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Wiennerisches DIARIUM

Nr. 4, 15.–18. August 1703

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Continuatio Diarii.

Auß Wienn vom 15. biß 18. Augusti, 1703.

DEn 15. dito alß am Fest Mariæ Himmelfahrt / begaben sich Jhre
Käys. und Königl. Majestäten / sambt der Durchleuchtigst=Jun=
gen
Herrschafft in das Käys. Profeßhauß der der PP. S.J. undbeywohne=
ten
allda der Vesper sambt der Litaney / an der von Ertz / auß Befehl der
jetzigen Kays. Maj. gegossenen Säulen zu Ehren der Unbefleckten Em=
pfängnuß
der Allerheiligsten Mutter GOttes Maria.

Nachdem der Königlich=Dähnische Staats=Rath / und Extra-Ordi-
naire-Envoyè Herr Johann Christoph von Urbig nach rühmlich=abgeleg=
ter
5. Jähriger Gesandschafft / den 8. und 10. Augusti seine Abschieds=
Audientz
bey denen Käyserlichen Majestäten / und den 13. dises bey beeden
Königlichen Majestäten gehabt / als hat er auch heute solche bey Jhro
Hochheit dem Ertz=Hertzogen Carl genommen / und machet sich nun Reiß=
fertig
ehestens von hier wider nach Coppenhagen zu gehen.

Eodem ist auß Tyrol confirmirt worden / daß der Churfürst auß
Bayern sich annoch zu Mittelwald befinde / seine Trouppen aber zu See=
feld
/ von welchen sich 150. Mann über Zierl biß an unsere Vorwachten
beym Martinsberg haben sehen lassen; und seynd von 10000. Bäyern / noch
5000. übrig / daß also der Churfürst an Tyrol genugsam gedencken wird.
Die Vestung Ehrenberg / nebst Reüthe haben die 120. Bäyern mit Ac=
cord
den 8. hujus an die Unsrigen übergeben / und ohne Gewöhr abziehen
müssen; worauff der Herr Hauptmann Coppenhagen so allda comman-
dirt, die Oerther mit Kayserl. Völckern wiederumb besetzet. Hingegen
ligen vor Kopffstein noch 5000. Bauren / und glaubt man / daß solcher Ort
schon über / oder doch bald übergehen werde. Die Dähnische Trouppen
so bey Lintz gestanden / seynd nunmehro auffgebrochen / umb sich mit denen

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anderen zu conjungiren / und von selbiger Seithen in Bäyren einzufallen.
Hingegen werden auß Hungarn die jüngst=gedachte Actiones confirmirt,
und daß der Herr General Nigrelli ein starckes Corpo bey Caschau ver=
samble
/ darmit wider die Rebellen zu agiren.

Brieffe auß Schwaben vom 12. Augusti melden / daß bey der Kays.
Armée die Rede gehet / daß ein starckes Corpo ehisten über die Donau ge=
hen
werde / umb den Marquis de Villars auß seinem Lager herauß zu bringen.
Beynebens wird berichtet / daß die Frantzosen keine Bayrische Salva Guar-
de mehr æstimiren / sondern spielen uberall den Meister / und blündern alles
was ihnen nur vorkombt.

Auß München hat man vom 10. Augusti. daß an der ange=
legten
Fortification zu Seefeldt 4000. Mann Tag und Nacht arbeiten
müssen / und treibe der Churfürst sehr darauff / daß selbige ehisten zur per-
fection
kommen solle / umb nach diesem dahin einen Zoll anzulegen. Die
Scharnitz hingegen ist demolirt, und muß die Armée sich Marschfertig
halten. Vorgestern langten 20. Hussaren allhier an / so der General San-
tini
auff denen Böhmischen Gräntzen gefangen / und solle er bey selbiger
Action viel 1000. Gulden an paaren Geldt erbeütet haben. Gestern
seynd 2. Curassier=Regimenter nehmlich von Weichel / und Verità, wel=
ches
Letztere jetzt dem Graffen Costà conferirt worden / auß dem Tyrol
hierdurch passirt dem Verlaut nach sollen sie gegen Augspurg marschiren /
umb der Orthen die streiffende Hussaren zu verjagen. So haben auch
300. gefangene Tyroler=Bauren allhier anlangen sollen / man hört aber /
daß sie zu Seefeldt an der Fortification arbeiten müssen. Auch seynd
von hier 24. Schiff von Blech abgeführet worden / welche ein Holländi=
scher
Ingenieur angegeben / und sollen dieselbe zu einer Schiffbrucken auff
dem Yhn gebraucht werden / alldiewelen die Kayserliche daselbst alle
Brucken abgeworffen haben.

Eodem kombt auß der Schweitz vom 8. Augusti, daß der
Spanische Minister Marq. de Beretta, von Baden nacher Lucern verreist /
hingegen aber von Spanien noch kein Creditiv empfangen. Auch wird
auß Savoyen berichtet / daß Jhro Königl. Hoheit die Nothdurfft am
Frantzösischen Hoff vorgestellet / daß die Combinirte Flotte in dem Mittel=
ländischen
Meer bey Nizza oder sonst wo anlenden möchte / dahero Er be=
nöthiget
würde / seine Trouppen von der Armée zu revociren; daß also sol=
ches
Verfahren einen Anfang machet / vors erst die Neutralitet zu ample-
ctir
en
/ und nach disem die Waffen wider Franckreich zu ergreiffen.

Elsas vom 5. Augusti. Die Frantzosen haben bey ihrem Zu=
ruck
=Marsch in Fort-Loys einige Batallions geworffen / und stehet anietzo

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ihre Armée bey Straßburg / darvon ein Detachement Cavallerie vermut=
lich
nach denen Niderlanden abgeschickt / auch etwas Infanterie in Kehl
verlegt worden. Jnzwischen stehen die Kayserl. Hussaren und Reuter
noch unweit Cron=Weissenburg / in welcher Stadt die Guarnison noch
mehr wird verstärckt werden; Jmgleichen sollen Lauterburg / Worth und
Hatta auch wider Kayserl. Besatzung bekommen / und dörffte villeicht eine
neue Linie gezogen werden / mithin die Völcker weiter gegen Hagenau ru=
cken
. Hingegen sollen Morgens die Regimenter von Herrn General von
Goer / Brigad. Wilkens / Janus und Schwerin / nebst 3. Regimenter Hes=
sen
/ und 1. Regiment Schweitzer von Herrn General Thüngen auffbre=
chen
/ und zur grossen Armée in Schwaben abmarschiren.

Den 16. Vormittags celebrirten Jhre Kays. und Königl. Majest.
sambt Jhro Hoheit dem Ertz=Hertzog Carl mit der Durchleuchtigen Jun=
gen
Herrschafft / in dem Closter deß H. Sebastiani und Rochi, deß Ordens
der P.P. Augustinern auff der Landstraß / das Fest deß H. Beichtigers
Rochi, mit einem hohen Ambt / und kehreten so gleich wider in Dero Fa-
vorita
, deß Abends aber gaben höchst=besagte Kayserl. Majest. unterschid=
lichen
Hohen Ministris Audienz.

Eodem hat ein Graff von Wratislau als Königlicher Cammer=Herr
in der Favoritta bey Jhro Excell. dem Königl. Obrist=Cammer Herrn
Grafen von Trautsohn / das Jurament abgelegt

Item hat man auß dem Kays. Feld=Lager in Jtalien / daß die Guarnison
von Bersello zu Viadana gefangen auf⟨f⟩behalten würde / und ist die Merode
ohne Ober=und Unter=Gewehr / wie auch ohne Bagage allhier ankom=
men
. Ostiglia und Concordia werden starck verschantzet / nach deren
Verfertigung man einige Regimenter ins Tyrolische detachiren wird.
Den 3. Augusti seynd 200. Remont-Pferdte im Lager ankommen / und er=
wartet
man derer noch mehr.

Ferner hat man auß Welschland / daß der alte Printz Vaude-
mont an der Secchia noch allezeit stehe / auch mehr und mehr Redouten zu
seiner Versicherung auffwerffen lasse / auch das Corpo von S. Benedetto
zu sich beruffen / umb den Kayserl. zu resistiren. Hingegen ist der Herr
General Trautmansdorff mit einem Corpo gegen dem Lago di Garda
gangen / umb den Feind desto mehr Abbruch zu thun. Vor etlichen Ta=
gen
ist ein unsrige Parthey von dem Ebergenischen / und Paul Diackischen
Hussaren=Regiment / unter Anführung eines Rittmeisters / bey Concordia
über die Secchia gangen / welche gleich darauff ein feindliche Vorwacht
von einem Rittmeister / Lieutenant / und 50. Pferdten angetroffen / solche

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attaquirt, und völlig übern hauffen geworfen / auch den Rittmaister mit
den mehristen Theil nidergehauen / den Leutenat aber / nebst noch 3. Ge=
meinen
/ gefangen genommen / und darbey 13. Pferdte erbeutet habe.

Auß Rom vom 3. Augusti wird geschriben / daß die Frantzosen in
Neapolitanischen noch immer grössere Eingrif in die Kirchen=Freyheit
verübten / auch destwegen der Ertz=Bischoff von Barri anhero berichtet /
daß selbige einen von seinem Dom=Herren ins Gefängnuß geleget hät=
ten;
Unterdessen macht der Vice-Re grosse Verfassungen wider die En=
gell
=und Holländische Flotte / wann sie in das Mittelländische Meer kom=
men
solte / auch noch 6. Galleeren außrüsten lasset / umb denen bewehr=
ten
Fahr=Zeugen zu widerstehen / welche sich noch immer unter Käyserl.
Flaggen im Venetianischen Golso sehen lassen. Der Graf von Lemos
Vice-König von Sardinien / hat 14. tausend Reichs=Thaler nach Nea=
polis
gesand / umb Kriegs=Munition dafür einzukauffen / er begehrt auch
von dasigen Königreich Völcker / sie seynd ihm aber abgeschlagen worden.
Der Hertzog von Mattalona, so 75. Jahr alt war / ist gestorben / und
hat 35. tausend Cronen hinterlassen. So ist auch der Hertzog von Regnia
unvermuth mit Todt abgangen.

Eodem dato komt auß Mäyland vom 4. Augusti / daß der Gou-
verneur
an den Kriegs=Præsidenten Ordre geschickt / in aller Eyl das
Schloß von Serravalle, Final, und Tortone mit Munition, und Volck
zuversehen / weil man sich besorget / daß gegen selbiger Seithen die En=
gell
=und Holländer ihre Anländung vornehmen möchten / umb so viel
mehr / weilen noch immer unter der Hand verlauten will / daß der Her=
tzog
von Savoyen in die grosse Alliantz eingetretten / und den Allijrten
den Hafen von Nizza zu ihrem Gebrauch vergönnen wolle. Auch hat
man von Toulon die Zeitung / daß nicht allein die Esquadre deß Mon-
sieur
de Coetlogon, sondern auch eine andere von 8. Schiffen unter dem
Commando deß Marquis de Ia Vallette von Port-Lovis daselbst einge=
lauffen
/ welche 3. biß 4. kleine Prisen mitgebracht hatte; Auch ligen
nunmehro vor besagtem Toulon im Hafen 40. Capital=Schiffe / darun=
ter
8. mit 80. ja biß 110. Stucken mondirt / sie wären aber noch nicht alle ge=
nugsamb
mit Volck versehen.

Auß Paris hat man vom 21. Julij / daß der Frantzösische Ambas-
sadeur Monsieur Chateauneuf Ordre empfangen: seine Reiß nach Por=
tugall
zu beschleinigen / umb dasigen König von der geschlossenen Al=
liantz
mit denen hohen Allijrten wider abzubringen. Jndessen gehet in
Paris die Rede / daß der Hertzog von Savoyen auch zu wancken scheine /

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und zwar unter dem Vorwand / daß er verhüten müste / daß die Mal=
contenten
auß denen Sevennes / sich mit seinen Unterthanen reformirter
Religion (nahmentlich denen Waldensern) nicht conjungiren möchten /
und dahero seine Trouppen zuruck beruffen müste. Von Narbonne ist
Zeitung eingelauffen / daß der Cardinal de Bonsi mit Todt abgangen /
und dadurch sowohl selbiges Ertz=Stifft / als auch die Abbtey von Val-
magne erlediget worden / dessen Ritter=Orden ist nach Madrit an den
Cardinal von Portocarrero gesand worden. Der Graf von Wallen=
stein
befindet sich auff dem Schloß zu Vincennes, und wird eben auff
die Art / wie der Maréchal de Villeroy bey seiner Gefangenschafft in de=
nen
Käyserlichen Erb=Ländern tractiret. Man sagt / er habe das Or=
dens
=Zeichen deß guldenen Flüsses / und andere Kostbarkeiten dem König
zugeschickt / welche ihm aber wären zurück gesand worden.

Lissabon vom 10. Julij. Die Kriegs=Præparatorien werden ernst=
lich
fortgesetzt / und haben Jhro Majestät die Herren von Alentego, den
Grafen das Galvas von Beira, den Marquis das Minas von Ouro, den
Grafen de Altulaga, und von Altes des Montes, nebst den Grafen von
Alvor zu Generalen declarirt / deren Trouppen zu End Augusti sich mo-
vi
ren
sollen / als umb welche Zeit die Hitze vorbey / und die Ernde ver=
richtet
. Man verlanget sehr nach der Uberkunfft Jhrer Hochheit Ertz=
Hertzogs
Carl von Oesterreich / welches auch die Unterthanen auff den
Spanischen Frontiren wünschen / und sagt man / daß auch Seine Maj.
sambt den Cron=Printzen zu Felde gehen werden.

Auß Londen hat man vom 27. Julij / das Mittwochs die Rati-
fication von denen Traƈtaten mit dem König von Portugall durch das gros=
se
Sigil von Engelland wäre bekräfftiget worden / auch soll über das Re=
giment
Dragoner / welches der Hertzog von Schomberg würbet / noch 3.
Regimenter Frantzösische Flüchtlinge geworben werden. Der Printz von
Hessen=Darmstatt ist noch allhier / und wartet denen Consiliis fleissig bey.
Der Vice-Admiral Lacke ist den 21. mit verschidenen Kriegs=Schiffen
auß der Rhede von St. Helena abgesegelt / umb der Flotte unter dem
Admiral Schovel nachzufolgen. Zu Oxford ist ein Frantzösischer Ka=
per
mit 16. Stücken Geschützes den 19. dises auffgebracht worden. Die
combinirte Flotte ist unter dem Ritter Schovel den 19. Julij von Dor=
bay
zu Seegel gangen.

Den 17. dito begaben sich Jhro Käys. Majestäten / sambt dem Römis.
König / wie auch Jhro Hochheit der Ertz=Hertzog Carl mit dero Durchl.
jungen Herrschafft in das Novitiat der PP. Soc: JEsu bey St. Anna / und

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hielten allda Jhre gewöhnliche Andacht zu Ehren deß Heiligen Francisci
Xaverij mit einen Hoch=Ambt / nach selbigen aber kehrten sie wider in
dero Favorita an / Jhro Majestät die Königin aber / blibe wegen gewissen
Ursachen zu Hauß.

Eodem hat man auß dem Haag vom 4. Augusti / daß
unsere grosse Armee decampiret / und der Gegend Mastricht marschiret /
dahero bald ein=und andere Vestung möchte angegriffen werden. Der
Herr von Obdam wohnet wider continuirlich der Versamblung der Her=
ren
Staaten bey / von wannen er mit nechsten wider nach der Armee abrei=
sen
wird / seine vorige Charge zubegleiten.

Donau=Strohm vom 14. dito. Auff reiterirte Jnstantz seynd die
vor dem Rothenberg bey Nürnberg gestandene Schwarzenburgisch=Reus=
sische
Battallions, und ohnberittene Zantisch=und Castellische Dragoner
zu der Haubt=Armee Jhro Durchleucht deß Käyserlichen General=Lieute=
nants
verwichene Wochen abmarschirt / und also die Belagerung dasi=
gen
Berg=Schloß in ein Bloquada verändert worden / nebens welchen
man auch einige halbe Carthaunen / und viel Munition von Nürnberg zu
gedachter Armee geführet. Von dannen man Nachricht hat / daß vor
wenig Tagen selbe die General=Musterung passirt / und da ein General=
Salve
darbey gegeben worden / die Frantzösische Armee schon vermei=
net
/ daß es ein Zeichen zu Liferung einer Bataille, dahero stündlich von
einer Action etwas erfreuliches zu vernehmen / massen auch der General de
la Tour mit einigen Battaillonen verstärckt worden / umb zu gleicher Zeit
über die Jller passiren zu können / da die grosse Käyserlche Armee über
die Donau gehen werde.

Mit Brieffen auß Coblentz vom 5. Augusti hat man / daß die
Frantzosen jüngsten einen so genannten Bäyrisch=Ulmischen Streich dem
Städtlein Bingen an der Nohe versetzen wöllen / und schon 6. verkleyde
Frantzosen mit Gewöhr darinnen gehabt / welche zu gleicher Zeit / als die
Frantzosen deß Nachts das Städtlein an einem gewissen Orth anfallen
würden / dasige Wacht überrumpeln sollen; Es ist aber zu geschwind
kundbar worden / wegen einer Husaren=Wacht / so ungefehr selbige Nacht
auff der Nohe=Brucken gestanden / und einen Schuß gethan / worauff die
in dem Städtlein befindliche 6. Frantzosen / in Meynung ihre Cameraden
wären vor dem Thor / die Wacht angefallen / seynd aber damit betrogen /
alle sauber entdecket / und eingezogen worden.

Brieffe von Philippine vom 27. Julij melden / daß der Scha=
den
/ so durch das Wasser in dem Land von Artois in Getreid / und Vi=
he
geschehen / sehr groß seye / indem das Land von der Gegend Arien biß

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7. Meilen in der Runde nach der Seithen von St. Andræe / St. Augu=
stin
/ und mehr Orthen unter dem Wasser gestanden / auch sich die Men=
schen
auff die Tächer salviren müssen. Hingegen sollen unsere Partheyen
von einem Fracht=Wagen / so von Brüssel kommen / an Gütern biß 40000.
Gulden werth zur Beuthe gemacht haben.

Londen den 31. Julij. Zwey Spanische Herren seynd vergangene
Wochen auß Portugall hier ankommen / umb über Holland nach Wienn zu
gehen / und die Abreiß deß Ertz=Hertzogs Carl von Oesterreich zu befördern /
auch Jhro Käys. Maj. von der Zuneigung deß Spanischen Adels vor das
Hauß Oesterreich zu versichern.

Auß Cölln vom 4. Augusti wird confirmirt / das dasiges
Dom=Capitel starck werben lasse / umb die haltbare Plätze im Ertz=Stifft
zu besetzen / und vermeint man / daß 1000. Mann zur Besatzung Bonn
genug seyn werden. Man will auch in Bonn ein Korn=Magatzin auff=
richten
lassen / weilen man allda denen Holländischen Regimentern täg=
lich
400. Brod / und 100. Rationes an Fourage lifern muß. Der Gou-
verneur
zu Bonn hat mit öffentlichen Trommel=Schlag publiciren lassen /
daß sich alle Chur=Fürstliche Bedienten innerhalb 2. mahl 24. Stunden
auß der Stadt begeben solten / weilen unterschidliche von selbigen sich bald
allda befinden / bald aber nach Namur abreisen / umb alle Beschaffenheit
deß Orths abzusehen / und nach gemeltem Namur zu referiren / und hat
man deren so suspeƈt gehalten / schon 3. in Arrest gezogen.

Copenhaagen vom 28. Julij. Es bleibet alles hier noch beym
vorigen / ausser das unsere Kriegs=Schiffe / welche zu equippiren befoh=
len
/ durch grosse Mühe schleinigst fertig worden / dergleichem in 20. Jah=
ren
nicht geschehen. Die 28. neu=gegossene Hauwitzen / seynd auff das
Neüe mit doppelter Ladung probirt worden. Die Anzahl unserer Völcker
in denen Quarnisonen belaufft sich auff 20000. Mann / ohne die Mariniers.
Wie man sagt / so werden Jhro Königliche Majestät innerhalb 6. Tagen
sich zu Fridrichsburg wider einfinden / bey deren Ankunfft ein mehres
dörffte zu berichten seyn.

Auß Berlin vom 4. Augusti wird bericht / daß weilen bey Jh=
ro
Königlichen Majestät von ein=und andern Potentaten noch immer
starck umb Uberlassung einiger Völcker angehalten wird / als hat man be=
rathschlaget
/ wie die Militz so dermahlen über 36000. Mann starck ist / wi=
der
auff den vorigen Fuß von 40. biß 50000. Mann möchte gesetzt wer=
den;
Die Land=Militz wird sich auch jetzo schon auff 70000. Mann be=
lauffen
/ wozu das Gewöhr schon gekaufft / und die Kleyder verfertiget

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werden. Auß Pohlen kombt / daß die Schweden annoch vor Thorn ste=
hen
/ und selbigen Orth ehesten mit Ernst angreiffen werden.


Ankunfft Hoher und Nidriger Stands=Persohnen.

  • Rothen Thurn / den 15. Aug. Herr Obrist=Leuthen. Gundager vom
    Mercischen Regiment / kombt auß dem Reich / logirt in der gulden Sonn.
  • Herr Hauptmann Kayser / vom Marsiglischen Regiment / kombt von
    Breysach / logirt im gulden Hirschen.
  • Stuben=Thor / Jhro Hochwürden Herr Emericus Nyllas, Thomherr
    in Agramb /neuer Reƈtor deß Croatischen Collegii alhier / kombt auß
    Croathen / und logirt in besagtem Collegio.
  • Cärnter Thor / den 17. Augusti. Ein Currier / kommet zur Post von
    Düsseldorff / logirt im Oelerischen Hauß / in der Cärner=Strassen.

Lista der Verstorbenen in=und vor der Stadt.

Den 15. Augusti starb vor der Stadt.

  • Christoph Baur / ein Stricker bey der gulden Weintrauben / aussers
    rothen Hoff / ist an der Lungen=Apostem beschaut / alt 50. Jahr.
  • Niclas Krayß / Burgerlicher Weber beym rothen Stieffel / in der Leo=
    poldstadt
    / ist am Schlag beschaut / alt 86 Jahr.
  • Dem Christoph N. einem gewesten Coporal / bey dem grünen Rößl /
    austers rothen Hoff / sein Weib Veronica / ist am Stick=Catharr beschaut /
    alt 45 Jahr.

Den 16. Augusti / 1703. starb in der Stadt

  • Dem Johann Schlagmayer einem Laggey / bey dem grünen Gatter
    in dem Arsenal / sein Weib Sybilla / ist an einer Fäulung beschaut / alt 37.
    Jahr.

Vor der Stadt

  • Valentin Leonhard Guardie=Soldat / bey dem Wolff in der Au am
    Neustifft / ist am innerlichen Blutfluß beschaut / alt 33. Jahr.

Den 17. Augusti, starb in der Stadt

  • Dem Georg Schneidhammer / Burgerl. Körbelmacher / im Corbellischen Hauß
    in der Weiburg=Gassen / sein Kind / ist an der Heƈtica beschaut / alt 1. Jahr.
  • Matthias Schetter / ein Præceptor, im Catzischen Hauß / ist an der Lingensucht.
    beschaut / alt 28. Jahr.

Vor der Stadt

  • Frantz Lantz / Burgerl. Schleiffer / in seinem Hauß in der Leopoldt=Stadt / ist am
    hitzigen Fieber beschaut / alt 59. Jahr.
  • Jacob Bergnet / ein Haffner / im Gschwandnerischen Hauß in der Leopoldstadt /
    ist an der Heƈtica beschaut / alt 27. Jahr.
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