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Wiennerisches DIARIUM

Nr. 3, 11.–15. August 1703

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Continuatio Diarii.

Auß Wienn vom 11. biß 15. Augusti, 1703.

DEn 11. Augusti verfügten sich deß Morgens Jhre Königliche Ma=
jestät
nach der Neustadt / allwo dieselbe sich vor und nach einge=
nommenem
Mittag=Mahl mit Schiessen delectirten / und deß A=
bends
mit 44. Thainl / 1. Hirsch=Kalb / 36. Fasahnen / und 18. Rebhüner /
wider in dero Favorita revertirten.

Eodem erhielte man auß Hungarn die Confirmation von Arrath,
daß der Herr Obrist=Wachtmeister Becker mit Zuziehung der Ratzischen
Militz / die Rebellen 2. mahl geschlagen / Erstlich bey Groß=Wardein / mit
Erlegung 1000. Mann / nebst Eroberung 7. Fahnen / und die übrigen in
den Morast gesprengt; Zum anderten zu Potskay 300. Mann in Morast
verjagt / und die übrigen biß Diossek, welcher Orth dem Herrn General
Cronsfeld gehörig / verfolget / auch 7000. Stuck Vieh erbeüthet. Hinge=
gen
stehen beede Haupt=Rebellen Ragozzi und Perezzeni noch jenseits der
Theyß mit 600. Tartarn / fordern grosse Contribution ein / und haussen sehr
übel.

Eodem hat man auß Tyrol vom 6. Augusti, daß als die Frantzosen die
an dem Lago di Garda ligende Gränitz=Vestungen / Arco, Nago, Mori,
und Riva, mittels eines Umbweegs über das Gebürg umbgangen / und in
Tyrol eingefallen / von der an der Etsch stehenden Tyrolischen Land=Militz
also empfangen worden / daß dern mehr als 1000. auff dem Platz geblieben
seyn sollen. Der Herr General Heuster hat dem Herrn General Solari (nach=
dem
er 2. Battallions zu dem Vaubonischen Corpo zur Verstärckung ab=
geschickt
mit seiner Mannschafft von Roveredo zu sich beruffen. So hat
auch der Herr General Guido von Stahrenberg 8000. Mann nacher Ty=
rol
commandirt, umb dem Feind auff den Rucken einzubrechen.

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Von der Bagage Jhro Durchl. Printz Josephs von Lothringen hat
man / daß selbige den 4. hujus mit 1000. Ungarischen Ochsen und 100. Ar-
tigleri
-Pferdt / in dem Städtlein Clausen / unterhalb Brixen / glücklich an=
gelangt
. Ferners hat man in Tyrol unterschidliche Spionen in Pilgrams /
Eremiten / und andern Ordens=Habiten / wie auch in Spaza Camino Kley=
dern
gefangen bekommen / bey welchen man unterschidliche Frantzösische
Brieffe an den Chur=Fürsten in Bäyern und andere gefunden / so aber we=
gen
ihres Bottenlohns ein schlechtes Trinckgeldt erhalten dörfften.

Der jüngst von hier abgeschickte Dänische General Reventlau hat
Ordre / mit denen Dänischen Trouppen / und anderer an denen Bäyrischen
Confinen verlegter Mannschafft einen Einfall zu thun / den Neuburger
Wald völlig zu ruiniren und abzubrennen / umb den Feind zu erzwingen /
seine Trouppen zu theilen / und zur defension seines Landes anzuwenden.
Weilen nun der Kayserl. General=Leuthenant mit allen Kriegs=Requisi-
ten genugsam versehen / auch sein vertrenchirtes Lager perfectionirt, und
die Brandenburgische / und andere Völcker den 4 Augusti angelangt /
als hoffet man bald etwas veränderliches zu hören / absonderlich weilen der
jüngste bey Ehingen / zwischen denen Käyserlichen unter Herrn General
de la Tour, und denen Frantzosen vorbey gegangene scharffe Combat,
hierzu ein Anfang gemacht.

Den 12. celebriten Jhre Kayserl. und Königl. Majestäten / wie
auch Jhro Durchl. der Ertz=Hertzog Carl / sambt der Durchl. jungen Herr=
schafft
/ das Fest der H. Claræ / in dem Jungfrau=Closter bey St. Nicolai /
und wohneten allda dem Hohen Ambt bey / welches Jhro Hochwürden
Gnaden der Herr Official hielte / und nach eingenommenen Mittagmahl /
wie auch gehaltener Vesper daselbst / verfügten dieselben sich nach dem
Fürstl. Jungftauen=Closter / deß Ordens der Regulirten Chorfrauen deß
H. Augustini zu den Himmels=Porten / umb gleichfalls wegen deß allda
befindlichen Miraculosen Mariæ=Bild die Hauß=Mutter genannt / Jhre
gewöhnliche Andacht / mit Anhörung einer Predig und Litaney zu ver=
richten
.

Eodem auß Rom hat man vom 29. Julii, daß Jhro Päbstl. Heilig=
keit
den Cavallier Bonacossi zum General beeder Meer ernennet / selbige
Posten zu visitiren / und vor dero Beschützung zu sorgen. Der Cardi-
nal
S. Cæsareo hat von den Genuesern 200000. Cronen auff interesse ge=
nommen
/ davon er den mehreren Theil zur Nothdurfft hiesiger Cammer /
das übrige aber nacher Ferrara, zu Unterhaltung selbiger Päbstlich. Troup=
gen
übermacht. Ein gewisser Pater de Negri, Jesuiter von Ferrara / deß
Groß=Hertzogs von Florentz Vertrauter / welchen Gott / und die Natur mit

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einem vortrefflichen und hohen Verstand begabet / hat sich durch seine Wol=
redenheit
dem Pabst zuerkennen gegeben / und nachdeme selbiger Rom wi=
der
verlassen wolte / wurde ihm angedeutet biß auff fernere Ordre Jhro
Heiligkeit / hier zu verbleiben. Welches dann Anlaß gegeben zu sagen /
man werde dessen Merita gegen dem Pater Vallemanni halten / umb einen
oder den anderen bey erster Promotion mit dem Cardinalat zu begnaden.
Jhro Eminenz der Cardinal Barbarino bemühen sich / den jungen Fürsten
Gaetani in die völlige Possession aller Güter seines Herrn Vatters zu brin=
gen
/ und seynd die Schwierigkeiten / daß in denen Feudis, so selbiger in den
Kirchen=Staat hat / alle Vestungen sollen demoliret werden / worgegen
Jhre Eminenz sich widersetzen / und den Vorschlag thun / daß man ehender
die Päbstliche Besatzung in besagten Feudis leiden solle / auff Unkosten deß
Gaetani, jedoch nur so lang die jetztmahligen Conjuncturen währeten.

Eodem kombt von Venedig vom 2. Augusti, daß der meiste Theil der
Frantzösischen Armee zu S. Benedetto stünde / und man nicht wisse / ob
sie die außgestreüete Belagerung von Mirandola noch vornehmen werden /
welcher Anschlag sehr schwehr erachtet wird / ohne eine Feld=Schlacht
wagen / sonderlich anjetzo / da die Teutschen nun verstärckt seynd. Auch die
Frantzosen biß 7000. Krancke bey sich im Lager haben. Daß also daraus
nicht viel zu befürchten seyn wird.

Ferner seynd Brieffe von Saltzburg vom 7. Augusti eingelauffen / daß
die Bauren die Vestung Kopffstein noch alleweil bloquirter hielten / und
halt sich der Postmeister von Gundel / welcher Rottenberg mit den Bau=
ren
hat helffen einnehmen; wie auch der Bauer Cristel Troyling / welcher
bey Landeck das Commando geführet / noch allezeit tapffer / und hoffen sie
den Orth bald zur Ubergab zu bezwingen. Hingegen haben die Bauren
so unter Saltzburg gehören / und in 2000. Mann starck seyn / sich nun=
mehr
auch ein Oberhaubt erwöhlet / mit Namen Neimar / ein Fuhrmann
von Sahl / welcher allenthalben gut Commando hält. Jndessen stehet der
blessirte Chur=Fürst mit seinen Trouppen noch zwischen Seefeld / und Mit=
telwald
/ und weiß man nicht / was ferner sein Vorhaben seyn wird.

Von Biberach von 6. Augusti wird confirmirt das harte Treffen bey
Wunderkingen mit dem Herrn General de la Tour, von welchen man fer=
ners
vernimmet / daß der Frantzosen / und Bäyern 6000. Mann gewesen /
auff den Marsch hat ein jeder Reuter einen Mußquetier mit sich geführet /
und wären 3. Generalen darbey gewesen; nemblich / Marquis de Heron,
Marquis Bouboussart, Marquis Lega, und Monsieur Calé, so dises Corpo
geführet / und alle blessirt worden; Marquis de Heron ligt zu
Ulm kranck an seiner Blessur / und sollen die Frantzosen bey 500. Mann

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Blessirte / und Todte manglen / hätten gleich Anfangs 4. Obriste Lieute=
nannts
verlohren; hingegen hätten sie 4. Standarten / und etliche Gefan=
gene
/ die Käyserliche aber 2. Standarten bekommen. Der Herr General
de la Tour seye nicht mehr als 1500. Mann damahls starck gewesen / von
welchen etlich 100. gebliben / worunter der Printz von Hannover / und etli=
che
andere Oficirs; dessen ungeachtet avancirt ermeldes Käyserliche Cor=
po
immer näher gegen Ulm / und haben die Passage abgeschnitten. Hin=
gegen
will im Käyserlichen Lager von einer Belagerung / und Bombar=
dirung
geredet werden / als worzu alles in besagtem Lager præparirt wird /
welchen Orth es aber gelten solle / weiß man noch nicht / einige meynen /
daß es auff Ulm angesehen ist / weilen geredet wird / daß sich bereits einige
Käyserliche Trouppen widerumb hinauff gegen Langenau ziehen / und von
dem Weiler=Böffingen / biß auff das Dorff Lähr ein Lager außgesteckt
würde; Jnzwischen seye die Stadt Um einer Seiths gleichsamb einge=
sperret
/ und kommet nichts hinein / als was unter den Stücken der Stadt
ligt. Die Frantzosen haben verwichenen Sonntag sowohl zu Fuß / als
Pferdt / mehrentheils auß Ulm zu ihrer Armee abmarschiren müssen / zu
was Ende / lehret die Zeit.

Auß der Schweitz vom 1. Augusti melden Brieffe / daß der Mareschall
de Puissieux, Frantzösischer Ambassadeur zu Baaden / im Namen seines
Königs denen Herren Gesanden von gesambter Schweitz eröffnet / wie daß
sein Her resolvirt seye / ein=und anders Orth umb eine freye Correspon-
den
tz
zu seiner Armée in Teutschland zubekommen / an dem Boden=See
mit Gewalt wegzunehmen / derowegen sollen dieselbigen Cantonen / so
Völcker in den Städten an dem Boden=See hätten / dieselbe widerumb zu=
ruck
nehmen / widrigen Falls werde man sie als Feinde tractiren; Die
Antwort ware / der Herr Bottschaffter solle seinem König schreiben / die
Schweitzer werden sich nicht also enge einschliessen lassen; und an statt ihre
Völcker auff den Orthen an dem Boden=See wegzunehmen / wolten sie
mehree dahin legen / und im Fall der König ein=und anders Orth am
Boden=See mit Gewalt angreiffen werde / würde man von Seithen der
Eydgenossenschafft ihne nicht allein mit Gewalt abtreiben / sondern auch
alle ihre Völcker die sie in deß Königs in Franckreich Diensten haben / und
bereits über 40000. Mann belauffen / bey Verlust ihres Vatterlands /
Haab / und Güter / Leib / und Lebens so gleich revociren. Dise Resolution
hat der Frantzösische Ambassadeur an seinen König nicht überschreiben
wollen / sondern gebetten / die Herren Gesanden möchten es selbst thun / er
wolte sodann mit dero Schreiben ein eigenen Courrier wegschicken / und mit
einem Brieff von ihm begleiten / so auch geschehen; Nun wollen die Ge=

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sanden nicht von einander scheyden / biß die Antwort vom König eingekom=
men
/ umb ihre weitere messures darnach nehmen zu können.

Von der Armee auß Elsaß vom 2. Augusti hat man / daß die Frantzo=
sen
den Rhein wider repassirt wären / und der Hertzog von Burgund ge=
stern
zu Fort Louis angelangt seye / auch soll die Armee unweit Straßburg
schon ankommen seyn / von welcher / wie man sagt / ein Detachement nach
Flandern abmarschiren soll; zu was Ende / lehret die Zeit. Man redet
auch / daß der junge Cohorn in den Linien zu Stollhofen mit einer schönen
Artillerie angelangt seye / und sollen die Trouppen unter dem General
Thüngen 24000. Mann starck seyn / und besorget man / daß es Fort Louis
gelten dörffte.

Den 13. dito begaben sich deß Morgens Jhro Majestät die Römische
Käyserin mit der Durchleuchtigsten jungen Herrschafft zu der / in dero Hof=
Kirchen
bey den PP. Augustinern befndlichen Toden=Capell / umb der / von
deroselben wegen jetzigen Conjunƈturen angestellter Andacht zu der Mutter
GOttes / Ertz=Engel Michael / und unterschidlichen heiligen Rittern / so vor
die Gerechtigkeit ihr Leben gelassen / beyzuwohnen. Hernach verfügte sich
die Durchleuchtigste junge Herrschafft nach dem Jungfrauen=Closter deß
Ordens der regulirten Chor=Frauen deß H. Augustini / zu St. Lorentz / spei=
seten
daselbsten / und wohneten allda der Vesper bey; deß Abends aber re-
vertir
ten
sie wider in die Favorita.

Eodem Abends begaben sich beede Käyser=und Königliche Majestäten /
sambt der Durchl. jungen Herrschafft / ausser Jhro Durchl. der Ertz=Her=
tzogin
Magdalena nach Chor=Neuburg / und bliben allda über Nacht / umb
sich mit der Jagt zu divertiren.

Eodem kommet auß Cölln vom 2. Augusti / daß der Herr von Weyher
mit den Gouverneurs, und Jntendanten zu Lützenburg den Accord getrof=
fen
/ das dises Ertz=Stifft vor ein Jahr 30000. Rthl. an die Frantzosen
contribuiren solle. Jndessen werden zu Bombardirung Geldern / grosse
Præparatoria gemacht / als dörffte solche bald angefangen werden. Die
Guarnison darinnen bestehet in 4. biß 500. Frantzosen / und 6. biß 700.
Spanier / und soll der alte Spanische Gouverneur zimblich vor die hohen
Allijrten inclinirt seyn.

Auß Londen vom 31. Julij. Kame die Nachricht / daß der Obri=
ste
Codrington in West=Jndien kranck seye / und daß er von Gardeloupe
10000. Fässer mit Kauffmanns=Gütern zurück gebracht / und die Stadt /
wie auch alle Pflantz=Städten auff selbiger Jnsul völlig ruinirt. Der Her=
tzog
von Buckingham gehet im Augusto nach Holland / umb wie man ver=
nimbt
/ den Ertz=Hertzog Carl von Oesterreich / welcher durch den Canal

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nach Portugall / und ferner nach Spanien verreisen solle / zu empfangen /
und im Nahmen Jhro Majestät zu complimentiren. Der Portugesi=
sche
Ambassiadeur, und Envoyes von Venedig / Toscana / und Genua / war=
teten
am Sonntag Jhro Majestät zu Windsor auff / und man redet starck /
daß so bald unsere Flotte in dem Mittelländischen Meer erscheinen wird /
Venedig / Toscana / und Genua sich gegen Franckreich erklären werden.
Der Herr Schovel / so mit der Flotte auß Torbay unter Segel gegangen /
ist den 20. Pleymuthen vorbey / und nach der Mittelländischen See gesegelt.

Hagische Brieff vom 3. Augusti melden / daß die Frantzosen den Gene=
ral
Spar mit seinen 3000. Mann abschneiden wollen / sie seynd aber mit
blutigen Köpffen zuruck gewisen worden. So gleich vernimbt man durch
einen Expressen / daß die grosse Armee von Calmthout / und Brecht gestern
aufgebrochen / und gegen Dornhout gerucket ist; Einige meynen / sie wer=
den
suchen Huy / Limburg / Vianden / und Trarbach himweg zunehmen /
andere aber vermuthen / daß es nach Eroberung Huy / auff Namur loß ge=
hen
dörffte / so aber die Zeit lehren wird. Man schreibt von Londen / daß
die Allijrte Englisch=und Holländische Kriegs=Flotta schon durch den Ca=
nal
gesegelt ist / und durch eingekommene Schiffleins so nach seye / daß sie
bereits in der Spanischen See wäre.

Den 14. divertirten sich Jhre beede Käyser=und Königliche Majestäten /
sambt der Durchl. jungen Herrschafft / mit einer Hirsch=Jagt / und speiseten
deß Mittags zu Pissenberg / deß Abends aber revertirten dieselbe wider in
der Favorita an / und wohneten der solennen Vesper / und Litaney bey / we=
gen
der Vigil deß Fests Mariæ Himmelfahrt.

Dito hat man von Madrit vom 12. Julij. Daß ein Courrier von
Vice Re in Catalonien mitgebracht / daß ihme die Deputirten von Barcel=
lona
5. Tag Zeit bestimmet / damit ihnen dero Privilegien bestättiget wer=
den
/ widrigens sie sich deß Gehorsambs entschlagen wolten. Man hat
hierüber Rath gehalten / ohn zu wissen / was beschlossen worden / und saget
man / daß 6000. Frantzosen mit M. de Montrevill dahin im Anzug / sie in
Gebühr zu erhalten.

Lissabon vom 2. Julij. Die Frantzosen thun grosse Promessen / damit
unser König von der Alliantz mit den hohen Alijrten abstehen soll: wel=
ches
aber bey allen kein Gehör find. Jndessen tringen Jhro Majestät
starck auff die Kriegs=Anstalten / und haben resolvirt / mit dem Ertz=Hertzog
Carl von Oesterreich / kurtz nach dises Ankunfft allhier / ims Feld zu gehen /
zu dem Ende werden grosse Magatzinen auffgerichtet / um Unterhalt dero
Armee / welche in 40000. Mann zu Fuß / und 7000. zu Pferdt bestehen / und
an selbige mit Anfang deß Monaths Augusti 60000. Rations geliffert

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werden solle. Der Admirant von Castilien will auch in Campagne gehen /
und lasset 3. Regimenter werben / umb ihme zur Gardes zu dienen. Zu
Werbung 12. neuer Regimenter regulirter Völcker / und 9. Compagnien
zu Pferde / seynd die Patenta außgegeben worden; Die Frantzösisch=und
Spanische Ministri machen sich zu ihrer Abreiß fertig.

Eodem kommet auß Warschau vom 1. Augusti / daß die Schweden noch
vor Thorn stehen / und gehet es ihnen nicht allerdings darvor glücklich /
zumalen über neulichen Schaden die durchs Wasser ruinirte Brücken / gras=
sirende
Kranckheiten / Thorner Außfälle / und hiesige Lands=Partheyen
ihnen keinen geringen Unlust causiren / sie seynd zwar immer occupirt /
die Bloquade in sichern Stand zu setzen / wann sie aber solches auff einem
Posto perfectioniren / wird es ihnen auff einem andern wider ruiniret.
Man hat Nachricht auß Liffland / daß der Czaar / so in Neüschautz residiret /
auch Lagudi emportiret / worauß er freyen Zutritt auff Narva hat / wel=
ches
zu investiren auff der Wasser=Seithen 8. Galleren ordiniret / auff de=
ren
jeder 40. Stuck / 50. Mann / und 200. Hand=Granaten sind; und
soll der Czaar wie man anjetzo vernimbt / Narva mit 60000. Mann schon
belagert haben.

Ferner kame über Augspurg vom 7. Augusti gewisse Nachrichte / daß
sich die Vestung Ehrenberg in Tyroll an den Würtenbergischen Haubt=
Mann
/ Herrn von Koppenhagen / welcher selbige mit Käyserl. regulirter /
und Tyrolerischer Land=Militz belagert gehabt / mit Accord ergeben; wor=
von
die Puncta mit nechsten folgen sollen.


Ankunfft Hoher und Nidriger Stands=Persohnen.

  • Stuben=Thor den 11. Augusti / Herr Graf Wratislau / kombt von
    Prag / logirt auff der hohen Brucken / nechst dem Zeughauß.
  • Cärnter=Thor den 13. dito / Herr Graf Ferdinand von Zintzendorff /
    kombt auß Türckey / logirt im blauen Hechten.
  • Rothen Thurn / Graf Adam von Windisch=Grätz / kombt auß Dän=
    nemarck
    / logirt im gulden Hirschen / und geht von hier in Jtalien / die Däh=
    nische
    mit zu commandiren.

Lista der Verstorbenen in der Stadt.

Den 11. starb in der Stadt.

  • Frau Benigna Hochhauserin / Gebohrne von Ennß / Wittib / in einem
    Beneficiat-Hauß hinterm Land=Hauß / ist an der Wassersucht beschaut /
    alt 71. Jahr.
  • Georg Hersch / ein gewesener Feldscherer / im Rommerl. Hauß im Lo=
    rentzer
    =Gäßl / ist beschaut an der Lungensucht / alt 61. Jahr.
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Vor der Stadt

  • Joseph Sebon / ein Weiß bey dem gulden Ring / bey St. Ulrich / beschaut an der
    Lungen=Apostem / alt 6. Jahr.

Den 12. dito starb in der Stadt

  • Dem Wohl=Edlgebohrnen Herrn Johann Thamen von Oldendorff / Käys. Hof=
    Cammer
    =Rath / sein Herr Sohn Leopold / der R. K. M. Hof=Cammer=Concepist
    Access in seinem Hauß in Schlosser=Gäßl / ist am hitzigen Fieber beschaut / alt 33. Jahr.
  • Die Ehrwürdige Closter=Jungfrau Digna / Ordinis St. Francisci im Maut=
    nerischen
    Hauß in der Obern=Schenckenstraß / ist an Entzündung der Lungen beschaut /
    alt 59. Jahr.
  • Frau Anna Wolffin / Gebohrne Strainin / Wittib / im Bonanischen Hauß am
    Hof / ist am Schlag beschaut / alt 49. Jahr.

Vor der Stadt

  • Dem Johann Winter / Glassern beym goldenen Ring zu St. Ulrich / sein Kind
    Ferdinand / ist an innerlicher Fäulung beschaut / alt 46. Jahr.
  • Johann Carl / Strimpffstrickers Jung / im Thorwarthischen Hauß in der Leo=
    pold
    =Stadt / ist am hitzigen Gall=Fieber beschaut / alt 19. Jahr.

Den 13. Augusti / 1703. starb in der Stadt

  • Dem Hoch=und Wohlgebohrnen Herrn Johann Petra Graff von Wertenberg /
    der Röm. Kays. Maj. Cammerer / im Gräffl. Weissenwolffischen Hauß / in der Doro=
    thæ
    Gassen / Sein Freyle Töchterl. Theresia / ist an der Fraiß beschaut / alt ein Viertel
    Jahr.
  • Johannes Schlunitz / ein armer Mann / beym weissen Rössel / am Saltz=Grieß / ist
    Alters halber beschaut / alt 88. Jahr.

Vor der Stadt

  • Paul Pürchner / ein Praæceptor ins Moriz Haunel Hauß in der Leopold=Stadt /
    ist an der Heƈtica beschaut / alt 28. Jahr.
  • Franciscus Rößl / ein Haffner in ein Beneficiaten=Hauß in der Leopold=Stadt /
    ist an Lungen=Cathar beschaut / alt 34. Jahr.
  • Die Sophia Steinerin / ein lediges Mensch / beym kleinen Jordan / aussers Ro=
    then
    Hof / ist an der Lungensucht beschaut / alt 13. Jahr.

Den 14. starb in der Stadt

  • Dem Herrn Johann Paul Gerstorffer / der Käys. Hoff=Buchhalterey Raith=Of=
    ficier
    in der Vollerl. Erben Hauß beym H. Creutzer=Hoff / sein Kind / Anna ist am Lun=
    gen
    =Catharr beschaut / alt 3. und ein drittel Jahr.

Vor der Stadt

  • Jacob Bucher / ein Burgerl. Füderer in seinem Hauß anff der Landstrassen / ist am
    hitzigen Fieber beschaut / alt 50. Jahr.
  • Der Norfürst ein Silberstecher im Rothzierl. Hanß / bey St. Ulrich / sein Weib
    Jacobina ist am hitzigen Fieber beschaut / alt 29. Jahr.
  • Dem Thomas Janel / ein Stöckelschneider / beym gulden Sattel zu St. Ulrich /
    sein Weib Anna ist an der Lungensucht beschaut / alt 34. Jahr.
  • Georg Lindner ein Tagwercker / bey der guldenen Kugel / aussers rothen Hoff / ist
    am hitzigen Fieber beschaut / alt 36. Jahr.
»