Num. 261.
Wiennerisches DIARIUM ,
Enthaltend alles dasjenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen;
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhie
Ankommenden; Zweytens / aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern;
Drittens / aller verehelichten / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Käyserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio .
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 30. Jenner biß 2. Februarii / 1706.
SAmbstag den 30. Jenner. Heute ist / Jhrer Hochmögenden / deren
Herren General Staaten der vereinigten Niderlanden /
Plenipoten=
tiarius Primarius
, Herr Graff
Rechtern Amelo
, von hier wider nacher
Ungarn / zu Beylegung dasiger Unruhen / abgereyst.
Dito ist heute allhier auf dem hohen Marckt ein ledige Manns=Per=
sohn / Nahmens Paul N. etlich 20. Jahr alt / umb willen er bey dem
nächst=
hin / den 18. dieses / entstandenen Tumult und Außraubung des in der Alster=
Gassen ligenden Hauß / so ein Jud im Bestand gehabt / gewesen / auch einige
Effecten
darvon hinweck getragen / anderen zum Exempel und Abscheu /
mit dem Strang hingerichtet worden.
Eodem
vernahme man auß Sibenbürgen / daß / nachdeme die
Rebellen sich wieder zusammen gerottet / und bey Clausenburg / all=
wo der Herr General Wachtmeister Viermond das Commando führet /
biß an die Vorstadt eingefallen / und mehrmahlen allda einigen
Scha=
den zugefüget; habe der Herr General=Wachtmeister Graf von
Löwen=
burg / umb solches zu rächen / und damit ihme in seinem Posto zu
Bi=
stritz nicht auch ein dergleichen unverhoffter Einfall geschehen möchte / die
Raitzische Reutherey des Obristen Monasterli und Obrist=Lieutenant Jani /
nach erstlich von der Saamosch eingeholten Kundschafft / über Betlehem zu
marschiren
commandiret
/ welche auch bey dem Dorf Jogsalva einen
Had=
nacken sambt etlichen Rebellen angetroffen; und weilen / der Außsag nach /
sich biß 2300. ihrer Cameraden bey Mollon und Varaglia gestanden / wä=
ren die Raitzen ferner auff sie anmarschiret; allein die Rebellen hätten
so=
gleich die Raitzische
Bagage
=Wägen angefallen / und 9. auff gedachten
Wä=
gen gelegene Raitzen niedergehauen / mithin die Raitzische Reutterey von
Bethlehem abgeschnitten; da aber diese auff besagte Rebellen hertzhafft loß=
gegangen / hätten sie dieselbe in die Flucht geschlagen / 100. davon / wor=
unter ihr Obrister Karandi Michal / sambt verschiedenen Hadnacken
ge=
ziehlet worden / auff dem Platz erleget / viele verwundet und gefangen / auch
biß 40. Pferd 2. Paar Paucken / und etliche Trompeten zur Beuth bekommen;
Raitzischer Seithen hingegen / wäre ein
Hadnack
, oder Fendrich mit 8. Ge
meinen beschädiget / und die vorerwehnte 9. Krancke getödtet worden. Durch
diese Vorsichtigkeit des Herrn General Wachtmeistern / Graffen von
Löwen=
burg / seyen nun die dasige Kayserl. Quartier sicherer gemacht / und die
Re=
bellische Obristen
Baloczey
Jorg
,
Pongracz
und
Petenhasy
, so gleich anfangs
mit noch anderen Vornehmen durchgangen / wie auch der Karoli / welcher
mit mehr als 1000. Rebellen bey
Schibo
damahls gestanden / von ihrem
ver=
meinten fernern Einfall zuruck getriben und abgehalten worden.
Sonntag den 31. Jenner. Heute erhielte man Kundschafft von
Eysen=
stadt / daß die Rebellen sich dasiger Orthen wider eingefunden / und wäre ihr
neulicher Auffbruch auff nichts anders angesehen gewesen / als nach Groß=
Höfflein sich zu verfügen / mithin dasselbe / gleich wie jüngstens Klein=Höff=
lein / auch zu verbrennen; und weilen in 8. Tagen keine Nachricht von
Oeden=
burg eingeloffen / dörffte der Orth von den Rebellen gantz umbschränckt seyn;
als welcher Stadt sie noch immer getrohet / mit dem Verlauten / daß es
als=
dann recht angehen solte / falls nur die 12. schwäre Stuck auß der Schütt
davor angelangt seyn würden / so aber das unbeständige Wetter bißhero
noch verhindert. Zu Rust sitze die Stadt voll Hungarischer Schneider / wel=
che Tag und Nacht Soldaten=Muntirung vor die Rebellen verfertigen
mü=
sten. Auß der Stadt Günz wären / Mißtrauens halber / etliche Raths=Ver=
wandte in Eysen und Banden gefänglich zu dem Ragoczi abgeführt worden.
Montag den 1. Februarii. Alldieweilen auß Gelegenheit einer zu Prag
angestelten
lnquisition
,
in puncto
des falschen Gelds wahrgenommen
wor=
den / daß fünfferley Müntz=Sorten / nemblich zweyerley Braunschweig=und
ein Lüneburgischer Guldiner / ein Frantzösischer halber Thaler und
Straß=
burgisches 48. Kr. Stuck / zu ringhaltig seyen / wie solche in den Patenten im
Abdruck zu ersehen; Als ist heute solches von der Röm. Kayserl. auch zu
Hungarn und Böheimb Kön. Majestät / Ertz=Hertzogen zu Oesterreich / ꝛc. ꝛc.
unsers allergnädigsten Herrn wegen / männiglichen angedeutet und
ge=
mässen anbefohlen worden / daß man von obbemeldeten Müntz=Sorten
in Handel und Wandel keine mehr annehmen: die etwann schon habende
auß dem Land zu bringen trachten: und unter hoher unnachläßlicher Straff
keine mehr dergleichen hereinzuführen sich unterstehen solle.
Dienstag den 2. Februarii. Heute / als auff dem Fest Mariæ
Reini=
gung / haben Jhre Kayserl. Majestät mit einem grossen Gefolg von in=und
außländischen Cavallieren / Vormittags in der Kayserl. Hof=Kirchen deren
W. W. E. E.
P. P. Augustiner
Augustiner Barfüssern: des Nachmittags aber in der
Kirchen des Kayserl. Profeß=Hauß deren W. W. E. E.
P. P. S. J.
und auff
dem Hof bey der Saulen dem gewöhnlichen GOttes=Dienst höchst=auffer=
baulich beygewohnet.
Dito langte deß die
Wendis.
Regiments Quartirmeister und Lieut.
Herr von Römer / auß Bayern dahier an / von dannen man zu gleich
ver=
nommen / daß den 29. Jenner zu München auff einer offentlichen
auffge=
bauten Bühne 4. von den vornembsten Rädlführern mit den Schwerd
hinge=
richtet worden; davon der erstere ein Bayris. abgedanckter Lieutenant: der
Andere ein Adjutant von Lützelburg: der Dritte ein Eysenhandler und
Bur=
ger zu München im Thal: der Vierdte ein Wein=Würth daselbsten gewesen;
dieser Letztere wäre vorher geköpffet / nachdeme geviertheilt und dessen Theile
auff vier Strassen aufgehenckt worden.
Auß Pohlen vom 20. Jenner. Daß endlichen der Woywoda von Kiow
von Warschau / nachdeme er von dieser Stadt annoch 10000. Tympffen
er=
presset / den 16. Dieses auffgebrochen; und weilen gedachte Stadt die völlige
Summ nicht erlegt / zwey Abgeordnete mit sich hinweg geführet; Jndessen
wäre auch der
Confoederations
=Marschall
Proniscz
, sambt dem
Castellan
von
Plozko
von gedachter Stadt nacher Dantzig / der Bischoff von Caminiec aber
in Groß=Pohlen abgereyst; deren Stelle hingegen der Cron=Feld=Schreiber
mit seiner Mannschafft wider ersetzet / welcher die Stadt vollends
außsau=
gen dörffte; allermassen er schon dem Stadt=Rath andeuten lassen / daß er
bey 3000. Rthlr. Straff / die von den Schweden verheerte Weichsel=Brucke
ohnverzüglich wider verbessern lassen solle. Vermög Brieffen auß Grodno /
wären Jhre Königl. Pohlnische Majest. beschäfftiget / dero anmarschirenden
Feind bestmöglichst zu empfangen.
Auß Rom vom 16. Jenner. Daß täglichen die alldasige Catalonier
Zu=
sammenkunften hielten / und / weilen die Sach vor die Oesterreichische Parthey
nach Wunsch außgeschlagen / machten sich viele von den gut Oesterreichisch=Ge=
sinten reyßfertig von Rom wider nach Catalonien abzugehen / umb daselbsten
ihro Majest. dem König CARL / ihre Treu zu erzeugen / und dem
gemei=
nen Weesen gute Dienste zu thun; Jndessen werde der Cardinal
Janson
auff erhaltene Erlaubnuß vom König auß Franckreich / nacher Pariß sich
ver=
fügen / an dessen Platz aber der Cardinal Giudice sich wider einfinden solle.
Auß Spanien vom 3. Jenner. Daß die Bestürtzung bey dem Hof
des
Duc d’Anjou
und denen Spanischen Frantzosen durch so viele schlechte
Zeitungen täglich grösser werde / und jedermann schon bedacht seye / von
dannen sich zu
salviren
; auch glaube man / daß des
Duc d’Anjou
Reyß
mehr auff Pariß / als
Sarragossa
, wann es bereits nicht zu spat / abziele;
sintemahlen ihme gerathen worden / sich ja nicht in die Gefahr zu setzen /
dieweil er sich nicht das geringste auff die Spanier zu verlassen hätte / als
deren Widerwillen gegen die Frantzosen sich stündlich mehrers blicken lasse /
mit dem Vorgeben / nicht erdulten zu können / daß man ihnen so mißtraue /
und ihre Länder mit liderlichen Frantzosen anfülle; weßwegen auch Jhrer
Majestät / des Königs Carl / Truppen so geschwind nicht annäherten / als
die Spanische Städte fertig wären / dieselbe zu empfangen; und werde
sowohl zu Madrit / als in anderen Spanischen Städten öffters ruffen
gehö=
ret: Lang lebe unser rechtmässiger König / CARL der Dritte / welcher noch
zeitlich genug zu unserer Erlösung kommen. Es wäre zwar des
Duc
d’An=
jou
Hof bedacht / mit diesen Leuthen die Gefängnussen anzufüllen / allein
es thäte dieses alles wenig helffen. So könten auch die Generalen
Thessé
,
Tilli, delas Torres
und
Salazar
mit all=ihrer Macht nichts außrichten / und
müsten sich überall zuruck ziehen; hingegen erklärte sich eine Provintz nach
der andern vor Höchstbesagten König CARL / dahero dann nebst
Catalo=
nien und Valencia / auch gantz Arragonien / Murcia / Granada / und der
hal=
be Theil von Andalusien vor verlohren gehalten werde; Ja von Gibraltar
biß Girona wären die gesamte Cüsten Jhrer Majestät dem König Carl
schon unterthänig.
Auß dem Haag vom 22. Jenner. Daß der Cavalier / das Haupt der
Sevenneser / auff deme der König in Franckreich so viel Geld schlagen
las=
sen / jüngsthin daselbsten angelangt; mit dem neuen
Succurs
, welchen der
Herr Graf von
Noyelles
nacher Catalonien bringen werde / sollen / nebst
andern Kriegs=Rüstungen / auch biß 20000. Bomben nacher Portugall
über=
geführet werden; und so balden man mit Musterung deren Völckern zum Ende
gelanget / der Marsch einiger Mannschafft Englisch=und Holländischer
Trup=
pen vor sich gehen solle. Jndessen werde die Außwechslung der
beeder=
seits Gefangenen geschehen seyn.
Von dem Nieder=Rhein=Strohm vom 24. Jenner. Daß / ohnange=
sehen aller scharffen Verbotten / einige Kuppel=Pferd durch die Eyffel / ver=
mittels deren Frantzösischen Partheyen / zu Luxenburg ankommen; jedoch
werde man trachten zu erfahren / wo diese Roßkäm im Reich einsässig / umb
dieselbe zur gebührenden Straff zu ziehen. Jndessen werde der Land=Tag /
sowohl zu Cölln als Düsseldorff / fleissig fortgesetzt; Vermög Brieffen von
Maaßstrohm / hätten sich die Frantzosen in Flandern und Braband mit
Ab=
schickung des Succurs nach Spanien sehr geschwächt; und nichts
destoweni=
ger wären wieder 3. Mann von jeder Compagnie genommen worden / umb
solche gleichfalls nacher Spanien zu senden; so hätte auch der Frantzösische
Hof Ordre gesandt / noch etliche neue Regimenter dasiger Orthen
aufzu=
richten / allein es gienge mit Zusammenbringung der Mannschafft gar hart
her / obschon man auch jeder Persohn 130. Reichsthaler Hand=Geld zu geben
versprochen.
Von dem Moßelstrohm vom 23. Jenner. Daß die Frantzosen zu Trier
sich verlauten liessen / zu Anfang künftigen Frühlings ihre meiste Macht
aber=
mahlen an die Moßl zu ziehen / und daselbsten in Zeiten sich wider in Stadt zu
setzen / deren Alliirten Vornehmen zu unterbrechen / vermuthend / daß des
Duc
de Marlebourg
gröstes Absehen nach der Moßl gerichtet; als zu welchem
End er eine grosse Mänge von Lebens=Mitteln und Kriegs=Gezeug in
Hol=
land einschiffen / und nach der Moßl führen lasse; Sonsten solle die jüngste
Zusammenziehung deren Frantzösis. Truppen deswillen geschehen seyn / umb /
falls nöthig / den Abgang deren auß dem Elsaß nacher Spanien
abgesen=
deten Truppen wider zu ersetzen / und im Standte zu seyn / wann es möglich /
der Vestung
Fortlouis
Lufft zu machen. Jndessen streiften die Kayserliche
Hussaren an der Mosel täglich herumb / und versetzten denen Frantzosen
im=
mer eins / wie dann kürtzlichen von der Frantzösis. Besatzung zu Trier viele
ihrer Cameraden verwundet eingebracht worden / welche kaum ein halbe=
Stund vor Trier mit den Hussaren im Scharmützel gewesen. Das Closter
St. Martin hätten die Frantzosen nun völlig zu einer Vestung gemacht / und
die Geistliche davon hin und her verschickt.
Von dem Donaustrohm vom 28. Jenner. Daß / nachdeme der
Auff=
lauff deren Bayrischen Bauern völlig auffgehebt / und diese alle wieder
auß=
einander nacher Hauß gangen; wäre der Herr General=Feld=Mar=
schall=Lieutenant Baron von Kriechbaum zu München wieder angelangt;
der Herr General
Marches Bagni
aber nacher Jngolstadt abgereiset; der
Kayserl. Obriste hingegen / Herr Graf von Eck / im Werck begriffen den
Haubt=Rebellen Mandl / welcher sich mit etlichen der vornehmsten
Rebel=
len gegen Riedt
salviret
/ zu verfolgen. Sonsten sollen ehister Tagen zu
ge=
dachtem Jngolstadt verschiedene gefangen Sitzende hingerichtet werden /
welches auch in andern Orthen mehr geschehen dörffte / wie dann deren
noch viele / und zwar Vornehmen täglich in Verhaft geführet würden; so
seye auch zu Regenspurg / auff Befehl der Kayserl.
Administration
, der
Graf=Maxelrainische
Secretarius
, Weinzehrl genandt / angehalten worden /
umb selbigen von dar ferner nacher München zu lieffern / daselbsten sein
Herr / der Graf von Maxelrain / nebst unterschiedlichen andern Vornehmen
bereits auff das beste verwahret sitze.
Von dem Obern=Rheinstrohm vom 24. Jenner. Daß / weilen
dasi=
ger Orthen Kundschafft eingeloffen / wie nemblich die Frantzosen ihre
Zu=
sammenziehung auff den Entsatz
Fort=Louis
, oder sonsten einen Einfall
an=
gesehen; Kayserl. Seithen die Ordre an die auff der Postirung stehende
Alliirte
Truppen ergangen umb sich marschfertig zu halten / mithin den
feindlichen Unternehmungen mit Bestand begegnen zu können. Die
Uber=
läuffer wolten behaupten / daß gedachte Vestung
Fort=Louis
sich innerhalb
10. à 12. Tagen auß Mangel der Lebens=Mittel ergeben müste / sofern kein
Entsatz zu erwarten wäre / welches bey jetzigen kalten Wetter / da der
Rhein zufrieren dörffte / denen Frantzosen ohnmöglich fallen solle.
Auß der Schweitz vom 24. Jenner. Daß es scheine / als wolte man
die Doggenburger Sache noch in der Güte beylegen; laut Brieffen von
Pa=
riß / habe man zwar daselbsten wegen Eroberung Nizza und Montmeillan
das
Te Deum laudamus
gehalten / aber mit schlechten Freuden; dann eben
selbigen Tag wieder ein Currier auß Spanien ankommen / welcher
mitge=
bracht / daß nebst
Sarragossa
das gantze Königreich Arragonien / wie auch
Murcia
und
Granada
sich an Jhre Majest. den König Carl ergeben / und
wäre Andalusien gleichfalls im Aufstand begriffen; über das solle bey
Sarragossa
zwischen den Cataloniern und Frantzosen ein Treffen
vorgegan=
gen seyn / worbey der
Thessé
eine grosse Niderlag erlitten hätte; die
Spa=
nische
Grandes
, so bißhero zu Madrit mit dem
Duc d’Anjou
gehalten / hät=
ten sich schon nach und nach von dannen verlohren; die allda noch
verharren=
de Frantzösisch=Gesinnte aber könten weder sich / weder ihrem
Duc d’Anjou
rathen noch helffen / so daß er in gröster Gefahr stünde; und sonderlich
wei=
len die Rede gehe / daß die Englische / Portugesische und
Alliirte
Trup=
pen dahin im Marsch begriffen.
Von Berlin vom 20. Jenner. Daß allda den 18. Dieses der Jährlich
gewöhnliche Crönungs=Tag mit grossen Freudens=Bezeugungen auff das
Herrlichste begangen worden; und hätten bey disem Fest Jhre Majest. der
König in Preussen / in dero ohnlängst neu auffgerichteten Ritter=Orden 4.
neue Ritter eingesetzt.
Ankunfft aller Hoch=und nidrigen Stands=Personen.
Den 30. Januari 1706.
-
Cärntner=Thor. Herr Häckel / vom
Kriegs= Commissariat , kombt auß Jta=
lien / log. beym wilden Mann.
Den 31. dito.
-
Cärntner=Thor. Herr Graff von
Leng=
heim / kombt von Grätz / log. auf der
Mehl=Gruben. -
Herr
Silvius Marches Montecuculi
Montecuculi kombt
auß Jtalien / log. auf dem Hoff.
Den 1. Februari.
-
Stuben=Thor. Ein Kayserl. Currier /
kombt von Nürnberg / log. im Post=
Ambt.
-
Rothen=Thurn. Herr Oßwald Kayserl.
Currier / kombt Düsseldorff / logirt in sei=
nem Quartier. -
Herr Jan / ein Currier / kombt von
Ha=
nover / log. beym Herrn Residenten.
Den 2. dito.
-
Herr Carlin Currier / kombt auß Hollstein /
logirt beym guldenen Hirschen. -
Ein Currier / kombt von Venedig / logirt
beym Herrn Pottschaffter. -
Cärntner=Thor. Herr Lieutenant Remer /
kombt von München / logirt bey der weis=
sen Rosen.
Lista aller Getaufften in=und vor der Stadt.
Den 15. Jenner / 1706.
-
Dem Georg Senger und Helena sein.
Ehew. ihr T. Cæcillia Anna. -
Dem Johann Georg Hueber und Maria
sein. Ehew. ihr T. Anna Maria Helena. -
Dem Ludwig Berger und Magdalena sein.
Ehew. ihr S. Ludwig. -
Dem Christoph Riedl und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Eva Agnes. -
Dem Bartholome Steiner und Anna Eva
seiner Ehew. ihr T. Maria Elisabeth.
Den 16. dito.
-
Dem Martin Peer und Maria Barbara
sein. Ehew. ihr S. Johann Andre. -
Dem Stephan Schredhamer und Theresia
sein. Ehew. ihr S. Sebastian Simon. -
Dem Simon Baumgartner und
Cathari=
na sein. Ehew. ihr T. Sabina Catha=
rina. -
Dem Adam Jgnati Hoyger und Maria
Francisca sein. Ehew. ihr S. Jacob An=
ton Joseph. -
Dem Reichard Kauffmann und Anna sein.
Ehew. ihr S. Andreas Sebastian. -
Dem Johann Glaser und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Georg Anton. -
Dem Herrn Mathias Grambl und
Elisa=
beth sein. Ehefr. ihr S. Johann Carl. -
Dem Andreas Lober und Theresia sein.
Ehew. ihr S. Johann Andreas. -
Dem Mathias Walser und Maria
Catha=
rina sein. Ehew. ihr T. Mariia Catha=
rina Helena. -
Dem Johann Kitzinger und Anna
There=
sia seiner Ehew. ihr T. Maria Anna
Johanna.
Den 17. dito.
-
Dem Georg Holtzinger und Eva sein.
Ehew. ihr T. Maria Sybilla. -
Dem Johann Peter Fischer und Anna
Maria sein Ehew. ihr T. Maria An=
tonia Ester. -
Dem Johann Andre Eglauer und
Ma=
ria Ursula sein. Ehew. ihr T. Maria
Anna. -
Dem Jacob Degetsch und Anna Regina
sein. Ehew. ihr S. Joseph Anton.
-
Dem Marx Bohem und Maria sein. Ehew.
ihr S. Sebastian Mathias. -
Zwey arme Kinder Johann Michael und
Maria Magdalena. -
Dem Herrn Henrich Rebel und Christina
sein. Haußfr. ihr S. Johann Henrich. -
Dem Georg Hartmann und Magdalena sein.
Ehew. ihr S. Antonius Johann. -
Dem Johann Georg Weinmann und
Ur=
sula sein. Ehew. ihr T. Anna Dorothea. -
Dem Johann Zerbach und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Johann Adam Jacob.
Den 18. dito.
-
Dem Herrn Johann Michael
Franckenber=
ger und Catharina sein. Ehew. ihr T.
Maria Barbara Theresia. -
Dem Martin Zigl und Maria Ursula sein.
Ehew. ihr T. Maria Francisca. -
Dem Frantz Nosati und Maria Barbara
sein. Ehew. ihr S. Jacob Frantz. -
Zwey arme Kinder Sebastian und Anna
Barbara. -
Dem Herrn Johann Scheckeiß und
Ur=
sula seiner Haußfr. ihr T. Francisca
Charlotta Josepha. -
Dem Johann Hauer und Elisabeth sein.
Ehew. ihr T. Maria Regina. -
Dem Nicolaus Salliet und Francisca sein.
Ehew. ihr S. Frantz Antoni. -
Dem Johann Georg Wosel und Maria
Barbara sein. Ehew. ihr S. Marx Se=
bastian Jgnati. -
Dem Herrn Melchior Fux und Eva
Rosi=
na sein. Haußfr. ihr S. Frantz Antoni. -
Dem Herrn Johann Andre Bachmann
und Anna Maria sein. Haußfr. ihr S.
Sebastian Jgnati.
Den 19. dito.
-
Dem Simon Weninger und Apollonia sein.
Ehew. ihr S. Sebastian. -
Dem Joseph Sturm und Maria
Elisabe=
tha sein. Ehew. ihr T. Maria Magda=
lena. -
Dem Herrn Johann Conrad von Eylers
und Angelina sein. Haußfr. ihr T. Ma=
ria Josepha Theresia Antonia.
-
Dem Johann Michael Löffler und Anna
Catharina sein. Ehew. ihr S. Peter
Paul. -
Dem Simon Schmid und Maria sein.
Ehew. ihr T. Barbara Clara. -
Dem Valerian Pauctigl und Theresia sein.
Ehew. ihr T. Maria Josepha Sophia. -
Dem Georg Gerhard und Sybilla sein=
Ehew. ihr T. Maria Eva. -
Dem Jacob Pigisch und Maria sein Ehew.
ihr T. Maria Eleonora. -
Dem Ferdinand Frölich und Barbara sein.
Ehew. ihr S. Johann Wolffgang. -
Dem Balthasar Blenck und Eva sein.
Ehew. ihr T. Anna Sophia Catharina. -
Dem Lorentz Thäm und Elisabeth sein.
Ehew. ihr T. Maria Susanna. -
Dem Johann Christoph Scharff und
Ca=
tharina sein. Ehew. ihr T. Maria Anna. -
Dem Christoph Stohwasser und
Cordu=
la sein. Ehew. ihr S. Johann Georg.
-
Dem Herr Johan v. Burgel und Maria Clara
sein. Ehefr. ihr T. Maria Catharina. -
Dem Caspar Both und Maria sein. Ehew.
ihr S. Bartholome Sebastian. -
Dem Mathias Kohlhoffer und Martha sein.
Ehew. ihr S. Johann Urban. -
Dem Philipp Kollner und Maria sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria. -
Dem Simon Peitner und Maria sein.
Ehew. ihr S. Johann Melchior. -
Dem Henrich Kramer und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Wentzl Sebastian. -
Dem Frantz Harpf und Theresia sein.
Ehew. ihr T. Maria Josepha. -
Dem Johann Philipp Stumpff und Ursula
sein. Ehew. ihr Joseph Johann. -
Dem Frantz Eiselein und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Maria Constantina. -
Dem Johann Philipp Wimer und Maria
sein. Ehew. ihr T. Maria Magdalena.
Lista aller Verstorbenen in und vor der Stadt.
Den 30. Januari.
-
Dem Andre Harteißen / einem
Hauß=
meister im Hohmülleris. Hauß in der
Singerstrassen / sein Kind Sophia /
alt 3. viertl Jahr. -
Dem Johann Haßlhund / einem Bestand=
Würth beym Post Hörndl auf der Bi=
ber Pastey / sein Weib Barbara / alt
34. Jahr. -
Herr Christoph Cöhler / ein Hofmeister
in dem Chavsis. Stifft auf der Laimb=
gruben / alt 60. Jahr. -
Anna Griberin / ein Wittib im
Schnie=
reris. Hauß in der Leopold=Stadt / alt
72. Jahr. -
Frau Theresia Gißauin / ein Wittib beym
guldenen Laimbl in der Leopold=Stadt /
alt 60. Jahr. -
Eva Reissenthallerin / ein Wittib in ihrem
Hauß im Lerchenfeld / alt 95. Jahr. -
Georg Heidter / ein Holtz=Aufleger im
Copeinis. Hauß am Neustifft / alt
39. Jahr.
Den 31. dito.
- Herr Johann Paul de Apostolis , deß H.
-
Römis. Reichs Ritter beym guldenen
Creutz in der Johannes=Gassen / alt
22. Jahr. -
Mathias Müglich / ein Præceptor beym
blauen Krebßen am hohen Marckt / alt
36. Jahr. -
Margaretha Kornstockin / ein Wittib beym
Wolffen in der Au am Neustifft / alt
57. Jahr.
Den 1. Februari.
-
Herr Caspar Schwamberger / ein
Hoffmei=
ster im Graff Rappachis. Hauß auf der
Cärntner Pastey / alt 53. Jahr. -
Dem Herrn Bernhard Dinn / ein
Hoff=
meister im Ottgerberis. Hauß in der
Obern Bräuner=Strassen / sein Kind
Rosina / alt ein viertl Jahr. -
Dem Georg Lambrecht / einem Burgerl.
Schneider im Röderis. Hauß im Fisch
Hof sein Kind Maria / alt 2. Jahr. -
Dem Gregori Teutsch / einem Guardi
Trummelschlager auf der Biber Ba=
stey / sein Kind Georg / alt 2. und ein
halb Jahr.
-
Dem Herrn Georg Carl Perwechi von
Thal=
feld / J. U. Dri. im Goldspineris. Hauß in
der Unger=Gassen / sein Söhnl Ferdi=
nand / alt 2. und ein halb Jahr. -
Dem Simon Egel / ein Wäscher im
Becki=
schen Hauß in der Leopold=Stadt / sein
Weib Rosina / alt 78. Jahr. -
Margareth Maurerin / ein armes Weib
beym Blummenstock in der Alster=Gas=
sen / alt 62. Jahr.
Den 2. dito.
-
Virgili Hubert / ein gewester Saltz
Ver=
silberer zu Comorn bey der Heiligen
Dreyfaltigkeit am alten Kienmarckt /
75. Jahr -
Dem Herrn Johann Müllner von
Schön=
thal / einem Hauptman unterm Löbl.
-
Castellis. Regiment beym guldnen Bärn
auf der Widen / sein Frau Susanna /
alt 49. Jahr. -
Joseph Feuerstein / ein Gewürtz=Kram=
mer beym kleinen Jordan aussers Ro=
then Hof / alt 28. Jahr. -
Dem Georg Jalansky / einem Kayserl.
Reithknecht im Jägeris. Hauß auf der
Widen / sein Weib Anna / alt 34. Jahr. -
Dem Herman Oßnerbrück / einem
Schlos=
ser im Bevierischen Hauß auf der Laim=
gruben sein Kind Mathias / alt 2.
Jahr. -
Dem Veit Prosch / einem Bauer zu
Him=
berg im Wiederspachis. Hauß zu Erd=
berg / sein Weib Margareth / alt 54.
Jahr.
RELATION
Und
Umbständlicher Bericht
Vom Außgang des Bayrischen Bauern=
Kriegs.
ICh habe mit denen zwey letzten sonst gewöhnlichen Ordinarien nicht
geschrie=
ben; weil wegen des verwirrten rebellischen Bauern=Weesens / und anderer die
Strassen unsicher machenden Canalien / die Botten nicht gereiset seynd. An=
aber befinden sich die Weege wiederumb befreyet / insonderheit über Braunau /
⟨von⟩ wannen sich die Bauern alle zertheilet / und nacher Hauß begeben / welches man
⟨einzig⟩ und allein / nach GOtt / der guten Anstalt und
Conduite
Sr. Excellentz / des Hn. Gene=
⟨ral⟩ / Baron von Kriechbaum / beyzulegen hat / daß es also geschwind und ordentlich / ohne
⟨weit⟩erem Blut=Vergiessen / außgenommen die letzte
Action
bey Viltzhofen / wo es auch
⟨nich⟩t geschehen wäre / wann die halßstärrige Bauern=Köpffe die ihnen angebottene Gnad
⟨ange⟩nommen / und sich nach Hauß begeben hätten; indeme anstatt solcher Annehmung
alsobald das grobe Geschütz auf seine Leuthe loßgebrennet; die / auff seinen Befehl /
Alle angerucket seynd / und die Bösewicht mit Ernst angegriffen haben / sie auch auff
ihre Weiß
chargieret
/ daß die dummen Leuthe ihren Fehler mit Schaden erkennet.
Nach diser
Action
hat sich gedachter Herr General Baron v. Kriechbaum / mit
Grena=
⟨diers⟩ verstärcket / und andere Truppen vom Dangebach an sich gezogen und ist zu
Pas=
sau über den Jnn marschiret wo er das Volck hat halten lassen / und in Ordnung
⟨auf⟩stellet / hernach wiederumb zwischen gedachtem Passau und Scharding / da er dann
⟨ihm⟩ den Kayserl. Befehl mit guter Manier hat beygebracht; damit ein jeder der re=
bellischen Bauern sich zeitlich möchte nach Hauß begeben / mit Betrohung / daß /
Fall sie widerspenstig verbleiben solten / sobald er die noch erwartende Völcker würde
kommen haben / und Jhro Durchl. Herr Hertzog von Würtemberg mit Dero
Man=
schafft / wie nicht weniger Herr Obrister von Hochberg mit seinem Corpo / von Sei⟨ffen⟩,
Wasserburg und Burghausen würden angelangt seyn / sie an dreyen Orthen solt⟨en⟩
angefallen / und alle die noch befindliche sich widersetzende Rebellen niedergehauen / ih⟨re⟩
Häuser in die Aschen gelegt / und dabey Haab und Gut
confisciret
werden solten. Un
〈…〉
ehe Se. Excellentz gegen Scharding das Corpo haben anrucken lassen / liessen sie in ⟨der⟩
Nacht 6. Bauern=Häuser in Brand stecken / die allein im Felde stunden / ungefehr
⟨ei=⟩
ne Stunde weit das eine von dem andern / welches unter denen Rebellen einen solches
Schrecken verursachet / daß die / welche allda postirt / und von der Burghausischen
Regierung waren / nemlich von Crayburg / Trocheburg / Oettingen und andern
umbli=
genden Orten / alle ihre Posten und Vorhaben verlassen / umb nach Hauß zu lauffen /
damit ihre Häuser nicht verbrennt wurden. Unter Weegs brachten sie den Schrecken auch
unter die Bauren / welche höher postirt waren / die dann auch gleicher Weise davon
gerennet / und ohne Auffhören Tag und Nacht nach Hauß geeilet.
So bald Herr General / Baron von Kriechbaum / durch seine Kundschafter diese
Zu=
ruckziehung vernommen / hat er dannoch seine Leuthe in guter Ordnung marschiren
las=
sen / bey Lebens=Straff alle Unordnung / von Rauben / Stehlen und Plündern / verbotten /
wie dann Se. Excellentz etliche Hussaren und Soldaten / die wider solchen ertheilten
Befehl gehandelt und geplündert haben / hencken lassen.
Zu Scharding ist kein Widerstand gefunden; sondern die Burgerschafft vielmehr
er=
freuet worden / daß sie die Canalien haben vom Hals erlöset gesehen.
Zu Braunau waren ungefähr 3000. Mann / sowohl abgedanckte / als aufgerissene
Soldaten und Bauern / welche in dem Entschluß stunden / sich auff das äusserste zu
wehren / umb einen guten
Accord
zu erhalten; aber der Herr Baron von Ocfort /
welchen sie gezwungen hatten / ihre Parthey anzunehmen / umb sie zu commandiren /
stellete ihnen listiger Weise vor / es seye nöthig / daß man auß der Vestung dem Feind
entgegen gehe / sowohl umb ihme vorzukommen / damit er sich der vortheiligen Posten
nicht bemächtigte / als umb ihn von der Vestung abzuhalten. Also ist er mit der gantzen
Besatzung außgezogen / ausser 120. die in der Stadt die Thöre zu bewahren geblieben
seynd. Er versicherte sie / dem Ansehen nach / gantz ernstlich / es habe kein Noth / und
seye der Feind nicht zu förchten; Jm fall aber / daß er zu starck wäre / so könten sie alle
zeit wider zuruck in die Stadt weichen / nach ihrem selbst eigenen Belieben. Nach solchem
hat er sie auff drey Posten zertheilet / und ihnen weiß gemacht / anjetzo wolle er den Feind
außkundschafften / ist aber zuruck in Braunau / wo er die Thore hat schliessen lassen / wie
⟨all=⟩
mählich und unter der Hand mit denen Burgern die Sach angesponnen / und beschlossen
hatte. Gleich darauff hat er den Herrn General von Kriechbaum seinen angestellten
Streich wissen lassen / und wie daß Se. Excell. bey dero Ankunfft die Thore würden
offen finden. Bald aber nach dem Herrn Baron Ocfort / sind die Rebellen wieder vor die
Vestung kommen / umb hinein gelassen zu werden / mit grosser Bedrohung; da aber
sie vernommen / daß Herr Gen. von Kriechbaum mit seinen Trouppen anmarschirte /
haben sie sich betrogen befunden / und so zertheilet / daß man nicht hat wissen können
wo sie hinkommen sind / ausser denen Bauren / die sich wieder in ihre Häuser begeben.
Burghausen ist fast auff gleiche Weise durch den Herrn Obristen von Hochberg
und dem Hrn. Reutmeister von Widman eingenommen worden. Auff solche Weise
hat sich diese grosse Verwirrung / GOTT sey Danck / ohne Brand /
Verheeren und Blutvergiessen / geendiget.