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Wiennerisches DIARIUM

Nr. 288, 5.–7. Mai 1706

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[1]

Wienn / vom 5. biß 7. May / 1706.

MJttwoch den 5. May. Alldieweilen Jhre Römis. Kayserl. Majestät
jüngsthin Dero General=Wachtmeistern / Hrn. Ferdinand von Harsch /
in Erwegung seiner langwürig erwiesenen guten Diensten / und andern
in dem Kriegs=Wesen ihme beywohnenden rühmlichen Eigenschaften / das
Commando über die Vestung Jngolstadt in Bayern / auffgetragen; Als
hat derselbe auch gestern sich von hier / und erstlichen nacher Braunau / umb
zuvorderist ein und anderes alldazu veranstalten / begeben / von dannen
er sofort nach gedachtem Jngolstadt sich verfügen wird / umb daselbsten das
Commando anzutretten.

Heute / als an dem Jahrs=Tag des höchstseligen Hinscheidens / Wey=
land
Jhrer Römischen Kayserlichen Majestät / Leopoldi l. allerruhmwürdig=
ster
Gedächtnuß / wurde zuvorderist von 9. biß 10. Uhr Vormittags mit al=
len
Glocken sowohl in der Stadt / als auch in denen gesambten Vorstädten
geläutet / nachdem der Gottes=Dienst in der Kays. Hof=Capellen / in aller=
höchster
Gegenwart beeder regierenden Kayserl. Majestäten / von Jhro Bi=
schofl
. Gnaden von Tinnien / und Jhro Hochwürden (Titl.) Herrn Præ=
laten
von Pernegg / Cistercienser Ordens: in Jhrer Majest. der verwittib=
ten
Kayserin / Capellen aber / allwo Dieselbe Sich mit Dero Durchleuchtig=
sten
Ertz=Herzoginnen gegenwärtig befunden / von Jhro Bischoffl. Gnaden
von Argens und Jhro Hochwürden (Titl) Herrn Abbten des Closters
Emaus zu Prag und des allhiesigen Spanis. Closters S. Benedicti , gehalten.

Dito ist heute der Kayserl. General=Feld=Marschall / Herr Guido Graf
und Herr zu Stahrenberg / ꝛc. wie auch der General=Wachtmeister / Herr
Steinville / welchen letztern Jhre Röm. Kayserl. Majestät / in Ansehung
seiner bißhero treugeleisteten Kriegs=Diensten und erlangten stattlichen

[2]

Kriegs=Erfahrenheit auch dardurch erworbenen grossen Verdiensten / zu
Dero General Feld=Marschall=Lieutenant allergnädigst ernennet; wieder
nacher Ungarn abgereiset / allwohin auch so gleich die bißhero mit Kriegs=
und Lebens=Mitteln beladene Schiff von hier abgefahren.

Dito wurde von Peterwardein mit Brieffen vom 22. April berichtet /
daß der Kayserl. Ober=Kriegs Commissarius, Herr Brentano di Cimarolo ,
nicht allein über das Türckische Gebieth glücklich zu Arrath / jüngst gedach=
ter
massen / sondern auch / ohnangesehen die Ragozische Truppen mit einer
starcken Mannschafft bey Totvaradia am Paß auff ihn gelauert / in Siben=
bürgen
zu Hermanstatt angelangt; Sonsten seye von dannen abermahlen
bestätiget worden / daß der Karoli / als er jüngstens die Dähnische Trup=
pen
in ihren Quartieren überfallen wollen / aber dieselbe auff guter Huth ge=
standen
/ und sogleich durch den Herrn Obristen Viard verstärckt worden /
mit Hinterlassung 500. Todten / 6. Fahnen / 2. Paucken / und vielen Ge=
fangenen
die Flucht nehmen müssen; Kayserlicher Seithen wären nicht
mehr dann 13. Mann gemisset; So seye auch ein Frantzösischer Gesandter
über das Türckische zum Rackoczi abgegangen / welchen dessen Völcker / zwi=
schen
Arrad und Szegedin an der Maros mit 300. Mann übernommen /
und / da sie nachgehends über die Theyß gesetzet / habe eine Parthey davon
biß an gedachtes Szegedin unter die Stuck gestreiffet / auch etwas Rind=
Vieh hinweg getriben; allein man hätte derselben alsobald nachgesetzet /
das meiste davon wider abgejaget / und noch ein Mann gefangen bekom=
men
.

Donnerstag den 6. May. Heute hat eine löbl. Theologische Facultät
hiesiger uhralten Universität / davon Jhro Hochw. (Titl) Herr Prælat zu
Mölck / des Ordens S. Benedicti , dermahlen Decanus ist / das Fest ihres
Schutz=Patrons / des Heil. Joannis Evangelistæ , wegen der jährlichen Ge=
dächtnuß
vor der Lateinischen Pforten / in St. Stephans Dom=Kirchen /
auff das herrlichste begangen; dabey den Gottes=Dienst Jhro Hochwürden
(Titl) Herr Prælat zun Schotten / des Ordens S. Benedicti : die Lateini=
sche
Lob=Rede aber Herr Georg Joseph Kitzing / ein gebohrner Franck /
Philos. Magister & SS. Theol. Baccalaureus , gehalten.

Eodem ist der Kayserl. Hr. Obrist Barthl auff der Post nach München
in Bayern: und die beede Reichs=Herolden / unter Begleitung etlicher
Kayserl. Hartschierer / von hier nach dem Reich abgereyst / umb in denen Chur=
fürstlichen
/ Fürstlichen und andern Ländern / welche die weyland beede
Churfürsten von Cölln und Bayern zu Lehen besessen / gleichfalls die Achts=
Erklärung zuverkünden; von welcher mit nächstem die ausführliche Be=
schreibung
/ wie selbe dahier geschehen / folgen wird.

Freytag den 7. May. Heute wurde dahier ein Brau=Knecht / welcher

[3]

vergangenen Sonntag seinen Ober=Knecht jämmerlich ermordet / vermög
hierbeygehenden Urtheils / erstlich mit glüenden Zangen gezwicket / und nach=
gehends
lebendig von oben herab auff der gewöhnlichen Richtstatt gerä=
dert
/ sodann auff das Rad geleget.

Eodem erhielte man von Oedenburg / daß die in alldasiger und Ey=
senstätter
Gegend befindliche Rackoczische Truppen zum Marsch beordret
worden / welchen sie über die Raab gegen Stuhlweissenburg antretten sollen;
Jndessen streiffen dieselbe noch ohnauffhörlich in diesen gedachten Gespan=
schafften
herumb.

Jtem vernahme man von Presburg / daß der Kays. General=Feld=
Marschall / Herr Guido Graff und Herr zu Stahrenberg / abermahlen
zu Presburg glücklich ankommen / und nach einer mit dem Kayserl. Gevoll=
mächtigten
Herrn Graffen von Wratislau gehaltenen Unterredung von dar
über die Donau sich erhoben / umb die Kays. Truppen zu besichtigen. Die
jüngst von Presburg nach Tyrnau abgereyste Hn. Ministers wären noch nicht
wider zuruck kommen / weilen der Berezeny den 5. dises erstens von Neutra /
allwo der Rakoczi sich befinde / abgefertiget worden; Des Rakoczi Frau
Gemahlin hätte auch / wegen zugestandener Unpäßlichkeit / ein gantzen Tag
zu St. Georgen sich auffhalten müssen; Sonsten seye der dermahlige Still=
stand
biß auff morgigen Sonntag inclusivè wider verlängert worden.

Dito brachte ein Currier auß Siebenbürgen die Nachricht / daß alles
allda auff Veranstaltungen des daselbst commandirenden Kayserl. Genera=
len
/ Herrn Grafen Rabutin / sich noch in gutem Stand befinde / und weilen
das jüngst dahin abgeschickte Geld anderthalb Tagreyß von Hermanstadt
ihm begegnet / als erwarte man auch ehestens daselbst die dahin bestimmte
Kayserl. Montirung.

siger
Auß Pohlen vom 28. April. Daß zu Warschau verschidene Pohlni=
sche
Wallachen angekommen / umb deren Sachsen und Moscowiter Stelle
widerumb zu ersetzen; Man vermuthe aber / daß jene nicht lang allda ver=
bleiben
dörfften / weilen der Schwedische General Reinschild sich auch da=
hin
ziehen solle. Jndessen werde versichert / daß das völlige Moscowittische
Fuß=Volck mit dem bey sich habenden Geschütz und andern Kriegs=wie auch
Lebens=Mitteln zu Bresce eingeruckt / und allda zu denen Königl. Völckern
gestossen. Zu Cracau fahre man eyffrig fort mit der Bevestigungs=Arbeit /
und gienge die Rede / daß Jhre Königl. Pohlnische Majestät willens / die
Weichsel umb die gantze Stadt zu führen; die daselbst gefundene Stuck
aber / so einvergraben gewesen / solten nacher Sachsen / zum umbgiessen /
gebracht werden; Hingegen wären viele Wägen mit Montur zu Cracau an=
gelangt
/ denen noch 200. Centner Kupffer folgen würden. Die in dem Oli=
vischen
Bezirck angekommene Schweden wolten versichern / daß ehestens da=

[4]

siger Orthen etliche 1000. Mann / so sie auß Schweden zu Wasser gewärtig /
zusammen kommen würden; Hingegen solten alle gefangene Sachsen dahin
eingeschifft werden.

Auß Rom vom 17. April. Daß man allda in langen Zeiten nicht mit
so vielen Berathschlagungen beschäfftiget / als anjetzo / und kämen daselb=
sten
täglich neuere Verdrießlichkeiten vor / mit welchen aber der Römische
Hoff gar ungern zu thun hätte; Jndessen seye der Cardinal Janson mit sei=
nen
Beurlaubungen bemühet / wobey derselbe im geringsten nichts unter=
lasse
/ des Königs in Franckreich / wie auch dessen Enckels / des Hertzogen
von Anjou , Angelegenheiten in Obacht zu nehmen; und damit der Gran Prior
de Vendôme wegen ein und andern / des Frantzös. Vorzugs halber / aller Unge=
legenheit
entfernet seye / werde derselbe des Fürst Vaini Behausung beziehen.

Auß Venedig vom 24. April. Daß die Frantzosen ungemein ihren
Vortheil herauß streicheten / welchen dieselbe / da sie schier mit ihrer gantzen
Armee ein kleines Kayserl. Corpo jüngst überfallen / erhalten; allein man
wäre durch verschiedene andere Nachrichten versichert worden / daß die Fran=
tzosen
/ obschon sie 6. mahl stärcker / als die Kayserl. gewesen / doch auch da=
bey
einen grossen Schaden an Mannschafft gelitten / so theils getödtet / theils
verwundet worden. Jndessen wären die Kayserl. aus ihrem ehemahligen
Lager bey Gavardo aus=und in ein anders besserer Bequemlichkeiten halber
eingeruckt.

Auß Spanien vom 9. April. Daß man zu Madrit Nachricht habe /
daß der Mylord Galloway auff den Duc de Berwick , und den Marquis von
Bay mit der völligen Macht loßgegangen seye; diese aber hätten keinen Stand
gehalten / sondern wären mit ihren Völckern durchgegangen / deren Nachtrup=
pen
jedoch im Durchgehen von der Portugesischen Armee zimlichen Schaden
gelitten; setzt solle vorbesagter Mylord Vorhabens seyn / Alcantara zu be=
lagern
. Jn Valencia bekommen der Mylord Peterborough grossen Zulauff
auß anderen Spanischen Provintzen / und verstärcke sich dermassen / daß er
ehestens etwas Wichtiges außzurichten getraue / mithin der Belagerung
Barcellona eine grosse Hindernuß machen dörffte; und hätten die Frantzo=
sen
von 24000. Mann schon 4000. verlohren / so theils durchgegangen / theils
getödtet worden; über das wäre der Duc de Noailles im Frantzösischen La=
ger
schwerlich erkrancket.

Auß Catalonien vom 9. April. Daß die Belagerung vor Barcellona
denen Frantzosen viele Mannschaft koste / und hätte ihr Corpo schon etlich
1000. Mann abgenommen / dann ihnen die Besatzung / so in 3000. Mann /
ohne 5000. Miquelets und die Burger bestehe / auch noch täglich verstärckt
würde / weilen die Stadt nicht gantz umbringt seye / durch ihre Außfälle
grossen Schaden zufüge; nichts destoweniger hätten die Frantzosen schon von

[5]

einer Batterie auß etlichen Stucken und Mörsern gegen die Vestung Montjoui
zu spielen angefangen / wären auch in der Arbeit begrieffen / noch 5. Batterien
auffzuwerffen / umb 100. Stuck und vile Mörser darauff zupflantzen / mit=
hin
die Stadt durch Feuer zuzwingen; wie sie dann ohnedem schon meistens
mit feurigen Kugeln geschossen; allein man wolte sich wegen baldiger Erobe=
rung
des Orths schlechte Hoffnung machen; weilen darinnen Jhro Majest.
dem König CARL / noch alles beständig verbleibe / und sowohl Geist=als
Weltliche / Hoch=und Nidrige von nichts anders reden / als ehender Gut und
Blut zu verliehren / dann zuzulassen / daß die Frantzosen Barcellona erobern
solten; und seyen in besagter Stadt die Lebens=wie auch Kriegs=Mitteln in
Uberfluß; zudeme wären die Miquelets Meister vom gantzen Land / welche
nichts auß=noch in das Frantzösische Lager kommen liessen / machten auch al=
les
nider / was sie nur von Frantzosen ertappen könten; mit der Betrohung /
sobald der Leute sambt denen Schiffen solte angelangt seyn / dieselbe mit einer
grossen Macht / unter Anführung ihres Graffen Cifuentes, das Frantzösische
Lager angreiffen würden; welche Betrohung scheine bey dem Hertzogen von
Anjou einiges Nachdencken zu erwecken / indeme er Tag und Nacht deswe=
gen
Rath halte / förchtend die Belagerung dörffte ihm übel bekommen.

Auß Engelland vom 20. April. Daß man allda bereits die Nachricht
erhalten / daß der Ritter Bings zu dem Ritter Leacke gestossen seye / sodann
nacher Barcellona fortgeseeglet / umb diesem Platz wieder Lufft zu machen;
auff welches die gut Oesterreichisch=Gesinnte in Catalonien / mit Verlangen
warteten / so allda sich in guten Stand zu setzen bemühet. Jndessen beschleu=
nige
man die Außrüstung der grossen Flotta ohne Unterlaß / so / daß man
hoffe / künftigen Monath unfehlbar damit außzulauffen; und hätten sich
bereits sehr viele Edelleuthe angegeben / auff ihre eigene Kosten mitzuge=
hen
/ umb Dienste zu leisten. Weilen die Commissarien wegen Vereinigung
deren beeden Königreichen Engell=und Schottland bereits ernennet / als solle
ehestens die erste Versammlung gehalten werden. Sieben vornehme gefan=
gene
Frantzosen hätten Erlaubnuß erhalten / auf Parola / nacher Franckreich
zu reysen / sodann sich in 6. Monath wieder zustellen. Sonsten wären jüng=
stens
abermahlen grosse Geld=Summen nacher Piemont vor dasigen Her=
tzogen
übermacht worden.

Auß dem Haag vom 27. April. Daß die Herren Gen. Staaten den 24.
den;
dieses von einander geschieden; den 25. dito aber wäre auß Engelland der Her=
tzog
von Marlboroug mit dem Königl. Dähnis. geheimen Rath / Hrn. Pleß /
und dem Holländischen Gesandten / Herrn von Buys , sambt noch vielen an=
deren
Persohnen im Haag angelanget / daselbsten bey dem Grafen Albe=
marle
eingekehret / und den 26. dito von denen Herren Abgeordneten de=
ren
Hochmögenden und sambtl. ausländischen Ministern empfangen wor=

[6]

den; darauff hätten die Herren General=Staaten den Admiral Allemonde
beordret / unverzüglich mit der grossen Flotta außzulauffen / auch allen auß
Portugall und Catalonien ohnlängst gekommenen Officiers anbefohlen / so=
bald
möglich / wider dahinzukehren; Sonsten habe man im Haag abermah=
len
einem vornehmen Frantzosen / nemblich den Graffen d’Artagnan , welcher
auff der Reyß von Pariß nacher Niederland begriffen ware / gefänglich einge=
bracht
.

Von dem Moselstrohm vom 28. April. Daß die Frantzosen zu Hom=
burg
sich sehr verstärckten / und allda des Marcin gewärtig wären. Jndessen
wäre jüngstens der bekandte Frantzös. Parthey=Gänger la Croix , von seinem
Lusthauß bei Meß / auf die letzte Parthey / nembl. in die andere Welt abgangen.

Von dem Ober=Rheinstrohm vom 30. April. Daß die alldasiger
Orthen gelegene Sachsen=Gothische Dragoner und andere Truppen ihren
Marsch nach dem Kintzinger Thal beschleunigen müssen; weilen auß
denen Frantzösischen Bewegungen abgenommen worden / daß sie allda auf
einen Durchbruch ihr Absehen hätten; und wären von Jhrer Hochfürstl.
Durchl. dem Kayserl. General=Lieutenant die Truppen / sie mögen im Stand
seyn wie sie wollen / von allen Orthen aufzubrechen beordret / wie dann
die zu Lauterburg und in alldortigen Bezirck gelegene Fränckische Völcker
gegen Hagenau / allwohin höchstbesagte Hochfürstliche Durchl. der Kay=
serl
. General=Lieutenant / sich verfüget / auffgebrochen; hingegen die Kay=
serliche
Regimenter zu Pferd / als das Fürstlich=Zollerische / Graf=Mer=
cysche
/ und Fürstlich=Lobkowitzische an deren Stelle eingerucket; und lebe
man der Hoffnung / falls die Völcker zeitlich eintreffen solten / die Frantzo=
sen
an ihrem Vorhaben (welches in deme bestehen solle / daß der Villars mit
20000. Mann von dem Rhein: der Marcin aber mit 10000. von der Saar
her / umb die Kayserl. in die Mitten zu fassen / sodann der Linien sich zu bemei=
stern
marschiren wolten) gehindert werden und Fort=Louis bald fallen dörffte.

Auß der Schweitz vom 30. April. Daß die Frantzösisch=Gesinnte ihr
äusserstes anwenden / umb des Venetianischen Residenten / Bianchi , An=
suchen
in Graubünden hinterstellig zu machen; allein es hätte solcher doch
gute Hoffnung / bald zu seinem Zweck zu gelangen. Frantzösische Brieffe
versicherten die Abreyß deren Generalen Villeroy, Villars und Marcin zu ih=
ren
Armeen / mit Außsprengung grosser vorhabenden Unternehmungen.
Wegen der Belagerung Barcellona solle der König in Franckreich nicht al=
lerdings
zufrieden seyn; weilen solche so schlecht von statten gehe; und / umb
dem Hertzogen von Anjou einen Muth zu machen / habe der König befoh=
len
/ alle Schiffe / so nur möglich auffzubringen / dahin zu senden / sodann
den Admiral Tholouse damit zu verstärcken / und in Stand zu setzen / der
Alliirten Flotta gewachsen zu seyn.

[7]

Ankunfft aller Hoh=und niderigen Standts=Persohnen.

Den 5. May / 1706.

  • Stuben=Thor. Herr Campo / Rittmeister
    vom Hannoverischen Regiment / kombt
    von Bruck an der Leytha / logirt im Mat=
    schacker
    Hof.
  • Herr Obrist Graf Wallis / kombt von Lintz /
    logirt im Steyer Hof.
  • Ein Kayserl. Currier kombt von Herman=
    statt
    auß Sibenbürgen / logirt im Post=
    Ambt.
  • Cärntner=Thor. Herr Carl Quartiermei=
    ster
    von dem Heysterischen Regiment /
    kombt auß Ungarn / logirt im guldenen
    Ochsen.

Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.

Den 1. May / 1706.

  • Dem Herrn Joseph Ludwig App Jhrer
    R. K. M. Königl. Böheimbischen Hof=
    Cantzelisten Acc. und sein. Haußfrauen
  • Maria Elisabetha / gebohrner Güttle=
    rin
    / ihre drey Kinder 1. Johann Phi=
    lipp
    Jacob / 2. Anna Johanna / 3. Adam
    Joseph.

Lista aller Verehelichten in und vor der Stadt.

Den 2. May / 1706.

  • Johann Michael Graff / ein Schuehmacher /
    mit Justina Henckin.
  • Peter Till / ein Leinwathdrucker / mit Ma=
    ria
    Magdalena Seidenfridin.
  • Johann Georg Hämerl / ein Schneider / mit
    Maria Elisabeth Hamasfürstin.
  • Marx Hueber / ein Vorreitter / mit Susan=
    na
    Spitzhirnin.
  • Christoph Eid / ein Kutscher / mit Maria
    Troperin.
  • Frantz Joseph Possenhamer / ein Schreiber /
    mit Maria Salome Traupin.
  • Mathias Reschenhofer / ein Tagwercker /
    Wittiber / mit Gertrud Windlinge=
    rin
    .
  • Wolffgang Fruhwürth / Burgerl. Schleif=
    fermeister
    Wittiber / mit Dorothea Wo=
    hinitzin
    .
  • Caspar Neubauer / ein Reittknecht / mit
    Susanna Wengerin.
  • Herr Johann Martin Bärthl / Kayserl.
    Banco=Auffschlags=Einnehmer / bey ge=
    meiner
    Stadt / mit der Jungfr. Maria
    Anna Lenckin.
  • Herr Joseph Ludwig Piller / Kayserl. Saltz=
    Ambts=Officier / mit der Jungfr. Doro=
    thea
    Catharina Schmidin.
  • Balthasar Müllner / Burgerl. Schuehma=
    cher
    / mit Maria Magdalena Linckin.
  • Frantz Trincker / Kayserlicher Proviant=
    beck
    / mit Rosina Schalbaurin.
  • Johann Paul Sartorius / ein Schneider /
    mit Anna Catharina Schopperin.
  • Herr Frantz Antoni Mäntz / Burgerl. Wax=
    handler
    / mit der Jungfr. Maria There=
    sia
    Tantzerin.
  • Herr Johann Potschatko / gemeiner Stadt=
    Pflastermauthner / mit Frau Eva Neu=
    baurin
    Wittib.
  • Andre Liechtenhoffer / ein Hauer Wittiber /
    mit Susanna Schöberlin.
  • Jacob Brunner / ein Garde=Soldat / mit
    Margaretha Neubauerin.
  • Wolff Walther / ein Fleischhacker / mit Eli=
    sabetha
    Kunersdorfferin.
  • Adam Leitner / ein Vorreitter / mit Rosina
    Maletzkin.

Den 3. dito.

  • Andre Valtleutner / ein Schneider / mit Ur=
    sula
    Aignerin.
  • Johann Georg Raab / ein Schneider Wit=
    tiber
    / mit Barbara Ratschopffin.
  • Wolff Leopold Lehner / ein Oeller=Gesell Wit=
    tiber
    / mit Ursula Stapffingerin.
  • Herr Johann Georg König / ein gewester
    Hofmeister / mit der Jungfr. Maria Ger=
    trud
    Geschwantnerin.
[8]
  • Mathias Gretsch / ein Gutscher / mit Mar=
    garetha
    Pötlin.
  • Herr Joh. Nothmeßnick / ein Marquetanter /
    mit Catharina Thalhaimerin.
  • Herr Christoph Henrich Geütter / ein
    Lieutenant / mit der Jungfr. Maria Apol=
    lonia
    Zitzlin.

Den 4. dito.

  • Johann Schauschitz / ein Heyduck / mit
    Maria Dorothea Ottuschlögerin.
  • Benedict Oettle / ein Holtzhacker Wittiber /
    mit Maria Dotorin.
  • Bartholme Gämauff / Burgerl. Fütterer /
    Wittiber / mit Maria Ursula Lotterin.
  • Philipp Schiemann / Burgerl. Schuehma=
    cher
    / mit Martha Erhardin.

Den 5. dito.

  • Herr Michael Gänster / Würth zu Entzes=
    feld
    / mit der Jungfrau Maria Juliana
    Theresia Matthin.

Den 6. dito.

  • Herr Joseph Antoni Doberschütz / deß Fürstl.
    Bistumbs Wienn Zehenthandler / mit
    der Frauen Maria Magdalena Mayrin.

Lista aller Verstorbenen in und vor der Stadt.

Den 5. May / 1706. starb

  • Dem (Titl) Herrn Joseph Carl Sauber von
    Sauberskirchen / Kayserl. Hof=Cammer=
    Rath / im Stadt=Anwaltischen Hauß
    auff der Hohenbrucken / sein Frau Maria
    Sidonia / alt 31. Jahr.
  • Dem Herrn Valentin Joseph / einem Re=
    genten
    im Herbersteinischen Hauß auff
    der Hohenbrucken / sein Kind Anna / alt
    2. und ein hald Jahr.
  • Dem Thomas Sebmoser / Burgerl. Tischler
    im neuen Würths=Hauß in der Leopold=
    stadt
    / sein Kind Catharina / alt 2. und
    ein halb Jahr.
  • Dem Peter Ludtko / einem Handelsmann /
    beym schwartzen Ochsen am Neubau /
    sein Kind Joseph / alt 7. viertl Jahr.
  • Dem Conrad Gundl / einem Gstettenschrei=
    ber
    bey der weissen Schwanen in der
    Rossau / sein Töchterl Dorothea / alt 12.
    Jahr.
  • Bernhard Bernhardtin / ein Spallierma=
    cher
    im Naglischen Hauß am Neubau /
    alt 26. Jahr.
  • Dem Michael Dürnedler / einem Schiffknecht
    im Gerdischen Hauß in der Rossau / sein
    Weib Helena / alt 36. Jahr.

Den 6. dito.

  • Dem Jodoci Schneider / einem Kayserl.
    Cammer=Trabanten im Guetwaldis. Hauß
    am Kollmarckt / sein Kind Christian / alt
    ein halb Jahr.
  • Dem Christian Deny / einem Hof=Befrey=
  • ten Bildhauer im Bodlerischen Hauß auff
    der Hohenbrucken / sein Kind Anna / alt
    ein halb Jahr.
  • Peter Semer / ein Garde Soldat in einem
    Quartier Häußl auff der Saillerstadt /
    alt 53. Jahr.
  • Dem Frantz Opfferman / einem Burger von
    Fünffkirchen / beym rothen Rößl auff
    der Widen / sein Kind Catharina / alt ein
    halb Jahr.
  • Dem Andre Beck / einem Schneider beym
    Wallfisch bey St. Ulrich / sein Kind Jo=
    hann
    / alt 3. viertl Jahr.
  • Maria Spitzerin / ein lediges Mensch im
    Röckseisischen Hauß am Spitlberg / alt
    58. Jahr.

Den 7. dito.

  • Dem Herrn Georg Grimb / deß aussern
    Stadt=Rath im Matschacker Hof / sein
    Kind Stephan / alt 6. Jahr.
  • Dem Simon Hardinagl / Kayserl. Zeug=
    Blatner in seinem Quartier auff der
    Saillerstadt / sein Kind Andre / alt 7. Jahr.
  • Dem Johann Beck / Burgerl. Träxler zu
    Ofen im Dämerischen Hauß in der Him=
    melport
    =Gassen / sein Weib Anna / alt 36.
    Jahr.
  • Johann von Dou / ein Mahler im Scheltzis.
    Hauß in der Leopolstadt / alt 38. Jahr.
  • Maria Stegmayrin / ein armes Weib beym
    weissen Creutz in der Leopoldstadt / alt
    40 Jahr.
[9]

COPIA

Des

Urtheils /

So allhier zu Wienn den 7. May 1706.

Uber einen

Bräu=Knecht

Welcher seinen Ober=Knecht jämmerlich
ermordet / gefällt und vollzogen
worden.

[10]

GEgenwärtig allda vor und auffgeführte ledige Manns=Person / Nahmens Michael
Rabenbauer / 21. Jahr alt / zu Rumesfeld in Bayrn gebürtig / und Catholischer
Religion / hat in dem mit seiner Persohn vorgenommenen=güttigen Examen be=
kennt
und außgesagt / wie daß / nachdeme er vor 6. Wochen anhero nacher Wienn kom=
men
/ bald hierauff bey einem gewissen Bräumeister in Arbeith eingestanden / umb weilen
er aber von dem Ober=Knecht allda zur Arbeit hart angestrengt worden / hätte er Raben=
bauer
auf solchen derentwillen ein heimbliche Passion gefast / welche durch 14. Tag lang
bey ihme in so weith zugenommen / daß er endlichen 4. Tag vor begangener Mordthat
bey sich entschlossen solchen Ober=Knecht / theils wegen starcker Anhaltung zur Arbeit /
theils aber weilen er gewust / daß solcher einiges Geld von besagt=seinem Bräumeister den
Tag vorhero empfangen habe / umbzubringen; massen er Rabenbauer dann auch zu sol=
chem
Ende von einem Bräu=Knecht ein Messer zu leichen genommen / und solches scharff
geschliffen / anbey aber ungeacht solch seines bösen Vorhabens gegen offtgemelten Ober=
Knecht nicht allein den geringsten Widerwillen nicht spühren lassen / sondern der äusser=
lichen
Vorstellung nach demselben jederzeit alle Freundlichkeit erzeigt / damit er Raben=
bauer
aber solch bey sich entschlossen=böses Vorhaben an disem Ober=Knecht umb so un=
vermerckend
bewerckstelligen könte / nechstvergangenen Sontag / da der Gottes=Dienst
bald hierauff angefangen / und die Leuth sich in die Kirchen verfüget / zu selbem vermeldt /
daß sich auff einem Boden ein Trücherl befindete / was aber hierinnen wäre / ihme Raben=
bauer
unbewust seye / und indeme nun vorgedachter Ober=Knecht hierauff entgegen ge=
setzt
/ daß er Rabenbauer ihme solches zeigen solte / hätte er denselben auff einen Boden /
worunter sich eine Wagners=Werckstatt befindet / mit ihme zu gehen begehrt / auch sodann
solcher voran gegangen / und die Boden=Thüren auffgesperrt / er Rabenbauer aber mit
denen vorhero zu sich genommenen 2. Messern / worunter auch das geschliffene ware / di=
sem
Ober=Knecht alsogleich nachgefolgt / und als sie beede auff dem Boden waren / habe er
Rabenbauer zu demselbigen vermeldt / daß sothanes Trücherl zwischen einigen dasigen
Tach=Gespörren / und denen hierangezogenen Laden befindlich wäre / und allda hinein
schauen solte / und weilen es hinter solchen Laden sehr staubig / als solle selbiger vorhero
seinen anhabend=und mit Silber verbrämten Brust=Fleck außziehen / allermassen der
Ober=Knecht dann auch solchen Brustfleck / sambt dem Hosentrager von sich abgelegt / und
damit ihme Rabenbauer seine vorgehabte böse lntention zu Ermordung des Ober=Knechts
desto behänder von statten gehete / sein angehabtes Cammisoll zugleich aufgezogen / und
als nun offtgemeldter Ober=Knecht umb das ihme fälschlich vorgesagte Trücherl zu sehen
sich mit dem obern Leib über solchen Anzug der Laden hinein gehalten / hat er Rabenbauer
mit einem hierzu in Bereitschafft gehabten Messer demselben alsobalden einen Stich in die
lincke Seithen beygebracht / auch ehe und bevor der schon verwundte Ober=Knecht sich

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mit dem Leib wider zuruck=und herauß gebracht / noch den anderten / ja auch
gar den dritten Stich gegeben / hier nun habe mehrerholter Ober=Knecht ihme
Rabenbauer mit folgenden Formalien annoch angeredet / ich bitte dich umb GOttes
Willen / was willst anfangen? auch sogleich selben bey den Haaren ergriffen / und sich
zwar gewehret / jedoch ihne Rabenbauer wegen denen beygebrachten Stichen hinwie=
derumben
außgelassen; Worauff er solchem mehrmahlen einen Stich / und zwar in dem
Halß / beygebracht / und ungeacht der also vielfältig verwundte Ober=Knecht nochmah=
len
gebetten / daß er Rabenbauer ihne nicht gar umbbringen / sondern selben das Leben
schencken möchte / auffruffend: JEsus / Maria und Joseph stehe mir bey! habe er doch
ungehindert dessen / so lang und viel mit beeden Messern auff solchen Ober=Knecht zuge=
stochen
/ biß er an selbigem kein Leben mehr verspühret hat; allermassen dann / daß er
Rabenbauer diesem Ober=Knecht einen Stich ober des rechten Augs=Brämb / so aber
nicht gar tieff: dann wiederumb einen Stich hinter dem lincken Ohr / so auch nicht gar
tieff: mehr einen Stich an dem hintern Theil des Haubts eines Fingers tieff / bis an
die Vertebras Colli : Jtem einen Stich rechter Seithen des Genacks / so ebenfalls nicht
gar tieff / ingleichem einen andern Stich rechter Seithen ober dem Os claviculæ , welcher
hinterwerths dem Halß zugegangen / so eines Finger tieffs und hierdurch etliche venæ
lædirt worden: nichtweniger 7. Stich lincker Seithen des Halses / welche alle mit einer
Hand bedeckt werden können / worvon einer grad der Gurgel zugangen / selbe entzwey
geschnitten / also zwar / daß man einen Finger durchstecken kunte / der anderte Stich gien=
ge
dem Halß zu / welcher die Arteriam Caroditem lædirt ; Der dritte gienge über das
Os Claviculæ biß in die Cavitet der Brust / welche drey Stich höchst tödtlich / die übrige
vier aber nicht gar tieff / und allein in das Musculosische Fleisch hineingegangen / weiters
auch einen Stich auff die Brust / wodurch das Os Sternum durchstochen / und das Me=
diastinum
lædirt worden: Jtem einen Stich neben dem Ruckgrad / so auff der Rippen
abgerutscht: mehrmahlen einen Stich etwas tieffer selbiger Seithen / durch welchen die
unterste Rippen völlig entzwey gestossen / und solcher Stich so tieff in dem Leib gegan=
gen
/ daß selbiger ein grosses Stuck von den Nieren abgeschnitten / die Spitze des Mes=
sers
aber sich in der Leber geendiget / und also solche Wunden höchst tödtlich: mehr einen
andern Stich auff der lincken Seiten / so gleichfalls auff der Rippen abgewichen: ferners
einen Stich etwas tieffer / welcher die achte Rippen völlig entzwey gestochen / und das Dia=
phragma
lædirt / mithin auch tödtlich: weiters drey Stich unter den Rippen auff der lin=
cken
Seithen in dem Abdomine, worvon einer das Miltz mitten durchstochen / der an=
derte
aber selbiges auff der Seiten lædirt / welche beede in so weit penetrirt / daß die
Spitze des Messers sich in dem lntestino Colon geendiget / welche ebenfalls beede
tödtlich / der dritte Stich gienge in das Musculum Lumborum , wordurch aber inner
lichen nichts verletzet worden: item einen Stich auff der rechten Hand / zwischen dem
Daumen und Zeig=Finger biß in die Mitten des Medacarpi hinein: dann einen Schnitt
über die letzte drey Finger selbiger Hand: ingleichem einen Stich in den obern lincken
Armb: nicht weniger einen andern Stich und Schnitt in solchen Armb; mithin also in
allem 23. Stich und 2. Schnitt / worunter 7. höchst tödtlich gewesen / beygebracht habe / so
vermög der von denen geschwornen Beschau=Meistern vorgenommenen Todten=Beschau /
befunden worden; zudem hat er auch diesem also grausam ermordeten Ober=Knecht seine
angehabte Kleyder / als s. v. Strümpff und Schuhe / sambt denen silbernen Schuhschnal=
len
/ einem silbernen Hosenknopff / den Brustfleck und Hosentrager mit Silberverbrämt /
ein paar weisse Geyßharene Strümpff / ein paar Knye=Bandl von Fadensilber / ein grü=
nes
Kappel / ingleichem ein Türckes=Ringl von dem Finger abgezogen / wie auch das

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Geld / so in 28. Gulden 35. Kr. bestanden / auß dem Sack hinweg=und zu sich genommen /
den todten Cörper aber zwischen die Tach=Gespörren und daran gezogene Laden gesteckt / so=
dann
Stroh darauff geworffen / die demselben abgenommen Sachen aber in ein Ge=
wölbl
getragen / und alles zusammen in einen Rantzen gesteckt / die zu dieser Ermordung
gebrauchte Messer abgewaschen / das entlehnte dem Brau=Knecht hinwiederumb zuge=
stellet
/ das Seinige aber in ein Kastl verborgen / über dieses annoch mit einigen bey ei=
nem
Fruhestuck gewesenen Persohnen getruncken / und folgends den andern Tag dar=
auff
/ umb willen er geglaubt / daß solche von ihm also verübte Mordthat verborge bleiben
werde / von dar hinweg=und flüchtigen Fuß zusetzen Vorhabens gewesen / auch zu solchem
Ende seinem gehabten Braumeister den Dienst auffgesagt / und seinen verdienten Lohn
mit 13. Gulden 30. Kr. würcklich empfangen; weilen aber bald hierauff von dem also Er=
mordeten
das Blut in die unter dem todten Cörper befindliche Wagner=Werckstatt her=
unter
geflossen / als ware solches von einigen Wagner=Gesellen ersehen / und denenselben
alsogleich verdächtig vorkommen / worauff er / Rabenbauer annoch / gleich anderen da=
sigen
Handwerks=Leuthen / diesen von ihme also ermordeten Ober=Knecht auff den Bo=
den
/ als von welchem das Blut herunter gerunnen / auff einer Laiter hinauff gestiegen /
und suchen geholffen / auch sich bey hernach erfundenem Cörper / als wann er sich hierü=
ber
sehr verwundern thäte / in so lang gestellet / biß man endlich an dessen Hemmet=Be=
setz
ein besprengtes Blut wahrgenommen / mithin demselben sein darüber angehabtes
Cammisol auffgerissen / und das Hemmet voller Blut ersehen / worauff er / Rabenbauer /
auch vor den Thäter gehalten / und in Verhaft genommen worden; solche grausame
Mordthat aber anfänglich begangen zu haben zwar gelaugnet / bald hierauff aber selbi=
ge
/ vorenthaltener Massen / bekennet.

Diese seine begangene schwere Mißhandlung seye ihme von Hertzen leyd / be=
fehle
sich hierüber GOtt / der Obrigkeit / und erwarte ein gnädiges Urthl:

Uber diese seine gethane und anjetzo frey offen wiederholte Bekantnuß ist ihme
nachfolgendes Urthl geschöpfft und von der hohen Lands=Fürstlichen Obrigkeit be=
stättiget
worden / daß ihn / Michael Rabenbauer / der Freymann von dem Huetstock
alsobalden übernehmen / von dannen auff den hohen Wagen setzen / und ihme bey
dem Stock am Eisen einen Zwick mit glüender Zang in die rechte Brust: sodann
vor dem Cärntner=Thor gegen Vorweiß=und Erinnerung des Orths der also grau=
samb
verübten Mordthat / wiederumb einen Zwick mit glüender Zang in die lincke
Brust geben / folgends zu dem Räder=Creutz an die gewöhnliche Richtstatt geführt
allda mit dem Rad oben herab vom Leben zum Todt hingerichtet / der Cörper in das
Rad geflochten / und auffgesteckt / auch ein Galgen mit dem Strang darüber gemacht
werden solle; Dieses ihme zu wohl verdienter Straff / andern aber seines gleichen
zum erspieglenden Exempel und Abscheu; GOtt seye seiner armen
Seel gnädig und barmhertzig.

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