Num. 357.
Wiennerisches DIARIUM ,
Enthaltend alles dasjenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen;
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich
per Posta
allhier
Ankommenden: Zweytens aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern:
Drittens aller verehelichten / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio .
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 1. biß 4. Januarii / 1707.
SAmbstag den 1. Jenner. Heute / als auff dem H. Neu=Jahrs=Tag /
haben sich Jhre Majestät / der Römische Kayser / mit Dero
gewöhn=
lichem Gefolg / von Jnn=und Außländischen Cavallieren / nach der
Kirchen des Kayserl. Profeß=Hauß deren WW. EE.
PP.
Soc. JESU
erho=
ben / und daselbsten / wegen des jährlichen Fests / dem gewöhnlichen Gottes=
Dienst / welchen Vormittag Jhre Hochfürstl. Gnaden / der Herr Bischoff zu
Wienn / nachmittags aber / Jhre Hochwürden (Titl.) Herr Prælat zun
Schotten /
Ord. S. Benedicti
, verrichtet / beygewohnt / nichtweniger das
Mit=
tagmahl eingenommen / und des Abends sich mit einer kleinen Lateinischen
Comoedi
, Jungfräulicher Ehe=Gatte genannt / welche die alldasige Schul=
Jugend mit grossem Lob gehalten / belustiget / sodann wieder in die Kayserl.
Burck gekehret.
Dito ist der gestern von dem Königl. Pohlnischen Printzen Jacob / auß
Sachsen / dahier angekommene Haubtmann von hier nacher Grätz
abgerei=
set / umb allda Jhro Hochfl. Durchleucht / dessen Frau Gemahlin / die
ange=
nehme Nachricht von seiner gäntzlichen Befreyung zu überbringen.
Eodem
wurde von Esseck mit Brieffen / unterm 20. December / berichtet /
daß allda Kundschafft eingeloffen / daß der Kayserl. General=Feld=Marschall /
Herr Graff von Rabutin / von Debreczin mit seiner Armee wieder im Auffbruch
begriffen / und man zu gedachtem Esseck des Herrn General Nehm täglich
ge=
wärtig seye.
Sonntag den 2. Jenner. Heute ist dahier in allen Kirchen ein
Jubi -
læum
verkündet worden / welches Jhro Päbstliche Heiligkeit /
CLEMENS
der
XI
. ertheilet / umb zu bitten / daß GOtt der Allmächtige Fried und
Einigkeit denen Christlichen Fürsten ertheilen / auch Jhro Päbstlichen Hei=
ligkeit / damit Sie Jhr Ambt / zu GOttes Ehr und deren Christglaubigen
Seelen Heyl / vertretten mögen / die Stärck und Kräfften verleyhen wolle.
Dito. Nachdeme jüngstens Jhre Röm. Kayserl. Majestät / unter
an=
dern / Dero Obristen (Titl) Herrn Joseph Heinrich Graffen von Dhaun ꝛc.
und (Titl) Herrn
Alessandro de Bongionann
,
Marchese di Poggio Manente
,
& Barone di S. Egidio, &c.
in Ansehung ihrer erworbenen Verdiensten / zu
Dero Cammerern allergnädigst ernennet; Als haben dieselbe heute bey dem
Kayserl. Obrist=Cammerern / (Titl.) Herrn Johann Leopold Donath
Traut=
sohn / Graffen zu Falckenstein ꝛc. den gewöhnlichen Eyd abgelegt.
Montag den 3. Jenner. Alldieweilen Jhre Röm. Kayserl. Majestät
Dero geheimen Rath / und General=Kriegs=Commissarium (Titl.) Herrn
Graffen Schlick / nach dem Herzogthum Mayland zu gehen / allergnädigst
be=
ordret; als stehet derselbe Reyßfertig dieser Tagen abzureysen; zu diesem
Ende bereits seine Bagage dahin abgegangen; Von dannen / nemblichen
von Mayland / heute eine Staffetta mit Brieffen vor den Kayserlichen Hoff
dahier eingeloffen; womit man unter andern vernommen / daß der Kayserl.
commandirende Herr General Feld=Marschall / Jhre Hochfürstliche Durchl.
Printz Eugenius von Savoyen / nach wohlverfügten Anstalten zur
Bloqui=
rung der Stadt und Vestung Cremona / nach der Stadt Mayland / sich
ver=
füget / daselbsten Dieselbe mit allen Ehren=Bezeugungen / unter der im
Ge=
wehr stehenden Militz / empfangen / und biß zu dem Kayserl. Pallast begleitet /
auch allda von dem anwesenden Adel bewillkommet worden; und habe sich
gleichfalls der Kayserl.
Plenipotentiarius
, Herr
Marches Prié
, allda
eingefun=
den; Jhre Königl. Hoheit aber / der regierende Herr Hertzog zu Savoyen /
hätten sich nach Eroberung der Stadt und Schloß Casal / worinn dieselbe 76.
schöne Stuck gefunden / nacher Turin erhoben.
Dienstag den 4 Jenner. Heute seynd allhier zum erstenmahl auff der
neuen Richtstatt zwey ledige Weibs=Persohnen: Nahmens Sabina N. und
Anna Maria N. / jede 19. Jahr alt / umb willen die Erstere ihr eigen=ge=
bohrnes Kind / in einem gewissen Hof allhier / ohne vorherige emfpangener
Tauff / umb das Leben gebracht; die Andere eines unweit der allhiesigen
Stadt wohnenden Halters Kind / so ein Mägdlein gewesen / nicht
weni=
ger unweit der Stadt / und zwar auff einem Acker / vermittels eines von dem
Halß genommenen Tüchleins / erdroßlet / anderen zum Beyspiel und
Ab=
scheu mit dem Schwerd hingerichtet worden.
Dito wurde auß Sibenbürgen / mit Brieffen / unterm 10. December /
jüngst=erwehntes bestättiget / mit dem Zusatz / daß die Rebellen / nebst
an=
derm in
Aprucbania
bereits habenden grossen Vorrath / auch daselbsten
bis 3000. Eymer Wein zusammen geführet. Auß Deva / davor der alte
Schacky die Bloquirung mit 800. Mann commandirt / seyen jüngst von
der Besatzung 50. Mann unvermuthet außgefallen / die nicht allein viele
Rebellen niedergemacht / und die übrige in die Flucht gejagt / sondern auch
so viele Beut und Lebens=Mittel mit sich in die Vestung zuruck gebracht /
daß die Besatzung lange Zeit davon leben könne. Sonsten seye in
Siben=
bürgen / wegen deren von den Rebellen verheerten und verbrenten
Oer=
thern / ein grosses Elend; jedoch wären die Acker dermahlen so schön
ange=
bauet / daß nie dergleichen gesehen worden.
Eodem
wurde von Arrad / mit Schreiben / unterm 17. December / gemel=
det / welchergestalten / man allda Nachricht erhalten / daß ein gewisser Türck
jüngsten zu Temeswar von Constantinopel angelangt / welcher erzehlet / daß /
als er in letzt=gedachtem Orth gewesen / wäre allda ein Rakoczischer
Emmis -
sarius
mit 80000. Ducaten ankommen / welcher / nachdeme derselbe solches
aufge=
theilet / im Nahmen des Rakoczi / die Ottomannis. Pforten ersucht habe / daß /
gleichwie dieselbe ehedessen dem alten Rakoczi mit Volck beygestanden / also
sie auch seinem Principalen mit gleichem thun möchte / vorstellend / jetzo die
beste Gelegenheit zu seyn / die verlohrne Oerther wieder zu erobern; worauff
die Türcken
Divan
gehalten / und viele zum Auffsitz gerathen; allein ein alter
Türk / so 60. Jahr zu Ofen gewohnt / habe sich sambt etlichen darwider
ge=
setzt / mit dem anführen: man solte gedencken / daß die Christen anjetzo starck
in Waffen / und leicht Frieden machen könten / umb gegen die Pforte zu gehen;
auch wäre ja noch erinnerlich die Belagerung der Stadt Wienn / und wie
übel dise ihnen geglücket / da sie doch in weit bessern Stand gewesen / als diese
den Frieden gebrochen / dann anjetzo; mithin gerathen den Friden zu halten /
welchem alle endlich beygefallen / und denen sambtlichen Rebellen die begehrte
Hülffe abgeschlagen; Es habe aber der Rackoczische
Emmissarius
nichts
desto=
weniger nochmahlen angehalten / und gebetten / weilen die Tartarn nicht im
Carlovizischen Frieden begrieffen / daß man von denselben 30000. M. we=
nigst in Ungarn einrucken lassen möge; so abermahlen versagt worden. End=
lichen habe er umb eine Geld=Hülff Ansuchung gethan; die jedoch auch /
gleich voriges / nicht verwilliget worden; nebst der Bedeutung / daß es nur
lauter Betrug mit ihnen Rebellen seye; worauff besagte Pforte disem
Emmis -
sario
ein gewisses Reyß=Geld reichen / und ihn sofort wieder zuruck schicken
lassen.
Auß Ober=Ungarn verlauthet / daß der Rakoczy bisher zu Rosenau sich
befinde / und den Fortgatsch noch in Ketten geschlossen halte / auch darauff
stehe / daß derselbe hingerichtet werden solle; auß Argwohn / als ob er mit
einigen Gespannschafften unter der Decken gelegen / und sich wider den
Ra=
koczy erklären wollen.
Auß Pohlen vom 29. December. Daß Jhre Hochfürstl. Eminentz /
der Herr Cardinal und Hertzog von Sachsenzeitzs / bereits auff der Ab=
reyß von Crackau stünden: Vermög gewisser Nachricht / habe nicht allein
der Smigielsky die Moscowitische Dienste wieder verlassen / sondern auch
den Woywoda von Kiow / sambt anderen hinweg genommenen
Gefange=
nen auff freyen Fuß gestellet / nebst deme verschiedene in Moscowitischen
Diensten gestandene Officiers und Mannschafft mit sich hinweg geführet;
allein es wären die Moscowiter jenem hinwiederumb in die Nach=Truppen
gefallen / und hätten etliche Mann darvon niedergemacht / auch einige
Ge=
fangene mit sich geführet. Die Sächsische Truppen wären indessen beordret
worden / sich näher zusammen zu ziehen / und auff guter Hut zu seyn. Son=
sten liessen sich in Pohlen allerhand
Universalia
sehen; Erstere wären von
Jhro Czaarischen Majestät an die Republic ergangen / worinnen Jene
die=
se ermahnet / zeitlich daran zu seyn / der Republic Pohlen bestens zu
geden=
cken / mit Versicherung / daß / gleichwie höchst=gedachte Majest. ihr bißhero
mit Herschiessung so vieler Millionen / und Darstellung so vieler 1000.
Mann / beygestanden / also auch Dieselbe der Republic noch ferner an die
Hand gehen wolten; andertens habe der Woywoda von Kiow
Universa=
lia
an denen Kirch - Thüren anschlagen / und dadurch den Pohlnischen Adel
und Militz zur Parthey des Neu=gekrönten Stanislai einladen lassen; ge=
dachte
Universalia
aber habe der Cron=Groß=Feldherr abreissen / hingegen
Seine darvor kund machen lassen / doch von eben diesem Jnhalt / nebst
der Betrohung / alle diejenige mit Feuer und Schwerd zu vertilgen / welche
auff erstere Ordre nicht auffsitzen würden. Und letztlich habe der
Primas
Regni
auch
Universalia
außfertigen lassen / durch welche derselbe den
Pohlni=
schen Adel zu einer grossen Versammlung beruffe / umb / bey diesen jetzigen
Begebenheiten / über die Mittel der Republic zu helffen / sich
berathschla=
gen zu können.
Auß Genua vom 9. Decemb. Daß die ohnlängst gedachte 3. Englische
Schiffe eines Frantzösischen mit 44. Stucken und 250. Mann sich
bemäch=
tiget / auch in dem
Golfo della Specie
glücklich auffgebracht; von dar das
Volck von gedachtem Schiff / auff Erlaubnuß des Milord Peterboroug /
so mit einem Regiment und vielen anderen Sachen auff der Abreyß nach
Valenzien begrieffen / gegen Toulon abgegangen.
Auß Rom vom 18. December. Daß jüngstens bey Jhro Päbstl. Hei=
ligkeit der
Marches Grillo
, als
Duca di Monte Rotondo
, fürs erstemahl /
Audienz
gehabt; und nechstens werde der Pohlnische Gesandte / Herr Graff
Legnasco / welcher von seinem König zum General zu Pferd ernennet
worden / die Abschieds=Audientz nehmen; der Bischoff von Posen
dörffte wegen des geschloßnen Pohlnischen Frieden wenig Freud genüssen /
dieweilen selbiger in der Engelsburg sehr gefährlich darnieder liege.
Auß Venedig vom 25. Decemb. Daß allda der von dasiger Repub=
lic zu Rom gewesene Bottschaffter /
Morosini,
glücklich zuruck kommen /
und von allen
Senatoren
in die Versamblung begleitet worden; über
Cre=
ma wäre Nachricht eingeloffen / daß Cremona / darin die Mißverständnuß
täglich anwachse / von den Kayserl. bloquirt seye; das Cittadel zu
May=
land aber ernstlich belagert werden solle; So wären auch einige Kayserl.
Truppen in das Grafignaner Gebieth gangen / umb
Mont’ Alfonso
zu
be=
zwingen.
Auß Portugall vom 25. November. Daß zu Lissabon 8. Schiffe von
der grossen Flotta fertig gelegen / stündlich abzuseeglen / umb einige Truppen
nacher Valentzia zu überbringen; allwohin auch der Admiral Schovel / sambt
der völligen Flotta / ehestens zu folgen gedencke / immassen die abgemattete
Mannschafft nicht allein sich bereits erholet / sondern auch die beschädigte
Schiffe wieder außgebessert worden.
Auß Spanien vom 4. Decemb. Daß es den
Duc d’Anjou
mit seinem
Anhang gantz bestürtzt gemacht / daß alle die Oerther / welche die
Frantzo=
sen jüngsthin in Arragonien bemeistert / wieder vor Jhre Majestät / König
CARL den Dritten / sich erkläret / und den Frantzosen bereits grossen
Scha=
den zugefügt; weswegen auch
Duc de Berwick
bemüssiget worden einige
Truppen von den Gräntzen von Valencia wieder nacher Castillien zu
schi=
cken. Das Geld werde anjetzo zu Madritt / gleichwie auch zu Pariß / täg=
lich rarer / und finde
Duc d’Anjou
deshalben grosse Beschwerde den Krieg
fortzuführen; einige hätten zwar gerathen neue Anlangen zu machen; an=
dere aber solches mißrathen / umb die Gemüther nicht schwüriger zu machen;
massen die Spanier deren Auflagen nicht gewohnet.
Auß Engelland vom 17. December. Daß zu Londen das grosse
Par=
lement den 14. dieses sich zu versammlen angefangen; dabey Jhre
Ma=
jestät / die Königin von Groß=Britannien / üblicher Massen / Sich auch
eingefunden / die gewöhnliche Anrede in nachdrücklichen Worten
gehal=
ten / und vorgetragen / sich sowohl die schleunige Einwilligung der
benö=
thigten Gelder zu Fortsetzung des Kriegs / als auch die geschwinde
Abhand=
lung anderer Sachen / das gemeine Weesen betreffend / auff das beste
an=
gelegen seyn zu lassen.
Auß Holland vom 24. December. Daß der Vice=Admiral von Goeß
bereits nach dem Thessel abgegangen / umb mit seinen 10. Kriegs=Schiffen
die vor Spanien eingeschiffte Recruten nacher Lissabon zu begleiten. Jn
dem Haag wären verschiedene Abgeordnete auß Braband und Flandern /
in gewissen Anligenheiten / ankommen; so seyen auch zu Rotterdam die
schon öfters gemeldte Venetianische Gesandte / mit einem grossen Gefolg /
angelangt. Die Herren General=Staaten / welche sich bißhero im Haag
ver=
sammlet / wären bereits außeinander gegangen / mit der Abrede / daß sie
nach dem neuen Jahr wieder zusammen kommen und die vorhabende
Sa=
chen abmachen würden.
Auß Flandern vom 24. Decemb. Daß jüngstens / als den 19. dieses /
der gewesene Churfürst auß Bayern zu Mons den Geburts=Tag des
Duc
d’Anjou
mit aller Herrlichkeit halten lassen / und sich gantz freudig bezeiget /
weilen der König in Franckreich ihn vertröstet / mit allem Fleiß daran zu
seyn / daß Er bey künfftigem Frieden wieder in Bayern eingesetzet
wer=
den möge. Jn vielen Königlich=Frantzösischen Oerthern in Niederland
würden die Leuthe auffgezeichnet / und müste die Verzeichnuß nacher Mons
eingesendet werden. Die Stände von Hennegau hätten / anstatt deren von
ihnen begehrten 800000. Gulden / dem gewesten Churfürsten auß Bayern /
mit Vorschützung ihrer Ohnmöglichkeit / nur 300000. Gulden eingewilliget.
Auß der Schweitz vom 25. December. Daß dasiger Orthen etliche
Cantons in Berathschlagung begriffen ein Mittel zu erfinden / damit sie in
den nechsten Frieden / von deme täglich das Geschrey grösser werde / einge=
schlossen / und ihre Gräntzen in bessere Sicherheit gesetzt werden möchten. Ver=
mög der auß Mayland gekommenen Nachricht / solle der Frantzösis. Commen=
dant auff dem dasigen Cittadell gestorben / und sein Cörper nach Franckreich
gebracht worden seyn / auch daselbsten die ehedessen in 3000. Mann bestandene
Besatzung biß auff 1000. Mann abgenommen haben; so / daß man sich
einer baldigen Ubergab getröste. Parißer=Brieffen zu Folg / habe der
ohnvermuthete Verlust von Tortona und Casal / wie auch / daß die
Arragonier ins gesambt die Waffen wider die Frantzosen ergriffen / grosse
Unruhe erwecket; und seye man zwar Tag und Nacht am Frantzösischen
Hof beschäfftiget / wegen künftigem Feldzug / sich in guten Stand zu
se=
tzen; allein die Werbung gehe schwer her / obschon man die Buben meist
von 13. Jahren / und die alte Leuth von 60. Jahren mit Gewalt
darzu=
nehme; so finde man auch keine genugsame Mittel / die benöthigte
Gel=
der auffzubringen. Denen Schweitzerischen Hauptleuthen / so in
Fran=
tzösischen Diensten / und Recruten begehret / wären solche abgeschlagen
worden / weilen der König keine Protestirende Soldaten / wann sie
arm=
seelig worden / in das Königliche Spital einnehmen / sondern sie elendig
ver=
derben lassen.
Von dem Elb=Strohm vom 25. Decemb. Daß man auch von einem
baldigen Frieden mit Moscau rede; die Schweden liessen überall starck
wer=
ben / und solten / dem Verlaut nach / noch etliche 1000. Mann auß Pommern
herauß kommen. Zu Lüneburg hätten den 20. dieses Jhre Churfürstliche
Durchl. zu Braunschweig=Lüneburg die Huldigung eingenommen. Auß
Sachsen verlaute / daß beede Königl. Majestäten auß Pohlen und
Schwe=
den einander öfters besuchten.
Ankunfft aller Hoh=und nidrigen Standts=Persohnen.
Den 4. Jenner.
-
Rothen=Thurn. Herr Graf Dentschin /
kombt auß Schlesien / logirt beym gulde=
nen Hirschen. -
Cärntner=Thor. Herr Graf Ladron / kombt
von Grätz / logirt im Pfauen. - Schotten=Thor. Herr Graf von Mont=
-
fort / unter des Fürst von Fürstenberg
Dragoner Regiment / Obrist Wachtmei=
ster / kombt auß Bayern / logirt auff dem
grünen Anger. -
Herr Frantz Joseph Hietz / Officier / kombt
auß Mayland / logirt im Gundl=Hof.
Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 25. December.
-
Dem Herrn Georg Schönthaler und Anna
Maria sein. Ehefr. ihr T. Elisabeth Ma=
ria Anna. -
Dem Paul Gannel und Maria sein. Ehew.
ihr S. Johann Paul. -
Dem Lorentz Mayr und Gertrud seiner
Ehew. ihr T. Barbara Catharina. -
Dem Johann Schmid und Magdalena sein.
Ehew. ihr T. Anna Catharina. -
Dem Johann Augustin Stadler und
Ma=
ria Clara sein. Ehew. ihr S. Frantz Jo=
seph.
Den 26. dito.
-
Dem Johann Georg Goldschütter und Eva
Maria sein. Ehew. ihr T. Maria Anna. -
Dem Paul Mathias Wagenreiter und Anna
Maria sein. Ehew. ihr S. Johann Flo=
rian. -
Dem Peter Paul Zetler und Anna Maria
sein. Ehew. ihr T. Maria Elisabeth Eva. -
Dem Simon Roitner und Barbara sein.
Ehew. ihr S. Johann. -
Dem Georg Tegetz und Maria sein. Ehew.
ihr S. Johann Stephan. -
Dem Martin Beer und Maria Barbara
sein. Ehew. ihr T. Eva Maria Sabina. -
Dem Andre Lorentz und Maria Elisabetha
sein. Ehew. ihr S. Ferdinand Stephan. -
Dem Johann Georg Koller und Catharina
sein. Ehew. ihr T. Maria Eva. -
Dem Bartholome Dubais und Anna
Ca=
tharina sein. Ehew. ihr T. Anna Catha=
rina.
-
Dem Gottfrid Goltz und Eva sein. Ehew.
ihr T. Maria Josepha. -
Dem Caspar Bückel und Polixena sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria. -
Dem Mathias Conrad Schüttwein und
Barbara Theresia sein. Ehew. ihr T.
Maria Catharina Eva.
Den 27. dito
-
Dem Jacob Grueber und Theresia
Doro=
thea sein. Ehew. ihr S. Stephan. -
Dem Lorentz Grübler und Theresia sein.
Ehew. ihr T. Barbara Christina. -
Dem Mathias Weigl und Theresia sein.
Ehew. ihr T. Maria Agnes. -
Zwey arme Kinder Johann Elias und Maria
Magdalena. -
Dem Adam Langer und Eva Rosina sein.
Ehew. ihr T. Maria Elisabetha. -
Dem Sebastian Kammer und Maria sein.
Ehew. ihr S. Gregori Johann. -
Dem Johann Winckler und Gertrud sein.
Ehew. ihr S. Antoni Johann. -
Dem Simon Popp und Maria sein. Ehew.
ihr S. Johann Frantz Peter. -
Dem Paul Reichl und Catharina seiner
Ehew. ihr S. Johann.
Den 28. dito.
-
Dem Jenuin Dioller und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Johann Frantz Bartholo=
me. -
Dem Johann Schlesinger und
Margare=
tha sein. Ehew. ihr T. Margaretha. -
Dem Stephan Senfft und Maria Anna sein.
Ehew. ihr S. Joseph Stephan.
Den 29. dito.
-
Dem Johann Gualter Untz und Clara sein.
Ehew. ihr S. Johann Bartholome. -
Dem Herrn Christoph Neiper und Martha
Rosina sein. Ehefr. ihr T. Anna Maria
Clara. -
Dem Andre Fidler und Catharina seiner
Ehew. ihr T. Maria Theresia. -
Dem Adam Fettner und Theresia sein. Ehew.
ihr S. Jgnati Adam Wolffgang.
-
Dem Michael Derenbauer und Maria sein.
Ehew. ihr T. Maria Magdalena. -
Dem Paul Reichestorffer und Margaretha
Catharina sein. Ehew. ihr T. Eva Rosina. -
Dem Frantz Tropp und Eva Rosina sein.
Ehew. ihr T. Margaretha Anna. -
Dem Johann Bayer und Maria Susanna
sein. Ehew. ihr T. Theresia Justina. -
Dem Wolffgang Reger und Anna Maria
sein. Ehew. ihr T. Maria Sophia.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 2. December.
-
Jacob Stracky / Gardi=Führer / auff der
Schotten=Pastey / alt 63. Jahr. -
Joseph Kolinger / Fräule=Schneider / im
Liechtensteinischen Hauß in der Herrn=
Gassen / alt 33. Jahr. -
Bartholome Breitler / Oeller Ladensitzer /
beym guldenen Hirschen am Rothen=
Thurn / alt 47. Jahr. -
Dem Christoph Schneider / Würth in
sei=
nem Hauß in der Josephstadt / sein Kind
Jacob / alt 7. viertl Jahr. -
Dem Georg Schuester / Herrn=Gartner /
in der Leopoldstadt / sein Kind Johann /
alt 3. viertl Jahr. -
Dem Georg Wilhelm / Tagwercker / im
Wais=
mayerischen Hauß in der Leopoldstadt / alt
89. Jahr. -
Dem Johann Widmann / Tagwercker /
beym grünen Dächl am Neubau / sein
Kind Martin / alt 7. und ein halb Jahr. -
Clement Dienbauer / ein Tagwercker / beym
schwartzen Adler in der Alster=Gassen /
alt 40. Jahr. -
Ein unbekante arme Manspersohn / im
Gablerischen Hauß in der Leopoldstadt /
alt bey. 40. Jahr.
Den 3. dito.
-
Ursula Mantlin / Burgerl. Wittib / im
Häringerischen Hauß auff der Fischer=
stiegen / alt 70. Jahr.
-
Herr Bernhard Musgena / Kayserl. Hart=
schier und Burger / in seinem Hauß im
Betler=Gäßl / alt 44. Jahr. -
Dem Lorentz Kopaum / Sprachmeister im
Pongratzischen Hauß in der Leopoldstadt /
sein Kind Joseph / alt 3. und ein halb J. -
Bartholome Pissel / Fleischhacker / im
Spengerischen Hauß am Neubau / alt
28. Jahr. -
Der Gertrud Setzerin / Wittib / im
Zaune=
rischen Hauß bey St. Ulrich / ihr Kind
Daniel / alt 2. Jahr. -
Dem Mathias Kragler / Tagwercker / im
Beißkanerischen Hauß in der Ungar=Gas=
sen / sein Kind Anna / alt 2. Jahr.
Den 4. dito.
-
Der (Titl) Frau Maria Magdalena von
Fridberg / gebohrner des Finances Wittib /
im kleinen Ramhof beyn Franciscanern /
ihr S. Johann Joseph / alt 3. Jahr. -
Michael Kriglackner / Burgerl. Haubenma=
cher / im Seitzis. Hauß bey unsern HErrn /
alt 67. Jahr. -
Dem Michael Franckenberger / Haußmei=
ster / im Brasicanischen Hauß in der
Herrn=Gassen / sein Kind Barbara / alt
1. Jahr. -
Dem Reichard Piglmayr / Glasser / beym
guldenen Adler bey St. Ulrich / sein
Sohn Johann / alt 1. viertl Jahr.
Kurtzer Außzug
Deren / in=und vor der Stadt Wienn An. 1706. gestor=
benen Persohnen / wie sie nach und nach einkommen.
Alte Persohnen | 136. |
Kinder | 111. |
Alte Persohnen | 136. |
Kinder | 111. |
Alte Persohnen | 112. |
Kinder | 96. |
Alte Persohnen | 112. |
Kinder | 96. |
Alte Persohnen | 125. |
Kinder | 110. |
Alte Persohnen | 125. |
Kinder | 110. |
Alte Persohnen | 133. |
Kinder | 109. |
Alte Persohnen | 133. |
Kinder | 109. |
Alte Persohnen | 92. |
Kinder | 108. |
Alte Persohnen | 92. |
Kinder | 108. |
Alte Persohnen | 83. |
Kinder | 105. |
Alte Persohnen | 83. |
Kinder | 105. |
Alte Persohnen | 73. |
Kinder | 165. |
Alte Persohnen | 73. |
Kinder | 165. |
Alte Persohnen | 140. |
Kinder | 180. |
Alte Persohnen | 140. |
Kinder | 180. |
Alte Persohnen | 171. |
Kinder | 142. |
Alte Persohnen | 171. |
Kinder | 142. |
Alte Persohnen | 121. |
Kinder | 117. |
Alte Persohnen | 121. |
Kinder | 117. |
Alte Persohnen | 135. |
Kinder | 108. |
Alte Persohnen | 135. |
Kinder | 108. |
92. Alte Persohnen |
108. Kinder |
Summa Summarum | 2862. |
Darunter Alte | 1414. |
= = =Kinder. | 1448. |
2862. |
92. Alte Persohnen |
108. Kinder |
Summa Summarum | 2862. |
Darunter Alte | 1414. |
= = =Kinder. | 1448. |
2862. |
Hingegen seynd in=und vor der Stadt getaufft worden;
Als:
Monath. | St. Steph. | Michael / | Schotten / | Spital / | Leopold= | St. Ulrich. |
---|---|---|---|---|---|---|
Stadt. | ||||||
Januarius | =123= | =40= | =56= | =25= | =37= | =36= |
Februarius | =143= | =36= | =51= | =26= | =38= | =32= |
Martius. | =157= | =52= | =62= | =14= | =36= | =43= |
Aprilis. | =144= | =30= | =60= | =28= | =27= | =39= |
Majus. | =122= | =30= | =55= | =15= | =26= | =37= |
Junius. | =126= | =32= | =54= | =17= | =31= | =31= |
Julius. | =121= | =25= | =51= | =24= | =31= | =29= |
Augustus. | =144= | =39= | =52= | =13= | =33= | =38= |
September | =154= | =38= | =57= | =18= | =60= | =48= |
October | =119= | =27= | =60= | =26= | =33= | =46= |
November | =137= | =30= | =40= | =22= | =35= | =45= |
December | =96= | =31= | =51= | =16= | =27= | =33= |
1586. | 410. | 649. | 244. | 414. | 457. |
Summa Summarum aller getaufften Kinder || 3760.
Schluß des 1706. ten Jahrs / welchen eine gelehrte Feder
verfasset.
WEr sonst nicht glauben will / daß GOTT Monarchen schlägt /
Daß ER in seiner Hand so Krieg als Frieden trägt /
Daß Länder untergehen / daß Städt in Grauß verfallen /
Daß Menschen / Schwerd und Spieß und lichte Feuer=Ballen
Mit unerschrockner Brust und starrem Aug ansehn /
Daß / was unmöglich schien / doch gleichwohl sey geschehen;
Dem hat des Jahres Lauff sehr offt in den Avisen /
Ein Beyspiel sonder Trug und Schmeicheln angewiesen.
Dis Jahr / dis Wunder=Jahr / das nun zur Endschaft geht /
Zeigt Wunder / die man sieht / und doch nicht recht versteht.
Ein höchst=Durchleuchtes Hauß steigt / da es fallen solte /
Der ungezähmte Feind fällt / da er steigen wolte;
Ein grosser Ludewig wird augenscheinlich klein /
Ein Weib / die er verhöhnt / muß seine Männin seyn.
* Zwey Städte trotzen den / der nicht will Trotz vertragen /
** Zwölff Städte nimbt man ihm fast nur in funffzehn Tagen;
Zwey Heere seynd schachmatt / und fechten sonder Frucht;
Ein Marschall stürtzt ins Grab / der ander nimmt die Flucht.
Die fünffte Monarchie / mit der er uns gequälet /
Wird ihm zu einer Qual: dann weil sie unbepfälet /
So sinckt sie in sich selbst / und reisst bey gröstem Schein /
Ein außgekünstelt Werck von fünffzig Jahren ein.
Und was kombt mehr hervor? Die Alliirten siegen
Der Frantzmann ruft
Pardon,
und kan ihn schwerlich kriegen;
Savoyen raffet sich / und drängt die Dränger auß;
Eugen stützt JOSEPHUS Recht / und seines Vetters Hauß.
Chur Bayern wird entsetzt / Fürst Marlboroug erhoben;
Wer kan / wie sichs gehört / die Helden=Thaten loben?
CARL dämpfft in Spanien fast durch sein eignes Blut /
Mit Alliirter Macht der Frantzen Brand und Wut.
Der Schweden grosse Macht marschirt hinein nach Sachsen /
Doch muß auß diesem Marsch der edle Friede wachsen.
O Wunder! die man hört / und doch kaum fassen kan.
Diß alles / Schlesien / schaust du im Frieden an;
Diß alles sihet du / Budorgis , frey von Schrecken /
Weil dich des Höchsten Schutz / und JOSEPHS Sorgen decken.
So wünsche dannenher Jhm ferner Krafft und Stärck!
Wünsch’ JHM beständig Glück zum Krieg und Friedens=Werck!
Wünsch’ DENEN / so mit JHM in hoher Bündnuß stehen /
Ein Ruhm bekräntztes Schwerd / ein stätes Wohlergehen!
Fleh’ JHN in Demuth an / daß / gleichwie du JHM treu /
Dir sein Genaden=Thron stäts unverschlossen sey.
Seufftz’ endlich: Oesterreich soll bald die Zeit erleben /
*** Daß Franckreich alles wird mit (Schaden / Schanden) wieder geben.
* Barcellona und Turin. ** Sihe die Medaille auff die Sieg=reiche grosse Thaten der
Preyßwür=
digen Königin in Engelland. *** Jtem das
Acrostichon
Retrogradum
über die Anfangs=Buchstaben des
Savoyschen Ritter=Ordens der
dell’ Annunciada, T. R. E. F. Tous Retournera En France
, in Missions
Reyß=Beschreibung von Jtal. p. 1023.