Num. 355.
Wiennerisches DIARIUM,
Enthaltend alles dasjenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen;
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhier
Ankommenden: Zweytens aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern:
Drittens aller verehelichten / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio.
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 25. biß 28. December / 1706.
SAmbstag den 25. December. Die gestern auß Sachsen dahier
einge=
loffene Staffetta hat die Gewißheit mitgebracht / wasmassen Jhre
Königl. Pohlnische Majestät / den 15. dieses Abends / mit einen
klei=
nen Gefolg auß Pohlen zu Dresden angelangt; von dannen Dieselbe / nach=
deme sie von denen anwesenden Ministern ganz freudig empfangen / und
be=
willkommet worden / auch allda noch selbigen Abend die neu angelegte veste
Wercker besichtiget / den 16. dito / frühe / Dero Reyse nacher Leipzig zu
Jhro Königl. Majest. auß Schweden fortgesetzt; den 17. darauff seyen die
beede Königl. Pohlnische Printzen / Jacob und Constantin / von der Vestung
Königstein / in Begleitung des Herrn General Major Zeidlern / und Konigl.
Cammer=Herrn von Schönberg / zu gedachtem Dresden auch angekommen /so
Dero Einkehr in der Stallburg genommen; und findeten sich täglich wieder
viele Vornehme in Sachsen ein; wie dann auch Jhre Majestät / die Königin /
und der Chur=Printz / sambt Jhro Hoheit / der verwittibten Churfürstin / ehe=
stens erwartet würden.
Nachdeme Jhre Röm. Kayserliche Majestät / (Titul) Herrn
Ludovi=
cum Octavium von Burnacini / in Ansehung seines alten adelichen
Her=
kommens / und desselben schon / bey weyland Röm. Kayserl. Majest. Leopoldi
des Ersten / glorwürdigsten Andenckens / langjährig treugeleisteten
Dien=
sten / zu Dero Mund=Schencken / mit vorigem Rang / allergnädigst
bestät=
tiget; als hat derselbe gestern bey dem Kayserl. Obrist Hoff=Hofmeistern /
Jhro Durchl. Fürsten von Salm / den gewöhnlichen Eyd abgelegt.
Heute Nachts sowohl / als heute / auff dem H. Christ=Fest / haben Jhre
Kayserl. Majest. Sich bey dem GOttesdienst / welchen Jhro Hochfürstl.
Gnaden /der Herr Bischoff zu Wienn / verrichtet / in der Hof=Capell einge=
funden; sodann des Mittags / unter einer fürtrefflichen Tafel Music /
offentlich in der Ritter=Stuben gepeiset.
Dito hat dieses hohe Fest in der Dom=Kirchen eine allhiesige
Universi=
tät / gewöhnlicher massen / hochfeyerlich begangen / und daselbst dem
Got=
tes=Dienst / welchen der Herr Dom=Probst / Jhro Hochw. (Titl) Herr
von Klöckern / ꝛc versehen / wie auch der / auff Antragung A. R. P. Jacobi
Wenner, Soc. JEsu, SS. Theol. Doctoris, ac Professoris Ordinarii, nec
non ejusdem Facultatis Theol. Decani, vom Herrn Ferdinand Carl
Dau=
benberger / in Cæsareo Convictorum S. J. Collegio Alumno, & SS. Cano=
num Auditore, gehaltenen Lateinischen Oration abgewartet.
Sonntag den 26. Decemb. Heute haben Sich Jhre Majest. der Röm.
Kayser / in Begleitung deren Rittern des guldenen Vließ / und vieler andern
Cavalliren in die Dom=Kirchen erhoben / und allda / wegen des Fests dasigen
H. Patrons und Etz=Martyrers Stephani / der Predig / so der Ordinari
Domb=Prediger / A. R. P. Placidus Siess, S. J. wie auch dem Gottesdienst /
welchen Jhro Hochfürstl. Gnaden / der Hr. Bischoff zu Wienn / verrichtet / bey
gewohnet.
Montag den 27. December. Heute ist auß dem Staat von Mayland /
von der / unter Jhro Hochfürstl. Durchl. dem Kayserl. General=Feld=Mar=
schalln / Printzen Eugenio von Savoyen / stehenden Armee / hierbeygehende
Continuation Diarii, vom 22. November biß 7. December dahier eingeloffen;
worauß die nachmahlige Bestättigung und der ausführliche Bericht / wegen
des jüngst von denen Kayserl. durch Anführung des Chur Pfältzischen
Gene=
ral=Feld=Marschall=Lieuten. Freyherrn von Jsselbach / mit Sturm eroberten
Schloss Tortona / mit mehrerem zu ersehen.
Dienstag den 28. December. Heute ist von dem Kayserl. unter dem
General=Feld=Marschall=Lieutenant / Herrn Grafen Max von
Stahren=
berg / stehenden Corpo / Herr Hauptmann Leutter auß Tyrol / (welcher
jüngst auff einer Parthey sich sowohl gehalten / und so lang / ohngeachtet
er sein Pferd sambt denen Pistohlen verlohren / mit seinem Säbel gegen
5. Rebellen gefochten / biß ihme 2. Officiers und 4. Darmstättische
Cuiras=
sier=Reutter zu Hülff kommen / die Rebellen in die Flucht gesprengt und
das verlohrne Pferd denenselben wieder abgejagt) auß Ungarn dahier
angekommen; von dannen man unter andern vernommen / daß besagtes
Corpo / umb besserer Postirung / die Stadt Günß wieder verlassen / und
der=
mahlen theils zu Creutz / theils zu Eckenmarckt postirt stehe; Auß Ober=
Ungarn hat man / daß der Rakoczy die Belagerung Szegedin wieder
ein=
stellen / und den Bereczeny zu sich nacher Rosenau beruffen lassen; ein
Re=
bellisches Corpo aber hätte sich an einem gewissen Paß gesetzet / umb
den=
selben dem Kayserl. General=Feld=Marschallen / Herrn Grafen von Rabu=
tin / falls derselbe sein Absehen dahin haben solte / schwer zu machen / und
den fernern Marsch zu verhindern.
Dito vernahme man auß Ober=Oesterreich / daß dasige Löbl. Stände
ihren Antheil deren zu stellen habenden Recruten / schon meisten Theils
zu=
sammen gebracht. Auß Bayrn verlauthet / daß allda einiges Zigeuner=
und anderes liderliches Gesind sich sehen lassen; nachdeme aber auff dieses
etliche Kayserl. Partheyen außgeschickt worden; habe jenes sich wieder
auß=
einander begeben und unsichtbar gemacht.
Auß Pohlen / vom 22. Decemb. Daß von verschiedenen Orthen
ver=
laute / welcher Gestalten die Moscowiter sich da und dort zusammen
zie=
heten / und / nach nunmehro geschlossenem Frieden / gegen Jhre Gräntze
sich wendeten; inzwischen hätte sich der Fürst Menzikow zu Reuß=Lem=
berg auch eingefunden / und die alldasige Pohlnische Magnaten und
Senato=
ren versichert / daß / gleichwie Jhre Czaarische Majestat die Alliantz nicht
allein mit Jhrer Königl. Majestät / sondern viel mehr mit der Republic
geschlossen; also auch Sie derselben in allem nachzukommen / und der
Re=
public / zu Behaltung ihrer freyen Wahl und Freyheiten / auff das
mög=
lichste beyzustehen sich entschlossen. Sonsten habe der Lithauische Feldherr
mit denen Churländischen Verordneten / wegen deren Kriegs=Steuern / sich
verglichen / nichtweniger der Cracauische Adel deswegen 100000. Reichs=
Thaler zu lieffern versprochen; einige Abgeordnete von denen
umbligen=
den Woywodschafften aber hätten sich vernehmen lassen / daß sie vor
un=
nöthig hielten / sich länger von denen Sachsen pressen zu lassen / weilen der
König sich nicht mehr in Pohlen befindet
Auß Genua vom 5. December. Daß allda eine grosse Menge
Fahr=
nussen auß Finale in Sicherheit gebracht worden; weilen verlauten
wol=
len / daß Jhre Königl. Hoheit / der regierende Herr Herzog zu Savoyen /
die Veranstaltungen vorkehren lassen / besagten Orth ehestens zu belagern.
Auß Portugall wäre Nachricht eingeloffen / daß / weilen die Gallionen
auß America abgeseegelt / biß 20. Kriegs=Schiffe / von der Alliirten Flotta /
jenen entgegen gesendet worden / umb / wo möglich / derselben sich zu
be=
mächtigen.
Auß Rom vom 11. December. Daß jüngstens / bey feyerlichst allda
begangener Jahrs=Gedächtnuß Jhrer Päbstlichen Heiligkeit Erhöhung auff
den Päbstl. Stuhl / biß 29. Cardinal erscheinen; und hatten Selbige zum
fer=
nern Andencken ein scharffen Befehl ergehen lassen / vermög dessen / allen
weltlichen Geistlichen / unter schwerer Bestraffung / aufferlegt worden / ins
künfftig lange schwarze Röck / und keine kurtze mehr nach der Modi / zu
tra=
gen; Sonsten habe zu Rom das jüngst erwehnte Jubel=Jahr bereits mit
grossen Zulauff des Volcks seinen Anfang genommen und werde mit demsel=
ben eyfferigst angehalten / umb von GOtt einen Frieden unter den
streitten=
den Potentaten zu erbitten.
Auß Mayland vom 11. December. Daß die Kayserliche in dem durch
Sturm eroberten Schloß Tortona grosse Beuthe gemacht / weilen vieles Gut
hinein gestehet gewesen; Die Cittadell in besagtem Mayland solle sich nicht
mehr lang halten können / obschon jüngstbegehrtes gegen hartes Geld hinein
geliffert worden; dann durch Kranckheiten die darinnige Besatzung täglich
mehr und mehr abnehme. Jnzwischen habe sich das Parmesanische und
Pia=
centinische mit den Kayserl. wegen der Kriegs=Steuer abgefunden.
Auß Venedig vom 18. Decemb. Daß allda der Ruff kommen / ob
wol=
ten noch vor Anfang künfftigen Feldzugs / die Kayserliche Finale, Valencia,
Cremona, und Mantua unter den Kayserl. Gehorsamb bringen; und liesse
der General Medavi in letzt=besagter Vestung alle mögliche Gegen=Ver=
fassung veranstalten / und so Tage als Nachts die Wachten verwechslen; auch
habe derselbe den Jnwohnern bey Lebens=Straff verbotten / sich des Nachts
ausser ihren Wohnungen finden zu lassen; nicht weniger seyen die Gassen
alle gesperret; über das habe er die Jnwohner / im Fall eines Angriffs /
einer starcken Hülff vertrösten lassen; auch versprochen / den bereits sich
hervor thuenden Mangel an Wein / Oel und andern Sachen / ehestens
wie=
der zu ersetzen; Sonsten solle das Schloß Modena in letzten Zügen ligen.
Auß Spanien vom 25. November. Daß der Hertzog von Anjou den
Duc Hurtado Amenzaga nacher Mallaga, und den Duc de Cansano nacher
Cadix abgeschickt / umb allda die Gouverneur=Stelle zu vertretten; auch
habe bemeldter Hertzog abermahlen verschiedener Spanier / welche sich bey
ihrem rechtmässigen Herrn / König CARL / dem Dritten / befinden / habende
Güter einziehen / und solche den gut Frantzösisch Gesinten einraumen
las=
sen / umb solche ja beständig auff seiner Seithen zu erhalten.
Auß Engelland vom 10. Decemb. Daß jüngstens zu Londen die bey
der Schlacht im letzt verloffenen Feldzug / bey Judoigne in Niderland / von
den Frantzosen und Bayrn eroberte Standarten und Fahnen ankommen /
welche allda biß den 12. Jenner aufgehalten / sodann in einer Procession /
zum Zeichen des Triumph / auff dasigem allgemeinen Danck=Fest / in die
Kirchen zu St. Paul getragen werden sollen. Das Parlement zu Londen
habe den 2. dieses zwar sich versamblet / allein es wäre biß auff den 14. di=
to wieder verschoben worden; mittler Zeit man den Schluß / wegen der
Ver=
einigung mit Schottland / zu vernehmen hoffe. Jnzwischen seye der Ritter
Dilcks beordret / ohne Zeit Verlust / mit 6. Kriegs=Schiffen auszulauffen /
und rede man beständig / daß / so bald möglich / noch ein starcker Succurs /
von 15. biß 18000. Mann / nacher Spanien / Jhrer Majest. König CARL
des Dritten / Armee zu verstärcken / seeglen solle. Höchst=besagte Königl.
Majest. wären den 20. Novemb. zu Barcellona glücklich angelangt / und
allda beschäfftiget vor künfftigen Feldzug grosse Kriegs=Rüstungen zu
ma=
chen. Zu Lissabon seye die Alliirte Flotta wieder Seegel fertig gelegen.
Auß Holland vom 7. Decemb. Daß jüngstens der Königl. Schwe=
dische Gesandte in dem Haag ein grosses Festin / wegen des jüngst
geschlos=
senen Pohlnis. Friden / gehalten. Jnzwischen seye man so wohl in Engel=als
Holland und in andern Landen bedacht / den Krieg auff kommendes Jahr desto
kräfftiger fortzusetzen; weilen Franckreich bey abgeschlagenem Friden / nicht
we=
niger alle seine Kräfften anzuspannen beschlossen; und solle nicht allein der
Ab=
gang der Mannschafft in Portugall und Spanien ehestens wieder ergäntzet /
sondern auch viele Lebens=und Kriegs=Mittel dahin gesendet werden; über
das wären die Herren Staaten im Werck begriffen noch biß 12000. Mann
frischer Völcker von sichern Potentaten zu übernehmen.
Auß Flandern vom 17. December. Daß von den feindlichen Gräntzen
verlauthe / daß man sowohl an den Vestungen / als andern haltbahren
Or=
then / auff Königl. Frantzösische Ordre / Tag und Nacht schantzen müsse; und
wäre dem armen Bauersmann in dem Frantzösischen Flandern auffgetragen
worden / 7000. Pferd / zu Remontirung der Reutterey herbey zu schaffen; auch
wäre man feindlicher Seithen beschäfftiget / auß dasigen Zeug=Häusern vieles
Gewehr in Franckreich abzuschicken. Zu Cortricht / allwo jüngst der Graff
von Egmont / sambt einem Spanischen Dragoner=Regiment / welches die
Frantzösische Dienste verlassen / ankommen / und daselbsten recrutirt und
re=
montirt werde / wäre allen Frantzosen / so allda sich ehedessen niedergelassen /
angesagt worden / die Stadt in gewisser Zeit zu raumen; und hätte man
be=
schlossen / allda ein Proviant=Hauß anzulegen / damit die Alliirte Armee bey
künfftigem Feldzug sich dessen bedienen möge. Mit Heraußnehmung 2. Mann
von jeder Compagnie / werde in allen Besatzungen fleissig fortgefahren / umb
diese an statt Recruten nacher Portugall und Spanien senden zu können.
Von dem Moselstrohm vom 17. December. Daß die Frantzosen
dasi=
ger Orthen das Land zimlich durchstreifften; Jndessen wären die
Abgeord=
nete der Chur=Trierischen Land=Ständen von Trier nacher Metz abgereyst /
umb allda wegen der Kriegs=Steuren einen Vergleich zu treffen / mithin
das Land von ferneren Streiffereyen zu verschonen. Zu Trarbach habe
dasige Besatzung jüngstens siben und zwantzig metallene Stuck gefunden /
welche die Frantzosen ehedessen noch vergraben gehabt; und seye nunmehro
dortige Vestung wieder in guten Stand gesetzt / auch mit einigen neuen
Wer=
ckern noch mehrers bevestiget worden.
Auß der Schweitz vom 19. December. Daß man allda Nachricht
ha=
be / ob wäre / nach Ubergab des Schloß Casal / nicht allein Finale, sondern auch
Valencia von Jhro Königl. Hoheit / dem regierenden Herrn Hertzogen zu Sa=
voyen / belagert worden; Jhre Hochfürstl. Durchl. Printz Eugenius von
Sa=
voyen / aber hätten Viadana, Sabionetta und andere Oerther angreiffen lassen /
mithin Cremona / welches ohnedem gantz eingeschlossen gewesen / von Mantua
abgeschnitten; welches den König in Franckreich nicht wenig verdriessen solle;
als welcher in Ansehung des dermahligen Verlust von gantz Wälschland /
denen Jtalianischen Fürsten zu verstehen gegeben / daß er nunmehro sie gantz
verlassen / dabey ihnen es jederzeit gedencken wolle / daß dieselbe seine
angetra=
gene Freundschaft so schlecht geachtet; und / wie von Pariß geschrieben worden /
solle der Officier / welcher von Constantinopel bey dem Hof ankommen / auch
nicht allerdings eine angenehme Verrichtung mitgebracht haben; nichts
desto=
weniger werde so Tag / als Nacht getrachtet / sich aller Orthen in
mächti=
gen Wehrstand zu setzen; und hoffe man / weilen das Geld so rar / daß
die erwartende Gallionen den Mangel in etwas benehmen würden; weswe=
gen / umb dieselbe sicher nacher Cadix zu bringen / 14. Kriegs=Schiffe / und
etliche Fregatten ihnen entgegen geschickt worden. Zu Toulon solten auch
36. Kriegs=Schiffe außgerüstet werden / umb Volck / und sonsten Kriegs=
Geräthschafften nacher Neapel abzuführen / indeme man wegen dieses
Kö=
nigreichs sich auch zu besorgen anfange.
Hohe Geburt.
Den 25. Decemb. ist dahier des (Titl) (Titl) Hrn. Hrn. Adam Frantz des H. Röm.
Reichs Fürsten von Schwarzenberg / gefürsteten Land=Grafen im Eleggau / Grafen zu
Sultz / ꝛc. ꝛc. der Röm. Kayserl. Majest. Erb=Hof=Richtern zu Rottweyl / ꝛc. Fürstl. Frau
Gemahlin / (Titl) (Titl) Frau / Frau Eleonora Amalia / eine gebohrne Hertzogin zu
Sa=
gan in Schlesien und Fürstin von Lobkowitz / ꝛc glücklich entbunden / und einer jungen
Fürstin genesen; welche den 26. dito von Jhro Hochfürstl. Gnaden / dem Herrn
Bischof=
fen zu Wienn / in der Fürst=Schwarzenbergischen Hauß=Capellen getaufft / und ihr die
Nahmen Mariana / Christina / Ernestina / Josepha beygelegt worden; die Pathen aber
waren gewesen zwey arme Leuth.
Hoher Todts Fall.
Den 27. December verschiede allhier / des (Titl) Herrn Henning / Freyherrn von
Stralenheim / Jhrer Königl. Majestät auß Schweden an allhiesigem Kayserl. Hof sich
befindlichen Herrn Gesandten / und dessen Frauen Gemahlin / (Titl) Frauen Nicole
Ca=
tharina Veronica / gebohrnen von Hakelberg / ꝛc. vierdtes junges Herrlein / genannt
Chri=
stian August / so gebohren worden den 23. Jenner dieses nunmehro zu End lauffenden Jahrs.
Ankunfft aller Hoh=und nidrigen Standts=Persohnen.
Den 25. December.
- Cärntner=Thor. Ein Venetianis. Cur=
rier / kombt von dannen / geht gleich zu
dem Herrn Bottschaffter.
Den 26. dito.
- Rothen=Thurn. Herr Kaphanides / Obrist=
Wachtmeister vom Bagoschis. Regiment /
kombt auß Jtalien / logirt in der Rossau /
beym schwartzen Bärn.
Den 28. dito.
- Cärntner=Thor. Herr Haubtman Läuter /
kombt auß Ungarn / logirt im Heyden=
schuß. - Herr Baron Bechmann / kombt auß
Jta=
lien / logirt in seinem Hauß. - Herr Hof=Cammer=Rath Keller / kombt von
Preßburg / logirt auff der hohen Brucken
im Rosenbergerischen Hauß.
Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 11. December.
- Dem Frantz Bitsch und Eva Maria sein.
Ehew. ihr T. Eva Rosina. - Dem Michael Verwirst und Theresia sein.
Ehew. ihr T. Anna Regina. - Zwey arme Kinder Eva Margaretha und
Ursula Eleonora.
Den 12. dito.
- Dem Herrn Christoph Bayer und Maria
Anna seiner Haußfr. ihr T. Maria Ca=
tharina Antonia. - Dem Herrn Joseph Plochner und
Cathari=
na seiner Ehefr. ihr T. Catharina. - Dem Herrn Johann Straßgietl und Anna
sein. Ehefr. ihr T. Maria Eva. - Dem Johann Baptist Kegel und Anna sein.
Ehew. ihr S. Joseph. - Dem Georg Gschwandtner und Eva sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Frantz Antoni Oeger und Ursula sein.
Ehew. ihr S. Johann Wolffgang. - Dem Mathias Radinger und Justina sein.
Ehew. ihr S. Mathias Wolfgang. - Dem Adam Mayr und Barbara seiner
Ehew. ihr S. Johann Thomas. - Dem Johann Köttler und Barbara sein.
Ehew. ihr T. Maria Barbara.
Den 13. dito.
- Dem Herrn Gottfrid von Büchlau und
Elisa=
betha sein. Haußfr. ihr S. Frantz Gottfrid. - Dem Mathias Maria und Maria sein.
Ehew. ihr T. Anna Theresia. - Dem Johann Georg Holtzer und Anna
Barbara sein. Ehew. ihr T. Maria Elisa=
betha Margaretha. - Dem Johann Georg Kleck und Anna
Ma=
ria sein. Ehew. ihr S. Frantz Joseph. - Ein armes Kind Francisca Catharina.
- Dem Georg Krömelmayr und Maria Eva
sein. Ehew. ihr S. Benedict Andre. - Dem Martin Neumayr und Maria Ursula
sein. Ehew. ihre Zwilling Lorentz Ma=
thias und Simon Frantz. - Dem Martin Pigler und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Michael Joseph.
- Dem Johann Prastman und Elisabetha
sein. Ehew. ihr T. Maria Elisabeth. - Dem Herrn Daniel Dietrich und Francisca
Theresia seiner Haußfr. ihr T. Philippina
Theresia Ottilia. - Dem Lorentz Rain und Eva Maria sein.
Ehew. ihr S. Johann Joseph. - Dem Jacob Falck und Maria Anna sein.
Ehew. ihr S. Antoni Martin.
Den 14. dito.
- Dem Herrn Jacob von Stadlman und
An=
na Maria seiner Haußfr. ihr T. Anna
Susanna. - Dem Herrn Lorentz Marckard und
Christi=
na sein. Ehefr. ihr T. Eva Barbara. - Dem Mathias Teuffel und Elisabetha sein.
Ehew. ihr S. Georg Thomas. - Dem Herrn Lorentz Andre Oggerkeibl und
Anna Catharina sein. Haußfr. ihr S. Wil=
helm Joseph Jgnati. - Dem Frantz Joseph Fridlein und Anna
Maria sein. Ehew. ihr T. Maria There=
sia Francisca. - Dem Herrn Michael Frantz Bigino und
Maria Magdalena sein. Ehefr. ihr T.
Maria Catharina. - Dem Martin Feli und Eva sein. Ehew. ihr
T. Maria Eva. - Dem Andre Auffreiter und Elisabetha sein.
Ehew. ihr T. Maria Justina.
Den 15. dito.
- Dem Herrn Gabriel Hain und Maria
Eli=
sabetha sein. Haußfr. ihr S. Leopold Hie=
ronymus Henrich. - Dem Thomas Schanitz und Elisabeth sein.
Ehew. ihr T. Gertrud. - Dem Andre Abburger und Anna Elisabeth
sein. Ehew. ihr T. Maria Elisabeth. - Dem Wolffgang Wiederhofer und Maria
sein. Ehew. ihr T. Victoria Catharina. - Dem Martin Schillinger und Christina
sein. Ehew. ihr T. Eva Elisabetha. - Dem Christian Gremer und Barbara sein.
Ehew. ihr T. Maria Catharina.
Den 16. dito.
- Dem Herrn Wolffgang Henrich von der
Porten und Anna Barbara sein. Haußfr.
ihr S. Wolffgang Henrich. - Dem Herrn Johann Jacob Jetzl und
Ma=
ria Theresia sein. Ehefr. ihr T. Anna Apol=
lonia. - Dem Jacob Pè und Barbara sein. Ehew.
ihr T. Maria. - Dem Joseph Schmeltz und Eva Rosina
sein. Ehew. ihr S. Johann Joseph. - Dem Lucas Richiara und Eva Rosina sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria Barbara. - Dem Marx Riegler und Anna sein. Ehew.
ihr S. Joseph Peter. - Ein armes Kind Frantz Joseph.
Den 17. dito.
- Dem Herrn Maximilian Bernhard Lacken=
- bauer und Anna Maria sein. Ehefr. ihr
S. Otto Thomas. - Dem Georg Pirbitz und Justina sein. Ehew.
ihr S. Niclas Georg. - Dem Johann Marguet und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Frantz Wentzl. - Dem Tobias Wißthaler und Anna
Catha=
rina sein. Ehew. ihr S. Tobias Jgnati. - Dem Johann Engl und Maria Barbara
sein. Ehew. ihr T. Maria Barbara. - Dem Andre Zwerger und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Andre Ferdinand.
Den 18. dito.
- Dem (Titl) Herrn Johann Baptist von
Ro=
senberg in Rosenstain und Frau Anna
Maria seiner Gemahlin ihr S. Antoni
Joseph.
Lista aller Verstorbenen in=und vor der Stadt.
Den 26. December.
- Dem Herrn Antoni Algei J. U. Dr. bey der
weissen Rosen in der Schuellerstrassen /
sein Kind Maria / alt 6. viertl Jahr. - Dem Paul Falnitz / Burgerl. Bader / in
sei=
nem Hauß in der Leopoldstadt / in seinem
Hauß in der Leopoldstadt / sein Kind Fer=
dinand / alt 5. viertl Jahr. - Dem Ferdinand Retl / Burgerl. Lederer /
in seinem Hauß in der Leopoldstadt /sein
Kind Augustin / alt 6. und 1. halb Jahr. - Dem Augustin Reumüller / Burgerl. Be=
standwürth / beym guldenen Adler in der
Wäringer Gassen / sein Kind Eva / alt 3.
Jahr. - Dorothea Fockerin / ein arme Wittib / im
Walischen Hauß in der Alster=Gassen /
alt 13. Jahr. - Dem Georg Reng / Fischwachter / im
Leix=
nerischen Hauß / in der Leopoldstadt /
sein Weib Kunigunda / alt 87. Jahr.
Den 27. dito.
- R. P. D. Joseph de Mämö / Ordinis S.
Augustini, im Weixelbergeris. Hauß in
der Nagler=Gassen / alt 70. Jahr. - Dem Herrn Frantz Martinelly / Burgerl.
- Handelsmann / in seinem Hauß am
Lu=
weg / sein Söhnl Jacob / alt 12. Jahr. - Frantz Schmaltzinger / Schneider beym
schwartze Thor / untern Felbern / alt 34. J. - Dem Ferdinand Riegler / ein Schneider /
beym guldenen Engl am Neustifft / sein
Weib Anna / alt 60. Jahr. - Dem Johann Lang / Tagwercker / beym
weissen Creutz in der Josephstadt / sein
Sohn Michael / alt 18. Jahr.
Den 28. dito.
- Herr Johann Caspar Grempach / gewester
Stallmeister / im Winterischen Hauß
untern Tuchladen / alt 46. Jahr. - Dem Tobias Pramauer / Würth / in seinem
Hauß am Neubau / sein Weib Eva / alt
55. Jahr. - Dem Georg Zis / Laggey / im
Brunmeiste=
rischen Hauß auff der Laimbgruben / sein
Weib Catharina / alt 70. Jahr. - Dem Mathias Durner / Leinweber / beym
gueten Hürten bey Maria=Hülff / sein
Kind Susanna / alt 6. Jahr. - Dem Veit Hartschitz / Hauer bey der
grü=
nen Weintrauben auf der Widen / sein
Kind Michael / alt 8. Jahr.
CONTINUATIO
DIARII
Von der / unter dem hohen Commando
Des
Kayserl. General Feld=Marschallen /
Jhrer hochfürstlichen Durchleucht /
Printzen
Eugenii von Savoyen /
Jn Jtalien stehenden Kayserl. Armee.
Auß dem Kayserlichen Haupt=Quartier / bey Vescovato, vom 22. Novemb.
biß 7. December / 1706.
DEn 22. November. Das Wetter hielte mit Regen dermassen an / daß die Wässer
darvon übergossen; und die Strassen gantz unbrauchbar gemacht: mithin die
Belage=
rung von Casal und Tortona mercklich verzögert: auch ware von keiner Seyten nichts Neues
eingeloffen / zumahlen nichtweniger des commandirenden Hrn. Generals Hochf. Durchl.
selbsten dardurch verhindert worden daß Sie gezwungen gewesen /
Den 23. 24. 25. und 26. Dito / Sich / wider Jhren Willen / zu Pavia auffzuhalten;
kaum aber hatte es /
Den 27. dito etwas zu regnen aufgehört / so waren Sie auff dem Poo zu Schiff
getret=
ten / und noch selbigen Tags auff St. Florian / unweit Pizzighetone, wo das Haubt=
Quartiert außgezeichnet / abgefahren.
Den 28. dito liessen Sie die Generalität von denen daherumb stehenden
Regimen=
tern zu sich beruffen / mit dem Befehl / daß / sowohl die Kayserl. als übrige Alliirte
Trup=
pen / ausser dem Pfältzischen Fuß Volck / welches zu Casal bey dem Angriff des daselbstigen
Schlosses beschäfftiget / zum Marsch in Bereitschafft seyn solte.
Den 29. dito wurde durch eigene Currier die gestern gegebene Ordre wiederholet /
Den 30. dito aber ersagten Truppen anbefohlen / daß ein Theil derselben anheut
zu Pizzighetone zusammen kommen / und morgen über die Adda setzen solten. Die
Kund=
schaffter sagten / daß der Feind zwischen Cremona und dem Oglio alle Posten verlassen /
seine Reutterey aber gegen das Ferrarische abgeschickt hätte. Eben als gegenwärtiges
Diarium geschlossen ware / langte der Chur=Pfältzische Obrist von Hundheimb dahier an /
mit der Nachricht / daß / nachdeme den 28. dieses die Bresche vor Tortona in Zimblichem
Stand sich befunden / der General Feld=Marschall Lieutenant / Freyherr von Jsselbach /
zu einem Sturm alle Anstalt gemacht / und selben auch heut eine Stund vor Tags auff 3.
Seithen vornehmen lassen; nemblichen einen über die Bresch / und den andern an 2. ver=
schidenen Orthen mit Läittern; so auch so glücklich von statten gangen / daß man in einer
halben Stund Meister vom Schloß gewesen; Man könne zwar nach nicht eigentlich
wis=
sen / wieviel beederseiths geblieben: unserseiths seye der Baron Blier / Haubtmann von
dem Löblich. Guido Stahrenbergischen Regiment todt / und von Gemeinen insgesambt
30. biß 40. Mann ebenfalls todt und blessirt: feindlicher Seiths wäre der General
Rami=
rez und der alte Commendant la Capra, nebst vielen Officiren todt / und die Gefangene
be=
lieffen sich auff 150. Mann / worunter 10. biß 12. Officier seyn würden / von welchen
je=
doch der meiste Theil sehr übel beschädiget seye. Er General=Feld=Marschall / Freyherr
von Jsselbach / könne nicht genugsam rühmen / wie tapffer der General Feld=Wachtmei=
ster von Boneval und alle übrige Officiers / nebst den sambtlichen Gemeinen / hierbey
gefoch=
ten / und alles gethan / was man von braven auch rechtschaffenen Soldaten immer
verlan=
gen können.
Den 1. December. Nachdeme / oben=berichteter massen / die sambtlich
Alliir=
te Truppen / ausser deren Chur Pfältzischen in Holländischen Diensten stehenden Fuß=
Völckern / welche mit bey dem Angrieff des Schloß zu Casal gewesen / nach
der ihnen ertheilten Ordre / sich nach und nach zu bewegen und die Adda zu passiren
angefangen hatten / blieben des Commandirenden Herrn Generalen Hochfürstl. Durchl.
diesen Tag / dann auch /
Den 2. dito / zu St. Florian stehen; folgten aber /
Den 3. dito / dem Marsch deren Truppen nach / also / daß Dieselbe solchen auch
Den 4. und 5. dito fortgesetzet / und diesen Tag zu Vescovato / 5. biß 6. Meylen
von dem Oglio / angelangt waren.
Den 6. dito blieben Sie in gestern gemeldtem Vescovato stehen / umb daselbsten
die völlige Ankunfft deren marschirenden Truppen zu erwarten / immittelst aber die
vor=
habende Postirung / zwischen dem Oglio / dem Poo und der Adda einzurichten / und
jed=
wederm seine Station außzuzeichnen.
Den 7. dito von dem General der Reutterey / Marquis Langallerie, sowohl / als
auch durch andere Kundschafften ware der Bericht eingeloffen / daß der Feind Guastalla
verlassen / und seine längst des Poo in dem Ferrarischen hinab gehabte Truppen zuruck
gezogen hätte; worüber man die weitere Bestättigung erwartet. Von Casal hat man
nichts Neues erhalten; heute und gestern aber von dorten nicht mehr schiessen gehöret /
also daß man auch nicht weiß / wie es mit dieser Belagerung beschaffen / oder ob
nicht das Castell über seye; wovon mit nächstem ein mehreres
zu erinnern seyn wird.