Num. 262.
Wiennerisches DIARIUM,
Enthaltend alles dasjenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen;
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhie
Ankommenden; Zweytens / aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern;
Drittens / aller verehelichten / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Käyserlichen Majestät allergnädigsten Privilegio.
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 3. biß 5. Februarii / 1706.
MJttwoch den 3. Februarii. Nachdeme Jhre Röm. Kayserl. Majest.
jüngsthin Dero Königl. Statthaltern / und des Appellations=Collegii
Vice=Præsidenten im Königreich Böheimb / (Titl) Herrn Frantz
Maximilian Hartman / des H. Röm. Reichs Graffen von Clarstein ꝛc. auß
sonderbahrer Erwegung / und forderist deren dem H. Röm Reich / und dem
Durchleuchtigsten Ertz=Hauß Oesterreich / vielfältig ersprießlichen / Treu=
geleisteten Hoff=Staats=und Kriegs=Diensten / sowohl von dessen
Ho=
hen Familie, als auch von Hochgeachtem Herrn Graffen selbsten / und
dadurch erworbenen grossen Verdiensten / nichtweniger beywohnenden
statt=
lichen Qualitäten / unter die Zahl Dero Geheimben Räthen / mit Titul und
Rang / Allergnädigst aufgenommen (gleichwie selbiger von Weyland Jhro
Kayserl. Majest. Leopoldo l. Glorwürdigsten Angedenckens / zu diser Hohen
Ehren=Stelle hiebevor erhoben ware) als ist ihme / Herrn Graffen / auch
deswegen das gewöhnliche Decret außgefertiget und verabfolget worden.
Nicht weniger haben dieser Tagen Jhre Römische Kayserl. Majestät
Dero Cammerern und Obrist=Lieutenant des löbl. Alt=Daunischen
Regi=
ments / (Titl) Herrn Henrich Reichard / des H. R. R. Grafen von und
zu Daun / in Ansehung seiner selbst eigenen erworbenen Verdiensten / bey=
wohnenden Kriegs=Erfahrenheit und anderen vortrefflichen Eigenschaften /
bevorderist auch in Erwegung dessen Herrn Vattern / des Herrn General=
Feld=Marschallen langwührig und annoch fortsetzenden getreu=auch
ersprieß=
lichen Hof=und Kriegs=Diensten / zum würcklichen Obristen allergnädigst
er=
nennet und das gewöhnliche Patent außfertigen lassen /
Alldieweilen auch jüngsthin die lnsulirte Abbtey S. Martini de Vaska, durch
Resignirung des Herrn Grafen Joseph Esterhasy de Galantha wieder ledig
worden / und solche Jhre Röm. Kayserl. Majest. Jhro Hochw. Don P. Carl
Joseph Zehentner / Freyherrn von Zehentgrueb / Theatiner=Ordens S. Ca=
jetani, in Ansehung sowohl deren Jhrigen / als selbst eigenen grossen
Ver=
diensten und exemplarischen Lebens=Wandel / allergnädigst auffgetragen;
als seynd Dieselbe diesem zu folg vergangenen Sonntag von Jhro
Bischoff=
liche Gnaden von Tinnien in der allhiesigen Capellen deren W. W. EE. PP.
Theatiner auff der hohen Brucken / mit gewöhnlichen Ceremonien / insulirt
worden.
Donnerstag den 4. Febr. Heute seynd etliche 100. Mann zu Fuß von
dem Löbl. Frisischen Regiment dahier angelangt / welche gleich den Marsch
gegen die Ungarische Gräntzen zu dem allda stehenden Kayserl. Corpo
fort=
gesetzt.
Dito empfienge man sichere Kundschafft / wie daß die Rebellen noch
im=
mer vor Eysenstadt sich sehen liessen / und hätten sie auch bereits Oedenburg
wider gantz eingeschlossen / mit der Betrohung / bey Anlangung ihres groben
Geschütz / ihren nochmahligen Ernst zu zeigen / umb / es koste was es wolle /
der Stadt sich zu bemächtigen; Jm übrigen scheineten die Rebellen anjetzo
auch Schatz=Gräber abzugeben; immassen sie mit ihren bey sich habenden
Zigeunern / so sich der Wünschl=Ruthen bedienen / die Felder weit und breit
durchzustreichen / und die Gruben zu suchen / auch bey deren Erfindung alles
Getreyde sambt anderen Früchten hinweg zu nehmen / und solche nach der
grossen Jnsul Schütt zu führen / mithin daselbst ein Haupt=Magazin
auff=
zurichten bemüssiget.
Freytag den 5. Febr. Heute wurde in der allhiesigen Landschaffts=
Academie die neu=auffgerichtete Mannschafft zu Pferdt gemustert / und
daraufhin sich zum Marsch fertig zu halten beordret.
Eodem kame Nachricht von denen Mährischen Gräntzen / daß die
Kay=
serl. Regulirte und Land=Militz / nachdeme sie die Vestung Trentschin / wie
jüngst gedacht / glücklichen entsetzt / und die Rebellische Wercker der Erden
gleich gemacht / von dar sich wieder zuruck und in ihre Postirungen gezogen.
Dito vernahme man von Peterwardein mit Brieffen vom 26. Jenner /
daß allda Nachricht eingeloffen / wie nemblichen der Herr Gen. Wachtmei=
ster / Baron von Löffelholz / mit 1000. Teutschen zu Fuß und so viel Raitzen
von Arrad nach dem Schloß Bellines / so am Fuß von Sibenbürgen an der
schwartzen Keres gegen Groß=Wardein ligt / außgegangen / in Meinung
diesen Orth unter die Kayserl. Bottmässigkeit wider zu bringen; es seye aber
6. Tag hindurch ein so starckes Regen=Wetter und Frost eingefallen / daß
nicht Menschen=möglich gewesen / davor lang zu stehen / weswegen man das
Vorhaben verändern müssen; doch hätte im Ruck=Weeg vorgedachter Herr
General auff eine Trupp Rebellen gestossen / selbe zerstreuet / 20. davon
nidergehauen und 4. gefangen in Arrad zuruck gebracht; daselbsten Kundt=
schafft eingeloffen / daß das veste Schloß Deva sich endlichen auß
Hun=
gers Noth ergeben müssen / bey dessen Ubergab die Rebellen aber alle von
den Kayserl. niedergemacht worden seyn sollen; und dises auß Ursachen / wei=
len die Rebellen ehemals ihre Parollen gebrochen / und die Kayserliche
Besa=
tzung / wider den gemachten Accord / unchristicher Weiß / bey ihrem
Auszug erbärmlich nidergehauen / all das ihrige außgeraubet und geplündert.
Sonsten werde zu Ketskemet / Debrezin und in mehrern Volck=reichen
Or=
then von denen Rebellen zwar die Trummel zum Anwerben wieder
gerüh=
ret / allein mit schlechtem Zugang / also daß sie die Leuth mit Gewalt
dar=
zu zwingen müsten. Jndessen stehe man Kayserl. Seiten an der Donau
sowohl als an der Theyß mit denen Raitzen auff guter Hut; nur seye zu
betauren / daß der treffliche Raitzische Parthey=Gänger / Capitain Luca / wel=
cher sich bey Schibo so wohl gehalten / gestorben / und der Herr Hauptmann
Pflug vom de Nehemischen Regiment / so die Raitzen allda commandiret /
auch darbey seine Tapfferkeit erwiesen / wie er dann deswegen mit einer
Gnaden=Ketten von Jhrer Kayserl. Majest. allergnädigst beschencket
wor=
den / tödtlich darnider lige.
Auß Pohlen vom 28. Jenner. Daß der jüngst zu Warschau
angelang=
te Cron=Feld=Schreiber / neben auffgelegter Verbesserung der Weichsel=Bru=
cken / nun auch von dasigem Stadt=Rath 6000. Reichsthaler Kriegs=Steuer
abgefordert habe. Von Grodno verlauthe / daß allda Jhre Maj. der König
in Pohlen mit dem Moscowitischen Feld=Marschallen Ogilffi / Pohlnischen
Cron=Groß=Feld=Herrn und dem Fürsten Menzikow / sambt anderen
Vor=
nehmen / öffters Zusammenkunfft hielten; auch wäre man Jhrer Czaarischen
Majest. ehestens wieder daselbst gewärtig; und / indeme Jhrer Königlichen
Majest. auß Schweden Marsch / so schon über die Weichsel gegangen / auff
Wolhinien gerichtet seyn solle / hätte man Universal dahin gesendet / da=
mit die in dortiger Gegend befindliche Königl. Pohlnische und Cossackische
Truppen sich in Bereitschafft auch Wachtsamkeit halten möchten; Jnzwi=
schen aber wären 30000. Moscowitter zusammen gezogen / und mit der
übri=
gen Mannschafft die Städte Grodno / Tykozin und Augustow wohl belegt
worden.
Auß Rom vom 16. Jenner. Daß man zu Verbesserung deren in dem
Fer=
rarischen entstandenen Verwüstungen und überschwemmten Erdreichs / alle
mögliche Veranstaltung vorkehre; sonderlich weil der Pô=Fluß / noch mehrern
Schaden zu verursachen / beförchtet werde. Man wolte die Neapolitanische
Sachen auff das eheste vollenden / allwo die Königliche Beamten / ihre
Un=
schuld zu behaupten / sich noch sehr bemüheten. Der Cavaliere di S. Spiri=
to hätte seines Auffkommens wenig Hoffnung / auff dessen Nachfolg sehr
viele andere sich die Rechnung machten; So wären auch die Cardinalen
Barberini und Pignatelli abermahlen nebst vielen anderen hohen Persohnen
in Unterredung gewesen.
Auß Venedig vom 23. Jenner. Daß über Casal verlaute / es hätte
sich einiges Piemonteser Land=Volck nebst etlichen regulirten Soldaten in einen
Hinterhalt geleget / und zum Vorschein einige außgesendet / als wolten sie
das Castell Alfieri mit Gewalt übersteigen / worauff die Frantzosen / 200.
starck / sich widersetzet / und in der Hitze so weit gerathen / daß der
Hinter=
halt den Vortheil gewonnen und die Frantzosen meistens nidergehauen.
Brescianer Brieff meldeten / daß die Kayserl. zu Pferd und Fuß nach dem
Tridentinischen abgegangen; doch glaubte man / daß selbige in das
Vero=
nesische sich wenden dörfften / massen auch 4000. Kayserl. Salò, und von
dar selbiger Flüssen Gestatt noch besetzet hätten / vielleicht über den See
gegen Riva zu setzen / und denen zu Desenzano außgerüsteten 10. Frantzö=
sischen Schiffen den Weeg abzuschneiden / womit bereits die Kayserliche
ge=
gen Carpi kommen wären; allwo dieselbige auff eine Frantzösische
Par=
they gestossen / und die meiste davon erleget hätten. Auß Ravigo werde
berichtet / daß sich die Frantzosen zu Badia, Roche, Marchiane und
Can=
da verschantzten; diese hätten den Castegnaro abgeschnitten / und grossen
Schaden hierdurch dem Land zugefüget; An ermeldtetem Ravigo werde der
General=Wachtmeister Soardi erwartet / als welchen der General Dolfino
dahin gesendet hätte / umb unter des Mr. Dominico Tiepolo Commando
zu stehen / und denen besorgenden Unordnungen vorzubiegen.
Auß Mayland vom. 13. Jenner. Daß man hätte Mons. di Langalerie
wegen gewissen Angelegenheiten nach Pariß beruffen / er aber mit denen
Sei=
nigen gegen Bologna sich gewendet habe / und wie die Rede gienge / anderst=
wo ankommen seyn solle. Der Marchese Visconti, welcher in die Schweitz
sich gerettet / seye von der Mayländischen Regierung unter scharff
betrohen=
der Straff zuruck beruffen worden. Vor einigen Tagen wären auff dasige
Gräntzen etliche 100. Spanische und Wälsche Soldaten angerucket / umb die
herumbstreiffenden Savojarden einzuhalten.
Auß Engelland vom 19. Jenner. Daß der Hertzog von Marlebourg
sambt allen bey sich gehabten vornehmen Persohnen und gefangenen
Fran=
tzösischen Generalen den 10. Dito zu Londen glücklichen angelangt; von
dan=
nen mit erstem guten Wind 2000. Mann Recrouten sambt allen Rimonta=
Pferdten nacher Holland überseeglen werden. Die Regimenter welche vor
Portugall und Catalonien bestimbt / hätten schon Ordre sich einschiffen zu
lassen / allwohin alle Frantzösis. geflüchtete Officiers mitzugehen bereits
be=
felcht worden; Nichtweniger hätten alle Feuerwercker mit ihren Officiers
nach der Jnsul Wicht sich verfügen müssen / umb allda zu Schiff zu sitzen;
und wären die Schiff zu Portsmuth bereits Seegelfertig / und die einge=
ladene Kriegs=und Lebens=Mitteln nacher Portugall überzuführen / weil auch
dises Jahr die Flotta noch umb ein merckliches vergrössert werden solle; als
seye verkündet worden / jeden Matrosen von 16. biß 55. Jahren alt 2. Mo=
nath Sold zu verehren / welche sich noch vor End Januarii einschreiben lassen
wolten; 60. Stück wären kürtzlichen probiret worden / so vor das neue Schiff
vom ersten Rang / Victoria genannt / kommen solten. Sonsten habe im
Nahmen Jhrer Kayserl. Majest. der Herr Abgesandte / Graf Gallasch / bey
dem Herrn Admiral Schovel sich bedancket wegen der guten Dienst / so er
währender Belagerung Barcellona / Jhrer Majest. dem König Carl / bezei=
get; Sr. Churfürstl. Durchl zu Pfaltz Resident / Herr Steifigens / habe Jhrer
Königl. Majest. von Groß=Britannien zu wissen gemacht, daß das Religions=
Geschäfft also beygelegt / daß dero Glaubens=Genossen könten zufriden seyn.
Jn übrigen wäre im Land von Galles ein grosser Schnee gefallen / unter
welchem gar viele und zwar reysende Personen bleiben und sterben müssen;
Jn Jrland aber seye solche Uberschwemmung der Wässer entstanden / daß
dardurch grosser Schaden an Häusern / Aeckern und Menschen / wie auch
anderen Sachen verursachet worden.
Auß dem Haag vom 26. Jenner. Daß man mit aller Möglichkeit
trach=
te den Succurs unter Commando des Comte de Noyelles nacher
Catalo=
nien zu beschleunigen / und / wo möglich / zugleich die neue Montur vor die
Portugesische Truppen nacher Lissabon mitzuschicken. Jndessen seye der
von der Generalität auß Portugall überschickte Entwurf gut geheissen
wor=
den: nemblich Badajos ligen zu lassen / und grad gegen Madrit zu
marschi=
ren; Jn Ansehung Sie allda / wegen des guten Fortgangs / so Jhre Majest.
der König Carl in unterschiedlichen Provintzien schon gemacht / von denen
Spanischen Grossen und dem gemeinen Volck / als Freunde würcklich
em=
pfangen würden. Jm übrigen wären die Herren Staaten von Holl=und
West=Frießland wieder auseinander gangen / und die andere Geschäften /
biß auff Einlauffung frischer Brieffen auß Spanien / Portugall und
Engel=
land auffgeschoben.
Von dem Nider=Rheinstrohm vom 28. Jenner. Daß bey jüngster
Huldigung zu Achen / welche im Nahmen Jhrer Kayserl. Majest. der Herr
Graff von Manderscheid zu Blanckenheimb eingenommen / sich
merkwür=
dig zugetragen: daß gleich vor dem Anfang selbiger eine weise Taube auff
dem Marck auff die Bildnuß Kaysers Caroli Magni, und zwar auff die Cron
sich gesetzet; welches man vor ein gut Zeichen halte / in der zuversichtlichen
Hoffnung / daß auch Jhre jetzt Glorwürdigst regierende Kayserl. Majestät
JOSEPHUS Magnus seyn werden. Sonsten hätte ein Frantzösische Parthey
die Post=Calesch von Achen jüngst angehalten / und theils Reysende / ungeacht
die mit Frantzösischen und Preussischen Pässe versehen gewesen / mit sich
hin=
weg geführet; weswegen man sich zu Luxenburg beklagen werde.
Von dem Maaß=Strohm vom 27. Jenner. Daß der Herr General
Salis zu Lüttig jüngsthin / auf Vernehmen / daß die Frantzosen bey
Lö=
wen sich zusammen gezogen / des Willens=Soutlew zu überrumpeln / mit
einigen Truppen / unvermerkt deren Frantzosen / gedachtes Soutlew nicht
allein wohl verstärcket / sondern auch sonsten versehen / mithin deren
Fein=
den Vorhaben zernichtet; indessen seye die Außwechslung deren
Gefan=
genen vor sich gegangen / und schon ein Theil davon zu Lüttig ankommen.
Von dem Obern=Rheinstrohm vom 30. Jenner. Daß der Frantzosen
ihre Zusammenziehung endlich aufgebrochen; indeme sie unter einer
Be=
deckung von 2500. Mann mit 350. Wägen alle in Neuwiet befindliche
Fou=
rage den 28. dito abgehohlet; wobey sie zugleich sich mit starcken Partheyen
bey Jngweiler sehen lassen / auch des Morgens die von dar auß geschickte
Husaren=Patrol / in 6. Mann bestehend / weggenommen; man hätte zwar
300. Reuther und 200. Mann Fußgänger auß der Kayserl. Postirung gegen
Jngweiler hinauff commandirt; allein sie wären zu spath kommen; weilen
die Frantzosen von Jngweiler schon wider zuruck marschiret / zudeme es auch
nur Vor=Truppen von ihrer Bedeckung gewesen. Sonsten hätten die
Fran=
tzosen alles / was nur Gewöhr tragen könne / im Elsaß wider auffgebotten /
auch verschiedenes grobes Geschütz auß Straßburg führen lassen; warumb
aber? könte man noch nicht wissen. Zu Hagenau seye jüngstens der Herr Obrist
Schomkambeck gestorben; Zu Drusenheimb solle ein böses Vorhaben
ent=
deckt seyn worden; weswegen man verschidene gefänglichen eingezogen.
Von dem Donaustrohm vom 2. Februarii. Daß Se. Hochfürstliche
Durchl. zu Würtenberg / welche mit Dero Truppen bereits am Jnn
ge=
standen / nachdeme der Kayserl. Administrator, Herr Graf von Löwenstein /
durch den Herrn Grafen von Lamberg Jhro für die Hülffleistung dancken /
anbey wissen lassen / daß / weilen die Rebellen sich wieder zur Ruhe begeben /
nicht nöthig seye / gedachte Truppen mit weiterem Marschiren zu
beschwä=
ren; auff der Post nacher Hauß gekehret / Dero Truppen aber die
Win=
ter=Quartier beziehen würden. Jndessen wären die schon öfters gemeldte
Uhrheber deren Rebellen in Camb / von dannen nacher Amberg gebracht
worden / woselbsten sie scharff examiniret werden / und ihren verdienten Lohn
erhalten sollen. Weilen auch viele Haupt=Rädels=Führer der Rebellion
in Bayern sich auß dem Staub zu machen / umb der verdienten Straff zu
entgehen / getrachtet; als habe die Kayserl. Administration zu München von
denen an Bayern gräntzenden Städten und Oerthern begehret / wann
ver=
dächtige Persohnen ohne Jhren Paßport auß Bayern kommen solten /
auff deren Vertrettung / ohne weiters Nachfragen / solche vest zu setzen / und
wohl verwahret nacher München zu liffern.
Auß der Schweitz von 28. Jenner. Daß die Herrschaft Venedig den
Herrn Sinner zu Bern / wegen seiner guten Diensten / des jüngst
geschlossen=
nen Bunds halber / zum Ritter von St. Marcus erkläret. Pariser Brieffe
wolten versichern / daß der König in Franckreich / weilen die Sachen vor
seinem Enickel / dem Duc d’Anjou, welchen man schon vor todt halte / in
Spanien täglich ein schlechters Außsehen gewinneten / besonders da die
Zeitungen je länger je schlimmer lautheten / einen General=oder
Particu=
lar=Frieden anzutragen / mithin nur die Alliirte herumzuführen / und ein
Mißtrauen unter selbige zu erwecken trachte; Zu dem Ende er dann
Dün=
kirchen und Ostende / umb zu einer Unterhandlung / wegen eines Friden /
zu gelangen / zur Garantie anbieten wolle. Sonsten glaube man nicht /
das Montmeillan und Nizza gesprenget werden solte / weilen der Vauban
dem König solches mißrathen.
Auß dem Lüneburgischen vom 26. Jenner. Daß nunmehro der gütliche
Vergleich zwischen dem Churfürstl. Hauß von Hanover und dem
Hochfürst=
lichen Wolffenbüttlischen Hauß zu allerseitigen höchsten Vergnügen
geschlos=
sen worden.
Hohe Vermählung.
Den 31. Jenner wurde bey dem allhiesigen Kayserl. Hof / in allerhöchster
Gegen=
wart beeder regierenden Kayserl. Majestäten und vieler hohen Cavallieren und Damen /
vermittels beschehener Copulirung von Jhro Hochfürstl. Gnaden / dem Herrn
Bischof=
fen zu Wienn und Coadjutorn des Ertz=Stiffts Saltzburg / vermählet (Titl) Herr
Jo=
hann Joseph des Heil. Röm. Reichs Graf von Waldstein / Herr der Herrschafft Dux und
Ober=Leuttensdorff / der Röm. Kayserl. Majest. würcklicher Cammerer / des (Titl)
Herrn Ernst Joseph des H. R. R. Grafen von Waldstein / ꝛc. der Röm. Kayserl. Majest.
geheimen Raths und Statthaltern des Königreichs Böheim / wie auch (Titl) Frauen
Anna Maria / einer gebohrnen Frey=Frauen von Kokorsowitz ꝛc. Herr Sohn / mit
Jh=
rer Maj. der Röm. Kayserin Cammer=Fräulen / (Titl) Fräulen Eleonora / des (Titl)
Herrn Carl Ernst / des H. R. R. Grafen von Waldstein / ꝛc. Rittern des guldenen Vließ /
der Röm. Kayserl. Majest. Cammerern / geheimen Rath und Obristen Hof=Marschallen /
und (Titl) Frauen Maria Theresia / einer gebohrnen Gräfin von Losinstein / ꝛc. Fräule
Tochter.
Ankunfft aller Hoch=und nidrigen Stands=Personen.
Den 3. Februarii 1706.
- Cärntner=Thor. Herr Graff von Horn
kombt von Mecklenburg / log. in Stroh=
Gässel.
Den 4. Dito.
- Herr Graff Philipp von Dietrichstein /
kombt von Grätz / logirt in seinem Hauß.
- Rothen=Thurn. Herr Graff Berleps
kombt von Praag / log. in seinem Hauß.
Den 5. Dito.
- Herr Graff Kinsky / kombt von Praag /
logirt bey seinem Herrn Bruder. - Herr Heuel von Diessenau / kombt von
Franckfurt / logirt im Fabrischen Hauß.
Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 20. Jenner / 1706.
- Dem Johann Michael Helffer und
An=
na Dorothea sein. Ehew. ihr S. Jo=
seph. - Dem Georg Schuech und Margareth sein.
Ehew. ihre Zwilling Adam Sebastian
Henrich und Anna Elisabeth. - Ein armes Kind Frantz Antoni.
- Dem Joseph Michl und Apollonia
Barba=
ra sein. Ehew. ihr T. Maria Sophia. - Dem Henrich Pirck und Maria Catharina
sein. Ehew. ihr S. Frantz Joseph Seba=
stian.
- Dem Joseph Krepper und Justina sein.
Ehew. ihr S. Georg Fridrich Sebastian. - Dem Georg Kretzel und Elisabeth sein.
Ehew. ihr T. Maria Agnes. - Dem Herrn Joseph Anton Strauß und
Re=
becca Rosina sein. Ehew. ihr S. Jgnati
Joseph Sebastian.
Den 21. dito.
- Dem Johann Peter Meissner und Maria
Juliana sein. Ehefr. ihr S. Sebastian. - Dem Johann Georg Peer und Maria
Mag=
dalena sein. Ehew. ihr T. Maria Catha=
rina.
Lista aller Verehelichten in=und vor der Stadt.
Den 31. Jenner 1706.
- Herr Johann Jacob Zebriach / Medicinæ
Doctor, mit Jungfrau Anna Rosalia
Hasselbergerin. - Herr Gregori Herdtel / mit Jungfr. Maria
Catharina Lucia Richterin. - Herr Tobias Mackner / ein Herren=Koch
Wittiber / mit Jungfr. Barbara Pichlin. - Herr Paul Giger / ein Würth auff der
Windmühl Wittiber / mit Jungfr. Maria
Magdalena Diezin. - Andre Söhnlein / ein Binder / mit Anna
Margareth Burckhardin. - Herr Georg Dörr / ein Leitgeb / mit
Elisa=
beth Schrötterin Wittib. - Sebastian Schreckengast / ein Brunmacher /
mit Anna Cordula Ruesin. - Philipp Lentz / ein Geschiermaister / mit
Clara Holzin. - Frantz Planck / mit Maria Leitreiterin.
- Jacob Fleischman / mit Anna Barbara
Halichin. - Simon Kemerer / mit Eva Rosina
Kher=
umbin. - Jacob Heckhaber / mit Magdalena
Schitz=
nerin. - Johann Michael Schopff / mit Maria
Kautzin. - Babtist Murer / mit Salome Tihianin.
- Jacob Wosser / mit Anna Afferin.
- Herr Rochus Weber / ein Burgerl. Leder=
Zuerichter und Richter in der Joseph=
Stadt / mit Jungfr. Maria Magdalena
Grezerin. - Bartholome Stäntzl / mit Anna Maria
Meyfelserin. - Johann Conrad Grundl / mit Catharina
Lazaerussin. - Thomas Kästl / ein Burgerl. Fleischhacker /
mit Maria Anna Neuholdin. - Frantz Gall / ein Binder / mit Anna
Ma=
ria Stadelmayerin. - Herr Gaudentius Pedrossi, mit Jungfr.
Barbara Theresia Taylin. - Mathias Anton Negeler / ein Schneider /
mit Catharina Margareth Gantassin. - Christoph Weniger / ein Rumor=Soldat /
mit Kunigunda Grabnerin.
Dem 1. Februari.
- Johann Hillinger / ein Kutscher / mit
Ma=
ria Jaunmillnerin. - Johann Rinnerer / ein Schuester / mit
Anna Clara Brücklin. - Joseph Rack / ein Spalliermacher / mit
Maria Magdalena Frizin. - Andreas Oberdorffer / ein Koch / mit
Eli=
sabetha Zechmeisterin / Wittib.
Den 2. dito.
- Veit Gruler / ein Beck / mit Elisabeth
Matoschin.
- Herr Johann Friderich Grünstrudl / ein
Gräntz=Saltz=Inspector Wittiber / mit
Juliana Litschauerin. - Bartholome Reither / ein Laquey / mit
Gertrud Tuschin. - Thomas Hochlehner / ein Postillion / mit
Maria Magdalena Taubergerin. - Johann Georg Wolst / ein Schneider / mit
Maria Magdalena Ramlmayrin.
Der 4. dito.
- Herr Johann Christoph Fritz J. U. Candi=
datus, mit Frauen Juliana Ruttnerin
Wittib. - Herr Johann Jacob Pammir⟨n⟩er / ein
Burgerl. Handlßman / mit Jungfr. Eva
Sempirin.
Lista aller Verstorbenen in und vor der Stadt.
Den 3. Februarii 1706.
- Dem Peter Frost / einem Cammer im
Greiseckeris. Hauß im Diener=Gäßl /
sein Kind Frantz / alt 6. viertl Jahr. - Der Maria Nauitschanin / einer Burgerl.
Wittib im Primis. Hauß auf der Wen=
delstadt / ihr Kind Carl / alt 5. Jahr. - Christina Kochin / ein Wittib im
Barbie=
ris. Hauß auf der Laimgrueben / alt
67. Jahr. - Gottlieb Rabel / ein gewester
Haußmei=
ster beyn 3. Mohren in der Roßau / alt
52. Jahr. - Dominica Stephanebrin / ein lediges
Mensch beym weissen Ochsen bey St.
Ulrich / alt 17. Jahr. - Mathias Rausch / ein Fuhrknecht beyn 3.
Hertzen am Spittelberg / alt 18. Jahr. - Barbara N. ein arme Wittib / ins Adam
Unger Hauß in der Leopold=Stadt /
alt 86. Jahr.
Den 4. dito.
- Dem Johann Molsheim / ein
Handels=
man beyn drey Haasen bey St. Ulrich /
sein Kind Johann / alt 5. Jahr. - Dem Simon Deix / eine Mühlner im
Per=
schackischen Hauß in der Unger=Gassen /
sein Kind Adam / alt ein halb Jahr. - Dem Sebastian Stim / eine Schuhmacher
im Frey=Gut auff der Wyden / sein Weib
Margareth / alt 54. Jahr. - Die Eva Gallin / ein arme Wittib / in der
Schleiff=Mühl an der Wienn / alt 90.
Jahr. - Die Maria Punschenbergerin / ein lediges
Mensch im Wallitzl. Hauß in der Alster=
- Gassen / ihr Kind Thomas / alt
andert=
halb Jahr.
Den 5. Dito.
- Die (Titl) Fräule Maria Sibilla
Stöge=
rin / von und zu Ladendorff / im Graff
Herbersteinischen Hauß am alten Kühn=
Marckt / alt 82. Jahr. - Dem Lucas Gederschütz / Jhro Majest. der
verwittibten Kayserin Traband / im
Kramauerischen Hauß in der Cärntner=
Straß / sein Kind Catharina / alt dritt=
halb Jahr. - Dem Christoph Unger / Quardi Regiments
Auffwartern / sein Kind Frantz / auff der
Biber=Pastey / alt 5 thalb Jahr. - Dem Tobias Roner / einem Zimmer=Gesellen /
sein Weib Catharina / im Maria Zeller=
Hoff in der Johannes=Gassen / alt 42.
Jahr. - Dem Hannß Binder / Burgerlichen
Land=
kutschern / beym guldenen Apffel auff
der Widen / sein Kind Michael / alt 6.
Viertl Jahr. - Joseph Schmidt / ein Laquey beym
guldenen Väßl bey St. Ulrich / alt 30.
Jahr. - Dem Paul Klocksberger / eine
Kuchelgart=
ner im Wilpfischen Hauß zu Erdbeerg /
sein Weib Eva / alt 23. Jahr. - Der Friderich Berger / ein Maurer=Gesell /
im Huterischen Hauß auff der Widen /
alt 62. Jahr. - Dem Niclas Feichtmair / eine Haußknecht
in der Blancken Wittib Hauß in der
Leopoldstadt / sein Weib Rosina / alt
42. Jahr.
COPIA,
Abermahliger
Wohlmeinender Abmahung gemeiner
Löblichen Landschafft in Bayrn / Verordneter /
und Commissariorum Ober=und Unter=Landes /
an die rebellirte und verführte Einwohner
und Unterthanen.
Als die aller Anfangs / von der ledigen Bauern=Bursch im Rent=
Ambt Burckhausen erweckte=und folglich auch in andere Rent=Aembter / doch
nicht an allen Orthen außgebreitete Auffruhr / vor entsetzliche blutige
Denck=
mahl / Jammer / Elend und Noth allbereits nach sich gezogen / das ist eine unfehlbare
jedermänniglich offenbare Sache / und uns auf gegenwärtige Stunde / umb so
schmertz=
licher / zu Gemüth gangen / als die zu verschidenen mahlen / mit höchster Sorgfalt an
Hand genommene / so münd=als schriftlich aufs nachdrücklichste an die in Waffen
ste=
hende obig=Burckhausischen Rent=Ambts Gemeine außgefertigte treu meinende
Abmah=
nungen und patriotische Anerbietungen / ihnen / auff den Fall der Submissions
Ergreif=
fung / an alle höchsten Orthen / ihre vermeinende Beschwerden / deren Abthuungs
hal=
ber secundiren zu helffen / weniger als nichts verlangen / wohlvermuthlich darumben;
weilen ihnen die zu ihrem so höchst=Lands=schädlichen Vorhaben gebrauchende Anführer
alles Gehör / so zu ihrem Heyl und Nutzen gienge / abschneiden / sie unwarhaffter
Din=
ge / auff eine unverantwortliche Weise / glauben machen / allerhand Progressen zu
ge=
winnen vorspieglen / mithin die arme Unterthanen solchergestalten verblenden und
auff=
heitzen / daß sie biß auff Dato / fast an den jenigen Orthen / wo dise Auffwickler ihre
Pa=
tenten (deren das letztere unterm 23. December erst abgewichenen Jahrs / auß dem Lager
zu Schöfftlarn datirt / zu Gesicht kommen) außzustreuen / und ihre mehristens in übel
gesinnet=verderblich=und eigennutzigen Auffwicklern und Anhetzern bestehende / offtmahls
von Hauß / oder doch von Dorff zu Dorff herumb lauffende Emissarii hinzulangen die
Ge=
legenheit gehabt / alsogleich theils auß Forcht der ihnen beschehenen Bedrohung / theils
auß freyen Willen / den / obwohl blinden Gehorsamb geleistet / in grossen Hauffen
zu=
sammen geloffen / und die Obsorge vor Weib und Kinder mit Hauß und Hof an Nagel
gehenckt / darfür aber / an statt des sich eingebildeten Gewinns / noch an allen Orthen /
wo nur der regulirte Waffens=Gewalt an sie gedrungen / nichts anders / als Schaden /
und abscheuliche blutige Köpffe darvon getragen haben; dessen sonderbar / das unweit
München entlegene Sendlinger Feld / von jenigen / so am verwichenen H. Christ=Tag /
der im Aufstand gewester und gar zur Belägerung hiesiger Stadt angeruckten
Bauer=
schafft von der Gebürgs=Revier / zu unserm höchsten Leydwesen unglückseelig begegnet /
und zu einer kläglichen Zeugschafft / auch der Nach=Welt zum Beyspiel und Angedencken
dienen kan; Da indessen dise ihre Auffhetzer und Anführer / in solchen Occasionen / sich
allein umb den Weeg zur Flucht umbsehen / die Unterthanen im Stich / und der Gefahr
stehen lassen / consequenter ihre Haupt=Abzielung nur dahin machen / wie sie im trüben
Wasser fischen / und unter der Bemäntlung unternehmender Lands=Defension ihre Säckel
spicken / und sich darmit / wanns nur darzu die Gelegenheit sehen / salviren mögen / wel=
ches umb so unhintertreiblicher neben andern / auß deme erscheinet / zumahlen sie
bißhe=
ro / so weit als sie nur gekönt und zu reichen vermöcht / nicht allein die unschuldig / so
geist=
als weltliche Stände / theils würcklichen an Haab und Gut geplündert / und theils in
Contribution gesetzet / sondern auch auff ihrem / in starcker Anzahl von etlich tausend
Mann von Burckhausen auß biß über Haag und Ebersperg gethanen Marsch / aller
Or=
then / wo sie zugetroffen / eine ungemein excessive Consumption, so kein Feind ärger
anstellen können / verursachet / grosse Summen Gelder erprest / und theils Orthen
mehr=
mahls gar geplündert / und die Haußwohnungen zu verstören und zu verwüsten sich
un=
terstanden haben.
Gleichwie es nun aber an dem ist / daß anjetzo denen Vestungen im Rent=Ambt
Burck=
hausen zueylende auffrührische Corpo zu Fuß / mit Jhrer Kayserl. Majestät / auch andern
bereits einruckenden Truppen zu überziehen / und berührtes Rent=Ambt / dem zu unserm
unzehlichen Leydwesen gefasten scharffen Entschluß gemäß / mit Feuer und Schwerdt
wi=
derum zum vorigen schuldigen Gehorsamb zu bringen / oder im Gegenfall / da sie nicht
zu Rettung ihres Haab / Guts und Bluts / auf die förderlichste Submission, und
Kay=
serliche Allerhöchste Gnaden zu suchen gedencken / (worzu Sie erst dieser Tagen
wider=
hohlter / und vors letzte mahl / durch schriftliche Zufertigung / beweglichst erinnern
las=
sen) sie gäntzlichen nach möglichstem Kriegs=Rigor zu tractiren / zu verderben und zu
ver=
tilgen;
Als haben wir / auß tragend patriotischen Obligation, Liebe und Eyffer zu unserm
lieben Vatterland / und all inwohnenden Geist=und weltlichen Ständ=und Unterthanen /
vor eine hohe unumbgängliche Nothdurfft erachtet / ein so anders hierin Begriffenes / zu
jedermänniglich Erleuchtung und Information, durch den Druck publique zu machen / zu
dem Ende / damit der jenige / welcher durch die das gantze Land durchloffene allerhand
falsche erdichte Außspreng=und Außstreungen in eine irrige und widersinnige Meynung
gerathen / sich zeitlich widerumben wenden und erhohlen / der jenige aber / so in seiner
Ruhe und Devotion gebliben / in diser noch weiters verharren / und darinnen gestärckt
seyn möge / in tröstlicher Hoffnung / es werde bey obig angeführter klaren
Beschaffen=
heit / nun jederman vor diesen / wohl unverdient / betitleten Lands=Defensionirern / welche
besser Lands=Ruinirer / falsche Propheten und Verführer des Volcks zu benahmsen
seynd / sich vorzusehen / und so lieb ihm Leib und Leben / und die Erhaltung sein / und
der Seinigen ist / zu beobachten wissen / daß sie weder auff die etwan noch weiters
wi=
der Verhoffen eintreffende Patenta / noch einig von ihren Emissarien vorgehende
münd=
liche Berufs=und Einladung keineswegs Gehorsamb leisten und erscheinen / noch in
an=
derweg einige Hülffe / Beförderung oder Willfahrigkeit erweisen / sondern in Frid und
Ruhe verbleiben / sein bißhero außgestandenes Kriegs=Elend und erlittene Schäden /
dem höchsten GOtt befehlen / seine unendliche Barmhertzigkeit umb die Ertheilung eines
allgemeinen Friedens in der Christenheit inständig bitten / und im übrigen zu uns das
kräfftige Vertrauen und Zuversicht schöpfen sollen / daß gleichwie wir / als Stände des
Lands / von anderer unserer Mit=Ständte und Unterthanen / wohl oder übel Ergehen / je=
derzeit Theil nehmen / und der denen Lands=und sonderlich unsern und unsern Mit=Stän=
den angehörigen eigenen Unterthanen zufügenden Schaden selbsten empfinden; Also auch
wir vor sie niemahlen auffhören zu sorgen / sondern ihren Nutzen zu schaffen / und
Scha=
den von ihnen möglichstens zu wenden und abzuhalten / keine Gelegenheit verstreichen
lassen; Allermassen wir vermittels der von uns kurtz verwichen nacher Wienn
abge=
sandten Deputation, vors gesambte Land viel Nützliches außzuwürcken / schon grosse
Hoff=
nung gehabt / aber leyder! wegen des entzwischen kommenen unglückseeligen Aufstands
all solch großangewendter Fleiß / Mühe und Unkosten / wo nicht unfruchtbar / jedoch ins
Stecken gesetzt worden ist.
Welchemnach dann zum Schluß ein jeder bey sich selbst die Rechnung machen kan /
wie beträglich die Lands=Auffwickler und Rädelsführer biß anhero das einfaltige Volck
hinter das Liecht geführet / ja in ihrer Vermessenheit so weit gestigen seynd / daß sie sich
nicht scheunen dörffen / zu Ausführung ihres so freventlichen Unternehmens / die Dienste
und das Wolgefallen unserer vorigen gewesten gnädigsten Lands=Herrschafft
vorzuwen=
den / und wegen Hinwegführung der hinterlassenen gnädigsten jungen Printzen / und in
anderweg allerhand schändliche und böse Erdichtungen außzustreuen / mithin hierdurch vil
zu ihrem Elend zu verblenden; Da doch die auß Brüssel und Venedig eingeloffene sichere
Brieffe und Nachrichten dero hieran geschöpfftes sonderbar hohes Mißvergnügen / und
empfindliches Leyd an Tag geben / auch Allerhöchstgedacht Jhro Kayserl. Maj. durch
vi=
lerley betrüglicher Erfindungen wohl veranlasset werden könten / jenes zu bewerckstelligen /
woran Sie sonsten und vorhero niemahlen allergnädigst gedacht haben. Und gleichwie
nun dises unser offenes Patent und treu meinende Dehortation hievor gemeldter massen /
das einige Zahl und Absehen hat / all und jede unsere Mit=Ständte / Lands=Leuthe und
Unterthanen vor allerley / in denen unterm 19. und 21. December des erst abgewichenen
Jahrs / der entstandenen Bayrischen Auffruhr halber / von der hiesig Hochlöbl.
Admini=
stration in Druck außgefertigten Mandatis enthaltenen schwären Bestraffungen / Verfol=
gungen und andern vom Feuer und Schwerdt verursachenden / nimmermehr
ersetzli=
chen Unglücken und Schaden / sicher zu stellen / und auffrichtig abzuwarnen; Also auch
wollen wir uns hierauf eines guten Effects vertrösten / und anbey die Hoffnung machen /
es werde ein jeder ehrlicher Patriot und Landsmann sich bey diesen so gefährlich und
ver=
würrten Zuständen von selbsten solchergestalten auffzuführen und zu verhalten befleissen /
damit er und die Seinige sicher in Frid und Ruhe bey Hauß bleiben / und von allen
schwären Verantwortungen und anderen nach sich ziehenden Ubeln frey leben können.
Welches wir allen und jeden von Hertzen anwünschen / und annebens uns und gesambtes
Vatterland der Göttlichen Providenz und Protection überlassen / und bestens befehlen
thun. Geben zu München / den 4. Jenner 1706.
Gemeiner Löbl. Landschafft in Bayrn Verordnete
und Commissarii Ober=und Unter=Landes.
(L. S.)