Num. 2.
Wiennerisches Diarium,
Welches alles / was von Tag zu Tag
so wohl in dieser Residentz=Statt Wienn /
als in der gantzen Welt remarquables / und neues
mit der Experientz wahr wordenes sich zugetragen / mit
dem Anhang jedesmahliger Lista / wie viel Leüth allhier täglich gestor=
ben / und von Vornehmen gebohren / auch copulirt worden / nicht we=
niger / wer von Frembden her=und wieder hinweg gereyst /
enthaltet.
Mit Jhro Römischen Käyserlichen Majestät allergnä=
digsten Privilegio.
Continuatio Diarij.
Auß Wienn von 8. biß 11. Augusti 1703.
DEn 8. dito hat man / daß die Land=Militz / welche hin und wieder
in Oesterreich auffgebotten worden / theils zu Stockerau / theils
anderwerts ihren vorgesetzten Officiers diser Tagen übergeben
worden / umb sie in denen Waffen zu exerciren. Wie verlautet / seynd
2. Käyserl. in O. O. stehende Regimenter beordert / ihren March schlei=
nig gegen Hungarn herabzunehmen / umb denen Rebellen / nebst den all=
da schon befindliche Völckern resistiren zuhelffen / und die Feinde zu dämpf=
fen / welche sich immer verstärcken / weiter umb sich greiffend zimblich Zu=
lauff haben / weilen der Ragotzi ihnen alle Freyheit verspricht; Kalo ha=
ben sie schon emportiret / allwo die meiste Mousquetiers zu ihnen gangen /
der Lieutenant aber nach Tokay convoyret worden; die Posten gegen
Zat-
mar und Sibenbürgen seynd alle schon gesperrt / womit sie nicht weiter ge=
hen können. Gestern ist ein Courier von der Armée auß Jtalien
arri-
virt / mit Bericht / daß die Frantzosen bey seiner Abreyß den Tyrolischen
Paß Riva zu beschiessen angefangen / und obwohlen deß Feindes dahin
March leicht mit Steinern hätte verhindert werden können / so wären doch
deren Grafen von Arco Bauern alle durchgangen. Herr General Solari
und Vaubonne hätten sich bey Roveredo conjungirt / und werden suchen
den Feind auff alle Weiß Abbruch zu thun. Bersello hat sich auß höch=
ster Hungers=Noth ergeben müssen / in 500. Krancke haben die Feinde
zu unserer Armée geliffert / in 900. Gesunde aber zu Kriegs=Gefangene
gemacht / weilen die Unsrigen die Ruptur deß Cartels nicht gewust / und
also mit schändlicher Hinterlist zuruck angehalten worden. Herr Graf
Guido von Stahrenberg ist resolvirt / wofern die Frantzosen weiter in Ty=
roll eindringen solten / ein Detachement von 8000. Mann ihme auff den
Rucken nachzusenden.
Eodem dito celebrirten Jhre beede Käyserliche Majestäten sambt Jh=
ro Hochheit dem Ertz=Hertzogen Carl / und der Durchleüchtigsten jun=
gen Herrschafft das Fest Mariæ-Schnee genannt (welches vergange=
nen Sonntag gefallen ware) in dem Königl. Jungfrauen=Closter zu den
Engeln genannt / deß Ordens der H. Claræ, mit einem hohen Ambt /
und nach eingenommenen Mittagmahl daselbsten mit einer Vesper und
Litaney; Die beyde Königl. Majest. aber hielten dero Andacht bey
Ma-
riæ-Hietzing / und speiseten nachdem zu Schönbrunn in dero Königlichen
Pallast / deß Abends aber revertirten dieselbe wieder in die Käyserl.
Fa-
vorita.
Auß dem Käyserl. Feld=Lager von Haußheimb von 1. Aug hat man /
daß sich eine Parthey Husaren biß nahe an Lauingen hazardirt / und hat
8. Frantzosen gefangen bekommen / wie auch mit der Vorwacht dapffer
chargirt / dises verursachte dem Feind einen solchen Allarm / daß er auß
Stucken gar auff sie feüerten. Unsere Redouten seynd nunmehro in ih=
ren Perfection-Stand / und glaubet man / daß solche das Würtenbergi=
sche Land genugsam bedecken / mit der übrigen Armée aber die Donau
pas-
siren / und die Frantzosen allda angreiffen werden. Der Herr Marggraf
von Bareyth stehet mit seiner Armée noch bey uns / und seynd wir der
Königlich=Preüssischen und Pfältzischen Völcker in 14000. Mann ohn=
gefehr bestehend auch noch den 3. oder 4. dises gewärtig. Gestern Vor=
mittag ist zwischen denen Käyserlichen Trouppen unterm Herrn General
de la Tour bey Wenderdingen / und denen hinauff commandirten Frantzö=
sischen Detachement eine etlich=stündige Rencontre vorbey gangen / wor=
bey die Letztere den Kürtzern gezogen / wie dann gar viel Wägen mit
Bles-
sirten nacher Ulm geführet worden / und soll darbey sich der Commen-
dant zu Ulm selbsten befinden. Hingegen hat man von München / daß
vergangenen Freytag der Herr Graf von Arco, welcher todter auß Ty=
roll dahin gebracht / allda begraben worden. Der Herr Graf Veritá,
sey sambt 2. Hatschiren auch erschlagen worden / welche Grafen Se. Chur=
fürstl. Durchl. sehr bedauren; andern Tags / als den 28. dito / seyn 300.
Blessirte zu besagtem München ankommen / welche gar miserabel gestal=
tet / und erbärmlich anzusehen gewesen / es waren zwar einige Frantzosen
darunter / die meisten aber vom Leib=Regiment. Hingegen erwartet man
Jhro Churfürstl. Durchl. welche dero Trouppen bey Seefeld postiret / und
auß Tyroll zuruck beordert / stündlich in München.
Den 9. dito divertirten sich Jhre beede Käyserl. und Königl. Majest.
mit einer Lust=Jagd.
Eodem brachte der auß Tyrol gekommene Courier, daß / ob zwar der
Duc de Vendôme schier biß auff Trient jenseiths der Etsch avanciret /
beede Generalen Vaubonne und Solari mit ihren Trouppen sich also
po-
stiret / daß er bey ihnen ohnmöglich durchbrechen könne / und wann das
Detachement von etlichen Regimentern / so Jhr Excellenz Herr Guido
Graff von Stahrenberg Willens ist an sie abzuschicken / ankommen solte /
dem Feind gesambter Hand auff dem Rucken nachzugehen / und ihme ei=
nes zuversetzen Willens wären; Herr General Heister stünde mit seiner
Mannschafft auff dem Brenner umb den Bäyrischen / wann solche wider
hinauff kommen wolten / den Weeg hinab zu weisen; So seye auch der
Churfürst in Bäyern / welcher etliche Tag zu München gewesen seyn soll /
bey sein noch übrigen Trouppen zu Seefeld wieder angelangt / und lasse
allda sich wacker einschantzen / habe auch von dorten rings umb ein Stund
weit Wachten außstellen lassen: die Bauren hingegen / so wieder in 2.
Scharmützel zusammen biß 600. Bäyern niedergemacht / halten Kopff=
stein noch umbringt / und sollen eine starcke Parthey davon nach dem Paß
Ehrenberg gegangen seyn / umb die Vestung zuüberrumpeln / oder auff
der Bäyeris. Seiten also einzuschliessen / daß niemand von dorten hinein
noch außkommen möge.
Eod: kam sichere Nachricht auß Ober=Hungarn / daß Hr. Obrist=Wacht=
meister Becker abermahl auff em Parthey Rebellen / und Räuber gestos=
sen / 1000. davon getödtet / und den Rest in die Flucht gejaget.
Eodem dito wird auß dem Elsaß vom 28. Julij berichtet / daß die Fran=
tzösische Armée nächst den Rhein repassiren werde: Unter dem gemeinen
Mann ist zwar die Rede / daß die Frantzosen Landau noch belagern wer=
den / allein es ist gar keine gründliche Apparentz darzu. Einige aber wol=
len daß die Frantzosen Mine machen zur Succurirung deß Villars, den
Kniebiß zu passiren / dahero so gleich veranstaltet worden / die Pässe und
Thäler daselbst durch die auffgebottene Bauren und einige regulirte
Trouppen best=möglichst zu verwahren.
Eodem dito kommt vom 29. Julij auß Cölln / daß ohne die 2. Regi=
menter zu Pferd und Dragoner / so von dem General von Hochkirchen
auffgerichtet werden sollen / werden Seine Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz
noch einige Regimenter zu Fuß werben lassen; Der Bischoff von Mün=
ster hat auch noch ein neües Regiment Land=Militz unter dem Obristen
Zimmer formiren lassen.
Auß Franckreich hat man mit letztern Brieffen durch die Schweitz vom
25. Julij daß die Sevenner in Vivarez eingefallen / umb mit denen in Lan=
guedoc sich zu conjungiren / welche auch würcklich in einem guten Stand
seynd. Daß Zürch und Beern die angräntzende Oerther am Boden=See
in Proteƈtion genommen / thut sich der Frantzösische Ambassadeur starck
darwider setzen.
Berliner Brieff vom 30. Julij geben / daß Se. Königl. Majest. sich von
Oranienburg nacher Schönhausen begeben / aber nur etliche Tage allda
verweilen / und weiter nach denen Mecklenburgischen Gräntzen abreißen
werden / daselbst sich zu divertiren. Mit Seiner Königl Hoheit dem Herrn
Cron=Printzen / hat es sich nunmehr wieder gantz gebessert. Auß Poh=
len hat man nun die Versicherung / daß man daselbst möglichste Anstal=
ten mache / sich den Progressen der Schwedischen Waffen zuwidersetzen.
Jngleichem Seine Königliche Majestät zu Preussen / wegen Elbingen zu
contentiren / auch mit selbiger / dem König in Dännemarck / und dem
Czaar in Moscau Alliantz zuschliessen.
Auß dem Hollsteinischen vom 26. Julij Jhro Hochfürstliche Durchl.
deß Herrn Bischoffs zu Eutin Reichs=Contingent, wie auch deß Herrn
Obristen von Osten Hollsteinische Dragoner=Regiment / so alle wol
mon-
tirt und brave Leüthe / sind den 19. hujus auß den Eutinischen auffgebro=
chen / und haben zu Schwartau ihr Rendevous gehalten / daselbst sie ins=
gesambt von Jhrer Durchl. dem Hern Bischoffen gemustert / hernach=
mals seynd selbe den 20. dito Trembs=Mühle vorbey / und den Marsch
ferner nach dem Obern=Rhein beschleünigen müssen. Beynebens ist
ohnweit Tündern ein Gesund=Brunnen vor 3. Wochen entsprungen /
woran schon einige / so lahmgewesen / curirt worden / es reißen dahin unter=
schiedliche mangelhaffte Leüte / GOtt gebe glückliche Continuation;
Man sagt daß der Brunnen von einem Mägdel soll gefunden seyn / wel=
che / weil sie böse Füsse gehabt / sich darinn gewaschen / da dann ihre Beine /
so theils verlahmet / wieder gesund / sie aber blind worden / und da sie
solches den Leuthen zu verstehen gegeben / hat sie sich wieder darinn gewa=
schen / auch ihr Gesicht wieder bekommenen. Der Herr General Ellen=
brech hat von Jhrer Königl. Majest. in Dännemarck 2. Regimenter zu
Pferd und 1. zu Fuß zu werben / Patenta erhalten. Seine Majestät werden
als heut zu Rendsburg vermuthet / umb alldort über die stehende Troup=
pen die Revue zuhalten.
Den 10. Begaben sich beede Käyserl. und Königl. Mayt. wie auch
Jhro Hochheit der Ertz=Hertzog Carl / sambt der Durchleuchtigsten Jun=
gen Herrschafft nach dem Jungfrauen=Closter / deß Ordens der regulir-
ten Chor=Frauen deß Heil. Augustini bey St. Lorentz / und celebrirten all=
da das Fest letzt=besagten Heiligen / vormittag mit einem hohen Ambt /
welches Jhro Hochfürstl. Gnaden der Bischoff von Wienn hielte / und
nach eingenommenem Mittagmahl daselbsten / mit einer Vesper und
Li-
taney, deß Abends aber begaben dieselbe sich wieder in dero Favorita.
Eodem dito. Hat man auß Londen / von 20. Julij, daß auß Jrr=
land verschidene Regimenter nach Portugal sollen transportirt wer=
den / zu welchem Ende den 21. ein Courier nach Jrrland depechiret / sol=
ches zu befördern. Der Graff Galloway wird ehest nach Holland ⟨gehen⟩ /
von dannen derselbe mit einem offentlichen Character seine Reise nach
Savoyen fortsetzen wird. Unsere Moscowitische Flotte / ist auff die
Zeitung / daß vill Frantzösische Schiffe in die Nord=See kreutzen / zu
Kirkordie, mit den Convoyers eingelauffen. Die Officiers von denen
Zoll=Häusern / haben zu Kent 600. Packen Leinwand / so unlängst auß
Franckreich gekommen / und 60000. Pfund Sterlings werth geschä=
tzet werden / arrestiret. Die Königin hat anbefohlen / daß dises Jahr
200000. Pfund Sterlings auß der Civilen=Rolle zu Fortsetzung deß
Kriegs angewend werden sollen. Beynebens wird von Edenburg
von 14. Julij berichtet / daß das Parlament verordnet / das Buch
Anglo=Scotia betitelt / zu Londen herauß gegeben / und lästerliche Refle-
xiones über dise Nation begreiffet / durch den Hencker zuverbrennen.
Auß dem Haag vom 27. Julij. Meldet man / von der grossen
Ar-
mée, daß selbige die Frantzosen nicht zum schlagen bringen könne /
welche aber grossen Mangel an Fourage leydet / und sich in die Linien
gezogen / als glaubt man / daß ehesten unsere Armée die Feinde in
ihren Lager angreiffen werde / weilen wir biß 80000. Mann starck
seyn. Laut Lissabonischer Brieffen / waren daselbst vill praffe Haupt=
Officier auß Gallicien bey dem Admirant von Castilien ankommen /
welche die Versicherung gethan / daß in Kurtzem mehr folgen würden /
sintemahlen die Herrschafft der Frantzosen nicht länger erdulden kön=
ten. Jhr Majestät die Königin von Engeland haben 30. Protestan-
ten / einem jeden ⟨10⟩0. Guineen gegeben / damit nach Genff zu reisen /
umb von dannen solches Geld denen Sevennern zu bringen / damit sol=
che eine Subsistence haben mögen / mit dem Versprechen / daß bald grös=
sere Summen folgen / auch die combinirte Flotte ihnen das Benöthig=
te bringen sollte. Man glaubet / daß die Festung Geldern wohl ehe=
sten bombardiret werden dürffte / weil zu Wesel alle Anstalten darzu
fertig seynd / und nur noch einige Constabler und Bombardirer von
Berlin erwartet werden. Hingegen glaubt man / daß der Rit=
ter Schovel mit seiner grossen Esquadre Kriegs=Schiffen seinen
Lauff nach Portugal und dem Mittelländischen Meer wird fortgesetzt
haben. Beynebens wird auch anhero berichtet / daß die
Malconten-
ten 5. Frantzösische Königl. Regimenter sollen geschlagen haben / mit=
hin die völlige Ernd in ihre Retirade zu bringen Zeit gewonnen hätten /
welches aber mehr Confirmation braucht.
Auß Pohlen vom 15. Julij wird confirmiret / daß die Schweden
vor Thoren mit ihren Miniren unglücklich gewesen / und sollen ihren
Schaden auff vill 1000. Reichs=Thaller / ohne die verfallene Mann=
schafft schätzen / als deren sie schon in 1500. daselbst sollen haben sitzen
lassen / und deren noch täglich zu 5. biß 7. Mann sterben.
Man hat durch Brieffe auß Pariß von 20. Julij, daß der Printz
de Conti nach Spanien gehen soll / umb die Trouppen zu
comman-
diren / welche auß Franckreich in 10000. Mann starck dahin
marchi-
ren sollen. Auch hat der König Ordre gegeben noch 30. Regimenter
zu Fuß / und 20. zu Pferdt zuwerben / und darmit wider Portugall
zu agiren.
Eodem kamm ein Schreiben von 1. und 2. Augusti auß Ulm datirt /
den eygentlichen Verlauff der letztgehabten Action mit den Frantzosen be=
treffend. Montags Abends zwischen 9. und 10. Uhr seynd bey 1000. Mann
Frantzosen / so wohl lnfanterie als Cavallerie schnell auß der Statt
com-
mandirt worden / worzu die bey Rheinheimb / Pfull / und Offenhausen
campirende bey 4. biß 5000. Frantzosen gestossen / ihren March über die
zwischen hier / und Wiplingen geschlagene Schiff=Brucken genommen /
die bey Echingen / Munterklingen / und Riedlingen ligende Käyserl. Völ=
cker auffzuheben / es haben aber vermuthlich die Käyserl. Nachricht dar=
von bekommen / ehe sie dahin angelanget / in Postur gestanden / weilen
aber selbige ziemblich weit auß einander gelegen / als haben sie die
Infante-
rie nicht zu Handen bringen können / dahero sie anfänglich zimblichen
Schaden gelitten / aber sich dannech so dapffer gehalten / daß sie die Frantzo=
sen in die Flucht gebracht / und ihrer selbst eygener Aussag nach bey 1200.
erleget; Gestern Abends kammen nur einige Trouppen über gedachte
Brucken / biß dahin von sie verfolget / wider an / und wehrete der March
biß 2. Uhr gegen Tags / da dann 15. Wägen mit Blessirten hereinge=
bracht / ohne was in das Lager bey Offenhausen geführet worden / dar=
von heüt 180. in das so genannte Seelhauß herein kommen sollen / man
hat aller Orthen / insonderheit in die vornehme Häuser geschickt / umb
alte Leinwath / die Verwundte hiermit zuverbinden / auffzubringen / al=
le Würthshäuser seynd mit dergleichen Officiren beleget / deren etliche
heüt gestorben / sie manglen an 130. Officirs so todt und blessiret / darun=
ter 4. vornehme gezehlet werden. Gestern fruhe umb 9. Uhr seye der An=
griff geschehen / und biß gegen Abend gewehret / es können die Frantzo=
sen der Teütschen Dapfferkeit nicht genug rühmen / und sagen selber alle
Of-
ficiers / daß sie bey dergleichen Action niemahlen gewesen.
Ein anders auß Ulm vom 2. dito. Berichte daß auff allhiesigen
Münster kein ander Wacht nicht ist / als die Frantzosen / mißtrauisch / und
wann einige Käyserl. Trouppen sich dann und wann sehen lassen / sich förch=
ten / daß die alte Wacht ihnen keinen treuen Raport ertheilen möchte / dann
was die besetzte Thör betrifft / so seynd alle Haupt=Posten von denen
Bäyeris. verwahret / ausser unter dem Gänß=Thor seynd Frantzosen / doch
gleich daran und in dem Zeughauß wider Bäyern; Das scharffe Treffen
welches verschienen Tagen bey Ehingen und Munterklingen zwischen
denen Käyserl. und Frantzosen vorgegangen / wird täglich remarquabler /
es solle dergleichen Action in vielen Jahren nicht geschehen seyn / wie es
dann Officiers attestiren / daß als hitzig und verzweiffelt niemalen gefoch=
ten worden. Die Anzahl der Todten und Blessirten an Seiten der Fran=
tzosen solle sich auff 1200. und der Käyserl. auff 900. erstrecken / man kan
nicht glauben in was miserablen Stand die Blessirten anhero gelieffert
worden seynd / mancher hat genug an einer Schrammen / aber dise haben
6. 10. biß 12. Stich; Ein Frantzösischer grosser Herr ist auch gebliben /
item etliche Obristen / und bey 200. Officiers, von Käyserlichen wird ein
Printz von Hauß Lüneburg gemüsset / welcher mit andern in die Donau
gesprenget / und darin ertruncken / kein Theil hat dem andern Quartier gege=
ben; Der Käyserl. General de la Tour ware schon umbringet und gleich=
samb gefangen / aber sonderbarer Weise durchkommen / und höret man
stündlich Wunder / wie verbittert und hitzig alles zugegangen.
Lista
Deren / von Hohen und Niedrigen Standts=Persoh=
nen Ankunfft.
- Kärner=Thor / den 9. Aug. Herr Schnell / kombt als Courier auß
Tyroll / log. im wilden Mann. - Stuben=Thor / Ein Käyserl. Courier kombt auß Jtalien / log.
im Post=Ambt. - Rothenturn / Ein Käyserl. Courier kombt auß den Haag / log.
im Post=Ambt. - Kärnerthor den 10. Aug. Ein Cavallier Louis d'Nordwig, und
ein Lieut. vom Lothringis. Regiment / kommen auß Jtalien / log. im
wilden Mann.
NB. Der im vorigen Diario den 4. Aug. angekommene Dähnische Herr Gesandte
heist nicht Herr von Weinberg / sondern Herr von Weyhberg. ltem der den 5. Aug.
gekommene Lieut. Tromp auß Dännemarck / ware der Herr General=Lieut. Tromp.
Was vom 8. Augusti biß den 11. ejusdem vor
und in der Stadt gestorben.
Den 8. Aug. starb in der Stadt
- Dem Andre Sauerzapff / ein Wein=Commissarius im Trienter=
Hoff / sein Weib Rosina / ist an innerlicher Fäullung beschaut / alt 37.
Jahr. - Johann Daupy / ein Lagey im Gräfl. Walsteinischen Hauß in
der Herrn Gassen / ist an der Lungelsucht beschaut / alt 48. Jahr. - Jacob Mundus / ein Student im Waldmeisters Hauß auff der
Widen ist am hitzigen Fieber beschaut alt / 20. Jahr.
Den 9 starb vor der Stadt.
- Dem Christoph Hammer / Quardi=Soldaten im Hechlerischen
Hauß am Neüstifft sein Weib Anna / ist an der Lungelsucht beschaut /
alt 55. Jahr. - Die Elisabeth Brandstetterin / ein lediges Mensch beym gul=
denen Pelican bey St. Ulrich / ist an der Lungen=Cathar beschaut /
alt 48. Jahr
Den 10. starb vor der Stadt.
- Dem Andreas Schonauer Käys. N. Oe. Regierungs Cantzeley=
Verwandter im Brunnmeisteris. Hauß auff der Laimbgruben sein
Kind Frantz / ist an der Fraiß beschaut / alt ½. Jahr.