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Wiennerisches DIARIUM

Nr. 358, 5.–7. Jänner 1707

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[1]

Wienn / vom 5. biß 7. Januarii / 1707.

MJttwoch den 5. Jenner. Dieser Tagen hat der Herr Graf Gundacker
Poppo von Dietrichstein / ernennter Bottschaffter von dem Ritter=
Orden von Maltha an dem Kayserl. Hof / in der Vorstadt einen ge=
wissen
Garten bezogen / umb allda die allergnädigste Kayserl. Entschliessung
und Bestimmung eines Tags zu seinem offentlichen Einzug abzuwarten.

Heute ist Jhrer Röm. Kayserl. Majest. geheimber Rath und General=
Kriegs= Commissarius, Herr Graf von Schlick / von hier nacher Mäyland
allda sich Jhre Hochfl. Durchl. Printz Eugenius von Savoyen / sambt dem
Duca di Moles , und Marches de Prié noch befinden / abgereiset.

Dito seynd allhier bey der neu aufgerichteten Richtstatt das erstemahl
2. verheurathete Weibs=Persohnen / Nahmens Anna Catharina N. und
Anna Maria N. umb willen selbige / nicht allein eine Zeit=lang in dem La=
ster
der Unzucht herumbgezogen / sondern auch andere Weibsbilder zu dem
gottlosen Leben verführet / und verkupplet / anderen ihres gleichen zu ei=
nem
Beyspiel und Abscheu / und zwar die erstere mit einem gantzen: die
andere aber mit einen halben Schilling abgestraffet / und so dann des
Lands verwiesen worden.

Man erhielte von Arrad / mit Brieffen / unterm 20. December / 1706.
daß / als der jüngst erwehnte Rackotzische Emmissarius von Constantinopel
zuruck gereyst und zu Temeswar ankommen / habe denselben ein gewisser
Griech angetroffen / deme jener etlich 1000. Gulden schuldig gewesen;
weswegen der Griech den Bassa allda gebetten / diesen Emmissarium, Schul=
denhalber
/ in Arrest nehmen zulassen / so auch beschehen; allein / als an=
dere
Türcken dem Bassa vorgestellt / daß jener ein Abgesandter: folglich
nicht recht wäre / daß man denselben anhalte; seye er wieder frey gelassen:


[2]

jedoch dem Griech vor die Schuld gut gesprochen: dem Rackotzi aber ge=
schrieben
worden / ohnverzüglich das Geld zu schicken:

Eodem vernahme man von St. Gotthard / auß Ungarn / mit Brieffen /
unterm 1. dieses / was massen jüngst / als den 28. December verflossenen
Jahrs / die Rebellen / vermittels einer starcken Bedeckung / nach Mitternacht
versuchet / die Lauffnitzer Brucken bey St. Gotthard zu zernichten / die Ar=
beit
auch bereits mit Gewalt davor angegriffen; als aber die alldort postir=
te
Wacht Feuer gegeben / und solches in die Vestung dem alldasigen Commen=
danten
/ Hrn. Obrist=Lieuten. d’Ordom angemeldet; habe dieser alsogleich et=
welche
Mannschafft an die gedachte Brucken commandiret; von welcher die Re=
bellen
dergestalten empfangen worden / daß sie / mit Hinterlassung vieler
Todten und Verwundten / auch Gewehr und Hacken und anders Schantz=
Zeug / wiederumb unverrichter Sachen zuruck kehren müssen / und damit
diesem hinführo vorgebogen werden möge; so hätte obgedachter Herr Obrist=
Lieutenant ein Werck an der Lauffnitz angelegt.

Jtem vernahme man auß Tyrol / mit Brieffen vom 1. dieses / daß schier
täglich dasiger Orthen die Recruten=Werber auß dem Mäyländischen durch=
reiseten
/ auch bereits verschiedene Recruten und Rimonta=Pferdt wieder
dahin zu gehen angefangen.

Donnerstag den 6. Jenner. Heute ist bey dem allhiesigen Kayserl.
Hof / Jhrer Majest. der verwittibten Kayserin / auch zu Hungarn und =
heimb
Königin / Eleonora Magdalena Theresia / Geburts=Tag / an wel=
chem
dieselbe das 53. Jahr Dero Alters angetretten / in Galla begangen /
und die Glückwünschungen allerseits deswegen / gewöhnlicher massen / ab=
gelegt
worden.

Eben heute ist der Printz Emanuel d’Elbeuff auß dem Hauß Lothrin=
gen
/ nachdeme derselbe bey dem allhiesigen Käyserl. Hof sich beurlaubet /
wieder nacher Mäyland abgangen; von dar man / wie ein von Modena
Abgeschickter versichern will / ehestens die Ubergab von Cremona / davor
der Herr General, Marquis de Langallerie , das Commando führe / zu ver=
nehmen
hoffe.

So hat auch heute Jhrer Hochfürstl. Gnaden / des Herrn Bischoffen
zu Chur Abgesandter / Herr Baron von Federspiel / welcher jüngstens im
Nahmen seines Herrn Principalen die Reichs=Lehen dahier empfangen / seine
Ruckreiß nacher Chur angetretten.

Freytag den 7. Jenner. Heute ist allhier ein verheurath=geweste
Manns=Person / Frantz N. 33. Jahr alt / weilen derselbe / wider das all=
hiesige
hohe Ministerium und unterschiedliche=characterisirte Persohnen
höchst=Schimpff=und Ehren=verletzliche Reden / falsch und ungegründt auß=
gesprengt
/ auch sonsten andere Mißhandlungen / vermög hierbeykom=

[3]

menden Urtheils / begangen / auff der anjetzo gewöhnlichen Richtstatt mit
einem gantzen Schilling abgefertiget / so dann des Lands Oesterreich auff
ewig verwiesen worden.

Eodem wurde auß Szegedin mit Brieffen vom 22. December berichtet /
daß allda kürtzlich dasiger Ungarischer Capitain von der Kayserl. unter Com=
mando
des Kayserl. General=Feld=Marschallen / Hrn. Grafen von Rabutin /
gestandenen Armee zuruck kommen; mit dem vermelden / daß / ohnge=
acht
gedachte Armee bey Debreczin sich wohl verschantzet gehabt; wäre bey
derselben doch bey dessen Abreyß von einem Auffbruch starck geredet worden.
Sonsten seye jüngst das Pfund Fleisch wieder umb 6. Pfenning / und das Com=
miß
=Laibl umb 10. Pfenning / der Wein hingegen umb gar ein theuren
Preiß zu haben gewesen.

Dito vernahme man von Groß=Sigeth mit Brieffen unterm 21.
December / daß jüngstens in dasige Vorstadt des Nachts / 112. Rebellen zu
Pferd in höchster Still sich gewaget / und von dar / ehe es Lärmen worden / auß
einem gewissen Mayrhoff biß 30. Stuck Rind=Vieh / wie auch auß einem nah=
gelegenen
Dorff 37. Schwein hinweg getriben; darauff man zwar diesen nach=
gesetzt
/ allein darvon nichts mehr / ausser in einem Dorff / etlich Rebellische
Hussaren angetroffen; deren 4. niedergemacht / und 4. gefangen / sambt 9.
Pferdten mit Satl und Zeug / wie auch verschidenem Gewehr / zuruck einge=
bracht
worden.

Ferner wurde von Zollnock geschrieben / daß alldort die Besatzung von
den Rebellen täglich angefochten werde; dahero die Jnwohner / so umb
Geröhrig hinauß zugehen pflegten / zimblich auffgefangen würden; so hät=
ten
auch die Rebellen jüngsten etlich Officier=Wägen / welche umb Heu zu=
hohlen
außgeschickt worden / überfallen / die Leuth meistens niedergehauen /
und die Wägen sambt dem Vieh nach Köres mit sich genommen.

Jtem vernahme man auß Ungarn / daß / als jüngstens 2. Raitzische
Partheyen von der Postirung auff Stulweissenburg abgeschickt worden /
und die Rebellen davon Kundschafft erhalten / hätten dieselbe gedachten
Partheyen / so 2. unterschiedliche Weeg genommen / auffgepast / und diese
angefallen; allein es hätten sich die Raitzen so tapffer gewehret / daß die
Rebellen viele Wägen mit Todten und Verwundten mit sich hinweg füh=
ren
müssen. Sonsten hat man auch / daß das jüngst abgeschickte Proviant
und anderes vor die im Marsch begriffene Rabutinische Armee zu Gran /
obschon die Rebellen sehr deswegen gepasset / auch darauff starck geschossen /
und einige Leuth getödtet / glücklich angelangt.

Auß Pohlen vom 1. Jenner. Daß die Abreiß von Crackau Jhrer
Hochfürstl. Eminentz / des Herrn Cardinalen und Hertzogen von Sachsen=
Zeitzs / welche / unter Lösung der Stucken von dasigem Schloß / beschehen /

[4]

den alldasigen Adel so wohl / als die gemeine Jnwohner sehr bekümmert;
noch mehrers aber die vermuthliche baldige Auffbrechung der Königl. Hof=
statt
die Gemüther bestürtzen dörffte; nicht weniger habe einiges Nachden=
cken
verursachet / daß der Primas Regni unbekandter Weiß allda sich einge=
funden
/ und bald darauff sich wieder sambt seinem Bruder / dem Cron=
Unter=Cantzlern / verlohren / wie auch daß der Moscowitische Gesandte / Fürst
Dolgorucki / nach einer mit etlichen Pohlnischen Magnaten gehaltenen Un=
terredung
/ sich gegen Rausch=Lemberg begeben; welchem zu folgen der Con -
foederations - Maréchal , Herr Graf von Dänhof / und andere mehr sich vor=
genommen
/ umb in erwehntem Lemberg biß zu dem vom vorgedachten
Primate Regni außgeschriebenen grossen Rath sich auffzuhalten. Jndessen
seye der Palatin von Kiow mit dem Smigielsky gegen Groß=Pohlen gan=
gen
/ zu den allda befindlichen Pohlnischen Fahnen zu stossen.

Auß Genua vom 9. Decemb. Daß allda ein Schiff auß Languedoc
eingelauffen / welches versichert / daß man nicht allein in dieser / sondern
auch in allen andern Frantzösischen Provintzen / umb einen Friden eyffrig
bitte; der zu Genua kürtzlich angekommene Frantz⟨ösische⟩ / Mr. di
Berville, halte sich so höflich und stille / daß man der⟨gleichen⟩ niemahlen von
seinen Vorfahrern erlebet.

Auß Neapel vom 14. Decemb. Daß der alldasige Vice - König beflis=
sen
Geld und Volck zusammen zu bringen / umb sich in möglichen Wehr=
Stand zu setzen.

Auß Mantua vom 15. Decemb. Daß allda die Frantzösische Reuthe=
rey
/ nachdeme sie in dem Ferrarischen die Fütterung auffgezehret / wieder
eingerucket; allein könte man nicht ersinnen / wohin die Frantzosen so ge=
schwind
komen; indeme eine Zeit hero von denenselben gar viel sich verlohren.

Auß Rom vom 18. Decemb. Daß die beede Frantzösische Cardinälen /
Tremoglie und Giudice, bey denen Geistlichen di S. Lucia , nach alldorten ge=
haltenem
Kirchen=Fest / eine kostbahre Mahlzeit gegeben / wobey biß 50.
Vornehme / meistens Frantzösisch Gesinnte / sich eingefunden; den Advo -
cat Barigioni aber habe ein Frantzoß übel tractiren wollen / indeme dersel=
be
/ mit Hülff eines Barbiers / jenen in einen Sack zu stecken / sodann in
der Tyber zu ersauffen getrachtet; allein dieser gute Advocat habe den Pos=
sen
gemercket / und sich von diesem nassen Todt noch errettet.

Auß Engelland vom 24. Decemb. Daß zu Londen / den 23. dito / ein von
dem zu Lisabon auß Piemont angekommenen Englischen Gesandten / Herrn
von Methwin / eygens Abgeschickter die Post gebracht / daß Jhre Portuge=
sische
Maj. zu Lisabon den 28. Nov. dieses Zeitliche geseegnet habe. Sonsten
seye auß Spanien zu Londen auch die Zeitung eingeloffen / daß der Milord
Galloway in dem Königreich Murcia ein Frantzös. Corpo geschlagen / und

[5]

völlig auß einander gesprengt haben; auch daß eine andere Frantzösische
Parthey / welche viele Oerther in dem Königreich Murcia außgeplündert
und verbrennet / von dasigen Jnwohnern / so das Gewehr wider sie ergrif=
fen
/ mit Beyhülff einiger Alliirten Militz / völlig getödtet seyn solle. Ubri=
gens
thue das Parlament zu Londen mit den Berathschlagungen fleissig an=
halten
; und habe dasselbe bereits / die Englische Macht zu Wasser und Land
umb ein merkliches für künfftigen Feldzug zu verstärcken / mithin Franckreich
einsmahls zu einem beständigen Friden zu zwingen / eine ansehnliche Summa
Gelds Jhrer Majest. der Königin von Groß=Britannien / eingewilliget; so
wären auch schon alle Anstalten vorgekehret worden / umb die Widerspen=
stige
in Schottland zum Gehorsamb zu bringen.

Auß Holland vom 28. December. Daß ein und andere Provintz be=
reits
eingewilliget / jede Compagnie zu Pferdt / mit 8. Mann zu verstärcken /
umb / nach dem löblichen Exempel in Engelland / die Holländis. Macht zu ver=
grössern
; Jnzwischen gehe die Rede / daß Franckreich noch immer wegen eines
Frieden anhalten lasse.

Auß Braband vom 28. Decemb. Daß zu Brüssel zwischen Engelland
und denen / unter Jhro Majest. König CARL dem Dritten / sich befindlichen
Niderlanden ein Handlungs=Tractat geschlossen worden; vermög dessen
die Englische Spitzen und andere ehemahls verbottene Waaren auß Engel=
land
wieder gebracht werden dörffen.

Von dem Maasstrohm vom 29. December. Daß die Frantzosen mit
schantzen / Linien=ziehen und hin=und hermarschiren sehr geplagt würden / da=
bey
noch von dene Alliirten Partheyen öffters grosses Ungemach leyden müsten;
indeme der Graff von Albemarle, Commendant von den Besatzungen an
der Maaß / die Ordre gegeben / alle Frantzös. Partheyen niederzumachen /
weilen sie der Alliirten Paß=Brieff nicht respectiren / sondern die Leuth auß=
plündern
. Zu Dovay hätten die Frantzosen jüngstens viele neue Stuck pro=
birt
; hingegen wäre auch auß Holland die Ordre kommen zu Griffney etli=
che
1000. Bomben giessen zu lassen / umb solche nechstens gebrauchen zu kön=
nen
.

Von dem Ober=Rheinstrohm vom 31. December. Daß Jhre Hoch=
Fürstl. Durchl. der Herr Marggraff von Baaden / noch immer in vori=
gem
Stand sich befindeten. Der Herr General Thüngen wäre jüngstens
auff etliche Wochen nach seinem Gut verreyst. Die Frantzosen im Elsaß liessen
sich verlauthen / nechsten Feldzug das bloßstehende Teutschland mit aller
Macht anzufallen / mithin die Alliirte Armee in Niederland zu zwingen / daß
sich dieselbe vertheilen / und mit einem Theil nach dem Ober=Rhein=Strohm
gehen müste / damit die Frantzösis. Gräntzen in Niederland desto ehender be=
freyet
seyn könten; deßwegen dann / umb eine grosse Macht zusammen zu

[6]

bringen / jedes Dorff im Elsaß 4. Männer und ein Pferdt / zu des Königs
Diensten zu stellen Befehl erhalten.

Von dem Donaustrohm vom 4. Jenner. Wasmassen die Bayern
nicht wenig vergnügt / daß Jhre Kayserl. Majest. durch Dero Löbl. Admi -
nistration zu München in den Bayrischen Landen und der obern Pfaltz ver=
künden
lassen / auß Lands=väterlicher Milde entschlossen zu haben / den Ge=
traid
= Accis von allen Getraids=Gattungen vom 1. December des verflosse=
nen
Jahrs anzurechnen / gäntzlich auffzuheben; und deßwegen denen Beam=
ten
anbefohlen worden / mit End Novembris / verflossenen Jahrs / die Rech=
nung
zu schliessen / und von dem ersten December kein Getraid= Accis mehr ein=
zufordern
. Zu Regenspurg seye jüngstens ein Königlich=Schwedischer Cur=
rier
nach Rom durchpassiret / welcher allda der verwittibten Königin von
Pohlen die Befreyung der Pohlnis. Printzen / hinterbringen solle; und habe
dieser Currier / unter andern außgesagt / daß in Sachsen die beede Könige
eine gewisse Reyß vorgenommen.

Auß der Schweitz vom 30. December. Daß / vermög Mayländischen
Brieffen / man das Cittadell bald zu erobern hoffe. Zufolg Pariser=Brieffen
solle allda ein Currier von Neapel angelangt seyn / umb eine schleunige Hülff
von Volck und Geld anzuhalten; widrigenfalls dieses Königreich auch ver=
lohren
gehen dörffte; und eben dieser Ursachen halber seye auch der Duc de
Noailles auß Spanien ankommen / allda gleichfalls an allen der Mangel
grösser werde; allein man könne keine genugsame Mittel sich zu helffen auß=
finden
.

Von dem Elb=Strohm vom 28. December. Daß auß Pommern und
Schweden nacher Schonen etlich 100. Moscowitter überbracht / und allda
unter die Bauern / umb solche zu verpflegen / vertheilet worden. Zu Cop=
penhagen
solle eine Escadre Kriegs=Schiffe außgerüstet werden / vermuthlich
solche in andere Dienst zu überlassen; zu gedachtem Coppenhagen habe der
Moscowitische Obrist Lange / auff erhaltene Erlaubnuß / viele Officiers in
Moscowittische Dienst angenommen; und weilen in Moscau Teutsche Kir=
chen
/ Universitäten und Cantzleyen aufzurichten beschlossen / suche jener al=
lerhand
darzu dienliche Personen. Vermög Berliner=Brieffen / solle ehe=
stens
von dar ein Gesandter nach dem Königlich=Spanischen Hof / Jhrer
Majestät / König Carl des Dritten / abgehen; Zu Hannover seye Jhre
Churfürstl. Durchl. nach der zu Zell und Lüneburg eingenommenen Huldi=
gung
/ wieder glücklich zuruckkommen. Zu Lübeck habe jüngst der Kayserl.
Resident , Hr. Adrian Müller / dieses Zeitliche geseegnet.

NB . Jm rothen Ygl ist zu haben / kurtzer Bericht von dem jetzigen Jubilæo , und rechte
Weiß desselben sich theilhafftig zu machen; zu Dienst und Nutzen aller andächtigen
Seelen / in Druck gegeben.


[7]

Ankunfft aller Hoh=und nidrigen Standts=Persohnen.

Den 5. Jenner.

  • Cärntner=Thor. Herr Graf Rödern / kombt
    von Regenspurg / log. im Matschacker Hof.
  • Herr Kottenegg / Dr. kombt von Grätz / log.
    im wilden Mann.
  • Herr Jller von Wagnereck / Obrist=Wacht=
    meister
    / kombt von Raab / log. im Con=
    stantinis
    . Hauß.
  • Rothen=Thurn. Herr Baron Geyer / Ob=
    rist
    =Lieutenant vom Harrachischen Regi=
    ment
    / kombt auß Jtalien / log. im Ha=
    ckelbergischen
    Hauß.

Den 6. dito.

  • Herr Haubtmann Sylvester / vom Herbe=
    villis
    . Regiment / kombt auß Mayland / log.
    in der Lands=Cron.

Den 7. dito.

  • Cärntner=Thor. Beede Herren Graffen
  • Khevenhiller kommen von Lintz / logiren
    im weissen Ochsen.
  • Herr Abraham Palmatier / und Herr Jo=
    hann
    Standon / beede Engelländische
    Kauffleuth / kommen von Constantino=
    pel
    / log. im guldenen Hirschen.
  • Ein Currier kombt auß Piemont / log. beym
    Labron.
  • Rothen=Thurn. Herr Graff von Eucken=
    forth
    / kombt von der March / logirt in
    seinem Hauß.
  • Herr Baron Metsch / kombt von Cöllen /
    logirt in der Leopoldstatt.
  • Stuben=Thor. Herr Baron Roy / Haubt=
    mann
    vom Hohenzollerischen Regiment /
    kombt von Sumarein / logirt auff der ho=
    hen
    Brucken.

Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.

Den 25. December.

  • Dem Herrn Johann Jacob Carl und Ma=
    ria
    Barbara sein. Ehefr. ihr S. Joseph
    Lorentz Xaveri.
  • Dem Herrn Peter Paul Rick und Maria
    Anna sein. Ehefr. ihr S. Antoni Peter
    Leonhard.
  • Dem Wolffgang Bergmann und Anna
    Margaretha sein. Ehew. ihr T. Anna
    Barbara.
  • Dem Johann Georg Gober und Cordula
    sein. Ehew. ihr T. Anna Christina.
  • Drey arme Kinder Johann David / Maria
    Gertrud und Maria Elisabeth.

Den 30. dito.

  • Dem Martin Nutz und Maria Magdalena
    sein. Ehew. ihr S. Joseph Adam.
  • Dem Balthasar Bachmayr und Susanna
    sein. Ehew. ihr T. Maria Magdalena
    Theresia.
  • Dem Christoph Gerhard Fritzman und Eli=
    sabeth
    sein. Ehew. ihr S. Johann Andre
    Frantz.
  • Dem Johann Georg Pütsch und Christina
    sein. Ehew. ihr S. Johann Ulrich Da=
    vid
    .

Den 31. dito.

  • Dem Johann Wentzl Webersing und Ma=
    ria
    Anna sein. Ehew. ihre Zwilling Jo=
    hann
    Caspar und Johann Melchior.
  • Dem Herrn Johann Frantz Joseph Feyl=
    mayr
    und Anna Maria sein. Ehefr. ihr
    S. Johann Frantz Adam.
  • Dem Andre Weiß und Ursula sein Ehew.
    ihr T. Anna Clara.
  • Dem Lorentz Kirchmayr und Maria Regi=
    na
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna.
  • Dem Johann Kusner und Barbara sein.
    Ehew. ihr T. Regina Theresia.
  • Dem Martin Haußleutner und Magdalena
    sein. Ehew. ihr S. Michael Philipp.

Den 1. Jenner / 1707.

  • Dem (Titl) Herrn Johann Sigmund von
    Prandtorff und Margaretha Christina
    Elisabetha gebohrner von Rittmayr / des=
    sen
    Frau Gemahlin ihr T. Anna Christina.
  • Dem Wolffgang Kreil und Rosina seiner
    Ehew. ihr T. Maria Elisabeth.
  • Dem Michael Rothschedl und Anna Ma=
    ria
    sein Ehew. ihr T. Maria Francisca.
  • Dem Herrn Emerich Bachmayr und Ma=
[8]
  • ria Anna sein. Ehew ihr T. Maria Mag=
    dalena
    .
  • Dem Herrn Johann Kophalch und Eva
    Maria sein. Ehew. ihr T. Maria Jo=
    sepha
    .
  • Dem Herrn Johann Jacob Brean und
    Maria Anna sein. Ehefr. ihr T. Maria
    Francisca.
  • Dem Niclas Hofer und Gertraud seiner
    Ehew. ihr T. Maria Gertrud.
  • Dem Andre Ferdinand Schönauer und
    Maria Sophia sein. Ehew. ihr T. Fran=
    cisca
    Mariana.
  • Dem Arnold Carin und Eleonora Barba=
    ra
    sein. Ehew. ihr S. Frantz Niclas Sa=
    muel
    .
  • Dem Johann Michael Peter und Justina
    Barbara sein. Ehew. ihr S. Carl Antoni
    Joseph.
  • Dem Mathias Staudinger und Maria
    sein. Ehew. ihr S. Christoph Jgnati.
  • Dem Johann Stangl und Clara seiner
    Ehew. ihr S. Frantz Antoni Joseph.
  • Dem Jacob Kienig und Anna Maria sein.
    Ehew. ihr T. Maria Sophia.

Den 2. dito.

  • Dem Christian Thon und Magdalena sein.
    Ehew. ihr T. Maria Margaretha.
  • Dem Georg Grueber und Maria Magda=
    lena
    sein. Ehew. ihr S. Johann Jo=
    seph
    .
  • Dem Wolffgang Grueb und Maria sein.
    Ehew. ihr T. Maria Justina Rosina.
  • Dem Herrn Marx Abundio und Maria
    Catharina sein. Ehefr. ihr S. Albrecht.
  • Dem Bartholome Berger und Margareth
    sein. Ehew. ihr T. Maria Anna.

Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 5. Jenner / starb

  • Dem Michael Flachner / Taffeldecker / im
    Hof=Sailerischen Hauß in der Riemmer=
    straß
    / sein Tochter Eva / alt 21. Jahr.
  • Dem Sigmund Remmer / Taffeldecker / im
    Orellischen Hauß beyn Franciscanern /
    sein Kind Frantz / alt 3. viertl Jahr.
  • Caspar Franck / Burgerl. Bestandwürth /
    beym weissen Lamb untern Felbern / alt
    62. Jahr.
  • Dem Georg Eder / Kuchl=Gartner / in sei=
    nem
    Hauß zu Erdberg / sein Kind Regina /
    alt 5. viertl Jahr.
  • Dem Christoph Pfendler / Kayserl. Reuth=
    knecht
    / bey der H. Dreyfaltigkeit bey
    Maria=Hülff / sein Weib Catharina / alt
    25. Jahr.
  • Dem Johann Haller / Sesseltrager / im
    Bartschererischen Hauß auff der Land=
    straß
    / sein Kind Eva / alt 2. Jahr.
  • Johann Arger / ein armer Leuth=Sammler /
    im Brokopffischen Hauß am Neubau / alt
    23. Jahr.

Den 6. dito.

  • Georg Burger / Laggey / im Hof=Saileris.
    Hauß in der Riemerstraß / alt 32. Jahr.
  • Valentin Waiguri / Käßstecher / in seinem
    Hauß am Neubau / alt 67. Jahr.
  • Der Gertrud Luegnerin / einer armen Wit=
    tib
    / im Reitter Würths=Hauß am Neu=
    bau
    / ihr Kind Mathias / alt 1. Jahr.

Den 7. dito.

  • Der Frau Maria Mötzbergerin / Wittib /
    in ihrem Hauß beyn Franciscanern /
    ihr S. Leopold / alt 12. Jahr.
  • Dem Mathias Graupp / Kayserl. Trabant /
    im Keimlischen Hauß in der Anna Gassen /
    sein Kind Frantz / alt 3. und ein halb
    Jahr.
  • Dem Henrich Löhr / Burgerl. Schneider /
    im Zwölfferischen Hauß am alten Fleisch=
    marckt
    / sein Kind Joseph / alt 3. viertl
    Jahr.
  • Dem Adam Steinbacher / Burgerl. Kotzen=
    macher
    / beym Küssenpfenning am rothen
    Thurn / sein Kind Susanna / alt 4. und
    ein halb Jahr.
  • Dem Herrn Christoph Rosenkrantz / Buch=
    binder
    im Oehlerischen Hauß bey Maria=
    Hülff / sein Kind Helena / alt 1. halb J.
  • Anna Löbin / Wittib / im Schuesterischen
    Hauß bey Maria=Hülff / alt 64. Jahr.
[9]

Kayserliche Verordnung /

Die Auffhebung des Getrayd=Acciß / in Bayrn
und der Obern Pfaltz / betreffend.

JOSEPHUS / ꝛc. ꝛc.

DEmnach Wir / auß Lands=Vätterlicher Milde / und Vorsorg / damit die Lande zu
Bayrn und der Obern Pfaltz erkennen / und in der That erfahren mögen / daß Wir
selbigen alle mögliche Erleichterung / soviel bey dem noch währenden sumptuosen
Reichs=Krieg thunlichen / angedeyen zu lassen allergnädigst intentionirt seynd; nunmeh=
ro
resolvirt und beschlossen / daß der noch unter der vorigen Regierung eingeführte / und von
Uns biß anhero noch weitershin in seiner Activität gelassene Getrayd=Accis durchgehends
im gantzen Land Bayrn / und der Obern Pfaltz auffgehebt: mithin vom 1. Decembris dises
Jahrs anzufangen / einiger derley Accis von allen Getrayds=Sorten / keine außgenom=
men
/ nicht mehr weder vom Kauffer noch Verkauffer gefordert / und also gäntzlich casirt
werden solle.

Als haben Wir diese Unsere geschöpffte Kayserl. allergnädigste Resolution durch ge=
genwärtig
in Druck außgegebenes offenes Mandat jedermänniglich / sowohl Geist=als
Weltlichen / hoch=und niedern Stands / zur behörigen Wissenschafft thun / anbey aber
all=Unseren Gerichts=wie auch anderen Beambten / dann denen Städt / Märckten /
Clöstern / Herrschafften / Hof=Märckten und gefreyten Sitz=Jnnhabern / welche besag=
ten
Getraid=Accis bißhero einzubringen gehabt / Krafft dieses / ernstlich anbefohlen
haben wollen / daß sie mit Ende jetzigen Monaths Novembris ihre dißfalls zu
lieffern schuldige Rechnungen schliessen / und / neben dem bahren Geld=Rest / ohne eini=
gem
Anstand vollkommentlich / gehörigen Orths einschicken / also mithin / verstande=
ner
massen von dato ersten Decembris / den geringsten Getraid=Accis nicht mehr ein=
fordern
sollen. Hieran wird Unser allergnädigster Will und Meynung vollzogen.
Geben unter Unserem herfür gedruckten Kayserl. Secret=Jnsigel / in der Haupt=Stadt
München / den 16. Novembris / 1706.

(L. S.)

Ex Commissione Administr.
Cæsareæ.

[10]

Urthl /

Welches allhier / den 7. Jenner 1707. über eine Manns=Persohn /
Frantz N. umbwillen derselbe / wider das allhiesig=hohe Ministerium, und
unterschiedliche Characterisirte Persohnen / höchst=Schimpff=und Ehren=verletzliche Reden
falsch und ungegründt außgesprengt / auch sonsten andere Mißhandlungen begangen;
Andern zum erspieglenden Exempl und Abscheu / offentlich gefält
und vollzogen worden.

GEgenwärtig allda vor=und auffgeführt=verheurath=geweste Manns=Persohn / Nah=
mens
Frantz N. 33. Jahr alt / zu München in Bayrn gebürtig / und Catholi=
scher
Religion / hat in dem mit seiner Persohn vorgenommen=gütigen Examen zum Theil
bekennet / meistens aber überwisen worden; wie daß selbiger / wider das allhiesig=hohe
Ministerium, und unterschiedlich= Characterisirte Persohnen / höchst=schimpff=und Ehren=
verletzliche
Reden / falsch und ungegründet / sowohl schrift=als auch mündlichen außge=
sprengt
; wordurch wider ein und andere sehr nachtheilig=und gefährliche Argwohnun=
gen
hätten entstehen können; Nichtweniger hat er N. auch nicht allein an dem höchsten
Orth selbst bekannter massen 2100. fl. vermittels ungleichen Vorwand / bekommen / sondern
auch von unterschiedlich=gemeinen Leuthen nahmhafftes Geld und Effecten, sowohl un=
ter
eignen / als auch anderer Nahmen / da und dort herauß practiciret / und zu dessen fügli=
cheren
Bewerckstelligung sich meistens für einen in hohen angelegen=und wichtigen Sa=
chen
allhier stehenden geheimen Correspondenten an=und außgegeben; beynebens auch
zu sothaner Heraußpracticir=und Ansetzungen deren Leuthen allerhand falscher Prætex -
ten / als Recommendation, und dergleichen sich bedienet / folgends theils die also s. v.
betrügerischer Weiß an sich gebrachte Effecten versetzt / theils verkaufft / und das hiervor
bekommene Geld in eigenen Nutzen verwendet / und wider angebracht: mithin so hier / als
anderwerts / verschiedene Leuth in zimblichen grossen Schaden und Verlust gesetzet; wei=
ters
ist wider ihme N. auch vorkommen / daß er / seines anderwärtig sehr ärgerlich ge=
führten
Lebens=Wandel halber / nicht allein in Arrest gerathen / sondern auch auß der an ei=
nem
hohen Orth gehabten Condition derentwillen hinweg / und abgeschafft worden / wor=
nach
selbiger mit einer gewissen verheuratheten Weibs=Persohn solcher Orthen durchgan=
gen
; und / obwohlen er N. solches durchgehen / und Entführung erst=erwehnter Weibs=
Persohn in dem mit ihme vorgenommen= articulirten Examen widersprochen / ist er dessen
doch durch ein demselben in das Gesicht bestättigtes Jurament überwisen worden; dann
hat er sich auch unter die Militz begeben / hiervon aber / unter dem ersonnenen Vorwand
ein Geistlicher zu werden / sich wider loß gemacht / und / ungeacht er N. derentwillen
gegen seinem damahls vorgesetzet=Löbl. Regiment sich dahin verreversirt / daß / sofern er
solch=sein vorgegebene Jntention nicht bewerckstelligen wurde / besagt=Löbliches Regiment
über kurtz / oder lang aller Orthen auff ihne N. wider zugreiffen / und / zur gebührender
Satisfactions =Verschaffung anzuhalten / befugt seyn solle; jedannoch sich weder zur Militz
wider gestelt / noch auch den geistlichen Orden angetretten.

Dise seine begangene Mißhandlungen seyen ihme von Hertzen leyd / befehle sich hier=
über
GOtt / wie auch der Obrigkeit / und erwarte ein gnädiges Urthl.

Uber dise seine gethane Bekantnuß / und Uberweisung ist wider ihne nachfolgendes
Urthl von Jhro Kayserl. Majestät dahin allergnädigst erfolgt / daß ihne Frantz N.
der Freyman von dem Hutstock alsobalden übernehmen / von dannen zu der gewöhnlichen
Richtstatt führen / folgends ihn mit einem gantzen Schilling abfertigen / und sodann gegen
Hinterlassung einer geschwornen Urphed des Lands Oesterreich auff ewig verwiesen werden
solle; Dises ihme zu wohlverdienter Straff / andern aber seines gleichen /
zum erspieglenden Exempel / und Abscheu.

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