieutenant Oyen gienge ingleichem von uns mit denen Holländischen Truppen /
welche nacher Breda / Hertzogen=Busch und Bergen=Opzom beordret worden.

Den 31. Dito. Heute / Frühe / gienge auch der Uberrest der Armee auseinander;
die Engelländische überwintern zu Gent / die Dännische zu Brügge / und die Hannover=
sche
im Englischen Sold stehende Truppen an der Demer. Der Graff von Tilly begabe
sich auff den Weeg nach der Maß / mit denen Holländischen Völckern / so er Comman=
diren
solle; wie auch der Herr Feld=Marschall von Oberkirchen verliesse diesen Nachmittag
die Armee / umb sein Winter=Quartier zu Brüssel zu nehmen. Daß also für dieses Jahr
der Feldzug in diesen Landen völlig geschlossen / und geendiget seyn wird.

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