Num. 224.
Wiennerisches DIARIUM,
Enthaltend alles dasjenige / was von Tag zu Tag sowohl
in dieser Residentz=Stadt Wienn Denckwürdiges und Neues sich
zugetragen; Als auch / was dergleichen nachrichtlich allda eingeloffen
sambt einem Anhang jedermahliger Verzeichnuß; Erstlich aller täglich per Posta allhier
Ankommenden; Zweytens / aller in=und vor der Stadt getaufften Kindern;
Drittens / aller verehelichten / und vierdtens aller verstorbenen
Persohnen.
Mit Jhrer Römisch=Käyserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio.
Zu finden im Rothen Ygel.
Wienn / vom 23. biß 25. Septemb. 1705.
MJttwoch den 23. September. Dieser Tagen hat bey dem
allhiesi=
gen Kayserl. Hof / in Gegenwart Jhrer Römisch=Kayserl. Majestät
Obrist=Cammerern / (Titl) Herrn Johann Leopold Donat
Traut=
sohn Grafen zu Falckenstein / ꝛc. (Titl) Herr Ehrenreich Graf von
S⟨p⟩rintzen=
stein / ꝛc. als würcklicher Kayserl. Camm⟨e⟩rer den gewöhnlichen Eyd abgelegt.
Heut haben sich Jhrer Majest. der verwittibten Käyserin
Durchleuchtig=
ste Ertz=Hertzoginen mit Jhrer Hoch=Fürstlichen Durchl. des Königl. Pohl=
nischen Printzen Jacobi Frau Gemahlin / in die Käyserl. Hoff=Kirchen derer
W. W. E. E. PP. Augustiner Barfüssern erhoben / und in der alldasigen so
genannten Todten=Capell / dem Gottes=Dienst / wegen des Jahrs=Tag
Jh=
hrer höchst=seelig abgeleibten Chur=Fürstl. Durchleucht zu Pfaltz / Philipp
Wilhelm / als Allerhöchst=besagten verwittibten Käyserl. Majest. Wey=
land Durchleuchtigsten Herrn Vattern / höchst=aufferbäulich beygewohnt.
Dito vernahme man auß Mähren / daß der Hr. Lands=Haubtmann ein
gefangnen R⟨e⟩bellen von Göding nacher Brünn führen lassen / welcher mit
50 Mann außgeschickt worden / umb vor die Rebellische Armée in Ungarn
Vieh einzubringen; es wäre aber diese Parthey von 30. Mann der
Unseri=
gen / so zu Bedeckung deren Arbeitern gestanden / ersehen / und sogleich
dermassen starck verfolget worden / daß beederseiths Pferdte vor grosser
Müde stehen gebliben; worauff die Rebellen von den ihrigen gesprungen /
umb in den Wald sich zu erretten / allein sie wären auch allda noch ertappt /
9. darvon nidergemacht / und 2. worunter der obige / so dise Parthey com-
mandirt, und ein anderer / welcher wegen viler Wunden zu Göding bleiben
müssen / gefangen / auch etliche Pferdte erbeutet worden; Sonsten rede
die=
ser Rebellische Hussar gut Teutsch wie auch Frantzösisch / und solle unter den
Kayserl. Hussarn im Reich gedienet haben.
Donnerstag den 24. September. Demnach wie / jüngst gemeldet / die
Erb=Huldigung vorbey / als wurde heute das kostbahre Ertz=Hertzog=Hütl /
Weyland Ertz=Hertzogens Maximiliani, durch eben diese Herren Commissa-
rien welche es abgeholet / und von Jhrer Kayserl. Majestät / mit Dero
Bildnuß / so mit kostbahren Diamanten besetzet / beschencket worden / in der
vorigen Ordnung wieder nach Closter Neuburg zur Verwahrung
abge=
schicket.
Dito langte ein Currier von dem Kayserl. General=Lieutenant / Jhrer
Hochfürstl. Durchl. Herrn Marggrafen zu Baaden / mit Brieffen vor den
Kayserl. Hof dahier an; welcher unter andern mitgebracht / daß die
Fran=
tzosen so bald sie von Einruckung der Königl. Preussischen Truppen zu der
Kayserl. Armée, Kundschafft erhalten / ihr Lager zwischen Hagenau und
Bischweiler auffgehoben / ihren Marsch nach Straßburg zu genommen /
und sich ohnweit davon gesetzet / wie solches alles außführlich / und was
nachdeme Jhre Hochfürstl. Durchl. der Kayserl. General=Lieutenant löblich
veranstaltet / auch was dardurch vor ein Vortheil denen Kayserl. erwach=
sen / in beygehender Continuation Diarii vom 9. biß 16. Septemb. zu sehen.
Eodem brachte von dem Käyserl. General Feld=Marschallen Herrn
Gra=
fen von Herbevill auß Ungarn ein Currier die Nachricht / daß hoch=besag=
ter Herr General mit der Käyserl. Armée den 16. Dises unweit Ofen über
die Donau gangen / und den 19. darauff seinen March ferner gegen
Zoll=
nock genommen habe; Nachdeme der Cronsfeldische Obrist=Lieuten. Herr
Baron von Globen mit seiner bey sich gehabten Mannschafft im Käys. Lager /
allwo sich der Herr Gen. Klöckelsperg / sambt seinem Corpo und denen
Rä=
tzen befinde / auch angelangt. Die Rebellen / deren man wehrenden
Uberse=
tzung schon vile nidergemacht und gefangen / stünden hingegen unweit Hatt-
wan, ihre Häubter aber wären zu Setschin / umb allda / dem Vorgeben nach /
wegen des Fridens sich zu unterreden.
Freytag den 25. Sept. Heut ist (Titl) Herr Max Ludwig Breüner
deß Heil. Röm. Reichs Graf / der Röm. Käys. Maj. Geheimber / und Hof=
Kriegs=Rath / General der Cavallerie, welchen Jhro Käyserl. Majest. un=
längst wegen dessen vilfältig ersprießlichen / und Treu=geleisten Diensten das
Generalat zu Varasdin Allergnädigst auffgetragen haben / von hier per Po-
stam dahin abgereyset / umb als General=Obrister deren Windischen und
Pe=
tr⟨ini⟩schen Gräntzen den Besitz zu nehmen.
Sonsten vernahme man auch von Ofen / daß die bey dem Königlichen
Dähnischen Corpo daselbsten gewesetze Commission, worinn 1. Obrister /
2. Obrist=Lieutenant und 2. Hauptleuth gesessen / sich ⟨ge⟩endet / und
bef⟨ä⟩n=
den worden / daß der angeklagte Königl. Dähnische Obriste / Herr Baron
von Enden / von denen in der Obern Pfaltz erhobenen Geldern nichts re-
stire ferner zu bezahlen / sondern noch über 2000. Gulden mehr / als
sein erhobenes Quantum außgetragen / außbezahlet habe.
Dito vernahme man von Raab / daß den 18. dieses 17. Rebellen über
Oers zu Güny wären ankommen / und hätten ein kleines Schinackel auff
Wägen mitgebracht / sodann in Mitten der Donau an die Schiff=Mühlen
gesetzet / ein Mehl=Schiff davon hinüber gezogen / sich darauff mit ihren
Pferden in die grosse Schütt begeben / das Schiff aber wiederumb zuruck
gelieffert / und einen Bauern von gedachtem Güny gebunden mit sich
genommen / umb ihn abzustraffen / weilen derselbe / als vormahls der
Dörf=
fer Contingent an Mannschafft vor die Rebellen abgefordert worden / und
dieser Bauer / da er damahls Richter ware / versicheret / vor des Dorffs
Güny Antheil 12. Mann zu lieffern / aber das Wort nicht gehalten. Den
20. dito hätten abermahl biß 200. Rebellen bey gedachtem Orth Güny
an=
gesetzet / über die Donau sich zu wagen; es wären aber alsobald von dem Hrn.
Commendanten zu Raab / Freyherrn von Steinsdorff / etliche mit Teutscher
Mannschafft besetzte Tschaicken dahin abgeschickt worden / umb das üble
Vor=
zu verhüten.
Eodem kame die Nachricht von Papa / daß der Berezedy den 19. dito
mit ohngefehr 300. Rebellen zu Pferd bey Vasarhell gewesen / und seinen
Marsch von dannen auffwerts gegen Oedenburg genommen habe; welcher
Enden sich auch der Balog Adam mit etlich 100. Rebellen besinden solle /
zu denen der Karoly / welcher bey Allmasch stünde / und mit etlich 1000. M.
über die Donau zu setzen trachte / stossen wolle / des Vorhabens / inzwischen
in Steyermarck und Oesterreich einzufallen / mithin die Kayserl. Armée zu
zwingen / den Ruck=Marsch über die Donau zu setzen.
Auß Pohlen vom 12. Septemb. Daß / ohngehindert alles Einrathens
des Cardinals Raziezowsky, einen Weeg die Leschinskysche Crönung vor
sich gehen solle / massen an Verfertigung der Cron/Scepter und Reichs=Apf=
fel ohnnachläßlich gearbeitet werde; und sollen diese geschwinde Crönung die
jetzige Begebenheiten in Chur=und Lie⟨ff⟩land verursachen; dann nach selbiger
Jhre Majest. der König in Schweden / mit einer ansehenlichen Mannschafft
dahin gehen dör⟨fire⟩n / bevorab / wann sich eine Gefahr mit Riga / so der
Szeremet bloquirt h⟨a⟩lte / äu⟨ss⟩ern möchte. Wie dann auff allen Fall die
Speicher und Clöster zu Warschau durchsuchet / und alles gefundene
Ge=
trayd auffgezeichnet worden / umb auff diesem vorhabenden Marsch die
nö=
thige Lebens=Mittel mitnehmen zu können / weil deren in Lithauen schon ein
grosser Mangel seye. Vor Miethau hätten die Moscowiter die Trenchéen mit
400. Mann eröffnet / und sich / mit Verlust 4. Verwundten / biß ⟨unt⟩er die
Stück genäheret; Es hätte zwar dasiger Schwedische Commendant einen
Außfall auff selbige gethan / allein er wäre mit grossem Schaden wieder ⟨zu=⟩
ruck getrieben worden. Jndessen seye bey der Königl. Pohlnischen
Hof=
statt zu Tykozin der Obozny / Fürst Lubomirsky / mit 1000 Cossacken / der
Mazzeppa aber zu Laposko / 10. Meylen von Sendomir ankommen.
Auß Spanien vom 28. Augusti. Daß es dasiger Orthen wegen eines
allgemeinen Auffstandes täglich ein gefährlicheres Ansehen gewinne; und
seye der Duc d'Anjou wegen deren jetzigen bösen Zeitungen vor
Bekümmer=
nuß kranck worden; Es vermeinten wohl die Frantzösisch=Gesinnte dem
gemeinen Mann ein Schröcken einzujagen / wann man ein und andere
Per=
sohn / so der Oesterreichischen Parthey zugethan gewesen / offentlich
hinrich=
te / allein man glaube nur Oel ins Feuer damit zu giessen; so daß einige
ge=
rathen in allen Dörffern den 5. Mann auffzubieten / umb mit Macht gegen
die Feinde gehen zu können. Barcellona mit Cattalonien hielte man schon
verlohren / weilen die Alliirte eben an dem Orth die Stadt zu beschiessen
an=
gefangen / an welchem ehemahlen die Frantzosen den Angriff gethan / und
wäre der Zulauff zu dem König Carl unbeschreiblichen groß / als welcher alle
mit Unter=und Ober=Gewöhr / so er auff der Flotta mitgebracht / versehen /
sodann in Compagnien vertheilen / mithin unter die Regimenter stossen
lasse.
Auß Portugall vom 26. Augusti. Daß man den Frantzösischen Vice-
Consul zu Bellem und 2. von den Frantzosen herüber gegangene
J⟨n⟩ländi=
sche Haupt=leuth / deren jeder ein Compagnie erhalten / gefänglich
eingezo=
gen / umb ihnen den Process zu machen / weilen sie gefährliche Sachen / zum
grösten Nachtheil deren Alliirten / geschmidtet; Jhre Portugesische
Maje=
stät / so sich von der zugestossenen Unpäßlichkeit täglich bessern / und sich
würck=
lich der Jagd wieder bedienen können / hätten Patenta außgegeben / umb etliche
neue Regimenter zu Fuß und zu Pferdt zu werben. Zum instehenden
Feld=
zug thäten sich an den Spanischen Gräntzen beede Arméen bewegen / und
mache Milord Galloway alle Anstalten Badajos zu belägern. Von
der Alliirten Flotta habe man / seithero sie von Gibraltar abgeseeglet /
keine fernere Nachricht erhalten; man seye jedoch ehestens gewärtig von
dero Unternehmung was Gutes zu hören; Gedachte Flotta solle Befehl
haben diesen Winter in dem Mittländischen Meer zu verbleiben.
Auß Engelland vom 8. Septemb. Daß Jhre Majestät / die Königin
von Groß=Britannien / ein kostbahres Silber=Geschirr machen lasse / umb
mit solchem Dero am Königl. Preussischen Hof befindlichen Abgesandten Mi-
lord Raby zu beschencken; So habe auch der Major Moncal 100. Guinees
verehret / und ein jährliche Pension von solcher Summa sambt der Obrist=Lieut.
Besoldung bekommen / weilen er sich in Gibraltar so tapffer gehalten; hinge=
gen seye der Schiff=Capitain Crosse zur Lebens=lange Gefängnuß verurtheilet
worden / auß Ursachen / daß er ihm sein Schiff so liederlicher Weiß von den
Frantzosen habe nehmen lassen. Von Brest wäre Nachricht eingelauffen
daß Mr. de Coe⟨r⟩logon vom Frantzösis. Hof Ordre erhalten / mit seinen 16.
Kriegs=Schiffen nacher Toulon zu seeglen.
Auß dem Haag vom 15. Septemb. Daß von dannen der Herr Graf
von Nostitz wieder nacher Schlesten / der Herr General=Lieuten. Henckelom
aber nacher Braband abgereyst; so solle auch der allda befindliche
Mosco=
witische Abgesandte eine Reyß nacher Franckreich thun wollen; hingegen
seye man in dem Haag der Herren Abgeordneten auß der Armée mit
ehe=
stem wieder gewärtig.
Von dem Nider=Rheinstrohm vom 17. Sept. Daß die verwittibte
Kö=
nigin von Dennemarck sich nechstens auß dem Achener=Bad hinweck begeben
werde; allwo jüngsthin ein trauriger Zufall sich ereignet / da der Lüttigis.
Postmeister Bellefaux, von seinem Bruder / weilen er ihm einiges Geld nicht
vorleyhen wollen / erstochen worden. Sonsten mache das Achener=Bad
allerhand Nachdencken / daß so vilerley Generals / und andere Hohe
Persoh=
nen / beederley Geschlechts / dasselbe brauchen wolten; wie dann auch der Don
Quiros von Brüssel / und Mr. de Lausun von Pariß dises Bads sich
bedie=
nen werden.
Von dem Maaß=Strohm vom 16. Septemb. Daß beede Arméen
noch in ihren vorigen Lagern stünden / aber ehestens auffbrechen dörfften;
und solle die Alliirte nach der Gegend Diest marschiren / daselbst so lang zu
verharren / biß der Orth in solchen Stand gesetzet / daß man eine starcke
Be=
satzung sicher dahin legen könne. Mit Schlaiffung deren feindlichen Linien
seye man nun fertig; der Herr General=Lieut. Schlangenberg habe sich kranck
nacher Tongern bringen lassen; vermuthlich auch nach dem Aachner Baad
sich zu begeben / allwohin sich viele vornehme Generalen verfügen ⟨mel⟩den;
wie dann auch der ehedessen bey dem R⟨yßw⟩ickischen Friedens=Schluß
gewe=
sene Spanische Abgesandte Don Francesco de Quiros, auff einen vom Mi-
lord Duc de Marlboroug erhaltenen Paß / von Brüssel dahin abgereyset.
Vom Donau=Strohm vom 20. Septimb. Daß die K⟨a⟩yserl. Admi-
nistration zu München publiciren lassen / die Bayrische Gold=Gulden vor
3. Gulden anzunehmen / wie man dann solche schon zu Augspurg umb eben
diesen Werth zu nehmen angefangen / und ein gleiches zu Regenspurg
gesche=
hen solle; allwo jüngsthin der Chur Braunschweigis. Hr. Gesandte den Chur=
und Fürstl. den Todtsfall Jhrer Hochfürstl. Durchl. zu Braunschweig=Zell
durch dessen Secretarium: denen Gräflichen und Reichs=Sädtischen aber
durch dessen Cantzelisten zuwissen thun lassen. Sonsten hoffe man auch
da=
selbsten / daß / weilen Jhrer Majest. des Königs in Pohlen / Reichs=Contin-
gent, in guter und wohl=exercirter Mannschafft / bereits im Marsch nach
dem Rhein begriffen / und ehestens bey der Reichs=und Alliirten Armée
anlangen solle / Jhre Majest. der König in Schweden / ein gleiches thun /
und sein Contigent auch abschicken möge.
Von Genff vom 13. Septemb. Daß man allda Nachricht habe / daß
der Printz Eugenius Anstalten mache über die Adda zu setzen / hingegen
verschantzten sich die Frantzosen bey Rivolta auff das möglichste; und in
Piemont hätten sie Veneria verlassen / und sich auff Chivas gezogen; der
Succurs, so von dem Villars in Jtalien gehen sollen / habe sich wenden
müs=
sen / umb auff dem Fluß Rhône in Catalonien zu gehen / und Barcellona zu
entsetzen / umb welchen Orth die Oesterreichisch=Gefinnte von Vich alle
Zugäng so besetzet / daß nichts herauß noch hinein kommen könne; und
wolte man versichern / daß die jüngst dahin geschickte Neapolitanische
Gar=
di nebst ihrem Haubt Duca de Pepoli zu ihrem rechtmässigen König / Carl
den Dritten / übergangen seye.
Auß der Schweitz vom 17. Septemb. Daß die Tractaten mit dem
Frantzösischen Residenten noch nicht geschlossen; und dörffte es damit wohl
langsam hergehen. Die Currier auß Spanien machten den Frantzösischen
Hof noch immer sehr bestürtzet / und obwohlen der Marquis de Jamaica des
Duc d'Anjou Gesandter / als er die Trauer=Klag wegen des Todtfall des
Duc de Bretagne abgelegt / den König mit der Spanischen Treu getröstet /
so wolle man sich doch deßwegen schlechte Versicherung machen / so daß schon
die meiste Ministri dem König gerathen / weilen ihm die Spanische
Monar=
chy sein gantzes Königreich kosten / und vielleicht doch nicht erhalten werden
dörffte / in Zeiten einen reputirlichen Frieden zu machen / ehe er zu einem
spött=
lichen gezwungen würde; inmassen es Franckreich ohnmöglich fallen solte /
länger Krieg zu führen / weilen die Länder dermassen erschöpfft / und ein so
grosser Geld=Mangel entstanden / daß es unbeschreiblich; sintemahlen die
Kö=
nigl. Cassa zu Verpflegung so vieler Arméen / und Unterhaltung der
Unga=
rischen Rebellion / wie auch die kostbahre Außhaltung deren beeden Gebrüder /
des Churfürsten von Cölln und Bayern / nicht weniger deren Frantzösisch=
Gesinnten in Spanien / Jtalien / und anderer Orthen gantz außgeleeret wor=
den.
Auß Rom vom 6. Sept. Daß etliche versichern wollen / daß auff
nech=
stes Consistorium die Erneuerung deren Cardinalen beschehen werde; Die
gute Versicherungen / so der Cardinal di Janson Jhro Heiligkeit
vorgetra=
gen / daß die Frantzosen das Ferrarische raumen werden / erhelle anjetzo
an=
derst zu seyn: massen dise die Besatzung zu Mesola gantz unverhindert
ver=
stärcket / mit Beysatz / daß es dermahlen kein Zeit mehr ein so
wohlanständi=
ges Orth zu verlassen; weil die Käyserl. selbes beziehen / und von Triest ihre
Verpflegung versicheren würden; über welches nebst bedeutem Car⟨d⟩inal
auch der Spanische Bottschaffter wenig bey Hof / wohl aber in ihren
sonst gewöhnlichen Versamblungs=Gärten / und bey ihnen der Cardinal
Paullucci, der Römische Statthalter und andere Hof=Beambte / so ihnen
geneigt / zu sehen wären: und hätten dahin beschlossen / Jhro Päbstliche
Heiligkeit von aller dem Kayserl. Hof zu geben gesinnten Satisfaction
ab=
zu halten / mit Vorgeben / daß der König in Franckreich so viele Frantzösis.
Truppen hätte / umb denen Kayserl. gewachsen zu seyn / wofern es zu einer
Weitläuffigkeit kommen würde. Jndessen wären doch die neulich
gemeld=
te Currier nacher Teutschland abgegangen / ohne sich auff dergleichen
Aner=
biethen zu verstehen.
Auß Mayland vom 12. Dito. Daß die Frantzosen ihre Bagage auß dem
Lager sendeten / weilen selbe noch einen Scharmützl vermutheten; zu welcher
es Kayserl. Seiths auch das Ansehen hätte / sonderlich weilen alle Officier in
das Lager beruffen worden. Denen Frantzosen hätte man Heu und Trayd /
auch 800. Wägen verschaffet. Uber Zürch wäre die Zeitung erschollen / daß
die Linien zu Hagenau die Kayserl. unter Jhro Hochfürstl. Durchl. dem Herrn
Ludwig Marggrafen von Baaden überstigen / und ohne den Getödten etlich
100. Frantzosen gefangen genommen hätten.
Hohe Geburt.
Den 19. Sep. Hat des (Titl.) Herrn Johann Frantz Freyherrn von Selb / Herrn
der Herrschafften Wöschenau / und Brunau / ꝛc. Weyland der Röm. Kays. Maj. Rath /
und Regent der N. Oe. Landen / (Titl) Frau Maria Juliana Sophia / ein Gebohrne
Gräfin von Althan / Frau Gemahlin / einen jungen Erben glücklichen zur Welt gebracht /
welcher noch selbigen Tag getaufft / und ihme die Nahmen Johann / Otto / Albin gegeben
worden: Dessen Hohe Pathen waren gewesen / (Titl) Herr Otto Heinrich / deß Heil.
Röm. Reichs Graf und Herr von Hochenfeld / Freyherr auff Aistersheimb / und
Allen=
egg / Herr zu Walterskirchen / ꝛc. einer Löblichen N. Oe. Landschafft / Herren=Stands / Auß=
schuß / ꝛc. und dessen Frau Gemahlin / (Titl) Frau Maria Catharina / ein Gebohrne
Gräfin von Stahrenberg.
Ankunfft aller Hoch=und niedrigen Stands=Personen.
Den 23. Septemb. 1705
- Roten=Thurn. Herr Löbeng Obrist=Lieu=
tenant / kombt von Dänischen / logirt
bey der guldenen Sonn - Stuben=Thor. Herr Rittmeister
Schar=
offen vom Darmstättischen Regiment /
kombt auß Ungaren / logirt im Darm=
stättis. Hauß. - Herr Obrist=Wachtmeister Starko / kombt
auß Ungarn / logirt im Matschacker Hof.
Den 24. dito.
- Ein Kayserl Currier Herr Jaquier / kombt
auß dem Reich / logirt im grün Rößl.
- Carntner=Thor. Ein Rittmeister vom
Vis=
contischen Regiment / kombt auß Bäyern /
logirt im Matschacker Hof. - Ein Kayserl. Feld Currier / kombt auß
Un=
garn von der Armee geht gleich nach Hof. - Herr Rittmeister Wuschlititz / kombt von der
Armee auß Ungarn / logirt bey der gulde=
nen Aenden. - Rothen=Thurn. Herr Obrist Weiterßheim /
kombt auß Ungarn / logirt im guldenen
Hirschen. - Herr Graf von Lissau, kombt von Prag /
logirt im Colloredischen Hauß.
Lista aller Getaufften in und vor der Stadt.
Den 13. September / 1705.
- Dem Herrn Jacob Auffhauser und Elisabeth
Clara sein. Ehew. ihr S. Johann Leo=
pold Martin. - Dem Georg Dornstauder und Anna Maria
sein. Ehew. ihr T. Anna Theresia. - Dem Johann Michael Strobel und
Vero=
nica sein. Ehew. ihr S. Johann Simon. - Dem Veith Stangele und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria.
Den 14. dito.
- Dem Andre Artz und Anna Sophia sein.
Ehew. ihr T. Maria Theresia. - Dem Herrn Elias Carl Bayr und Anna
Maria Theresia sein. Ehew. ihr S.
Martin Wolffgang. - Dem Thoma Kottmayr und Maria
Elisa=
beth sein Ehewe⟨ihr⟩ S. Stephan Johann
Matthias. - Dem (Titl.) Hrn. Carl Joseph von Thomasis
und Aloysi⟨æ⟩ Leopoldinæ sein Fr. Gemahl.
dero S. Joseph Anton Xave⟨ri⟩Adam. - Dem Herrn Simon Druckenbreün und
Ju=
dith sein Ehew. ihr T. Eva Judith. - Dem Tobia Hepplinger und Eva sein.
Ehew. ihr T. Maria Elisabeth. - Dem Leopold Wagner und Maria sein.
Ehew. ihr T. Maria Sabina. - Dem Albert Noder und Maria sein. Ehew.
ihr T. Maria Clara. - Dem Adam Holtzbauer und Christina sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria. - Dem Johann Wilhelmb Rhebinger und
Maria Barbara sein. Ehew. ihr S. Jo=
hann Michael. - Dem Sebastian Gaheiß und Dorothea sein.
Ehew. ihr T. Maria Barbara.
Den 15. dito.
- Dem Herrn Johann Bap⟨t⟩ist Schönwetter
Universitätischen Buchhandler und Ma=
ria Susanna seiner Hauß=Frauen dero
Söhnl Frantz Carl. - Dem Johann Georg Reisinger und Maria
Magdalena sein. Ehew. ihr T. Maria
Francisca.
- Dem Bartholome Dungemair und Anna
Maria sein. Ehew. ihr T. Johanna Bar=
bara. - Dem Herrn Johann Adam Schmid und
Eva Rosina sein. Ehew. ihr S. Johann
Frantz Ernst. - Dem Friderich Bauer und Maria Elisabeth
sein. Ehew. ihr S. Frantz Carl. - Dem Georg Hillebrand und Anna sein.
Ehew. ihr S. Georg Mathias. - Dem Frantz Schwartzman und Anna sein.
Ehew. ihr S. Andre Jacob. - Dem Michael Jäger und Maria Barbara
sein. Ehew. ihr S. Adam Michael. - Dem Michael Jorkytz und Anna Maria sein.
Ehew. ihr T. Magdalena Eva Rosina. - Dem Veit Naderer und Maria sein. Ehew.
ihr T. Maria Anna. - Dem Philipp Strobl und Theresia sein.
Ehew. ihr S. Martin Johann.
Den 16. dito.
- Dem Stephan Kargel und Ursula sein.
Ehew. ihr T. Anna Rosina. - Dem Tobias Höffl und Eva sein. Ehew ihr
S. Anton Benedict. - Dem Balthasar Grüll und Eva Barbara
sein. Ehew. ihr T. Maria Theresia= - Dem Herrn Sigmund Haller und Ana
Ma=
ria sein. Ehew. ihr T. Catharina Therefia. - Dem Johann Zepffel und Barbara sein.
Ehew. ihr S. Johann Christoph. - Ein armes Kind Polixena Helena.
- Dem Bartholome Wunderlich und Anna
Sybilla sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabeth - Dem Johann Mayr und Maria
Magda=
lena sein. Ehew. ihr T. Maria Theresia. - Dem Johann Lang und Elisabetha sein.
Ehew. ihr S. Michael. - Dem Johann Kurtz und Margaretha sein.
Ehew. ihr T. Eva Maria Rosina. - Dem Thomas Humel und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Joseph Anton.
Den 17. dito.
- Dem Herrn Johann Ernst Clement und
Margareth sein. Ehew. ihr T. Maria The=
resia.
- Dem Peter Carl und Anna sein. Ehew. ihr
T. Theresia Johanna. - Dem Gottfrid Weiß und Maria Catharina
sein Ehew. ihr S. Johann Anton. - Dem Joseph Pergelt und Rosina sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Adam Praun und Maria sein. Ehew.
ihr T. Maria Clara. - Dem Thomas Städl und Maria Theresia
sein Ehew. ihr S. Johann Anton. - Dem Johann Henrich und Judith sein.
Ehew. ihr S. Adam Frantz. - Dem Joseph Rötzer und Maria sein Ehew.
ihr S. Matthias Wolffgang. - Dem Herrn Johann Milich und Maria
An=
na sein. Ehew. ihr S. Johann Michael. - Dem Johann Georg Hell und Anna Maria
sein Ehew. ihr T. Anna Catharina. - Dem Herrn Joseph Carl Hartman und
Anna Maria sein. Ehew. ihr T. Eva Eleo=
nora Apollonia.
Den 18. dito.
- Dem Oswald Schneider und Ursula sein.
Ehew. ihr S. Andre Joseph. - Dem Mathias Bosolcka und Maria Anna
sein. Ehew. ihr T. Maria Angela Theresia - Dem Thomas Steinlöffl und Anna Maria
sein. Ehew. ihr T. Ursula Margaretha. - Dem Herrn Jacob Lidl und Anna Jacobina
sein. Ehew. ihr S. Johann Carl Adam. - Dem Herrn Johann Gluckheister und Anna
Elisabeth sein. Ehew. ihr S. Joseph Andre. - Dem Philipp Wölffling und Barbara sein.
- Ehew. ihr S. Johann Joseph Andre.
Dem Caspar Scheinbaur und Eva Maria
sein. Ehew. ihr. T. Anna Margaretha.
- Dem Hrn. Johann Jacob Bewey und Maria
sein. Ehew. ihr S. Frantz Martin. - Dem Johann Mathias Paur und Maria
Magdalena sein. Ehew. ihr S. Johann
Carl. - Dem Herrn Philipp Schönhold und Anna
sein. Ehew. ihr T. Elisabeth. - Dem Herrn Johann Grättinger und Maria
Elisabeth sein. Ehew. ihr T. Eva Juliana. - Dem Tobias Oberdorffer und Catharina
sein. Ehew. ihr S. Jacob Caspar. - Dem Mathias Joseph Frantz und Helena
sein Ehew ihr T. Anna Theresia Veronica. - Dem Mathias Greth und Maria Rosalia
sein. Ehew. ihr T. Eva Rosalia.
Den 19. dito.
- Dem Johann Jgnatzi Hagen und Maria
Elisabeth sein. Ehew. ihr S. Mathias
Thomas Peter. - Dem Martin Paulus und Eva Rosina sein.
Ehew ihr T. Maria Catharina. - Dem Herrn Georg Antoni Dimlinger und
Ursula sein. Ehew ihr T. Anna Dorothe. - Dem Tobias Turn und Anna sein. Ehew.
ihr S. Anton Gregori. - Dem Michael Dämer und Eva sein. Ehew.
ihre Zwilling Anna Maria und Maria
Barbara. - Dem Johann Schmid und Maria sein.
Ehew. ihr S. Johann Joseph. - Dem Simon Michaeli und Margaretha
sein. Ehew. ihr S. Gottfrid Ernst Georg. - Dem Leopold Hueber und Maria sein. Ehew.
ihr S. Nicolauß. - Dem Johann Friderich Mayr und Maria
Eleonora sein Ehew. ihr S. Frantz Mat=
hias Adam.
Lista aller Verehelichten in=und vor der Stadt.
Den 20. September 1705.
- Mathias Kremer / ein Tagwercker / mit
Ursula Gebhartin. - Herr Anton Consalio / ein
Wachtmei=
ster / mit Jungfrau Elisabeth Liechten=
hamerin. - Philipp Hagler / ein Schläyrlmacher / mit
Anna Maria Corduwisin Wittib.
Den 21. 3ito.
- Haunß Georg Welth / ein Schneider / mit
Dorothea Wolffin. - Jacob Starck / ein Kutscher / mit Maria
Kayserin. - Johann Mathias Ott / ein Schneider /
mit Margareth Mollerin. - Joseph Carlinger / ein Maurer / mit
Ur=
sula Hueberin.
- Sebastian Hebmüller / mit Anna
Catha=
rina Schreyerin. - Gall Gollenhofer / ein Kutscher / mit Maria
Anna Falckin.
Den 22. dito.
- Christian Pulck / ein Schuester / mit Maria
Elisabetha Kärpffin.
Lista aller Verstorbenen in und vor der Stadt.
Den 23. September 1705.
- Dem Herrn Leopold Caspar Schweiger /
einem Dr. im Kätzischen Hauß am alten
Fleischmarckt / sein Kind Leopoldina / alt
3. viertl Jahr. - Dem (Titl) Herrn Frantz de Pasole, einem
Cammer=Diener der Verwittibten Kay=
serin im Andeneckischen Hauß auf der
Freyung / sein Kind Jgnati / alt 3.
viertel Jahr. - Dem Herrn Friderich Wenger / einem
Kö=
niglichen Ungaris. Hoff=Cantzley Agent
im Deimelis. Hauß am Kienmarckt / sein
Kind Elisabetha / alt 5. viertl Jahr. - Mathias Bachner / ein Kayserl. Senfften=
Knecht im Pestoluzis. Hauß in der Wol=
zeil / alt 40. Jahr. - Dem Ludwig La Notte, einem
Sprachmei=
ster in der Schleiff=Mühl an der Wienn /
sein Kind Anna / alt 3. viertl Jahr. - Dem Leonard Lehner / einem Oehler beym
weissen Engel am Neubau / sein Weib
Magdalena / alt 64. Jahr. - Dem Leonhard Bachner / einem Guardi=
Soldaten im Lutzis. Hauß am Neustifft /
sein Kind Frantz / alt 6. Jahr. - Simon Weissinger / ein armer Mann bey
der guldenen Wein=Trauben bey Maria=
Hülff / alt 62. Jahr.
Dem 24. dito.
- Dem Michael Wohlner / einem Kayserl.
Zeug=Ambts=Cantzley=Verwandten im
Schlosser=Hof auf der Sailerstatt / sein
Kind Paul / alt 1. Jahr. - Dem Heinrich Hambel / einem Cammer=
Diener im Kreißleris. Hauß auf der Wi=
den / sein Kind Anna / alt 2. ein halb J. - Dem Michael Löffler / einem Burgerl
Be=
stand=Würth bey der guldenen Waag auf
der Widen / sein Kind Eva / alt 1. halb J.
- Dem Philipp Strobl / einem Kayserl. Ku=
scher beym guldenen Straussen in der
Wäringer=Gassen / sein Weib Eva / alt
50. Jahr. - Elias Kampel / ein Tagwercker beym rothen
Hirschen in der Leopoldstadt / alt 51. J. - Dem Sebastian Egger / einem
Strohschnei=
der im Riedmillneris. Hauß auf der Wind=
mühl / sein Kind Wolffgang / alt 8. Jahr. - Dem Michael Lang / einem Tagwercker im
Zaunerischen Hauß bey St. Ulrich / sein
Tochter Maria / alt 16. Jahr. - Christian Buschman / ein abgedanckter
Sol=
dat / beym schwartzen Bärn in der Ros=
sau / alt 69. Jahr.
Den 25. oito.
- Der Hoch=Würdig in Gott Geistliche Herr
Narcisus Elaschedi / aller Heiligen=Thum=
Stiffs bey St. Stephan Thum=Herr /
und Jhro Röm. Kayserl. Majest. Hoff=
Cappellan im Chor=Herrn=Hof / alt 60 J. - Dem Benedict Radt / einem Burgerl und
gemeinen Stadt=Todten=Beschreiber in
gemeinen Stadt=Hauß am Saltzgrieß /
sein Kind Joseph / alt 1. viertel Jahr. - Dem Herrn Mathias Drösch / einem
Haubtmann in Veld im Mathias Pe=
ter Hauß zu Erdberg / sein Zieh=Kind
Mathias Zweymann / alt 7. Jahr. - Der Catharina Hohenederin / einer
Wit=
tib, / bey der guldenen Bress auf der
Widen / ihr Kind Conrad / alt 1. J. - Gabriel Jung / ein Reith=Knecht beym
Blauen Bock zu Gundendorff / alt 30.
Jahr. - Dem Jacob Würbl / einem Maurer
Ge=
sell im Bücheneggeris. Hauß am Neu=
stüfft / sein Töchterl Anna alt 11. Jahr. - Andere Berner / ein Tagwercker in
Hute=
ris. Hauß / alt 44. Jahr.
CON-
CONTINUATIO DIARII der unter Commando des Kayserl. General=
Lieutenants / Jhrer Hochfürstl. Durchl. Herrn Ludwigs / Marggrafen zu Baaden / ꝛc.
in dem Reich führenden Campagne,
Auß dem Kays. Haupt=Quartier bey Weyersheim zum hohen Thurn / vom 9. biß 1 6. Seytemb. 1705.
DEn 9. Septemb.ist bey unserer Armee nichts merckwürdiges; von der feindlichen auch
nichts anders einkommen / als daß sie heut fouragire. Die Uberläuffer deren
aber=
mahlen 10. herüber kommen / bestättigen / daß der Feind an Bedeckung seiner rechten
Seiten die Arbeith embsig fortsetze.
Den 10. dito. Unter denen dreyzehen / so heut wieder zu uns über gangen / sagen
ei=
nige auß / bey der feindlichen Armee gehe die Red / ob wolle der Maréchal de Villars zu
Hagenau 14. Bataillons stehen lassen / mit der Armee aber sich zwischen uns und Prompt
setzen.
Dito wurde der Wolffenbüttlische Obrist von Völckerlin mit dessen Regiment / und
noch andern etlichen 100. Mann Infanterie unsere jüngst angekommene Proviandt=Fuh=
ren wider zuruck auff Lauterburg zu begleiten abgesandt. Die Frantzosen haben
ohn=
längsthin eine grosse Anzahl von Laittern / Hurten / Körben und allerhand anderen
Noth=
wendigkeiten in ihrem Lager zu Außführung eines gewissen Vorschlags / und wie
ver=
lauthet hat / zu Ubersteigung der Bühler Linie zusammen führen lassen / warumben aber
dieses Vorhaben nicht ins Werck gesetzet worden / solches ist ohngezweiffelt der
ohner=
müdeten Sorgfalt / guter Aufführung und grosser Wachtsambkeit deß Generalen der Ca-
vallerie Grafen De la Tour zuzuschreiben.
Den 11. Dito haben wir nur 2 Uberläuffer gehabt / deren einer kame von einem
feindlichen Detachement, welches unsern Fouragierern Abbruch zu thun / außgegangen.
Dito laufft von denen Königl. Preussischen Truppen die Nachricht ein / daß selbe
heut die Lauter passiret / und bey dem Dorff Riedholtz / eine Stund herwerts
Weissen=
burg ihr Lager schlagen / mithin innerhalb 2. oder 3. Tagen bey uns seyn werden.
Jtem erhielte man Kundschafft / daß der Feind seine Bagage gegen
Straß=
burg gehen / und sein noch im Lager übrig habendes Heu / umb solches desto leichter
fortbringen zu können / spinnen lasse.
Den 12. Dito haben des Herrn Hertzogen zu Würtenberg Hochfürstl. Durchl. so
eine Zeitlang mit dem dreytägigen Fieber behafftet gewesen / sich unter einer Bedeckung
von etlich 100. Mann zu Pferdt und zu Fuß von der Armée wegbringen lassen.
Abends spath kame auch ein Frantzösischer Hauptmann, sambt seinem Knecht
und Pferden / dahier an / auß Ursachen / wie er vorgibt / daß er schon etlichmahl in
ordine Promotionis vorüber gangen worden seye / und weilen er dieses geandet / man
ihn auff ewig in die Bastille zu Straßburg hätte verdammen wollen.
Den 13. dito kamen wieder 14. Uberläuffer herüber / so aussagen / daß im Frantzös.
Lager viele Bauren=Wägen zusammen geführet worden. Dito erhielte man / daß der
Wolffenbüttlische Obrist von Völckerlin mit seiner Mannschafft / und denen
Pro=
viant=Wägen zu Lauterburg glücklich angelanget.
Den 14. dito berichteten unsere draussen seyende Partheyen herein / der Feind seye
verwichene Nacht auß seinem Lager zwischen Hagenau und Bischweyller auffgebrochen /
welches heut frühe der Augenschein gegeben / indem man sein völliges Lager brennen
ge=
sehen. Von denen heute herüber gekommenen 8. Uberläuffer sagen einige auß / der Ma-
réchal de Villars habe heut sein Lager bey Offendorff schlagen wollen; andere aber / daß
er seinen Marsch in gröster Eyl über Drussenheim und die Wantzenau / auch von dar
weiters / ohne daß er sich im g⟨eri⟩ngsten auffgehalten / gegen Straßburg fortgesetzet /
und Hagenau mit 1000. Mann uber die bereits darinn gelegene 3. Bataillons besetzet
ge=
lassen habe.
Dito haben wir / weilen der Feind sein völliges Lager verlassen / in einer über
Schweighausen gegen Hagenau gelegenen feindl. Schantz mit 100. Mann Posto gefasset.
Eodem hat der Ungarische Obriste Czaky, welcher einige Täg hero an der hitzigen
Kranckheit darnieder gelegen / dieses Zeiliche gesegnet. Der Kayserl General Adju-
tant, Baron Millio, wurde heut unter einer Bedeckung von 50. Pferden / mit wichtiger
Commission auff Lauterburg / und von dar weiter auff Stollhofen an den Generalen
der Cavallerie, Herrn Grafen de la Tour, abgeschickt.
Heut Abends kame der Würtenbergische Obrist von Pfuel / welcher des Herrn
Hertzogen zu Würtenberg Hochfürstl. Durchl. mit Dero Leib=Garde / und einigen
ande=
ren Commandirten b⟨i⟩ß Lauterburg begleitet hat / wieder zuruck / mit dem Bericht / daß
er unter Weegs auff eine feindliche Parthey von 40. Mann gestossen / selbe völlig
zer=
streuet 12. darvon niedergemacht / und 7. gefangen genommen.
Den 15. dito berichtete der Kayserl. Baadische Obrist=Lieuten: Herr von Unruhe /
daß er ⟨au⟩ff die gestern Abend von des Herrn General Lieutenants Hochfürstl. Durchl. em=
pfangene Ordre, das Schloß Bischweyller mit 100. Mann von Neuburg auß / besetzet
habe. Unsere gegen dem Feind außgewesene Husaren Partheyen bringen zuruck / der
Feind habesich in der Wantzenau gelagert / dessen rechter Flügel stosse an das Dorff
Wan=
tzenau / der Lincke aber zihe sich gegen Straßburg / den Rhein=Strohm in Rucken haltend.
Eodem seynd die Königl. Peussische Truppen ohnweit Pfaffenho⟨f⟩en angelangt /
in welcher Gegend auch unsere jüngst zuruck geschickte Proviant=Wägen / welche durch
die 4. Regimenter / als Fugger / Mecklenburg / Holstein und Sachsen=Gotha von der
anderen Seyten des Rheins begleitet worden / glücklich wieder ankommen.
Deß Herrn General=Lieutenants Hochfürstl. Durchl. haben heut den gestern
ohn=
weit Hagenau / in einer Feindl. Redoutte gefasten Posten / selbsten in Augenschein
ge=
nommen / und als einige von deroselben Gefolg gar zu nahe gegen ermelter Stadt hinzu
geritten / hat der darinnige Commendant / eiliche Stuck auff selbe loß brennen lassen;
An Uberläuffern haben wir heut 6.
Den 16. Dito in aller Frühe haben deß Herrn Gen. Lieut. Hochfürstl. Durchl. auff
erhaltene Nachricht / daß der Feind Mine mache / den Rhein zu passiren / und unsere
Li=
nie bey Stollhoffen zu übersteigen / dem alldort commandirenden General der
Cavalle=
rie Graffen de la Tour mit 4. Dragoner=Regimenter verstärcket / anbey einen Expressen
an die Königl. Pohlnische / und Chur=Sächsische in dem Durlachischen angelangte
Troup=
pen abgeschicket / mit der Ordre, daß sie ihren Marsch gleichfahls an besagte Linie sovil
möglich / beschleunigen sollen.
Eodem wurde der General=Feld=Zeugmeister Graf von Friessen mit 9. Batallions,
und sovil Esquadrons, unter welchen sich auch ein Theil unsers Corps der Grenadier
befin=
det / nebst einiger Artiglerie von der Armée abgeschickt / umb sich mittels selber / so wohl
Drussenheimb / als der hin und wider an dem Rhein / und gegen der Thaal Untenheimber
Jnsul übergelegenen Feindl. Schantz zu bemächtigen / mithin dadurch / unsern in
selbi=
ger Gegend intentirenden Brucken=Bau / und Communication mit der Bühler=Linie zu
versichern. Nechst disem brache die gantze Armée, zu welcher auch heut Fruhe / die
Kö=
nigliche Preußische Truppen gestossen / auff / und marchirte in 6. Collonen / biß
hie=
her auff Weyersheimb zum Hohenthurn an der Sur / in welcher Gegend das Lager
ge=
schlagen / auch alle Passages und Posten / auff disem Fluß gleich anfänglich besetzt worden.
Die heut herüber kommene Uberläuffer vermelden / der Feind habe sein Lager wider
ver=
ändert / und stehe dermahlen / ein kleine Stund herwerts Straßburg / habe an der
Rech=
ten den Rhein / an der Lincken den Canal, von Molsheimb / und im Rucken die
Stadt Straßburg.
- Dem Johann Gaffka und Barbara sein.
Ehew. ihr S. Mathæus. - Dem Lorentz Körchmair / und Maria sein.
Ehew. ihr S. Christian Caspar.
Den 23. dito.
- Dem Michael Derenbauer und Maria sein.
Ehewe ihr T. Anna Maria Margareth. - Dem Herrn Balthasar Gastager und
Ma=
ria Catharina sein. Ehew. ihr S. Leo=
pold Christoph. - Dem Michael Waidinger und Maria Anna
sein. Ehew. ihr T. Eva Maria. - Dem Michael Ruchmiller und Justina sein.
Ehew. ihr T. Anna Maria. - Dem Johann Caspar Holbein und Maria
Eva sein. Ehew. ihr S. Frantz Joseph
Zacharias. - Dem Lorentz Hueber und Anna Maria sein.
Ehew. ihr T. Maria Theresia. - Dem Michael Köppel und Catharina sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Herrn Frantz Rabauer und Elisabeth
sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabeth. - Dem Fridrich Koch und Cunigund sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna Catharina. - Dem Herrn Samuel Mündl und Maria
Francisca sein. Ehew. ihr T Anna The=
resia.
Den 24. dito.
- Dem Melchior Weißbacher und Maria
Magdalena seiner Ehew. ihr S. Joseph
Simon.
- Dem Thomas Schmidt und Ursula: 1
Ehew. ihr S. Johann Michael. - Dem Johann Bauer und Susanna sein.
Ehew. ihr T. Anna Catharina. - Dem Herrn Johann Adrian Herd / J. U.
Dri. und Frauen Maria Elisabeth sein.
Haußfrauen ihr T. Maria Antonia
Agatha Elisabetha. - Dem Johann Georg Berner und
Catha=
rina seiner Ehew. ihr T. Elisabeth Ca=
tharina. - Dem Marx Abundio und Maria
Catha=
rina sein. Ehew. ihr S. Lorentz Johann
Adam. - Dem Johann Hack und Catharina sein.
Ehew. ihr S. Johann Michael. - Dem Jacob Busch und Anna Maria sein.
Ehew. ihr T. Maria Barbara. - Dem Rupert Bachschmidt und
Margare=
tha sein. Ehew. ihr. T. Johanna Doro=
thea. - Dem Jgnatz Leidolph und Elisabeth sein.
Ehew. ihr S. Johann Perer Ulrich. - Dem Martin Böhm und Margareth sein.
Ehew. ihr S. Leopold Mathias.
Den 25. dito.
- Dem Arpago Holl und Margareth sein.
Ehew. ihr T. Maria Anna. - Dem Herrn Michael Prandner und
Elisa=
beth sein. Ehew. ihr T. Anna Elisabe=
tha.
Lista aller Verstorbenen in und vor der Stadt.
Den 26. Septemb. 1705. starb.
- Dem (Titl.) Herrn Sigmund Jgnatz
Ed=
len von Püchlern / des H. R. R. Rittern /
und Königl. Böheimischen Hof=Cantzley
Agenten im Veit=Heinrichischen Hauß in
der Cärnthner=Strassen seine Frau Lnd=
milla / alt 43. Jahr. - Dem Herrn Christoph Reichl. N. Oe
Land=
schaffts=Cancellisten / im Graf=Windisch=
grätzischen Hauß unterm Landhauß / seine
Frau Catharina / alt 36. Jahr. - Andreas Burghaiger / Gardi=Soldat / auff
der Cärnther=Pastey / alt 48. Jahr.
- Eleonora Singerin / ein armes Waißl beym
grossen Christoph / bey unserem HErrn /
alt ein Viertel Jahr. - (Titl.) Frau Amalia Gräfin Rittschardin /
Wittib / in des Königl. Closters Mayer=
Hofin der Koth=Gassen / / alt 53. Jahr. - Adam Zehedner / ein gewesener Wirth beym
blauen Pfauen auff der Windmühl / alt
74. Jahr. - Dem Andreas Schmidtmayer / einem
Be=
stand=Wirth ins Peter Wiesers Hauß
aussers Rothen=Hofs / sein Kind Ma=
ria / alt anderthalb Jahr.
- Dem Peter Hörman / einem Laquey beyn
3. Mohren in der Rossau / sein Kind An=
na / alt ein halb Jahr. - Martin Karger / ein armer Mann beym
guldenen Lämbl auff der Wyden / alt bey
45. Jahr. - Eva Schnellforderin ein armes Weib / bey
den 3. Cronen am Spitlberg / alt 74.
Jahr. - Ein arme unbekante Weibs=Person / welche
vorgestern frühe am Stephans=Freyt=
hof todter gefunden worden / und sodann
in den Gottsacker vors Cärnther=Thor
getragen und allda vom Kayserl. Stadt=
Gericht beschaut worden / alt bey 35. J.
Den 27. dito.
- Dem Lorentz Feringer / Kays. Hof=Trom=
peter in seinem Hauß bey St. Ulrich / sein
Kind Joseph / alt 2. Jahr. - Dem Joseph Grötzinger / einem
Schnür=
macher beym Burgundischen Creutz am
Neubau / sein Kind Catharina alt 4. J. - Der Catharina Schwerdfegerin / einer
Wittib beyn 3. Mohren in der Rossau /
ihr Kind Maria / alt 2. Jahr. - Der Eleonora Faschingin / einer armen
Wittib in Steuerhandleris. Hauß am
Neustifft / ihr Kind Frantz / alt 7. Jahr.
Den 28. September.
- Dem (Titl) Herrn Antonio Paserini, Med.
Dri. im Gaunis. Hauß unter den Span=
genladen / sein Kind Jgnati / alt 1. J. - Dem Frantz Kogler / einem Burgerl. Mah=
ler beym rothen Kreps am Hohen=
marckt / sein Stieff=Tochter Maria
Millmargin / alt 15. Jahr. - Nicolaus Glaßer / ein Gartner im
Grun=
demanis. Hauß / alt 58. Jahr. - Rosina Prandlin / ein Wittib beym
gros=
sen Jordan am Juden=Platz / alt 60. J. - Dem Johann Hoffmann / einem Feder=
Handler im Naglis. Hauß am Hoff / sein
Weib Justina / alt 56. Jahr. - Peter Schlaups / ein Tändler im
Hoff=
manis. Hauß in Roth=Gäßl / alt 75. J. - Balthasar Gimbl / ein Tapezier beyn 6.
Schimeln bey St. Ulrich / alt 49. Jahr.
- Dem Joseph Anger / einem
Schnürma=
scher beym guldenen Satl bey St. Ul=
rich / sein Weib Catharina / alt 27. J. - Dem Johann Stoltzenberg / einem
Bild=
hauer im erst bemelten Hauß / sein Kind
Antoni / alt 1. Jahr. - Dem Paul Wimber / einem Beck im
Stad=
leris. Hauß am Neubau / sein Weib Ma=
ria / alt 55. Jahr. - Dem Niclas Enders / einem
Brodsi=
tzer beym rothen Rössel in der Leopold=
Stadt / sein Kind Christina / alt 1. J. - Dem Andere Hagner / einem Kutscher im
Hueteris. Hauß auf der Widen / sein
Kind Barbara / alt 6. Jahr. - Dem Michael Fröhling / einem Kutscher
beym Schwartzen Stiffl am Spitlberg /
sein Kind Adam / alt 1. Jahr. - Dem Jacob Bickary / einem Reith=Knecht
im Jubilieris. Hauß in der Rossau / sein
Kind Maria / alt 5. viertl Jahr.
Den 29. September.
- Maria Bittermanin / eine Wittib bey der
guldenen Wein=Trauben am Hof / alt
80. Jahr. - Dem Stephan Fleischl / Guardi=Befrey=
ten auf der Münich=Pastey / sein Kind
Samuel / alt 2. Jahr. - Dem Matthias Mauerbacher / einem
Mah=
ler im Cantzelistis. Hauß auf der Wind=
mühl / sein Kind Maria / alt 4=Jahr. - Simon Neuhauser / ein Fleischhacker im
Aichbüchlis. Hauß untern Felbern / alt
44. Jahr. - Mathias Bueßecker / ein Binder=Gesell im
Olberis. Hauß am Rennweeg / alt 17. J. - Dem Georg Strasser / einem Sandwerffer
ins Herrn Dr. von Thron Hauß am Renn /
weeg sein Weib Anna / alt 45. Jahr. - Eva Klesadlin / ein lediges Mensch im
Millis. Hauß alt 23. Jahr. - Dem Georg Scheindl / einem Tagwercker
im Oebstleris. Hauß in der Leopold=
Stadt / sein Weib Maria / alt 48 Jahr. - Dem Simon Griebl / einem armen
Tag=
wercker im Spitzlkrameris. Hauß zu Ni=
ckelstorff / sein Weib Barbara / alt 55. J.
CONTINUATIO
DIARII,
Der unter Commando
Des Kayserl. General=Feldmarschallen
Jhrer Hochfürstl. Durchl.
Printzen
EUGENII
Von Savoyen /
führenden
CAMPAGNE
Auß dem Kayserl. Haupt=Quartier Treviglio, vom 11.
biß 16. Septemb. 1705.
DEn 11 Septemb. Die ankommende Uberläuffer wusten nichts anders zu erzehlen /
als daß der Feind einen Theil seiner Bagage über die Adda geschickt habe / welches
man der Fütterung und besserer Bequemlichkeit willen geschehen zu seyn glaubet; und
weilen morgen der Feind fouragiren solle / wurden von uns verschidene Partheyen
auß=
geschickt / umb zu sehen / wie sie ihme Abbruch thun könten.
Den 12. Dito. Der Feind hat heut nicht fouragiret / und darumben seynd auch
unsere Partheyen unverrichter Sachen zuruck kommen; Der Rittmeister Hochberg aber
ist mit 100. Pferdten noch daraussen. Es hatte sich zwar unter andern ein Guido-
Stah=
renbergischer Lieutenant nahe am Feindlichen Lager verstecket gehalten; weilen aber
von seiner Parthey 1. Mann durchgangen / und ihne verrathen / muste er sich gleichfals
zuruck ziehen / und hatte nichts anders thun können / als daß selbiger einen Gefangenen
mit sich gebracht.
Auß Piemont erhielte man Nachricht / daß sich der Duc de Feuillade würcklich
gegen Turin genähert hätte / umb die noch vor längst außgesprengte Belagernng
die=
ser Stadt zu unternehmen.
Den 13. dito. Der General=Wachtmeister Graf von Königseck wurde mit 1000.
Mann zu Fuß / 200. Grenadiers und 200. Pferden unter dem Obrist=Lieutenant St. A-
mour abgeschickt und befelcht / 2. Stund vor Nacht auffzubrechen / man weiß aber
noch nicht / wohin dieses Detachement gehen solle.
Den 14 dito. Das gestrige Detachement ist nach seiner gehabten Ordre
abmar=
schiret; man sagt / daß es in der Gegend Soncino was unternehmen / und auff 3. Tag
Brod mitgenommen haben solle.
Der Rittmeister Hochberg sowohl / als der Hussaren Obrist=Lieutenant Spleni
seynd zuruck kommen; sie haben aber vom Feind nichts antreffen können / ungeachtet
die=
selbe umb sein Lager gestreiffet haben; Zweyhundert Feindl. Pferdt seynd biß an unsere
Vorwacht / umb Kundschafft einzuhohlen / gangen / sie wurden aber von uns sogleich
zu=
ruck gejaget / und biß 2. Meilen von ihrem Lager getriben / welche sich so schnell retirir-
ten / daß man von ihnen nichts erhaschen könte; worauß man abnehmen thut / gleiches
auch die von anderwerts eingeloffene Nachrichten geben / daß der Feind unser gestriges
Detachem⟨e⟩nt bereits verkundschafftet hatte / und dises dahero sein vorgehabtes Werck
schwärlich werde außführen können.
Den 15. dito. Der General=Wachtmeister Graf von Königseck berichtet / er
wä=
re mit seinem Detachement durch die mitgehabte Botten in der Nacht dermassen irr
ge=
führet worden / daß er gezwungen ware grad nacher Soncino zu gehen / damit dem
Feind sein Vorhaben umb so mehrers verborgen bleiben / und selber nicht wissen könne /
wo es eygentlich hin gerichtet seye.
Den 16. dito. Der Savoysche Obrist Wachtmeister Pössinger wurde hinauß
ge=
schickt / umb verläßliche Nachricht einzuziehen / ob der Feind auß seinem Lager gegen
dem Königseckischen Detachement was abgeschickt hätte; Er kame wieder zuruck mit
dem Bericht / daß er das geringste nicht antreffen können / wie dann mehr andere
Par=
theyen ohnverrichter Sachen wieder zuruck kommen / dann sich der Feind dermassen
beysammen halte / daß von ihme nichts herauß komme; Von gedachtem
Königsecki=
schen Detachement ist nichts neues eingeloffen / man erwartet aber mit
Ver=
langen / ob er sein Vorhaben ins Werck setzen können oder nicht.